Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Christian Schulze, Vorsitzender des Finanzausschusses

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, verehrte Kolleginnen und Kollegen,

in den vergangenen Jahren forderte ich von dieser Stelle die nächste Jahresrechnung eher vorzulegen als die, die gerade behandelt wird. Der konkrete Wunsch war, die Ergebnisse möglichst noch in die laufenden Haushaltsplanberatungen einfließen lassen zu können. Bei aller Freude über Olympia bin ich kurz vor der endgültigen Kapitulation gegenüber einer Verwaltung, die die notwendigen Termine einfach alle Jahre wieder nicht einhält. Wo soll das noch hinführen? Im nächsten Jahr werden wir dann sicher hören, dass die intensiven Arbeiten für 2012 alle Mitarbeiter so überlastet haben, dass wir den Jahresabschluss 2002 sicher erst im Sommer 2004 beraten können. Jetzt sage ich wieder, wie in den vergangenen Jahren: „Das kann so nicht hingenommen werden!“ Was hat dieser Satz von mir für Folgen? Wahrscheinlich wieder keine. Und so bekäme dann Thomas Müller von einer in Leipzig nicht ganz unmaßgeblichen Zeitung recht, der in seinem Kommentar zu dieser anstehenden Debatte von einer Farce spricht.

Nun konkret zur Jahresrechnung 2001. Grundlage meiner Ausführungen sind die Beratungsergebnisse des Unterausschusses Rechnungsprüfung die sich der Finanzausschuß zu eigen gemacht hat. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich ganz herzlich bei den Mitgliedern des Unterausschusses für ihre intensive Vorberatung der Jahresrechnung bedanken. Der Unterausschuss war es auch, der empfahl, dem Beschlussvorschlag für die Jahresrechnung, den ihnen vorliegenden Punkt 3 hinzuzufügen.

Dem Oberbürgermeister liegt inzwischen ein Brief des Finanzausschusses vor, statt eines Unterausschusses Rechnungsprüfung wieder einen echten Fachausschuss Rechnungsprüfung zu installieren. Dies scheint nach rechtlicher Begutachtung der sächsischen Kommunalverfassung wieder möglich zu sein.

Wir erhoffen uns eine bessere intensivere Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Stadtrat und würden dies vor allem in Bezug auf die eingangs gemachten Bemerkungen als vertrauensbildende Maßnahme betrachten.

Nun ein kurzes Zitat aus meiner Rede vom vergangenen Jahr. „Soweit ich mich erinnern kann, hat uns das Rechnungsprüfungsamt schon problematischere Stellungnahmen zu Jahresrechnungen vorgelegt. Es ist schon zu erkennen: steter Tropfen höhlt den Stein. Viele Dissensstandpunkte zwischen Kämmerei und Rechnungsprüfungsamt sind durch intensive Diskussion zwischen den Ämtern aber auch im Fachausschuß und anderen Gremien verschwunden, d.h., die Stellungnahme des Rechnungsprüfungsamtes wurde in den letzten Jahren immer moderater“.

Diese Feststellung vom letzten Jahr lässt sich für dieses Jahr leider so nicht wiederholen. Es geht schon damit los bzw. das HH-Jahr endete erstmalig mit einem Fehlbetrag von offiziell 67,5 Mio DM. Offiziell? Offiziell heißt, dass das Rechnungsprüfungsamt die HH-Situation des Jahres 2001 rückblickend weitaus dramatischer sieht. Nach Rechnungsschluss wurden insgesamt ca. 73 Mio DM zu Gunsten des Rechnungsergebnisses gebucht, um dann „nur noch“ bei 67,5 Mio DM Defizit zu landen. Aus Sicht des RPA wurde damit gegen den Grundsatz von Haushaltsklarheit und Wahrheit verstoßen.

„Das Haushaltsergebnis des VwH 2001 ist so schlecht wie noch nie ausgefallen.“ Dies ist ein Zitat aus dem Bericht. Ein Haushaltsausgleich war nicht möglich. Es konnten nur 2,6 Mio DM zweckgebundene Mittel an den Vermögenshaushalt zugeführt werden. D.h., wieder einmal konnte nicht mal die Pflichtzuführung vom VwH an den VmH geleistet werden. Zur notwendigen Entschuldung mussten Vermögensveräußerungserlöse herhalten. Zum Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen muss ich mich hier nicht weiter äußern. Die Zahlen sind, denke ich, hinlänglich bekannt.

Kurz eingehen möchte ich noch auf das Thema Rücklagen. In den vergangenen Jahren konnten wir noch feststellen, im Vergleich mit anderen Städten relativ gut dazustehen. Für 2001 ist zu konstatieren, dass die allgemeine Rücklage u.a. wegen der Tilgung der Schatzanweisung in Höhe von 100 Mio DM von 334 Mio auf 147 Mio DM abgeschmolzen ist. Da ist auch nicht mehr allzuviel Luft drin.

Ein weiteres Thema der Rechnungsprüfung sind die Haushaltseinnahme- und Ausgabereste. Die Einnahmereste sind im Vergleich zum Vorjahr wieder drastisch gestiegen. Auch die Ausgabereste sind leicht angestiegen.

An dieser Stelle sei es mir gestattet, den Kolleginnen und Kollegen der Kämmerei bei aller notwendigen Kritik und natürlich den Mitarbeitern des Rechnungsprüfungsamtes meinen herzlichen Dank für die geleistete Arbeit auszusprechen. Ich verbinde diesen Dank mit der Bitte, dass die Prüfungsfeststellungen der vergangenen Jahre nun endlich zügig bearbeitet werden. Abschließend bleibt festzustellen, daß die SPD – Fraktion der Empfehlung des Finanzausschusses folgen wird und der Vorlage Jahresrechnung für das HH-Jahr 2001 zustimmt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Redner: Helmut Voß

Es gilt das gesprochene Wort!

Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,

kürzlich sagte ein Bekannter zu mir: „Ich habe bei der letzten Wahl meine Stimme abgegeben, jetzt habe ich keine mehr, zumindest keine, die man hört.“ Wir haben die Drucksache ‚Lokale Demokratiebilanz’ auf dem Tisch und sollen einem Projekt zustimmen, das den gegenwärtigen Stand der Bürgerbeteiligung in unserer Stadt untersuchen wird. Beim Lesen der Grundsätze fand ich solche bemerkenswerten Sätze wie, ich zitiere: Die Verwaltung soll in ihrem gesamten Handeln darauf ausgerichtet sein, für die Bürgerinnen und Bürger von Vorteil und Nutzen zu sein. Oder: Die Verwaltung soll optimal auf die zeitlichen, räumlichen und sachlichen Bedürfnisse und Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger eingehen! Ich habe bisher geglaubt, dies sei die selbstverständlichste Sache der Welt und wollte die Vorlage mit einem ironischen Lächeln beiseite schieben. Doch dann kam ich ins Grübeln. Leben wir doch, nach unserer Überzeugung, in dem besten politischen System das es gibt, in dem System, in dem das Volk herrscht. Oder gibt es tatsächlich noch Defizite? Auch in einer demokratischen Ordnung wird einer kleinen Minderheit Macht übertragen. Durch eine Auswahl, durch persönliches Vertrauen begründet und von der Hoffnung begleitet, die Auserwählten werden mit dieser, zeitlich begrenzten, geliehenen Macht, verantwortlich und sorgsam umgehen. Diese kleinen Minderheiten spalten sich nun in die Exekutive und in die legislative Macht auf. Im Licht stehen dann die Führer, die Richtunggeber, die Verantwortlichen, die Bush, Blair, Schröder, Merkel, Tiefensee. In ihnen personalisiert sich die Befindlichkeit des Volkes. Der legislativen Gruppe der Erwählten ist aufgetragen, die Macht zu kontrollieren, sie notfalls zu stoppen oder in eine andere Richtung zu dirigieren. Und die Bürger, die Wähler, die Masse, sie schaut zu, schimpft an den Stammtisch und droht beim nächsten Mal mit anderer Wahlentscheidung. Verlassen wir jetzt die hohe Ebene und schauen wir auf diese Stadt. Leipzig befindet sich mit elf anderen Gemeinden in einem Netzwerkzyklus, oder sagen wir schlicht in einer Untersuchungsreihe, wie gut oder schlecht denn mit den Anliegen der Bürger umgegangen wird. Im Visier sind dabei natürlich auch die Ämter der Verwaltung, dort wo es um die Genehmigung, den Stempel geht. Sind die Leute aufgeblasen oder freundlich, sind sie kompetent oder nur eingebildet, dienen sie der Bürgerschaft mit Hingabe oder leben sie im Bewusstsein ihrer ganz speziellen Machtfülle? Es geht hier nicht um eine arrogante Verurteilung der Verwaltung, sondern es geht um die vielleicht notwendige Verbesserung im Alltagsablauf unser aller Lebensumstände. Wir sollen heute grünes Licht geben für eine Bürgerbefragung, für eine Inventur der Befindlichkeiten der Bürger dieser Stadt. Im Anhang befindet sich der Entwurf eines Fragebogens, der ausgefüllt von den Betroffenen darüber Aufschluss geben soll, wie zufrieden ich mit meiner Stadtregierung bin? Dabei kann man bei manchen Fragestellungen durchaus geteilter Meinung sein. Nun geht es natürlich nicht nur um die Verwaltung und ihre Spitze, sondern auch um die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde. Ihr Engagement, ihre Einsatzfreudigkeit und vielleicht auch ihre Zivilcourage sind die Grundlage, die Basis, für das Funktionieren eines Gemeinwesens. Haben wir genug dieser Spezies? Haben wir zu viel Kritiker und Besserwisser, die alles Handeln nur aus der Perspektive des eigenen Geldbeutels beurteilen? In einer Diktatur sagt einer wo es langgeht und was dann alle als gut anzusehen haben. In einer Volksherrschaft soll die Mehrheit für die bestmögliche Entscheidung sorgen, dabei dürfen aber die Minderheiten nicht vergessen werden. Ein Wesensmerkmal der Demokratie ist die weitgehend gerechte Behandlung aller Bürger. Dabei glauben wir zunehmend, es müsste alles bis ins letzte Detail reguliert werden, für jede Handlung eine Vorschrift. Mündige Bürger verstehen sich jedoch als freie, in eigener Verantwortung agierende Menschen. Die Bürgerschaft in der Offensive! Das bedeutet für die Politiker die Rückbesinnung auf ihr Wahlprogramm, für die Verwaltung das zügige Abarbeiten von Anträgen mit einem freundlichen Lächeln und für uns alle mehr Verantwortung für das Ganze!

Nun, Bürger, ran an die Inventur! Die SPD-Fraktion wird der Vorlage zustimmen.

Redner: Dr. Joachim Fischer, SPD-Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,

im Jahre 1968 hat die damalige Stadtverordnetenversammlung einstimmig dem Abriss der Universitätskirche zugestimmt und damit eine Kulturbarbarei legitimiert. Auch deshalb ist der Stadtrat in der Pflicht, zum weiteren Umgang mit der Universitätskirche Position zu beziehen. Dies ist er auch den Leipziger Bürgern schuldig. Auch wenn die Stadt nicht Bauherr der Universität ist, so ist sie doch Träger der Planungshoheit. Ich habe Verständnis für die Wut und für die Trauer, die viele Bürger dieser Stadt im Zusammenhang mit der Sprengung der Universitätskirche empfänden. Auch ich habe während meines Studiums fast täglich an der Haltestelle vor dem Augusteum gestanden und in der Universitätskirche mehrfach das Weihnachtsoratorium gehört. Gerade deshalb frage ich mich aber auch, wie man mit dem damaligen Ereignis umgehen soll und ob man mit einem Plagiat der Kirche dem damaligen Verbrechen angemessen begegnen kann. Die übergroße Mehrheit der SPD-Fraktion und ich persönlich glauben das nicht, sondern sind im Gegenteil der Meinung, dass damit möglicherweise sogar dem Vergessen des damaligen Geschehens Vorschub geleistet wird.

Gemeinsam mit der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen trete die SPD-Fraktion für ein angemessenes Zeichen des Erinnerns an die Universitätskirche und an die Sprengung am Ort des Geschehens ein, wolle aber auch nach vorn schauen. Auch eine moderne Universität des 21.Jahrhunderts brauche eine geistige Mitte, die am Standort der gesprengten Universitätskirche entstehen sollte.

Es sei erfreulich, dass sich viele Leipziger Bürger mit diesem Thema befassten. Beispielhaft zu nennen seien der Campus e. V. und die Gruppe „Protest für Leipzig“. Die zuletzt genannte Gruppe rege an, die besondere Akzentuierung auf das Thema der geistigen Mitte zu lenken. Die antragstellenden Fraktionen hätten dies mit Einverständnis der Gruppe in den Antrag aufgenommen. Gleiches gelte für den Wunsch nach Transparenz und öffentlicher Beteiligung. Dahinter stehe die Forderung, dass nicht in Dresden entschieden werde, was in Leipzig an solch prominenter Stelle gebaut werden solle.

Bei der weiteren Qualifizierung des Entwurfs im Hinblick auf das Gesicht des Augustusplatzes könne man sich auch die Beteiligung weiterer Preisträger und Architekten vorstellen, die von der Stadt, dem Freistaat und der Universität benannt werden sollten. Bei dieser Qualifizierung sei das Hauptgebäude der Universität nötigenfalls infrage zu stellen. Die Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen lehnten aber die aktuelle Debatte in der Staatsregierung und auch in der hiesigen CDU ab, die Variante vom Neubau bis zur Rekonstruktion der Kirche zulasse. Damit drücke man sich lediglich vor einer Entscheidung.

Der Änderungsantrag der PDS-Fraktion könne in den Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen übernommen werden, den Ergänzungsantrag von Stadträtin Suárez betrachte man als eine Selbstverständlichkeit. Auch nach dem Ursprungsantrag sei es möglich, in der Aula kirchliche Veranstaltungen durchzuführen.

Man hoffe sehr, dass es im Jahre 2012 in Leipzig Olympische Spiele geben werde. Auf jeden Fall jähre sich 2009 zum 600. Male die Gründung der Universität. Beides sein große Herausforderungen. Wie die Leipziger Bürger zu so großen Aufgaben stünden, hätten sie am vergangenen Sonnabend erneut gezeigt. Auch der Stadtrat soll ein weiteres Mal beweisen, dass er in der Lage sei, wichtige Entscheidungen zu treffen. Es müsse Schluss sein mit den Streitereien der letzten Zeit. Er, Fischer, frage die dafür verantwortlichen Mitglieder der CDU-Fraktion, was sie damit erreicht hätten. Sie sollten ihre parteipolitischen Interessen zum Wohle der Stadt Leipzig zurückstellen. Wenn Leipzig im Jahre 2005 gegen die großen Metropolen dieser Welt eine Chance haben wolle, müsse jeder einzelne Stadtrat Größe beweisen und ab und zu über seinen Schatten springen. Dies hätten die Leipziger Bürger wahrlich verdient.

Redner: Dr. Joachim Fischer

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, sehr geehrte Gäste!

Der Neubau des Museums der bildenden Künste war von Anfang an ein ziemlich kompliziertes Problem. Schon der vom Preisgericht ausgewählte Wettbewerbs-entwurf hatte nicht bei allen Beteiligten und allen Leipziger Bürgern Anerkennung gefunden. Als Mitglied des Preisgerichts glaube ich, dass die Kritiker spätestens bei der Eröffnung des Hauses erkennen werden, welche innere Raumqualität geschaffen wird.

Baukonstruktiv und bauphysikalisch war das Gebäude jedoch stets problemgeladen. Das sehr junge Büro, das den Wettbewerb gewonnen hatte, war mit dem eigenen Entwurf unter Umständen baukonstruktiv überfordert. Der Wechsel des Direktors des Bildermuseums hatte zusätzlich Probleme gebracht, da der neue Direktor mit dem Haus andere Wünsche und Anforderungen verbindet. Die Baurealisierung konnte nicht wie geplant laufen. Die Folgen sind bekannt. Mehrkosten von rund 15 Millionen Euro bei einem Objekt von 60 Millionen EUR bedeuteten eine Steigerung von mehr als 20 %. Auch der Bauverzug von 16 Monaten ist bereits angesprochen worden. Mängel hat es bei der Projektleitung, beim Hochbauamt und beim Projektsteuerer Drees & Sommer gegeben. Meiner Meinung nach soll geprüft werden, inwieweit der Projektsteuerer zur Verantwortung gezogen werden muss.

Die SPD-Fraktion wird, wenn auch schweren Herzens, der Vorlage zustimmen. Es gibt keine andere Wahl, da man in der Innenstadt keine Ruine stehen lassen kann. Allerdings fordert die SPD-Stadtratsfraktion eine exakte Ermittlung der Ursache für die Kostenerhöhung und die Bauzeitverlängerung und das Ziehen von Schlussfolgerungen für weiter Großvorhaben. Beigeordneter Dr. Lütke Daldrup hat angedeutet, dass es bereits erste Vorschläge dazu gibt. Diese sollten im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau besprochen werden. Man sollte auch überprüfen, ob die Vorwürfe der Kammern im Zusammenhang mit der Stahlbauvergabe Substanz hätten. Ich bin über die Vorwürfe sehr verwundert, da dem Vergabeausschuss Mitglieder der Kammern angehören. Aber auch zur Entlastung der im Vergabeausschuss tätigen Stadtratsmitglieder sollte man das Vorgehen genau kontrollieren.

Die SPD-Fraktion wird dem Änderungsantrag der CDU-Fraktion, dazu einen speziellen Ausschuss zu schaffen, nicht zustimmen, da wir der Auffassung sind, dass dieser Antrag nicht konstruktiv ist, zumal er von einem Untersuchungsumfang ausgeht, der von einem Stadtratsausschuss nicht gemeistert werden kann.

Rednerin: Ingrid Doctor

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Stadträte, sehr geehrte Gäste,

Voranstellen möchte ich, dass Beitrags- oder andere Preissteigerungen immer unerfreulich sind. Wenn die Stadt Leipzig einen Haushalt vorweisen könnte, der uns als Stadträten viele Sonderwünsche erlauben würde, hätten wir keinerlei Bedenken dieser Vorlage ablehnend gegenüber zu stehen.

In diesem Fall jedoch ist es legitim, dass die Stadt Leipzig alle gesetzlich möglichen Mittel ausschöpft, um für andere Dinge noch Geld bereit zu stellen. Wie allen bekannt ist, haben Eltern, die die Erhöhung nicht tragen können, im Jugendamt die Möglichkeit einen Antrag auf Reduzierung oder Freistellung zu stellen. Nach gründlicher Prüfung wird dann darüber entschieden.

Sehen wir uns nur die Zahl der durch die Stadt gewährten Freiplätze an. Es sind ca. 27 % der Gesamtplätze in den Kindereinrichtungen, d.h. für mindestens 5737 Kinder wird von den Eltern auf Grund ihrer schwierigen sozialen Situation kein Beitrag für die Betreuung erhoben und für weitere ca. 16% der Gesamtplätze wird eine Beitragsminderung gewährt. Kann man da von kinder- und familienfeindlicher Verwaltung sprechen, wie dass einige in diesem Haus tun? Um diese Freiplätze zu erhalten, wird die SPD-Fraktion dieser Vorlage zustimmen.

Redner: Dr. Joachim Fischer, SPD-Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, sehr geehrte Gäste!

Ganz am Anfang möchte ich Ihnen, Herr Dr. Tippach, und den Mitgliedern des von Ihnen geleiteten zeitweiligen beratenden Ausschusses „Betrieb für Beschäftigungsförderung“ für die geleistete Arbeit danken. Ihnen allen ist es gelungen, über Parteigrenzen hinweg, ein einstimmig verabschiedetes Papier vorzulegen. Ich hoffe sehr, dass in der heutigen Beratung im Stadtrat dieses Konsenspapier nicht zerredet wird! Mein Fraktion und ich werden uns darum bemühen, auch wenn man einzelne Dinge aus anderer Sichtweise betrachten und damit zu anderen Ergebnissen kommen kann. Das vorgelegte Papier schafft eine gute Grundlage zur Vergangenheitsbewältigung. Anschließend sollten wir unsere ganze Kraft auf den Umgang mit der Arbeitslosigkeit in der Stadt Leipzig unter völlig veränderten Förderbedingungen, aber auch weiterhin auf das Bereitstellen von besten Voraussetzungen für die Schaffung von Arbeitsplätzen in unserer Stadt und unserer Region richten.

Da nach der politischen Wende 1989 den Verantwortungsträgern in Leipzig sehr schnell klar wurde, dass die versprochenen „blühenden Landschaften“ nicht ganz so schnell umzusetzen seien und dass im Gegensatz dazu die Arbeitslosigkeit einen dramatischen Umfang annahm, wurde bereits im Jahr 1991 ein Stützpunkt für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gegründet und im Dezernat 1 angesiedelt. Ziel des Stützpunktes war, wie der Name schon sagte, Arbeitslosen den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen und die dafür eingesetzten Mittel für Projekte der Stadt zu verwenden, die ansonsten nicht hätten realisiert werden können.

Auf der Basis des sächsischen Eigenbetriebsgesetzes von 1994 wurde mit Beschluss des Stadtrates von Ende 1995 der Stützpunkt in den „Betrieb für Beschäftigungsförderung“ umgewandelt. Neben den Arbeitslosen sollten nun auch arbeitslose Sozialhilfeempfänger in die Förderung einbezogen werden.

Von 1993 bis 2002 wurden insgesamt ca. 22 000 Menschen für ein oder mehrere Jahre mehr als nur beschäftigt und zwar beispielsweise

  • über 15 000 Personen durch ABM
  • mehr als 5 000 Sozialhilfeempfänger und
  • 240 Auszubildende.

Diesen Leipzigern konnten wichtige zusätzliche Arbeiten übertragen werden und sie schafften bleibende Werte für unsere Stadt.

Beispielhaft seien hier genannt:

  • die Stadtgüter Gut Mölkau,
  • Gut Knauthain,
  • Gut Seehausen,
  • Gut Graßdorf,
  • der Campingplatz Auensee, sowie
  • die Parkplätze am Zoo und in Grünau.

Allen ehemaligen Beschäftigten des ABM-Stützpunktes und des bfb möchte die SPD-Fraktion für die geleistete Arbeit von ganzem Herzen Dank sagen. Auch mit Ihrer Arbeit haben Sie dazu beigetragen, dass die Leipziger auf ihre Stadt stolz sein können und dass die Gäste von der Stadt Leipzig begeistert sind.

Das Modell bfb lockte zu einem regelrechten Besichtigungstourismus. Vor Ort waren zum Beispiel in ihrer damaligen Funktion:

  • Bundesarbeitsminister Norbert Blüm,
  • Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth,
  • der Sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer,
  • der Präsident d. Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda,
  • der PDS-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Gregor Gysi
  • der Sprecher für Arbeit und Sozialpolitik der SPD-Bundestagsfraktion, Ottmar Schreiner, sowie
  • zahlreiche Vertreter der sächsischen Landtagsfraktionen.

Mancher, der damals in den vorderen Reihen stand und sich im Ruhm sonnte, sucht heute Schuldige für die wirtschaftliche Schieflage, in die der bfb geraten ist. Hätte diese Schieflage des bfb verhindert werden können, wenn die vom Ausschuss ermittelten Fehlleistungen verhindert worden wären?

Das Hauptziel des bfb, die Beschäftigung Erwerbsloser Leipziger, wurde unter Berücksichtigung der jeweils zur Verfügung stehenden Mittel erfüllt. Ich habe auf die Zahlen verwiesen. Dass die Wiedereingliederung der Arbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt nicht erreicht wurde, lag an der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung und ist nicht dem bfb anzulasten.

Kritischer ist der Umgang mit öffentlichen Mitteln – letztlich Steuergelder – zu werten. Auch wenn der Ausschuss zu dem Ergebnis kommt, dass der Stadt Leipzig kein finanzieller Schaden entstanden ist, hätte durch eine saubere Kostenträgerrechnung Transparenz in die Finanzprozesse des Unternehmens gebracht werden können. Dadurch hätte der über die gesamten Jahre stark schwankende Fördermittelfluss zwar nicht ausgeglichen, Entscheidungsprozesse jedoch vereinfacht werden können.

Diese fehlende Kostenrechnung führte bereits 1993 bis 1995 zu eingeschränkten Prüfungsvermerken durch die Wirtschaftsprüfer. Ab 1996 wurden dann aber uneingeschränkte Prüfvermerke erteilt, ohne dass sich im Rechnungswesen des bfb etwas geändert hatte. Hier sieht mein Fraktion eine erhebliche Mitverantwortung der Wirtschaftsprüfer. Ein rechtzeitiger Versagungsvermerk hätte bei der Stadtverwaltung und beim Stadtrat die Alarmglocken läuten lassen.

Über die Verantwortung der Verwaltung in dem genannten Zusammenhang ist im Bericht Stellung genommen worden. Nach der Auffassung meiner Fraktion wird der Betriebsausschuss und letztlich auch der Stadtrat fast völlig aus seiner Verantwortung entlassen. Deshalb begrüßen wir ausdrücklich die Forderung des Ausschusses im Bericht, das Verhältnis von Stadtrat und der Verwaltung zu den Eigenbetrieben der Stadt neu zu regeln.

Der Ausschuss schlägt vor, seine Arbeit fortzuführen und Einsicht in die Akten bei der Staatsanwaltschaft zu nehmen. Ich meine, strafrechtliche Belange sollten dort behandelt werden, wo sie hingehören, nämlich bei der Staatsanwaltschaft und bei den Gerichten. Ohne dieses Verfahren hätten wir heute den Abschlussbericht behandeln und danach unsere ganze Kraft dem Thema Beschäftigungspolitik in der Stadt Leipzig zuwenden können, wie es im Beschlusspunkt 5 zur Gründung des Zeitweiligen Ausschuss bfb beschlossen wurde. Die Arbeitslosen würden es uns danken!

Und ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Rednerin: Ingrid Glöckner

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Stadträte, sehr geehrte Gäste,

Ausgangpunkt für die Vorlage der Verwaltung ist es, Varianten für die derzeit komplizierte Verkehrsführung in Richtung Westen zu untersuchen und Lösungsmöglichkeiten für die Fortführung der Nordtangente aufzuzeigen. Insbesondere mit dem Ausbau des Stadions und der Nutzung der Arena Leipzig ist es dringend erforderlich, dass verkehrstechnische Planungen für den gesamten Bereich realisiert werden.

Die geplante zweispurige Verkehrsführung in stadtauswärtiger Richtung über die innere Jahnallee und die Verkehrsberuhigung der Gustav-Adolf-Straße ist auf erhebliche Kritik gestoßen. Deshalb sollte der Ausbau der Jahnallee vorerst nur bis zur Leibnizstraße erfolgen. So kann über einen befristeten Zeitraum der Verkehrsfluss getestet werden, ohne bereits Tatsachen zu schaffen. Um den Händlern in der Jahnallee entgegenzukommen, muss Kurzzeitparken in verkehrsschwachen Zeiten möglich sein. In der Hauptverkehrszeit muss der Verkehr reibungslos fließen können. Sollte der Verkehr ohne größere Probleme allein über die innere Jahnallee geleitet werden, könnte die Gustav-Adolf-Straße in eine verkehrsberuhigte Wohnstraße mit zwei Fahrtrichtungen umgewandelt werden. Den Verkehr zukünftig über beide Straßen zu leiten, wäre in jedem Fall eine Verschlechterung. Die Verlegung der Straßenbahnhaltestellen „Leibnizstraße“ und „Waldplatz“ um wenige Meter ist notwendig, damit der fließende Verkehr nicht aufgehalten wird.

Voraussetzung für dieses Projekt ist die Umgestaltung der Kreuzungen Marschnerstraße/Jahnallee, Am Sportforum/Hans-Driesch-Straße, sowie Leutzscher Allee/Waldstraße, die somit zuerst ausgebaut werden müssen. Ebenso soll der geplante Ausbau des Teils der Jahnallee vom Goerdelerring bis zur Leibnizstraße zeitnah erfolgen.

An der Kreuzung Berliner Straße/Kurt-Schumacher-Straße (Querung der Straßenbahntrasse) gibt es aus Sicht der SPD-Fraktion noch Diskussionsbedarf. Dabei sollte die Variante 3 (Geradeausverkehr südlich Parthe/niveaufreie Querung Kurt-Schumacher-Straße/Führung des abbiegenden Verkehrs in die Berliner Straße) untersucht werden. Die SPD-Fraktion wird der Vorlage unter Beachtung der von mir eben aufgezeigten Prämissen zustimmen.