Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: SPD-Stadtrat Heiko Oßwald

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

werte Gäste,

 

die deutschen Städte und Gemeinden stehen unverschuldet vor massiven Finanzproblemen. Dies unterstreicht insbesondere der Umstand, dass dem finanzwirtschaftlich zweitbesten Jahr 2008 das zweitschlechteste in der Geschichte der Bundesrepublik gefolgt ist. Ursache hierfür sind nicht nur weiterhin steigende Ausgaben, besonders im Sozialbereich, sondern vor allem Einbrüche bei der Gewerbesteuer und sinkende Zuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich. Deshalb kann ich mich der Forderung von Oberbürgermeister Jung und Finanzbürgermeister Bonew nach einer umfassenden Gemeindefinanzreform nur anschließen, die die Aushöhlung der kommunalen Selbstverwaltung durch chronische Unterfinanzierung endlich beendet.

 

Nur darauf zu warten bringt uns in der konkreten Finanzsituation nicht weiter. Gerade im Kulturbereich drohen aufgrund des freiwilligen Aufgabencharakters überproportionale Kürzungen. Wir alle sind gefordert, eine notwendige Diskussion über Standards, Effizienzsteigerungen und Einsparungen im Kulturbereich zu führen. Die Einführung einer Kulturförderabgabe wird und soll diese Diskussion nicht abwürgen. Aber sie ist ein legitimer Ansatz, zusätzliche Einnahmequellen zur Sicherung einer vielfältigen kulturellen Infrastruktur zu erschließen, um somit finanzielle Handlungsspielräume zurückzugewinnen, die den Kommunen aufgrund von Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene genommen wurden sind. Die Einführung einer Kulturförderabgabe sollte auf möglichst rechtssicherem und unbürokratischem Wege erfolgen. Für die Ausgestaltung der Kulturförderabgabe als kommunale Aufwandsteuer, wie im Antrag der Linken gefordert, existieren momentan noch rechtliche Risiken hinsichtlich der Besteuerung beruflich bedingter Übernachtungen. Ein Ausschluss dieser Übernachtungen würde zu Problemen hinsichtlich der Erhebungsgerechtigkeit der Steuer führen und das Volumen der Abgabe drastisch schmälern.

 

Diese Risiken existieren bei der Ausgestaltung als gemeindliche Sonderabgabe nicht, hierzu wird auch auf die Begründung zu unserem Antrag verwiesen. Insbesondere verschwinden die Mittel hier nicht irgendwo im Verwaltungshaushalt, da bei einer Abgabe, im Gegensatz zur Steuer, die Mittel zweckgebunden für die Kultur verwendet werden müssen. Die Intention unseres Antrages ist es, den OBM zu beauftragen, sich für eine gesetzliche Ermächtigungsgrundlage beim Freistaat Sachsen zur Einführung der Kulturförderabgabe als kommunale Sonderabgabe einzusetzen. Der Freistaat sollte dann einen entsprechenden rechtlichen Rahmen vorgeben. Wie die sächsischen Kommunen diese Ermächtigung dann nutzen, bleibt den Entscheidungen der einzelnen Kommunalparlamente vorbehalten. Dies wäre aber in jedem Fall eine Maßnahme, die kommunale Finanzhoheit und damit die kommunale Selbstverwaltung zu stärken. Nur darum geht es heute im Antrag.

 

Abschließend möchte ich noch auf die Argumentation der Kritiker dieser Abgabe eingehen, wonach massive Standortnachteile drohen: Genau so wenig wie die steuerliche Entlastung durch Senkung des Mehrwertsteuersatzes (allein 8 Millionen Euro Entlastung in Leipzig) zu Preissenkungen oder Investitionen im Beherbergungsgewerbe geführt hat, genau so wenig würde eine Abgabe (geschätztes Volumen 4 Millionen Euro) zu massiven Preiserhöhungen oder Insolvenzen führen. Denn bei einer jährlichen Steuerentlastung von einer Milliarde Euro sind Investitionen von 800.000 Euro nicht einmal 0,1Prozent. Auch stellt sich die Frage, warum nur die Leipziger Bürger für die Finanzierung der Kulturbetriebe aufkommen sollen, wenn diese gerade auch für Besucher, wie Touristen und Geschäftsleute, vorgehalten und von diesen auch gerne angenommen werden. Politisch zu diskutieren ist, ob eine Abgabe von vielleicht 2 Euro pro Übernachtung für die Hotelbetriebe und Gäste eher hinnehmbar ist, als harte Einschnitte in die kulturelle Infrastruktur, wie z.B. die Schließung von Museen, Zuschusskürzungen an den Zoo oder die Ausdünnung von Spielplänen in Theater und Gewandhaus.

 

Abkassieren will hier keiner, aber Haushaltskonsolidierung bedeutet letztendlich auch immer den Bürger zur Kasse zu bitten. Nicht nur bei Einnahmeerhöhungen sondern auch bei Ausgabekürzungen. Bei Schließung von Einrichtungen fallen Angebote für die Bürger weg, werden also kassiert. Personalabbau kann zu Leistungseinschränkungen und längere Wartezeiten führen und kostet den Bürger zwar finanziell nichts aber jede Menge Zeit und Nerven. Politik kann nur glaubwürdig bleiben, wenn sie diese Wahrheiten auch offen benennt!

 

Unterstützen Sie daher unseren Vorschlag, den Weg einer rechtssicheren Einführung einer Kulturförderabgabe zu forcieren und nehmen Sie damit den Freistaat Sachsen in die Pflicht, die kommunale Finanzhoheit zu stärken.

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste!

Mit unserem Antrag wollen wir eine Lücke in der Erinnerungskultur unserer Stadt

schließen. Nicht die Rote Armee hat – wie es uns zu DDR-Zeiten durch geschicktes Weglassen der historischen Zusammenhänge nachhaltig suggeriert wurde – unsere Stadt befreit, ich denke nur daran, dass der russische Kommandant Trufanow Ehrenbürger der Stadt ist, sondern es waren die Amerikaner. Allerdings mangelt es noch immer an einem öffentlichen Gedenkort für diese und ihren Einsatz auch für unsere Stadt.

Am 18. April 1945 haben die 2. und die 69. Infanteriedivision das Zentrum Leipzigs erreicht. Am 19. April erzwangen sie die Kapitulation der Stadt. Einer der letzten Kriegstoten in Leipzig war ein amerikanischer GI. Er starb am 18. April am Straßenbahnhof Angerbrücke. Sein Foto ging um die Welt, denn der Kriegsreporter Robert Capa hielt den Tod des Soldaten mit seiner Kamera fest. Dieses Fotos erschien neben zahlreichen anderen Fotos vom Einmarsch der Amerikaner in Leipzig in der Victory-Ausgabe des Life-Magazine. Die Amerikaner begannen mit der Proklamation Nr. 1 umgehend mit dem Neuaufbau der demokratischen Strukturen in Leipzig. Sie setzten am 23. April den Rechtsanwalt Vierling als Oberbürgermeister ein und reaktivierten den bis 1933 amtierenden Polizeipräsidenten, den Sozialdemokraten Heinrich Fleißner.

Diese demokratische Neuordnung unserer Stadt fand mit der Übergabe Leipzigs an die

Rote Armee am 2. Juli bereits ihr Ende. Es war eigentlich der Beginn einer neuen Diktatur. Wir haben den Amerikanern im Rahmen des Neuanfangs in den ersten zweieinhalb Monaten nach dem Krieg zu danken, wenn auch erst sehr spät. Vor diesem Hintergrund stellt sich das Fehlen eines offiziellen Gedenkortes für die gefallenen US-Soldaten sowie das Wirken der Amerikaner in den ersten Nachkriegswochen als großes Defizit dar. Das wollen wir mit unserem Antrag ändern!

 

Ich möchte noch kurz auf den Ergänzungsantrag der Linksfraktion eingehen. Ich freue mich, dass Sie, werte Kollegen, dieses Ansinnen unterstützen möchten, auch der Vorschlag, einen Gedenkort am Straßenbahnhof Angerbrücke zu errichten, ist aufgrund der historischen Begebenheitennicht verkehrt. Aber dennoch: Meine Fraktion favorisiert eine innerstädtische, zentral erreichbare Gedenktafel, bspw. an der Runden Ecke, so wie wir es in unserer Antragsbegründung formuliert haben.

Sollte das authentische Gebäude an der Angerbrücke einmal in einem würdigen Zustand sein, sollte auch dort eine Erinnerungstafel für den gefallenen jungen amerikanischen Soldaten angebracht werden.

Ich bitte Sie um Zustimmung zum Verwaltungsstandpunkt, obwohl gerade auch bei diesem Thema der Leipziger Geschichtsverein offensichtlich Defizite in seinem Wirken aufweist

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

im und um den – in den 30er Jahren angelegten und in Folge des Braunkohleabbaus stark verkleinerten – Elsterstausee haben zahlreiche Leipzigerinnen und Leipziger ihre Kindheit bzw. Freizeit verbracht. Mit dem Elsterstausee verbinden viele Bürger schöne und wohl auch unvergessliche Erinnerungen. Aus diesem Grund können wir leicht nachvollziehen, dass sich viele den Stausee zurückwünschen.

Wir müssen jedoch feststellen, dass sich die Naherholungssituation in Leipzig im Allgemeinen und im Leipziger Südwesten im Speziellen erheblich verändert hat. Unmittelbar angrenzend an den Elsterstausee wurde der Cospudener See geflutet und momentan entsteht auch der Zwenkauer See. Darüber hinaus sind weitere ehemalige Tagebaurestlöcher rings um Leipzig geflutet worden und bereichern das Naherholungsangebot für die hier lebende Bevölkerung.

Eine nachhaltige Wiederherstellung, bei der der Untergrund des ehemaligen Elsterstausees abgedichtet wird, würde mehr als 4 Mio. Euro kosten und darüber hinaus würden in den meisten Fällen jährliche Betriebskosten anfallen.

Aufgrund der veränderten Naherholungssituation vor Ort, der Haushaltsituation und des Investitionsstaus in Milliardenhöhe – sei es in Schulen, Kitas, Kultureinrichtungen oder bei der Verkehrsinfrastruktur – sind wir der Auffassung, dass es unredlich wäre den Leipzigerinnen und Leipzigern vorzugaukeln, dass der Stausee irgendwann sein altes Gesicht zurückbekommt.

Lassen Sie uns ehrlich sein, dies wäre weder finanziell vernünftig, noch ökologisch sinnvoll. Lassen Sie uns heute den Weg frei machen für einen naturnahen Wald, lassen Sie uns der Natur ein Stück freien Lauf geben und lassen sie uns damit ein kleines Naherholungsgebiet zum wandern und spazierengehen abseits der Seen schaffen.

Die SPD-Fraktion wird den Antrag folglich ablehnen und würde sich freuen, wenn die Stadtverwaltung ein wasserrechtliches Verfahren einleitet, um den bereits trockenliegenden Elsterstausee zu entwidmen. Das einzige was wir sonst auf Jahre hin schaffen, ist eine eingezäunte Weidefläche für Schafe.

Redner: Christian Schulze, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

 

 

Die SPD-Fraktion bekennt sich ganz klar zum Leipziger Zoo. Wir sind nach wie vor begeistert, welch gute Entwicklung unser Zoo in den letzten Jahren genommen hat. Er ist zu einem Touristenmagneten geworden und dies gilt es aus Sicht der SPD-Fraktion auch zu unterstützen.

Durch den Bau von „Gondwanaland“ wird der Zoo noch deutlich an Attraktivität zulegen. Um allerdings der damit verbundenen Verkehrsströme Herr zu werden, haben wir heute über einen ganz wichtigen Teilaspekt des gesamten Projekts, das zweite Parkhaus am Zoo, zu entscheiden.

 

Die SPD-Fraktion ist grundsätzlich für das Parkhaus am Zoo, auch wenn uns natürlich die Widrigkeiten im momentanen Verkehrsfluss bekannt sind. Aus unserer Sicht ist es auch vor diesem Hintergrund nicht sinnvoll, das zweite Parkhaus zu verhindern, denn dadurch wird die Verkehrssituation dort keineswegs verbessert. Es liegen nämlich entsprechende Studien vor, die darauf hindeuten, dass der motorisierte Individualverkehr keineswegs abnehmen wird, auch wenn wir entsprechende Alternativen, wie P+R-Parkplätze und eine bessere ÖPNV-Anbindung anbieten.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin sehr dafür, den ÖPNV zu stärken und der notwendigen Umweltverträglichkeit Rechnung zu tragen. Wir fordern ganz klar von der Verwaltung ein Bekenntnis zum Kombiticket. Die bisher im Verkehrskonzept vorgeschlagenen Varianten sind nicht befriedigend. Da muss aus unserer Sicht nach bis August noch einmal ganz kräftig nachgearbeitet werden. Dennoch: Die Verhinderung des Parkhauses wird keinen positiven Einfluss auf das Verkehrssplitting haben! Vielmehr werden die Probleme des fließenden und ruhenden Verkehrs in die umliegenden Wohnquartiere verlagert. Und das darf nicht unser Ansinnen sein.

 

Aufgrund der prekären Haushaltslage haben wir einen Änderungsantrag zum Finanzierungsbeschluss vorgelegt, durch den die Stadt Leipzig 500.000 Euro Investitionsmittel einsparen kann. Die in diesem Haushalt eingestellten 3,5 Millionen Euro als Investitionsmittel bleiben bestehen, denn der Haushalt ist so beschlossen und von der Landesdirektion genehmigt. Lediglich die für 2011 vorgesehenen Gelder für das Parkhaus in Höhe von 500.000 Euro sollen als Gesellschafterdarlehen ausgereicht werden, dass der Zoo bis längstens 2013 tilgen soll.

 

Ich denke, dass ist ein guter Kompromiss und bitte Sie daher um die Zustimmung zu unserem Änderungsantrag und zur Vorlage.

 

 

Rednerin Ingrid Glöckner, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste!

Der Lindenauer Hafen ist für uns ein zentrales Projekt der Stadtentwicklung und das Fenster zu seiner Entwicklung ist wahrscheinlich nur jetzt offen. Es liegen positive Förderbescheide vor – ob dies so noch einmal passiert, ist sicherlich mehr als fraglich. Wenn wir uns die Sparvorschläge der schwarz-gelben Landesregierung ansehen, werden wir in Zukunft von solchen Projekten, wie es uns jetzt zur Entscheidung vorliegt, nur träumen können.

Da frage ich ganz konkret die hier anwesenden Landtagsabgeordneten: Können wir in den nächsten Jahren überhaupt noch Stadtentwicklung betreiben?

Jetzt sind die notwendigen Haushaltsmittel für dieses Jahr eingestellt u. der Haushalt wurde ja im Februar vom Stadtrat beschlossen und inzwischen auch von der Landesdirektion bestätigt.

Wir haben uns als Stadtrat mit dem Beschluss der 1.Rahmenvorlage zur Entwicklung des Lindenauer Hafens bekannt. Erste Bau- und Finanzierungsbeschlüsse liegen vor und es ist bereits viel Geld geflossen für die Baufeldfreimachung, die Vorbereitungen des Durchstichs zum Karl-Heine -Kanal und die notwendigen Grundstücksankäufen. Das Areal muss zügig für Investoren vorbereitet werden, damit wir unsere Aufwendungen wie geplant refinanzieren können und hier keine Investruine entsteht. Die Entwicklung der Bauflächen muss ausschließlich durch private Investoren erfolgen. Das ist keine Aufgabe der Stadt.

Um unsere Ziele zu erreichen, muss das Projekt über die gesamte Laufzeit professionell gemanagt werden. Das muss über den geplanten Realisierungswettbewerb laufen bis zur Abwicklung der Finanzierung. Die Stadt muss dabei immer handlungsfähig bleiben und die Zielrichtung vorgeben.

Ich bin überzeugt, hier am Lindenauer Hafen wird die Stadt ihrem Image als Wasserstadt und dem Anspruch an hochwertiges Wohnen am Wasser gerecht. Wenn dann in ferner Zukunft noch der Durchstich zum Saalekanal erfolgt ist, dann werden uns unsere Enkel für die heutige positive Entscheidung danken.

 

 

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, familienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

verehrte Stadträte,

werte Gäste!

Man kann lange suchen, es gibt keine allgemeingültige Definition des Begriffs Familie. Das liegt sicherlich daran, dass der Familienbegriff starken Änderungen unterliegt.

Ausschlaggebend ist doch nur die Qualität des Familienlebens. Familie ist dort, wo Menschen soziale Verantwortung innerhalb einer Gemeinschaft übernehmen.

Mit der Neudefinition Eltern passt sich die Stadtverwaltung den allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen an, besonders denen unserer Stadt. Über die Hälfte der Kinder lebt nicht bei miteinander verheirateten Eltern. Den Kindern ist das egal – Hauptsache sie werden umsorgt und können unbeschwert aufwachsen.

Mit der in der Vorlage beschriebenen Auslegung von Familie fördert die Stadt Menschen, die gemeinsam Verantwortung für Kinder übernehmen, auch wenn sie nicht die leiblichen Eltern sind. Das begrüßt die SPD- Fraktion ausdrücklich.

Diese Vorlage soll am 1. August in Kraft treten, also bleiben den Hortleiterinnen nur 7 Arbeitstage bis zum Beginn der Sommerferien, um die Vertragsänderungen mit den Eltern abzuschließen. In den Ferien schließen die Horte für mehrere Wochen und die Eltern sind nicht erreichbar.

Die Verwaltung sollte Rücksicht auf diejenigen nehmen, die die Vorlagen umsetzen müssen und diese so ins Verfahren geben, dass eine vernünftige Umsetzung möglich ist. Die Verwaltung schätzt, dass bei ca. 10 % der Verträge eine Änderung erforderlich wird. Diese Zahl ist sicherlich auch von Einrichtung zu Einrichtung sehr unterschiedlich.

Bei einigen Eltern wird es auch zu einer Erhöhung des Elternbeitrages kommen.

Das sind jene, die bisher als Alleinerziehend bezeichnet wurden, aber nach der neuen Auslegung als Familie gelten. In diesen Fällen benötigen die Leiterinnen der Einrichtung sicherlich mehr Zeit für die entsprechenden Elterngespräche.

Meine Fraktion wird dieser Vorlage zustimmen und ich bitte Sie, dies auch zu tun.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

 

 

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

werte Damen und Herren,
werte Kollegen und Kolleginnen des Stadtrates,

liebe Gäste!

Die SPD-Fraktion spricht sich klar für die Vorlage zum Modellprojekt „Bürgerarbeit“ aus, auch wenn wir insbesondere den Einwand zur Höhe der Vergütung nachvollziehen können. So führt ein Gehalt von 900 Euro pro Monat für eine 30-Stunden-Woche natürlich dazu, dass die Bezieher dieses Einkommens in vielen Fällen weiterhin zu den sogenannten Aufstockern gehören werden.

Öffentlich geförderte zweite und dritte Arbeitsmärkte sind auch aus unserer Sicht nicht das Ideal, aber angesichts der noch immer hohen Arbeitslosigkeit sind sie ein Instrument auf das unser Sozialstaat nicht ohne weiteres verzichten kann und darf. Erfreulich wäre es natürlich, wenn viele den Sprung aus einer öffentlich geförderten Beschäftigung in den ersten Arbeitsmarkt schaffen würden. Und diese Chance besteht, vor allem auch deswegen, weil das vorliegende Projekt in den ersten sechs Monaten ganz speziell den Schwerpunkt auf Beratung und Qualifizierung legt.

Trotz der Kritik an der Höhe der Vergütung oder unter Umständen an der Art und Weise der Beschäftigung halte ich die so genannte Bürgerarbeit für einen gangbaren Weg. Schließlich geht es auch darum, den betroffenen Personen eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglich, wozu Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsumfeld und das Gefühl, einer sinnvollen Beschäftigung nachgegangen zu sein, zweifelsohne gehören.

Zum Schluss noch ein Wort zu meiner Vorrednerin von der Fraktion „Die Linke“: Wenn sie dieses Modell, wie in der Onlinezeitung „L-IZ“ geschehen, als Arbeitszwang darstellen, möchte ich ihr Menschenbild nicht haben, da ich davon überzeugt bin, dass es unter den 3.800 in Frage kommenden Personen leicht möglich sein wird, 500 Menschen zu finden die bereit sind, sich an diesem Projekt ganz freiwillig zu beteiligen. Nicht die Bürgerarbeit an sich stärkt die Mär vom faulen Arbeitslosen, Sie, Frau Witte, stärken dieses Märchen, da Sie suggerieren, dass die Betroffenen zur Arbeit gezwungen werden müssten.

Wir werden der Vorlage zustimmen und hoffen, dass dies auch die Mehrheit des Stadtrates tun wird.