Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Claus Müller, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Die CDU-Fraktion hat den Antrag „Erstellung eines Sicherheitskonzeptes – Ausweitung der Videoüberwachung“ eingebracht. Wir sind der Meinung, dass man dem Antrag nicht und dem Verwaltungsvorschlag nur bedingt folgen kann.
Die SPD-Fraktion trägt den Alternativ-Vorschlag der Verwaltung zum Punkt 1 mehrheitlich mit. Es ist notwendig zu den Schwerpunkten

  • Fußball und Sicherheit
  • Sauberkeit und Ordnung

Konzepte vorzulegen.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist die uns heute vorgelegte Informationsvorlage „Sicherheit und Ordnung in Leipzig – Teilsicherheitskonzept Fußball und Sicherheit“. Die Ergebnisse müssen in eine zu überarbeitende Polizeiverordnung der Stadt einfließen. Es ist nicht mehr hinzunehmen, dass im Umfeld von Fußballspielen, zu leider genehmigten Demonstrationen rechtsextremistischer Gruppierungen, aber auch zu Silvester in bestimmten Stadtteilen ein nicht mehr zu überbietender Aufwand getrieben werden muss, um die Sicherheit unbeteiligter Bürger zu gewährleisten. Trotzdem kommt es immer wieder zur Eskalation.
Das kann nicht im Sinne der Bürger und nicht im Sinne unserer Stadt sein. Vom Image-Schaden nicht zu reden, denn mit solchen Bildern bundesweit in der Tagesschau „Thema“ zu sein, hat Leipzig nicht verdient.

Zum Punkt 2 des Antrages. Wir können hier auch den Alternativvorschlag der Verwaltung nicht akzeptieren. Wir finden Videoüberwachungen an bestimmten Schwerpunkten leider notwendig (z.B. in den Straßenbahnen der LVB), aber es ist und bleibt Aufgabe solche Überwachungen nur durch den Betreiber oder Eigentümer durchführen zu lassen, bzw. in und auf öffentlichen Straßen und Plätzen nur durch die Polizei. Daran soll sich und darf sich nichts ändern.
Wir finden es außerdem absurd, dass die Stadtverwaltung nach möglichen Standorten suchen soll, um Plätze mit hohem Gewaltpotenzial „zu finden“. Dies ist und bleibt, und hier wiederhole ich mich, Aufgabe der Polizei.
Die SPD-Fraktion hat zum Punkt 2 einen klaren Standpunkt – dieser Punkt muss abgelehnt werden.

Redner: Jürgen Wesser, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Alles ist relativ“. Dieser Satz stammt gewiss nicht von mir, passt aber sehr gut zu dem Bericht über Reichtum und Armut in Leipzig. Die Armutsquote hat abgenommen.
Lag sie Ende 2005 bei 16 %, so liegt sie Ende 2006 bei 14,9 %. In Dresden lag sie bei 20 %.
Sind die Dresdner deshalb ärmer als die Leipziger?
Eher nicht. Das Durchschnittseinkommen der Dresdner ist höher.

Die Armutsquote berechnet sich nach dem Durchschnittseinkommen. Wer weniger als 60% dieses Durchschnittes hat, gilt als arm.
Wenn also alle wenig haben, ist keiner arm.

Ich möchte also keinesfalls den Eindruck erwecken, den Leipzigern geht es schlecht. Es geht ihnen gut, sie fühlen sich in ihrer Stadt wohl.
Nicht relativ, sondern absolut. Auch das kann man aus dem Bericht lesen.

Nach Erwerbseinkommen, nach Alter, nach Bildung und nach Geschlecht unterschiedlich. Unterschiedlich auch nach Problemlagen in den Stadtteilen.
Der Anteil an Ausländern, das Einkommen, der Zugang zu Bildung, das Lebensalter, die Größe der Familien, die Kriminalität u.s.w. Alles hängt mit allem zusammen, die Probleme korrelieren.
Zu beobachten ist, dass eine Segregation von Problemlagen in Stadtteilen begonnen hat. Unsere Aufgabe ist, zum einen zu verhindern, dass diese Segregation zu problematischen Stadtteilen führt und zum anderen darauf zu achten, dass sich die Stadt gleichmäßig entwickelt.

Wo muss mehr, wo kann weniger investiert werden? Wo brauchen wir Kindergärten, wo Schulen, wo Begegnungsstätten für junge Menschen, wo für Senioren? Wo muss die Infrastruktur wie als Ganzes strukturiert werden?
Für all diese Entscheidungen kann der Sozialreport eine wertvolle Hilfe sein. Diese Informationsvorlage ist mehr als eine Information. Sie ist ein wertvolles Nachschlagwerk, das vom vielen Gebrauch bald abgegriffen sein sollte und für das wir den Autoren danken müssen.

Rednerin: Traudl Weise, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Wenn diese Vorlage heute vom Stadtrat positiv votiert wird, ist das eine Sternstunde nicht nur für den Thomanerchor, sondern auch für die Stadt Leipzig und alle Gäste aus der ganzen Welt, die gerade in dieser Woche zum Bachfest zu Gast sind.
Mit dem heute zu fassenden Beschluss schafft der Stadtrat Bedingungen, die die Existenz des Chores nicht mehr infrage stellen.
Viele Eltern würden künftig nicht mehr sagen: Der Thomanerchor ist gut und wichtig, aber bitte nicht mit meinem Sohn! Das ist viel zu anstrengend, das können wir unserem Kind nicht zumuten.
Ich glaube, dass mit dem modernisierten pädagogischen Konzept die Voraussetzungen für die Entfaltung der jungen Chormitglieder geschaffen werden.

Das „forum thomanum“ dient aber nicht nur den Thomanern, sondern durch die Kita, das Thomanergymnasium und das gesamte Umfeld werden zukünftig viele Leipziger Kinder und Jugendliche vom „forum thomanum“ profitieren können. In der Umgebung des Alumnats sieht es derzeit noch ziemlich desolat aus. Dank des „forum thomanum“ wird sich dort vieles zum Positiven verändern. Nach Vorliegen des heute zu fassenden Beschlusses wird ein Teil des Vermögens von engagierten Bürgern in das „forum thomanum“ fließen. Dies ist ein wichtiger Aspekt, nicht nur für die Kultur, sondern für die wirtschaftliche Entwicklung in Leipzig. Denn Leipzig profitiert von der Kultur. Dieser Punkt darf nicht außer Acht gelassen werden.

Ich danke insbesondere Pfarrer Wolff für sein Engagement. Ohne ihn wäre „forum thomanum“ eine Vision geblieben, über die häufig etwas gelächelt worden sei. Heute könne man sagen, dass diese Vision Wirklichkeit wird.
Ich wünsche mir, dass Pfarrer Wolff – mit seiner Bereitschaft zum Konflikt – der Stadt Leipzig noch lange erhalten bleibt.
Dem Änderungsantrag von Stadtrat Schlegel wird die SPD-Fraktion zustimmen.

Redner: Gunter Müller, Sprecher der Fraktion für den Bereich Wirtschaft und Arbeit

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Ich möchte zunächst der Kritik meines Vorgängers in einigen Punkten widersprechen. In der Stadt Leipzig wird jetzt mit der Umsetzung des Programms Kommunal-Kombi begonnen. Sicherlich hätte man zeitlich das eine oder andere besser machen können, aber bestimmte Erfahrungen hinsichtlich der Antragstellung hätten erst gesammelt werden müssen. Jetzt beginnt man mit Maßnahmen, die drei Jahre gelten sollen. Wenn es gelingen soll, die Maßnahmen umzusetzen, gehe letztlich nichts verloren.

Man kann auch feststellen, dass gegenüber der ersten Planung insbesondere der ARGE Leipzig die Zahl der Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen erhöht worden ist, sodass in diesem Jahr auf jeden Fall mehr Maßnahmen durchgeführt werden als im vergangenen Jahr. Dies ist erfreulich. Man muss auch sehen, dass das SGB II von diesem Jahr an auch andere Fördermöglichkeiten, unter anderem für Unternehmen, vorsieht. Davon verspreche ich mir auch das eine oder andere.

Sicherlich wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Bund ein Instrument geschaffen hätte, das weniger Verwaltungsaufwand erfordert und die Kommunen stärker entlastet. In dieser Hinsicht teile ich durchaus die Kritik. Ich sehe auch nach wie vor die Begehrlichkeit, mithilfe des Bundesprogramms mehr Beschäftigungsmaßnahmen auch in Leipzig zu realisieren. Man muss sehen, inwieweit die anderen Kommunen ihr Anträge auf den Weg bringen. Bekanntlich gebe es die Frist 30. September. Bei Nichteinhaltung dieser Frist durch andere Kommunen könnte Leipzig noch Anträge nachreichen. Damit müsse sich der Stadtrat dann auch im nächsten Haushaltsplanverfahren beschäftigen.

Die SPD-Fraktion habe, weitsichtig wie sie ist, schon zum laufenden Haushalt entsprechende Anträge gestellt. Dabei sei sie selbstverständlich auch von den anderen Fraktionen unterstützt worden. Aber die Kosten kämen ab 2009 auf die Stadt zu. Wenn die Stadt Leipzig zusätzlich Beschäftigung anbieten und fördern wolle, müsse natürlich auch gesagt werden, auf welchen Gebieten möglicherweise auf die Realisierung bestimmter Projekte verzichtet werden solle. Die Kürzung von Gutachterkosten werde hierfür wahrscheinlich nicht ausreichend sein.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste!
Was ist Tagespflege und welche Betreuungsqualität erwartet die Stadt Leipzig von ihr?
Mit der Neufassung des SächKitaG und nach SGB VIII wurde Tagespflege zum gleichrangigen Alternativangebot zur Betreuung und Bildung von Kindern bis zum dritten Lebensjahr neben der Betreuung in einer Kindereinrichtung gestellt.

Als gleichrangiges Angebot!
Ich habe hingegen oft das Gefühl, dass Tagespflege als billiges Ersatzangebot für nicht vorhandene Krippenplätze, als Übergangslösung oder als Beschäftigung für Hausfrauen mit erhöhter Erwerbsneigung verstanden wird.
Mit unserem Antrag wollen wir Tagespflege zu dem weiterentwickeln, was sie laut Gesetz sein soll. Nur mit Qualitätssicherung und -entwicklung etablieren wir Tagespflegepersonen mit entsprechender Ausbildung und Eignung, die den Bildungsauftrag bei den Jüngsten auch in hoher Qualität umsetzen können.

Tagespflegepersonen müssen und wollen sich fortbilden, um an ihren pädagogischen Konzeptionen zu arbeiten. Die Angebote müssen geprüft werden, aber auch, ob die Fortbildungspauschale von 50€ im Jahr noch angemessen ist.

Tagespflegepersonen wollen sich vernetzen und zusammenschließen.
In den Empfehlungen des Landesjugendamtes steht dazu, dass Zusammenschlüsse auch vor dem Hintergrund der Organisation von Vertretung  im Falle von Krankheit und Urlaub zu unterstützen sind. Mit unserem Antrag soll das Jugendamt modellhaft prüfen, welche Form von Zusammenschlüssen dem Kindeswohl dient.
Wir können nicht mehr länger darauf warten, dass sich das Vertretungsproblem von allein löst. Andere Kommunen in Sachsen haben bereits Lösungen gefunden. Es ist an der Zeit, dass das Jugendamt in Leipzig offiziell den Auftrag erhält, ein effizientes Vertretungssystem zu entwickeln. Dabei ist eine Zusammenarbeit mit den freien Trägern notwendig, denn diese bieten Tagespflege an und haben gute Ideen zur Umsetzung.

Meine Fraktion bekennt sich zur Tagespflege als gleichwertiges Betreuungsangebot neben den Kindereinrichtungen für Kinder bis zum dritten Lebensjahr.
Wir wollen Qualitätsstandards, wir wollen ein Vertretungssystem und wir wollen Vernetzung fördern.
Bitte unterstützen Sie die Verbesserung im Betreuungssystem im Bereich Kindertagespflege und stimmen Sie diesem Antrag zu.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, verehrte Stadträtinnen und Stadträte, werte Gäste!

Ist Leipzig familienfreundlich?

Im Jahr 2005 beschlossen wir im Stadtrat zwei strategische Ziele der Kommunalpolitik. Eines dieser Ziele ist es, Rahmenbedingungen für eine ausgeglichene Altersstruktur und die Ausrichtung des Handelns auf Kinder, Jugendliche und Familien mit Kindern zu schaffen. Zur Ausdifferenzierung dieses Zielbereichs wurde am 14.12.2005 der Beschluss gefasst, eine Arbeitsgruppe zu gründen, in der die Umsetzung dieses Ziels diskutiert wird. Das Ergebnis dieser Diskussionen liegt uns nun in dieser Info-Vorlage vor.

Zehn Vorschläge für künftige Arbeitsansätze zur Erreichung des Ziels wurden erarbeitet und mit Umsetzungsvorschlägen untermauert. Darunter ist z. B. die Erarbeitung von Merkmalen für eine familienfreundliche Stadt, eine Arbeitsgruppe wird Merkmale und Messgrößen erarbeiten. Weitere Vorschläge sind die Einrichtung eines Familienbüros, die Gründung einer Arbeitsgruppe „Familienfreundliches Unternehmen“ mit dem Ziel, Standards und Merkmale zu erarbeiten, Aufbau ehrenamtlicher Strukturen, Ehrung familienfreundlichen Handelns und noch einige mehr.
Zur weiteren Umsetzung dieser Vorschläge werden dem Stadtrat noch in diesem Jahr einzelne Vorlagen zur Entscheidung oder zur Information vorgelegt.

Ist Leipzig nun familienfreundlich?
Die Vorlage zeigt, dass die Stadt zahlreiche Rahmenbedingungen für Familienfreundlichkeit geschaffen hat. Es gilt, diese Aktivitäten zu bündeln, zu analysieren, weiterzuentwickeln und zu vermarkten.
Der Familienatlas der Bundesregierung zählt Leipzig im Bereich „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ zu den führenden Regionen in Deutschland. Das ist besonders auf den guten Ausbau der Infrastruktur bei der Kinderbetreuung zurückzuführen.
Trotz der angespannten finanziellen Situation der Stadt Leipzig wird weiter in den Ausbau des Betreuungsnetzes investiert. Die Kommune kann aber in der derzeitigen Situation nicht auch noch die kostenfreie Kinderbetreuung stemmen. Die Prioritäten meiner Fraktion liegen in der Schaffung neuer Plätze, vor allem wohnortnaher Krippenplätze und in der Qualitätsentwicklung.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
einen weiteren Vorschlag zur Erreichung des Ziels kinderfreundliche Kommune hätte ich noch:
Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Tätigkeit als Stadtrat.
Zur Umsetzung schlage ich vor, dass Veranstaltungen wie z. B. Ratsversammlungen so enden, dass man noch pünktlich zur Ausstrahlung des Sandmännchens zu Hause ist.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
werte Gäste!

Am 14.11.2007 stand das Thema „Sozialticket“, in Form eines Antrages von mehreren Fraktionen, schon einmal auf der Tagesordnung der Ratsversammlung.
Der Auftrag an die Verwaltung, zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen eine rabattierte Leistung eingeführt werden könnte, wurde durch die Verwaltung umgesetzt. Das Ergebnis liegt uns jetzt vor, und wir Stadträtinnen und Stadträte sind heute gefordert, endgültig zu entscheiden, jetzt allerdings vor dem Hintergrund konkreter Zahlen, ob wir die „Leipzig Mobil Card“ einführen wollen oder nicht.

Meine Fraktion hat sich nach langer und kontroverser Diskussion entschieden, der Einführung der „Leipzig Mobil Card“ zuzustimmen, obwohl wir um die problematische Haushaltslage unserer Stadt wissen und wir natürlich der Meinung sind, dass es dauerhaftes Ziel in Deutschland sein muss, das System staatlicher Sozial- und Transferleistungen so auszustatten, dass mit ihnen ein armutsfreies Leben ohne weitere direkte geldliche oder anderer materieller Unterstützung durch die Kommunen möglich ist.

Da dieses zum heutigen Zeitpunkt und sicherlich auch in der nahen Zukunft jedoch nicht der Fall ist bzw. sein wird und ein großer Teil der Bürger Leipzigs aber jetzt unsere Hilfe und Solidarität benötigt, muss die Stadt Leipzig erst einmal eine eigene Lösung anbieten.
Dass dieses auch rechtlich möglich und moralisch legitimiert ist, wird im ersten Teil der Verwaltungsvorlage unter der Überschrift „Sozialpolitische Aspekte der Einführung eines Sozialtickets“ hervorragend hergeleitet. An dieser Stelle möchten wir uns bei der Verwaltung, allen voran bei Herrn Prof. Dr. Fabian und seinen Mitarbeitern bedanken, die uns eine qualitativ sehr hochwertige und logisch nachvollziehbare Informationsvorlage übergeben haben.

Ich verhehle nicht, dass ich persönlich sehr lange mit großer Skepsis dem Anliegen „Sozialticket“ gegenüberstand und auch heute noch nicht frei von allen Zweifeln bin, aber sowohl die Argumentationstiefe der Vorlage als auch der erneute Tarifanstieg im LVB-Netz zum 1. August dieses Jahres haben bei mir Wirkungen gezeigt.

Der öffentliche Personennahverkehr gehört unserer Meinung nach zur Grundversorgung und soll von allen Menschen wahrgenommen werden können. Die geplante „Leipzig Mobil Card“ ist keine geldliche Zuwendung, sondern eine Rabattierung für eine bestimmte Bevölkerungsschicht. Und ich sehe dies eben auch im Zusammenhang mit unseren ÖPNV-Tarifen, die sich nahe an der Akzeptanzgrenze bewegen.

Die Mobilität auch finanziell benachteiligter Menschen ist notwendiger Bestandteil zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in einer Großstadt mit all ihren Verflechtungen – bei der Arbeitssuche wie beim ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement, was gerade vielen arbeitslosen Menschen hilft, der eigenen Isolation zu entkommen. Bei vielen Menschen reicht die finanzielle Zuwendung für die Kosten der Mobilität nicht aus. Die „Leipzig Mobil Card“ wird hierbei die erforderliche gesellschaftliche Teilhabe durch das Notwendige an Mobilität ermöglichen.

An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die „Leipzig Mobil Card“ ja nicht nur von Regelsatz finanzierten Arbeitslosengeld II-Empfängern, sondern gleichermaßen auch von Beschäftigten im Niedriglohnsektor, Empfänger niedriger Renten, vielen Arbeitslosengeld I-Empfängern sowie Arbeitslosen und -suchenden ohne Leistungsansprüchen benutzt werden kann.

Mit der Einführung einer „Leipzig Mobil Card“ würde unsere Stadt einmal mehr beweisen, dass sie tatsächlich „eine Stadt des sozialen Zusammenhalts“ ist, und sich dieses nicht nur als Floskel in ihren aktuellen Handlungsleitlinien auf die Fahnen schreibt. Auch hier setzen wir, wie auf vielen Feldern in dieser Stadt Maßstäbe. Und auch dieses Ticket wird merklich zum erneut nachgewiesenen positiven Lebensgefühl in dieser Stadt als Summe vieler, auch durch uns zu verantwortender Einzelfaktoren, beitragen.

Die SPD-Fraktion wird der Einführung einer „Leipzig Mobil Card“ zustimmen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!