Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Wir kommen nicht umhin, in diesen Tagen zurückzublicken. Das ist wichtig und das ist gut so.
Neben den Filmen, Berichten, Talkshows in schlechter und besserer Qualität habe ich mir zum wiederholten Male den Film „Ist Leipzig noch zu retten“ von 1989 angesehen. Ich hoffe jeder Stadtrat kennt diesen Film. Wenn nicht, sollte das nachgeholt werden. Ich empfehle auch der Stadtverwaltung, diesen Film in unser Internetportal zu stellen.
Warum komme ich heute darauf zurück? Es ist der immer wieder kehrende Schock, es ist der Kontrast zu heute und es ist letztendlich die Freude, die ich empfinde – weil die Titelfrage mit „JA“ beantwortet werden kann. Und am heutigen Tag sollte deutlich gemacht werden, dass der Stadtrat, die vielen ehrenamtlichen Stadträte, die ein Teil der Stadtgesellschaft und ein gutes Abbild der Leipziger Bevölkerung sind, einen wichtigen, einen sehr wichtigen Beitrag zur in allem sehr positiven und gelungenen Entwicklung unserer Stadt Leipzig beigetragen haben. An dieser Stelle fehlt uns des Öfteren das Selbstbewusstsein, dies auch öffentlich auszusprechen.

Nicht alles ist gelungen, vieles ist noch zu tun. Die Dynamik der letzten 20 Jahre verlangt auch Innehalten, verlangt Reflexionen, verlangt auch Korrekturen.
Vor uns liegen nicht weniger interessante Zeiten und nicht weniger schwere Herausforderungen, wie übrigens für alle Kommunen im Knebel von Land und Bund. Nicht weniger wichtige Entscheidungsprozesse werden uns auferlegt, um der Stadt als ganzes – mit allen Stadtteilen, mit allen Bevölkerungsschichten, mit alle Generationen – eine lebenswerte Zukunft zu garantieren. Das wird nicht im Selbstlauf gelingen. Arbeit ist angesagt.

Die SPD – Fraktion wird, wie in den letzten 20 Jahren, ihren Teil der Verantwortung für diese Stadt übernehmen. Wir sind zur ehrlichen, aber auch kritischen Zusammenarbeit und auch zum politischen Streit in diesem Rat bereit. Lassen Sie uns des Öfteren ein klares JA sagen und auch ein klares NEIN sollte zu unserem Wortschatz gehören. Die Bürger erwarten Klarheit und Wahrheit und keine Kompromisse auf niedrigstem Level. Das gelingt nur, wenn auch wir uns im Rat von eingeschliffenen Verhaltensmustern, Freud’schen Reflexen und Politikfloskeln im Retro-Design trennen.

Herzlichen Dank.

 

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, werte Gäste!

Mit den heutigen  Beschlüssen zur Betrauung der LVB mit der Erbringung der Verkehrsleistung im ÖPNV und deren Finanzierungsgrundlage blicken wir einmal mehr in die Zukunft unserer Stadt. Da ist ein kleiner Rückblick erlaubt.
Fast auf den Tag vor 90 Jahren am 1. November 1919 vollzog der Rat der Stadt Leipzig die Kommunalisierung der Großen Leipziger Straßenbahn (und jetzt aufgemerkt) einschließlich Kraftomnibusverkehr. Bis auf die Pferde- und Motordroschken war der ÖPNV seit dem in kommunaler Hand.
Ich würde mich freuen, wenn das weitere 90 Jahre Bestand hat.Das ist nicht garantiert. Wir wissen, dass „Brüssel“ im Einflussbereich starker kapitaldeterminierter Lobbyistenverbände kräftig am Lenkrad dreht.

Um es deutlich zu sagen, ich fühle mich als Stadtrat auch als Lobbyist. Nämlich als Lobbyist für kommunales Kapital in Form einer öffentlich finanzierten Schieneninfrastruktur, Fahrzeugpark, Werkstätten, Liegenschaften – nicht alles in bestem Zustand, da hat aber die Stadt der LVB auch etwas hängen gelassen, aber nicht aus fehlendem Willen, sondern unter HH-Zwängen – und das wichtigste, als Lobbyist für weit über 2.000 Beschäftigte in der Unternehmensgruppe.
Wir Stadträte sind nicht die Protagonisten zweifelhafter europäischer Liberalisierungsanstrengungen.
Aber, als kommunaler Lobbyist habe ich alles zu unternehmen, dass unsere Interessen gewahrt und gesichert bleiben. Was unsere Interessen sind, haben wir bereits vor genau einem Jahr in den „Eigentümerzielen für den LVV-Konzern“ beschlossen:
– Direktbetrauung, wird heute vollzogen.
– Finanzierung des ÖPNV vollständig in der LVV Gruppe, gegenwärtig noch garantiert.
– Umsetzung des Nahverkehrsplanes, auch auf unrentablen Strecken, wird realisiert, den Standard geben übrigens wir vor.
– aber auch: Konsolidierung des LVV Konzerns, dieses Erfordernis ist nicht allen bewusst.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass einzelne Stadträte, davon mindestens ein Staatsinister, unter dem Überbegriff „Wir müssen die LVB für den europäischen Wettbewerb fit machen“ bewusst oder unbewusst in Kauf nehmen würden, wenn das Logo „LVB“ eines Tages nicht mehr im Stadtbild präsent ist oder mit einem Partnerlogo verunstaltet wird.
Dieser Tag darf nicht kommen. Und er wird so schnell nicht kommen.

Es liegt nebenbei gesagt auch in unserem Interesse, dass die LVB ein effizient arbeitendes Unternehmen sind, ich sage bewusst „sind“ und nicht „werden“. Auf keinem Fall befinden sie sich im Dornröschenschlaf. Deshalb an dieser Stelle vielen Dank an die Beschäftigten der Unternehmensgruppe und ihren Geschäftsführungen.
Aber, die Absenkung der Fehlbetragsfinanzierung auf 45 Mio. ist sehr ehrgeizig, aber unbestritten notwendig. Um diesen Anspruch zu realisieren, bedarf es einer konzertierten Anstrengung zwischen LVB (Geschäftsführung und Mitarbeiter), LVV und Stadt (-verwaltung und -rat).

Die Beschlussvorlage beinhaltet ein juristisch kompliziertes und sehr komplexes Modell, welches die aktuelle europäische Rechtslage berücksichtigt, um letztendlich unser Eigentümerziel abbilden und dauerhaft sichern zu können.
Ich gehe in dem Vertrauen in die Abstimmung, dass die Verwaltung hierbei alles unternommen hat, um unsere, also die Interessen der Eigentümer, voll umfänglich abzusichern.

Vielen Dank!

Redner: Heiko Oßwald, Stadtrat der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, werte Gäste!

Wie heißt es so schön: Alle guten Dinge sind drei. Doch die Vorlage zur 3. Änderung der Ratsbeschlüsse hinsichtlich Softwarebeschaffung NKF ist weniger erfreulich. Wir werden, wieder einmal, mit Mehrkosten von 1,8 Mill. Euro überrascht.

Dabei hat das Thema Softwarebeschaffung eine lange Vorgeschichte. Reichlich spät wurde ein Vergabeverfahren eingeleitet. Das Projekt kam nicht so richtig aus den Startlöchern. Lag es an der anfänglichen mangelhaften Unterstützung der Fachämter für das Projekt NKF? Oder an der wenig erfolgreichen Überzeugungsarbeit des Projektteams, den Mitarbeitern in der Verwaltung Ängste vor Veränderungen zu nehmen sowie Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen? Oder war die Ex–Beigeordnete für Finanzen hier überfordert? Ich weiß es nicht.

Im Oktober 2008 musste schließlich das Vergabeverfahren wegen Fehler wieder aufgehoben werden. Somit entstanden weitere 6 Monate Projektverzug. Im März 2009 wurde schließlich eine Inhouse–Vergabe an den Zweckverband Kisa eingeleitet. Die Stadt Leipzig befand sich auf Grund dieses Zeitverzuges in einer schlechten Verhandlungsposition. Der Verhandlungsspielraum war eingeschränkt, weil bei Abbruch der Vertragsverhandlungen der Termin Eröffnungsbilanz 1.1.2011 nicht mehr zu halten gewesen wäre. Jedes weitere Jahr Projektverzug würde Mehrkosten von mindestens 2,3 Mill. Euro bedeuten.

Daher wird unsere Fraktion dieser Vorlage zustimmen müssen, um weiteren Schaden von der Stadt Leipzig abzuwenden. Wir haben aber folgende nachdringliche Bitte, die, da Frau Kudla nicht mehr in Amt und Würden ist, an den zukünftigen Finanzbürgermeister gerichtet ist: Tun Sie alles dafür, dass jetzt endlich der Zeitplan eingehalten wird. Tun Sie alles dafür, dass keine weiteren Mehrkosten mehr entstehen. Und legen Sie uns bitte nicht eine 4. Vorlage zur Änderung der Softwarebeschaffung NKF vor!!! Darauf können wir gerne verzichten!

Rednerin: Stadträtin Ute Köhler-Siegel, Mitglied im FA Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Die Eltern in dieser Stadt brauchen Tagesmütter und –väter, weil der Bedarf an Krippenplätzen noch nicht gedeckt werden kann. Außerdem überzeugt viele Eltern die individuelle Betreuung im Kleinkindalter.

Tageseltern müssen für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit ordentlich bezahlt werden. Die Stadt Leipzig hat sich damit in den letzten Jahren im Landesdurchschnitt deutlich zurückgehalten. Es wird Zeit, dass die Verwaltung einen entsprechenden Vorschlag vorlegt, wie es im Verwaltungsstandpunkt dargelegt wird.

Unseren Änderungsantrag werden wir heute nicht zur Abstimmung bringen, diesen aber erneut ins Verfahren geben, wenn der Vorschlag der Stadtverwaltung nicht den Empfehlungen des Landesjugendamtes entspricht.

Meine Fraktion steht für eine leistungsgerechte Bezahlung der Tagespflegepersonen und setzt sich auch in Zukunft für die Vernetzung und Anerkennung dieser Tätigkeit ein.

Wir werden den Verwaltungsstandpunkt zum Antrag unterstützen.

Rednerin: Stadträtin Ute Köhler-Siegel, Mitglied im FA Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Schulen mit Ganztagsangeboten sind eine Leipziger Erfolgsgeschichte.

Als 2004 im Koalitionsvertrag die Förderung von Ganztagsangeboten im Freistaat festgeschrieben wurde, nahmen 12 Leipziger Schulen Fördermittel in Anspruch. Für dieses Schuljahr stellten 99 Leipziger Schulen einen Antrag auf Förderung.

Schulleiter, Lehrer, Hortner und Fördervereine stecken unglaublich viel zusätzliche Arbeit, Zeit und Kraft in das Erstellen solcher Fördermittelanträge, um die Qualität der Betreuung in den Schulen zu verbessern.

Immerhin wurden auf diesem Weg im letzten Schuljahr ca. 2,6 Mio € Fördermittel an Leipzig ausgeschüttet. In diesem Jahr werden 3,3 Mio € erwartet, aber auf Grund der Vielzahl der Schulen, die Ganztagsangebote anbieten, muss mit einer deutlichen Reduzierung der Gelder gerechnet werden und damit auch mit einer Reduzierung der Angebote.

Deshalb fordere ich schon jetzt die neue Landesregierung auf, besonders die anwesenden Leipziger Landtagsabgeordneten, sich für den Ausbau der Ganztagsangebote einzusetzen und die Fördermittel analog der beantragenden Schulen zu erhöhen, damit die Erfolgsgeschichte der Schulen mit Ganztagsangeboten fortgesetzt werden kann.

Redner: Stadtrat Christopher Zenker

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte, verehrte Gäste!

Die SPD-Fraktion wird den Antrag von Bündnis90/Die Grünen ablehnen. Wir möchten dies jedoch kurz begründen, da wir die Intention des Antrags, der weitere Ausbau der Kinderbetreuung, für sehr wichtig halten. Normalerweise bin ich in der Fraktion nicht der Sprecher für sozialpolitische Belange, da ich mich jedoch am 29. September selber auf das Standesamt begebe, um die Geburt meines Kindes zu registrieren, wollte ich zu diesem Antrag sprechen.

Der erste Grund warum wir diesen Antrag ablehnen ist, dass mit diesem Antrag Hoffnungen geweckt werden, dass je nach dem was man auf dem Fragebogen ankreuzt einem in einem halben, einem oder drei Jahren ein Betreuungsplatz in gewünschter Lage zur Verfügung stehen wird.
Außerdem ist davon auszugehen, dass bei einem Fragenbogen, wie in diesem Antrag vorgeschlagen, wohl eine Bedarfserfassung von 100% herauskommen würde. Nach dem Motto „Sicher ist sicher, ablehnen kann ich einen Platz immer noch“.

Ein weiterer Grund für die Ablehnung ist eher ein logistischer, denn bei einer Erfassung aller Neugeborenen in Leipzig werden Zuzüge gar nicht erfasst. Auch Umzüge innerhalb von Leipzig werden bei dieser Methode vernachlässigt. Dass jedoch gerade dieser Umstand nicht vernachlässigt werden darf, zeigt die Tatsache, dass es innerhalb von fünf Jahren ca. 100.000  Neuleipziger gibt und fast ebenso viele die wegziehen.

Der SPD Fraktion ist bewusst, dass gerade bei der Betreuung von unter 3 jährigen ein Nachfrageüberschuss besteht. Zahlreiche Briefe von Eltern und Mitteilungen des Jugendamtes – das u. a. weil die Nachfrage nach Plätzen in der Kinderkrippe, im Kindergarten und in der Kindertagespflege über den Planwerten liegt ein finanzieller Nachschlag in Höhe von 7,8 Mio. Euro in 2009 für nötig hält  – machen deutlich dass einer Betreuungsquote von 39% im Krippenbereich eine deutlich höhere Nachfrage gegenüber steht. Als Ergänzung: Im Kindergartenbereich liegt die Betreuungsquote mit 94,8% nahe an der Vollversorgung.

Die SPD-Fraktion teilt ausdrücklich die Intention der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Ausbau an Kinderbetreuungsplätzen in Leipzig fortzusetzen, sieht allerdings das Mittel des Fragebogens als wenig sinnvoll an.
Die SPD-Fraktion wird sich daher auch weiterhin für den Ausbau von Betreuungsplätze, vor allem für die der unter Dreijährigen einsetzen, so dass sich die Nachfrage nach Betreuungsplätzen und die zur Verfügung stehenden Plätze in den nächsten Jahren annähern wird.
 

Redner: Stadtrat Peter Geiling

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte,
verehrte Gäste!

Die Frei- und Hallenbäder sind ein bedeutender Teil des Freizeit- und Sportangebotes der Stadt Leipzig.
Die zusätzlichen 300.000 Euro für die Sportbäder GmbH sind wichtig für die Aufrechterhaltung des Bäderbetriebes in diesem Jahr.
Wir fordern Frau Kudla auf, umgehend nach dem Stadtratsbeschluss die Summe an die Sportbäder Leipzig GmbH zu überweisen.

Die Neuverhandlung des Bäderleistungsfinanzierungsvertrages noch in diesem Jahr (Beschlusspunkt 2 der Vorlage) ist unbedingt für den Fortbestand der Sportbäder Leipzig erforderlich.
Als Grundlage dafür wird dem neuen Stadtrat ein Bäderentwicklungskonzept vorgelegt.

Wir fordern die Verwaltung auf, dass Sportprogramm 2015 als Basis zu nehmen, wo eindeutig auf Seite 71 formuliert ist, dass der Bestand an Frei- und Hallenbädern zu sichern ist.

Die SPD-Fraktion wird der Vorlage zustimmen.