Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Mathias Weber, Stadtrat der SPD-Fraktion

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister
Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte
Liebe Gäste auf der Tribüne

Die Vorlage zum Knotenumbau Rossplatz sorgt seit einigen Wochen für heiße Diskussionen, zuletzt durch eine Stellungnahme des StudentinnenRats der Universität Leipzig der um Ablehnung dieser Vorlage warb.

Im Mittelpunkt dieser Diskussion steht die, mit dem Baubeschluss gefasste zukünftige Organisation des Radverkehrs im Kreuzungsbereich.

Erst durch die fachliche Unterstützung durch den ADFC Leipzig ist es gelungen die Knackpunkte der Vorlage herauszuarbeiten.

Bei der Betrachtung der Randbedingungen fiel zwangsläufig die universitäre Nähe auf. So fordert die Sächsische Bauordnung bei der Berechnung von Fahrradstellplätzen an Hochschuleinrichtungen ein Verhältnis von 1zu1. Das heißt auf einen Studierenden kommt ein Fahrrad. Am Campus Augustusplatz werden dem zufolge ab Semesterbeginn ca. 20.000 Studierende erwartet. Hinzu kommen Hochschulmitarbeiterinnen und Hochschulmitarbeiter sowie Besucherinnen und Besucher der Unibibliothek und der Mensa. In Summe sind Radverkehrszahlen zu erwarten die denen des Kfz-Verkehrs auf dem Goerdelerring gleichen.

Da die Verkehrsmodellierung hinsichtlich Radverkehrsströme in Leipzig noch in Kinderschuhen steckt, fehlte, so meine Vermutung bei der Planung belastbares Zahlenmaterial.

Um ein sicheres und konfliktarmes Abfließen aller Verkehrsarten am Knoten zu berücksichtigen hat der ADFC-Leipzig folgende Empfehlungen, von mir hier gekürzt dargestellt, formuliert.

• deutlich breitere Radfahrstreifen in der Grünewaldstraße, um ein sicheres Überholen, resultierend aus den unterschiedlichen Geschwindigkeiten, zu gewährleisten

• aufgeweidete Radaufstellbereiche um das Radverkehrsaufkommen zügig abfließen lassen zu können.

• direktes Linksabbiegen ermöglichen, da beim indirektem Linksabbiegen zwei Grünphasen zur Ringquerung benötigt werden und entsprechende große Radaufstellbereiche geschaffen werden müssen, die auch in der aktuellen Vorlage nicht vorhanden sind.

• die Überführungsrampe in der Grünewaldstraße verbreitern und auf Höhe des Gehweges Ringcafe verschieben, um die sich abzeichnenden Konflikte zwischen Fußverkehr und entgegenkommenden Radverkehr zu verringern.

Eine aus meiner Sicht, geringe Änderung, hat die Verwaltung auf die Vorgebrachten Empfehlungen vorgenommen. Und zwar wurden die Radfahrstreifen von 1,75m auf 2,00m erweitert.  Auf Grund des zeitlichen Druckes ist eine Beschlussfassung heute notwendig.
Die SPD Fraktion hat sich in der Folge darauf geeinigt mehrheitlich der Vorlage zu zustimmen und einen entsprechenden Ergänzungsantrag einzubringen der eine Evaluierung des Knotens vorsieht. Das Ergebnis der Evaluierung soll dem Stadtrat vorgelegt wird. 

Redner: Gerhard Pötzsch, Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, werte Gäste!

Wir beschließen heute unter den TOP 16.2 bis 16.5 die Wirtschaftspläne für die Oper, das Gewandhaus, das Theater der Jungen Welt und das Schauspiel Leipzig für die Jahre 2011/2012.
Für Leipziger Verhältnisse ist dieser ungewohnt frühe kalendarische Zeitpunkt ein weiterer Schritt in eine haushalterische Normalität. Darüber darf man sich freuen.

In der Zusammenarbeit zwischen Land und Kommune sind Zuverlässigkeit und Vertrauen auf gegebene Zusagen die Basis und unverzichtbares Fundament. Die regierende Mehrheitskoalition in Dresden hat diesen Boden im vergangenen Jahr, durch die von ihr betriebenen Änderungen des Sächsischen Kulturraumgesetzes, ohne Not verlassen. Wir haben hier und heute noch zu befinden, wie wir darauf reagieren. wollen.
Jeder, der die Abläufe in großen Eigenbetrieben der Kultur kennt, kann wissen, dass überfallartig daherkommende Mittelkürzungen, zumal im laufenden Geschäftsbetrieb, nur durch Minderungen der Leistungsangebote zu kompensieren sind. Für Leipzig heißt dies konkret z.B. eine Reduzierung der Aufführungen in den verschiedenen Häusern, und der Wegfall der beliebten Sommerkonzerte von Oper und Gewandhaus im Rosenthal.

Die uns vorgelegten Wirtschaftspläne verweisen aber auch auf weitere Problemkreise, die wir, weil hausgemacht, selber zu verantworten haben. Deren Lösung wird uns in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen stellen. Ich will hier stichwortartig einige anreisen:
– Kontinuierlicher Abbau des Investitionsstaus in der Infrastruktur der Einrichtungen,
– Schauspiel: temporäre Schließung der Skala, Interimslösung – Fragezeichen,
– Oper: Ausrichtung des Hauses unter der neuen Intendanz,
– und das für alle geltende Thema: Steigerung der Publikumszahlen.

Ich kenne niemanden, der einen Königsweg parat hätte. Wir werden entscheidungsfreudig sein müssen, und Geduld aufbringen. Etliches ist auf dem Weg. Die zuständigen Fachausschüsse und Gremien beraten, externer Sachverstand wurde gebunden, Ergebnisse angekündigt. Vorschläge verschiedener Fraktionen zu Verbesserung der Infrastruktur liegen auf dem Tisch und harren der breiten Diskussion. Die Verwaltung ist verpflichtet, Zug um Zug, neue Informationen zum aktuellen Sachstand zu liefern. Termine dazu sind avisiert.

Wir leben in einer Zeit, in der erhebliche Teile der politischen Klasse dem scheinbar gesellschaftlich akzeptierten Vorrang der Ökonomie huldigen. Vielleicht entspringt daher die Neigung einzelner, die Sinnhaftigkeit unseres großen Engagements im Kulturbereich, immer mal wieder, und dann auch grundsätzlich in Frage zu stellen. Ich rate jenen Menschen an dieser Stelle zur ernsthaften Überprüfung der Frage, warum gerade kulturell erfolgreiche Gesellschaften auch ökonomisch erfolgreich sind!

Wir haben in den zurückliegenden Jahren den Umbau unseres Landes hin zu einem mehr an liberaler Marktwirtschaft erlebt. Da ist etwas, nach meinem Verständnis, bis in die Bezeichnung hinein, merkwürdig verrutscht. Für mich war liberal in der Vergangenheit immer und zuförderst auch mit persönlicher Freiheit für alle verbunden.
Sei es wie es sei, festzuhalten bleibt, dass die Werte, welche eine solch verstandene liberale Marktwirtschaft zu ihrem eigenen Funktionieren braucht, nicht über den allseits gepriesenen Wettbewerbsprozess bereitgestellt werden können. Exakt das lässt sich mit keiner Strukturreform der Welt organisieren! Kultur und Bildung dürfen wir deshalb nicht allein irgendwelchen Markt- und Wettbewerbsprozessen überlassen!

Richtig bleibt die immerwährende Aufgabenstellung, unter kategorischer Wahrung der künstlerischen Freiheit der Einrichtungen, die Arbeitsabläufe in den Häusern zu optimieren. Natürlich muss der Rat permanent darauf achten, dass die von ihm, im Auftrag der Bürger und unter Wahrung ihrer Interessen! ausgereichten Mittel durch die Verantwortlichen in den Eigenbetrieben so eingesetzt werden, wie es seinen, im Kulturentwicklungsplan der Stadt festgeschriebenen Prämissen entspricht. Richtig bleibt auch, dass wir im Verlauf dieses, bis in alle Ewigkeiten andauernden Prozesses, nie an ein Ziel gelangen werden, sondern gerade Erreichtes stetig wieder hinterfragen, im Lichte aktueller Erkenntnisse neu definieren, und gegebenenfalls nachjustieren müssen. So ist das eben.

Die Bereitstellung (auch im Vergleich mit anderen deutschen Städten) erheblicher prozentualer Haushaltsanteile für den Kulturbereich in unserer Stadt, ist eine von Vernunft getragene, zukunftsweisende und zukunftsichernde Entscheidung der Mehrheit dieses Rates. Sie ist Pflicht und Chance für die Kulturstadt Leipzig.
Meine Fraktion wird die vorgelegten Wirtschaftspläne mehrheitlich mittragen.

Gestatten Sie mir noch eine persönliche Anmerkung: Während unserer letzten Fraktionszusammenkunft verfehlte der Antrag der Linken, bezüglich der Aufstockung der Mittel für eine ganze Stelle im Bereich der Theaterpädagogik im Theater der Jungen Welt, in der sozialdemokratischen Fraktion knapp die Mehrheit.
Ich finde das sehr bedauerlich und werbe deshalb bei Ihnen allen dafür, diesem vernünftigen Antrag, jenseits aller denkbaren Barrieren und innerer Blockaden, seine Zustimmung nicht zu versagen.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Was lange währt wird nun hoffentlich gut. Vor mehr als drei Jahren ist die Sporthalle Konradstraße im Stadtbezirk Leipzig-Ost am Stadtteilpark „Rabet“ durch einen Brandanschlag fast vollständig niedergebrannt. Damals wurde den betroffenen Sportvereinen, aber auch der im Umfeld wohnenden Bevölkerung versprochen, schnell Ersatz für diese Sporthalle zu schaffen. Anfang 2009 wurde im Stadtrat beschlossen, in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Standort eine neue Dreifeldsporthalle entstehen zu lassen. Damit sollte auch das Zeichen gesetzt werden, dass man die Tragödie als Chance begreift und statt der bisherigen kleinen Halle eine Halle errichtet, die auch für Spielsportarten geeignet ist.

Neben den städtebaulichen und soziokulturellen Aspekten ist die Realisierung des Neubaus einer Dreifeldsporthalle auch aus sportfachlichen Gesichtspunkten unabdingbar. Für die Sportarten Handball, Basketball, Hockey und Volleyball besteht in Leipzig ein erheblicher Fehlbedarf, dieser kann durch den Neubau gemindert werden. Hinzu kommt, dass in keinem anderen Stadtbezirk der Fehlbedarf an Sporthallenflächen so hoch ist wie im Leipziger Osten. Prognostisch wird sich der Bedarf an Sporthallenfläche im gesamten Stadtgebiet, aber auch im Stadtbezirk Ost, noch weiter erhöhen, da sich Sportvereine eines regen Zulaufs erfreuen. In diesem Zusammenhang darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Gefahr besteht, dass die Sporthalle Brüderstraße aufgrund baulicher Mängel geschlossen werden muss.

Die SPD-Fraktion freut sich, dass die Stadtverwaltung eine kreative Lösung gefunden hat, um Co-Finanzierungsmittel aufzutreiben. Auch wenn uns die Halle etwas mehr kostet als nach alten Planungen, ist der geförderte Teil nicht unerheblich. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dass es das Land Sachsen war, welches die Stadt Leipzig zu Suche nach neuen Lösungen gezwungen hat. Es war nämlich das Land, welches die investive Sportförderung für die Jahre 2011/2012 auf Null gekürzt hat.
Wir freuen uns, dass mit Beschluss der Vorlage, vorbehaltlich der Genehmigung der Fördermittel, noch dieses Jahr begonnen werden kann. Die SPD-Fraktion wird der Vorlage selbstverständlich zustimmen und ihren Antrag mit Beschlussfassung dieser Vorlage zurückziehen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Rednerin: Ingrid Glöckner, Stellv. Fraktionsvorsitzende

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

unser Antrag, die Stadt Leipzig möge dem  bundesweit agierenden „Bündnis für eine Soziale Stadt“ beitreten, ist der Sorge geschuldet, dass die durch die Bundesregierung beschlossene radikale Kürzung des Programms „Stadtteile mit besonderen Entwicklungsbedarfen – Soziale Stadt“, gerade in benachteiligten Stadtteilen, wie Grünau und dem Leipziger Osten, die positiven Entwicklungen nachhaltig stören wird. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie die Stadt in eine soziale Schieflage gerät. Deshalb müssen wir die Bundesregierung zum Handeln auffordern, die beabsichtigten Kürzungen zurückzunehmen.
Sollte die Förderung ausbleiben, wird die Segregation innerhalb unserer Stadt weiter fortschreiten, mit allen damit verbundenen Problemen.

Der integrierte Ansatz des Programms hat Möglichkeiten eröffnet, auch Projekte und Maßnahmen im nicht-baulichen Bereich zu finanzieren. Das ist besonders in Stadtteilen mit sozialen Defiziten von großer Bedeutung. Es konnten, insbesondere durch die Einbeziehung der Bewohner,  Potenziale entwickelt werden, die ohne diese Förderung nicht möglich gewesen wären.
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass gerade durch die aktive Beteiligung der Bürger vor Ort nachhaltige Erfolge in der Quartiersentwicklung erzielt werden konnten. 
Ich denke dabei nur an das sehr erfolgreiche „Forum Ostvorstadt“, das mit den unterschiedlichsten Themen den Akteuren des Stadtteils, der Verwaltung und der Politik eine Plattform geboten hat. Hier ging es nicht nur um stadtplanerische Ansätze, sondern um ein viel weiter gefasstes Spektrum, wie Ordnung und Sauberkeit, lokale Ökonomie, Bildung, Arbeitsplätze und Integration.

Neben den bisher erzielten Erfolgen sind auch in Zukunft Handlungsbedarfe vorhanden.  Wollen wir die Bürger vor Ort im Regen stehen lassen? Sollen bestehende Netzwerke  und bürgerschaftliches Engagement den Bach runter gehen?
Gerade in den Stadtteilen, die unsere Unterstützung dringend benötigen, um sich nicht noch weiter von der Entwicklung der Gesamtstadt zu entfernen, müssen wir alle Möglichkeiten der Förderung ausschöpfen.
Deshalb bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, werte Gäste!

Heute stimmen wir über eine überplanmäßige Ausgabe der Stadt ab, für die der Rat verantwortlich ist. Im Rahmen unserer Diskussionen zum Verkehrskonzept des Zoos haben wir am 18. August letzten Jahres dafür votiert, bis zur Eröffnung des Gondwanalandes ein Kombiticket einführen zu wollen. Zoobesucher sollten unkompliziert mit dem ÖPNV anreisen können. Das Ergebnis unseres Auftrages an Stadtverwaltung und Zoo liegt uns nun wiederum zur Abstimmung vor.

Die Intention des Beschlusses vom August 2010 war die Einführung eines Kombitickets, das alle Zoobesucher zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs berechtigen würde. Aus steuerrechtlichen Schwierigkeiten und aufgrund der Gemeinnützigkeit der Zoo Leipzig GmbH war ein solches Ticket nicht möglich. Die nun vorgeschlagene Variante, die es denjenigen ermöglichen soll, ein Kombiticket zu erwerben, die ein solches auch dezidiert haben möchten, stellt aus Sicht meiner Fraktionen einen guten Kompromiss und einen Schritt in die richtige Richtung dar. Schließlich war die eigentliche Intention des Beschlusses vom August 2010, die Einführung eines allgemeinen Kombitickets, das alle Zoobesucher zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs berechtigen würde.

Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Die Finanzierung des Kombitickets durch LVB, Zoo und Stadt. In der Vorlage wird dargestellt, dass die Stadt Leipzig 2011 die notwendigen 25.000 Euro zur Finanzierung des städtischen Anteils am Kombiticket übernimmt. Für 2012 will sie dies ebenfalls tun. Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass die Stadt den jährlichen Zuschuss an die Zoo Leipzig GmbH im kommenden Jahr um genau 25.000 Euro senken möchte, um den städtischen Anteil am Kombiticket zu refinanzieren. Das geht so nicht, meine Damen und Herren! Wir würden unsere Last einfach auf den Zoo abwälzen und würden damit zugleich die große touristische Bedeutung der Zoos – besonders nach Eröffnung des Gondwanalandes – herabwürdigen. Ich halte das für sehr kleinlich und unangemessen.

Meine Fraktion stellt deshalb einen Antrag, der diese einseitige Verlagerung der Lasten verhindern soll. Vielmehr soll im Rahmen der Diskussion zum Haushalt 2012 eine sinnvolle Lösung gefunden werden.
Ich möchte nur daran erinnern: Der Stadtrat wollte ein Kombiticket, also muss der Stadtrat dafür sorgen, dass es fair finanziert wird!

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Nachdem wir heute bereits den Beschluss gefasst haben, das Leipziger Freiheitsdenkmal auf dem Areal des Leuschnerplatzes zu gestalten, ist es nur folgerichtig, die riesige Brachfläche zwischen Peterssteinweg und Grünewaldstraße städtebaulich neu zu ordnen. Wie schwierig das sein wird, zeigen die bisherigen Ansätze seit 1993, die allesamt ins Leere liefen.
Die Idee eines „Großen Platzes“ eröffnet östlich der sich entwickelnden Kante am Peterssteinweg die Chance für visionäre Ideen und Kreativität und bietet Raum für künftige Entwicklungen. Ein Bebauungsplan ist zwingend erforderlich, um vor allem die Teilfläche östlich der Markthallenstraße im direkten Kontakt und Wechselspiel zum Denkmalsplatz in hoher städtebaulicher Qualität zu gestalten.

Und da sind wir bei dem Namensgeber für die Markthallenstraße.
Ich verhehle hier nicht, dass bei mir und meiner Fraktion die Zweifel, die uns schon 2008 bei der Beschlussfassung zur Markthalle umgetrieben haben und die damals in entsprechenden  Änderungsanträgen mündeten, heute noch bestehen und sich eher verstärkt haben.
Auch wenn wir heute dem Aufstellungsbeschluss zustimmen werden, ist damit ein bedingungsloses „Ja“ zur Markthalle nicht verbunden und auch nicht in Aussicht gestellt.

Warum?
Mit dem Begriff „Markthalle“ wird etwas suggeriert und in den Köpfen vieler Leipziger ist dies auch noch so verwurzelt, was es nicht mehr geben wird.
1. Die Markthalle in Form und vor allem im Inhalt, daher der Name, wie bis zu ihrer Zerstörung im Krieg, wird es nicht wieder geben. Die Protagonisten sollten dies immer so deutlich aussprechen. Deren Funktion haben Supermärkte, Discounter und Amazon übernommen.
2. Wer glaubt, dass wie vor 100 Jahren tausend Händler einziehen werden und die Produkte und Düfte der Welt verbreiten, irrt.
3. Was wirtschaftlich sein kann, ist ein Supermarkt mit angehangenem und überdachten Frischemarkt und Gastronomie. Wenn wir das an diesem herausragenden Ort wollen, müssen wir das sagen und nicht von Dingen träumerisch schwärmen, die nicht sein werden. Es wird keine „klassische“ Markthalle sein.
4. Die 2008 geforderte Nutzungs- und Auswirkungsstudie fehlt bis heute, es gibt keine Defizitanalyse für den städtischen Nahraum, die die Nachfrage für einen Supermarkt belegt und auch mit dem STEP Zentren in Einklang bringt.
5. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die die Nachhaltigkeit und vor allem die Dauerhaftigkeit der Nutzungsarten belegen könnte, um eines Tages vor Billigheimern verschont zu bleiben, fehlt ebenso. Vom Verkehrskonzept ganz zu schweigen.

Dies alles sollte nach dem Ratsbeschluss von 2008 schon vorliegen.
Hier ist also noch eine Menge Arbeit umzusetzen. Markthallen-Konzepte anderer Städte, auf die gern verwiesen wird, sind nach Leipzig nicht 1:1 importierbar. Wir brauchen Leipziger Lösungen.

Nochmals aus unserer Sicht: Konsum, Edeka oder Rewe, die das anbieten, was es überall gibt, einen Griechen, Chinesen, Italiener, Sachsen oder ein adaptiertes Bierzelt – alles in einem 9.000 m² großen Flachbau mit vorgesetzten historisierenden Kulissen ist nicht das Konzept für diesen wichtigen Ort.

Durch den heute zu beschließenden Aufstellungsbeschluss zum einfachen Bebauungsplanverfahren wird der künftigen Entwicklung des Platzes noch viel Raum gegeben. Erst mit der Präzisierung und Weiterentwicklung des städtebauliche Konzeptes und der Aufstellung vorhabenbezogener Bebauungspläne erfolgt die Feinjustierung der Platzgestaltung.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Für viele Stadträte, Bürgermeister, Verwaltungsmitarbeiter hier im Saal, aber auch für eine ganze Reihe Gäste, die heute anwesend sind, ist der zur Abstimmung stehende Sachverhalt mehr als Routine, mehr als ein normaler Verwaltungsvorgang.
Das Projekt „Leipziger Freiheitsdenkmal“ ist Emotion oder wird Emotion werden, es hat etwas mit persönlicher Erinnerung, Rückblick, Reflexion zu tun, es ist aber auch für viele Menschen Provokation. Deshalb sind unterschiedliche Sichtweisen darauf mehr als legitim.
Was wir heute beschließen wollen, geht in seiner Tragweite und Tiefe weit in die Zukunft und wir blicken dabei gleichzeitig auch zurück.

Es wäre vermessen, wenn wir die Forderung erheben würden, dass die gesamte gesellschaftliche Dramatik des Jahres 1989 und der Jahre davor und danach, womöglich allein fokussiert auf unsere Stadt und die teils widersprüchliche Entwicklung in Deutschland und Europa der letzten Jahrzehnte in der Denkmalsidee verkörpert und sinnbildlich erfahrbar wird.

Allein diese beiden Komplexitäten – die vom eigenen Erleben geprägten 22 Jahre seit 1989, der eine oder die andere überhöhen dabei zunehmend ihre eigene Rolle im Nebel der Erinnerung, andere beanspruchen für sich die alleinige Deutungshoheit über die Ereignisse, und der analytische Blick der Historiker lassen einige von uns offensichtlich erschauern und erstarren vor der scheinbar unlösbaren Aufgabe den Denkmalsinhalt, so wie formuliert erkennbar und erlebbar umzusetzen. Teils flüchten wir uns weg von der Idee und dem Inhalt eines Denkmals für die positiven Momente unserer Geschichte hin zur Frage des vermeintlich authentischsten Ortes, an dem es denn stehen muss.

Das Denkmal in Leipzig soll ausdrücklich nicht allein an das für unsere Stadt singuläre Datum des 9. Oktobers erinnern – Historiker sprechen bereits vom „Tag der Entscheidung“, der hochgerüsteten Diktatur stand als alleinige Waffe die Menschenmasse gegenüber und nur dadurch gab es an diesem Tag kein Blut auf dem Pflaster des Ringes. Das Denkmal soll auch nicht die legendären Montagsdemonstrationen als direkte Antwort auf die Flut der Ereignisse der vorherigen Woche reflektieren, an deren logischen Ende die deutsche Einheit stand. 

Das Freiheitsdenkmal soll in erster Herausforderung an zukünftige Generationen gerichtet sein. Das direkt Beteiligte, aber auch die etwas abseits Gestandenen ebenfalls angesprochen werden müssen, ist gewollt.
Mit der Erinnerung soll zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Prozessen in Deutschland und Europa, die auch und vor allem in der „Friedlichen Revolution“ ihre Grundlage haben, provoziert werden. Es geht vor allem auch um die ständige Auseinandersetzung mit unserem demokratischen Wertesystem, es geht zunehmend um Bürgerechte – auch in Deutschland.

Deshalb ist der nunmehr gewählte Ort für das Denkmal mehr als ideal. Er besitzt Nähe zu den authentischen Plätzen bei gleichzeitiger Distanz um Mythenbildung vorzubeugen. Was nicht den Ausschlag für den Platzentscheid geben darf, ist die gegenwärtige Brache des Leuschnerplatzes, sie ist allein ein glücklicher Umstand.
Warum?
Ich persönlich sehe an dieser Stelle gerade dadurch überhaupt die Chance die Denkmalsidee frei von vorhandenen Platzstrukturen, Fassungen oder Sichtachsen originell und visionär umsetzen zu können. Wir sollten alle freudig gespannt sein auf das was uns Künstler, Architekten, Denker mit der ihnen eigenen Kreativität und Vorstellungskraft vorschlagen werde.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Mit dem Denkmal auf dem heutigen Wilhelm-Leuschner-Platz, sicherlich der zukünftige „Platz der friedlichen Revolution“, schließt sich symbolisch erneut der Ring.
Lassen Sie uns diesen wichtigen Beitrag zur Erinnerung an ein herausragendes Datum unserer Stadtgeschichte und einem positiv besetzten Geschichtsmoment Deutschlands verantwortungsvoll gestalten.