Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Jürgen Wesser, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,                    
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Uns allen ist bekannt, dass mit der Rentenreform das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden wird. Das zeigt zum einen, dass durch den demografischen Wandel die Finanzierung der Renten neu geregelt werden muss, zum anderen, dass man den alten Menschen mehr zutraut.
In Sachsen nicht. Nach sächsischer Gemeindeordnung darf ein 65-jähriger nicht mehr zum Bürgermeister gewählt werden. Konrad Adenauer ist 1949 im Alter von 72 Jahren zum Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. In Sachsen dürfte er also nicht Bürgermeister einer kleinen Kommune sein.

Ich will damit sagen, der Begriff des Alters ist differenziert und hängt von der subjektiven Betrachtung ab. Aus Sicht der Gesellschaft und aus individueller Sicht.
Genau so differenziert ist die Situation des einzelnen alten Menschen. Nicht jeder ist arm, nicht jeder ist dement und nicht jeder ist pflegebedürftig. Aber immer mehr werden es. Alt und arm.
Die Zahl der Hochbetagten steigt auch in Leipzig. Von derzeit 5 % der Bevölkerung auf  8% im Jahr 2027.
Je älter die Menschen sind, desto größer wird die Zahl derer, die Pflege und Hilfe benötigen. Das stellt sich wie folgt dar:
Pflegebedürftig sind bei Menschen ab 65 Jahren 3%, ab 75 9%, ab 85      30% und ab 90 Jahren 50%. Nach den im Bericht genannten Bevölkerungszahlen werden 2017 fast  20000 pflegbedürftige Menschen in Leipzig leben. Dazu kommen die, die noch nicht pflegebedürftig aber schon hilfebedürftig sind, denen einfach die Kraft fehlt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben oder auch nur ihren Hausalt selbst zu führen.
Was so nicht im Bericht steht – es wird einen dramatischen Anstieg der Altersarmut geben. Den Menschen wird also nicht nur die Kraft, sondern auch das Geld fehlen für sich selbst zu sorgen. Alte Menschen werden also nicht nur moralische und praktische, sondern in erheblichem Maße auf direkten und indirekten Weg finanzielle Hilfe benötigen.
Wenn die freie Szene mehr Fördermittel braucht gibt es Demos in der oberen Wandelhallen und wir reagieren darauf.
Brauchen Jugendeinrichtungen mehr Geld gibt es eine Demo in der oberen Wandelhalle und wir reagieren darauf.
Eine Demo der Alten habe ich noch nicht erlebt. Sie wird es sicher auch nicht geben. Hier müssen wir reagieren, ohne, dass es eines äußeren Anstoßes bedarf. Diesen Menschen haben wir unseren Wohlstand zu verdanken. Sie haben es verdient. In jedem Sinne des Wortes. Dafür ist unser Konzept zur Seniorenarbeit ein guter und richtiger Schritt. Es ist nicht nur ein Schritt, sondern, wie wir sehen, auch aktives Handeln. Handeln, das nicht im Status quo verharrt, sondern konsequent und permanent umgesetzt  wird.
Lassen Sie uns darauf achten und dafür eintreten, dass dies fortgeführt und intensiviert wird.
 Seinen Sie an dieser Stelle egoistisch. Die Vorlage reicht statistisch bis in das Jahr 2027. Die meisten von uns werden dann zu den hochbetagten Bürgern zählen.

Rednerin: Dr. Anke Kästner, Stadträtin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jung,
werte Damen und Herren Bürgermeister,
Kollegen und Kolleginnen des Stadtrates,
liebe Gäste,

die vorliegende Bilanzierung des Fachplanes macht deutlich, dass wir uns bei der Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege in Leipzig auf einem guten, wenn nicht sogar auf einem sehr guten Wege befinden.
Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass

  1. wir in Leipzig bereits schon 2005 eigene Überlegungen für Bildungsprozesse in Kitas und Kindertagespflege auf den Weg gebracht haben und sich (nahezu) alle Einrichtungen auf diesen Weg für einen differenzierten, kindgerechten Blick auf eine ganzheitliche Bildung und Erziehung befinden. Nach meinem Kenntnisstand sind wir übrigens bundesweit die erste Kommune, die diesen Auftrag des Kinder- und Jugendhilfegesetzes kommunalpolitisch untersetzt hat. An dieser Stelle möchten wir, die SPD-Fraktion, der Verwaltung einmal ein großes Kompliment für die anhaltende und vorbildliche Innovationskraft im Bereich der Elementarpädagogik, mit Ausstrahlungskraft weit über Sachsen hinaus, aussprechen
  2. wir drei Konsultationseinrichtungen in der Stadt haben, die praxisbegleitend für Fragen der Qualitätsentwicklung in Kitas allen Beteiligten, wie z.B. Erzieherinnen, Lehrerinnen, Fachberaterinnen, Auszubildenden, Elternräten und Tagesmüttern zur Verfügung stehen
  3. wir Kinder- und Elternbeteiligungsprojekte durchführen, weil wir Partizipation und Mitwirkung in unseren Kitas ausdrücklich befürworten
  4. wir dem Grund- und Fortbildungsstand der Tagespflegepersonen gebührende Aufmerksamkeit widmen und diesbezüglich Handlungsbedarf beim Landesgesetzgeber angemahnt haben
  5. auf den Seiten 22 und 23 der Vorlage Schwerpunkte der Weiterentwicklung benannt sind, die uns Stadträtinnen und Stadträten als Meßlatte für die Folgebilanz dienen können. Hier scheinen mir die Themen Fachberatung und nachhaltige Qualitätssicherung, besonders auch in der Kindertagespflege, große Beachtung zu verdienen.

Um zum Wohle unserer Kinder und damit auch zum Wohle unserer gesamten Gesellschaft das Erreichte zu bewahren und das Notwendige noch ausbauen zu können, erwarten wir vom Freistaat im Rahmen seiner Rolle als Gesetzgeber folgendes:

  1. eine regelmäßige Evaluation und Weiterentwicklung des sächsischen Bildungsplanes, damit er nicht zum Papiertiger verkommt
  2. die Unterstützung der Qualifizierungsbemühungen der Städte und Gemeinden und der Freien Träger, die gerade auch in Leipzig hochengagiert eine bunte Trägervielfalt bieten – auch mit Geld. Notwendige Änderungen der Personalsschlüssel dürfen nicht zu Lasten der Kommunen gehen!
  3. eine nachhaltige Qualitätsentwicklung in der Kindertagespflege. Der sich im Verfahren befindliche Antrag unserer Fraktion in dieser Sache sollte vom Rat baldmöglichst beschlossen werden
  4. ein klares Bekenntnis zur Eltern- und Familienbildung im Sinne einer Erziehungspartnerschaft von Elternhaus und Kita – Familienzentren sehen wir dabei als eine geeignete Variante auf dem Weg zur Kita der Zukunft, weil wir sie für einen wichtigen Beitrag zur Erreichung einer besseren Lebensqualität und einem lebendigen und demokratischen Gemeinwesen halten
  5. konstruktive Vorschläge für eine integrative Entwicklung von Hort und Grundschule – hier liegt m.E. noch ein großes Gestaltungspotential, das es zu nutzen gilt

Ich wünsche uns und besonders der Verwaltung auch weiterhin Durchhaltevermögen und Innovationskraft um eine optimale Förderung unserer Kinder, was ich für die wichtigste Investition für unsere Zukunft halte, von Anfang an zu gewährleisten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte,
verehrte Gäste!

Alles wird teurer. Nun kommt auch noch die Stadt und erhöht die Gebühren für die Kinderbetreuung. Diese Gebühren entstehen, weil die Betriebskosten innerhalb gesetzlich festgelegter Prozentpunkte auf die Eltern umgelegt werden müssen.
Jeder, der die Betriebskostenabrechnung für seine Wohnung für 2006 ohne größere Kreislaufprobleme verwunden hat, kann sich vorstellen, dass auch die Betriebskosten für Kindereinrichtungen gestiegen sind. Im Privatbereich prüft man sofort, wo noch Einsparpotential vorhanden ist und nimmt sich vor, weniger Wasser zu verbrauchen, die Heizung zu drosseln und den Müll noch konsequenter zu trennen.

Nun, wie kann man in einer Kindereinrichtung die Betriebskosten reduzieren?
Diese setzen sich anders zusammen als in einem privaten Haushalt, nämlich aus Personalkosten und Sachkosten.
Die durchschnittlichen Personalkosten der Gemeinde pro Erzieher belaufen sich auf 3.870,11 €. Bei einem Personalschlüssel von 1:6 in der Krippe, 1:13 im Kindergarten und 1:20 im Hort ergibt das einen Personalkostenanteil von 73,48% an den gesamten Betriebskosten.
Kann man in diesem Bereich sparen?
Nein, definitiv nicht! Qualifiziertes Fachpersonal kostet nun mal Geld.

Der zweite Bestandteil sind die Sachkosten. Das sind z. B.:

  • Personalkosten für Wirtschaftspersonal
  • Pädagogisches Material
  • Büroaufwand, Telefongebühren
  • Putz- und Reinigungsmittel, Sanitärbedarf
  • Wasser, Abwasser
  • Energie, Heizung
  • Dienstleistungen (Reinigung, Wäscheservice, Müllentsorgung)
  • Erhaltungsaufwand (kleine Investitionen)
  • Gebäude- und Sachversicherung
  • Fort- und Weiterbildung

Beim Energieverbrauch besteht vor allem in unsanierten Einrichtungen sicherlich größeres Einsparpotential. Die Stadt Leipzig investierte 2007 4. 453.500 €. In der derzeitigen Haushaltssituation ist sicher auch in den nächsten Jahren nicht viel mehr möglich.In den Bereichen Fort- und Weiterbildung, Fachberatung und Anschaffungen für pädagogisches Spielmaterial ist eine Erhöhung der Ausgaben wünschenswert und sinnvoll, um die entsprechenden Bedingungen für frühkindliches Lernen zu verbessern und den von uns beschlossenen Bildungsplan umzusetzen.

Nun, bei den Betriebskosten besteht also kein größeres Einsparpotential. Aber wir leisten uns ja noch jede Menge Freiplätze und Ermäßigungen. Immerhin gab die Stadt Leipzig 2006 11.940.101 € dafür aus. 9903 Kinder nahmen im Februar 2008 Freiplätze in Anspruch, das sind 30,67% der angemeldeten Kinder.
Könnten wir in diesem Bereich sparen?
Nein, meine Fraktion will hier nicht sparen, zum einen, weil Ermäßigungen im SächsKitaG vorgeschrieben sind und zum anderen, weil Ermäßigungen für Alleinerziehende und Geringverdiener sozial gerecht sind.

Den Antrag der CDU-Fraktion finde ich persönlich ganz sympathisch. Seit langem träume ich von kostenfreien Betreuungsplätzen. Zur Umsetzung von Träumen braucht man aber in der Regel Geld und genau das ist, wie Ihnen vielleicht bekannt ist, in dieser Stadt knapp.
Die Grundlagen für eine kostenfreie Kinderbetreuung werden im Land gelegt. Unsere hoch verschuldete Kommune ist nicht in der Lage, Träume einzelner Fraktionen zu erfüllen. Frau Kudlas unglückliche Blicke sagen auch, dass wir uns eine Mindereinnahme im Haushalt nicht leisten können. Mit dem Ergänzungsantrag meiner Fraktion und der Fraktion Die Linke legen wir die Betriebskosten für Mai 2008 bis Dezember 2009 fest. Die Eltern müssen für die Betreuung im Kindergarten und Hort etwas tiefer in die Tasche greifen. Die Stadt Leipzig beteiligt sich auch an den Kosten, für einen Krippenplatz mit 537,47 €, für einen Kindergartenplatz mit 137,65 € und für einen Hortplatz mit 16,91 € pro Monat. Ja, alles wird teurer!
Mein Lieblingsjoghurt kostet mehr, obwohl kein Gramm mehr im Becher ist. Benzin wird auch immer teurer, mein Auto fährt trotzdem nicht weiter oder schneller.
Betreuungsplätze werden auch teurer – aber dafür bekomme ich wenigstens mehr fürs Geld:

  • mehr Qualität durch gut geschultes Personal und
  • mehr Betreuungsplätze für Leipzig!

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
werte Gäste!

Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, jede Art von Kriminalität und insbesondere jede Art der organisierten oder gemeinschaftlich begangenen Kriminalität ist zu verurteilen. Auch eine Großstadtgesellschaft darf sich damit nicht abfinden.
Kriminelle Personen und Gruppen egal welcher Herkunft und welchen Status in unserer Stadt sie auch besitzen oder genießen sind der Strafverfolgung konsequent auszusetzen – gebürtige Leipziger, gebürtige Deutsche, Ausländer oder Bürger mit Migrationshintergrund, das ist alles zweitrangig.
Für diese Art der Kriminalität über die wir heute hier sprechen müssen, also Drogen, Waffenbesitz, Schutzgelderpressung, Prostitution ist allein Polizei und Staatsanwaltschaft zuständig.
Gemeindliche Vollzugsbedienstete haben in diesem Umfeld nichts zu suchen.

Zum eigentlichen Sachverhalt. Hier gibt es offensichtlich verschiedene Wahrnehmungen, auch in der Politik – die unterschiedlichen Ansätze in der Begründung für die heutige aktuelle Stunde belegen das.
Die Presse und auch das Fernsehen machen es sich hierbei ganz einfach, sie sprechen erstmal vom Krieg in der Stadt Leipzig und vom Ausnahmezustand. Das sind maßlose Übertreibungen jenseits der Realität, die großen Schaden anrichten. Im letzen Jahr war das der Sachsensumpf mit Leipzig als Mittelpunkt. Davon ist nicht mal ein Feuchtbiotop übrig geblieben. Aber es zeigt bis heute Wirkung.
Die Wortwahl macht hierbei eben die Musik. Ich erinnere daran, dass schon damals der sächsische Innenminister mit seiner Prognose total daneben lag.

Übertreiben tun aber auch andere und zwar mit der Maßgabe, die Ordnung und Sicherheit in der Stadt wieder herzustellen, ich betone wieder herzustellen. Das klingt als ob diese über einen längeren Zeitraum und dazu flächendeckend nicht gewährleistet gewesen wäre.
Nach dem Verbot der NPD-Demonstration, in dessen Vorfeld übrigens das Ordnungsdezernat nicht den souveränsten Eindruck machte, wurden trotzdem mehrere Hundertschaften Polizei in die Innenstadt geschickt. Wozu eigentlich, Fußball war erst am Sonntag? Oder, weil der Innenminister mehrere linksradikale Demonstrationen für Sonnabend erwartete, siehe LVZ vom Sonnabend? Eine davon war offensichtlich die ursprünglich von Pfarrer Wolf angekündigte Andacht auf dem Thomaskirchhof, der deshalb vorsorglich von Polizeiautos zugeparkt wurde und die Gäste der Stadt vom Besuch des Bachdenkmals abschreckte – und das zur Buchmesse!
Sehr geehrter Herr Minister, sehr geehrter Herr Polizeipräsident. Auch das war übertrieben. Dazu war im Videotext des MDR bereits am Sonnabendnachmittag, also noch vor der Diskonacht, die Einschätzung der Polizei zu lesen, nach der durch das massive Polizeiaufgebot und die damit verbundene Deeskalierungsstrategie Ausschreitungen verhindert werden konnten. Es gab nicht mal Ansätze von Ausschreitungen, die verhindert werden mussten.
Meine Damen und Herren, ein gefühltes Sicherheitsdefizit kann man auch durch Übertreibungen in der Darstellung erzeugen.
Nein – Leipzig hat kein allgemeines Sicherheitsdefizit. Wer das nicht glaubt, hätte sich am Sonnabend mal die Menschen in dieser Stadt außerhalb der Bannmeile um das Schauhaus näher ansehen sollen. Angst oder Panik habe ich nicht verspürt.

Was erwarten die Menschen in dieser Stadt eigentlich:

  1. Unmittelbares Handeln von Polizei und Staatsanwaltschaft überall dort wo kriminelle Strukturen erkannt werden oder bereits erkannt worden sind und zwar mit der Maßgabe, dass es zu Gewalt gegen Personen und Sachen gar nicht erst kommt.
  2. Eine hierfür personell und materiell entsprechend aufgestellte Polizei und Staatsanwaltschaft
  3. Eine zurückhaltende, aber trotzdem sichtbare Polizeipräsenz, die das Gewaltmonopol des Staates zu jeder Zeit unterstreicht. Sicherheit und Schutz der Bevölkerung sind unteilbar.
  4. Keinen Aktionismus und keine Panikmache, sondern dauerhaft wirkende Mechanismen und Strukturen.

Ich gehe davon aus, dass Ordnungsamt und Polizei bereits effektive Strukturen besitzen oder diese umgehend entwickeln, um eine Maximum an Sicherheit für die Menschen in dieser Stadt dauerhaft zu garantieren.

Redner: Heiko Oßwald, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Gäste!

Wir treffen heute eine Grundsatzentscheidung zur Struktur des doppischen Haushaltes. Ein sehr trockenes Thema, welches aber weitreichende Folgen auf den Informationsgehalt zukünftiger Haushaltspläne haben wird.
In Sachsen haben die Kommunen die Wahl zwischen einer produktorientierten Gliederung oder einer Gliederung nach der Organisationsstruktur.
Die Umstellung auf eine produktorientierte Gliederung, wie es die Vorlage vorsieht, ist nur konsequent. Alle wichtigen Angaben rund um einen Leistungsbereich werden an einer Stelle im Haushalt zusammengeführt und abgebildet.
Was kostet uns die Kinderbetreuung bis zum Schuleintritt? Solche Informationen sind dann für den Stadtrat und die Bürger viel transparenter haushalterisch darstellbar.
Auch ist somit erstmals eine gute Vergleichbarkeit mit anderen Kommunen gegeben, wie und mit welcher Effizienz einzelne Leistungen angeboten werden.

Der Stadtrat muss allerdings in weiteren Schritten klar definieren, welche Teil- und Schlüsselprodukte im Haushalt abgebildet werden sollen. Damit entscheiden wir letztendlich, mit welcher Aussagekraft und politischer Schwerpunktsetzung uns zukünftig die Haushaltspläne vorgelegt werden. Die Möglichkeiten der politischen Steuerung der Kommune durch den Stadtrat werden ausgebaut, da gezielte Leistungs- und Finanzvorgaben für die einzelnen Teil- und Schlüsselprodukte erfolgen können und die Kontrolle der Einhaltung dieser Vorgaben erleichtert wird.
Ein weiterer Vorteil ist, dass es für jedes Produkt einen Produktverantwortlichen geben wird, mit konkreten Befugnissen. Potenziale zur Kostenreduzierung und Leistungsverbesserung können so noch besser erschlossen werden.
Spannend wird hier sein, inwieweit die Verwaltung ihre Organisationsstruktur den neuen Erfordernissen anpasst. Um Veränderungen wird sie schon aus Transparenz- und Effizienzgründen nicht herum kommen.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Ich möchte kurz auf die beiden Anträge eingehen, die zwar die gleiche Überschrift tragen, aber deutlich unterschiedliche Wirkungen entfalten sollen. Während der Antrag von Bündnis 90 klar den Schutz der Kinder in unserer Stadt in den Mittelpunkt stellt und deshalb vom Grundsatz her zu befürworten ist, geht es im Antrag der CDU um ganz andere Dinge. Zwar müssen auch hier Kinder und Jugendliche in der Begründung des Beschlussvorschlages herhalten, aber es ist natürlich etwas anderes gewollt. Seien Sie ehrlich und sprechen Sie es aus.
Es geht vordergründig gegen all die Gruppen und Einzelpersonen in unserer Stadt, die meist aus ihrer individuellen Notlage heraus vor Kaufhallen, Imbissständen und an Hausecken stehen oder an Haltstellen und auf Parkbänken sitzen und schon tagsüber ausufernd Alkohol trinken und das mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen, die mir persönlich auch nicht gefallen. Sie wollen diese Menschen verdrängen, nicht um ihnen zu helfen, sondern um das ästhetische Empfinden anderer Bürger nicht zu strapazieren.

Das ist genauso pharisäerhaft, wie wenn in anderen großer Staaten dieser Welt die Alkoholflasche in der Öffentlichkeit in einer Papiertüte versteckt wird. Wollen wir das auch? Nach dem Motto was ich nicht sehe oder weiß, macht mich nicht heiß. Nein – dieser Wunsch nach erweiterten Restriktionen ist falsch. Es ist eben nicht ein Ordnungsproblem wie Sie ausführen, sondern vorwiegend ein soziales und gesellschaftliches Problem.
Leider steht dazu in Bezug vor allem mit Blick auf Kinder und Jugendliche in Ihrer Begründung kein einziger Satz. Wir müssen uns also zu erst diesen Fragen stellen, die natürlich in der Großstadt eine andere Dimension einnehmen und vor allem in den dörflich geprägten Randlagen unserer Stadt für Irritationen sorgen können, obwohl auch dort rund um das örtliche Brauchtum bis zur Besinnungslosigkeit gesoffen wird. Von alt und jung.
Ich möchte das Problem nicht ignorieren oder verharmlosen, denn die Sorgen vieler Menschen sind berechtigt. Aber aus meiner Sicht ist der Lösungsansatz falsch und nur das steht heute hier zur Debatte.

Der Mangel in beiden Anträgen ist zudem, dass zur Umsetzung der angestrebten ordnungspolitischen Ziele kein Ansatz erkennbar wird. Der Ruf nach Spielplatzkontrolleuren oder Spielplatzpaten wirkt da eher hilflos. Sollen die etwa auch die rauchenden und mitunter trinkenden Eltern am Klettergerüst zur Ordnung rufen?
Belassen wir es also bei der bestehenden Polizeiverordnung und versuchen diese auch personell besser umzusetzen vor allem dort, wo Erfolge sichtbar gemacht werden können. Denn es ist nun mal so, die Summe der Ärgernisse ist für viele das eigentliche Problem.

Der permanente populistische Ruf nach schärferen Verordnungen ist deshalb der falsche Weg, zumal dann gesellschaftlicher Frust erzeugt wird, wenn die beabsichtigten Ziele auch durch vermeintlich schärfere Maßnahmen nicht erreicht werden. Weil unter anderem schon jetzt die Ordnungswidrigkeiten nach §18 nicht geahndet werden oder wegen fehlender Beweislast nicht geahndet werden können. Der Konflikt zwischen dem Wortlaut der Polizeiverordnung in Bezug auf das Graffitiproblem und der sichtbaren Realität sowie das leidliche Problem des Hundedrecks sind dabei nur Beispiele. Die SPD-Fraktion hält die bestehende Polizeiverordnung zur Beherrschung der aufgeworfenen Probleme für ausreichend und wird deshalb den Verwaltungsstandpunkten zustimmen.

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des FA Stadtentwicklung und Bau

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!
Ich spreche zu dieser Vorlage für den Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau.

Änderungsantrag 1 der CDU-Fraktion:

Änderung zu Ziffer 8.1. Zeile 2  –  Zustimmung mit Änderung
Neue Formulierung:
„ein vom Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau zu benennendes Mitglied“
Der Fachausschuss orientiert auf einen Vertreter der Architektenkammer, da wir der Auffassung sind, dass die Belange der Stadtgestaltung und der Architektur stärker als bisher in dem Beirat vertreten sein sollten.

Änderungsantrag 2 FA Kultur  –  einstimmige Ablehnung

FA Stadtentwicklung und Bau spricht sich gegen eine grundsätzliche Bereitstellung  eines Budgets bei kommunalen Bauaufgaben aus.
Die Mitglieder des Fachausschusses möchten den Vorschlag der Verwaltung zur Prüfung im Einzelfall beibehalten. Die finanzielle Situation der Stadt lässt es nicht zu, dass grundsätzlich Geld für Kunst am Bau ausgegeben wird, egal ob damit eine Wirkung erzielt werden kann oder ob das Objekt z.B. unbeachtet in der zweiten Reihe steht.

Bedenken Sie bitte bei Ihrer Entscheidung, dass das Investitionsvolumen der Stadt eng begrenzt und vor allem konstant ist. Wenn davon ein Anteil für Kunst ausgegeben wird, reduziert sich die Anzahl der Objekte, und es werden auch weniger Schulen oder Kindergärten saniert.       
Ganz persönlich bin ich der Auffassung, dass ein gut gestaltetes bauliches Objekt allein ein Kunstwerk darstellt. Eine attraktive Frau bedarf auch keiner Brosche, um Aufmerksamkeit zu erzielen.

Ergänzungsantrag 1 der CDU-Fraktion und ÄA 3 Fraktion Bündnis 90/Die Grünen lagen zur FA-Sitzung noch nicht vor und wurden deshalb nicht votiert.