Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Rednerin: Katharina Schenk, Stadträtin der SPD-FraktionKatharina_Schenk2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte!

Bewegungsparcours in jedem Stadtbezirk errichten:

„Wir freuen uns, dass unser Vorschlag in Sachen Bewegungsparcours nun Eingang ins Verwaltungshandeln findet. Das Thema Sport und Bewegung im öffentlichen Raum ist uns wichtig und wir sind zuversichtlich, dass mit entsprechender Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig etwas zur sportlichen Gestaltung des öffentlichen Raums getan werden kann.

Wohnortnah und kostenfrei soll es künftig den Bürgerinnen und Bürgern möglich sein, etwas für ihre motorischen Fähigkeiten und ihre allgemeine Fitness zu tun. Bisher lag unser Fokus auf dem Kinder- und Jugendsport. Das ist gut und richtig. Angesichts der demografischen Entwicklung sollten wir aber auch entsprechende Möglichkeiten für die anderen Bevölkerungsgruppen schaffen.“

Leipzig ohne Plastiktüten:

„Für mich geht mit diesem Antrag ein langer Weg zu Ende. Mein Selbstversuch in Sachen Plastikfasten begann 2014. Aus meinem Anliegen wurde eine Petition, aus der Petition schließlich ein Antrag im Stadtrat. Es ist nun sehr schade, dass wir keine umfassenden konkreten Maßnahmen vereinbart haben. Die Informationskampagne ist immerhin ein erster Schritt. Da die weiteren Entscheidungen denkbar knapp ausfielen, bin ich aber guter Hoffnung hier ggf. mit einem interfraktionellen Antrag mehr erreichen zu können. Ich glaube auch weiterhin: Die Kommune kann sich nicht mit dem Satz ‚Wir sind hier nicht zuständig‘ raus reden. Man muss auch die kleinen Räder drehen, damit sich am Ende etwas dreht.“

Mehr öffentliche Grillplätze:

„Es war eine Debatte voller Umwege. Manche glaubten, es ginge um Lagerfeuerplätze, wieder andere stiegen spätestens bei den legalen Open-Air-Partys aus, die sie als „reingemogelt“ empfanden. Erfreulicherweise ist nun doch noch einer Mehrheit das Anliegen klar geworden und wir können uns auf mehr Grillplätze und nach erfolgreicher Prüfung ggf. auch auf Plätze für legale Open-Air-Partys freuen.

In einer wachsenden Stadt ist es wichtig den öffentlichen Raum aktiv zu gestalten. Grillen mit Freundinnen und Freunden und das Feiern kleiner Feste sollte auch denen ohne eigenen Garten möglich sein.
Ich bin sehr froh, dass meine Fraktion diese Debatte geführt hat. Es zeigte sich gerade bei den lokalen Open-Air-Partys, dass eine lange Debatte doch am Ende Früchte trägt. Denn das Anliegen ist ja nun wahrlich nicht neu. Deswegen bin ich umso zuversichtlicher, dass man bei ernsthafter Prüfung die ein oder andere Stelle zum Feiern finden wird.“

Redner: Stadtrat Christopher ZenkerChristopher_Zenker2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste,

der Leipziger Süden ist ein junger dynamischer Stadtteil mit vielen Familien. Diese positive Entwicklung wird sich fortzusetzen. Das belegen die langsam verschwindenden Baulücken, die mit mehrgeschossigem Wohnungsbau geschlossen werden. Aber wo mehr Kinder sind, brauchen wir auch mehr Kinderbetreuungsplätze.

Wir freuen uns daher sehr, dass die Stadtverwaltung das Grundstück Windscheidstraße für eine kommunale Kindertagesstätte priorisiert. Den Antrag für den Bau einer Kindertagesstätte an dieser Stelle hatte die SPD Fraktion Anfang des Jahres gestellt. Die Vorgeschichte ist allerdings schon deutlich älter.

Denn bereits vor mehr als zwei Jahren hatten wir die Stadtverwaltung gebeten dieses Grundstück als Kitastandort zu prüfen. Zunächst wurde uns mitgeteilt, dass das Grundstück nicht im Besitz der Stadt sei, obwohl es zu diesem Zeitpunkt bereits, zur Sicherung der Feuerwehrauffahrt für das Werk II, über zwei Jahre im Besitz der Stadt war und als Liegenschaft des Kulturamtes geführt wurde. Es ist sehr bedauerlich, dass das Grundstück nicht durch die Stadtverwaltung selbst als ihres identifiziert wurde. Kommunales Flächenmanagement sieht anders aus. Nachdem die Eigentumsfragen geklärt waren, fragten wir erneut an. Die Antwort dann: Die Lärmemissionen seien zu hoch, daher könne dort keine Kita errichtet werden. Nach dem Bau der Kita in der Gohliser Straße schien uns auch dieses Argument haltlos und wir haben den Antrag zum Bau der Kita in der Windscheidstraße gestellt.

Das Grundstück in der Windscheidstraße ist mit 4.000 Quadratmetern Größe ausreichend für den Bau einer Betreuungseinrichtung. Es ist sofort verfügbar, liegt sehr verkehrsgünstig in Connewitz und hat einen direkten Anschluss an den ÖPNV. Mit dem Bau einer Kita könnte die seit mehr als fünf Jahren bestehende kommunale Brache mit Leben gefüllt werden.

Das Grundstück ist, wie die Prüfung der Stadtverwaltung ergeben hat, sogar ausreichten, dass neben der Kita im hinteren Teil des Geländes weiteren Nutzung durch kommunale Unternehmen oder Eigenbetriebe möglich sind. Wir sind gespannt was sich auf dem Gelände noch entwickeln wird.

Noch können wir nicht sagen Ende gut alles gut, als nächsten Schritt werden wir darauf achten, dass im nächsten Doppelhaushalt entsprechende Mittel eingestellt sind.

Rednerin: Stadträtin Ingrid GlöcknerIngrid_Gloeckner2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,

werte Gäste!

im Zusammenhang mit der Aufhebung der 71.Grundschule Thekla hat der Stadtrat 2011
beschlossen, für die betroffenen Schüler, die jetzt nach Portitz fahren müssen, besondere Rege-lungen im Schülerverkehr, begrenzt auf 5 Jahre, zu treffen. Dies sollte die zusätzlichen Aufwen-dungen für die Eltern und Schüler zumindest etwas kompensieren.

Jetzt legt uns die Verwaltung vor, wie die Schülersonderbusse sowie der parallel verlaufende Li-nienverkehr genutzt werden.

Dazu wird das Argument der Gleichbehandlung von Schüler der Leipziger Schulen zur Schülerbe-förderung angeführt, um die Sonderreglungen für die Schüler aus Thekla aufzuheben.
Im Stadtbezirksbeirat gab es dazu eine emotional geführte Diskussion auch mit den betroffenen Eltern.

Dabei spielte die Übernahme der Kosten für die SchülerCard keine Rolle.
Problematisch wurde die Beförderung der Grundschüler mit dem Linienbus gesehen. Die Eltern machen sich Sorgen um den sicheren Transport ihrer Kinder. Das kann ich nachvollziehen, sind doch die Kleinsten gerade mal 6 Jahre alt.

Ich möchte deshalb einen Kompromiss vorschlagen.
Die Linie 82 fährt morgens, wie in der Vorlage ausgewiesen, früh bis zur Schule Portitz.
Allerdings ab Buswendestelle Thekla direkt nach Portitz. Ich schlage deshalb vor, dass dieser Bus mindestens über die Lidicestraße mit Halt an der Theklaer Schule fährt. So können die Schüler sicher im Wohngebiet zusteigen und müssen nicht bis zur Buswendestelle laufen.
Es sollte aber auch geprüft werden, ob der Bus die Haltestellen Freiberger und Sosaer Straße mit bedienen kann. Nachmittags führt die Linie 82 ja auch diese Haltestellen an. Warum soll das nicht auch früh möglich sein?
Damit ist die Sicherheit für die Schüler erheblich verbessert und wir würden den Eltern entgegen-kommen.

Des Weiteren schlage ich vor, dass Schülerlotsen eingesetzt werden, die den Zustieg der Schüler in die Busse überwachen.
Ich hoffe, dass diesem Vorschlag zugestimmt wird und damit sowohl den Schülern aus Thekla als auch der Verwaltung in Bezug auf das Gleichbehandlungsprinzip im Schülerverkehr Rechnung getragen werden kann.

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-FraktionAxel_Dyck2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
liebe Gäste!

Ich möchte kurz die grundsätzlichen Überlegungen und Positionen meiner Fraktion darstellen. Um von vornherein Klarheit zu schaffen und Fehlinterpretationen und Unterstellungen entgegen zu wirken:
– wir wollen keine künstliche Verzögerung des Planungsprozesses und
– wir sind auch nicht von grundsätzlicher Art gegen eine Markthalle.
Und trotzdem sind wir mit der Zielrichtung, die die Vorlage zu den Leitlinien beinhaltet mehr als unzufrieden und werden dieser heute in der vorliegenden Form auch nicht zustimmen. Warum?
Dazu nur vier Jahreszahlen: 2011 – Aufstellungsbeschluss mit eindeutigem Verweis auf den möglichen Standort des Freiheitsdenkmals; 2012 frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung wieder mit Verweis auf das Denkmal; Mai 2014 Beendigung der Denkmalsidee (leider) – und jetzt 1 ½ Jahre später 5 dünne Seiten Leitlinien. So als hätte sich in den letzten 4 Jahren Leipzig auch in seinem Denken, der Oberbürgermeister spricht ja gern von „Leipzig weiter Denken“, nicht weiter entwickelt.
Allein aus diesem Grund fordern wir, wie auch noch einige andere Stadträte, zumindest den Denkprozess für die gesamte Fläche westlich der Markthallenstraße neu zu eröffnen. Am Ende kann sowohl der „Große Platz“, aber auch eine Bebauung bis zur Fläche des ehemaligen Königsplatzes stehen. Hierzu steht ausdrücklich im Aufstellungsbeschluss: „Der große Platz beinhaltet darüber hinaus die Option, langfristig auch die Dreiecksfläche über der S-Bahn-Station zu bebauen und damit zur kleinen Platzlösung zurückzukehren.“
Langfristig ist für mich ein 10-Jahres Horizont.

Dazu sinngemäß unser neuer Beschlusspunkt 3. Frage an Frau Dubrau: Ist explizit die sogenannte kleine Platzlösung völlig aus dem Planungshorizont verschwunden? Das ist nämlich eine entscheidende Frage, die Auswirkungen auf die Straßenseite östliche der Markthallenstraße hätte und im B-Plan auszuformulieren wäre.
Und in diesem Zusammenhang ist es leider wenig hilfreich, wenn der Antrag von Stadtrat Grosser indirekt schon einen Planungsvorschlag benennt, wenngleich der Grundrichtung ausdrücklich zuzustimmen ist.
Kritisieren müssen wir den Leitgedanken mit der Möglichkeit von Überdachungen und pavillonartigen Bebauungen. Und der CDU-Hinweis, dass eine Unterkellerung der Fläche nicht wirtschaftlich ist, ist an dieser Stelle einfach falsch, denn, wo ein Tunnel ist – kann sowieso kein Keller sein. Gemeint ist sicher eine aufwendige Tiefgründung anspruchsvoller Gebäude. Aber diese Abwägung kann auch nicht Gegenstand von Ratsentscheidungen sein.
Auf der einen Seite soll möglichst das Rondell des Königsplatzes wieder entstehen, hoffentlich ohne Reiterdenkmal. Aber irgendeine Bürgerinitiative findet sich auch hier bestimmt. Und dann weiß man so recht nicht weiter und lässt den Überlegungen mal so seinen freien Lauf. Wir sind doch hier nicht auf dem Eutritzscher Markt oder in einer Kreisstadt und der mit Stadtmöbeln, Überdachungen und allerlei Krimskrams vollgemüllte Augustusplatz sollte uns doch als Negativbeispiel Mahnung genug sein.
Es sei denn, eine herausragende Idee zwingt auch mich zum Umdenken.
Übrigens, ein Platz heißt Platz, weil da Platz ist.
Nein, hier muss nochmal grundsätzlich neu gedacht werden.
Über das sinnvollste Beteiligungsformat wäre noch zu befinden.
Einen „dünnen“ Kompromiss zur Zukunft der Platzfläche westlich der Markthallenstraße darf es nicht geben.
Einer Zwischennutzung steht dabei überhaupt nichts im Wege.

Etwas anders sieht es aus unserer Sicht für die auf den Planungsweg zu bringenden drei östlichen Baufelder aus. Hier haben wir vor allem zur Nutzungsstruktur Änderungsvorschläge.
a) zu Gunsten eines höheren Wohnanteils und
b) ja, indirekt auch zu Gunsten der Markthallenidee unterbreitet. Nicht ein „Kaufland“ oder „Real“ mit einem Publikumsmagnet Markthalle ist das Ziel, die würde in dieser Konstellation nur verlieren, sondern eine Markthalle im eigentlichen Sinn sollte das Alleinstellungsmerkmal sein. Leicht ist die Projektidee allemal nicht zu verwirklichen.
Lassen Sie uns die beiden Platzflächen in der zeitlichen Planung und späteren Bebauung trennen, aber als städtebauliche Einheit schon jetzt betrachten.
Der südliche Innenstadtraum kann dadurch nur gewinnen.

Rednerin: Ute Köhler-SiegelUte_Koehler_Siegel2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

10 Grundschulprojekte (davon 5 Neubauten)
4 Oberschulen (1 Neubau)
1 Gymnasium (Neubau) und eine Dreifeldhalle für das Gymnasium Gorkistraße
1 Neubau einer Förderschule mit Kita
Campus Grünau (94. OS, Förderschule Grünau und das Max-Klinger-Gym.)

Leipzig wächst und das „verursacht einen erheblichen Anpassungsbedarf an die Schulentwicklungsplanung der Stadt Leipzig“

Obwohl dieser noch im Beteiligungsverfahren der Schulen, Schulkonferenzen, Eltern- und Schülerräten steckt, handelt die Verwaltung und stellt somit die Weichen für die Beantragung von Fördermitteln.
Außerdem hat diese Vorlage direkte Auswirkungen auf die Erstellung des Haushaltsplanes 2017/18. Immerhin sollen für
Grundschulen 106,4 Mio €
Oberschulen 38,4 Mio €
Gymnasien 29,5 Mio €
Gesamtkomplex Förderschule und Kita 6,1 Mio € investiert werden.
Für den Campus Grünau sind die Gesamtkosten noch unklar.

Die Planungen müssen schnellstmöglich erstellt werden, aber dafür ist auch entsprechendes Personal notwendig. Die 4 Stellen sind immer noch nicht besetzt.

Um im Bereich Schulentwicklungsplanung voranzukommen, braucht man nicht nur Geld und Personal. Auch eine strategische Liegenschaftspolitik ist notwendig.
In diesem Bereich hat die Verwaltung noch keine Fahrt aufgenommen, da sitzen die Bremsklötze noch sehr fest.

Die SPD- Fraktion begrüßt ausdrücklich die Entwicklungen im Bereich Schulentwicklung und stimmt dieser Vorlag zu.

Rednerin: Ingrid GlöcknerIngrid_Gloeckner2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,

werte Gäste!

Mit dem Baubeschluss zum Ausbau der Haltestelle Huygensstraße hat die Ratsversammlung nach kontroverser Diskussion zugestimmt, dass die Georg-Schumann-Straße an dieser Stelle zurückgebaut wird und der Kfz-Verkehr sich eine Fahrspur mit der Straßenbahn teilt.
Der weitere Ausbau der Georg-Schumann-Straße zu einer Flaniermeile mit größerer Aufenthaltsqualität entspricht den Zielen, die weiter verfolgt werden sollen.
Die Einschränkungen für den motorisierten Individual- und den Wirtschaftsverkehr wird mit Hinweis auf den Ausbau der B6 neu als zumutbar angesehen.
Mit der Fertigstellung der neuen B6 sollte die Georg-Schumann-Straße entlastet und Attraktivität dieser Magistrale zurück gewonnen werden. Die Georg-Schumann-Straße ist deshalb auch als Bundesstraße zurückgestuft worden.
Wir sollten nach dieser Entscheidung zugunsten von Radfahrern und Fußgängern auch unsere Pläne zum Ausbau des mittleren Tangentenvierecks fortsetzen. Wer A sagt muss auch B sagen! Wir müssen auch Alternativen für den Wirtschaftsverkehr anbieten, sonst wird sich in der Georg-Schumann-Straße auch nichts ändern.
Mit dem weiteren Ausbau wurde ja bereits in der Max-Liebermann- Straße begonnen. Aber leider bisher nur bis zur Kreuzung Delitzscher- /Essener Straße.
Die Kreuzung liegt als Knotenpunkt und Staufalle noch auf dem Weg eines zügigen und flüssigen Verkehrsablaufs.
Wenn wir möchten, dass sich die Verkehrsströme wie geplant aus der Georg-Schumann-Straße verlagern, dann muss auch die Kreuzung ausgebaut und damit die Attraktivität dieser Strecke erhöht werden.
Unser Antrag wurde in das Verfahren gebracht, weil der Ausbau der Kreuzung noch nicht Bestandteil der Prioritätenliste ist. Wir haben unseren Antrag auch in der Neufassung als Prüfauftrag formuliert. Abweichend vom Verwaltungsstandpunkt wollen wir der Verwaltung mit der Formulierung „mit höchster Priorität“ Druck machen, den Ausbau der Kreuzung tatsächlich voranzutreiben.
Bitte stimmen Sie unserem Antrag in der Neufassung zu.

Christopher_Zenker2Redner: Christopher Zenker

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte

werte Gäste,

ich setze dort an wo wir am 29.10. aufgehört haben. Zum wiederholten Male wurde uns an jenem Abend von der CDU-Fraktion vorgeworfen, wir seien auf dem linken Auge blind. Die SPD stand und steht in ihrer über 150-jährigen Tradition immer für Demokratie und einen sozialen Rechtsstaat, das wissen sie so gut wie ich und falls sie es nicht wissen sollten, hilft ein Blick in die Geschichtsbücher. Auch im Jetzt und Heute und gerade in Leipzig haben Sozialdemokraten immer wieder klar Stellung bezogen. Sei es nach Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte, Übergriffe von LEGIDA oder OfD auf Journalisten bzw. linksmotivierten Angriffe auf Polizisten oder Verwaltungsgebäude. Demgegenüber stehen Sie von der CDU Fraktion, von der AfD möchte ich gar reden: Trotz über 700 Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte in Jahr 2015, tätlichen Übergriffen auf Flüchtlinge, Morddrohungen und Mordversuchen gegenüber Politikerinnen und Politikern, und über 180 rassistischen Morden seit 1989 stellt sich eine Vertreterin ihrer Fraktion hier an das Pult und erklärt, dass es in Deutschland kein Rassismusproblem gibt. Dabei wird ihr aus ihrer eigenen Fraktion bis zum Ende der Debatte nicht widersprochen. Sie sollten mehr auf den Polizeipräsidenten Merbitz, der auch Vorstandsmitglied in ihren Kreis- und Landesverband ist, hören, denn er veranschaulicht das Rassismusproblem in seinem Kreuzer-Interview mit dem Kreuzer sehr deutlich.

Statt Mitgefühl mit den Opfern von rassistischen Übergriffen zu haben, reden Sie von einem Flüchtlingsproblem. Damit suggerieren Sie, wir hätten ein Problem mit den Menschen, die vor Krieg und Unterdrückung Zuflucht bei uns suchen. Sie bedienen damit Ressentiments.

Statt Ängste zu schüren, sollten wir helfen diese abzubauen. Zum Beispiel mit den kürzlich veröffentlichte Zahlen des BKA, diese machen deutlich, Flüchtlinge sind genauso wenig oder oft straffällig wie Vergleichsgruppen der hiesigen Bevölkerung.

Natürlich entstehen aus der hohen Anzahl an Flüchtlingen Herausforderungen für uns als Politiker und für die Verwaltung. Zunächst müssen Land und Bund sicherstellen, dass jeder Flüchtling auch registriert wird und es ein geordnetes Verfahren gibt.

Wir als kommunale Vertretung müssen vor Ort dafür sorgen, dass keine Obdachlosigkeit entsteht, was bisher gelungen ist. Die Kurzfristigkeit, in der das aktuell passiert, führt dazu, dass die Bedingungen in einigen Unterkünften nicht dem entsprechen, was wir unter menschenwürdig verstehen. Das heißt, über die kurzfristigen Lösungen hinaus müssen Kapazitäten geschaffen werden, die nach unseren Maßstäben menschenwürdig sind. Hierzu gehört neben Gemeinschaftsunterkünften auch die dezentrale Unterbringung im selbstbestimmten Wohnraum. Dabei dürfen Flüchtlinge und Menschen, die bereits länger in Leipzig leben, nicht gegeneinander ausspielt werden. Unterstützung bei der Wohnungsvermittlung muss allen Bedürftigen zu Gute kommen. Genauso wie ein Programm zum sozialen Wohnungsbau allen Leistungsempfängern nützt.

Selbiges gilt auch für den weiteren Ausbau der Betreuungskapazitäten und der Schullandschaft. Dieser ist geboten, denn es ist von herausragender Bedeutung, dass Flüchtlingskinder möglichst früh Kindergärten bzw. Schulen besuchen. Dort lernen sie nicht nur deutsch, sondern ihre Eltern und sie selbst kommen außerhalb von Flüchtlingsunterkünften in Kontakt zu Leipzigerinnen und Leipzigern. Das fördert Austausch und damit den Abbau von Vorurteilen.

Für erwachsene Flüchtlinge ist zunächst der Spracherwerb sehr wichtig. Er erleichtert das Zurechtkommen und steigert wie kaum eine andere Maßnahme die Integrationschancen, auch in den Arbeitsmarkt. Es ist daher zu begrüßen, dass der Freistaat Sachsen, nachdem er Leipzig lange mit dieser Aufgabe alleine gelassen hat, nun endlich den Spracherwerb finanziert. Innerhalb des Deutschunterrichts bzw. zusätzlich sollten darüber hinaus Integrationskurse angeboten werden, in den Wissen über deutsche Geschichte, Kultur, Werte sowie unsere Rechtordnung vermittelt wird.

Der Spracherwerb ist eine wesentliche Grundlage für Integration in Ausbildung oder Arbeitsmarkt ist. Unser Ziel muss es sein, Flüchtlinge möglichst schnell in Arbeit zu vermitteln, denn Arbeit ist Integration. Sie steigert das Selbstwertgefühl, da sie zu einem selbstbestimmten Leben führt, ohne auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. Arbeit baut auch Vorurteile ab, denn der Fremde als Arbeitskollege ist mir auf einmal gar nicht mehr fremd. Die Stadtverwaltung kann hier mit gutem Beispiel vorangehen.

Wir stehen vor enormen Herausforderungen und dass obwohl Leipzig ein beispielhaftes Konzept zur Unterbringung hat, denn dieses umfasst neben dem einfachen Dach über Kopf, auch erste Maßnahmen zur Integration. So sucht der Betreuungsschlüssel von 1:50 deutschlandweit seinesgleichen und das Patenschaftsprogramm bringt gezielt Flüchtlinge mit Leipzigerinnen und Leipzigern zusammen.

Trotzdem wird es Rückschläge geben, die neue Ängste verursachen können. Ängste die durchaus natürlich sind. Diese Ängste müssen wir ernst nehmen, wir müssen zuhören, informieren und Antworten bzw. Lösungsansätze geben, ohne dabei unsere Grundwerte zu untergraben. Dabei brauchen wir Geduld. In diesem Zusammenhang bin ich Herr Prof. Fabian und Frau Kador-Probst sehr dankbar, dass diese bei größeren Unterkünften immer eine Infoveranstaltung durchführen und sich persönlich den Fragen und Ängsten der Anwohner stellen.

Unser Grundgesetz und vor allem auch unsere Werte gelten für alle unabhängig von Nationalität, Herkunft und Religion und unabhängig davon wie lange jemand bei uns lebt, darüber verhandeln wir nicht. Integration ist auch nicht einseitig, sie bedeutet für die Mehrheitsgesellschaft, dass sie sich bewegen und alte Muster überdenken muss. So sollte auch darüber nachgedacht werden dem Islam auch im Religions- bzw. Ethikunterricht einen größeren Anteil zu geben, denn auf diese Weise kann der Staat Lehrinhalte überprüfen und Hasspredigern das Wasser abgraben, denn Hassprediger und IS sind nicht der Islam. Der IS ist eine isolierte Minderheit im Islam, lassen sie uns daher bei Vorverurteilungen, wie nach den furchtbaren Terroranschlägen teilweise passiert, nicht mitmachen.

Führen wir uns bitte vor Augen, dass wegen des rassistischen und antisemitischen Ku-Klux-Klan, der Franco-Diktatur oder nach dem Massaker von Anders Breivik an 77 zumeist Kindern und  Jugendlichen auch keiner das Christentum in seiner Gesamtheit für diese Tat verantwortlich gemacht, auch wenn diese Täter ihr Handeln mit dem Christsein begründet haben.

Ich bin überzeugt davon, dass die aktuellen Schwierigkeiten, sei es bei der Registrierung von Flüchtlingen und der Unterbringung, gelöst werden. Vielleicht auch, weil wir in schwierigen Situationen auch unkonventionell handeln in dem wir zum Beispiel hohe Standards beim Wohnungsbau über Bord werfen und damit schneller werden und ähnlich wie seinerzeit beim Konjunkturprogramm zeigen, dass der Staat handlungsfähig ist. Ein Staat, der handelt und Schwierigkeiten in den Griff bekommt, würde auch Ängste in der Bevölkerung abbauen, denn eine Überforderung bzw. Verunsicherung in Politik und Verwaltung schlägt sich ganz schnell auf die Bevölkerung durch.

In einer Demokratie gibt es Streit um Lösungen und die Suche nach Kompromissen. Das bedeute aber auch, dass Demokratie manchmal langsamer ist. Demokratie darf sich nicht Massenpsychosen hingeben oder einfachen populistischen Parolen folgen. Ich möchte daher den Bogen zum Anfang meiner Rede spannen und mit einem Plädoyer von Helmut Schmidt für unsere Demokratie und damit für unsere Werte wie Freiheit und Menschenwürde schließen. Werte nach denen sich viele Flüchtlinge, die zu uns kommen, sehnen, die gerade von Leipzig aus hart erkämpft wurden und angesichts von hunderten Übergriffen in Gefahr sind:

„Wir dürfen von unserer Demokratie keine Wunder erwarten oder gar verlangen. Sie bleibt mit ihren Schwächen und Unvollkommenheiten behaftet, und es wird auch immer Streit geben. Gleichwohl haben wir Deutschen angesichts unserer katastrophenreichen jüngeren Geschichte allen Grund, mit Zähigkeit an unserer Demokratie und an unserem sozialen Rechtsstaat festzuhalten, sie immer wieder zu erneuern, ihren Feinden aber immer wieder tapfer entgegenzutreten.“