Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Christian Schulze, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Gäste!

Auch auf die Gefahr hin, mich bei Anwesenden oder auch der Profifussball liebenden Leserbriefgemeinde regionaler Zeitungen unbeliebt zu machen, kann ich mir einige kritische Anmerkungen zu den Rasenballvorlagen nicht verkneifen.

In der Phase, als es um den Aufstellungsbeschluss im Dezember ging, machte ich mir vor allen Dingen Sorgen um die Umweltverträglichkeit und die notwendige Verkehrserschließung des Projektes. Zu diesen beiden Themen gibt es inzwischen klare Aussagen der Verwaltung.  Der angrenzende Stadtteil Lindenau, in dem ich seit 30 Jahren wohne, insbesondere die Erich-Köhn-Straße kommen für verkehrliche Erschließung nicht in Frage.
Seit Montag dieser Woche sitzen, wenn man öffentlichen Verlautbarungen Glauben schenken darf, sogar die namhaften Umweltverbände im Boot, die genau wie ich auf eine gründliche Umweltverträglichkeitsprüfung hoffen dürfen. Bei negativem Ergebnis dieser Prüfung, und das könnte ja so kommen, ist die Rückabwicklung der heutigen Beschlüsse zugesagt.
 

Genau an dieser Stelle habe ich eben  ein Problem mit diesen Beschlüssen.
Wir sollen heute einen Erbpachtvertrag für 50 Jahre beschließen, der im nächsten Jahr vom Rasenball e.V. schon gekündigt werden kann, wenn nämlich wegen eines negativen Ergebnisses der Umweltprüfung kein Baurecht  für die Phase II geschaffen werden kann.
Bis dahin haben wir als Stadt aber schon 350.000 bis  400.000 Euro dort vor Ort für Leitungsumlegungen, Altlastensanierung, etc. investiert. Und ob das eingestellte bzw. geplante Geld insbesondere für die Altlastensanierung reicht, wissen wir nicht sicher.

Wir haben bei Rückabwicklung auch keinen, gerade erst mit Fördermitteln gebauten Parkplatz für Kleinmesse und Red-Bull-Arena mehr, den wir mit eigenem Geld dann woanders schaffen müssen. Was das kostet, ist noch nicht berechnet. Die Fördermittel in Höhe von bis zu 125.000 Euro für den Parkplatz müssen evtl. zurückgezahlt werden. Wie und in welchem Umfang die Investition von Rasenball e.V. im 1. Bauabschnitt in Höhe von ca. 5 Millionen Euro nach Rückabwicklung behandelt werden, steht in der blauen Vorlage, die hier nicht öffentlich verhandelt werden kann.

Ich will nicht verschweigen, dass ich mich freuen würde, wenn in dieser Stadt mit dieser Sport- und Fußballtradition ein Bundesligaverein gleich welchen Namens beheimatet wäre.
Auch ist mir klar, dass dann mehrere hundert Arbeitsplätze geschaffen würden und Fußballfans nicht nur Parkplatzprobleme im Waldstraßenviertel machen, sondern auch Geld in unserer Stadt ausgeben.

Leider ist es rückblickend so, dass viele andere und ich selbst seit 20 Jahren in diesem Stadtrat Entscheidungen in Richtung dieser Vision getroffen haben. Wir haben Hunderttausende erst D-Mark, dann Euro in die BSG Chemie / FC Sachsen und den Lokalrivalen aus Probstheida  gesteckt.
In welcher Liga stecken die beiden jetzt?

 
Wenn nun wenigstens Rasenball e.V. im gleichen ICE-Tempo nach oben unterwegs wäre, wie diese Vorlagen hier. Aber weit gefehlt!  Es wird noch etliche Jahre dauern, bis des Investors und unsere Blütenträume reifen. Dass Geld, und sei es noch soviel, keine Tore schießt, weiß inzwischen auch jeder.

Ich denke jedenfalls, dass wir Zeit hätten, den Bebauungsplan Phase II inklusive Umweltprüfung in aller Ruhe zu bearbeiten. Denn wenn wirklich das Negativszenario eintreten sollte und rückabgewickelt wird, haben wir viel Geld ausgegeben, das wir eigentlich nicht haben.
Insofern bitte ich um Verständnis, dass ich der Euphorie nicht ganz folgen kann  und die Beschlussvorlagen ablehnen werde.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Redner: Heiko Bär, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren Stadträte,
liebe Gäste!

Aus Sicht der SPD-Fraktion ist die Förderung und Unterstützung von Investitionen ein unabdingbarer Faktor für die zukünftige Stadtentwicklung. Auch die RB-Investition ist nicht nur sportpolitisch zu begrüßen, sondern auch wirtschaftspolitisch. Dabei ist es zweitranging, wer mit welcher Statstik über direkte und indirekte Arbeitsplätze Recht hat. So oder so geht es erstens um mehr Wertschöpfung in Leipzig und zweitens um mehr überregionale Aufmerksamkeit für die Stadt. Beides tut uns gut. Und in beidem ist das Trainingsgelände ein Projekt von möglicherweise hoher Tragweite.

Wirtschaftliche Investitionen sind im Übrigen immer mit Risiken verbunden, denn auch im vorliegenden Fall kann niemand orakeln wie erfolgreich das Engagement wird. Für den Investor besteht das Risiko sowieso, aber auch für die Kommune. Wichtig ist, diese so gering wie möglich und berechenbar zu halten. Im vorliegenden Fall der RB-Investition ist dies leider nur zum Teil gelungen. Die Fehler müssen benannt werden:

So wurde viel zu lange nur geprüft, ob ein Sportpachtvertrag bei Rasen-Ball funktioniert und erst viel zu spät ist man zu einem Erbbaupachtvertrag übergegangen. Hier hätte durchaus parallel geprüft werden müssen, schließlich geht es um einen Investor der Millionenbeträge investiert.
Zweiter Kritikpunkt: Der Untergrund des Geländes und die frühere Nutzung als Deponie. Erst die zusätzlichen Bohrungen von RB selber haben hier mögliche Kostenrisiken aufgedeckt. Die Verwaltungsvorlage hätte uns hier sonst völlig im Dunkeln gelassen.

Angesichts der benannten wirtschaftlichen Bedeutung der Investition wäre das Sportamt im Übrigen durchaus gut beraten gewesen, das Wirtschaftsdezernat nicht nur für die Liegenschaftsangelegenheit einzubeziehen, sondern auch die  Erfahrungen der Wirtschaftsförderung in der Unterstützung von Investoren stärker heranzuziehen. Vielen Dank!

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren Stadträte,
sehr geehrte Besucher,

zunächst möchte ich dem Oberbürgermeister sehr deutlich für die hier vorgelegte klare Positionierung zum Erhalt der S-Bahn-Linie 1 danken. Mit der Vorlage, die der Stadtrat jetzt gleich beschließen soll, setzen wir uns gemeinsam, Oberbürgermeister und Stadtrat, ganz klar für die Belange der Grünauer und vieler weiterer Bürger im Leipziger Westen ein. Wir fordern den Erhalt der S-Bahn-Linie und die Ausschöpfung aller Alternativen dazu.

Unglücklicherweise liegt die Entscheidung nicht im Ermessen der Stadt Leipzig allein, sondern beim Zweckverband für den Nahverkehr in Leipzig (ZVNL), in genau einer Woche. Dort haben dann eben auch noch die uns umschlingenden Landfürsten ein Wort mitzureden.

Eine Reihe von Gründen sprechen jedoch klar für die S 1:

Mit täglich 3500 bis 4500 Nutzern an Wochentagen, ist die Linie im sachsenweiten Vergleich sehr gut ausgelastet. Das Aufwand-Nutzen-Verhältnis ist nach Angaben der Deutschen Bahn sogar so gut, dass die S 1 in etwa ihre laufenden Kosten selber trägt. Gerade eine solche Linie abzubestellen, um andere hochsubventionierte Linien weiterbetreiben zu können, dass wäre wirtschaftlicher und verkehrspolitischer Irrsinn.
Hinzu kommt aus Sicht der Stadtentwicklung gerade in Grünau die Bedeutung der Linie für die Stabilisierung von Wohnquartieren und Wirtschaftsstrukturen, etwa durch die Anbindung des Allee-Zentrums (immerhin eines von zwei B-Zentren der Stadt) oder des Wohngebietszentrums im WK 8, genau an der Endstelle der S 1. Diese Postkartenaktion an den ZVNL wurde aktuell durch die gemeinsame private Initiative von Sozialverbänden, Investoren und Gewerbetreibenden vor Ort gestartet, die sich um ihren Standort sorgen.

Dass wir überhaupt in der Situation sind, über die Einstellung der S 1 diskutieren zu müssen, liegt an der Fehlentscheidung von FDP-Minister Morlok in Dresden, die Bundesmittel für den Nahverkehr nicht entsprechend an die Nahverkehrsverbünde weiterzuleiten, sondern im sächsischen Haushalt selber zu schlucken. Die Behauptung, der Nahverkehr in Sachsen würde dadurch effizienter ist quatsch. Dies zeigt die schwierige Entscheidungsfindung um die S  1 ganz deutlich. Der Nahverkehr in Sachsen wird nicht effizienter, sondern weniger attraktiv und weniger leistungsfähig. Dies ist im Übrigen auch eine Verschlechterung des Wirtschaftsstandortes Sachsen.

Der Ergänzungsantrag der SPD-Fraktion im Stadtrat verfolgt das Ziel, Forderungen der Bürger vor Ort mit aufzugreifen. Auch nach der Vertragsunterzeichnung für das neue Netz an diesem Montag wollen wir die stetige Zusicherung, daß ab Dezember 2013 die S 1 weiter Bestandteil des ÖPNV-Netzes der Region Leipzig ist. Die geplanten Ausgleichsmaßnahmen sollen Bestandteil des Stadtratsbeschlusses werden. Angelegenheiten, für welche die Stadt nicht selber zuständig ist, wie die Pflege der Anlagen durch die Deutsche Bahn, sollen uns als Akteure vor Ort zumindestens den Rücken stärken, wenn wir diesbezüglich Kontakt mit dem Eigentümer der Bahnanlagen aufnehmen müssen.

Und zuletzt möchten wir auch über erfolgten Prüfungen von Alternativen im ZVNL informiert werden, um sicher zu gehen, dass die auch hier wieder vorgetragenen Argumente, mit allem Ernst, auch im ZVNL verfolgt werden.

Herzlichen Dank!

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Die heutige Sondersitzung des Stadtrates ist ein weiteres Kapitel in der Familiensaga der Stadt Leipzig und ihrer Töchter, Enkel und Urenkel – eine unendlichen Geschichte, die noch vor der Gründung der LVV vor 15 Jahren begann und sicherlich noch viele Jahre als Fortsetzungsroman weiter geschrieben werden wird. Vielleicht gibt es auch eines Tages hierzu eine Telenovela, die dann über schnelle Datenleitungen zehntausendfach konsumiert werden kann.

Auch das heute zu behandelnde Kapitel hat eine sehr lange Vorgeschichte. Die meisten Protagonisten der Vergangenheit, darunter ein paar große und kleine Könige, aber auch eine ganze Reihe Vasallen sind einem großen Teil, der heute hier in diesem Saal in Verantwortung für unsere Stadt stehenden Stadträte, Bürgermeister, Oberbürgermeister und Geschäftsführer nicht einmal mehr vom Namen her bekannt.

Noch weniger gegenwärtig sind fast allen Anwesenden hier im Saal die konkreten Umstände und Hintergründe, warum 1997 – Stichwort Gesellschafterdarlehen oder 2003 – Stichwort Rückkauf von 40% SWL-Anteilen, die Entscheidungen, übrigens alle durch Beschlüsse des Stadtrates untersetzt, so und nicht anders gefallen sind.
Deshalb ist es auch nicht opportun, ja sogar unredlich, die damaligen Entscheidungen mit dem Hintergrundwissen von heute per se mit dem Attribut „falsch“ oder „richtig“ zu belegen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Parlamente, also auch der Stadtrat, entscheiden nicht jedes Mal vom Grundsatz her neu, auch nicht wenn politische Mehrheiten wechseln.
Sondern, sie bauen auf demokratisch legitimierten Entscheidungen auf und haben die Pflicht, diese Entscheidungen jeweils neuen Gegebenheiten gegenüber anzupassen.

Warum hole ich soweit aus? Weil ich den Eindruck habe, dass es auch unter uns Stadträten einige gibt, die sich vor dieser Verantwortungsübernahme scheuen. Ja mehr noch, ich habe den Eindruck, und das ist mir in den letzten Wochen mehr als klar geworden, das der gesamte Stadtrat, mich und meine Fraktion eingeschlossen, seit 2008 nicht sorgsam genug mit der LVV–Problematik und den eigenen Beschlusslagen umgegangen ist.

Zum einen hat der Stadtrat im Oktober 2008 die Eigentümerziele für die LVV formuliert, darin u. a., dass die LVV im Konzern die vollständige Finanzierung des ÖPNV im steuerlichen Querverbund sicher stellt und die Tilgung des Gesellschafterdarlehens umsetzt.
Der Ehrlichkeit halber ist hinzuzufügen, dass darüber hinaus Erwartungen gegenüber der Geschäftsführung formuliert wurden, die zusätzliche Haushaltsbeiträge oder Investments beinhalteten und realisierten.

Im Ergebnis der Prüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der LVV vor allem in Bezug auf die Erwartungshaltung der Eigentümerin, also der Stadt Leipzig, hier vertreten auch durch den Stadtrat wurde dieser bereits spätestens mit der Ratsversammlung im Januar 2009 über eine finanzielle Deckungslücke bis 2012 in Höhe von 145 Mio. Euro informiert. 145 Mio. Euro – übrigens auch ein Ergebnis des Bürgerentscheides von 2008.
Die Reaktion des Stadtrates bis Mitte/Ende letzten Jahres: freundliche Kenntnisnahme und Hoffen auf bessere Zeiten.

Die LVV hat seit 2008 in immer kürzer werdenden Schritten dem Stadtrat gegenüber kein Hehl daraus gemacht, dass ein Baustein zur Verbesserung der Konzernfinanzierung die Veräußerung von Beteiligungen darstellt.
Der Oberbürgermeister hat pflichtgemäß und in Verantwortung für die Stadt und den Konzern gehandelt, durch Beschlussvorlagen im Aufsichtsrat und uns gegenüber.
Verzögert und gezögert hat wiederum der Stadtrat.
Ich persönlich werde diese defensive Haltung nicht mehr verantworten wollen.

Worum geht es?
Zu allererst um die Erkenntnis, dass wir heute über die Leistungsfähigkeit der Gesamtstadt als Einheit von städtischem Haushalt und Konzernbilanz zu entscheiden haben. Und zwar ganz konkret bereits für den Haushalt 2011.
Mit der uns vorliegenden Beschlussempfehlung, die durchaus für eine ganze Reihe Stadträte, einen schwer verdaulichen Kompromiss darstellt, gehen wir über die reine Frage einer Teilprivatisierung von zwei kommunalen Unternehmungen deutlich hinaus. Es werden darüber hinaus Lösungen zur Neuordnung der Finanzströme zwischen LVV und Stadt angestrengt und es wird nach 2008 bereits erneut die Effizienz der Konzernstruktur hinterfragt. Beides muss sein.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Wenn wir heute diesen vorgeschlagenen Weg nicht gehen – andere, belastbare Lösungen wurden von den Kritikern leider bis heute nicht aufgezeigt – verschärfen wir das Finanzproblem der Stadt und des Konzerns in unverantwortbarer Art und Weise.
Sollte der Finanzbürgermeister durch den Stadtrat gezwungen werden, den Haushalt zu kassieren, plädiere ich persönlich für einen radikalen Schnitt bei den freiwilligen Leistungen. Im investiven Bereich dürfen wir den uns dann noch verbleibenden kleinen Spielraum für die Zukunftsgarantie unserer Stadt nicht verbauen.

Den Gegnern der heutigen Beschlusslage werfe ich falsches Spiel vor. Ehrlich wäre es von denen am vergangenen Sonnabend gewesen, wo durch den Finanzausschuss in Kenntnis der heutigen zu behandelnden Thematik weitere Ausgaben von über zwei Millionen beschlossen wurden, jegliche Ausgabenerhöhungen dann auch konsequenterweise abzulehnen. Der Topf ist leer gelöffelt.
Wer die Lösung in fiktiven Gewerbesteuereinnahmen sieht, möge daran denken, dass diese aus Unternehmensgewinnen fließen, zum weitaus großen Teil aus privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen, die bei Ablehnung ein Signal aus dem Stadtrat erhalten, welches man auch so interpretieren kann: Unternehmer und deren Investments sind in dieser Stadt unerwünscht.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Vor genau einem Jahr wurden die Haushaltsreden für das Jahr 2010 gehalten. Ich erinnere mich gut – an herausgehobener Stelle wurde in allen Statements teils sehr emotional auf die damals für uns alle ganz neue Situation rund um die KWL eingegangen. Zögerlich, ohne ausreichendes Faktenwissen, teils noch naiv ahnungslos was über uns kommen könnte, aber in großer Sorge um unsere Stadt wurde von allen Rednerinnen und Rednern sehr verantwortungsvoll und ohne politische Trivialpolemik argumentiert. 
Seien wir ehrlich, wir wussten vor einem Jahr noch gar nichts. Heute wissen wir sehr viel mehr, sicherlich aber noch nicht alles, das wird auch so bleiben – Rechtsanwälte, darunter die Stars der internationalen Sozietäten, Staatsanwälte, Richter in Deutschland und England, sogar am Europäischen Gerichtshof, haben den Fall „Leipzig“ übernommen. Taktik bestimmt das Spiel. Die Kontrahenten entwickeln dabei neue Ebenen, in denen schnell die eigentlichen Ursachen des Skandals vernebelt und die möglichen katastrophalen Auswirkungen vor allem in Bezug auf die legitimen Interessenslagen der Stadt Leipzig zweitrangig werden können. Wir tun alle gut daran, sehr aufmerksam und kritisch die weitere Entwicklung zu beobachten und in den Aufsichtsgremien, in denen ein Teil der Stadträte vertreten sind, auch die entsprechenden Entscheidungen verantwortungsvoll mit vorzubereiten.

Da bin ich bei einem meiner „Lieblingsthemen“ – die Gesamtverantwortung, die der einzelne Stadtrat für die Großstadt Leipzig in ihrer Interessensvielfalt mit seinem Mandat übernommen hat.
Es ist bemerkenswert und immer wieder positiv herauszuheben, mit welcher Sorgfalt und Intensität der Stadtrat sich beim Thema KWL der Verantwortung gestellt hat, nahezu frei von politischem Gezänk und den üblichen Rechtfertigungsposen.
Die an dieser Stelle sichtbar gewordene Verantwortung für unsere Stadt muss aus meiner Sicht auf weitere kommunale Handlungsfelder übertragen werden.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir können nicht über den Haushalt der Stadt Leipzig mit Blick auf die Ausgabenseite reden, ohne über seine Finanzbasis nachzudenken und über die Finanzausstattung der Kommunen im Allgemeinen zur sprechen.
Das kann aber sehr schnell in ein „Schwarzes Peterspiel“ ausarten. Dass die kommunale Ebene gemeinhin unterfinanziert ist und durch Bundes- und Landesgesetzgebungen eher be- als entlastet wird, ist bekannt. Da hat sich in 2010 nichts geändert und es wird sich da auch mit großer Sicherheit in 2011 nichts Wesentliches ändern. Es hilft uns deshalb überhaupt nichts und ich bin es persönlich auch Leid, wenn von diesem Platz aus, dem Stadtrat, nur die üblichen Schuldzuweisungen an die Landes- und Bundesebene gerichtet werden. Warum? Erstens sind die Sachverhalte nicht neu und allen auch bekannt.
Und zweitens, über den Sächsischen und Deutschen Städtetag werden auch unter Einflussnahme unserer Ober- und Bürgermeister diese Problemlagen diskutiert und wahrgenommen. Egal in welchen politischen Konstellationen sich die Verantwortungsträger in den Kommunen und den Ländern bzw. Bund gegenüberstehen, die jeweilige Hoffnung, unterschwellig oder direkt formuliert, dass der Wählerwille es irgendwann mal zu Gunsten der vermeintlich benachteiligten politischen Idee richten wird, ist mit Verlaub gesagt, politisches Roulett mit einem Optionsschein auf die Wahlkabine.
Deshalb bin ich auch gegen das Placebo „Verfassungsklage“.

Auch wenn es fatalistisch und verzagt klingen möge. Der Stadtrat als letztes Glied in der Kette, muss die durch ihn nicht direkt beeinflussbare Seite der Finanzausstattung, also den Finanzausgleich im weiteren Sinne, als Tatsache erstmal akzeptieren und seinen Einfluss lieber dort geltend machen und die Verantwortung sowie die Entscheidungskompetenz übernehmen, wo er die Stellschrauben selbst drehen kann. Also bspw. bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für die örtliche Wirtschaft, egal ob es die Privatwirtschaft oder die Kommunalwirtschaft ist. Von dort aus wird die zweite und dritte Achse der Finanzausstattung der Kommune, nämlich über Steuern und direkte Finanzflüsse bestimmt.
Hier dürfen wir uns nicht rausmogeln. Entscheidungen dazu stehen in Kürze an.

Kritik muss aber dann hörbar formuliert werden, wenn langfristig angelegte Entwicklungen und Projekte, die für uns eine vermeintlich verlässliche Basis bildeten, abrupt der Beliebigkeit anheim fallen. Als Merkpunkte sollten hier gelten, die beschlossenen Änderungen im Kulturraumgesetz, die Kürzungen der Jugendhilfepauschalen und die Abschaffung des kostenfreien Vorschuljahres und die Kürzung bei den Städtebaufördermitteln. Kollegen der CDU – Fraktion, wo war eigentlich an dieser Stelle ihr Protest, wo Sie doch vor nicht allzu langer Zeit noch ein zweites freies Vorschuljahr hier in Leipzig durchsetzen wollten?

Sehr geehrte Damen und Herren!
Mit Sorge sehe ich in unserem Land und damit auch mitten in unserer Stadt eine schleichende Entsolidarisierung der Gesellschaft. Und wenn wir ehrlich sind, wir tun in unserer Stadt indirekt eine ganze Menge dafür, dass das so ist. Was meine ich damit? Ein beträchtlicher Teil unseres Haushaltsbudgets wird im Sozialetat, vereinfacht gesagt für Hilfe- und Unterstützungs-leistungen verausgabt – gesetzliche Leistungen und freiwillige Leistungen. Das ist per se nicht zu kritisieren, es ist ein Bestandteil unseres Sozialstaates. Das ist gut und richtig so.

Aber, ist es an dieser Stelle immer richtig, teils unkritisch, den einmal erreichten Status in Umfang und Höhe zu verstetigen, mit aller Macht zu verteidigen oder gar zu erweitern? Ein Großteil der HH-Anträge ist genau in diese Richtung determiniert. Und von 850 Bürgereinwänden fordern fast die Hälfte eine Erhöhung im Kinder- und Jugendhilfebereich. Ist das ein Ausdruck eines alleinigen Defizits an dieser Stelle oder ist unsere Konzentration auf diese Themen auch ein Ausdruck unserer Schwäche in Zeiten kommunaler Finanzschieflagen Balancen selbst anders herzustellen?

Die Entsolidarisierung einer Gesellschaft fängt dort an, wo wir andere Themen und Bevölkerungsschichten benachteiligen oder vernachlässigen und wo sich dieses als Gefühl verfestigt. Diese Gefahr ist immanent, weil für viele Menschen sichtbar und unterschwellig spürbar.
Dies ist keine Frage von oben oder unten in der Gesellschaft. Diese Frage zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten hindurch! Mir geht es vor allem aber um die breite Bevölkerungsmehrheit mit niedrigen und mittleren Vermögensverhältnissen in unserer Stadt.
 Wenn wir in deren Lebensbereichen, dort wo der materielle und immaterielle Wohlstand täglich erarbeitet wird, Defizite weiter zulassen, befördern wir indirekt die Entsolidarisierung der Stadtgesellschaft.
Die Solidargemeinschaft kennt keine Einbahnstraße!

Wo sollten der Rat aus Sicht der SPD–Fraktion deshalb die Schwerpunkte setzen, um Leipzig ohne träumerische Leitbildmelange, aber mit einem Höchstmaß an Realismus stetig weiterentwickeln?
Hierzu einige wenige Gedanken.

Erstens:
Durch einen Vorrang bei Investitionen in den Substanzerhalt unserer gesamten kommunalen Infrastruktur.
Der kurz- und mittelfristige Finanzbedarf über einen Zeitraum von 10 Jahren beläuft sich auf eine Summe, die die 1.500 Mio. EUR-Marke deutlich übertrifft.
Wir haben gerade eine Vorlage zur Diskussion erhalten, die allein im Schulbereich einen Bedarf von 570 Mio. EUR aufweist. Allerdings ohne Finanzierungsmodell.
Ähnlich sieht es bei Kindertagesstätten, Fußwegen, Radwegen, Straßen, Brücken, Kulturbauten, Sportstätten, dem Stadtumbau und der Pflege unserer Umwelt aus.
Der sichtbare Substanzverzehr im öffentlichen Raum ist es, der die Menschen mit Recht verunsichert und verdrossen macht.
Übrigens, diese Projekte sind für mich die eigentliche Daseinsvorsorge und nicht das Breitbandkabel.

Wir werden nicht umhin kommen, an dieser Stelle nicht nur über Prioritäten in der Mangelverwaltung zu reden und hier die entsprechenden Beschlüsse zu fassen. Viel wichtiger erscheint mir in aller Konsequenz, dass wir auch über die Finanzierung und die Finanzkraft unserer Stadt reden. Und zur Finanzkraft gehören auch die städtischen Unternehmen, die als Teil unseres städtischen Vermögens mit in der Verantwortung stehen. Als Hinweis, die jährlichen Investitionen des LVV-Konzerns in ihrem Kerngeschäft überschreiten die Investitionen der Stadt deutlich.

Bevor wir über die Reihenfolge der Baubeschlüsse reden, müssen wir Finanzierungsgrundsätze beschließen – und zwar in diesem Jahr. Da ist der Haushalt nur der zweite Anfang, begonnen wird bereits im Februar mit unserer Haltung zur LVV.

Zweitens:
Mit den beiden uns vorliegenden Anträgen der CDU–Fraktion zu den Strukturen unserer großen Kulturhäuser und zu den städtischen Museen wird sich der Rat über diesen Umweg „wohl oder übel“ einmal grundsätzlich mit der Zukunft der Kultur und der Kunst in unserer glücklicherweise damit reich gesegneten Stadt auseinandersetzen. Und zwar beides „Was wollen wir?“ und „Was können wir?“. Wir stehen hier, auch in unserer Stadt vor einer grundlegenden gesellschaftlichen Wertediskussion.
Die Haushaltsdebatte ist sicherlich hierfür nicht der richtige Ort, aber einige Gedanken sind trotzdem erlaubt:

Der Deutsche Musikrat lässt sich mit folgendem gern zitieren:
Das ökonomische Dilemma der darstellenden Künste besteht darin, dass Produktivitätssteigerungen in ihrem Kernbereich so gut wie unmöglich seien. Die Aufführung einer Oper erfordert den gleichen Zeitaufwand und die gleiche Personalstärke wie zum Zeitpunkt ihrer Uraufführung vor 150 oder 200 Jahren.

Bei Theatern und Oper entfallen rund drei  Viertel der Kosten auf Personalausgaben. Irgendwann haben wir eine funktionstüchtige Infrastruktur, in welcher Kultur stattfinden könnte, aber kein bezahlbares Personal, welches diese betreibt. Auch in unseren Häusern stehen signifikante Lohnsteigerungen an, die im Budget der Häuser und damit im Haushalt nur unzureichend abgebildet sind!

Mit diesen beiden Beispielen bin ich leider wieder zuerst beim ökonomischen Aspekt der Debatte gelandet und müsste doch eigentlich etwas anderes voranstellen.
Nämlich: Wozu brauchen wir die Kultur? Kultur als die eigentliche Daseinsvorsorge um die sicht- und spürbaren Defizite im ethisch-moralischen Kern unserer Gesellschaft, auch in unserer Stadt, beheben zu können.
Die Diskussion muss von beiden Seiten, von den Künstlern und ihren Protagonisten aber auch von den politischen Verantwortungsträgern und den nüchternen Finanzverwaltern ehrlich und auch provokativ geführt werden.
Ohne dieses wichtige gesellschaftliche Gespräch öffentlich geführt zu haben, was Kunst und Kultur uns wert sind, halte ich es für gefährlich, im Angesicht einer schwierigen Haushaltlage der Stadt Leipzig, die Kulturdebatte nur anhand einer Strukturdebatte führen zu wollen. Mir scheint, da wird der Gaul vom Schwanz her aufgezäumt.
Neue Strukturen die den Bestand nur in einer neuen Form zementieren um am Ende Tabellen und Charts kurzfristig etwa freundlicher erscheinen zu lassen bringen uns nicht weiter.

Die Diskussion wird uns viel abverlangen, wenn wir denn bereit sind, diese auch zu führen. Mir sei erlaubt, an dieser Stelle ein mittelgroßes Fragezeichen zu setzen.

Ich hatte von dem immensen Finanzierungsbedarf im Infrastrukturbereich gesprochen. Der ist ohne hinreichende Fördermittelausstattung schlicht nicht auflösbar. Da verwundert es schon, wenn ein 12–Millionenprojekt im Kulturbereich, welches ohne Fördermittel allein durch die Stadt umgesetzt wird, nämlich das neue Alumnat unserer städtischen „Thomaner“, durch eine irritierende Bemerkung des Thomaspfarrers in seinem Weihnachtsrundbrief flankiert wird, wo er von einer aus seiner Sicht mangelhaften Anerkennung der Leistung des Chores in unserer Stadt spricht.

Drittens:
Ein paar Bemerkungen zur Wirtschaftsentwicklung unserer Stadt.
Alle Statistiken im Umfeld des Werte schöpfenden 1. Arbeitsmarktes zeigen trotz der Krisenlage der letzen Jahre leicht positive Entwicklungen. Auf Details muss ich nicht eingehen. Aber wenn die Arbeitslosenquote seit 2006 um 22% (16,9% zu 12,9%) zurückgeht, bei gleichzeitig 10.000 mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe, unsere Achillesferse, über dem von 2007/2008 liegt – dann sind das bemerkenswerte Fakten.
Ich würde mich freuen, wenn diese, für unsere Stadt positive existentielle Tatsache vor allem im Rat etwas mehr Beachtung findet. Nicht um uns auf die Schulter zu klopfen, das würde ja bedeuten, dass wir unsere Rolle an dieser Entwicklung etwas überbewerten, sondern um unser weiteres Handeln an der Verstetigung dieser Entwicklung zu justieren.

Die für das letzte Jahr uns noch versprochene Fortschreibung der Clusterstrategie soll dem Stadtrat nun mit halbjähriger Verzögerung demnächst vorgelegt werden. Dem Fachausschuss Wirtschaft und Arbeit sind die Inhalte im Wesentlichen allerdings bereits bekannt. Ich gehe davon aus, dass der Wirtschaftsbürgermeister bereits auf der Basis der Defizitanalyse entsprechend handelt. Zeitverzögerung im Bereich analysierter Defizite im Umfeld der Wirtschaft ist das letzte was wir brauchen, der Markt ist zu schnell und zu radikal – die Verwaltung dagegen oft zu bräsig.
Das Argument „zu wenig Mitarbeiter“ darf nicht gelten, wenn nötig muss hier zukünftig aufgestockt werden.
Wie verwundbar wir auch in der Hoffnung in die Clusterstrategie sind, zeigt deren externen Einflussfaktoren und deren Volatilität am Beispiel der Strombörse EEX.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zum Schluss noch etwas ganz anderes.
Die beiden letzten Jahre waren in Leipzig, wie in Deutschland von Jubiläen in Erinnerung an den Freiheitsgedanken „1989“ und die Deutsche Einheit „1990“ geprägt. Mit welcher Empathie diese singulären Ereignisse der deutschen Geschichte im Bewusstsein vieler Leipziger und ihrer Gäste sind, hat nicht zu letzt der 10tausendfache Zuspruch bei den Feiern am 9.Oktober gezeigt.

In diesem Jahr steht unser entscheidender Schritt zum „Freiheitsdenkmal“ im Fokus der deutschen Öffentlichkeit. Seien wir dabei bitte nicht zaghaft. Auch hier tragen wir eine sehr große Verantwortung.

Ich möchte zum Schluss mit einem Satz von Klaus von Dohnanyi enden:
„Ohne Ehrlichkeit und Klarheit über die eigene Leistungsfähigkeit und der Grenzen des Verteilungsspielraumes geht es nicht mehr. Dazu gehört Mut. Politischer Mut. Und Mut ist leider die knappste Ressource unserer Gesellschaft

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

die SPD Fraktion begrüßt zunächst den ersten Teil des Verwaltungsstandpunkts, da dieser unsere Intention aufgreift und unser Anliegen unterstützt, die im Bundesverkehrswegeplan enthaltene Autobahn A 72 im Abschnitt AK A 38/A72 bis AS Leipzig/Connewitz als „Neues Vorhaben mit Planungsrecht“ im Weiteren Bedarf zu streichen.  Stattdessen soll dieser Bereich weiterhin durch eine vierspurige Bundesstraße als B 2 bedient werden. Eine Bedienung als Bundesstraße kann einen Beitrag dazu leisten, dass nicht noch mehr Verkehr in die Stadt bis zum Innenstadtring hineingezogen wird.
Eine weitere Verkehrzunahme in diesem Abschnitt, sollte auch vor dem Hintergrund der Situation in der Harkortstraße, verbunden mit der aktuellen Diskussion zum Schwerlasttransport im Musikviertel, vermieden werden.
Durch den Ausbau der Bundesstraße auf Autobahn-Standard würden darüber hinaus viel größere Auf- und Abfahrten und damit deutlich mehr Flächen benötigt und versiegelt. Außerdem fände damit ein erheblicher Eingriff in die Landschafts- und Naturschutzgebiete des Auenwaldes statt.

Da Sie, Herr zur Nedden, in ihrem Verwaltungsstandpunkt auf die dringend nötige Lärmschutzwand in Höhe Teichstraße/Mühlholzgasse/Roßmäßlerstraße eingegangen sind, möchte ich Sie an dieser Stelle noch einmal darum bitten, die Realisierung dieser Maßnahme nach Möglichkeit zu forcieren. Darüber hinaus sollte als Zwischenlösung die Geschwindigkeitsbegrenzung in diesem Bereich mit einem Hinweisschild bspw. Lärmschutz versehen werden, da es sich für die meisten Nutzer nicht erschließt, warum es an dieser Stelle eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt.

Nachdem ich die Stadtverwaltung zum ersten Teil des Verwaltungsstandpunkts gelobt habe, möchte ich nicht verhehlen, dass ich mir etwas mehr Mut beziehungsweise vor allem eine eigene Position bezüglich des zweiten Beschlusspunktes gewünscht hätte. Stattdessen liefert die Verwaltung lediglich eine Abwägung und zieht sich auf das Planfeststellungsverfahren zurück.
Die SPD-Fraktion steht weiter zu ihrem Antrag, der die Stadtverwaltung dazu auffordert, sich gegenüber dem Straßenbauamt Leipzig für eine Alternativplanung zu der derzeitigen Aus- und Umbauplanung einzusetzen. Ziel einer Alternativplanung sollte die Tieferlegung der Bundesstraße B 2 im Bereich des AGRA-Parkes im Zuge des Neubaus dieser Bundesstraße sein.
 

Diese Tunnel-Lösung, welche genau genommen ein Trog mit Deckel ist, schneidet  unter fiskalischen Gesichtspunkten schlechter ab als die Brückenlösung. Diese sensible Stelle sollten wir jedoch nicht ausschließlich unter fiskalischen Gesichtspunkten betrachten.
Ein Tunnel bietet den Vorteil, dass er das Landschaftsbild wesentlich geringer beeinträchtigt als eine Brücke. Gleichzeitig vermeidet er eine Zerschneidung des AGRA-Parks und fördert eine ganzheitliche Nutzung des Parks – mit oder ohne Landesgartenschau. Hinzu kommt eine deutlich geringere Lärmbelastung der angrenzenden Bereiche.

Die Stadt Leipzig ist zwar nicht Baulastträger, dennoch sollten wir noch vor dem durchzuführenden Planfeststellungsverfahren ein klares Signal Richtung Straßenbauamt abgeben. Hierbei ist auch die Unterstützung der örtlichen Mandatsträger aus Bund und Freistaat unabhängig vom Parteibuch gefragt. Auch wenn wir uns heute mit der Tunnel-Lösung für die vermeintlich teuere Version aussprechen, so sparen wir mit Streichung der Autobahn an anderer Stelle Millionen. Einen Teil davon in die Tunnellösung zu investieren, halten wir für sehr gut angelegtes Geld.

Die SPD-Fraktion wird zum Antrag abstimmen lassen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Im Zuge der Beratungen im Rat und in den Ausschüssen hat dieser Antrag an zusätzlicher Bedeutung gewonnen, denn zum Zeitpunkt, als die SPD-Fraktion diesen Antrag eingereicht hat, war noch nicht bekannt, dass in dem Schulgebäude des Beruflichen Schulzentrums für Wirtschaft und Verwaltung an der Bornaischen Straße zukünftig wieder ein Gymnasium beheimatet sein wird. Damit spielt der genannte Straßenabschnitt eine noch wichtigere Rolle als Schulweg als bisher bekannt.
Dies vor allem deshalb, da insbesondere mit den Schülerinnen und Schüler der unteren Klassenstufen jüngere Kinder und Jugendliche den Bereich als Schulweg nutzen werden. Hinzu kommt der S-Bahn-Haltepunkt Connewitz, der nach Fertigstellung des City-Tunnels an Bedeutung gewinnen wird.

Die SPD-Fraktion begrüßt es daher ausdrücklich, dass auch die Stadtverwaltung die Notwendigkeit von Querungshilfen auf der Bornaischen Straße in Höhe Prinz-Eugen-Straße und Höhe Liechtensteinstraße  sieht und in die Planungen zum Neubau der Bornaischen Brücke aufgenommen hat.

An dieser Stelle ein ausdrückliches Lob an die Stadtverwaltung und in diesem Fall vor allem an das Verkehrs- und Tiefbauamt, welches mit seinem Verwaltungsstandpunkt nicht nur den Antrag vollumfänglich unterstützt, sondern mit der Einordnung von Radverkehrsanlagen sogar noch darüber hinaus geht und damit weitere Aspekte der Verkehrsicherheit aufgreift.

Wenn jetzt noch die Errichtung von Hinweisschildern für den oben genannten Abschnitt positiv geprüft werden, würde damit ein wichtiger Beitrag zur Schulwegsicherheit in diesem Straßenabschnitt geleistet werden.
Die SPD-Fraktion wird dem Verwaltungsstandpunkt zustimmen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.