Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Gerhard Pötzsch, Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Es gibt Einrichtungen in dieser Stadt, auf die wir alle miteinander stolz sein können. Die Leipziger Städtischen Bibliotheken gehören zweifelsohne dazu!
Wir werden im Herbst dieses Jahres,  nach der baulichen und brandschutztechnischen Rekonstruktion, die Wiedereröffnung der Zentralbibliothek drüben am Leuschner-Platz erleben. Ich persönlich freue mich darauf!
Die rasante Steigerung der Besucherzahlen und Entleihungen in den zurückliegenden Monaten – selbst ungebrochen im noch andauernden Zeitraum des Interims – was mit hohen zusätzlichen Arbeitsbelastungen für alle Mitarbeiter verbundenen ist, sind wirklich erstaunlich!
Für diese Leistung gebührt allen Mitarbeitern unser Dank!

Auch die Fraktionen hier im Rat und die Verwaltung haben Anteil an dieser insgesamt positiven Entwicklung. Unabhängig davon, wer die Anträge zur Korrektur oder Optimierung von Verwaltungsvorschlägen in der Vergangenheit im Einzelnen gestellt hatte, wir haben, nach den unerlässlichen Auseinandersetzungen in den Fachausschüssen und Fraktionen, dann hier im Rat gemeinsam, und immer mit deutlichen Mehrheiten, die richtigen und notwendigen Beschlüsse gefasst. Exakt dieses Bewusstsein gegenüber einer solch wichtigen Kultureinrichtung der Stadt zeichnet den Rat der Kulturstadt Leipzig auch aus!
Eine Bemerkung will ich mir nicht verkneifen: bezüglich eines neuerworbenen Klangmöbels hallen leise Missklänge nach. Schade drum!

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir, hinsichtlich der weiteren Verbesserung der bibliothekarischen Versorgung, eine vernünftige Erhöhung der Erneuerungsqote des Medienbestandes, und der, für einen qualitativ hochwertigen Betrieb einer solchen Einrichtung unerlässlichen Mitarbeiterzahl, in den uns bevorstehenden Haushaltsdiskussionen, ebenfalls mehrheitlich vernünftige Entscheidungen treffen werden.
Nicht alles, was wünschenswert oder vorstellbar ist, werden wir umsetzen können. Nach dem Streit folgt der Kompromiss. Das ist Politik.
Meine Fraktion wird der Vorlage zustimmen.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Sprecherin der SPD-Fraktion für den Bereich Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

heute geben wir endlich den Startschuss für die weitere Entwicklung unseres Schulnetzes. Viel Zeit ist dabei ins Land gegangen, an einigen Stellen hat uns die Entwicklung bereits eingeholt, wie z. B. an der 5. Grundschule in Mitte.
Erst mit der Auflösung des Schulverwaltungsamtes und der Umsetzung des Amtsleiters, der die wachsenden Bedarfe zu spät erkannte, konnte die Schulentwicklungsplanung richtig durchstarten.

Durch die frühzeitige Einbindung von Stadträten, der Bildungsagentur und der Elternvertreter (denen wir sehr für ihre Arbeit, Zeit und Geduld danken) konnte nun die Arbeit unter Federführung des Amtes für Familie und Bildung richtig durchstarten. Nur durch diese Zusammenarbeit war es möglich, die nun vorliegende konsensfähige Entwicklungsplanung vorzulegen. Die Zusammenarbeit war geprägt von Vertrauen und Ehrlichkeit.
Wir wissen, dass unsere Arbeit jetzt erst richtig beginnt, denn die zu Grunde liegende Bevölkerungsprognose ist aus dem Jahr 2009. Die Schulentwicklungsplanung muss ständig weiterentwickelt werden, denn besonders die kleinräumlichen Prognosen für die Berechnung der Grundschulplätze sind besonders schwierig zu erstellen.

Der Hauptschwerpunk unserer Arbeit wird nun die Suche nach geeigneten Standorten für die neu zu eröffnenden Schulen sein. Die Priorität liegt dabei auf der Reaktivierung alter Schulgebäude. Dennoch wird es an einigen Stellen Neubauten geben.
Bei der Suche nach geeigneten Grundstücken ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Liegenschaftsamt nötig. Ich begrüße ausdrücklich den Antrag der Linken, den Unterausschuss mit Mitarbeitern dieses Amtes zu bereichern.

Alle Ämter dieser Stadtverwaltung müssen nun endlich zur Kenntnis nehmen, wie wichtig die Suche nach geeigneten Grundstücken ist, wie schnell wir die entsprechenden finanziellen Mittel bereitstellen und wie effektiv wir beim Bau sein müssen, um unser Schulnetz zukunftsfähig zu gestalten. Unverständlich sind für mich in diesem Zusammenhang Aussagen, dass bestimmte Grundstücke nur für Investoren zur Verfügung stehen.
Ist die Stadt Leipzig nicht auch ein Investor?
Ist ein attraktives, modernes Schulnetz nicht auch ein wichtiges Kriterium für Investoren?
Die Stadt Leipzig muss in den nächsten Jahren sehr viel Geld für neue Schulen investieren. Wir können es uns nicht leisten, Schule an zweitklassigen Lagen zu etablieren, die für die Eltern und Schüler nicht attraktiv genug sind. An einem Gebäude kann man viel ändern, nur die Lage nicht.

Sehr geehrte Stadträte, Bürgermeister und verehrter Herr Oberbürgermeister,
wir alle sollen diese Vorlage als Startschuss sehen. Es muss eine neue Qualität in der Zusammenarbeit der Ämter geben und es müssen klare Prioritäten bei der Suche nach Standorten gesetzt werden!
Die Zeit drängt, denn die Kinder, der geburtenstarken Jahrgänge sind bereits in den Grundschulen. In einigen Stadtteilen sind die Grundschulen jetzt schon so voll, dass immer weniger Platz für die Horte vorhanden ist.

Wir müssen handeln – sofort!

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
liebe Gäste,

ich bin froh, dass wir nun endlich eine gefühlt unendliche Geschichte zu einem Abschluss bringen können. Die Sondernutzungssatzung hat sich in den letzten Monaten als eine Art Widergänger immer wieder mal auf Tagesordnungen geschlichen und ist dann auch ebenso oft wieder heruntergenommen worden. Ich denke, dass die Sondernutzungssatzung in ihrer jetzigen Form und nach der Abstimmung über die restlich verbliebenen Änderungs- und Ergänzungsvorschläge ein sehr intensiv diskutiertes Stück Ratsarbeit geworden ist.

Kritisch muss allerdings angemerkt werden, dass die Satzung am Beginn scheinbar nur durch die Heftklammer und nicht inhaltlich zusammengehalten wurde, denn mehre Punkte in der Satzung waren nicht klar oder haben sich auch partiell widersprochen. So dass der Eindruck entstehen musste, dass die einzelnen Teile, die von unterschiedlichen Ämtern beigesteuert wurden, im Copy-and-Paste-Verfahren aneinander gesetzt wurden, scheinbar ohne, dass ein inhaltlicher Abgleich vorgenommen wurde – so war zumindest mein Eindruck.

Die Verwaltung ist den Fraktionen in vielen Punkten entgegengekommen, dass kann ich begrüßen. Wir freuen uns, dass unser Änderungsantrag 13, mit dem wir mehr Ordnung ins Stadtbild bringen und die Einnahmesituation der Stadt verbessern möchten, übernommen wird. Wir bitten jedoch um ein Prüfungsergebnis bis Ende des zweiten Quartals 2012.

Ein Wermutstropfen ist aus meiner Sich nach wie vor die ungeklärte Geschichte mit den Fahrradständern mit Werbeaufdruck, die nach meiner Auffassung nicht mehr aus den sogenannten „Felgenkillern“ bestehen sollen, die nämlich vorrangig nur eine Werbefunktion haben, aber als sicherer Fahrradabstellplatz nicht wirklich geeignet sind. Wir schließen uns daher dem Vorschlag der Verwaltung an, eine Lösung im Interesse der Radfahrer und der Gewerbetreibenden, die Fahrradständer mit Eigenwerbung aufstellen möchten, zu finden. Wir fordern jedoch, dass auch hier bis Ende des 2. Quartals 2012 ein entsprechender Vorschlag im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau vorgelegt wird, der dann gegebenenfalls in die Sondernutzungssatzung aufgenommen wird.

Die SPD-Fraktion wird der Vorlage zustimmen. Ergänzungsantrag 11 wird von uns zurückgezogen.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

auch wenn die zwingende Notwendigkeit, dass die Polizei stimmberechtigt im Drogenbeirat mitarbeitet, aus Sicht der SPD-Fraktion nicht besteht, werden wir dem Antrag im Sinne des Verwaltungsstandpunktes zustimmen. Zumal auch die Fraktionen im Beirat stimmberechtigt mitarbeiten, obwohl sie laut Gesetz in dem lediglich beratenden Gremium nicht vorgesehen sind. Aus unserer Sicht ändert sich durch die Aufwertung der Mitarbeit nicht viel, schließlich war die Polizei bereits in der Vergangenheit Mitglied und Abstimmungen haben im Drogenbeirat kaum stattgefunden. Allerdings möchte ich anmerken, dass ich erwartet hätte, dass die Polizeidirektion spätestens 2009 mit der Neubesetzung des Drogenbeirats auf die Stadt zukommt und eine Mitgliedschaft mit Stimmrecht wünscht. Ich glaube niemand im Rathaus und im Stadtrat hätte ihr dies verwehrt.

Vor dem Hintergrund der Diskussionen, insbesondere im letzten Jahr, als der Polizeipräsident die Drogenpolitik der Stadt scharf kritisierte, kann es jedoch sicher nicht schaden, wenn sich der Polizeipräsident und die Polizei durch eine Mitgliedschaft mit Stimmrecht besser vertreten sehen und zukünftig dadurch eine aktivere Rolle bei den fachlichen Diskussionen im Drogenbeirat einnehmen. Ich hoffe, dass das Stimmrecht zu einer höheren Akzeptanz und einem besseren Verständnis für die städtische Drogenpolitik führt. Außerdem erwarte ich, dass der Polizeipräsident zukünftig ein deutlich differenziertes Bild von Drogenpolitik mit all ihren Facetten zeichnet. Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass Drogenpolitik bundesweit auf vier Säulen beruht: Prävention, Behandlung von Suchterkrankungen, Überlebenshilfen für schwerstabhängige Menschen sowie Angebotsreduzierung und repressive Maßnahmen. Wer im Drogenbeirat sitzt, sollte sich mit allen Säulen beschäftigen, auch wenn der Schwerpunkt aufgrund der beruflichen Rolle auf einer bestimmten Säule liegt.

Vor dem Hintergrund einer laut aktueller Polizeistatistik sachsenweit um 15 Prozent gestiegenen Beschaffungskriminalität, erwarte ich vom Innenministerium, dass es seinen Worten Taten folgen lässt und den Stellenabbau bei der Präventionsarbeit der Polizei stoppt und rückgängig macht. Gleiches gilt im Übrigen auch für den Leipziger Polizeipräsidenten, dieser sollte sich bei seinen Vorgesetzen für einen Stopp des Stellenabbaus bei der Polizei einsetzen, schon allein im Interesse seiner Mitarbeiter.

Abschließend möchte ich alle Akteure bitten bzw. erwarte es sogar, dass sie sich die Hand reichen und gemeinsam das komplizierte Thema angehen. Keinem Opfer von Beschaffungskriminalität ist geholfen, wenn die Institutionen Polizeidirektion, Stadtverwaltung und Politik ihre Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit führen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von uns Lösungen und keine Schlagzeilen.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Damit keine Irritationen aufkommen – gleich am Anfang, der begrenzten Redezeit wegen, ein Hinweis worüber ich nicht reden werde: über Bilanzverschiebungen bei SWL und LVV, über Buchwerte und Nettobilanzverbindlichkeiten über Defizite bei der Umsetzung des Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrages und auch nicht über technische Details wie smart meter oder Breitbandverbindungen. Und ich werde hier auch nicht den besseren Kaufmann oder Geschäftsführer und auch nicht den besseren Strategen bei der Entwicklung von Zukunftsfeldern im Gasmarkt oder bei erneuerbaren Energien abgeben. Ich würde mich an dieser Stelle da etwas überschätzen.

Stattdessen werde ich, wie schon so oft bei dieser Thematik, an dieser Stelle von meiner und von unserer Verantwortung als Stadtrat sprechen.
Es geht gerade bei der heute aufgerufenen Beschlussfassung um die legitimen Interessen und Interessenslagen der gesamten Stadt Leipzig, ich betone von der gesamten Stadt Leipzig, und nicht um die Verteidigung von Partikularinteressen von direkt oder indirekt unmittelbar betroffenen Unternehmensteilen und deren Mitarbeitern, auch wenn gerade dieser Aspekt einer besonderen Würdigung bedarf – und es geht schon gar nicht um die Durchsetzung von Parteiinteressen.
Sachwalter und Hüter der Querschnittsinteressen der Bevölkerung unserer Stadt ist nun mal der Stadtrat und so müssen wir uns auch verstehen und entsprechend handeln.
Wir haben die Verantwortung für die Stadt und auch für das uns geliehene Mandat als Stadtrat.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Das Interessante an der heutigen Konstellation ist, dass wir Alternativen haben. Wir hatten diese Wahl seit spätestens 2008 mehrmals. Aber heute deutlich fokussierter.
Wir haben die Wahl zwischen einem mutigen aber nicht schmerzfreien Schritt der Zustimmung unter Gesamtwürdigung des Zusammenhangs aller 6 Beschlussteile, hier sollten die Chancen überwiegen, und einem quälenden Prozess des „weiter so“ und des Wegstehlens aus der Verantwortung.

Aus den unterschiedlichsten Gründen sind die Finanzkonstruktionen in der LVV und zwischen Stadt und LVV aus dem Gleichgewicht geraden. Wir haben eine Unwucht und dem Kentern  müssen wir entgegen steuern. Ursache sind aus meiner Sicht nicht vordergründig die Engagements der LVV bei VNG oder EEX, nicht die Kreditverpflichtungen aus dem Rückkauf von 40 Prozent SWL-Anteilen 2003 und auch nicht unsere bisherigen Erwartungen aus dem Gesellschafterdarlehen. Ursache ist vor allem das zögerliche oder gar nicht Handeln des Rates und damit das Wegstehlen aus der Verantwortung seit dem Zeitpunkt, seit dem wir wissen, dass massive Problemlagen in der Finanzierungskraft der LVV vorliegen oder sich entwickeln. Seit 2008 und dann 2009, 2010 und 2011 setzte der Rat auf Durchwurschteln, die politischen Konstellationen gaben nicht mehr her.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich bin fest davon überzeugt, dass nur die komplette Umsetzung des Beschlussvorschlages, der in Teilen sogar ehrgeiziger sein könnte, eine Lösung bringt. Und dabei übernimmt die Stadt Leipzig einen nicht unerheblichen Teil der Finanzierungslast zur Gesundung des LVV–Konzerns. Wer ist denn überhaupt die „Stadt Leipzig“, dieser Anonymus? Mir kommt es vor, als sei das bei einigen Kritikern der aufgezeigten Lösung, eine unheilige Allianz aus dem Oberbürgermeister, dem Kämmerer und der LVV-Geschäftsführung zum Nachteil von Unternehmensinteressen. Nein, die Stadt Leipzig sind vor allem 525.000 Menschen die in ihr leben, dazu gehören auch die Mitarbeiter im Konzern. Interessen dürfen hier nicht dividiert werden.

Und wenn wir heute nicht handeln, bedeutet das die Übernahme von Millionenforderungen in den Haushalt und damit massive Einschnitte bei den „freiwilligen Leistungen“ – die Zinsaufwendungen der LVV für das Delta beim Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag entsprechen übrigens fast genau den Kosten des Sozialtickets – zurückgehende Investitionen in der Stadt (Schulen, Kitas) und was genauso bedeutend ist, sind die Investitionen bei der LVV. Ich habe auch die Sorge, dass auch über den Umfang der Bestellung im ÖPNV gesprochen werden muss und auch „Heiterblick“ kann in Gefahr geraten. Warum? Weil es offensichtlich ist, dass die LVV Refinanzierungsprobleme hat. 
Wollen wir all diese Risiken billigend in Kauf nehmen?
Ich sage nein und fordere Sie deshalb auf, dieser Vorlage zuzustimmen.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Dass der Antrag „Ausgleichsflächen für Gewerbeansiedlung im Leipziger Norden“ parallel zum Bebauungsplan Nr. 383 „Industriegebiet östlich der Radefelder Allee“ bzw. zu dem dazugehörigen städtebaulichen Vertrag verabschiedet werden soll, ist ein glücklicher Zufall, der in den Ausschüssen zu einer sehr praxisnahen Diskussion geführt hat.

Insbesondere der Leipziger Norden nimmt gerade eine rasante wirtschaftliche Entwicklung, über die wir uns sehr freuen, da sie für Stadt und Region Leipzig zahlreiche Arbeitsplätze, Prosperität und Steuereinnahmen bedeutet. Die Konzentration der Ansiedlungen führt jedoch zwangläufig zu höheren Umweltbelastungen. Damit das Leben vor Ort attraktiv bleibt, müssen wir Anstrengungen unternehmen, um die Belastungen zum einen so gering wie möglich zu halten und zum anderen den Ausgleich so nah wie möglich an der Quelle der Belastung realisieren.
Wir begrüßen es daher ausdrücklich, dass die Stadtverwaltung sich die Herausforderung angenommen hat und an einer Lösung der Problematik der Knappheit von Ausgleichsflächen arbeitet. Zudem begrüßen wir, dass die Rücknahme von Baurechten, die über einen langen Zeitraum nicht genutzt wurden, geprüft wird. Auch die Einbeziehung von Brachflächen und eine evtl. Berücksichtigung von dauerhaft ungenutzten bzw. vernässten Kleingärten findet unsere Unterstützung.

Neben der Rücknahme von Baurechten muss jedoch auch geprüft werden, inwiefern Ausgleichsflächen im Leipziger Norden, die durch bisher nicht realisierte Bebauungspläne blockiert sind, wieder freigegeben werden können. Dies kann zum Beispiel durch einen Austausch von Ausgleichsflächen zwischen verschiedenen Bebauungsplänen geschehen. Unser Ziel muss es dabei sein, dass Ausgleichsmaßnahmen vor allem im Leipziger Norden kurzfristig realisiert werden. Darüber hinaus sollten Bebauungspläne zukünftig immer Öffnungsklauseln enthalten, die einen Austausch von Ausgleichsflächen unkompliziert möglich machen. Zur Standardprüfung sollte auch gehören, ob und gegebenenfalls wie sich eine Kombination von naturschutzrechtlichem Ausgleich und Lärmschutz realisieren lassen.

Die Schaffung eines Ausgleichspools, um eingriffsnah und flexibel auf die verschiedenen Ausgleichsanforderungen reagieren zu können, unterstützt die SPD-Fraktion ebenfalls, jedoch bitten wir darum, dass dieser nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wird. Der Fachausschuss Umwelt und Ordnung sollte daher regelmäßig über die Entwicklung informiert werden.
Besonders dem Leipziger Norden haben wir es zu verdanken, dass ganz Leipzig momentan eine wirtschaftliche Entwicklung nimmt, die deutschlandweit hervorzuheben ist. Damit der Leipziger Norden jedoch auch als Wohngegend attraktiv bleibt, sollten wir nichts unversucht lassen, Ausgleichmaßnahmen in eben diesen Gebieten zu realisieren. Wir bitten um Zustimmung zum Antrag.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Da die Diskussion um den Verbrauchermarkt bzw. das Einkaufszentrum Connewitz ein gutes Beispiel dafür ist, dass Bürgerbeteiligung funktioniert, möchte ich etwas weiter ausholen.
Bereits im Januar 2007, noch bevor die Vorlage zum Bebauungsplan „Verbrauchermarkt am Connewitzer Kreuz“ den Stadtrat erreicht hat, informierten besorgte Bürgerinnen und Bürger, hier vor allem die Interessengemeinschaft Connewitz, die Fraktionen über ihre Bedenken. Hauptkritikpunkt war der in den Planungen vorgesehene Abriss des leerstehenden Jugendstil-Wohnhauses Scheffelstraße 36. Stadträte unterschiedlicher Fraktionen wandten sich in der Folge mit der Bitte an die LWB, das Gebäude zu erhalten und gegebenenfalls zu verkaufen. Darüber hinaus wurde die TLG gebeten, in den weiteren Planungen auf diese Gebäude zu verzichten. Die LWB verkaufte das Haus, welches heute saniert sowie bewohnt ist,  und  die TLG verzichtete auf die Fläche in der Planung.

An dieser Stelle wäre die Geschichte zu Ende und der neue Markt würde bereits stehen. Durch einen Flächentausch mit der Stadt Leipzig ist die TLG jedoch an das Grundstück Kochstraße Ecke Scheffelstraße gekommen. Dieses wollte sie entwickeln, geplant war ein Einkaufszentrum mit knapp 4.500 m² Verkaufsfläche mitten in einem Wohngebiet. Gegen dieses Projekt regte sich vollkommen zu Recht erheblicher Widerstand. Es gab Bürgerforen, Telefonumfragen, Unterschriftensammlungen und Mediationsverfahren. Das Ergebnis: Die Planungen waren mit den Anwohnerinnen und Anwohner nicht umzusetzen, das Projekt wurde folglich beerdigt.

Heute sollen wir einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für einen Verbrauchermarkt am Connewitzer Kreuz verabschieden, der sich in den Planungen kaum von den eingangs erwähnten unterscheidet. Alles deutet darauf hin, dass der Bebauungsplan heute eine Mehrheit findet und mit evtl. kleineren Ergänzungen verabschiedet wird. Auch die Interessengemeinschaft Connewitz begleitet das Vorhaben positiv. Obwohl sich die SPD-Fraktion auch ein Projekt hätte vorstellen können, das sich eher an der Bebauung im Umfeld orientiert und energetisch effizienter ist, sehen wir in den aktuellen Planungen eine deutliche Aufwertung des Connewitzer Kreuzes im Vergleich zum Ist-Zustand. Zudem lässt die Bauweise darauf schließen, dass hier nicht für die Ewigkeit gebaut werden soll.
Wir beschränken uns daher auf kleinere Änderungswünsche. Hierzu gehört die Aufstockung der Fahrradstellplätze, die momentan geplanten 26 halten wir für zu niedrig. Diese lassen sich problemlos entlang der Karl-Liebknecht-Straße zwischen den Baumscheiben anordnen. Zudem befürchten wir durch die Führung des Radverkehrs auf dem Fußweg ein erheblich steigendes Konfliktpotential, da auch die Läden entlang der Karl-Liebknecht-Straße ihren Eingang Richtung Fußweg haben. Die Radverkehrsführung muss daher überdacht werden.
Die SPD-Fraktion wird der Vorlage zustimmen, um das Beteiligungsverfahren einzuleiten und bittet auch um Ihre Zustimmung zu beiden Punkten unseres Änderungsantrags.