Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Um ein Gebäude für ein Gymnasium frei zu lenken, schaffen wir das größte Berufsschulzentrum in Sachsen – nicht, wie es so schön in der Begründung heißt, um der demografischen Prognose der Bevölkerungsentwicklung entgegenzuwirken.

Viele Leipziger verstehen nicht, warum die Stadt vor wenigen Jahren das Mommsen-Gymnasium geschlossen hat, obwohl die Kinder, die es ab dem nächsten Schuljahr wieder besuchen sollen, schon im Kindergarten waren.
Zu dieser Zeit entzog das Kultusministerium noch die Mitarbeit, wenn nicht die geforderte Klassenstärke erreicht wurde, d. h. es wurden keine Lehrer bereitgestellt.
Heute „darf“ eine Kommune entscheiden, welche Schule geschlossen wird. Das Ministerium entscheidet mit der Vergabe der Fördermittel, ob die Schullandschaft deren Vorstellungen entspricht oder nicht.

Im nächsten Schuljahr sollen im neuen BSZ 1 über 3.600 Schüler lernen. Diese sind nicht alle täglich anwesend, müssen aber dennoch verwaltet werden.
Wir Stadträte können nicht heute der Vorlage zustimmen und dann zusehen, wie die Entwicklung weitergeht.
Im Sozialausschuss haben wir festgelegt, dass wir die Zusammenlegung begleiten. Es wird ein Konzept zur Fusion unter Beteiligung der Schulleiter, der Lehrer, der Schülervertretung, der Stadt und der Bildungsagentur erarbeitet. Wir Ausschussmitglieder erwarten regelmäßige Berichte, nicht nur bis die Fusion erfolgte, sondern auch in den ersten Jahren danach.
Es wurde uns zugesichert, dass bei den Sachbearbeiterstellen und bei den Hausmeistern keine Stellenstreichungen stattfinden.

In meiner Fraktion wurde auch diskutiert, ob mit einer Reduzierung der Ausbildungsberufe Entlastung geschaffen werden kann. Wir sind jedoch der Meinung, dass wir für die Leipziger Jugend eine große Auswahl an Ausbildungsberufen vorhalten sollen.

Der Großteil der SPD-Fraktion wird dieser Vorlage aus purer Einsicht in die Notwendigkeit zustimmen. Wir brauchen im nächsten Schuljahr mehr Plätze an Gymnasien, das Geld für einen Neubau haben wir nicht, einen vernünftigen Platz dafür auch nicht.
Es kann uns in den nächsten Jahren immer wieder passieren, dass wir die Schulgebäude für andere Schularten umnutzen müssen. Spätestens, wenn die geburtenstarken Jahrgänge, für die wir jetzt die neuen Grundschulen schaffen, eine Ausbildung beginnen, dann müssen wir die Berufsschulzentren wieder erweitern.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

über die Aufhebung einer Schule abzustimmen, obwohl wir uns seit einiger Zeit um die Neugründung oder den Neubau von Schulen kümmern müssen, klingt zunächst absurd.

Bei der Aufhebung der 71. Grundschule geht es um die notwendige Umstrukturierung der Schullandschaft. In dem Schulgebäude ist noch die Mittelschule Portitz untergebracht. Diese Schule hatte in den letzten Jahren einige Zusammenlegungen und Umzüge zu verkraften und braucht das gesamte Schulgebäude, um sich ihren Aufgaben in guter Qualität zu stellen.
Mit der Schließung der 71. Grundschule stärken wir diese Mittelschule. Auch wenn die dortige Wohnungsbaugesellschaft  lieber eine Grundschule im Wohngebiet hätte, es bleibt eine starke Mittelschule.

Oft wurden wir von den Eltern der Grundschüler gefragt, was sich denn seit der letzten Abstimmung im Stadtrat geändert hat. Die Antwort lautet: Nichts. Die Mittelschule hat keinen Platz zur Entfaltung, die Grundschule auch nicht und nebenan ist eine andere Grundschule, die zu wenig Schüler hat.
Für die Schüler, die nach Portitz wechseln, hat sich dennoch einiges getan:
– Es gibt nun eine kostenlose Busverbindung.
– Der Speiseraum in Portitz wird zurzeit renoviert.
– Die Umkleideräume für den Sportunterricht werden neu hergerichtet.
– Die Unterrichtsräume für die neuen Klassen werden gestrichen.
– Der Frühhort bleibt am bisherigen Standort.
– Die Klassenverbände bleiben erhalten, egal wie viele Schüler der Klasse nach Portitz wechseln.
 
Um die Mittelschule zu stärken, der Grundschule Portitz eine sichere Zukunft zu geben und um günstige Voraussetzungen für die Fördermittelverhandlungen mit dem Kultusministerium zu schaffen, stimmt meine Fraktion dieser Vorlage zu.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Die Soziologie versteht unter Migration im weitesten Sinne jeden längerfristigen Wohnsitzwechsel im geographischen und sozialen Raum.
Die uns vorliegende Beschlussvorlage meint statt Migration aber eigentlich Immigration, also Einwanderung aus fernen und uns „fremden“ Ländern, denn sonst müssten wir gleichzeitig auch über Emigration reden müssen. Ein genauso wichtiges Thema in der von einer radikalen Mobilität gekennzeichneten globalisierten Welt.
Das nur am Rande und zum Einstieg in die Problemlage.

Einige wenige Zahlen: Leipzig hatte 1871 – 107.000 Einwohner; 1900 – 456.000; 1920 – 620.000; 1938 – 710.000; 1989 noch 530.000 und der Tiefpunkt 1998 mit 437.000 Einwohner, Prognosen aus den 90er Jahren sahen für das Jahr 2010 eine Bevölkerung deutlich unter 400.000 Einwohner. Eine Katastrophe. Heute sind wir glücklicherweise wieder bei knapp 520.000 Einwohnern, darunter etwas weniger als 30.000 Ausländer. Aber sehr, sehr viele mit familiären Wurzeln, die vor Generationen auch außerhalb Deutschlands zu suchen sind.

Der Netto-Zuwachs an Leipzigern in den letzen 20 Jahren von weit über 100.000 Menschen kann auch nicht nur aus einem engeren Umfeld von 50 km resultieren. Da verwundert es schon, dass einige Zeitgenossen über einen so langen Zeitraum noch von vermeintlich „echten“ Leipzigern und von Zugereisten sprechen. Ein Ausdruck von provinziellen Denkmustern in vielen Köpfen, dem mit dieser Vorlage auch entgegen gewirkt werden soll.

Mit der Beschlussvorlage befinden wir uns mitten in der aktuellen deutschlandweiten Diskussion zum Thema – Migration und Integration, welche vor einigen Monaten lawinenartig anschwoll und jetzt nur noch wenige Wellen schlägt, aber dafür auch sachlich und fachlich fundierter geführt wird. Dies kommt auch im Text dieser Vorlage zum Ausdruck, die im Übrigen weit vor Beginn der deutschlandweiten Integrationsdebatte initiiert wurde. Es stellt sich die Frage, ob wir in Leipzig einen positiven Schritt voraus waren?

Wir beschließen heute Leitlinien. Ein bindender Beschluss wie Menschen, die aus anderen Ländern kommen, hier leben sollen, steht uns nicht zu. Aber wir können deutliche Erwartungen und auch Forderungen an sie formulieren. Und das wird getan. Der Hinweis auf unser Rechtssystem, auf Normen und Regeln sowie auf Potenziale, die im Bereich der Bildung noch aktiviert werden müssen, ist richtig und wichtig. Ich finde es ebenso wichtig und richtig, dass manch eine vielleicht etwas schroffe Formulierung aus dem Änderungsantrag der Kollegen der CDU-Fraktion übersetzt und dem Zweck dieser Leitlinien angepasst wurde. Die Leitlinien sind so eine runde Sache geworden. In diesem Zusammenhang finde ich es aber auch gut, dass es keinen Verweis auf eine wie auch immer zu definierende deutsche Leitkultur gibt.

Im Mittelpunkt der Leitlinien zur Integrationspolitik steht die Förderung der deutschen Sprache als notwendige Voraussetzung für Allgemeinbildung, Berufsausbildung und Beschäftigung in unserem lokalen Arbeitsmarkt. Das ist ein Geben und Nehmen oder Fördern und Fordern. Das muss immer in aller Deutlichkeit ausgesprochen werden.
Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zum Integrationserfolg.
Auch wir in Leipzig werden in naher Zukunft einen Mangel an qualifizierten Fachkräften spüren. Ich bin von daher froh, dass der Ergänzungsantrag meiner Fraktion, der direkt die Notwenigkeit guter Bedingungen zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte in den Mittelpunkt rückte, von der Verwaltung bereits eingearbeitet wurde.

Es ist aus meiner Sicht falsch, heute von guter oder schlechter Immigration zu sprechen. Warum? Weil es ein Projekt über mehrere Generationen sein wird. Und da könnten wir sofort über das allgemeine Bildungsproblem in Deutschland, also auch das der vermeintlich alteingesessenen Wohnbevölkerung reden.

Bitte beschließen wir heute die Leitlinien als Baustein für ein umfassendes Integrationskonzept, als Hilfestellung für einen normalen Prozess in der Bevölkerungsentwicklung unserer Stadt, der vor hunderten Jahren begann, der externen und internen Einflüssen unterlag und immer anhalten wird.
Die Menschen kommen, die Menschen gehen.

Wir alle können dabei nur gewinnen. Es muss uns aber auch klar sein, wo es Gewinner gibt, gibt immer auch Verlierer. Denn Städte und Gemeinden sind die Orte, an denen man die Auswirkungen erfolgreicher, aber auch misslungener Integrationspolitik am ehesten spürt. Also auch in Leipzig. Hier haben wir als Rat die Verantwortung, den Prozess erfolgreich für die Mehrheit zu gestalten. Alle werden wir nie erreichen; nicht auf der Seite der zu Eigeninitiative und Verantwortung aufgerufenen Zuwanderer, als auch bei den mit Leben zu füllenden Begrifflichkeiten wie Akzeptanz und Toleranz, was für beide Seiten, der tradierten Wohnbevölkerung und der der Zuwanderer gleichermaßen gilt.

Verlierer können aber auch die Herkunftsländer sein, wenn unsere Stadt vielleicht noch stärker zum Anziehungspunkt für gut ausgebildete Immigranten wird.
Denken wir daran, denn auch Deutschland ist ein Herkunftsland hoch qualifizierter Emigranten.

Redner: Stadtrat Heiko Bär

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren Stadträte,
liebe Besucher und Gäste,

vor etwa einem dreiviertel Jahr führte die Handwerkskammer zu Leipzig eine Veranstaltung unter dem Titel „Handwerker fragen – Kommunalpolitiker antworten“ durch. Neben dem Leipziger Oberbürgermeister standen auch die Landräte Gey und Czupalla Rede und Antwort. Wer die Veranstaltung damals verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein, daß sich etwa die Hälfte der Frage- und Diskussionszeit mit dem Thema Vergaben auseinandergesetzt hat. Dabei gab es wahrlich weitere wichtige Themen. Wirtschafts- und Finanzkrise zum Beispiel, und das Überleben von Unternehmen. Herr Dirschka mußte schon sehr aufmunternd in die Runde fragen, ob denn nicht vielleicht noch jemand eine Meinung zur Umweltzone hätte. Die Handwerker liesen sich damals nicht erweichen und thematisierten immer wieder die Vergaben.

Gleichzeitig, um das Bild wieder zurechtzurücken, sorgte gerade zur selben Zeit das Konjunkturpaket II für ein insgesamt hohes Auftragsvolumen. Für einzelne Gewerke wurde es oftmals sogar schwierig überhaupt Auftragnehmer zu finden, die noch Kapazitäten hatten, und für die Stadt vertretbare Preise zu erzielen.
Leider müssen wir auch immer wieder feststellen, das zahlreiche Bewerber für Aufträge oftmals unnötige Fehler in ihren Unterlagen machen, die zum gesetzlich zwingenden Ausschluß von der Vergabe führen. Und machmal wird auch nicht klar, warum sich diverse Unternehmen vor Ort überhaupt nicht um Ausschreibungen bewerben, obwohl sie von ihnen wissen. Nicht zuletzt müssen sich auch die Vergabeberichte der Stadt Leipzig nicht verstecken, zeigen sie doch, daß das weitaus größte Vergabevolumen tatsächlich in Stadt und Region bleiben.

Wir erkennen hier also einen deutlichen Widerspruch zwischen der Wahrnehmung der Unternehmen vor Ort auf der einen Seite und den Vergabestellen der Stadt auf der anderen Seite. Die Wahrheit wird sicher irgendwo dazwischen liegen und es geht insbesondere um einen Optimierungsbedarf beim Halten von Vergaben in der Region. Jedoch fällt ganz deutlich auf, daß es mehr Kommunikation und Austausch mit den Leistungsanbietern selber bedarf. Ich hatte vor kurzem die Gelegenheit, mit dem Landesinnungsmeister eines Gewerkes darüber zu sprechen, der sehr viel aus seiner Sicht und der seiner Kollegen als Leistungsanbieter berichten konnte, so z.B. über unrealistische Fristsetzungen zur Angebotseinreichung. Aber mit ihm und seinen Kollegen tauscht sich darüber nie jemand aus, weder Politik, noch Verwaltung, noch die Kammer – ganz interessanter Aspekt. Sicherlich ist Kommunikation eine zweiseitige Angelegenheit. („Du rufts ja nie an“ – „Na Du ja auch nicht“)

Aber auf Seiten der Stadt Leipzig reicht es nicht aus, im Vergabegremium lediglich darüber zu informieren, es habe von sich aus kein Leistungsanbieter über die konkrete Fassung der Ausschreibungsunterlagen beklagt. Dann stimmt das Verhältnis zumindest von unserer Seite aus nicht. Insofern fordere ich die Wirtschaftsförderung und die vergebenden Fachämter auf, stärker von sich und auch direkt mit den Leistungsanbietern Vergaben auszuwerten. Dass Vertreter der Kammern mit in den Vergabegremien sitzen reicht nicht aus, zumal die leider auch nur sehr selten mal einen Pieps von sich geben.

Das ganze Thema ist übrigens nicht irgendeine Detailfrage, sondern es ist von grundsätzlicher Bedeutung für die kommunale Wirtschaftsförderung. Man kann viel darüber diskutieren wie groß der konkrete Einfluß bestimmter harter oder weicher Standortfaktoren ist. Letztendlich ist entscheidend an welchem Standort oder von welchem Standort aus Unternehmen am besten Geld verdienen können. Bei Neuansiedlungen kommt das ganz offen zu tragen, aber auch Bestandsunternehmen können nur wachsen, wenn sie in der Region profitabel arbeiten können. Dazu passt es dann eben nicht, (ganz aktuelles Beispiel) wenn wir mit viel Aufwand ein Gesundsheits- und Biotechnologiecluster fördern, aber medizintechnische Ausrüstung für unsere eigenen Rettungssysteme aus Kompatibilitätsgründen nur bei bestimmten Anbietern in Berlin einkaufen können. Wie wollen wir dann Unternehmen gegenüber begründen, warum sie gerade hier investieren sollen, oder nach einer Wachstumsphase hier bleiben sollen.

Für die systematische Bearbeitung der Vergabepolitik der Stadt Leipzig trägt selbstverständlich das Amt für Wirtschaftsförderung die Verantwortung. Aber mir ist ganz wichtig zu betonen, daß jedes einzelne Fachamt hier in der Mitverantwortung für seinen Bereich als Vergabestelle steht und erkennt, daß die Leistungsfähigkeit der Stadt und jede einzelene Personalstelle in der Stadt am wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen hier vor Ort abhängt.
Unser Antrag kann dazu nur Impulsgeber sein, und so soll er auch verstanden werden. Viel besser als ein immer strengeres und komplexeres Regelwerk zu Vergaben durch die Stadt ist der gelebte Geist der Wirtschaftsfreundlichkeit innerhalb aller Ämter, das Verstehen von Wirtschaftsförderung als Querschnittsaufgabe der ganzen Verwaltung und natürlich einem Amt für Wirtschaftsförderung, das diesen Geist zu nähren versteht.

Der Verwaltungsstandpunkt ist an einer besonderen Stelle auch noch über unseren eigenen Antrag hinausgegangen. Neben der stärkeren Einbindung der Wirtschaftsförderung in die Vergaben, soll auch nachträglich die seit Jahren sowieso nur noch auf dem Papier stehende Stelle des Vergabebeauftragten aus den Grundsätzen der Vergabepolitik wieder herausgestrichen werden. Ein etwas unglücklicher Hergang, weil der Stadtrat damit einen eigenen Beschluss ändert, der eben verwaltungsseitig nicht mehr umgesetzt wurde, und der auch nur deshalb zur Beschlußfassung ansteht, weil sich unsere Fraktion stärker mit dem Thema Vergaben auseinandergesetzt hat. Wir werden uns trotzdem auch diesen Teil des Verwaltungsstandpunktes zu eigen machen und abstimmen lassen, weil die von uns angestrebte Gesamtverantwortung der Verwaltung nicht funktioniert, wenn man die Verantwortung ja nur auf einen konkreten Beauftragten abschieben braucht.

Ob dies so klappt wie von uns und der Verwaltung angestrebt, oder ob am Ende zwar irgendwie alle, aber damit auch keiner mehr zuständig ist, sollten wir zu gegebener Zeit erneut auf die Tagesordnung nehmen. Meine Fraktion wird dies jedenfalls tun.

Herzlich Dank!

 

Redner: Christian Schulze, Stadtrat der SPD-Fraktion für den Stadtbezirk Alt-West

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste!

Damit zu Anfang keine Irritationen entstehen,die SPD-Fraktion wird dem vorgelegten Aufstellungsbeschluss mit großer Mehrheit zustimmen. Das hält uns, und mich als Lindenauer Stadtrat insbesondere, natürlich nicht davon ab, die Sorgen und Befürchtungen der Anrainer hier zu Gehör zu bringen und einen anderen Umgang mit den Akteuren vor Ort einzufordern.
Unser SPD-OV Alt-West hatte gestern bei seiner monatlichen Sprechstunde ca. 20 interessierte Bürger zum Thema RB zu Gast. Ironisch betrachtet, könnte ich mich bei der Verwaltung, für die freundlich formuliert, zurückhaltende Kommunikation in Sachen Red Bull bedanken. Diese tatsächlich schlechte Kommunikation treibt jedenfalls die Bürger in unsere Sprechstunde.

Was sind nun die Sorgen, Hinweise und Fragen:
1. Kann die Verwaltung uns nachweisen, dass es wirklich keine anderen akzeptablen Standorte gab, als in Lindenau am Auewald, was zumindest naturschutzrechtlich bedenklich scheint?
2. Werden da jetzt alte Olympiapläne wieder rausgeholt?
3. Der Pächter vom Palmgartenvariete möchte wissen, was hinter seinem Grundstück da passiert. Mit ihm hat noch keiner gesprochen.
4. Was ist mit dem Sportplatzgelände vom SV Lindenau 1848? Der Verein hat einen 20jährigen Pachtvertrag.
5. Welche Vorteile könnten für Lindenau entstehen? Z.B. eine neue Fuß- und Radwegeverbindung zum Elsterflutbecken, bzw weiter in Richtung Innenstadt über eine neue Brücke, die wir aus Olympiaplanungen kennen?
6. Sollen etwa alte Pläne die Erich-Köhn-Str. auszubauen wiederbelebt werden und damit Kleingärtner von Bachsche Erben und Anwohner erheblich belastet werden? Hier kündige ich schonmal deutlichen Widerstand an.
7. Was passiert mit der Gewürzmühle und der Aufenthaltsqualität für die jetzigen Nutzer?
8. Sollen etwa Grundstücke enteignet werden?
Diese 8 Fragen sind nur ein Auszug aus einem größeren Themenkatalog.

Viele der vorgenannten Fragen sind sicherlich kurzfristig zu beantworten. Dazu ist es aber nötig, so schnell wie irgendmöglich mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
D.h. die Kommunikation innerhalt des Rathauses zwischen Sport und Planungsdezernat muss hunderprozentig funktionieren und die Kommunikation nach draußen in die Bürgerschaft muss jetzt losgehen.
Ich hoffe, dass die Verwaltung diese Hinweise ernstnimmt, damit das Projekt, welches neben Risiken auch Chancen bietet, gelingen kann und nicht vor Ort in die Luppe oder ins Elsterflutbecken fällt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste,

„Vielfalt tut gut“ heißt es in dem 2007 aufgelegten Bundesprogramm. Ein Bestandteil des Bundesprogramms sind die „Lokalen Aktionspläne“, welche das Programm vor Ort in den Kommunen mit leben füllen sollen.
Leipzig ist eine der Städte, die das Programm mit Leben gefüllt hat und weiter füllen will. Zahlreiche Leipzigerinnen und Leipziger setzen sich engagiert für eine von kultureller und sozialer Vielfalt geprägte Stadt ein. Viele Leipzigerinnen und Leipziger wissen noch was es heißt, für Demokratie zu kämpfen. Aus dieser Tradition heraus setzen sie sich in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Akteuren für eine Stärkung der Demokratie ein und wirken aktiv gegen rechtsextreme Ideologie und Gewalt.

Für das Wirken von Bürgerinnen und Bürgern, zivilgesellschaftlichen Gruppen, Vereinen, Institutionen und Behörden wurde Leipzig am 23. September 2008 im Rahmen der Initiative der Bundesregierung „Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ mit dem Titel „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet. Durch die Stadt Leipzig wiederum wurden bisher das Erich-Zeigner-Haus, das Haus Steinstraße, das Leipziger Tanztheater, die Vereine Caktus und Durchblick, die Arbeit und Leben Sachsen gGmbH und die Volkshochschule Leipzig als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet.

Neben der Stärkung von Demokratie und der Zurückdrängung rechtsextremer Ideologien und Aktivitäten ist auch die Stärkung von interkulturellen Kompetenzen eine wichtige Säule des Lokalen Aktionsplans. Leipzig hat einen im Vergleich zu anderen ostdeutschen Städten hohen Anteil von Migrantinnen und Migranten. Nicht nur vor diesem Hintergrund hat Leipzig schon seit 1990 und damit früher als in allen anderen ostdeutschen Kommunen ein Referat für Migration und Integration – früher Referat Ausländerbeauftragter. Durch dieses Referat und durch die zahlenreichen zivilgesellschaftlichen Akteure wird ein wichtiger Beitrag zur interkulturellen Verständigung, zur gegenseitigen Integration, sowie zur Vielfalt in unserer Stadt geleistet. Durch die zahlreichen Aktivitäten können Ressentiments und Vorurteile und die Angst vor Fremden, welche häufig aus Unwissenheit resultiert, abgebaut werden.

Wie wichtig dieses Programm und das Wirken gegen Rechtsextremismus ist, zeigten die geplanten Neonaziaufmärsche am 16. Oktober 2010 und der Mord an dem 19 jährigen Iraker Kamal K. Mit Kamal K. ist die Zahl der Opfer rechter Gewalt auf 138 Personen seit der Wiedervereinigung in Deutschland gestiegen. In Leipzig sind seit 1990 sechs Personen durch nazistisch und rassistisch motivierte Gewalt ums Leben gekommen.

Die SPD-Fraktion wird der Vorlage zustimmen. Den Änderungsantrag der FDP lehnen wir ab, nicht nur weil er am Ziel des Bundesprogramms vorbei geht, zu dem es auf der Homepage heißt: „ Mit dem auf Dauer angelegten Programm „VIELFALT TUT GUT.“ verstärkt die Bundesregierung den Kampf gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in Deutschland.“ Darüber hinaus raten selbst Vertreter der Polizei davon ab, das Programm zu verwässern, um das eigentliche Ziel, bei den ohnehin schon knappen Mitteln, nicht zu verfehlen.

Redner: Sebastian Walther, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Verehrter Herr Oberbürgermeister!
Verehrte Bürgermeister!
Liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte!
Meine sehr verehrten Damen und Herren Gäste!

Gesundheit gilt uns Allen als erstrebens- und erhaltenswert. Es ist daher das Pflichtgefühl einer Großstadt, welches sie gegenüber den Mitbürgerinnen und Mitbürgern verspürt, Gesundheitspolitik auch und besonders als den Einsatz der Politik für die Gesundheitsförderung anzusehen. Es muss zu allererst die Stadt Leipzig sein, die für alle Leipzigerinnen und Leipziger eine gesundheitsfördernde Umwelt gestaltet.

FÜR Alle bedeutet aber auch MIT Allen, sodass wir ressortübergreifend agieren und Krankenkassen, Verbände, Bildungseinrichtungen, Wissenschaft, Wirtschaft und nicht zuletzt auch Bürgerinitiativen bei der Schaffung von Rahmenbedingungen einbeziehen wollen und müssen, damit alle Bürgerinnen und Bürger sich verstärkt an der Gestaltung ihrer Lebens- und Umweltbedingungen beteiligen können.
FÜR Alle bedeutet auch: Für Alle zugänglich, sodass wir diesen Prozess zu einer gesunden Stadt mit verständlichen und für Jedermann zugänglichen Informationen begleiten müssen.
MIT Allen bedeutet auch, über den Tellerrand zu schauen und aus den Erfahrungen anderer Städte lernen zu wollen und eigene Erfahrungen und Erkenntnisse zur Gesundheitsförderung Anderen zur Verfügung zu stellen.

Zu dieser Absicht, und dazu, bei allen öffentlichen Planungen und Entscheidungen gesundheitsfördernde Inhalte zu berücksichtigen, bekennen wir uns als Stadt Leipzig, wenn wir, wie viele vor uns, dem Gesunde-Städte-Netzwerk Deutschland beitreten.
Im Namen meiner Fraktion bitte ich Sie daher um ein deutliches „JA“ zur Vorlage.

Vielen Dank!