Rede zu den Vorlagen „Naturkundemuseum Leipzig – Grundsatzbeschluss und Standortentscheidung“ und „Überplanmäßigen Aufwendungen zur Kofinanzierung der Ertüchtigung, Sanierung und des Umbaus der Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei mit dem Ziel der Schaffung einer kulturellen Gemeinbedarfseinrichtung“ in der Ratsversammlung am 20.01.2016
Rednerin: Katharina Schenk, Stadträtin der SPD-Fraktion
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste, liebe Zuschauer/innen am von mir geschätzten Live-Stream,
heute passiert etwas, was ich – und wohl die Mehrheit hier im Haus – nicht in dieser Form erwartet hätten. Wir sprechen über das Naturkundemuseum an neuem Standort – über die Zukunft eines Museum, das lange – unterstützt von vielen ehrenamtlichen Engagierten und seinen verbliebenen Mitarbeiter/innen – am Leben gehalten wurde und doch nie richtig leben konnte. Der Platz viel zu klein für große Sonderausstellungen, die Mitte viel zu knapp, um überhaupt einmal den riesigen Fundus durcharbeiten zu können, Fachmitarbeiterinnen und Fachmitarbeiter für bestimmte Disziplinen schon lange vermisst und trotzdem kamen Kinder- und Schüler/innengruppen, Interessierte, Liebhaber.
Es wurde immer deutlicher: Dieses Museum will leben – es hat sich ganz in der musealen Tradition gehalten. Befürworterinnen und Befürworter haben sich gesammelt, um es zu bewahren – ein Museum ist eben mehr als bloße Ausstellungspräsentation.
Für all die Engagierten, aber auch für uns kann es nun ein Tag der guten Nachricht werden. Wir haben die Chance – und natürlich birgt sie als solche auch immer gewisse Risiken – ja zu sagen, zu einer greifbaren Zukunft des Naturkundemuseums.
Doch nicht nur das: Wir haben die Chance, diesen Tag gleich mit zwei guten Nachrichten zu schmücken.
Die Geschichte des Theaterhauses ist lang – fast möchte man von einer Geschichte des Wartens sprechen. Sehnsüchtig wird eine Lösung erwartet und eingefordert. Ich will nicht verhehlen, dass die mögliche Integration des Naturkundemuseum zunächst wie eine Gefahr schien. Umso erleichterter waren wir, die Vorlagen schließlich in den Händen zu halten – zwei Sorgenkinder können heute zu Attraktionen – nicht nur für Kinder – werden.
Unsere Zustimmung zum Theaterhaus ist vollkommen klar und unzweifelhaft. Auf einige Bedenken in der Debatte rund um das Naturkundemuseum will ich hier aber knapp eingehen.
In den vergangenen Wochen – als die Konturen des Naturkundemuseums immer klarer wurden – gab es auch in meiner Fraktion viele Fragen. Manche sind immer noch nicht überzeugt. Wird das Museum gut erreichbar sein, gerade auch für kurze Kinderbeine? Wird das Museum eine geeignete Direktorin oder einen geeigneten Direktor finden? Wie kann sich das Museum so attraktiv präsentieren, dass neue Besucherinnen und Besucher gewonnen werden?
Für die Mehrheit meiner Fraktion kann ich nach der Lektüre der abermaligen Neufassung sowie mit dem steten Blick auf einige angedachte Änderungen „Ja“ sagen.
Ja zum zugänglich machen der vorhandenen Sammlungen,
ja zum Bewahren der Geschichte und Zukunft des Museums und
ja zur Chance, endlich wieder Ausstellungen für ein breites Publikum zeigen zu können.
Die Neufassung zeigt uns das feste Bemühen der Verwaltung, ein gut erreichbares, modernes und trotzdem finanzierbares Museum zu schaffen. Dieser Dreiklang ist erstmals so greifbar.
Die Chancen für diese beiden so entschiedenen Projekte für die kulturelle Landschaft Leipzigs kamen unverhofft – wir wollen sie ergreifen, um beide Projekte nun endlich und ein für allemal auf den Weg zu bringen.