Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Sprecherin der SPD-Fraktion für den Bereich Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

das Bekenntnis der Stadt Leipzig, Schulbibliotheken und Leseräume materiell und technisch auszustatten ist lobenswert und eigentlich auch schon seit einiger Zeit Verwaltungshandeln.
Regelmäßig und planbar erhalten die Schulbibliotheken und Leseräume nun finanzielle Ausstattung.
Die schulbibliothekarische Arbeitsstelle überwacht die gestellten Qualitätsstandards, schult die Mitarbeiter und übernimmt die Netzwerkarbeit mit den Kooperationspartnern.

Schulbibliotheken ermöglichen allen Schülern den Zugang zu Büchern. Ein Grundschüler kann oft noch nicht allein in die Städtische Bibliothek fahren, deshalb ist die Schulbibliothek eine wichtige Basis für die Entwicklung von Lesefreude und Medienkompetenz. An den weiterführenden Schulen ist eine Schulbibliothek unerlässlich für die Durchführung des Unterrichts. Die Schüler nutzen im Unterricht, in Freistunden und im Rahmen der Ganztagsbetreuung die Bibliothek. In den Berufsschulzentren ist die Bibliothek auf die Ausbildungsberufe ausgerichtet und verfügt über eine breite Sammlung an Fachbüchern und -zeitschriften.

Diese Ausrichtung der Schulbibliotheken und Leseräume wurde in mehreren Workshops mit breiter Beteiligung diskutiert und abgestimmt.
Diese Vorlage würde also auf breite Zustimmung stoßen, wenn es den Punkt 7 nicht gäbe.
Dieser besagt:
Bei Auslaufen der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen oder vergleichbarer Finanzierungsformen kann das Projekt nicht fortgeführt werden.

Ich kann verstehen, dass der Finanzbürgermeister diesen Punkt in die Vorlage schreiben muss, es geht immerhin um einige Stellen, die die Kommune nicht einfach so finanzieren kann.
Es geht aber auch nicht, erst finanzielle Ressourcen für Medienbestand und PC in die Schulbibliotheken zu stecken und diese dann wieder zu schließen.

Schulbibliotheken und Leseräume sind Lernorte. Die Kommune ist für die sächliche Ausstattung zuständig, das Land für das Personal.
Die Sächsische Bildungsagentur Regionalstelle Leipzig wird als Kooperationspartner aufgeführt.
Meine Fraktion erwartet, dass die Stadt Leipzig und die Bildungsagentur Leipzig bis zum Auslaufen der Bürgerarbeitsstellen Handlungsalternativen aufzeigt, um die wichtige Arbeit der Schulbibliotheken fortzusetzen.
Im November 2014 läuft die arbeitsmarktpolitische Maßnahme Bürgerarbeit aus, bis dahin müssen neue Möglichkeiten der personellen Ausstattung gefunden werden.

Bitte stimmen Sie der Änderung des Punktes 7 zu, damit die Vorlage insgesamt zustimmungsfähig wird.

 

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Kaum eine Vorlage der letzten Jahre wurde in der Öffentlichkeit und im Stadtrat intensiver diskutiert. Fast zwei Monate wurde in Stadtbezirksbeiräten, auf Bürgerversammlungen und in Fachausschüssen um Kompromisse und Lösungen teilweise heftig gerungen.
Während zum Konzept zur Unterbringung und zur sozialen Betreuung von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern nahezu keine Kritik zu vernehmen war, wurde über einzelne Standorte gestritten. Wobei den Standorten in Dölitz-Dösen, Eutritzsch und Plagwitz in den Stadtbezirksbeiräten bereits in der ersten Lesung zugestimmt wurde. Auch der Standort Schönefeld und der bestehende Standort in Grünau stießen auf Zustimmung. Selbst der erst im Zuge der Diskussion neu hinzugekommene Standort in Reudnitz in der Riebeckstraße wurde in der ersten Lesung bestätigt und dass obwohl dessen Gesamtgröße mit über 115 Plätzen deutlich über den angestrebten 50 Personen pro Objekt bzw. Standort liegt.

Im Kern diskutieren wir heute noch über die Standorte in Wahren und Portitz, welche im Verlauf der Diskussion, auch durch einen gemeinsamen Antrag unter Beteiligung der SPD, bereits deutlich verkleinert wurden. Neben der Verbesserung der Situation der Flüchtlinge ist man damit auch auf die Ängste und Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner eingegangen.
Die drei häufigsten Argumente, die gegen die Standorte in Wahren und Portitz vorgebracht werden, sind dabei die Kosten, das Sicherheitskonzept und die Nähe zu Einfamilien- bzw. Reihenhäusern.
Die Diskussion um Kosten, so ehrlich möchte ich sein, halte ich in vielen Fällen für vorgeschoben. Zum einen, da das Kostenargument offensichtlich jeweils für den Standort vorgebracht wird, von dem man selbst betroffen ist. Zudem haben wir Stadträtinnen und Stadträte den Vorschlag Riebeckstraße selbst gemacht, obwohl wir wissen, dass dieser für uns teurer wird, als der in der Weißdornstraße.
Ein weiterer Vorwurf ist der, des vermeintlich fehlenden Sicherheitskonzepts. Hierzu kann nur das wiederholt werden, was bereits mehrfach gesagt wurde. Kein Standort wird ohne bestätigtes Sicherheitskonzept in Betrieb gehen. Die Polizeidirektion signalisiert hierzu, dass die sehr aufwendige Arbeit erst beginnt, wenn über die Standorte im Stadtrat entschieden wurde. In einem Zeitungsinterview wurde zusätzlich schon bestätigt, dass kleinere Standorte insgesamt von Vorteil sind.

Bleibt noch das Argument, dass Asylunterkünfte nicht in der Nähe von Einfamilienhäusern möglich sein sollen. Dieses erschließt sich mir überhaupt nicht, da unter anderem das Beispiel Liliensteinstraße in Grünau das Gegenteil beweist. Das sieht auch der Grünauer Stadtbezirksbeirat so. Obwohl dieser Standort mit 220 Plätzen sehr groß ist, wurde er nahezu einstimmig bestätigt.
Selbstverständlich haben wir in der SPD-Fraktion die zahlreichen Briefe gelesen, auch wenn wir viele noch nicht beantworten konnten. Dass wir die darin geäußerten Sorgen und Ängste ernst nehmen, auch wenn wir sie nicht alle teilen, haben wir mit dem Änderungsantrag gezeigt.
Rassistischen Tendenzen erteilen wir jedoch eine ganz klare Absage. So ehrlich müssen wir an dieser Stelle sein, auch diese gab es. So wurden Flüchtlinge in Briefen oder Einwohneranfragen als „Parasiten“ bezeichnet oder es wurden Ausländern in ihrer Gesamtheit negative Eigenschaften zugeschrieben und ihnen pauschal attestiert, dass sie kaum in unsere Gesellschaft integrierbar seien.
Diese Aussagen sind sachlich falsch und für die hier lebenden Ausländerinnen und Ausländer sowie Migrantinnen und Migranten zutiefst verletzend. Dies habe ich im eigenen Familien- und Freundeskreis gespürt. Mehrfach wurde mir die Frage gestellt, wie weltoffen Leipzig denn nun wirklich sei oder ob es Bereiche in der Stadt gibt, die man lieber meiden sollte.

Bereits in der Vergangenheit gab es beim Ansiedeln von Behindertenwohnheimen, bei betreutem Wohnen für Jugendliche, bei Kindertageseinrichtungen oder eben bei Flüchtlingswohnheimen teilweise massive Bedenken, Ängste und Proteste. Die meisten Sorgen und Ängste konnten durch konkrete Erfahrungen vor Ort abgebaut werden. Die SPD-Fraktion ist sich sicher, dass das auch diesmal so sein wird.
Trotz aller Schwierigkeiten haben wir in Leipzig bereits eine Menge erreicht. So leben in Leipzig ca. 60 Prozent der Flüchtlinge dezentral in autonom funktionierenden Wohneinheiten. Und das, obwohl der Freistaat Sachsen den Kommunen sehr enge Grenzen setzt und die dezentrale Unterbringung im eigenen Wohnraum nur in Ausnahmefällen erlaubt. Hier ist die Landesregierung aufgefordert, diesen Erlass zu ändern.
Während die Stadt Leipzig sich trotz dieses Erlasses der Staatsregierung Spielräume verschaffen konnte, gibt es politische und rechtliche Bereiche, die sie nicht beeinflussen kann, deren Modernisierung jedoch die Lebenssituation von Flüchtlingen weiter verbessern würde. Hierzu zählen die Residenzpflicht oder das Arbeitsverbot. Bzgl. Letzterem werden die im Konzept vorgesehenen freiwilligen Arbeitsgelegenheiten helfen, die Situation nur sehr leicht zu entspannen. Sie sind jedoch immerhin ein Versuch. Weitere Verbesserungen liegen leider nicht in der Hand unserer Leipziger Kommunalpolitik, da hierzu vornehmlich die Bundesgesetzgebung geändert werden müsste.

Auch wenn zwei Standorte zukünftig größer sein werden, als 2010 im Stadtrat beschlossen, wird die SPD-Fraktion der Vorlage heute zustimmen, da durch die dezentrale Unterbringung sowie die Unterbringung in kleinen Gemeinschaftsunterkünften die Lebensbedingungen der Asylsuchenden deutlich verbessert werden. Durch mehrere Standorte können zudem potentielle Konflikte innerhalb der Wohnunterkünfte reduziert werden, da beispielsweise problembehaftete interethnische Konfrontationen auf engem Raum vermieden werden können.
Darüber hinaus wird in allen Wohnhäusern durch eine soziale Betreuung, die sich an den individuellen Problemlagen der Bewohnerinnen und Bewohner orientieren und Hilfe zur Selbsthilfe geben soll, der Spracherwerb und die Integration gefördert. Zudem können die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zwischen „alt eingesessenen“ Anwohnerinnen und Anwohnern und den Flüchtlingen bei Konflikten vermitteln und potentielle Probleme können so schon im Ansatz moderiert werden.
Wir hoffen, dass mit dem heutigen Beschluss nicht nur daran gearbeitet wird, die Objekte zu sanieren, sondern, dass auch das angestrebte Patenschaftsmodell an Fahrt gewinnt und mit Akteuren vor Ort aufgebaut werden kann.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

die SPD-Fraktion wird dieser Vorlage zustimmen. In diesen Fall ist die Übergabe der Kindergrippe Gustav-Freytag-Str. 33a in freie Trägerschaft sinnvoll und nachvollziehbar.

Dennoch haben wir uns entschlossen zu dieser Vorlage zu sprechen. Grund ist, dass mit der Übergabe in eine freie Trägerschaft die Betreuungsplätze in kommunaler Trägerschaft weiter sinken. Wenn auch nur in einem sehr geringen Maße.

Lange haben wir uns an der Zahl 25 Prozent der Kindertagesstätten in kommunaler Trägerschaft orientiert. Seit dem erfreulichen Anstieg an Geburten und dem massiven Ausbau der Kinderbetreuung, sind wir von dieser Prozentzahl aber immer mehr nach unten abgewichen. Dies geschah weil neue Kindertagesstätten ausschließlich in freier Trägerschaft entstanden sind. Platzzuwachs bei kommunalen Einrichtungen gab es lediglich durch Erweiterungs- und Ersatzneubauten.

Das Problem hierbei ist nicht die Qualität der Arbeit der Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft. Sie machen eine hervorragende Arbeit. So werden wir auch weiterhin den Bau und die Erweiterung von Kindertagesstätten in freier Trägerschaft unterstützen.

Aber ein sinkender Anteil von Kindertagesstätten in kommunaler Trägerschaft bedeutet auch sinkende Steuerungsmöglichkeiten im eigenen Einflussbereich.
Was dieser Verlust an Steuerung bedeutet, konnte man bereits dieses Jahr gut beobachten – ein Jahr vor Beginn des Rechtsanspruches ab dem 1. Lebensjahr. Es gab, wie schon seit einigen Jahren, zu wenig Plätze. Neu war, dass dies nicht nur auf die Krippen- und Tagespflegeplätze zu traf, sondern jetzt auch für die Kindergartenplätze.

Die Stadt steuerte dem mit der zentralen Vergabe der Plätze in den kommunalen Einrichtungen nach Prioritäten entgegen. Mit sinkendem Anteil sinken diese Steuerungsmöglichkeiten und nur in den dringlichsten Fällen kann Abhilfe geschaffen werden. 

Ein fehlender Kinderbetreuungsplatz darf jedoch nicht dazu führen, dass jemand einen Job nicht antreten kann. Natürlich kann man dem am besten mit mehr Betreuungsplätzen entgegenwirken. Eine Situation wie in diesem Jahr, bei der quasi kein Neubau pünktlich fertig  geworden ist, kann zwar verbessert, wohl aber nie komplett ausgeschlossen werden. Ausreichend Steuerungsmöglichkeiten bei der Platzvergabe sind daher wichtig.

Die SPD-Fraktion fordert daher und mit dieser Forderung stehen wir nicht allein, dass sich die Stadt selber wieder beim Bau und auch bei der Betreibung von Kindertagesstätten engagiert. Wir erhoffen uns davon, dass Neubauten schneller realisiert werden können und wir wollen im Sinne der Platzsteuerung, dass der Anteil von in Kinderkrippen- und Kindergärtenplätzen nicht noch weiter absinkt.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Redner: Gerhard Pötzsch, Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Wir alle hier wissen, dass die freie Kulturszene unverzichtbarer Bestandteil unserer städtischen Kulturlandschaft ist, und entsprechend wertgeschätzt wird! Im Jahre 2008 haben wir deshalb hier im Haus mit großer Mehrheit den Beschluss gefasst, bis zum Jahre 2013 den Anteil der Fördermittel für diesen Bereich auf 5 Prozent vom Kulturhaushalt anzuheben.

Wir müssen heute aber feststellen: Das Ziel schon im nächsten Jahr zu erreichen, ist nicht mehrheitsfähig.
Der vorliegende Vorschlag der Verwaltung zum Thema findet in meiner Fraktion keine Mehrheit.
Wir stimmen deshalb für den Änderungsantrag des Fachausschuss Kultur, und halten – auch wenn der Weg länger geworden ist – damit  an dem von uns gemeinsam mit anderen Fraktionen formulierten Ziel fest.

Redner: Gerhard Pötzsch, Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Über den Wert der Kultur für eine Stadt ist hier und in den Diskussionen und Auseinandersetzungen der Vergangenheit schon (fast) alles gesagt und geschrieben worden. Auch über die Bedeutung von Kunst und Kultur für das Individuum und die Gesellschaft. Erfreulicherweise steigt die Zahl der in Leipzig wohnenden Menschen entgegen dem Bundes-Trend kontinuierlich weiter an. Ganz sicher hat dies auch mit unserer lebendigen Kulturlandschaft zu tun, welche gerade auf junge Menschen enorme Anziehungskraft ausübt. Kultur ist in sächsischen Kommunen laut Definition keine Pflichtaufgabe, also bindend verpflichtend in dem Sinn, wie die Wasserversorgung, die Abwasserbeseitigung oder die Trägerschaft für öffentliche Schulen. Es obliegt somit dem Rat, im Zuge seiner Selbstverwaltung, Art und Umfang des Engagements für die Kultur festzulegen.

Wenn wir heute die Drucksache V/2229 beschließen, sichern wir damit den Bestand der reichhaltigen Kulturlandschaft Leipzigs für die nächsten Jahre. Hierzu gehört unserer Überzeugung nach auch, die Tarifsteigerungen bei den Kulturbetrieben weitestgehend gegen zu finanzieren, ohne die Betriebe dabei aus der Verantwortung zu entlassen. Wir wissen natürlich, dass wir die Betriebe noch weiter zukunftsfähig machen müssen, und vertrauen darauf, dass Politik und Betriebsleiter der Einrichtungen in den kommenden Jahren gemeinsam die entsprechenden Mittel und Wege finden. Die Vorlage eröffnet entsprechende Möglichkeiten für eine solche Vorgehensweise.

Den einzelnen Wirtschaftsplänen für das Rumpfgeschäftsjahr 2012 und das folgende Wirtschaftsjahr 2013 wird meine Fraktion mehrheitlich ebenso zustimmen, wie der in Rede stehenden Vorlage.

Es gilt das gesprochene Wort!


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Mit der heutigen Beschlussfassung zu einem vollständigen Verkauf der kommunalen HL-komm an die Firma pepcom kann bei einem positiven Votum zur Beschlussvorlage ein entscheidendes Wegstück, hin zu einer nunmehr strategisch neu ausgerichteten und in ihren Finanzkennziffern stabilisierten LVV, zum Abschluss gebracht werden.

Dass ich in meinem ersten Satz gleich die LVV hervorhebe, hat natürlich seinen Hintergrund. Seit spätestens 2007 beschäftigt sich dieser Rat intensiv mit seinen kommunalen Unternehmungen.

Und zwar aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln: aus den differierenden Politikansätzen der hier versammelten Parteien heraus, aus betriebswirtschaftlicher Sicht des Unternehmens und seiner drei großen Teilunternehmen und vor allem aus dem legitimen Blickwinkel seiner Gesellschafterin, der Stadt Leipzig – festgehalten in den Eigentümerzielen. Vor allem im letzten Ansatz sind die großen Kompromisslinien seit 2008 entstanden, mit Rückschlägen für die eine oder andere Seite, und damit ein großer Zeitverzug einhergehend, der monetär für Unternehmen und Stadt noch gar nicht aufgerechnet ist.

Aber der Blick muss nunmehr konsequent nach vorne gehen. Ich sprach anfangs von einem Wegstück, dass aus meiner Sicht hoffentlich heute zu Ende gegangen wird. Der große Kreis um Stadt und Unternehmen ist aber noch nicht geschlossen. Wir alle wissen, welche Risiken und Erschwernisse noch vor uns liegen – Stichworte sind KWL, aber auch die Zinsentwicklung auf den Finanzmärkten.

Zwei andere Wegstücke werden gerade parallel und mit Verknüpfungen beschritten, der Prozess hin zu einer echten Managementholding flankiert von den Konsolidierungsvorgaben des Stadtrates.

 Ich betone aber an dieser Stelle auch, sollte es nicht zu einem Verkauf der HL-komm heute kommen, wird das noch zu gehende Wegstück mit zusätzlichen 5 Mio. nachhaltigem Konsolidierungsvolumen belastet. Das würde dann direkt zu zusätzlichen Belastungen der Konzernbelegschaft gehen.

 Alles, was wir bisher über die Strukturierungsprozesse wissen und vernehmen, stimmt mich optimistisch. Ich glaube, in wenigen Jahren haben wir ein „NEUES“ Unternehmen, was dieser Stadt in der Wirkung nach innen, aber auch in seiner Außenwirkung, gut zu Gesicht steht.

 An dieser Stelle möchte ich hierfür bereits einen ersten Dank meiner Fraktion an die Beschäftigten der kommunalen Familie aussprechen. Wir wissen, dass dieser Weg nicht durchgängig aus feinstem Marmor gepflastert ist.

Der Verkauf der HL-komm ist ein wichtiger Baustein auf diesem Weg. Darüber ist viel gesprochen worden. Über Prinzipien zum kommunalen Eigentum, zur Daseinsvorsorge und zum flächendeckenden Breitbanderfordernis. Auf die Details möchte ich heute nicht erneut zu sprechen kommen. Die Grundsatzentscheidung und die Randbedingungen für eine Verkaufsoption wurden mit den Januarbeschlüssen definiert. Nach den uns vorliegenden Angebotsinhalten entsprechen sowohl die Kaufpreishöhe als auch die Wahrung der Arbeitnehmerrechte der Beschlusslage des Rates.

Ich bin überzeugt, dass der Verkauf des Unternehmens richtig ist und für das Unternehmen HL-komm und damit auch für seine derzeitig Beschäftigten größere Entwicklungsperspektiven beinhaltet als bei einem Verbleib im kommunalen Unternehmensverbund, auch weil die Finanzierungskraft der LVV in Bezug auf die erforderlichen Investments in der HL-komm gegenwärtig und in absehbarer Zukunft begrenzt ist. Im Umkehrschluss verschafft es die entsprechende „Luft“ bei der LVV.

Die SPD Fraktion wird dem Beschlussvorschlag zustimmen.

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Bildungspolitische Leitlinien als Orientierungsrahmen für die Entwicklung der Leipziger Bildungslandschaft-

Für eine Stadt ein wesentliches Handlungsfeld, denn die Kommunen müssen für Abbrüche in Bildungsbiografien und Fehlentwicklungen aufkommen. Startet ein junger Mensch sein Berufsleben ohne ausreichende Qualifikation, ist die Gefahr der Erwerbslosigkeit hoch und die öffentlichen Haushalte werden durch hohe Sozialausgaben belastet.

Die vorgeschlagenen Leitlinien dienen als Handlungsrahmen zahlreicher Planungen der Stadtverwaltung, wie beispielsweise der Schulentwicklungsplanung und der Kindertagesstättenplanung.

Die Leitlinien begreifen den Menschen als ganzheitliche Persönlichkeit, die lebenslang lernt. Dabei müssen besonders die Chancengleichheit und die Bildungsübergänge im Mittelpunkt stehen, denn in diesen Bereichen gibt es noch großes Entwicklungspotential.

Jeder Mensch kommt als neugieriges, lernwilliges und entwicklungsfähiges Wesen zur Welt, aber dieser Lernantrieb lässt bei einigen Menschen zu schnell nach und wir müssen begreifen, in welcher Entwicklungsphase das passiert und warum.

Warum ist die Zahl der Schulabbrecher in dieser Stadt so hoch und warum gibt es hier so viele Schulverweigerer? Irgendwo in der Bildungsbiografie der jungen Menschen gab es Brüche. Meine Erfahrungen in der Grundschule zeigen, dass bereits in der 1. Klasse die Entwicklungsunterschiede riesig sind. Also hat der Bereich Frühkindliche Bildung einen entscheidenden Einfluss auf die weitere Bildungsentwicklung der Kinder. Genau in diesem Bereich muss und kann die Kommune ansetzen, denn hier liegen die Handlungs- und Entscheidungskompetenzen einer Stadt.

Leitlinie 1 besagt, die Menschen in allen Bildungsphasen zu fördern und zu stärken und Leitlinie 2 betont die Chancengleichheit, um Unterschiede anzuerkennen und die Vielfalt zu stärken.

Wie aber soll die Chancengleichheit gewahrt werden, wenn nicht alle Kinder einen Krippenplatz bekommen können, weil das Angebot noch zu gering ist.

Genau an dieser Stelle gibt es Abbrüche in Bildungsbiografien, sowohl bei den Kindern, als auch bei den Eltern. Hier ist einer der wichtigsten Ansätze für die Kommune.

Auch Leitlinie 3 fordert, Bildungszugänge zu schaffen und Bildungsübergänge zu sichern, unabhängig von sozialräumlichen Besonderheiten.

Hier gibt es ebenfalls in Leipzig großen Handlungsbedarf, denn es ist von entscheidender Bedeutung, ob man in Grünau oder im Osten der Stadt lebt oder in der Südvorstadt und Schleußig.

Das allein zeigen die Übertrittsquoten für das Gymnasium, die in sozialräumlich weniger entwickelten Gebieten bei unter 40% liegen oder bei über 60% in einem entwickelten Stadtteil. Hier muss die Stadt durch gezielte Maßnahmen für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen.

Leitlinie 4 fordert dazu auf, vielfältige Bildungsformen und Lernorte zu nutzen. Einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung von Menschen haben ihre Interessen, denn Bildung aus eigenem Antrieb findet immer dann statt, wenn man für ein Thema ein besonders Interesse zeigt. Deshalb sind Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen besonders für die individuelle Weiterentwicklung und für die soziale Bildung und Bindung so wichtig. Hier gilt es, dass die vielfältigen Facetten der Bildungslandschaft für alle Bürger wahrnehmbar sind und somit genutzt werden.

Familien müssen – so Leitlinie 5 – als Bildungspartner mehr wertgeschätzt werden. Die Familie ist der erste Bildungsort. Die Rolle und die Verantwortung der Eltern muss gestärkt werden. Gute Ansätze sind dafür die in Kindertagesstätten eingerichteten Kinder- und Familienzentren. Diese sollten weiter ausgebaut und auch an Schulen etabliert werden. Die Bildungs- und Erziehungskompetenz der Eltern muss gestärkt, aber auch konsequent eingefordert werden.

Bildung muss kommunalpolitische Kernaufgabe sein – wie Leitlinie 6 es beschreibt.

Nur gebildete Menschen sind zu aktiven Mitgestaltung der Gesellschaft befähigt und können sich an den demokratischen Gestaltungsprozessen beteiligen.

Deshalb muss Bildung von allen, der Kommune mit allen Bildungsakteuren gemeinsam verantwortet werden. Die Leitlinie 7 beschwört das gemeinschaftliche Handeln und ressortübergreifendes Denken. In diesem Bereich muss die Stadtverwaltung auch noch einiges lernen.

Die Bildungspolitischen Leitlinien werden von der SPD- Fraktion unterstützt.

Die wichtigsten Aufgaben, die sich daraus ergeben, sind unserer Meinung nach:

  1. Die Schaffung ausreichender Betreuungskapazitäten für Kindergarten und Krippe, damit am Anfang des Bildungsweges Chancengleichheit gewahrt wird.
  2. Die Umsetzung der Schulentwicklungsplanung, um die Leipziger Schullandschaft zukunftsfähig zu gestalten.
  3. Die Entwicklung neuer Konzepte, um die Anzahl der jungen Menschen zu reduzieren, die die Schule ohne Abschluss verlassen.

Die Umsetzung der Bildungspolitischen Leitlinien ist ein weiterer Schritt für Leipzig, sich den Herausforderungen einer modernen, zukunftsorientierten und sozialen Stadt zu stellen.

Viele Ressourcen werden in diesen Bereich fließen müssen.

Mit einem Zitat von John F. Kennedy möchte ich meinen Redebeitrag beenden:

Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung-

keine Bildung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.