Rede zu den Vorlagen “Rückbauförderung für die Wohngebäude am Brühl”, “Verkauf von Teilflächen am Brühl” und “Städtebaulich – architektonische und funktionelle Neuordnung des Areals Brühl / Richard-Wagner-Straße”

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des FA Stadtentwicklung und Bau

Die Bebauung am Brühl zwischen Richard-Wagner-Platz und Am Hallischen Tor soll neu gestaltet werden. Das ist nach dem Auszug von Karstadt aus der Blechbüchse und dem Leerzug der drei dortigen Wohngebäude zwingend notwendig, da der Brühl in diesem Bereich zu verkommen droht.Strittig ist die Nutzung für den zu schaffenden Komplex. Die am Verfahren beteiligten Anbieter gehen davon aus, dass zusätzlich zu den 10.000 m² in der so genannten Blechbüchse, für die Bestandsschutz besteht, ca. 25.000 m² Verkaufsfläche erforderlich sind, um eine rentierliche Nutzung dieses Komplexes sicherstellen zu können.

Einzelhandelsverband und IHK sowie viele Bürger finden das zu viel. Mich erinnert die Diskussion fatal an die Diskussionen im Vorfeld des Umbaus des Leipziger Hauptbahnhofes. Auch damals wurde auch mir vorgeworfen, wir wollten den Bahnhof lediglich zu einem Konsumtempel verkommen lassen. Zudem würden die Händler der Innenstadt in den Ruin getrieben werden. Das ist zum Glück alles nicht eingetreten. Im Gegenteil, der Bahnhof ist zum zusätzlichen Magneten für die Innenstadt geworden.

Richtig ist aber, dass über die Sortimentsstruktur gesprochen werden muss. Dem Investor muss klar sein, dass die Innenstadt nicht weitere Bekleidungs- und Schuhläden braucht. In der Innenstadt fehlen jedoch Möbel- und Ausstattungsläden. An diesen Standort passt kein Möbelkaufhaus für Selbstabholer. Eine Kombination von Möbelläden mit unterschiedlichem Sortiment und Preisniveau wäre jedoch wünschenswert. Mit einer solchen Kombination würden auch keine Arbeitsplätze im Einzelhandel der Innenstadt vernichtet, sondern neu geschaffen.  

Zu Rettern der Innenstadthändler schwingen sich vor allem Institutionen auf, die noch nie zu hören waren, wenn die Stadt im Interesse vor allem der Innenstadthändler gegen den Bau und die Erweiterung des Saaleparkes gekämpft hat. Der Saalepark  zieht in erheblichem Umfang Kaufkraft aus der Leipziger Innenstadt ab.

Vermisst habe ich bei dem Diskussionsprozess zur Brühlbebauung die Vertretung der Citygemeinschaft  unserer Händler. Gerade sie müsste sich bei Diskussionen um Einzelhandelsflächen und vor allem um Sortimentsstruktur rechtzeitig zu Wort melden. Genau das ist die Stärke gut geführter Einkaufszentren, da sie Einfluss auf den Branchenmix ihrer Einrichtungen nehmen. Warum tut das nicht auch unsere City-Gemeinschaft?

Auch die SPD-Fraktion möchte an dieser Stelle des Stadtzentrums kein nach außen abgeschottetes Einkaufzentrum haben. Uns ist jedoch klar, dass dort ein Objekt entstehen muss, was wirtschaftlich selbsttragend  agieren kann. Jegliche kulturellen oder andere öffentliche Nutzungen wären zu begrüßen, aber nur wenn nicht die Stadt die Miete dafür zahlen muss.

Meine Fraktion möchte, dass an dieser sensiblen Stelle der Stadt hochwertige Architektur geschaffen wird. Dazu kann ein Architekturwettbewerb beitragen. Es ist jedoch zwingend notwendig, dass die Stadt maßgeblichen Einfluss auf die Rahmenbedingungen des Wettbewerbes und auf die Zusammensetzung des Preisgerichtes hat.   

Drei Beschlüsse stehen heute auf der Tagesordnung des Stadtrates. Wir werden den Vorlagen zustimmen, da sie Voraussetzungen für den weiteren Fortgang darstellen.  Der Brühl hat es verdient, dass sich dort schnell etwas zum Positiven verändert.