Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Beigeordnete,

sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

liebe Gäste auf der Tribüne und im Livestream,

„Die Glocke auf dem Platz nun ist ein Mysterium oder besser: ein Zeichen der sympathischen Hilflosigkeit einer Demokratie auf der Suche nach der großen Geste. Das heldenhafte Einheits- und Revolutionsdenkmal, das die Leipziger gern hätten, bekommen sie nicht hin, weil sie sich auf seine Form nicht einigen können. So haben sie erst mal dieses goldene Ei aufgestellt und „Demokratieglocke“ genannt. Es ist aus Bronze, eineinhalb Meter hoch und steht zu ebener Erde. Wer es sucht, der findet es kaum, und wer es gefunden hat, versteht nicht, was es soll. Ein Ei eben, das in unregelmäßigen Abständen läutet.“

(David Ensikat: Leipzigs großer Wendeplatz, in: ZEIT online, 01.05.2017)

Pia Heine

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

im November 2007 beschloss der Bundestag den Bau eines zentralen Einheits- und Freiheitsdenkmals in Berlin. Der übergreifenden Initiative zahlreicher Leipziger:innen und ostdeutscher Politiker:innen war es zu verdanken, dass im Jahr darauf ein weiteres eigenes Denkmal für Leipzig beschlossen wurde, um einerseits an den gewaltfreien Widerstand und die Zivilcourage vom Herbst 1989 zu erinnern, aber auch den Freiheitsgedanken nach vorn zu stellen. Das war ein toller Erfolg und eine wahnsinnige Wertschätzung der Rolle Leipzigs für das Gelingen des Systemumbruchs 1989/90.

In der Ratsversammlung zum Haushalt im März wurde schon viel zum Denkmal-Prozess – auch zum Scheitern des ersten Versuchs – gesagt, das möchte ich an der Stelle nicht alles nochmal wiederholen. Was mir aber aus der März-Sitzung besonders im Gedächtnis geblieben ist, sind zwei Punkte: Zum Einen der Vorwurf, dass die Menschen hier nicht gefragt worden seien und zum Anderen, dass der Siegerentwurf nicht allen gefalle.

Zum ersten Punkt: Es gab einen Bürgerbeteiligungsprozess und auch einen klaren Willen für das Denkmal. Eine repräsentative Befragung von 2018 hat ergeben, dass 80 Prozent aller Leipzigerinnen und Leipziger und 70 Prozent aller Bundesbürger:innen ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig befürworten. Das Verfahren wurde federführend von der Stiftung Friedliche Revolution begleitet. Dafür wurde hier in Leipzig seinerzeit eigens ein Bürgerrat aus 35 interessierten Leipziger:innen gebildet. Ganz ehrlich: Das war sehr viel mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz als bei vielen anderen Entscheidungen, die wir hier treffen. Und dass dafür eine repräsentative Auswahl aus den Bewerbungen interessierter Bürger:innen getroffen werden musste, weil es schlichtweg nicht möglich ist, sowas mit 500 Menschen zu machen, sollte dabei auch klar sein.

Zum zweiten Punkt: Es ist eigentlich vollkommen irrelevant, ob mir persönlich der Entwurf gefällt oder nicht. Ganz ehrlich: Mir gefallen weder die Demokratieglocke noch das Wagner-Denkmal – beantrage ich deswegen deren Abriss? Natürlich nicht! Ein Denkmal darf kontrovers sein und anecken, es darf provozieren und Denkanstöße geben. Das ist die große Errungenschaft unserer Demokratie, dass Denkmäler nicht mehr mit bloßen Monumenten gleichgesetzt werden, wie es in früheren Zeiten der Fall war. Und dass wir – auch kritisch – darüber ins Gespräch kommen können.

Als SPD-Fraktion begrüßen wir ausdrücklich, dass mit den vorliegenden Änderungsanträgen ein Kompromiss der verschiedenen Positionen gesucht wird und können uns diesem grundsätzlich anschließen. Zu bedenken geben möchten wir allerdings, dass die in den Änderungsanträgen vorgeschlagenen Parolen nicht umfassend die Pluralität der damals erhobenen Forderungen wiederspiegeln – Forderungen nach einem sogenannten „Dritten Weg“ zum Beispiel finden in den beispielhaften Vorschlägen bislang keinen Raum, doch auch sie gehörten zur Friedlichen Revolution und dem Protest auf der Straße 1989/90 dazu. Wir wünschen uns deswegen eine größere inhaltliche Bandbreite der abgebildeten Parolen und regen an, in deren Auswahl Expert:innen aus dem Stadtgeschichtlichen Museum oder Zeitgeschichtlichen Forum miteinzubeziehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen:

Wir haben hier in anderen Kontexten in den vergangenen Monaten immer wieder über die Freiheit der Kunst gesprochen: Diese gilt ebenso für das Denkmal. Ich persönlich sehe in dem Entwurf viel Potenzial. Durch die teilweise Bespielung mit authentischen Parolen von ´89 wird nun auch der historische Bezug noch deutlicher, ohne eigenen Projektionsraum zu nehmen.

Wir betonen hier immer wieder den Mut der Menschen 1989/90. Deswegen mein Aufruf an uns alle hier: Lassen Sie uns zusammen mutig sein, lassen Sie uns den mutigen Menschen hier in Leipzig endlich das lang geplante Denkmal setzen und lassen Sie uns dem Denkmal eine Chance geben!

[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

in einer wachsenden Stadt werden Flächen knapp und es kommt zu Nutzungskonflikten. Das ist die Zusammenfassung der Vorlage „Katzmannstraße“.

Zur Aufgabenbeschreibung der Verwaltung sollte nun bei solchen Konflikten gehören, die Argumente sachlich auf den Tisch zu legen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Die Argumente liegen nun da, es wurden viele Grundstücke geprüft und wieder verworfen. Zahlreiche Sitzungen wurden abgehalten und die Argumente und Sachzwänge erläutert.

Auch wir Stadträte mussten einige sehr ungehaltene bis unverschämte E- Mails lesen und beantworten. Die Emotionen kochten auf beiden Seiten ordentlich hoch.

Was meine Fraktion aber immer noch vermisst, ist ein Lösungsvorschlag. Kernaussagen wie: „Der ruhende Verkehr gehört nicht in die Vorlage.“ oder „Das können wir mal prüfen.“ werden die Wogen nicht glätten und Mehrheiten für die Vorlage zustande kommen lassen.

Deshalb liegt nun ein Änderungsantrag der SPD auf dem Tisch: Es werden 100 Parkplätze geschaffen. (Punkt) Zeitnah! (Ausrufezeichen)

Warum kommt die Verwaltung nicht auf die Idee, frühzeitig auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen und Alternativen zu suchen und zu finden.

Die Zusammenarbeit der Dezernate lief bei dieser Vorlage wohl nicht so rund. Ich habe den Eindruck, dass das Schulamt (in Person von Herrn Hirschmann) einen deutlichen Bedarf angemeldet hat, alle entsprechenden Zuarbeiten lieferte und in verschiedene Fraktionen und zur Bürgerveranstaltung ging. Das Liegenschaftsamt prüfte 34 Grundstücke. Wenn es jedoch um das Entgegenkommen bei der Lösung der Stellplatzprobleme ging, haben wir vom Dezernat Stadtentwicklung und Bau deutliche Zurückhaltung bis abwartende „wir prüfen das mal- Hinhaltetaktik“ gespürt.

Ute Köhler-Siegel

Kein Wunder, dass die Fronten jetzt derart verhärtet sind und es unklar ist, ob zeitnah ein Interimsstandort für die

– Carl-von-Linné-Schule, Grundschule der Stadt Leipzig (ca. 190 Schüler)

– Lindenhofschule, Förderschule der Stadt Leipzig (80 Schüler)

– 33. Schule, Grundschule der Stadt Leipzig (245 Schüler)

– 35. Schule, Oberschule der Stadt Leipzig (knapp 440 Schüler)

Errichtet werden kann.

Mittelbar ist auch die Paul- Robeson- OS (mit 415 Schülerinnen und Schülern) durch einen Ringtausch betroffen.

Gelingt die Einigung heute nicht, dann werden die knapp 1000 Schülerinnen und Schüler (mit der Robeson OS also 1400) weiter in den sanierungsbedürftigen Gebäuden mit erheblich Mängeln lernen müssen. Die Kinder und Jugendlichen müssen unsere Unvermögen ertragen, wenn wir in diesem Konflikt keine Lösung finden.

Meine Fraktion hat mit dem konkreten Änderungsantrag auf Schaffung von 100 Stellplätzen versucht, auf die Garagenbesitzer zuzugehen. Mit unserem Antrag ist für die SPD- Fraktion die Vorlage zustimmungsfähig.

Herr OBM, Frau Felthaus, Herr Dienberg: Ihr Umgang mit diesem Interessenkonflikt ist unzureichend und wenig lösungsorientiert. Sie wollen Ihre Unzulänglichkeiten und Verantwortungen auf uns Stadträte verlagern. Ich erwarte bei weiteren Vorlagen mit ähnlicher Tragweite frühzeitige und konkrete Lösungsvorschläge, damit es nicht wieder zu einer derartigen Verhärtung der Fronten kommt.

[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

prinzipiell ist es schön zu sehen, dass die Stadtverwaltung strategisch arbeitet. Meine Fraktion teilt den Grundsatz, dass Schulbaumaßnahmen über längere Zeiträume hinweg geplant werden. Damit liegt auch eine Prioritätenliste vor.

Sehr schmerzlich ist es jedoch für die Schulen, die bisher in dieser Strategie nicht oder nur sehr spät berücksichtigt werden. Meine Fraktion versteht den Frust darüber. Das Problem ist aber nicht die Strategie, sondern das fehlende Geld, Personalressourcen und Baufirmen. Mehr Fördermittel zur Sanierung der Bestandsgebäude würden auch helfen.

In der vorliegenden Schulbaustrategie wird der Fokus endlich mehr auf die maroden Bestandsgebäude ausgerichtet. Die Zeiten, in denen fast alle Mittel in die Kapazitätserweiterungen durch Schulneubauten geflossen sind, sind nun vorbei.

Zwei Drittel der Bestandsgebäude sind noch unsaniert. Das sind viele Schülerinnen und Schüler, viele Lehrkräfte und Erzieher und Erzieherinnen, die in maroden Gebäuden lernen und arbeiten müssen. Unzureichender Brandschutz, undichte Dächer und Fenster, zu kleine Mensen, stinkende Toiletten, …- das sind nur einige der Widrigkeiten, mit denen man sich in einem unsanierten Schulgebäude abfinden muss. Die Unterschiede zwischen einer neu gebauten und einer maroden Schule sind erheblich. Die Betriebserlaubnis dieser Gebäude konnten in den letzten Jahren nur durch erhebliche Mehraufwände im baulichen Unterhalt erhalten werden. Die Stadträte vieler Fraktionen haben auch für den Haushalt 25/26 wieder deutlich mehr Mittel in den Topf gepackt.

Für uns ist wichtig: Gerade für diese Mittel braucht es auch Prioritätenlisten und deutlich mehr Mitsprache durch die Schulen, welche Maßnahmen zuerst angegangen werden müssen.

Bei der hier vorliegenden Schulbaustrategie wird die Stadt Leipzig Jahr für Jahr 200 Millionen Euro investieren, um die Strategie umzusetzen. Auslagerungsschulen und Interimsgebäude werden benötigt. Uns werden in den nächsten Jahren also zahlreiche Vorlagen zum Thema Grundstücke für solche Auslagerungsschulen auf dem Tisch gelegt werden. Allerdings nur, wenn die Schulbaustrategie heute beschlossen wird. Ansonsten verschiebt sich dieses Mammutprogramm immer weiter nach hinten und die Benachteiligten lernen und lehren weiterhin in unsanierten Bestandsgebäuden.

Ute Köhler-Siegel

Die Schulbaustrategie soll aller 2 Jahre fortgeschrieben werden. Zwei Punkte dazu:

1. Zurzeit beschäftigen sich die Schulpolitiker und Schulpolitikerinnen mit dem Schulentwicklungsplan. Mir erschließt sich immer noch nicht, warum diese dringend notwendige Basisplanung nicht zuerst ins Verfahren kommt und die Schulbaustrategie darauf aufbaut.

2. Die Zufriedenheit meiner Fraktion ist auch begrenzt, wenn es um die sozialindizierte Berücksichtigung bei der Erstellung der Prioritätenliste geht. Noch sind die Mängel an den Gebäuden aber derartig groß, sodass dieser wichtige Punkt leider kaum Berücksichtigung findet.

Die Zustimmung meiner Fraktion zur Vorlage beruht auch nicht auf Begeisterung, sondern auf Einsicht in viele Sachzwänge. In kleinen Schritten geht es in die richtige Richtung. Das ist entscheidend dafür, dass langfristig alle Leipziger Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Erzieher und Erzieherinnen in sanierten Schulgebäuden lernen und arbeiten können.

[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Anwesende und Gäste,

heute stehen wir an einem entscheidenden Punkt für die Zukunft unserer Stadt Leipzig. Der Doppelhaushalt für die Jahre 2025 und 2026 ist nicht nur ein Zahlenwerk, sondern ein Ausdruck unserer Vision für ein lebenswertes, gerechtes und zukunftsfähiges Leipzig.

Gerade in diesen Zeiten ist eine gute Zukunft kein Selbstläufer, sondern bedeutet harte Arbeit, viele Stunden Verhandlungen und zähe Kompromissfindung. Ich möchte mich hier ausdrücklich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bei den Stadtratskollegen bedanken. Ich hoffe, wir können auf diesem konstruktiven und respektvollen Umgang zum Wohle unserer Stadt weiter aufbauen.

Ich möchte mich auch bei der Verwaltung bedanken. Die Aufstellung dieses Haushaltsentwurf war keine leichte Aufgabe. Dennoch wurde mit Bedacht der Kurs gehalten. In anderen Städten in Sachsen zeichnet sich ein Bild von blankem Aktionismus und blindwütigen Streichungen.

Deswegen ist aber noch längst nicht alles in Butter. Wir hätten gern im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich deutlich mehr ermöglicht. Ich werbe bei allen Leipzigerinnen und Leipzigern um Verständnis dafür, dass wir in Zeiten knapper Kassen auch die eine oder andere schwere Entscheidung treffen mussten. Ich möchte Ihnen versichern: wir sehen Sie, wir vergessen Sie nicht und wir werden auch beim nächsten Doppelhaushalt wieder für ein soziales, gerechtes und vielfältiges Leipzig streiten.

Anja Feichtinger

Ich bin auch stolz auf das, was meine SPD-Fraktion erreichen konnte:

  • Wir legen deutlich zu bei der Sanierung unserer Gehwege und Sorgen für Sicherheit und Barrierefreiheit für alle die zu Fuß gehen.
  • Wir kümmern uns stärker um den baulichen Unterhalt von Schulen und Mensen.
  • Wir erhöhen den Schutz vor sexualisierter Gewalt und
  • Wir fördern den Breitensport mit einer deutlichen Erhöhung von 50% der Fördermittel pro Vereinsmitglied.

um nur einige zu nennen.

Lassen Sie mich aber auch noch über den zuletzt viel diskutierten Antrag zum Stellenplan sprechen. Ja, wir tragen den Kompromiss mit, der am Ende das Ziel hat, ab 2027 500 Stellen in der Verwaltung abzubauen. Das ist uns nicht leichtgefallen. Uns war wichtig, dass wir eben nicht blindlings sofort 1.000 Stellen streichen – wie es der Originalantrag der CDU gefordert hat -, sondern zunächst die Aufgabenkritik und Organisationsuntersuchung durchführen. Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben, keine Streichungen bei bürgernahen Dienstleistungen oder bei Pflichtaufgaben.

Wir werden als SPD-Fraktion den weiteren Prozess kritisch, aber auch konstruktiv im Schulterschluss mit der Personalvertretung begleiten. Ziel muss eine schlagkräftige, zukunftsfeste und moderne Verwaltung sein, die unsere Stadt nach vorn bringt und Dienstleister für alle Bürgerinnen und Bürger ist.

Kompromisse sind manchmal schmerzhaft – dennoch sind wir davon überzeugt, dass eben nur der Kompromiss die Extreme verhindern kann.

Wenn wir heute den Doppelhaushalt beschließen, sollten wir uns das vor Augen halten. Für die nächsten zwei Jahre, die mit einem freiwilligen Haushaltssicherungskonzept nicht leicht werden, wünsche ich uns die Fähigkeit zum Kompromiss und zu einer Politik mit Augenmaß und Sachverstand. Wir stehen dafür jedenfalls bereit.

Vielen Dank!

[Es gilt das gesprochene Wort]

Pia Heine

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Beigeordnete,

sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

liebe Gäste auf der Tribüne und im Livestream,

jede dritte Frau erlebt mindestens ein Mal in ihren Leben physische oder sexualisierte Gewalt. Sexuelle Belästigung im Alltag, am Telefon und im digitalen Raum beispielsweise in Form obszöner Anspielungen oder Gesten, dem unerwünschten Zusenden von Bildern oder Videos mit pornografischem Inhalt, über Angrapschen bis hin zu Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch, dem Erzwingen sexueller Handlungen, Zwangspornografie – sexualisierte Gewalt hat viele Gesichter.

Die Zahl der einschlägigen Straftaten im Bereich sexualisierte Gewalt steigt in Leipzig jährlich an. Die Dunkelziffer hinter den offiziellen Statistiken wird jedoch noch viel höher geschätzt – Behörden und Beratungsstellen gehen davon aus, dass beispielsweise nach wie vor 85-95% aller Vergewaltigungen nicht zur Anzeige gebracht werden.

Um die Präventionsarbeit zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und die dafür nötige Opferberatung in Leipzig intensiver als bisher zu fördern, beantragen wir in einem gemeinsamen Haushaltsantrag der Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke für das Haushaltsjahr 2025 zusätzlich 100.000 EUR und für das Jahr 2026 zusätzlich 200.000 EUR. Damit sollen Träger wie beispielsweise Frauen für Frauen e.V., Bellis e.V. und weitere freie Träger mit Schwerpunkt auf Beratungsleistungen im Bereich sexualisierte Gewalt unterstützt werden.

Im Verwaltungsstandpunkt wird dargelegt, dass mit der Einrichtung der kommunalen KIS (Koordinierungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking) nun eine zusätzliche Beratungsstelle bereitsteht. Wir begrüßen die Einrichtung der KIS über alle Maßen, aber sie widmet sich den Bereichen häuslicher Gewalt und Stalking. Für die Opfer sexualisierter Gewalt hat die Stadt Leipzig Stand Oktober 2024 nur drei Fachberaterinnen. Bei der 45. Sicherheitskonferenz des Kommunalen Präventionsrates im vergangenen Oktober hat sich die Stadt Leipzig zum Ziel gesetzt, das Beratungsnetz für Opfer von sexualisierter Gewalt auszubauen. Es wurde dargelegt, dass in einer Stadt wie Leipzig eigentlich etwa 40 Mitarbeitende für die Beratung nötig wären. Eine reine Dynamisierung der bisherigen Förderung reicht also nicht aus, um den Bedarf auch nur annähernd zu decken.

Nun sind wir uns der angespannten Haushaltslage natürlich bewusst – deswegen beschränken wir uns mit unserem Antrag auf eine Aufstockung bestehender Strukturen in der vorhandenen Trägerlandschaft, deren Angebote bereits erfolgreich laufen, aber schlichtweg an ihre Grenzen stoßen. Vielleicht ein Beispiel: Allein bei der Beratungsstelle bei Bellis e.V. gingen im vergangenen Jahr mehr als 150 Beratungsanfragen ein. Durch einen kontinuierlichen Bedarfsanstieg und steigender Bekanntheit des Angebots in Leipzig wie auch im Landkreis kann der Beratungsbedarf mit den wenigen vorhandenen Ressourcen nicht mehr gedeckt werden. Dies führt dazu, dass sich die Wartezeiten für Betroffene – aktuell 8-10 Wochen – stetig erhöhen und diese Personen (zunächst) abgewiesen werden müssen.

Ziel unseres Antrags ist es deswegen, die Unterstützungslandschaft im Bereich sexualisierter Gewalt zu stärken und in der Konsequenz auch Betroffene damit zu bestärken, mehr Straftaten zur Anzeige zu bringen.

Wir bitten deswegen um Zustimmung. Vielen Dank!

[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Anwesende und Gäste,

die SPD-Fraktion möchte mehr Personal für den Fachdienst Eingliederungshilfe im Kontext Schule.

Seit September 2023 stieg die Anzahl der zu prüfenden Vorgänge um fast 30% an. Hintergründe dafür sind vor allen die gestiegene Zahl der Kinder, die inklusiv beschult werden.

Viele dieser Kinder haben Anspruch auf Eingliederungshilfe. Die Prüfung ist recht komplex, auch weil das Landesamt für Schule und Bildung kaum noch entsprechend notwendige psychologische Gutachten erstellt. Dennoch ist es nicht hinzunehmen, dass das Fachamt eine riesige Bugwelle noch nicht bearbeiteter Anträge vor sich herschiebt. Wir erfuhren in einer Anfrage, dass im November letzten Jahres 631 Anträge noch unbearbeitet waren. Das sind ungefähr die Hälfte der Anträge, die in einem Jahr eingehen.

Ute Köhler-Siegel

Manche Kinder sind ohne eine Schulbegleitung nicht oder nur teilweise beschulbar. Jeder Tag, jede Stunde, die diese Kinder nicht am Unterricht teilnehmen vergrößert die Lernrückstände.

Dieses Amt bearbeitet auch alle Anträge, die mit dem Thema Teilleistungsstörung einhergehen. Das sind zum Beispiel Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Dyskalkulie. Auch hier vergrößern sich die Lücken mit jedem Tag, an dem das Kind nicht entsprechend gefördert wird.

Inklusion ist ein Menschenrecht. Alle Kinder haben das Recht, in einem inklusiven Bildungssystem zu lernen. Es kann nicht sein, dass Eltern oft ein Jahr von der Antragsstellung auf die Bewilligungsbescheide warten müssen.

Die SPD steht für inklusive Bildung. Die Stadt Leipzig hat den Auftrag, diese Anträge gründlich und zügig zu prüfen und zu bescheiden. Dafür braucht es mehr Personal. Bitte stimmen Sie unserem Antrag zu.

[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Anwesende und Gäste,

das Thema Schulwegsicherheit an der Parkstadt Portitz beschäftigt den Rat schon seit vielen Jahren. Mehrere Anfragen und Anträge der CDU, durch meine Fraktion als auch durch den ortsansässigen Bürgerverein, der Grundschule, des Elternrats und von Anwohnerinnen werden bis heute mit dem Verweis auf den Abschluss eines städtebaulichen Vertrages mit dem Investor von der Stadtverwaltung abgewiesen.

Zum besseren Verständnis schauen wir mal auf die Zeitachse sowie Daten und Fakten:

Der Bebauungsplan für das Gebiet in Portitz wurde 1997 als Satzung gefasst. Dieser ist somit schon 28 Jahre alt. Die Verhandlung eines städtebaulichen Vertrags könnte demnach schon so weit fortgeschritten sein, dass man zumindest in Teilbereichen schon in die Umsetzung gehen könnte.

Mittlerweile ist die Einwohnerzahl in Portitz weiter gewachsen; in 2020 hatte Portitz 2 928 und in 2024 bereits 3 441Einwohnerinnen und Einwohner. Es gehen aus dem Gebiet der Parkstadt Portitz ca. 70 Kinder in die Grundschule und queren täglich die Tauchaer Straße in Höhe der Straße Am Künstlerbogen.

Ich sehe ein, dass die bisherige Auslastung des Baugebiets und die Einwohnerzahlen bis 2020 der Einschätzung der Verwaltung entsprechen, jedoch mit Zuzug nun nicht mehr tragbar ist.

Somit ist es jetzt an der Zeit, die Situation vor Ort neu zu bewerten.

Die Argumente von der Verwaltung, wie z.B.

Anja Feichtinger
  • Die Querungssituation über die Tauchaer Straße wird grundsätzlich als sicher eingeschätzt, mit Verweis auf den bestehenden Fußgängerüberweg an der Krätzbergstraße (etwa 200 Meter entfernt).
  • Eine temporäre Lichtsignalanlage oder ein Fußgängerüberweg in der Tauchaer Straße/Am Künstlerbogen sowie eine Querungsinsel wurden geprüft, jedoch als nicht durchführbar bewertet.
  • Verhandlungen über einen städtebaulichen Vertrag zur Resterschließung des BP 25 laufen, aber ein Vertragsabschluss mit der Verpflichtung zur Herstellung einer Lichtsignalanlage ist derzeit nicht durchsetzbar.

zeigen oder stellen klar, dass sie nicht Willens sind, die Situation vor Ort anzupacken und pragmatisch zu lösen.

Ich jedenfalls kann diese Argumente, auch aufgrund des Zeitablaufs (28 Jahre Baugebiet) nicht hinnehmen.

Es liegen viele Vorschläge auf dem Tisch.

Aus meiner Sicht könnte die Einrichtung bzw. die Ausweitung der Tempo-30-Zone und der schnellstmögliche Abschluss des städtebaulichen Vertrages ein Bestandteil einer kurzfristigen Lösungsfindung sein. Ich habe gehört, der Investor ist durchaus gesprächsbereit.

Lassen Sie uns gemeinsam eine Lösung finden. Elternvertreter, Schulleitung, Bürgerverein, die Fraktionen und Sie als Verwaltung. Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen um Unterstützung des Antrags. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!