Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Stadtrat Christopher Zenker

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

am 21.August 1996 beschloss die Ratsversammlung, das Gelände Bornaische Str. 54 mit den darauf befindlichen Gebäuden der Alternativen Wohngenossenschaft Connewitz zu übertragen. Dies war aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse jedoch nicht möglich. Mit den Erbpachtverträgen sollte erreicht werden, dass die sozialen und kulturellen Projekte, die schon damals fast 5 Jahre auf dem Grundstück ansässig waren, nicht gefährdet werden. Inzwischen sind weitere 10 Jahre vergangen, die einzelnen Projekte sind tief verwurzelt, nicht nur im Stadtteil sondern gerade auf diesem Gelände. Neben der Kinder- und Jugendwerkstatt, die Kindern und Jugendlichen eine attraktive und kreative Freizeitgestaltung bietet, sind hier viele Möglichkeiten der kreativen Freizeitgestaltung entstanden. Auch verschiedenes Kleingewerbe hat sich hier angesiedelt. Im Vorderhaus wird sozialer Wohnraum zur Verfügung gestellt. Die Symbiose aus Sozialem, Kunst, Kultur und Gewerbe an einem Ort bietet allen Nutzern und Besuchern einzigartige Möglichkeiten. Neben den beiden Stellen im Jugendclub sind bis heute 12 Arbeitsplätze und 2 Ausbildungsplätze entstanden.

Seit dem 1.März 2005 gehört das Gelände einem privaten Eigentümer, der inzwischen bereit ist, dass Grundstück für 320.000 € zu verkaufen. Bei diesem Preis handelt es sich um einen politischen Preis, der unter normalen Umständen sicher niedriger ausgefallen wäre.

Wir entscheiden heute also darüber, ob auf dem Gelände auch in Zukunft soziokulturelles Leben stattfindet oder ob wir die gewachsen Strukturen mit einem Schlag der Auflösung preisgeben. Denn ohne den Zuschuss wird es für die Nutzer unmöglich, die nötigen Eigenmittel aufzubringen. Mit den 85.000€ trägt die Stadt nur einen geringen Teil der Kaufsumme, dass heißt die Nutzer müssen einen Kredit von 235.000 Euro aufnehmen und zusätzlich Bürgschaften von bis zu 100.000€ abgeben.
Stimmen wir zu, setzen wir den Stadtratsbeschluss von 1996 um. Wir sollten als verlässlicher Partner auftreten, denn auch die Nutzer haben sich auf diesen Stadtratsbeschluss verlassen und bis heute 100.000€ und viel Zeit in die Gebäude investiert.

Wir fordern immer wieder bürgerschaftliches Engagement und haben heute Gelegenheit, dieses zu unterstützen. Denn das was in der Bornaischen Straße 54 stattfindet, ist ein sehr gutes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Keines der Projekte, die Jugendwerkstatt ausgenommen, wurde durch die öffentliche Hand gefördert und die Handelnden gehen ein hohes finanzielles Risiko für den Erhalt der Projekte ein.

Connewitz ist vielleicht der kulturell vielfältigste Stadtteil in Leipzig. Auch gesellschaftlich ist Connewitz einer der bestdurchmischten Stadtteile, Gutverdienende und Einkommensschwache leben hier miteinander.
Connewitz ist für alle ein attraktiver Stadtteil. Zu dieser Attraktivität tragen auch die Projekte auf dem Gelände der Bornaischen Straße 54 bei.

Weltoffenheit, kulturelle Vielfalt aber auch soziale Vielfalt sind eine Bereicherung und keine Last. Wir wollen die Vielfalt und bürgerschaftliches Engagement stärken. Wir wollen die 14 Arbeitsplätze erhalten und wir wollen dazu betragen, Kindern- und Jugendlichen die Möglichkeit auf eine attraktive und kreative Freizeitgestaltung zu geben.

Sollte der Stadtrat der Vorlage heute zustimmen, wird schon morgen der Kaufvertrag unterschrieben und wir sind der Sicherung der Projekte einen großen Schritt näher. Sollte der Stadtrat die Vorlage heute ablehnen droht Ende März eine Räumungsklage und die Projekte sind ernsthaft bedroht.

Ich bitte Sie, sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte, der Vorlage heute zuzustimmen. Die SPD-Faktion wird dies mit großer Mehrheit tun.

Rednerin: Stadträtin Ute Köhler-Siegel

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr amt. Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

im letzten Jahr, wie auch in den Vorjahren wurde deutlich, dass die Zahl der Kinder in der Stadt Leipzig weiter zunimmt. Genau so war und ist es eine Tatsache, dass die finanzielle Situation angespannt bleiben würde.

Wir wollen und müssen dennoch Investitionen tätigen, die für unsere Zukunft wichtig sind, auch um ein Zeichen zu setzen, dass nicht in allen Bereichen pauschal gespart werden kann.

Wir benötigen weitere zusätzliche Kita-Einrichtungen, um ausreichend Platzkapazitäten für die Betreuung unserer Kinder zu schaffen.

Im letzten Herbst wurden die Schwerpunkte der zukünftigen Stadtentwicklung in den strategischen Zielen formuliert. Genau in die dabei gesetzten Prioritäten fällt der Neubau einer Kindertageseinrichtung an zentraler Stelle in Leipzig.

Nur durch attraktive und flächendeckende Betreuungsangebote werden wir erreichen, dass junge Familien in Leipzig wohnen und arbeiten können.
Auch wegen der angespannten Situation bezüglich der Zahl der Betreuungsplätze in einigen Stadtbezirken, benötigen wir neue Einrichtungen. Unser Antrag, eine neue Kita zentrumsnah zu bauen, kommt insbesondere auch den Eltern entgegen, die dort arbeiten.

Die Verwaltung hat in der Bedarfsplanung für Kindertagesstätten für das Jahr 2006 die Schaffung zentrumsnaher Betreuungsplätze und den Neubau einer Kindertageseinrichtung bereits berücksichtigt.
Insofern befindet sich unser Antrag in der Umsetzung.
Deshalb verzichten wir gern auf eine Abstimmung über diesen Antrag.

Redner: Prof. Dr. Thomas Fabian, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Damen und Herrn Stadträte,
werte Gäste,

wer auf Arbeitslosengeld II angewiesen ist, verfügt über wenig Geld. Wer sich in einer solchen Lebenslage befindet, dem hilft jeder noch so geringe Betrag, und den schmerzt jede Verringerung seiner finanziellen Mittel. Insofern kann ich den Antrag der Fraktion der Linkspartei, den Empfängern von Arbeitslosengeld II im Rahmen der Kosten für Unterkunft und Heizung auch die Kosten für Warmwasser zu erstatten, gut verstehen. Auch die Auffassung, dass die Bereitstellung von Warmwasser in der heutigen Zeit zu den Grundausstattungen einer Wohnung in Deutschland gehört, kann ich nachvollziehen.

Aus der Zuordnung der Betriebskosten für Heizung zu den Unterkunftskosten folgt allerdings nicht, dass dies auch bei den Kosten für Warmwasser der Fall sein muss. Die Zuordnung der Heizungskosten zu den Kosten der Unterkunft gründet nämlich nicht in einer zwingenden Verknüpfung mit der Wohnungsnutzbarkeit, sondern erfolgte pragmatisch aufgrund der üblichen Verknüpfung mit der an den Vermieter zu leistenden Zahlung.

Das Urteil des Sozialgerichts Mannheim vom 3. Mai 2005, dass alle Aufwendungen, die mit einer Unterkunft in untrennbarem Zusammenhang stehen und für deren bestimmungsgemäßen Gebrauch erforderlich sind – also auch die Versorgung mit warmem Wasser -, zusätzlich zu der Regelleistung zu zahlen sind, widerspricht der sonstigen Rechtsprechung und kann daher nicht Anlass sein, die Praxis in Leipzig zu ändern.

Eine Erstattung der Kosten für Warmwasser im Rahmen der Kosten für Unterkunft und Heizung würde demnach einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung vorgreifen. Im Unterschied zur Antragstellerin gehe ich nicht davon aus, dass sich die diesbezügliche bisherige Rechtsauffassung, nämlich dass die Kosten für Warmwasser dem Regelsatz zuzuordnen sind, ändern wird.
Eine Mehrbelastung des Haushaltes in Höhe von ca. 6 Millionen Euro im Jahr ist angesichts der Anstrengungen, die ja auch von der Fraktion der Linkspartei unterstützt werden, nämlich den Haushalt zu konsolidieren, nicht vertretbar – insbesondere dann, wenn es sich um eine freiwillige Leistung handeln würde.

Die SPD-Fraktion wird diesem Antrag nicht zustimmen.

Redner: Prof. Dr. Thomas Fabian, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr amtierender Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herrn Stadträte,
werte Gäste,

die Ratsversammlung hat mit dem Haushaltssicherungskonzept beschlossen, bei der Vereinsförderung im Jahr 2006 eine Million Euro einzusparen. Wir waren über diesen Beschluss alles andere als glücklich. Aber er war wohl nicht zu umgehen.

Der Beigeordnete Herr Jung hat die schwierige Aufgabe übernommen, dafür eine Vorlage zu erarbeiten. Nach seinem Konzept sollen die Kürzungen entsprechend der Pflichtigkeit der jeweiligen Aufgabe und unter Berücksichtigung der strategischen Ziele der Leipziger Kommunalpolitik unterschiedlich hoch ausfallen. Das erscheint sinnvoll. Die Alternative wäre eine Kürzung „mit dem Rasenmäher“ um 6,35 % über alle Vereine und Verbände hinweg. Das hätten wir nicht gewollt.

Die Frage ist jedoch, ob die Zuordnungen der Förderungen im Einzelnen richtig erfolgt sind. Zunächst ist festzustellen, dass die meisten Förderungen den Pflichtaufgaben, einige sogar den Weisungsaufgaben zugeordnet wurden. Die Kürzungen dieser Förderungen um 3,8 % bzw. um nur 1,5 % bei den Weisungsaufgaben fallen also deutlich geringer aus als von vielen Vereinen und der Öffentlichkeit befürchtet. Von den knapp 15 Millionen Euro im Planansatz wurden weniger als zwei Millionen, also ungefähr ein Achtel der Gesamtfördersumme, den freiwilligen Aufgaben zugeordnet. Die Kürzungen sind dann allerdings nicht unerheblich, besonders wenn kein Bezug zu einem strategischen Ziel gesehen wurde. In diesen Fällen soll um elf bzw. 15 % gekürzt werden.

Wie so oft, steckt auch diesmal der Teufel im Detail: Anhand welcher Kriterien werden die einzelnen Förderungen den vier Kategorien und damit den Prozentwerten, um die gekürzt werden soll, zugeordnet? Schon bei der Gewichtung der Pflichtigkeit sind unterschiedliche Einschätzungen möglich. Handelt es sich noch um eine freiwillige oder schon um eine Pflichtaufgabe? Richtig schwierig wird es, wenn auch noch eine Beurteilung im Hinblick auf die strategischen Ziele der Leipziger Kommunalpolitik vorgenommen werden soll. Hier habe ich noch eine Reihe von Fragen und Zweifeln. Ungeklärt ist jedenfalls, wann einzelne Förderungen geeignet sind, die Erfüllung strategischer Zielsetzungen zu beeinflussen.

Unterversorgungen, aber auch Überversorgungen müssen vermieden werden, Fehlversorgungen dürfen erst recht nicht erfolgen. Insofern begrüßen wir es, dass nunmehr eine interfraktionelle Arbeitsgruppe gemeinsam mit der Verwaltung einen Vorschlag für die Vereinsförderung systematisch erarbeiten soll. Deshalb haben wir darauf verzichtet, einen Änderungsantrag zu dieser Vorlage zu stellen. Bei den Sportvereinen und den Bürgervereinen wurden bereits Korrekturen vorgenommen, was wir ebenfalls sehr begrüßen, da diese Vereine wichtige Aufgaben erfüllen.

In diesem Zusammenhang möchte ich etwas zu den Förderungen anmerken, die dem Referat Ausländerbeauftragter zugeordnet sind: Ich kann nicht nachvollziehen, warum man diese Förderungen, bei denen es sich fast ausnahmslos um kulturelle Veranstaltungen handelt, nicht dem Kulturamt zugeordnet hat. Abgesehen davon, dass es mir wenig sinnvoll erscheint, zwischen inländischer und ausländischer Kultur zu unterscheiden, hätte ich an dieser Stelle eher Projekte mit integrationspolitischen Aufgaben im engeren Sinne vermutet.

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen möchte, dass die Kürzungen bei einigen Förderungen niedriger ausfallen, weil es zu pauschalen Einordnungen gekommen sei. Wir werden ihren Änderungsantrag ablehnen, da er in sich nicht schlüssig ist. Folgerichtig wäre es nämlich gewesen, auch zu beantragen, bestimmte Förderungen niedriger einzustufen, statt nur als Lobbyist für bestimmte Vereine aufzutreten.

Meine sehr geehrten Damen und Herrn, diese Vorlage allein als Beitrag zur Haushaltssicherung zu betrachten, wäre zu kurz gegriffen. Nein, die vierzig Seiten lange Liste der Förderungen ist auch ein Beleg dafür, dass die vielgestaltige Arbeit der Vereine gestärkt und das große Bürgerengagement aktiv unterstützt werden. Die zahlreichen Vereine leisten unverzichtbare Beiträge zum sozialen und kulturellen Leben in Leipzig. Wir wollen auch bei angespannter Haushaltslage die Vereinsförderung unbedingt beibehalten. Sie ist wichtiges Mittel bei der kommunalpolitischen Gestaltung unserer Stadt. Die Vorlage weist den richtigen Weg für sachgerechte und durchschaubare Vereinsförderung. Dafür ist dem Beigeordneten Herrn Jung zu danken.

Die SPD-Fraktion wird der Vorlage in der aktuellen Fassung zustimmen.

Redner: Prof. Dr. Thomas Fabian, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr amtierender Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

„Deutschland ist ein reiches Land. Der großen Mehrheit der hier lebenden Menschen geht es gut. Aber Armut und soziale Ausgrenzung sind nicht nur Randphänomene, Armutsrisiken können auch die Mitte der Gesellschaft bedrohen.“ So lauten die ersten drei Sätze des zweiten Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung mit dem Titel „Lebenslagen in Deutschland“. Die Ergebnisse dieses Berichts zeigen, dass soziale Ungleichheit in den letzten Jahren gewachsen ist.

Offensichtlich werden immer breitere Bevölkerungskreise von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Dies gilt auch für Leipzig. Wir brauchen nur einen Blick in den Jahresbericht Sozialhilfe 2004, der heute als Informationsvorlage auf der Tagesordnung steht, zu werfen, oder uns die Zahl der ALG-II-Bedarfsgemeinschaften vor Augen zu halten, um diesen Trend zu erkennen. Ich möchte lediglich ein Ergebnis aus dem Jahresbericht zur Sozialhilfe herausgreifen: Jedes fünfte Kind im Alter zwischen drei und sieben Jahren war im Jahr 2004 auf Sozialhilfe angewiesen.

Es hilft den betroffenen Menschen wenig, wenn darüber gestritten wird, ob das Konzept der relativen Armut heute überholt und das eigentliche Problem die soziale Ausgrenzung sei. Selbstverständlich ist Geld nicht alles. Mangelnde Bildung ist gewiss eines der Hauptprobleme von Bevölkerungsgruppen, die sich am Rand der Gesellschaft bewegen. Wir würden aber einen großen Fehler begehen, wenn wir die Zusammenhänge zwischen materieller Armut und anderen Formen der Benachteiligung übersehen.

Es gehört zu den Aufgaben der Kommunalpolitik, sozialer Ausgrenzung entgegenzuwirken und die Chancen für soziale Teilhabe von Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen zu verbessern.

Der Leipzig-Pass ist eine sehr gute Möglichkeit, Menschen mit geringem Einkommen individuell zu fördern. Mit finanziellen Vergünstigungen bei Eintrittspreisen in städtischen Kultureinrichtungen und Zuschüssen für die Kinder- und Schülerspeisung wird sozialer Ausgrenzung entgegengewirkt.

Der Leipzig-Pass hat sich bewährt und soll weitergeführt werden. Allerdings werden wir einer Absenkung der Zuschüsse für die Verpflegung in Kindertagesstätten und für die Schülerspeisung in der von der Verwaltung vorgesehenen Höhe nicht zustimmen. In der Vorlage werden mehrere wichtige Gründe genannt, warum der Speisungszuschuss auch weiterhin gewährt werden soll. Der Speisungszuschuss erfüllt jedoch erst dann seinen Zweck, wenn er in einer relevanten Höhe erfolgt. Eine erhebliche Kürzung ist also aus gesundheits- und bildungspolitischer Sicht nicht vertretbar.

Die SPD-Fraktion hat sich mit der Fraktion der Linkspartei und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf eine gemeinsame Neufassung der Änderungsanträge 1 bis 3 verständigt. Wir beantragen also, die Kürzungen bei den Zuschüssen für die Verpflegung in Kindertagesstätten und für die Schülerspeisung auf zehn bzw. elf Cent zu begrenzen. Da der Speisungszuschuss den größten Teil der Kosten verursacht – die meisten anderen Vergünstigungen führen nur zu Mindereinnahmen – werden wir also angesichts der schwierigen Haushaltslage eine geringfügige Kürzung dieses Zuschusses akzeptieren. Damit werden die Kosten für den Leipzig-Pass im Jahr 2006 zwar nicht gesenkt, aber auch nicht wesentlich gesteigert.

Die CDU-Fraktion möchte den Leipzig-Pass grundsätzlich verändern. Vergünstigungen zugunsten elementarer Bedürfnisse sollen Vorrang vor Vergünstigungen für Freizeitangebote erhalten. Vergünstigungen, die unmittelbar Kindern und Jugendlichen zugute kommen, sollen ebenfalls Vorrang erhalten. Dazu ist folgendes zu sagen: Der Leipzig-Pass dient nicht vorrangig der Befriedigung elementarer Bedürfnisse, dafür gibt es Sozialhilfe und andere staatliche Transferleistungen. Der Leipzig-Pass soll vielmehr die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben erleichtern, und zwar persönlichen Interessen entsprechend – dazu kann auch der Besuch des Gohliser Schlösschens gehören – und für alle Altersgruppen. Der Leipzig-Pass sollte nicht auf einen Leipziger Kinder-Pass begrenzt werden.

Die SPD-Fraktion wird nach Annahme der Neufassung der Änderungsanträge 1 bis 3 der Vorlage in der Fassung vom 22. November 2005 zustimmen.

Redner: Axel Dyck, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr amtierender Oberbürgermeister,
werte Kollegen und Kolleginnen, liebe Gäste!

Die SPD-Fraktion wird den Antrag der Herren Morlok und Achminow ablehnen und wir fordern alle Stadträte auf, dies ebenfalls zu tun.

Seit Anfang 2000 war Herr Dr. Fischer in verschiedenen beruflichen Funktionen als Mitarbeiter bei der LVB beschäftigt. Seit 2003 ist er Geschäftsführer der VCL. Ein unmittelbares Arbeitsverhältnis zwischen Dr. Fischer und der LVB besteht nicht. Da helfen auch keine gesellschaftsrechtlichen Sandkastenspiele, die daraus ein anderes Anstellungs- und Abhängigkeitsverhältnis konstruieren würden. Die LVB und die VCL stehen nun mal in wirtschaftlichem Bezug zur Stadt Leipzig nicht als deren Töchter dar.
Rechtssicherheit als ein sehr hohes Gut in Deutschland sollte auch an dieser Stelle nicht zu Gunsten parteipolitisch gefärbter Argumente geopfert werden.

Im Zeitraum 2000 bis 2004 wurde kein Hinderungsgrund festgestellt, weder hier aus dem Rat heraus, noch seitens des RP. Das gleiche Ergebnis wurde nach seiner erneuten Wahl in den Stadtrat 2004 festgestellt. Randnotiz: Für die LVZ war das Kungeln im Leipziger Modell. Nun aber gelten die damaligen Einschätzungen bei gleicher Rechtslage für einige nicht mehr – Fragezeichen oder Ausrufezeichen. Auch die Rechtsaufsichtsbehörde agiert in diesem Zusammenhang offensichtlich nicht widerspruchsfrei. Unglücklich sind dabei Statements von herausragenden Mitarbeitern des RP gegenüber der Presse während eines laufenden Verfahrens, wobei man daraus schnell eine Befangenheit im konkreten Fall ableiten könnte. Aber das RP legt die Entscheidung richtigerweise in die Hände des Stadtrates.
Da wir Mitglieder des Stadtrates auf juristischen Beistand angewiesen sind, die wenigsten sind juristisch ausgebildet, manche helfen sich mit subjektiven Wunschinterpretationen darüber hinweg, können wir nur an Hand uns übergebener Rechtsgutachten eine Wertung vornehmen. Und diese sind eindeutig. „Es liegen keine Hinderungsgründe vor.“

Rednerin: Dr. Anke Kästner, jugendpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr amtierender Oberbürgermeister,
werte Damen und Herren Beigeordnete,
Kollegen und Kolleginnen, liebe Gäste,

im August dieses Jahres wurde der Öffentlichkeit von der Bundesregierung der 7. Familienbericht, vorgestellt. Zentrales Thema dieses Berichtes ist die Balance von Familien- und Arbeitswelt im Lebensverlauf. Ein Thema, das für die Zukunft unseres Landes insofern von großer Bedeutung ist, da:
1. die demografische Entwicklung in Deutschland tief greifende wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Folgen haben wird und
2. Deutschland, anders als andere europäische Länder, den rasanten Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft verschlafen hat.

Vor diesem Hintergrund muss dringender denn je eine gesellschaftliche Debatte darüber geführt werden, dass die in unserem Land vorherrschende Ansicht, Familie sei eine reine Privatangelegenheit nicht mehr zeitgemäß ist. Das Gegenteil ist der Fall!
Wenn es darum geht, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen, würde diese Sichtwiese ein klarer Standortnachteil sein. Denn mit dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft entsteht eine völlig neue Arbeitsinfrastruktur – mit neuen Berufsbildern, die insbesondere auch den Frauen neue Beschäftigungsmöglichkeiten bietet.Bei den Debatten um verlängerte Arbeits- oder Ladenöffnungszeiten werden nach wie vor die Konsequenzen für die Familien nicht mit diskutiert. Dies war ein Grund für die SPD-Fraktion ein „Modellprojekt zur Erweiterung der Öffnungszeiten von Kindertagesstätten“ zu beantragen, das ab Januar 2006 vom Kinderschutzbund umgesetzt wird.

Warum erzähle ich Ihnen das alles?Die Stadt Leipzig hat im Deutschland weiten Vergleich die neuen Erfordernisse einer modernen Familienpolitik früh erkannt. Hier möchte ich beispielhaft auf die Einrichtung eines „Kinder- und Familienbeirates“ und den „Leipziger Kinder- und Familienfreundlichkeitscheck“ verweisen. Besonders deutlich wird dies, durch die strategischen Ziele der Kommunalpolitik, die wir beschlossen haben.Das darin enthaltene Ziel der ausgeglichenen Altersstruktur wird zwangsläufig das intensivere Bemühen um Familien mit Kindern zur Folge haben müssen. Ich erinnere mich noch sehr genau an die Befürchtungen bzw. Voraussagen, übrigens aus allen Fraktionen und auch aus Teilen der Verwaltungsspitze, darüber, ob diese Willensbekundung denn jemals praktische Relevanz haben wird.Es ist deshalb umso erfreulicher, dass bereits so kurze Zeit nach der Beschlussfassung der Strategischen Ziele, mit der Drucksache IV/1286 ein konkreter und qualitativ viel versprechender Verfahrensvorschlag seitens der Verwaltung vorliegt.

Viel versprechend deshalb, weil in der vorliegenden Drucksache zwei wichtige Handlungs- bzw. Entscheidungsträger für das Themengebiet „Familienfreundliche Stadt“ erstmalig eine Zusammenarbeit vereinbaren und festschreiben. Dadurch werden unterschiedliche Kompetenzen gebündelt und hoffentlich Synergien genutzt.
Beim „Kinder- und Familienbeirat“ handelt es sich eher um eine „Initiative von Oben“, die über große politische Erfahrung und entsprechende Netzwerke verfügt.
Bei der „Familienstadt Leipzig“ hingegen handelt es sich um eine „Initiative von Unten“, die mittlerweile aus ca. 40 lokalen Bündnispartnern besteht.
Von besonderer Bedeutung ist hierbei, dass ungefähr die Hälfte der Bündnispartner aus dem Bereich der Wirtschaft kommt. D.h., sie identifizieren sich bereits seit geraumer Zeit mit dem Thema „Familienfreundliche Stadt“ und wirken so als Multiplikatoren in der Stadt.

Durch die geplante Vorgehensweise haben wir in Leipzig gute Möglichkeiten, das folgende Zitat von Susanne Gaschke mit Leben zu füllen: „Eltern werden nicht länger als Bedürftige wahrgenommen, deren Behinderung durch Kinder der Staat kompensiert. Familie ist vielmehr ein positiver und notwendiger Beitrag zur ökonomischen und demografischen Zukunft des Landes“.

Für die Ebene der Kommunalpolitik bedeutet das, Familien dürfen nicht länger nur als Empfänger von Leistungen betrachtet werden, sondern müssen im Gegenteil als „Investoren“ gesehen und auch so behandelt werden. Es müssen nicht nur qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsangebote bereitgehalten, sondern auch neue Wohn-, Freizeit- und Arbeitsformen entwickelt werden.
Dieser umfassenden Herangehensweise trägt die vorliegende Drucksache durch die thematische Schwerpunktsetzung der geplanten Arbeitsgruppen Rechnung.

Meine Damen und Herren,
ich wünsche allen beteiligten Akteuren möglichst unvoreingenommene und „über den eigenen Tellerrand hinaus blickende“ Diskussionen sowie Ziel führende Handlungsempfehlungen.

In diesem Sinne wird die SPD-Fraktion der Vorlage zustimmen. Vielen Dank!