Organisations- und Personalentwicklungskonzept der Stadtverwaltung Leipzig
Redner: Helmut Voß
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,
das Personalentwicklungskonzept erinnert mich irgendwie an die Darbietung eines Hochseilartisten, der auf einem dünnen Stahlseil einen Abgrund zu überqueren versucht. Auf den Enden einer Balancierstange befindet sich auf der einen Seite die Zahl 263 Millionen, auf der anderen die Zahl 5200 Stellen. Auf dem Rücken trägt der Seiltänzer einen Rucksack mit einigen Überraschungen, deren Zusammensetzung er aber selbst nicht genau kennt. Trotzdem nimmt er sein Ziel, die andere Seite der Schlucht zu erreichen, fest ins Auge. Wichtig ist dabei immer: nur nicht das Gleichgewicht verlieren!
Personal, Stellen, Millionen, klingen wie Zutaten zu einer notwendigen, lebenswichtigen Komposition. Und das sind sie wohl auch! Was ist eine Stadtverwaltung ohne gut ausgebildetes, motiviertes und kompetentes Personal? Sie wäre wie eine Kulisse, in der die Darsteller fehlen. Wenn wir nun hier ständig von Stellen sprechen, so ist hinter jeder Stelle ein Mensch, ein Lebensplan und vielleicht eine Karriere zu sehen. Dies sollten wir bei allen Haushaltszwängen nicht aus dem Auge verlieren. Die Vorlage, über die wir reden, hat wohl alle diese Ziele im Blick. Trotzdem hat sie noch einige Mängel, die nicht zu übersehen sind. Ein Konzept kann ja nicht als endgültig betrachtet werden. Es bedürfe schon prophetischer Gaben, wollten die Autoren dieser Fleißarbeit alle möglichen Aufgaben der kommenden Jahre erkannt und präzisiert haben. Deshalb ist anzumahnen, bevor man über Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich verhandelt, dass sich der Berg der anfallenden Arbeit so auf die vorhandenen Mitarbeiter verteilt, dass sie nicht befürchten müssen, von ihm erdrückt zu werden. Andererseits ist die Verwaltung es den Bürgern schuldig, dass deren Anliegen in einem vernünftigen Zeitrahmen, freundlich und mit Sachverstand erledigt werden. Deshalb muss wohl an den Enden der Balancierstange noch korrigiert werden, wenn sich herausstellt, dass man das Gleichgewicht verlieren könnte. Ein weiterer Punkt fordert besondere Beachtung. Genügt es, wenn in zehn Jahren 150 neue Mitarbeiter ausgebildet wurden sind, die dann auch übernommen werden. Ausgebildet werden ja mehr. Bei der abzusehenden Entwicklung der Altersstruktur ist in einigen Jahren ein böses Erwachen vorprogrammiert!
Eine Konzeption ist, wie gesagt, kein ehernes Gesetz. Es ist aber angemessen, dass der Stadtrat die Personalentwicklung in der Verwaltung ständig kritisch begleitet. Auch scheint es sinnvoll, mit den Betroffenen, die Auswirkungen dieser Konzeption kritisch zu hinterfragen. Aus der Sicht der Mitarbeiter bekommt manches Vorhaben eine ganz andere Bedeutung. Mit dieser Konzeption wird ein notwendiger Schritt in die Zukunft gewagt, mit ihr lässt sich, wenn auch auf schwankendem Seil, das Ziel erreichen. Die SPD Fraktion wird der Vorlage zustimmen.