Rede zum Antrag zum Haushaltsplan 2010 „Schaffung von Schulsozialarbeiterstellen an allen Leipziger Mittelschulen“

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin und Stellv. Vorsitzende im FA Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

Schulsozialarbeit ist eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe, also eine Regelaufgabe nach §13 SGB VIII.
Schulsozialarbeit soll soziale Benachteiligung ausgleichen und individuelle Beeinträchtigungen überwinden helfen, um junge Menschen in ihrer schulischen Ausbildung und sozialen Integration zu fördern.

Wo muss man mehr soziale Benachteiligungen ausgleichen, als in Förderschulen und Mittelschulen?
Das sächsische Schulsystem teilt die Kinder nach der  4. Klasse auf. Die, die nicht die Bildungsempfehlung schaffen, werden eben „nur“ Mittelschüler.
Ein Mittelschullehrer, der eine 5. Klasse übernimmt, hat ca. 20 bis 25 Schüler vor sich, meistens 2/3 Jungen und 1/3 Mädchen. Die besten in der Klasse haben in Deutsch und Mathematik eine 3. In jeder Klasse sind meistens mehrere Integrationskinder. Alle Schüler der Klasse verbindet am ersten Tag: Wir sind die, die übrig geblieben sind.
Ich muss sicherlich nicht ausführen, wie viele soziale Benachteiligungen in Mittelschulklassen sonst noch zusammenkommen.

An neun Mittelschulen in Leipzig gibt es bereits Schulsozialarbeit. Durchweg wurden gute Erfahrungen gemacht. Schulsozialarbeiter übernehmen vielfältige Aufgaben, sie arbeiten mit Lehrern, Jugendamt, Eltern und Schülern zusammen.
Wichtigstes Ziel von Schulsozialarbeit ist es, Schulverweigerung entgegenzuwirken und allen Schülern zu einem Schulabschluss zu verhelfen.

Mit Schulsozialarbeit können wir die Akzeptanz von Mittelschulen erhöhen. Viele Eltern haben große Bedenken, ihre Kinder an einer staatlichen Mittelschule anzumelden, weil es dort viele soziale Probleme gibt. Auch die Stadt Leipzig unternimmt einige Anstrengungen, das Mittelschulnetz zu „optimieren“ – so wie die Schließung von Schulen und die Einhaltung der Kennzahl 25 gern genannt wird.
Wir haben die Verantwortung für die Kinder und können nicht andauernd darauf warten, dass das Land Sachsen auf Missstände reagiert. Natürlich sollte das geschehen, aber wir konnten in letzter Zeit verfolgen, welche Prioritäten die Landesregierung setzt und welche nicht. Die Kürzung der Jugendpauschale zeigt das deutlich.
Die Stadt Leipzig sollte an dieser Stelle ein Zeichen setzen, ein Zeichen für Mittelschulen.

Bitte stimmen Sie diesem Antrag zu.