Schlagwortarchiv für: Betreuungsschlüssel

Christopher ZenkerBeim Betreuungsschlüssel bleibt Sachsen Entwicklungsland.

SPD-Stadtrat Christopher Zenker, der seine Fraktion im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule vertritt, ist nur teilweise erfreut über Erfolg, den die Kommunen bei den Verhandlungen mit dem Freistaat zur Erhöhung der Kita-Pauschale erreicht haben: „2.060 Euro pro Kita-Platz statt wie bisher 1.875 Euro sind natürlich eine Verbesserung für die Kommunen. Seit 2005 hatte der Freistaat seine Beteiligung an der Finanzierung der Kinderbetreuung nicht mehr erhöht und damit Kommunen sowie Eltern mit den steigenden Betriebskosten bei den Kindertagesstätten allein gelassen. Nun, kurz vor der Landtagswahl, hat die Staatregierung dann doch erkannt, dass sie hier im Zugzwang ist.“

„Von einer gerechten Finanzierung, bei der Land und Kommunen die Kosten zu gleichen Teilen tragen, sind wir jedoch nach wie vor noch weit entfernt“, konstatiert Zenker. „Schließlich liegt die vom Städte- und Gemeindetag bezifferte notwendige Höhe der Kita-Pauschale bei 2.300 Euro, um die Kostensteigerungen seit 2005 anteilig aufzufangen. Also bleibt der Großteil der Betriebskosten, die auch in den nächsten Jahren steigen werden, weiterhin an den Kommunen und den Eltern hängen. Seit Jahren hat der Freistaat seine Haushaltssanierung auch auf Kosten der Kommunen vorangetrieben, indem unter anderem die Betriebskostenzuschüsse des Bundes für die Kinderbetreuung nicht an die Städte und Gemeinden weitergereicht wurden. Allein im letzten Jahr waren dies 38,5 Millionen Euro. Neben der angekündigten Erhöhung müssen diese Zuschüsse endlich an die Kommunen ausgereicht werden. Zudem brauchen auch die Kommunen Planungssicherheit. Eine dynamische Anpassung der Kita-Pauschale wäre daher zu begrüßen.“

Enttäuschend ist aus Sicht der Leipziger SPD-Fraktion die Tatsache, dass der Freistaat sich  nicht zu einer Senkung des Betreuungschlüssels in Kindergärten und -krippen – wie auch von den Sozialverbänden gefordert – durchringen konnte, obwohl der Betreuungsschlüssel in Sachsen bundesweit einer der schlechtesten ist. „Eine qualitative Verbesserung der Kinderbetreuung findet wieder nicht statt. Sachsen bleibt damit in puncto frühkindlicher Bildung weiter deutsches Entwicklungsland. Vielleicht ändert sich daran nach der Landtagswahl etwas, wenn die Regierungskoalition hoffentlich eine andere ist“, so Christopher Zenker abschließend.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!    

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

über 98 Millionen Euro gibt die Stadt Leipzig für die Betreuung der Kinder aus. Trotzdem müssen die Elternbeiträge erhöht werden.
Ein Betreuungsplatz wird von drei Seiten bezahlt: von den Eltern, der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen.

Ein Krippenplatz kostet im Monat 879,07 Euro.
Die Eltern zahlen davon ab 2012 202,19 Euro.
Der Freistaat Sachsen beteiligt sich doch immerhin mit 156,25 Euro.
Den Rest, also 520,63 Euro, zahlt die Stadt Leipzig.
Können die Eltern den Eigenanteil nicht aufbringen, übernimmt die Kommune auch noch den Elternanteil, für das zweite Kind reduziert die Stadt Leipzig den Elternbetrag, für das dritte Kind zahlen die Eltern keine Betreuungskosten.

Ein Kindergartenplatz kostet 405,73 Euro.
Die Eltern zahlen ab 2012 109,55 Euro, das Land Sachsen 156,25 Euro und der Anteil der Stadt beträgt 139,93 Euro.

Hortplätze sind für die Stadt am günstigsten, für einen Platz muss die Stadt lediglich 9,90 Euro bezahlen, es sei denn, die Eltern sind von der Bezahlung befreit.

Immerhin wird für ca. 30 Prozent der Plätze eine Absenkung  oder vollständige Ermäßigung der Elternbeiträge vorgenommen. Dafür plant die Stadt Leipzig 21,38 Millionen Euro für das Jahr 2012 ein.

Die Stadt Leipzig muss für immer mehr Kinder Betreuungsplätze schaffen. Dieser Aufgabe kommt sie auch nach, dafür sorgt schon der Stadtrat. In Leipzig gibt es keine Zugangsbeschränkungen – das muss nach Meinung meiner Fraktion auch so bleiben – und es gibt umfangreiche Maßnahmen der Absenkung der Elternbeiträge.
Durch die Verantwortung, die die Stadt übernimmt, entstehen also in jedem Jahr erheblich Mehrkosten und die Kommune muss sich Gedanken darüber machen, wie das Betreuungs-netz finanziert wird.

Das Land Sachsen fordert zwar die Betreuung, die Absenkung der Elternbeiträge und wünscht sich keine Zugangsbeschränkungen – jedoch werden diese Forderungen nicht in Taten umgesetzt. Seit Jahren bleibt die Kostenpauschale gleich, der Betreuungsschlüssel wird den Erfordernissen des Bildungsplanes nicht angepasst und das kostenfreie Vor-schuljahr wurde auch wieder abgeschafft.
Die Kommunen können ja sehen, wie sie die Kinderbetreuung finanzieren und die Qualität der Betreuung steigern. Wir Stadträte müssen für die verfehlte Politik des Landes unseren Kopf hinhalten, um den Stadthaushalt nicht mit explodierenden Kosten für die Kinderbetreuung zu belasten.
Ich fordere alle Mitstreiter- Eltern, Freie Träger und alle Stadträte – auf, sich auf Landesebene für die Erhöhung der Kostenpauschale und für die Anpassung des Betreuungsschlüssels einzusetzen.

Meine Fraktion ist sich bewusst, dass die Erhöhung der Elternbeiträge für viele Familien eine hohe Belastung darstellt. Trotzdem werden wir dieser Vorlage zustimmen müssen. Die SPD-Fraktion hat einen Haushaltsantrag eingereicht, der die Qualität der Kinderbetreuung weiter erhöhen soll, damit die Erhöhung auch bei den Kindern ankommt.