Rede zur Vorlage „Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal: Standortvorschlag und Wettbewerbskonzeption“ in der Ratsversammlung am 16. Juni 2022

Redner: Christian Schulze, Stadtrat

Christian Schulze

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
geehrte Damen und Herren Beigeordnete,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

nun gilt es zum wiederholten Mal: Die Verwaltung legt uns einen neuen Standort- und Verfahrensvorschlag  für das Freiheits- und Einheitsdenkmal vor.

Wir haben im September 2021 beschlossen, die Stiftung Friedliche Revolution mit der Organisation des Beteiligungsprozesses zu beauftragen. Ich finde, die Stiftung hat mit Unterstützung einer Agentur einen guten Job gemacht. Erstmalig ist in Leipzig ein Kommunaler Bürgerrat auf Grund von Zufallsauswahl zum Einsatz gekommen. Dieser hat sich mehrfach getroffen und am Ende mehrheitlich vorgeschlagen, den Wilhelm-Leuschner-Platz für ein wie auch immer geartetes Denkmal ins Auge zu fassen. Besonders wichtig ist mir, dass konkret festgelegt wurde, dass natürlich künstlerische Bezüge zu anderen Orten der friedlichen Revolution hergestellt werden sollen, können, vielleicht sogar müssen.

Also nur Mut, liebe Kolleginnen und Kollegen. Es geht nicht um ein Denkmal im herkömmlichen Sinne. Wir reden nicht über große Steinkolosse, seien es Reiterstandbilder, wie der Alte Fritz unter den Linden in Berlin, oder irgendwelche Siegessäulen oder Ähnliches.

Ich hoffe auf künstlerische Ideen, die die Gesamtgestaltung des Platzes im Blick haben, mit viel Grün, vielleicht auch mit Wasser und Kommunikationsorten, die uns Menschen zusammenbringen und nachfolgenden Generationen, wie auch immer, vermitteln, dass es nicht selbstverständlich ist, in Frieden und Freiheit und Demokratie zu leben.

Ich denke, wir täten gut daran, dieser Vorlage eine anständige Mehrheit zu verschaffen. Wichtig ist und bleibt, unsere Leipziger Bevölkerung mitzunehmen. Es muss erklärt werden, dass es hier um mehr geht als um die Erinnerung an die Leipziger Demonstrationen. Da würde vielleicht tatsächlich der Nikolaikirchhof reichen. Nein, hier geht es um mehr: Demokratie in ganz Deutschland, Überwindung der deutschen Teilung und Erinnerung an unseren Aufbruch nach Europa.

Manchmal ist auch so, dass der Stadtrat Beschlüsse fassen muss, die aktuell eventuell mehrheitlich in der Bevölkerung negativ diskutiert werden.

Ich erinnere an drei wichtige Entscheidungen in den ersten 20 Jahren nach der friedlichen Revolution:  Die Verlegung der neue Messe auf das Neue Messegelände. Dann der Beschluss, den Bahnhof umzubauen und Gleise für ein Parkhaus im Bahnhof zu opfern und noch ein Einkaufszentrum zu installieren. Nicht zuletzt der Beschluss einen Tunnel für 4 Stationen zu bauen.

Ich war jedes Mal dabei, habe erlebt wie Mitglieder dieses Stadtrates innerhalb und außerhalb des Parlaments gegen die genannten Projekte zu Felde zogen, um dann zur jeweiligen Einweihung  beim Sektempfang, die ersten waren, die nach den Gläsern griffen und stolz wie Bolle waren, was wieder Tolles geworden ist.

Wenn dann, nach unserem heutigen, hoffentlich positiven Beschluss, das Denkmal gelegentlich eingeweiht wird, werden wir es wieder erleben.

Ich bitte also diejenigen, die eigentlich heute ablehnen wollen, sich einen Ruck zu geben und zuzustimmen. Dankeschön.