Redner: Prof. Dr. Getu Abraham, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Prof. Dr. Getu Abraham

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Beigeordnete,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
meine Damen und Herren,

ohne Licht kein Leben. Eine einfache Formel, die von der biblischen Schöpfungsgeschichte bis zum modernen Wissen über die Photosynthese funktioniert. Ohne Licht kein Leben.

Und ohne Zweifel: Es ist an uns allen, verantwortungsvoll mit Licht und dessen Folgen umzugehen. Besonders in einer Stadt wie Leipzig, die wie keine andere in Sachsen häufig einem Lichtermeer gleicht und damit ihren ganz eigenen Beitrag auch zur „Lichtverschmutzung“ leistet.

Denn oft genug stellen wir unsere ureigenen (und durchaus legitimen) Bedürfnisse nach Sicherheit, Unterhaltung, Dauererreichbarkeit über das gesundheitliche Wohl der Allgemeinheit. Lichtverschmutzung – also Dauerbeleuchtung – stört nicht nur Ökosysteme, sie macht Menschen krank. Und Tiere. Sie stört in erheblichem Maß den „natürlichen“ Tag-Nacht-Rhythmus.

Meine Damen und Herren, ich will hier keinen Teufel an die Wand malen, sondern Sie viel mehr dafür sensibilisieren, dass ein Lichtkonzept oder Lichtmasterplan ein wertvolles Werkzeug sein kann, Interessensausgleiche zu schaffen:

Aktuell reden wir – und das auch aus verständlichen Gründen – zuerst über Instrumente, die die Wirtschaftskraft in unserer Stadt wieder beleben. Schaufenster und Werbebeleuchtungen sind Visitenkarten des Einzelhandels, können als dessen „Bühne“ verstanden werden. Die rein pragmatische Ausleuchtung im funktionalen oder technischen Sinn nach Licht-Kenngrößen tritt dabei zugunsten der Präsentationsatmosphäre zurück. Trotzdem können wir hierauf nicht verzichten.

Gewerbe braucht Werbung. Ohne Werbung kein Gewerbe. Und Leipzig ohne Gewerbe – ich denke, hier sind wir uns einig – funktioniert nicht. Aber nicht nur Handel und Gewerbe benötigen Beleuchtung. Auch Apotheken, Kliniken, Tierkliniken, oder Schlüsseldienste sollten von weitem sichtbar sein.

Werbeanlagen sind notwendig. Aber wir brauchen Vereinbarungen, die von allen Beteiligten mitgetragen werden. Nur dann können wir auch davon sprechen, dass sie zu neuer Qualität im abendlichen Stadtraum beitragen können. Kommerzielle Beleuchtung muss sich deshalb in die öffentliche einfügen.

Und das nicht zum Selbstzweck, denn, um zum Ausgangsgedanken meiner Rede zurückzukehren: Mit Blick auf das Gemeinwohl ist ein Lichtkonzept geeignet, sorgsam mit Licht umzugehen, Lichtverschmutzung zu vermeiden, kurzum: Regeln zu schaffen, dass neue Lichtquellen sich nicht in den Vordergrund spielen, sondern die bereits existierenden behutsam unterstützen.

Pflanzen, Tiere und Menschen werden es uns danken.

Vielen Dank.