Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Christian Schulze, Stadtrat der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste!

Offen gestanden, bin ich im Gegensatz zu vorhergehenden Gelegenheiten ganz schön aufgeregt, weil es um ein Projekt geht, welches mir von Anfang an im Interesse der Lindenauer Bürgerinnen und Bürger sehr am Herzen liegt.

Auf der Sachebene ist aus meiner Sicht folgendes festzuhalten: Seit 8-10 Jahren reden wir nicht nur hier sondern auch vor Ort über dieses Vorhaben. In den verschiedenen Genehmigungsstufen, gab es diverse Beratungen im Stadtbezirksbeirat (SBBR) auf Bürgerforen, an Infoständen, auf Marktfesten und in Bürgersprechstunden.
Zu keiner Zeit gab es prinzipielle Ablehnung. Eher immer wieder die Frage, wann kommt denn nun endlich das Kaufland? Inzwischen haben viele Leute resigniert, weil die Hoffnung auf die Fertigstellung zu oft enttäuscht wurde. Deswegen melden sich die Befürworter nur selten mit Leserbriefen und anderen Aktionen. Andererseits sind seit der letzten Ratsversammlung über 700 Unterschriften für den Bau gesammelt worden.

Im Rahmen der vielen  Beratungen sind verschiedene Änderungen im Bezug auf die Fassadengestaltung (Wettbewerb), auf die Parkflächen, auf die Begrünung, auf die denkmalgeschützten Fassaden etc. gefordert und vom Projektentwickler und Investor umgesetzt worden.
Es kann also in keiner Weise davon geredet werden, dass das Projekt den Menschen vor Ort übergestülpt wird.

Sicher, es gab von Anfang an auch Kritiker, die hier im Rathaus in der Fraktion Bündnis90/Die Grünen ihre Verbündeten hatten. Insofern ist auch für mich nachvollziehbar, dass die Bündnisfraktion heute hier vermutlich mehrheitlich ablehnen wird, weil Sie das von Anfang an im Prozess getan hat.
Ein wenig irritiert hat mich die PM von Frau Nagel und Frau Witte von Mitte März. Die Überschrift lautet: „Stadträtinnen der Linken wünschen sich Connewitz-Effekt“ und beziehen sich damit auf die Ablehnung einer Investition am Connewitzer Kreuz. Hier ist festzuhalten, dass die Ablehnung dieses Projektes im Anfangsstadium der Überlegungen und insofern auch vertretbar geschah.

Wir haben in Lindenau eine völlig andere Situation. Hier geht es nach einer Reihe von vorhergehenden Beschlüssen im SBBR – zuletzt bei einer Enthaltung positiv votiert – und im Stadtrat am Ende eines 8 Jahre dauernden Prozesses um den notwendigen Satzungsbeschluss, der nun endlich Baurecht schafft.
Ich gehe davon aus, dass bei Ablehnung der Vorlage die vorgesehen Fläche für viele weitere Jahre eine Unkrautwüste mit Ratten, Müllablagerungen und Hundekot bleibt.

Die Ideen der Kritiker der Vorlage für die Fläche und den Gesamtmarkt lesen sich gut.
– Bau einer Markthalle, Gartenrestaurant / Cafe mit Freisitz,
– Biofarm mit Tiergehegen für die Anwohner nutzbar,
– selbst ein Lindenau-Museum wird ins Gespräch gebracht.
Ich frage mich nur, wer diese Ideen, mit wessen Geld auf den Grundstücken die der Investor im letzten halben Jahr im Vertrauen auf einen bis vor sechs Wochen nicht in Frage stehenden Baubeschluss gekauft hat, umsetzen will. Zeit genug wäre dafür in den letzten 10 Jahren gewesen. Auch für die Äußerung dieser Ideen.
Damit mich niemand missversteht, ich will diese Ideen nicht lächerlich machen. Sie kommen nur eben zu einem Zeitpunkt wo meines Erachtens wie man so sagt „alle Messen gesungen sind“ und üblicherweise das Amen in dem Fall hier aus dem Stadtrat kommen muss.

Der Antrag der CDU-Fraktion wird wohl von der Verwaltung in Teilen übernommen und befördert insofern das Projekt.
Der ganz neue Antrag von einzelnen Stadträten bezüglich der Größe, des Parkens und der Erhaltung der beiden Häuser an der Kuhturmstraße ist einzig und allein dazu geeignet, das Projekt insgesamt zu Fall zu bringen und die oben benannte Wüstenei für viele weitere Jahre zu manifestieren.
Insofern kann ich nur appellieren gegen diesen Änderungsantrag zu stimmen.

Damit keiner hier denkt, hier redet ein Blinder von der Farbe will ich einigen Lindenauern, die sich auch an die Zeitungen oder an die Fraktion gewendet haben hier das Wort geben.
Ich zitiere: Frau Christoph eine Seniorin aus der Demmeringstraße:
Zur Debatte Einkaufszentrum möchte ich sagen, dass wir sehr froh wären, wenn es endlich kommt. Wir gehören zur älteren Generation und davon gibt es hier viele, die kein Auto haben und mit Einkaufswagen oder Rollator gehen müssen. Für uns ist der Weg zu Edeka, Lidl oder Netto schon eine Belastung. Einzige Alternative ist der kleine teure Konsum. Es gibt hier seit Jahren keinen Fleischer. Es kann hier auch nichts veröden, denn außer an den Markttagen ist der Lindenauer Markt ja ruhig, weil das Angebot fehlt.

Oder der Gesundheitssportverein Leipzig e.V. der zusammen mit der Gingkoprojektentwicklung  und der Gespro GmbH  das Westbad am Markt betreiben und mit neuem Leben füllen. Ich zitiere:
Als gemeinnütziger Verein für Prävention, Breiten-, Reha- und Behindertensport liegt uns das Wohl der Leipziger Bürger besonders am Herzen. Unsere Entscheidung für das Westbad hat das Ziel, ein einmaliges Gesundheitsprojekt zu schaffen, in zentraler Lage und die möglichen Synergien, eben durch die am Lindenauer Markt und der näheren Umgebung befindlichen Händler, Unternehmen, Ärzte und potentielle Partnereinrichtungen zu nutzen.
Die synergetischen Effekte für alle Beteiligten waren nicht zuletzt ausschlaggebend  dafür, uns für dieses Projekt zu entscheiden und beträchtlich zu investieren. Wir verstehen daher Argumente gegen die Ansiedlung eines neuen Kauflandes am Lindenauer Markt überhaupt nicht.
Dem Markt fehlt die Abrundung, ein Magnet, der alles um diesen Platz herum bündelt, an dem sich Menschen treffen und vor allen Dingen auch gut parken können.

Weiter das Ehepaar Golz aus der Dürrenberger Straße: Ich zitiere:
Wir wohnen seit 10 Jahren in Lindenau. Unseren Wocheneinkauf besorgen wir uns die ganzen Jahre in Grünau. Wir warten quasi 10 Jahre lang schon sehnsüchtig auf das EKZ, zumal wir kein Auto besitzen und alles mit dem Rentnerrolli rankarren müssen. Ein EKZ mitten in Lindenau ist unser Traum. Wir hoffen, dass es nicht ein Traum bleibt.

Abschließend die Interessengemeinschaft  Lindenauer Markt vertreten durch Herrn Zimmermann:
Die Händler des Lindenauer Marktes unterstützen die Realisierung des Bauvorhabens bei Einhaltung der zugesagten Festlegungen von Kaufland. Durch den Bau wird der Lindenauer Markt mit dem Westbad und den vorhandenen Ladenlokalen wiederbelebt. Sollte das EKZ nicht kommen, stirbt der Lindenauer Markt noch weiter ab.
Der Inhaber des Sportshops Herr Ackermann, wartet schon seit Jahren auf höhere Kundenfrequenz durch die anstehende Investition. In Abstimmung mit Kaufland wird eben kein Blumenladen in den Eingangsbereich kommen um die Existenz des Jungunternehmers Englers zu garantieren. Das jetzige Zeitungsgeschäft will in das Center umziehen, um eine langersehnte Poststelle erweitert und damit die Wünsche der Lindenauer erfüllen. Alle Händler finden es gut, dass Kaufland für alle Besucher des Lindenauer Marktes kostenloses Parken auf dem Parkdeck ermöglicht.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste!

Mit dem Antrag verfolgt die SPD Faktion mehrere Ziele. Das Hauptziel ist dabei, in Leipzig ein Klima zu schaffen, in dem sich Fahrradfahrer, seien es Gelegenheitsfahrer oder Personen die das Fahrrad regelmäßig nutzen, willkommen und ernst genommen fühlen. Fahrradständer in ausreichender Zahl sind dabei ein wichtiger Baustein zu einer fahrradfreundlichen und damit auch klimafreundlichen Stadt.

Deutlicher und zeitnaher Handlungsbedarf besteht aus unserer Sicht am Hauptbahnhof. Viele Pendler aus Leipzig nutzen die Möglichkeit mit dem Fahrrad zum Hauptbahnhof zu gelangen, um von dort aus den Zug zum Arbeitsplatz zu nehmen. Zusätzlich werden die Fahrradstellplätze auch von Pendlern genutzt, die regelmäßig nach Leipzig kommen. Hinzu kommt die Nutzung der Abstellmöglichkeiten für Personen, die Wege im Bahnhof oder der Innenstadt zu erledigen haben. Wer sich am Bahnhof umsieht, wird daher schnell feststellen, dass spätestens mit den ersten Sonnenstrahlen, alle Abstellmöglichkeiten, bei denen man das Fahrrad diebstahlsicher anschließen kann, belegt sind. Aus diesem Grund halten wir zusätzliche Fahrradstellplätze am Bahnhof für dringend notwendig. Wir freuen uns deshalb sehr, dass die Stadtverwaltung zu diesem Punkt Zustimmung empfiehlt.

Abstellmöglichkeiten sollten jedoch nicht nur an Nachfrageschwerpunkten in ausreichender Zahl vorhanden sein, sondern im gesamten Stadtgebiet. Wir begrüßen daher ausdrücklich den Vorschlag der CDU-Fraktion, da er die Intension unseres Antrags aufgreift und ihn noch einmal spezifiziert. Auch unser Ziel war es, Unternehmen, Einzelhändlern, Gastronomen, Dienstleistern etc. die Möglichkeit zu geben, in räumlicher Nähe zu ihrem Geschäft Eigenwerbung zu betreiben und damit indirekt auf die Nutzung des Fahrrads als Verkehrsmittel aufmerksam zu machen.
Da wir den Verwaltungsstandpunkt so interpretieren, dass die Erstellung des Konzeptes zur Erhöhung der Zahl der Fahrradständer des Modells „Leipziger Bügel“ zusammen mit dem Handlungskonzept zur Förderung des Radverkehrs fertig zustellen ist, stimmen wir dem Verwaltungsstandpunkt zu.
Wir würden uns daher über eine Zustimmung zum Antrag im Sinne des Verwaltungsstandpunktes – mit der Ergänzung der CDU-Fraktion – freuen.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin und Stellv. Vorsitzende im FA Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Das Schulnetz in Leipzig unterlag in den Jahren nach der Wende heftigen Umstrukturierungen.
Erst sanken die Schülerzahlen deutlich, jetzt erleben wir wieder steigende Geburten. Die Anzahl der Kinder ist jedoch in den einzelnen Ortsteilen sehr unterschiedlich.
Beschlossen wir noch im Februar im Stadtbezirk Mitte den Neubau einer Grundschule, so müssen wir heute über die Schließung einer Grundschule – der 71. Schule – votieren.

Eine Schule macht nicht nur das Gebäude aus, die Menschen erfüllen es mit Leben. Die Lehrer, Schüler und Eltern der 71. Grundschule mussten sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass ihre Schule aufgehoben wird.
Wir Stadträte mussten abwägen: In der 71. Grundschule lernen vier Klassen. In den nächsten Jahren ist nicht immer klar, ob in jedem Schuljahr auch wieder eine Klasse gebildet werden kann. Die Schule Portitz steht vor ähnlichen Problemen.
Es ist schwierig, kleine Schulen personell so auszustatten, dass Schule und Hort gut funktionieren.
In der 71. Schule befindet sich auch noch eine Mittelschule. Diese braucht mehr Platz, um auch Ganztagsangebote sinnvoll umsetzen zu können.
Diese Argumente klingen alle logisch und sprechen für die Aufhebung der 71. Grundschule.

Aber: Die benachbarten Grundschulen, in die die Kinder aus der 71. GS nun gehen sollen – die Grundschule in Portitz und die 66. GS – sind für kurze Grundschülerbeine recht weit weg.
Die Hauptdiskussionen in den Ausschüssen und anderen Gremien richteten sich daher darauf, wie der lange Schulweg so sicher wie möglich gestaltet werden kann.
Das Schulverwaltungsamt versprach: Verkehrshelfer einzusetzen, Bei Bedarf mit der LVB über die Veränderung der Taktzeiten zu verhandeln, die Situation in den nächsten Jahren, bis zur vollständigen Auflösung der 71. GS, im Auge zu behalten und die Eltern der betroffenen Kinder über die Maßnahmen der Schulwegsicherheit zu informieren.

Mit der Einsicht in die Notwendigkeit, mit viel Bedenken und mit offenen Ohren für die Probleme der Eltern bezüglich des Schulweges stimmt meine Fraktion den Vorlagen zu.

Rede von Stadtrat Heiko Bär

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

zur Aufarbeitung eines Unrechtsstaates, wie dem der SED, gehört sowohl der souveräne Umgang mit Schuld, Reue und Vergebung, als auch der bewußte Umgang mit Schulduneisichtigkeit und demzufolge weiterer berechtigter Anklage und Kritik.

Die neuerliche Durchführung von Stasiüberprüfungen im Stadtrat und Einrichtung eines Bewertungsausschusses sind dafür in jeder Hinsicht ein gebotenes Instrument. Denn gerade ein solcher Ausschuß ermöglicht es, ganz individuell ernsthafte Einsichten, Reue und persönliche innere Veränderung als Basis einer Vergebung zu prüfen. Das ist der einzig gangbare Weg. Denn die Alternative einer pauschalen Verurteilung würde Aufklärung von Unrecht, Schuldeingeständnis, Umkehr, Neuorientierung, ja und letztlich mit dem Vergeben auch eine Versöhnung der Gesellschaft verhindern.

Ich weiß natürlich, daß Versöhnung aufgrund zahlreicher einschneidender Erlebnisse gesellschaftlich oft sehr schwer ist. Aber es gibt keinen anderen und richtigen Weg, als denen, die ihr individuelles Versagen aufrichtig quält und reut, und die um ernsthafte Vergebung ihrer Schuld bitten, eine neue Chance in unserer Gesellschaft zu geben.

Doch leider muß auch in Rahmen dieses individuellen, nicht pauschalisierten Umgangs mit dem Unrecht der Vergangenheit festgesellt werden, daß es noch viel zu oft zu Uneinsichtigkeit, Betonkopfverhalten, Beharren und sogar Verleugnung von Verbrechen durch ehemalige Stasi-Täter kommt. Und zwar nicht nur im Einzelfall, sondern mittlerweile systematisch, vereinigt und organisiert. Hier ist ganz klar politisch Kante zu zeigen. (Das kann und darf im politischen Raum übrigens nicht Aufgabe des Bewertungsausschusses sein, aber deshalb spreche ich es hier und jetzt an, weil es zum Gesamtthema dazugehört.)

Es ekelt einen regelrecht an, wenn man sich die Veröffentlichungen von einzelnen Vereinigungen und Organisationen anschaut, die mal mehr oder mal weniger neben anderen Zielstellungen auch eine Rehabilitierung der Stasi und des ganzen Unrechtsapparates der SED-Diktatur anstreben. Namentlich nenne ich hier die Vereine ISOR, GRH und GBM. In den Veröffentlichungen der drei liest man ständig von der „Verunglimpfung der DDR“, während der BRD gleichzeitig der freiheitlich-demokratische Charakter und die Rechtsstaatlichkeit abgesprochen wird. Es geht sogar soweit daß  „der Kriminalisierung einzelner Organe der DDR – besonders ihrer Schutz- Sicherheits- und Rechtspflegeorgane entgegenzutreten“ sei. Mit derartigen Verlautbarungen werden bis heute – bis heute (!!!) – die Opfer der Diktatur weiter verhöhnt und Menschenrechte weiter gebrochen. Dem muß man sich politisch entgegenstellen.

Leider hat das Thema noch einen sehr unappetietlichen Haken für unsere heutige Abstimmung:
Wer sich mal für die regelmäßigen Termine, Sprechstunden und Treffpunkte der von mir benannten Vereine hier in Leipzig mal interessieren sollte, der findet eine schöne Übersicht, und zwar gleich für alle drei, nämlich auf der Internetseite
www.die-linke-in-leipzig.de. Im Übrigen hat man es auch gar nicht so weit von der Geschäftsstelle der Linken in Leipzig aus, nämlich nur eine Bürotür weiter. Fast alles ist im Karl-Liebknecht-Haus untergebracht. Die ISOR tönt sogar stolz, daß die Linke der einzige verlässliche Vertreter ihrer Interessen ist. Und Leipziger Politgrößen der Linken sind umgekehrt auf Stasi-Renter-Veranstaltungen gern gesehene Gäste. Eine angebliche Aufarbeitung der schändlichen Geschichte würde anders aussehen. Vor diesem Hintergrund frage ich mich natürlich schon, ob die Ablehnung des vorgebrachten Antrags wirklich nur aus formaljuristische Details folgt, oder ob es nicht viel mehr um ganz klare Interessenpolitik geht. Interessenpolitik für die Täter, die endlich einen Schlußstrich unter die Debatte wollen.

Und weil ich am Anfang mal zum Thema Schuld gesprochen habe, gehört dazu auch immer, eigene Schuld nicht auszublenden: Wenn man mit dem Finger auf andere zeigt, dann zeigen im Allgemeinen eben drei Finger auf einen zurück. Ich muß deshalb auch noch einmal vor der eigenen Haustür kehren. Vor dem Hintergrund der oben genannten Ausführungen ist es nämlich nicht weiter verwunderlich, daß es gerade im rot-roten Berlin oder rot-roten Brandenburg immer wieder zu Skandalen kommt, beispielsweise auch im Umgang mit den oben genannten Stasi-Vereinen und unter großem Protest von Stasi-Opfern.
Derartige politischen Konstelatinen sind und bleiben (!!!) deshalb ein Fußtritt gegen die Ideale der Revolution von 1989/90.

Und gerade im Sinne dieser Ideale möchte ich um breite Zustimmung zum vorgelegten gemeinsamen Antrag aller demokratischen Fraktionen dieses Hauses bitten.

Herzlichen Dank.

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Wir stehen heute vor einer wichtigen strategischen Weichenstellung für Leipzig. Wir haben es heute in der Hand, ob unsere städtischen Beteiligungen auch auf Dauer städtische Beteiligungen bleiben oder ob alles, was lukrativ ist, verscherbelt wird.

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich keine Trennung zwischen KWL, LVV und Leipzig vornehmen, denn, was immer wieder vergessen wird: Die LVV ist Leipzig! Die beiden früheren KWL-Geschäftsführer, Schirmer und Heininger, die – wie Sie alle wissen – riskante Finanzgeschäfte an den Büchern vorbei und ohne Wissen der Gremien und des Mutterkonzerns getätigt haben, haben damit nicht nur KWL und LVV in Gefahr gebracht, sondern die gesamte Stadt in unruhiges Fahrwasser gelotst.

Wenn wir uns heute einer Lösung dieses Problems verweigern, meine Damen und Herren, kann es im schlimmsten Fall zur Insolvenz der LVV kommen. Unsere städtischen Unternehmen würden damit in die Hände eines Insolvenzverwalters fallen. Und der ist nicht an den Bürgerentscheid gebunden, was unweigerlich heißt, dass Filetstücke der städtischen Holding veräußert werden würden. Damit würde unsere Daseinsvorsorge privatisiert und das kann auch nicht in Ihrem Interesse sein.

Sehr geehrte Kollegen,
ich weiß, dass uns als Stadt hierbei einiges abverlangt wird. Unsere Verschuldung würde im Zahlungsfalle sprunghaft ansteigen. Die Konsolidierungsanstrengungen der letzten vier Jahre wäre damit weitestgehend passé.
Dennoch sehe ich keine Alternative zu dieser Kapitalausstattungsvereinbarung mit der LVV und rufe Sie auf, für diese Vorlage zu stimmen, denn es geht nicht um die LVV allein – es geht um Leipzig!

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin und Stellv. Vorsitzende im FA Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

Schulsozialarbeit ist eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe, also eine Regelaufgabe nach §13 SGB VIII.
Schulsozialarbeit soll soziale Benachteiligung ausgleichen und individuelle Beeinträchtigungen überwinden helfen, um junge Menschen in ihrer schulischen Ausbildung und sozialen Integration zu fördern.

Wo muss man mehr soziale Benachteiligungen ausgleichen, als in Förderschulen und Mittelschulen?
Das sächsische Schulsystem teilt die Kinder nach der  4. Klasse auf. Die, die nicht die Bildungsempfehlung schaffen, werden eben „nur“ Mittelschüler.
Ein Mittelschullehrer, der eine 5. Klasse übernimmt, hat ca. 20 bis 25 Schüler vor sich, meistens 2/3 Jungen und 1/3 Mädchen. Die besten in der Klasse haben in Deutsch und Mathematik eine 3. In jeder Klasse sind meistens mehrere Integrationskinder. Alle Schüler der Klasse verbindet am ersten Tag: Wir sind die, die übrig geblieben sind.
Ich muss sicherlich nicht ausführen, wie viele soziale Benachteiligungen in Mittelschulklassen sonst noch zusammenkommen.

An neun Mittelschulen in Leipzig gibt es bereits Schulsozialarbeit. Durchweg wurden gute Erfahrungen gemacht. Schulsozialarbeiter übernehmen vielfältige Aufgaben, sie arbeiten mit Lehrern, Jugendamt, Eltern und Schülern zusammen.
Wichtigstes Ziel von Schulsozialarbeit ist es, Schulverweigerung entgegenzuwirken und allen Schülern zu einem Schulabschluss zu verhelfen.

Mit Schulsozialarbeit können wir die Akzeptanz von Mittelschulen erhöhen. Viele Eltern haben große Bedenken, ihre Kinder an einer staatlichen Mittelschule anzumelden, weil es dort viele soziale Probleme gibt. Auch die Stadt Leipzig unternimmt einige Anstrengungen, das Mittelschulnetz zu „optimieren“ – so wie die Schließung von Schulen und die Einhaltung der Kennzahl 25 gern genannt wird.
Wir haben die Verantwortung für die Kinder und können nicht andauernd darauf warten, dass das Land Sachsen auf Missstände reagiert. Natürlich sollte das geschehen, aber wir konnten in letzter Zeit verfolgen, welche Prioritäten die Landesregierung setzt und welche nicht. Die Kürzung der Jugendpauschale zeigt das deutlich.
Die Stadt Leipzig sollte an dieser Stelle ein Zeichen setzen, ein Zeichen für Mittelschulen.

Bitte stimmen Sie diesem Antrag zu.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin und Stellv. Vorsitzende im FA Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Ist ein Krippenplatz mit 182,85 Euro für eine 9-Stunden-Betreuung zu teuer?
Fragt man die Eltern, dann sagen viele: Ich würde auch das Doppelte bezahlen, wenn ich nur einen Platz hätte!
Das Angebot an Betreuungsplätzen für Krippenkinder reicht immer noch nicht aus. Die ständig klamme Kommune Leipzig leistet sich trotzdem Ausgaben von über 92 Mio. Euro für die Kinderbetreuung. Das sind 15 Prozent des Verwaltungshaushaltes.

Nun stellten Stadträte verschiedener Fraktionen im Rahmen der Haushaltsberatungen unterschiedliche Anträge, um die Qualität der Betreuung zu verbessern.
Die Verwaltung legt im Punkt 4 der Vorlage fest, wofür die Erhöhung der Elternbeiträge verwendet wird – für die Qualitätssicherung, nicht für den Straßenbau und nicht für die Wasserwerke!
Genau dieser Punkt macht die Vorlage zustimmungsfähig.
Außerdem wären die umlagefähigen Betriebkosten im Krippenbereich unter die vom Gesetzgeber festgelegten 20 Prozent gerutscht (auf 19,99%). Bei der Festlegung der Elternbeiträge für das nächste Jahr hätten wir dann keinen Spielraum mehr, wir müssten umlegen, was der Winter und die Personalkosten uns bescheren. Jetzt bleiben wir bei 21 Prozent und können im nächsten Jahr eingreifen, wenn es nötig ist.

Im Punkt 3 der Vorlage steht, dass die Elternbeiträge in Höhe der im letzten Jahr festgelegten Prozente in den nächsten Jahren berechnet und automatisch angepasst werden, egal ob die Betriebskosten sinken oder steigen. Dieser Umstand hat im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule und im Jugendhilfeausschuss Diskussionen ausgelöst. Befürworter des Punktes 3 finden die Beibehaltung der prozentualen Berechnung gut, Gegner befürchten, dass Erhöhungen im politischen Tagesgeschäft untergehen könnten.
Damit dies nicht passiert, möchte meine Fraktion im Sozialausschuss und im Jugendhilfeausschuss nach Erstellung der Betriebskostenabrechnungen gründlich informiert werden.

Meine Fraktion hat über diese Vorlage lange diskutiert, auch in den einzelnen Ausschüssen erfolgten hitzige Debatten über das für und wider dieser Betragserhöhung. Dabei geht es noch um relativ geringe Beträge, für Krippenkinder erhöht sich der Beitrag um 8,78 €, für Kindergartenkinder um 4,63 € und für Hortkinder um 3,38 € pro Monat.
Vor diesem Hintergrund bekräftigte die CDU-Fraktion, dass sie weiterhin den Antrag auf ein zweites kostenfreies Kindergartenjahr aufrecht halten wird. Verschwiegen wird nach wie vor, wie das finanziert werden soll und welchen Sinn das hat.

So lange es in Leipzig noch nicht genügend Betreuungsplätze gibt, hat meine Fraktion klare Prioritäten:
1. Plätze schaffen
2. Qualität verbessern
3. Erst, wenn wir das alles umgesetzt haben und dann noch Geld zur Verfügung steht, dann können wir über kostenfreie Betreuung diskutieren.

Meine Fraktion wird dieser Vorlage mehrheitlich zustimmen.
Vielen Dank!