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Um die Anreise zur beliebten Buchmesse im kommenden Jahr komfortabler und effizienter zu gestalten, schlägt die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat den Einsatz von Sonderzügen vor. Marius Wittwer erklärt in seiner Rede die Hintergründe:

„Die Besucherzahlen der Leipziger Buchmesse steigen Jahr für Jahr – wunderbar, dass die Begeisterung insbesondere für das Buch in unserer zunehmend digitalen Welt so groß ist!“ so Wittwer. „Es zeigte sich aber auch, dass die Organisation noch nicht ausreichend mitgewachsen ist. Lange Schlangen, Staus, volle Bahnsteige und Menschentrauben dominierten das Bild außerhalb der Messehallen. Die SPD-Fraktion forderte deshalb Nachbesserungen, denn umso mehr Menschen im Frühling den Weg nach Leipzig finden, umso besser muss die Organisation dieser Großmesse sein!“ Hintergrund sind die vielen Berichte während der Buchmesse in den sozialen Medien, die zum Teil unhaltbare Zustände in den Stoßzeiten gezeigt haben. Dabei war neben der Anreise mit ÖPNV oder Pkw auch das Einlassmanagement der Messe stark kritisiert worden.

Marius Wittwer

Marius Wittwer ergänzt dazu: „21 Minuten benötigt die Straßenbahn vom Hauptbahnhof zur Messe. 14 Haltestellen! Züge hingegen benötigen 6 Minuten – bestenfalls ohne Zwischenhalt. Allein die Zahlen zeigen, dass Messesonderzüge effizient wären. Sie hätten eine hohe Kapazität und die Besucherinnen und Besucher hätten eine kürzere und weniger stressige An- und Abreise.

Der Verwaltungsstandpunkt, der eine Prüfung von zusätzlichen Kapazitäten und entsprechende Verhandlungen in Aussicht stellte, wurde von der Ratsversammlung mit großer Mehrheit (56/1/2) angenommen.

Artikel von Stadtrat Marius Wittwer für das Leipziger Amtsblatt vom 26.04.2025

Unsere Stadt und ihre traditionsreiche Messe, die in diesem Jahr ihr 860-jähriges Bestehen feiert, kann sich mittlerweile rühmen, dass hier die besucherstärkste Buchmesse Deutschlands stattfindet. Zusammen mit dem Lesefest „Leipzig liest“ und der Manga-Comic-Convention kamen 296.000 Besucher in unsere Stadt. Wunderbar, dass die Begeisterung insbesondere für das Buch in unserer zunehmend digitalen Welt so groß ist! Unser Messegelände ist leistungsfähig – leider hatte man während dieser vier Messetage stellenweise einen gegenteiligen Eindruck. Lange Schlangen, Staus, volle Bahnsteige und Menschentrauben dominierten das Bild außerhalb der Messehallen. Unsere Fraktion fordert deshalb Nachbesserungen, denn umso mehr Menschen im Frühling den Weg nach Leipzig finden, umso besser muss die Organisation dieser Großmesse sein.

Marius Wittwer

Umgehend erarbeitete meine Fraktion einen umfangreichen Fragenkatalog an die Verwaltung und einen Ratsantrag für die Einführung von Messe-Sonderzügen. Es ist ein altes Rezept aus der Zeit der Leipziger Universalmesse, dass wir in kleinerem Umfang für unsere heutigen Anforderungen wiederbeleben wollen. Pendelzüge zwischen dem Messebahnhof und dem Hauptbahnhof hätten eine hohe Kapazität und man wäre nur noch 6 Minuten unterwegs statt 21 Minuten mit der Straßenbahn.

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, gemeinsam mit dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) und der Deutschen Bahn (DB) die Einführung von Messe-Sonderzügen zur Leipziger Buchmesse ab dem Jahr 2026 einzurichten und entsprechende Verhandlungen aufzunehmen.

Ziel ist es, während der Messetage einen regelmäßigen Pendelverkehr zwischen dem Leipziger Hauptbahnhof und dem Messebahnhof einzurichten, um den wachsenden Besucherzahlen Rechnung zu tragen und um die LVB-Straßenbahnlinie
16 zu entlasten.


Begründung:

Die Leipziger Buchmesse gewinnt stetig an Bedeutung und zieht jedes Jahr erfreulicherweise mehr Besucherinnen und Besucher an. Die bestehenden ÖPNV-Verbindungen, insbesondere die Straßenbahnlinie 16, wie auch die aktuellen S-Bahn-Verbindungen, stoßen dabei an ihre Kapazitätsgrenzen. Überfüllte Bahnen und die teilweise Sperrung der Bahnsteige waren in diesem Jahr leider zu konstatieren.
Durch die Einführung von Messe-Sonderzügen zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Leipzig Messe kann eine schnelle, sichere, komfortable und umweltfreundliche Anreise sichergestellt werden. Die Reisezeit zur Messe würde sich außerdem für die Besucherinnen und Besucher von ca. 20 Minuten in der Straßenbahn auf 5 Minuten bis zum Messebahnhof
verkürzen.
Die Stadt Leipzig sollte daher frühzeitig mit den Akteuren in den Dialog treten, um eine Umsetzung zur Buchmesse 2026 zu ermöglichen.

Die SPD-Ratsfraktion Leipzig setzt sich für die Einführung von Sonderzügen zur Leipziger Buchmesse ab 2026 ein. Die zusätzlichen Züge sollen in enger Taktung während der Messetage zwischen dem Hauptbahnhof und dem Messebahnhof pendeln, um den Besucherandrang in Stoßzeiten von und zum Messegelände besser zu bewältigen.

„Die Leipziger Buchmesse wächst stetig und zieht jedes Jahr mehr Gäste an. Um diesem Ansturm gerecht zu werden und eine schnelle, komfortable und umweltfreundliche Anreise zu gewährleisten, brauchen wir ein verbessertes Angebot“, erklärt Frank Franke, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Frank Franke

Franke weiter: „Wir freuen uns über den großen Zuspruch und den Erfolg der gestern zu Ende gegangenen Buchmesse. Damit die Besucherinnen und Besucher aber ohne Gedränge sicher und komfortabel von und zur Messe kommen, brauchen wir offensichtlich zusätzliche Transportmöglichkeiten. Die Sonderzüge bringen auch eine spürbare Entlastung für die überfüllten Straßenbahnen der LVB. Des Weiteren steigert eine bessere Anbindung die Attraktivität der Leipziger Messe. Mit dem Einsatz zusätzlicher Züge wollen wir außerdem PKW-Anreisenden die Möglichkeit geben, während der Buchmesse umzusteigen. Das würde die Straßen und Parkplätze am Veranstaltungswochenende spürbar entlasten. Die SPD-Ratsfraktion wird sich daher zügig im Stadtrat für eine Umsetzung der Maßnahme einsetzen.“

Redner: Christopher Zenker, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste,

unsere Meinungsfreiheit schützt auch abstoßende, widerwärtige und hässliche Äußerungen. Was bedeutet das für uns? Muss es eine Demokratie aushalten, wenn Leute zu Wort kommen, die Demokratie ablehnen? Ja, das muss sie. Ist es demokratisch, wenn man Menschen, die die Demokratie ablehnen, an ihrer Meinungsäußerung hindern möchte? Aus meiner Sicht, nein. Dennoch, Meinungsfreiheit endet dort wo Strafrecht beginnt, wo unser Grundgesetz verlassen wird. Doch wollen wir oder die soll die Leipziger Messe, genau das entscheiden.

Natürlich sind Verlage wie Compact oder Antaios mit ihren Publikationen und den durch sie transportierten Ressentiments und dem Hass eine Zumutung. Dennoch, die Meinungs- und Pressefreiheit sind ein hohes Gut und sie sind zentraler Bestandteil unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung, weshalb sie auch in Deutschland geschützt sind. Auf das, was uns diese Verlage oft an kruden Theorien und Mumpitz gepaart mit Rassismus und Nationalismus zumuten, mit einer Ausladung von der Buchmesse zu reagieren, ist deshalb der falsche Weg. Es wäre Wasser auf die Mühlen der Anitdemokraten. Für sie wäre das natürlich ein Beweis dafür, dass unsere Demokratie eigentlich keine sei und Kritiker mundtot gemacht werden sollen. Genau das ist doch das Geschäftsmodell dieser Verlage. Der Opfermythos will schließlich gepflegt werden. Wir sollten beim Pflegen nicht noch helfen. Wir müssen mit Klarheit und Vernunft sowie einer Portion Gelassenheit darauf reagieren. Zu Vernunft und Gelassenheit gehört es eben nicht, diese Verlage von der Buchmesse fernzuhalten. Vielmehr sollte man das Programm der Verlage wie Compact und Antaios in einen Gesamtkontext setzen, um deren Inhalte als das zu entlarven, was sie sind. Nämlich allzu oft Hass, Hetze und dumpfer Nationalismus. Das gelingt jedoch nur, indem man Kontroversen zulässt und Themen in den Vordergrund stellt, die im Programm dieser Verlage abgelehnt werden. Hierzu gehören Themen wie die Meinungsfreiheit, die offene Gesellschaft und der Minderheitenschutz. Es ist gut, dass die Messe dabei unterstützt, ein entsprechendes Programm mit auf die Beine zu stellen.

Mir wäre es auch lieber, wenn wir solche Diskussionen nicht zu führen bräuchten. Aber die Realität sieht nun mal anders aus. Es gibt solche Verlage und es gibt eben auch diese Meinungen, die über deren Publikationen verbreitet werden. Das ist eine Herausforderung, der sich eine offene, demokratische Gesellschaft stellen muss. Eine Herausforderung, der wir uns als Demokratinnen und Demokraten in Parlamenten und Räten, der sich Journalistinnen und Journalisten und der sich die Zivilgesellschaft stellen muss.

Die Pressefreiheit, die Freiheit des Wortes, möchten AfD und die mit ihr sympathisierenden Verlage wie Compact oder Antaios aushebeln. Dies hat nicht zuletzt die Debatte um Deniz Yücel im Bundestag gezeigt, als die AfD Texte von ihm missbilligen lassen wollte. Ein Versuch politischer Zensur, ein Angriff auf die Pressefreiheit, der abgewehrt wurde. Die AfD hat damit einmal mehr gezeigt, dass Erdogan und sie Brüder im Geiste sind. Denn wie sagte der französische Staatsmann Léon Gambetta schon im 19 Jahrhundert: „Despotismus und Pressefreiheit können nicht nebeneinander bestehen.“ Lassen sie uns die inhaltliche Auseinandersetzung mit Compact, Antaios, AfD und Co. suchen, auch wenn das zuweilen schwer fällt, da außer Kruden Theorien, Nationalismus und Rassismus wenige Inhalte übrig bleiben.

Um unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen, müssen wir ihre Werte leben. Eben einer dieser Werte ist Meinungsfreiheit und diese sollte nur dort eingeschränkt werden, wo es gar nicht anders geht.

„Für das Wort und die Freiheit“, das war 2016 das Motto unter dem die Leipziger Buchmesse stattfand. Das darf keine Worthülse bleiben. Über den Buchhandel findet eine Verbreitung des gesprochenen und geschriebenen Wortes statt, damit sollte die Freiheit der Meinungsäußerung integraler Bestandteil einer jeden Buchmesse sein. Und die Freiheit des Wortes gilt eben auch für aus unserer Sicht hässliche Meinungen. Das bedeutet, auf einer Buchmesse dürfen alle Bücher und Meinungen präsentiert werden, solange sie nicht gerichtlich verboten wurden und durch unser Grundgesetz gedeckt sind, auch wenn das manchmal schwer zu ertragen ist.

Ich möchte daher mit Willy Brandt schließen:

„Die garantierte Presse- und Meinungsfreiheit ist ein für die Demokratie zu hohes Gut, als dass es von irgendeiner Seite beeinträchtigt werden sollte.“

Wir werden aus diesem Grund den Antrag ablehnen.