Erinnern u. Gedenken an die barbarische Zerstörung der Universitätskirche vor 40 Jahren
Anlässlich der Sprengung der Paulinerkirche vor 40 Jahren erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende, Axel Dyck:
Die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat hat seit der politischen Revolution 1989 wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass sie den Abbruch der Universitätskirche St. Pauli als einen Willkürakt der SED-Machthaber und ein Verbrechen gegenüber der Jahrhunderte alten kulturellen Tradition der Universität und der Stadt Leipzig ansieht.
Die barbarische Zerstörung der Paulinerkirche richtete sich gegen die Verbindung von christlichem und humanistischem Geist. Sie raubte der Stadt Leipzig darüber hinaus eine Wirkungsstätte hervorragender Musiktradition. Die Sprengung der Kirche ging einher mit der verstärkten Bespitzelung und Verfolgung von Andersdenkenden durch die Machtapparate der SED. Für diejenigen Menschen, die den persönlichen Aufstand gewagt hatten, diese Kirchensprengung anzuprangern, begannen viele Jahre der Benachteiligung, Angst und – in zahlreichen Fällen – der Gefängnishaft.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Personen, die gegen den Willkürakt Widerstand geleistet haben, für ihren Mut und ihre Zivilcourage bedanken. Die verschiedensten Formen der Proteste gegen die Zerstörung der Universitätskirche reihen sich ein in die Kette couragierten Handelns gegen die DDR-Diktatur, die bekanntlich gut 20 Jahre später überwunden werden konnte.
Aus Anlass des 40. Jahrestages der Sprengung der Paulinerkirche findet neben verschiedenen Gedenkveranstaltungen derzeit eine bemerkenswerte Ausstellung (“Erinnerungen von Zeitzeugen an die Sprengung der Universitätskirche 1968”) im Neuen Rathaus statt. Wir begrüßen diese Dokumentation und wünschen ihr ein großes Interesse durch die Bürgerinnen und Bürger und damit den Erfolg, den sie verdient. Wir hoffen, dass die Ausstellung auch dazu beiträgt, die Erinnerungen an die jüngste Geschichte lebendig zu halten.
Die demokratisch gewählten Mitglieder SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat sehen sich nicht in der Tradition und Nachfolge der undemokratisch zusammengesetzten Stadtverordnetenversammlung zu DDR-Zeiten. Sie sehen aus diesem Grund auch keine Veranlassung, sich von einzelnen Beschlüssen dieses Gremiums zu distanzieren. Es könnte im Gegenteil dann der Eindruck entstehen, dass andere Beschlüsse dieses Gremiums auf demokratischem Wege zustande gekommen seien.
Die eigentliche Entscheidung zum Abriss der Kirche fiel im Politbüro der SED Anfang Mai 1968. Bereits seit Anfang der 60er Jahre gab es Pläne zur Umgestaltung des damaligen Karl-Marx-Platzes, ohne eine Universitätskirche.