Schlagwortarchiv für: Forum für Freiheit und Bürgerrechte

Christina März

Rednerin: Christina März, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Beigeordnete,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
werte Gäste,

Ist Geschichte abhängig vom Geschlecht? Die Geschichte an sich nicht, denn was wir erleben und ob es epochal ist oder nicht, hängt sicher nicht vom Geschlecht ab. Aber die Geschichtsschreibung und die oftmals damit einhergehende Würdigung war und ist durchaus abhängig vom Geschlecht. Natürlich wird es jetzt hier Einige geben, die erklären, dass das doch ganz logisch sei, weil eben in der Vergangenheit vor allem Männer die wirklich bahnbrechenden Sachen gemacht haben.

Dem ist nicht so. Auch Frauen haben immer wieder bahnbrechende Errungenschaften vollbracht. Es ist richtig, dass uns in einigen Bereichen oftmals Männer einfallen oder Männer eine prominente Rolle eingenommen haben: Das hatte aber eben auch mit der gesellschaftlichen Struktur in der Vergangenheit zu tun, da Frauen eben nicht immer die gleichen Rechte hatten, wie Männer.

Rein rechtlich sind die Probleme zum Glück behoben. Jetzt geht es vor allem um ein gesellschaftliches Umdenken, denn die Wahrnehmung und Würdigung von Frauen und deren Leistungen ist noch immer nicht so ausgeprägt, wie sie sein sollte. Als Beitrag zum gesellschaftlichen Umdenken verstehe ich deshalb den Vorschlag des Gleichstellungsbeirates. Was spricht dagegen die Friedliche Revolution und die Demokratiebewegung in der ehemaligen DDR geschlechtergerecht zu behandeln? Nichts. Schließlich waren nicht nur Männer in den Oppositionsgruppen aktiv oder nahmen an den Montagsdemonstrationen teil, auch viele mutige Frauen waren dabei und übernahmen in der Bürgerrechtsbewegung wichtige Funktionen. Das sollten wir auch so darstellen und deshalb begrüßen wir den Vorstoß des Gleichstellungsbeirat.

Lassen sie uns endlich ein weiteres Stück dazu beitragen die Geschichte nicht nur männlich zu schreiben, zu lesen und zu würdigen und stimmen sie dem Antrag zu!

Redner: Christian Schulze, Stadtrat

Christian Schulze

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Beigeordnete,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Matthäikirchhof hat in vielerlei Hinsicht eine historische Bedeutung für Leipzig.  Einerseits als Keimzelle unserer schönen Stadt als dort die urbs lipzi entstand. Andererseits – mit Blick auf die jüngere Geschichte – als Standort der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit.

Das auf dem Matthäikirchhof geplante „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ bildet den richtigen Kontrast zum Haus der Tausend Ohren, der Stasizentrale.

Denn dort entsteht ein zentraler Ort des Gedenkens und des gesellschaftlichen Diskurses über Diktaturen. Wie könnte man dieses Areal besser mit einer neuen Bedeutung aufladen?

Das Positionspapier umreißt hierbei gut, was dort geschehen soll, ohne, dass hier bereits alles festgezurrt ist. Es macht aus unserer Sicht durchaus Sinn, dort neben dem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ auch Bildung, Kultur und Wissenschaft unterzubringen. Damit entsteht eine gute Komplettlösung.

Uns ist dabei auch wichtig, dass bei der Entwicklung des Geländes der Bürgerbeteiligung ein größeres Gewicht gegeben wird. Denn was wäre es für ein „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“, wenn sich die Bürger nicht in ausreichendem Maße beteiligen können?

Die beiden vorliegenden Änderungsanträge werden wir ablehnen, einerseits, weil wir die vorgesehene Menge an Wohnungen auf dem Gelände für ausreichend halten, und andererseits, weil es keinen Sinn macht, elementare Teile des Beschlussvorschlags zu streichen. Wozu hätte ein Positionspapier als Arbeitsprogramm erarbeitet werden sollen, wenn wir hier nichts von alle dem als Wegmarken nutzen würden? Vielen Dank!