Rede zum Antrag „Gedenktafel für die Befreiung Leipzigs“

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste!

Mit unserem Antrag wollen wir eine Lücke in der Erinnerungskultur unserer Stadt

schließen. Nicht die Rote Armee hat – wie es uns zu DDR-Zeiten durch geschicktes Weglassen der historischen Zusammenhänge nachhaltig suggeriert wurde – unsere Stadt befreit, ich denke nur daran, dass der russische Kommandant Trufanow Ehrenbürger der Stadt ist, sondern es waren die Amerikaner. Allerdings mangelt es noch immer an einem öffentlichen Gedenkort für diese und ihren Einsatz auch für unsere Stadt.

Am 18. April 1945 haben die 2. und die 69. Infanteriedivision das Zentrum Leipzigs erreicht. Am 19. April erzwangen sie die Kapitulation der Stadt. Einer der letzten Kriegstoten in Leipzig war ein amerikanischer GI. Er starb am 18. April am Straßenbahnhof Angerbrücke. Sein Foto ging um die Welt, denn der Kriegsreporter Robert Capa hielt den Tod des Soldaten mit seiner Kamera fest. Dieses Fotos erschien neben zahlreichen anderen Fotos vom Einmarsch der Amerikaner in Leipzig in der Victory-Ausgabe des Life-Magazine. Die Amerikaner begannen mit der Proklamation Nr. 1 umgehend mit dem Neuaufbau der demokratischen Strukturen in Leipzig. Sie setzten am 23. April den Rechtsanwalt Vierling als Oberbürgermeister ein und reaktivierten den bis 1933 amtierenden Polizeipräsidenten, den Sozialdemokraten Heinrich Fleißner.

Diese demokratische Neuordnung unserer Stadt fand mit der Übergabe Leipzigs an die

Rote Armee am 2. Juli bereits ihr Ende. Es war eigentlich der Beginn einer neuen Diktatur. Wir haben den Amerikanern im Rahmen des Neuanfangs in den ersten zweieinhalb Monaten nach dem Krieg zu danken, wenn auch erst sehr spät. Vor diesem Hintergrund stellt sich das Fehlen eines offiziellen Gedenkortes für die gefallenen US-Soldaten sowie das Wirken der Amerikaner in den ersten Nachkriegswochen als großes Defizit dar. Das wollen wir mit unserem Antrag ändern!

 

Ich möchte noch kurz auf den Ergänzungsantrag der Linksfraktion eingehen. Ich freue mich, dass Sie, werte Kollegen, dieses Ansinnen unterstützen möchten, auch der Vorschlag, einen Gedenkort am Straßenbahnhof Angerbrücke zu errichten, ist aufgrund der historischen Begebenheitennicht verkehrt. Aber dennoch: Meine Fraktion favorisiert eine innerstädtische, zentral erreichbare Gedenktafel, bspw. an der Runden Ecke, so wie wir es in unserer Antragsbegründung formuliert haben.

Sollte das authentische Gebäude an der Angerbrücke einmal in einem würdigen Zustand sein, sollte auch dort eine Erinnerungstafel für den gefallenen jungen amerikanischen Soldaten angebracht werden.

Ich bitte Sie um Zustimmung zum Verwaltungsstandpunkt, obwohl gerade auch bei diesem Thema der Leipziger Geschichtsverein offensichtlich Defizite in seinem Wirken aufweist