Rede zur Vorlage „Modellprojekt: Weiterentwicklung von Leipziger Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren“
Rednerin: Dr. Anke Kästner, Stadträtin
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Damen und Herren Bürgermeister,
Kollegen und Kolleginnen des Stadtrates,
liebe Gäste!
„Leipzig ist reif, für die Entstehung von Familienzentren!“ So ist es in einer Dokumentation zu lesen, die in Folge einer Fachtagung der BBW Leipzig Gruppe vom 6. Juni 2007 zum Thema: „Familienzentren in Leipzig – Begegnungs- und Bildungsorte für die Zukunft“ entstanden ist.
Fragen wie, warum ist das überhaupt notwendig, warum als Weiterentwicklung von Kita’s, warum gerade jetzt und was sollen sie leisten bzw. worin besteht der Mehrwert von Familienzentren gegenüber bereits vorhandenen Beratungs-, Begegnungs- und Hilfsangeboten werden hierbei natürlich aufgeworfen.
Dass es hierfür gute, wenn nicht sogar sehr gute Gründe gibt, was im übrigen durch zahlreiche Praxisbeispiele, besonders aus NRW, belegt werden kann, möchte ich im Folgenden kurz erläutern:
- Warum sind Familienzentren überhaupt notwendig?
Eltern und Kinder brauchen in zunehmendem Maße Unterstützung bei der Bewältigung der an sie gestellten Anforderungen, und das gilt nicht nur für die so genannten bedürftigen Familien. Das Problem überforderter Eltern, psychisch verwahrloster und verhaltensauffälliger und in ihrer Entwicklung zurückgebliebener Kinder ist schon seit geraumer Zeit auch in den Mittel- bzw. Oberschichtfamilien angekommen. Gründe hierfür sind u. a. die sehr hohen Anforderungen im Berufsleben, die sehr hohe geforderte Flexibilität und die Tatsache, das Eltern sich, aufgrund einer von der Gesellschaft geforderten sehr komplexen und anspruchsvollen Erziehungsleistung, nicht mehr allein auf die Erfahrungen ihrer eignen Erziehung verlassen können, sondern hierfür Entlastungs- und Unterstützungsangebote benötigen. - Warum Familienzentren als Weiterentwicklung von Kita’s?
Kindertageseinrichtungen sind, wie auch in der Vorlage ausgeführt wird, die einzige außerschulische Institution, die bundesweit bis zu 90 % der Familien mit Kindern aus den jeweiligen Altersstufen auf freiwilliger Basis erreicht.
Sie sind in der Regel wohnortnah und erfahren eine große Akzeptanz von Eltern.
Hier kann auf die unverwechselbaren Bedarfe einer unverwechselbaren Zielgruppe, nämlich die Familien des Sozialraumes reagiert werden. - Warum gerade jetzt in Leipzig?
Zum einen zielen die strategischen Ziele der Kommunalpolitik in Leipzig auf eine Stärkung der Familien ab. Zum anderen bietet die laufende Implementierung des Bildungsauftrages in Kita’s eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung der Kita’s zu Familienzentren.
Außerdem hat das im Sommer letzten Jahres ausgelaufene Projekt „Kita’s im Blick“ bereits eine hervorragende Vorarbeit geleistet und durch seine Arbeit und breite Verankerung im Netzwerk vor Ort gezeigt, das dieser Weg der genau richtige ist. - Was sollen die Familienzentren leisten? Worin besteht ihr Mehrwert?
Familienzentren sollen z.B. zu einer Qualitätssteigerung der frühkindlichen Bildung und Förderung beitragen. Sie sollen Eltern bei der Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Erziehungsaufgabe stärken bzw. sie bei der Weiterentwicklung ihrer Bildungs- und Erziehungskompetenz unterstützen und den Familien bei der Überwindung von Alltagskonflikten helfen.
Darüber hinaus sollen sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sichern. Ein gutes Beispiel hierfür bietet der „Kindergarten St. Ludwig“ in Ibbenbühren, dem es durch die Kooperation mit Tagespflege und dem Sozialdienst katholischer Frauen gelang, pragmatisch, flexibel und verlässlich auf den Bedarf von Eltern an unfassender Betreuung zu reagieren.
Schließlich kann und soll ein Familienzentrum auch zu einem Ort der Begegnung zwischen den Generationen werden.
Eigentlich kann man sagen, dass ein Familienzentrum ein Dienstleistungszentrum für Familien aus einer Hand werden soll.
Durch die Aufgabenbündelung in den Familienzentren können die Kommunen perspektivisch doppelt profitieren:
Einmal durch die Optimierung des Mitteleinsatzes und zum zweiten durch das Vermeiden von Folgekosten in dem eine frühzeitige, hochwertige und sehr stark vernetzte Präventionsarbeit für die Kinder und ihre Familien angeboten wird.
Vielleicht gelingt, es in den nächsten drei Jahren, die hier ausgewählten 10 Kita’s zu Best – Practice–Einrichtungen zu entwickeln, die dann bei der Weiterentwicklung von anderen Kindertageseinrichtungen im Stadtgebiet zu Familienzentren unterstützend wirken können.
Meine Fraktion, die SPD-Fraktion, wird der Drucksache selbstverständlich zustimmen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!