Rede zur Vorlage “Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig” und zum Antrag “9. Oktober als städtischer Feiertag in Leipzig”
Redner: Manfred Rauer, Stadtrat
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste!
Verantwortung übernehmen
Aufarbeiten verstärken
Gedenken vertiefen –
so überschreibt die Bundesregierung ihr Gedenkstättenkonzept.
Wir haben heute eine Vorlage des Oberbürgermeisters und einen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, welche sich diesem Thema zuwenden
Einer Sache, einer Person oder eines Ereignisses zu gedenken heißt den Versuch zu unternehmen, sie nicht dem Vergessen anheim zu geben und für die Nachwelt zu bewahren.
Der 9.Oktober 1989 ist so ein herausragendes Ereignis. An diesem Tag wurde Demokratiegeschichte geschrieben und ein politisches System begann zu wanken und war wenige Monate später in weiten Teilen von der politischen Landkarte verschwunden. Dazu bedurfte es zweifellos mehrerer Ursachen, aber auch des Mutes von einigen zehntausend Frauen und Männern an diesem Tag.
Solche Tage sind selten in der Geschichte, wir können sagen, wir haben einen erlebt.
Wie gehen wir aber mit dem Gedenken um an dieses Ereignis, worin besteht unsere Verantwortung späteren Generationen gegenüber bei der Aufarbeitung, um die richtigen Lehren daraus zu ziehen?
In der zitierten Konzeption werden drei Institutionen aus Leipzig beispielhaft aufgeführt, die sich explizit dieser Aufgabe widmen: Das Zeitgeschichtliche Forum, das Museum an der “Runden Ecke” und das Archiv Bürgerbewegung. Darin kommt eine große Anerkennung für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und dieser Region zum Ausdruck! Das ist eines der oft zitierten Alleinstellungsmerkmale die es zu nutzen gilt.
Gedenken braucht aber auch Symbole. Eine Demokratie, zumal die deutsche, tut sich damit schwer, sie setzt auf Vernunft und Überzeugung. Die Gefühle werden dabei schnell vernachlässigt und dann von politisch extremen Richtungen ausgenutzt. Lassen wir das nicht zu!
Ein Denkmal in Leipzig zur Erinnerung an diesen historischen Tag soll den Nachgeborenen von diesem Ereignis künden.
Der Bundestag hat mit seinem Beschluss, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin zu errichten, den Weg dazu geebnet. Es soll an die friedliche Revolution, die Wiedergewinnung der deutschen Einheit, aber auch an die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte erinnern. In diesem historischen Kontext steht Leipzig. Geplant sind dabei auch Hinweise auf andere Orte der friedlichen Revolution, wobei Leipzig wegen seiner herausragenden Rolle im Herbst 1989 eine besondere Bedeutung zukommt.
Ein Denkmal nur in Berlin würde dazu führen, dass man in kurzer Zeit nur noch an den Fall der Mauer und die Herstellung der Einheit denkt und die Ereignisse im Vorfeld, die aber für die Identifikation der Ostdeutschen so wichtig sind, vernachlässigt. Diesen Geschichtsverlust sollten wir nicht hinnehmen!
Das geschieht aber nicht im Selbstlauf und kann auch nicht von einzelnen Personen geschafft werden. Bundestagsabgeordnete wie Rainer Fornahl, ehemals Mitglied dieses Hauses, und Gunter Weißgerber haben gemeinsam mit anderen ostdeutschen Abgeordneten anderer Parteien so manches dicke Brett in Berlin gebohrt. Professor Reiner Eckert hat seinen Einfluss als Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums und als Mitglied anderer Gremien geltend gemacht.
Jetzt ist aber der Stadtrat gefordert. Es gilt ein Bekenntnis abzugeben zu einem Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig in Trägerschaft des Bundes, damit die Zusagen von Bundesseite, die bestehen, auch eingelöst werden können.
Stehen wir zu unserer Geschichte und zeigen wir den Willen das auch äußerlich deutlich zu machen.
Berlin präsentiert sich 2009 als nationales Symbol und ist mit seinen Vorbereitungen weit fortgeschritten. Es gilt für Leipzig diesen Abstand nicht größer werden zu lassen.
Dazu bedarf es zügig der Erarbeitung einer Konzeption für das Jubiläumsjahr 2009 und darüber hinaus.
Es gilt die vielfältigen Veranstaltungen verschiedener Gruppen zu koordinieren und zu einem Gesamtkonzept zu vereinigen.
Die Bürgerinnen und Bürger haben im Herbst 1989 weit über die Stadtgrenzen hinaus gewirkt und deshalb schaut man auch heute noch mit besonderem Interesse auf uns, erweisen wir uns dessen würdig!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!