Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des FA Stadtentwicklung und Bau

Die Bebauung am Brühl zwischen Richard-Wagner-Platz und Am Hallischen Tor soll neu gestaltet werden. Das ist nach dem Auszug von Karstadt aus der Blechbüchse und dem Leerzug der drei dortigen Wohngebäude zwingend notwendig, da der Brühl in diesem Bereich zu verkommen droht.Strittig ist die Nutzung für den zu schaffenden Komplex. Die am Verfahren beteiligten Anbieter gehen davon aus, dass zusätzlich zu den 10.000 m² in der so genannten Blechbüchse, für die Bestandsschutz besteht, ca. 25.000 m² Verkaufsfläche erforderlich sind, um eine rentierliche Nutzung dieses Komplexes sicherstellen zu können.

Einzelhandelsverband und IHK sowie viele Bürger finden das zu viel. Mich erinnert die Diskussion fatal an die Diskussionen im Vorfeld des Umbaus des Leipziger Hauptbahnhofes. Auch damals wurde auch mir vorgeworfen, wir wollten den Bahnhof lediglich zu einem Konsumtempel verkommen lassen. Zudem würden die Händler der Innenstadt in den Ruin getrieben werden. Das ist zum Glück alles nicht eingetreten. Im Gegenteil, der Bahnhof ist zum zusätzlichen Magneten für die Innenstadt geworden.

Richtig ist aber, dass über die Sortimentsstruktur gesprochen werden muss. Dem Investor muss klar sein, dass die Innenstadt nicht weitere Bekleidungs- und Schuhläden braucht. In der Innenstadt fehlen jedoch Möbel- und Ausstattungsläden. An diesen Standort passt kein Möbelkaufhaus für Selbstabholer. Eine Kombination von Möbelläden mit unterschiedlichem Sortiment und Preisniveau wäre jedoch wünschenswert. Mit einer solchen Kombination würden auch keine Arbeitsplätze im Einzelhandel der Innenstadt vernichtet, sondern neu geschaffen.  

Zu Rettern der Innenstadthändler schwingen sich vor allem Institutionen auf, die noch nie zu hören waren, wenn die Stadt im Interesse vor allem der Innenstadthändler gegen den Bau und die Erweiterung des Saaleparkes gekämpft hat. Der Saalepark  zieht in erheblichem Umfang Kaufkraft aus der Leipziger Innenstadt ab.

Vermisst habe ich bei dem Diskussionsprozess zur Brühlbebauung die Vertretung der Citygemeinschaft  unserer Händler. Gerade sie müsste sich bei Diskussionen um Einzelhandelsflächen und vor allem um Sortimentsstruktur rechtzeitig zu Wort melden. Genau das ist die Stärke gut geführter Einkaufszentren, da sie Einfluss auf den Branchenmix ihrer Einrichtungen nehmen. Warum tut das nicht auch unsere City-Gemeinschaft?

Auch die SPD-Fraktion möchte an dieser Stelle des Stadtzentrums kein nach außen abgeschottetes Einkaufzentrum haben. Uns ist jedoch klar, dass dort ein Objekt entstehen muss, was wirtschaftlich selbsttragend  agieren kann. Jegliche kulturellen oder andere öffentliche Nutzungen wären zu begrüßen, aber nur wenn nicht die Stadt die Miete dafür zahlen muss.

Meine Fraktion möchte, dass an dieser sensiblen Stelle der Stadt hochwertige Architektur geschaffen wird. Dazu kann ein Architekturwettbewerb beitragen. Es ist jedoch zwingend notwendig, dass die Stadt maßgeblichen Einfluss auf die Rahmenbedingungen des Wettbewerbes und auf die Zusammensetzung des Preisgerichtes hat.   

Drei Beschlüsse stehen heute auf der Tagesordnung des Stadtrates. Wir werden den Vorlagen zustimmen, da sie Voraussetzungen für den weiteren Fortgang darstellen.  Der Brühl hat es verdient, dass sich dort schnell etwas zum Positiven verändert.

Rednerin: Dr. Anke Kästner, Stadträtin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jung,
werte Damen und Herren Bürgermeister,
Kollegen und Kolleginnen des Stadtrates,
liebe Gäste!

Aus Sicht vieler Experten und Expertinnen wird eine gelungene Integration für Deutschland und damit auch für Leipzig ein entscheidender Faktor sein, um auch in Zukunft im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Die berufliche Integration von Zuwanderern ist ein entscheidendes Element für eine erfolgreiche Integration überhaupt. Sie ist Voraussetzung für eine allgemeine gesellschaftliche Teilhabe. Eine erfolgreiche Integration ist aber nicht mehr nur ein bedeutender Faktor für den sozialen Zusammenhalt in den Kommunen, sondern, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, zunehmend ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Vor diesem Hintergrund müssen wir das Potential und die besonderen Kompetenzen der in Leipzig lebenden Migranten und Migrantinnen, (z.B. Mehrsprachigkeit, spezifische kulturelle Kompetenzen, stärkere Neigung zur Existenzgründung als bei Deutschen usw.) stärker für unsere Stadt nutzen als wir dies bisher getan haben.
In der Realität sieht es jedoch anders aus!
Migrant(inn)en sind von Arbeitslosigkeit erheblich stärker betroffen als die übrige Bevölkerung. Sie haben mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen, ihr Leistungspotential und ihre Qualifikationen werden häufig nicht erkannt. Viele scheitern an starren Förderrichtlinien, unzureichender Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und mangelnder Nachfrage nach migrationsspezifischen Kenntnissen.

Aus dem eben genannten leiten sich unserer Meinung nach u.a. diverse Handlungsempfehlungen ab, die dringend mit kompetenten Partnern im ARGE-Beirat diskutiert werden müssten, wie z.B.:

  • bessere Anerkennung der von Einwanderinnen und Einwanderern mitgebrachten Berufsausbildungen und Qualifikationen
  • interkulturelle Kompetenz und Sprachkenntnisse sollten bei der Erstellung von Bewerberprofilen verstärkt hervorgehoben werden
  • Arbeitgeber müssen dafür sensibilisiert werden, die Wettbewerbsvorteile einer interkulturellen Belegschaft zu erkennen.
  • interkulturelle Kompetenzen sind bei der Planung und Konzipierung von Maßnahmen sowie bei der Beratung wichtige Schlüsselqualifikationen
  • Stärkung der ethnischen Ökonomie
  • Schaffung von Ausbildungsplätzen in Migrantenunternehmen
  • die ARGE sollte verstärkt Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einstellen
  • die Zusammenarbeit mit Migrantenselbstorganisationen ist zu empfehlen

Unser Vorschlag wäre, das Beiratsmitglied vom Netzwerk Integration – Migranten in Leipzig benennen bzw. wählen zu lassen (einen Migrantenbeirat haben wir ja leider immer noch nicht).
Das Netzwerk gründete sich im Oktober 2004 und vereint mittlerweile fast 30 Akteure aus dem Bereich der Migrations- und Integrationsarbeit.
Die Arbeitsgruppe Ausbildung und Arbeit des Netzwerkes arbeitet seit längerem sehr kompetent zu diesem Thema, z.B.

  • Nehmen zwei ARGE-Fallmanagerinnen an den Sitzungen teil
  • Wurde eine Sitzung mit der Leiterin der Optionskommune Muldentalkreis durchgeführt und festgestellt, dass dort u.a. im „Team Ausländer“ mehrsprachige Mitarbeiter mit Migrationshintergrund tätig sind
  • wird zurzeit eine Fachtagung zum Thema „Strategien zur beruflichen Integration von MigrantInnen“ vorbereitet. Hier sollen u.a. auch Praxisbeispiele aus anderen Kommunen vorgestellt und diskutiert werden.

Meine Damen und Herren, sie sehen also, Kompetenz, dieses Thema lösungsorientiert im Beirat und zum Wohle Leipzigs zu vertreten, ist ausreichend vorhanden.

Ich möchte Sie daher bitten, dem gemeinsamen Antrag meiner Fraktion, der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Linke.PDS und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zuzustimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

als ich die Vorlage zur Erhöhung der Elternbeiträge in die Hände bekam war meine erste Reaktion: Das muss abgelehnt werden.
Offensichtlich war das die Reaktion vieler Stadträte. Die Verwaltung legte uns nun eine überarbeitete Vorlage vor und korrigierte die Zahlen deutlich nach unten. Ich freue mich außerordentlich über das Bekenntnis der Stadt zu ihren kommunalpolitischen Zielen und den Mut, in Zeiten knapper Finanzen Familien zu entlasten.

Mit dem vorgelegten Zahlenmaterial habe ich mich gründlich auseinandergesetzt und nachgefragt, warum die Betriebskosten so drastisch gestiegen sind.
Ich habe erfahren, dass das Sächsische Kindergartengesetz geändert wurde. Das Gesetz regelt, welche Kosten die Kommunen auf die Eltern umlegen können und müssen. Seit diesem Jahr entfällt die gesonderte Darstellung der Personalkostenumlage. Somit fließt diese in die Berechnung der Betriebskosten mit ein.
Zwischen 20-23 % der Betriebskosten darf die Stadt auf die Elternbeiträge für Krippenkinder umlegen, 20 -30% auf die der Kindergarten- und Hortkinder.

Sicher ist eine Erhöhung um 7,91 € in der Krippe und 4,37 € im Kindergarten viel Geld.
Wenn wir die Betriebskosten in diesem Jahr aber nicht umlegen, (wie bereits in den Jahren 2000 und 2004) senken wir den prozentualen Teil in der Krippe auf 21,1 %, wie Die Linke- PDS es in ihrem Änderungsantrag vorschlägt. Es bleiben also nur noch 1,1% Spielraum. Erfolgt eine erneute Gesetzesänderung oder die Energiekosten steigen weiter drastisch an, können wir den Beitrag nur noch einmal um ca. 8,66 € absenken. Jede weitere Erhöhung müssen wir dann auf die Eltern umlegen, da gibt es keinen Spielraum und keine politischen Profilierungen mehr.

Ich vertrete die Meinung, wir sollten lieber diese vorgeschlagene Erhöhung beschließen und dafür mehr neue Betreuungsplätze schaffen. Deshalb hat meine Fraktion auch einen entsprechenden Änderungsantrag formuliert. Wir wollen die Einnahmen, die aus der Erhöhung der Elternbeiträge entstehen, zur Schaffung neuer Plätze verwenden.

Die Stadt Leipzig hat in diesem Jahr 28.690 Plätze in Krippen, Kindergärten, Horten und in der Tagespflege zur Verfügung gestellt. Im nächsten Jahr werden es wohl noch mehr sein müssen.
Ein Platz wird durch drei Bausteine finanziert: Zum einen durch Elternbeiträge, das Land reicht Zuschüsse aus und den Rest zahlt die Stadt Leipzig. Für einen Krippenplatz gibt das Land pro Monat 150 € und die Stadt zahlt 611,79 €, beim Kindergartenplatz sind es vom Land ebenfalls 150 €, die Stadt gibt 200,25 €. Für einen  Hortplatz reicht das Land 100 € aus, die Stadt zahlt 93,23 € dazu.
Zu diesen Zuschüssen kommen noch die Kosten für die Freiplätze, das waren 2005 über 10 Mio. Euro.
Damit beträgt der prozentuale Anteil der Ausgaben für Kitas an den Gesamtausgaben der Stadt Leipzig in diesem Jahr ca. 11,6 %. Man kann der Stadt also nicht vorwerfen, dass sie wenig Geld für die Betreuung von Kindern zur Verfügung stellt.

Natürlich gefallen mir die jüngsten Diskussionen der Bundes- und Landesregierung zur Einführung kostenfreier Kindergartenplätze gut. Als Grundschullehrerin sehe ich täglich, was vorschulische Bildung bringt. Nur können diese Kosten nicht auch noch auf die überschuldeten Kommunen abgewälzt werden.
Wir halten in Leipzig ein breites Angebot an Betreuungsplätzen vor, wer dringend einen Platz braucht, bekommt ihn auch. Meine Fraktion setzt sich auch weiterhin für den bedarfsgerechten Ausbau des Betreuungsnetzes ein.
Ich weiß, dass es vielen Familien, trotz der nicht ganz so dramatischen Erhöhung schwer fallen wird, die neuen Beiträge zu verkraften. Das Jugendamt prüft bei jedem, der einen Antrag stellt, ob der Betrag ermäßigt werden kann.

Mich trifft die Erhöhung der Elternbeiträge übrigens auch. Mein zweijähriger Sohn besucht die Kinderkrippe. Er fühlt sich dort sehr wohl, spielt und lernt bei kompetentem Fachpersonal, während ich arbeite.
Das Glück, eine solche Betreuungsmöglichkeit für mein Kind gefunden zu haben, ist mir dann doch den erhöhten Elternbeitrag wert.

Rednerin: Traudl Weise

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte und Gäste!

Die Vorlage, mit der wir uns heute beschäftigen wollen, hat eine lange Geschichte.
Seit 1996 arbeitet der Psychiatriekoordinator, Herr Seyde, am Thema der Euthanasie in Leipzig. Zu dieser Problematik gibt es eine Unmenge an Literatur. Aber in fast allen Publikationen wird deutlich, dass der Ursprung der Verbrechen, der Stein, der die Lawine ins Rollen brachte, in Leipzig losgetreten wurde. Am 25. Juli 1939 erlitt das erste Kind hier in Leipzig den so genannten Gnadentod.
An dieser Tatsache kommt man nicht vorbei und es wird Zeit, dass auch der Stadtrat sich mit der Problematik auseinandersetzt.

Im Behindertenbeirat machte Herr Jähnig, der Geschäftsführer des Behindertenverbandes Leipzig, auf dieses Anliegen aufmerksam. Das war im Jahr 2004.
Im Auftrag des Beirates wurde eine AG gegründet, die sich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Auf der Suche nach Unterstützung wandten wir uns zuerst an Herr Seyde. Er benannte uns zahlreiche Personen, die zu diesem Thema bereits gearbeitet haben.
Unsere erste Unterstützerin wurde Frau Dr. Munk, Chefärztin für Psychiatrie am Parkkrankenhaus Leipzig.
Auf einer Veranstaltung des Krankenhauses äußerte sich eine Betroffene, deren Vater über Dösen in Zschadrass ums Leben gekommen war. Sie hatte 2003 versucht, über die Aktion Stolpersteine ein Gedenken zukommen zu lassen und berichtete, dass ihr Ansinnen im Jahr 2003 vom Stadtrat abgelehnt wurde. Dies zeigt, wie wichtig es für mich – als Stadträtin – ist, mit dem Thema intensiv auseinander zusetzen und ich bin dankbar, dass dieser betroffenen Familie der Stolperstein im September gelegt wurde. Weitere Verbündete sind uns die Kirchen, besonders das Jugendpfarramt, das Schulmuseum, der Paulinerverein, die Architekten der Pauliner-Aula aber auch eine junge Journalistin, die am 15. November eine sehr beeindruckende Veranstaltung organisierte. Sie führte sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Das Thema Euthanasie wurde heiß diskutiert. Besonders herausgearbeitet wurde seine Aktualität und dass es falsch wäre, Euthanasie auf die Zeit des Nationalsozialismus zu beschränken. Dass entspricht  auch den Intentionen des Behindertenbeirates.

In unserer Arbeitsgruppe arbeitete von Anfang an auch der Leipziger Künstler Matthias Klemm mit. Er war Vater eines geistig behinderten Kindes und in seiner Familie lebt auch heute noch ein geistig behinderter junger Mann. Daraus erwächst seine besondere Beziehung zu unserem Thema. Deshalb war es ganz selbstverständlich, dass er uns einen Entwurf für einen Gedenkstein anfertigte.
Auf dem Gedenkstein, den der Beirat an einem zentralen Ort aufstellen möchte, soll stehen: Wider das Vergessen, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Der Beirat möchte, dass sich die zukünftige akademische Jugend mit dem Thema auseinandersetzt. Deshalb ist es unser Wunsch, dass dieser Stein in der zukünftigen Pauliner-Aula einen würdigen Platz findet.

Vor 2 Tagen hat der Behindertenverband anlässlich des Friedensgebetes in der Nikolaikirche die Kollekte für das Projekt des Beirates gesammelt, so dass ein gewisser finanzieller Grundstock vorhanden ist.
Dem Beirat ist es wichtig, dieses Gedenken auf viele verschiedene Ebenen zu legen.
Wir haben die Hoffnung, dass nicht einmalige Projekte stattfinden, sondern dass – zusammen mit Herrn Seyde – ein Prozess der Aufarbeitung stattfindet.

Zum Schluss möchte ich noch auf die Ausstellung, die das Jugendamt, zusammen mit dem Schulmuseum organisiert, hinweisen. Diese wird am 27.01.2007 im Neuen Rathaus eröffnet. Leipziger Schüler präsentieren die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Euthanasie.

Redner: Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr  Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträte,
werte Gäste!

Der nordwestliche Bereich des Brühls zwischen Richard-Wagner-Platz und Am Hallischen Tor soll neu gestaltet werden. Aus Sicht meiner Fraktion ist das dringend erforderlich, da der Brühl in dem genannten Bereich zu verkommen droht. Ein neuer Magnet im Brühl würde auch zur Belebung der Hainstraße und der Katharinenstraße im Umfeld des Bildermuseums führen. Vielleicht würden sich dann für die fehlende Randbebauung an den Ecken Investoren finden.
Städtebaulich und auch im Bewusstsein der Leipziger ist der Brühl ein wichtiger Ort, dessen Ausformung von besonderer Bedeutung für das Stadtzentrum, der guten Stube von Leipzig, ist.

Die aufkommende Aufregung ist deshalb verständlich. Es ist deshalb dringend erforderlich, Wege zu finden, die interessierte Bevölkerung in den Prozess einzubeziehen. Das gesetzlich geregelt Bebauungsplanverfahren, das mit dem Aufstellungsbeschluss bereits vor einiger Zeit eingeläutet wurde, bietet dafür den Rahmen.
Bei aller verständlichen Aufregung sollte man jedoch zur notwendigen Sachlichkeit zurück finden und gut gemeinte Einzelinteressen sorgsam von den gesamtstädtischen trennen.

Herr Günther vom Stadtforum behauptet z.B. munter, dass Standort und Gestaltung für das Bildermuseum in einem Eilverfahren durchgeführt wurden. Offensichtlich hat er sich nicht kundig gemacht, denn allein um die Standortfindung wurde fünf Jahre gestritten und auch meine Fraktion hat zu dem Thema gut besuchte öffentliche Veranstaltungen organisiert. Bei dem zweistufigen Wettbewerbsverfahren für das Bildermuseum haben weit über 500 Architekturbüros teilgenommen. Es war das größte Verfahren, was je in Leipzig gelaufen ist.  Aber auch ein noch so umfangreicher Architekturwettbewerb sichert am Ende eben kein Ergebnis, welches rundherum Zustimmung erhält.  
Das müsste eigentlich auch Herr Gormsen wissen, in dessen Amtszeit zwei Wettbewerbe zum Augustusplatz fielen und die im Ergebnis kreierten Milchtöpfe sollen ja auch nicht allen Leipzigern gefallen. Soviel zum Thema Architekturwettbewerbe als Allheilmittel. An Herrn Gormsen noch einen Rat: Ehe man seinen Nachfolgern populistische Ratschläge erteilt, sollte man doch prüfen, ob man es selbst besser gemacht hat.
Ein Problem grundsätzlicher Art ist bei der Brühlbebauung das Thema Einzelhandelsflächen. Ohne Einzelhandel wird das Vorhaben wirtschaftlich nicht darstellbar sein. Zumindest habe ich bisher noch keine anderen tragbaren Vorschläge gehört. Die zu klärende Frage ist jedoch: wie viel verträgt das Zentrum noch weitre Handelsflächen. Gespannt erwarte ich die Ergebnisse aus dem hoffentlich unabhängigen Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat.
Beim Gutachten des Handelsverbandes muss berücksichtigt werden, dass dort verständlicherweise einseitig Interessen der Mitglieder Berücksichtigung finden. Beim Umbau des Einkaufsmarktes Saale-Park hat man deshalb auch vom Händlerverband keine Proteste gehört, obwohl die Interessen der Innenstadthändler ganz maßgeblich berührt waren.

Zu den vorliegenden Anträgen ist zu sagen, dass wir dem Antrag der Linken/PDS zustimmen werden. Beim Antrag von Bündnis 90/Die Grünen könnten wir Punkt 3 zustimmen. Zum Punkt 2 habe ich Ihnen meine persönliche Auffassung mitgeteilt.

Redner: Heiko Oßwald

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren, werte Gäste,
wir haben heute eine Vorlage zu beschließen über außerplanmäßige Ausgaben für Gutachterleistungen in Höhe von 390.000 Euro. Angesichts unserer Haushaltsituation und Kürzungen in anderen Bereichen kein Kleckerbetrag.

Zum Sachverhalt. Die ernsthafte Untersetzung der in den beiden letzten Jahren beschlossenen Haushaltsicherungskonzepte, wie von uns Stadträten mehrfach angemahnt, führte zu einer enormen finanziellen Mehrbelastung der Verwaltung durch Gutachterkosten. Wie stellen wir die städtischen Beteiligungen neu auf? Wie untersetzen wir die Privatisierungsvorgaben? Wo sind im Kulturbereich noch Einsparpotenziale zu erschließen? Alles komplexe Themenfelder, die einer tiefgründigen Analyse bedurften. Wenn wir unsere Verwaltung nur noch für 36 Stunden bezahlen, andererseits schnelle und brauchbare Ergebnisse in Sachen Haushaltskonsolidierung erwarten, wird es mit dem „selber denken“ der Verwaltung bei dieser Aufgabenvielfalt schon schwierig. Daher hat unsere Fraktion aus inhaltlicher Sicht mit der Kostenüberschreitung kein Problem. Vom Verfahrensablauf her gesehen ist diese Vorlage aber inakzeptabel.Eines der wichtigsten Rechte, welches der Stadtrat innehat, ist das Budgetrecht. Der Stadtrat hat den Haushalt der Stadt Leipzig zu beschließen. Und wenn er dem Haushaltsplanentwurf der Verwaltung nicht zu 100% folgt und eigene Akzente bei Einnahmen und Ausgaben setzt, so ist das ein ganz normaler demokratischer Vorgang, den die Verwaltung zu respektieren und umzusetzen hat. Es kann daher nicht sein, dass wenn der Stadtrat einen anderen Haushaltsansatz beschließt als im Entwurf vorgesehen, die Verwaltung diesen Beschluss ignoriert und sich ihren bisherigen Planansatz über eine außerplanmäßige Ausgabe nachträglich genehmigt.
Dies zeugt von wenig Respekt vor demokratisch getroffenen Entscheidungen.
Hier hätten frühzeitig Signale aus der Verwaltung kommen müssen, dass die genehmigten Mittel nicht ausreichen und für welche Vorhaben konkret Mehrbedarfe entstehen. Diese Mittel hätten dann im laufenden Haushaltsjahr über eine gesonderte Vorlage noch vor Auftragserteilung bewilligt werden müssen. Wir erwarten, dass zukünftig diese demokratischen Spielregeln eingehalten werden. Unter dieser Maßgabe stimmen wir der Vorlage zu.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

abgesehen von der sportlichen Situation im Leipziger Fußball, stehen wir in unserer Stadt vor dem Problem zweier extrem rivalisierender Fußballvereine mit einem relativ großen Zuschauerinteresse. Dem gegenüber steht ein Fanprojekt mit einem Mitarbeiter und Räumlichkeiten für die Fans nur einer Mannschaft. Das Fanprojekt ist zuständig für beide Vereine und versucht diesen Spagat auch umzusetzen, anders als es der Titel des ursprünglichen Antrags vermuten lässt.

An dieser Stelle möchte ich gar nicht alle Vorfälle mit gewalttätigem oder rassistischen Hintergrund der letzten zwei Jahre auflisten die über die Medien kommuniziert wurden, denn das alleine würde den Rahmen meiner Redezeit sprengen. Zu den Vorfällen, die über die Medien kommuniziert wurden, kommen noch zahlreiche Vorfälle die nicht erwähnt wurden.

Unser Ziel, aber auch das Ziel der Vereine muss es sein Gewalt und Rassismus abzubauen bzw. einzudämmen, darüber hinaus muss die Rivalität der Vereine auf ein gesundes Maß reduziert werden. Ein Teil kann dazu ein erweitertes Fanprojekt beitragen, über das beide Vereine betreut werden können. Das heißt mindestens eine weitere Sozialarbeiterstelle und Räumlichkeiten für beide Fangruppen (auch die bestehenden Räumlichkeiten sind stark sanierungsbedürftig).

Eine Erweiterung alleine macht jedoch keinen Sinn, da zur Erweiterung ein Konzept gehört wie der zunehmenden Gewalt und dem Rassismus begegnet werden können. Die beiden Vereine Sachsen Leipzig und Lok Leipzig müssen an der Erweiterung und dem konzeptionellen Aufbau des Fanprojekts mitwirken. Zusätzlich müssen beide Vereine ihren Beitrag (auch finanziell) leisten. Das werden sie jedoch nur dann tun, wenn sie sicher sind, dass diese Gelder auch in die Fanarbeit ihres Vereins fließen.

Die SPD Fraktion zieht ihren Änderungsantrag zurück.