Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr  Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträte,
werte Gäste!

Der nordwestliche Bereich des Brühls zwischen Richard-Wagner-Platz und Am Hallischen Tor soll neu gestaltet werden. Aus Sicht meiner Fraktion ist das dringend erforderlich, da der Brühl in dem genannten Bereich zu verkommen droht. Ein neuer Magnet im Brühl würde auch zur Belebung der Hainstraße und der Katharinenstraße im Umfeld des Bildermuseums führen. Vielleicht würden sich dann für die fehlende Randbebauung an den Ecken Investoren finden.
Städtebaulich und auch im Bewusstsein der Leipziger ist der Brühl ein wichtiger Ort, dessen Ausformung von besonderer Bedeutung für das Stadtzentrum, der guten Stube von Leipzig, ist.

Die aufkommende Aufregung ist deshalb verständlich. Es ist deshalb dringend erforderlich, Wege zu finden, die interessierte Bevölkerung in den Prozess einzubeziehen. Das gesetzlich geregelt Bebauungsplanverfahren, das mit dem Aufstellungsbeschluss bereits vor einiger Zeit eingeläutet wurde, bietet dafür den Rahmen.
Bei aller verständlichen Aufregung sollte man jedoch zur notwendigen Sachlichkeit zurück finden und gut gemeinte Einzelinteressen sorgsam von den gesamtstädtischen trennen.

Herr Günther vom Stadtforum behauptet z.B. munter, dass Standort und Gestaltung für das Bildermuseum in einem Eilverfahren durchgeführt wurden. Offensichtlich hat er sich nicht kundig gemacht, denn allein um die Standortfindung wurde fünf Jahre gestritten und auch meine Fraktion hat zu dem Thema gut besuchte öffentliche Veranstaltungen organisiert. Bei dem zweistufigen Wettbewerbsverfahren für das Bildermuseum haben weit über 500 Architekturbüros teilgenommen. Es war das größte Verfahren, was je in Leipzig gelaufen ist.  Aber auch ein noch so umfangreicher Architekturwettbewerb sichert am Ende eben kein Ergebnis, welches rundherum Zustimmung erhält.  
Das müsste eigentlich auch Herr Gormsen wissen, in dessen Amtszeit zwei Wettbewerbe zum Augustusplatz fielen und die im Ergebnis kreierten Milchtöpfe sollen ja auch nicht allen Leipzigern gefallen. Soviel zum Thema Architekturwettbewerbe als Allheilmittel. An Herrn Gormsen noch einen Rat: Ehe man seinen Nachfolgern populistische Ratschläge erteilt, sollte man doch prüfen, ob man es selbst besser gemacht hat.
Ein Problem grundsätzlicher Art ist bei der Brühlbebauung das Thema Einzelhandelsflächen. Ohne Einzelhandel wird das Vorhaben wirtschaftlich nicht darstellbar sein. Zumindest habe ich bisher noch keine anderen tragbaren Vorschläge gehört. Die zu klärende Frage ist jedoch: wie viel verträgt das Zentrum noch weitre Handelsflächen. Gespannt erwarte ich die Ergebnisse aus dem hoffentlich unabhängigen Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat.
Beim Gutachten des Handelsverbandes muss berücksichtigt werden, dass dort verständlicherweise einseitig Interessen der Mitglieder Berücksichtigung finden. Beim Umbau des Einkaufsmarktes Saale-Park hat man deshalb auch vom Händlerverband keine Proteste gehört, obwohl die Interessen der Innenstadthändler ganz maßgeblich berührt waren.

Zu den vorliegenden Anträgen ist zu sagen, dass wir dem Antrag der Linken/PDS zustimmen werden. Beim Antrag von Bündnis 90/Die Grünen könnten wir Punkt 3 zustimmen. Zum Punkt 2 habe ich Ihnen meine persönliche Auffassung mitgeteilt.

Redner: Heiko Oßwald

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren, werte Gäste,
wir haben heute eine Vorlage zu beschließen über außerplanmäßige Ausgaben für Gutachterleistungen in Höhe von 390.000 Euro. Angesichts unserer Haushaltsituation und Kürzungen in anderen Bereichen kein Kleckerbetrag.

Zum Sachverhalt. Die ernsthafte Untersetzung der in den beiden letzten Jahren beschlossenen Haushaltsicherungskonzepte, wie von uns Stadträten mehrfach angemahnt, führte zu einer enormen finanziellen Mehrbelastung der Verwaltung durch Gutachterkosten. Wie stellen wir die städtischen Beteiligungen neu auf? Wie untersetzen wir die Privatisierungsvorgaben? Wo sind im Kulturbereich noch Einsparpotenziale zu erschließen? Alles komplexe Themenfelder, die einer tiefgründigen Analyse bedurften. Wenn wir unsere Verwaltung nur noch für 36 Stunden bezahlen, andererseits schnelle und brauchbare Ergebnisse in Sachen Haushaltskonsolidierung erwarten, wird es mit dem „selber denken“ der Verwaltung bei dieser Aufgabenvielfalt schon schwierig. Daher hat unsere Fraktion aus inhaltlicher Sicht mit der Kostenüberschreitung kein Problem. Vom Verfahrensablauf her gesehen ist diese Vorlage aber inakzeptabel.Eines der wichtigsten Rechte, welches der Stadtrat innehat, ist das Budgetrecht. Der Stadtrat hat den Haushalt der Stadt Leipzig zu beschließen. Und wenn er dem Haushaltsplanentwurf der Verwaltung nicht zu 100% folgt und eigene Akzente bei Einnahmen und Ausgaben setzt, so ist das ein ganz normaler demokratischer Vorgang, den die Verwaltung zu respektieren und umzusetzen hat. Es kann daher nicht sein, dass wenn der Stadtrat einen anderen Haushaltsansatz beschließt als im Entwurf vorgesehen, die Verwaltung diesen Beschluss ignoriert und sich ihren bisherigen Planansatz über eine außerplanmäßige Ausgabe nachträglich genehmigt.
Dies zeugt von wenig Respekt vor demokratisch getroffenen Entscheidungen.
Hier hätten frühzeitig Signale aus der Verwaltung kommen müssen, dass die genehmigten Mittel nicht ausreichen und für welche Vorhaben konkret Mehrbedarfe entstehen. Diese Mittel hätten dann im laufenden Haushaltsjahr über eine gesonderte Vorlage noch vor Auftragserteilung bewilligt werden müssen. Wir erwarten, dass zukünftig diese demokratischen Spielregeln eingehalten werden. Unter dieser Maßgabe stimmen wir der Vorlage zu.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

abgesehen von der sportlichen Situation im Leipziger Fußball, stehen wir in unserer Stadt vor dem Problem zweier extrem rivalisierender Fußballvereine mit einem relativ großen Zuschauerinteresse. Dem gegenüber steht ein Fanprojekt mit einem Mitarbeiter und Räumlichkeiten für die Fans nur einer Mannschaft. Das Fanprojekt ist zuständig für beide Vereine und versucht diesen Spagat auch umzusetzen, anders als es der Titel des ursprünglichen Antrags vermuten lässt.

An dieser Stelle möchte ich gar nicht alle Vorfälle mit gewalttätigem oder rassistischen Hintergrund der letzten zwei Jahre auflisten die über die Medien kommuniziert wurden, denn das alleine würde den Rahmen meiner Redezeit sprengen. Zu den Vorfällen, die über die Medien kommuniziert wurden, kommen noch zahlreiche Vorfälle die nicht erwähnt wurden.

Unser Ziel, aber auch das Ziel der Vereine muss es sein Gewalt und Rassismus abzubauen bzw. einzudämmen, darüber hinaus muss die Rivalität der Vereine auf ein gesundes Maß reduziert werden. Ein Teil kann dazu ein erweitertes Fanprojekt beitragen, über das beide Vereine betreut werden können. Das heißt mindestens eine weitere Sozialarbeiterstelle und Räumlichkeiten für beide Fangruppen (auch die bestehenden Räumlichkeiten sind stark sanierungsbedürftig).

Eine Erweiterung alleine macht jedoch keinen Sinn, da zur Erweiterung ein Konzept gehört wie der zunehmenden Gewalt und dem Rassismus begegnet werden können. Die beiden Vereine Sachsen Leipzig und Lok Leipzig müssen an der Erweiterung und dem konzeptionellen Aufbau des Fanprojekts mitwirken. Zusätzlich müssen beide Vereine ihren Beitrag (auch finanziell) leisten. Das werden sie jedoch nur dann tun, wenn sie sicher sind, dass diese Gelder auch in die Fanarbeit ihres Vereins fließen.

Die SPD Fraktion zieht ihren Änderungsantrag zurück.

Redner: Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr  Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträte
werte Gäste,

der Stadtrat hat heute vom Oberbürgermeister eine Vorlage zur Abstimmung vorgelegt bekommen, die zum einen eine Grundsatzentscheidung auf dem Weg zum Schuldenabbau der Stadt Leipzig darstellt und zum anderen ein klares Bekenntnis zum weiteren Umgang mit wichtigen städtischen Betrieben abgibt.
Für die SPD-Fraktion sind Ursache und Anlass für die Notwendigkeit zur Behandlung dieser Vorlage zum jetzigen Zeitpunkt die Haushaltlage und die hohe Verschuldung der Stadt Leipzig.

Vorab deshalb einige Bemerkungen, die im Zusammenhang mit der Haushaltslage erforderlich sind. Es wird viel über die Schulden der Stadt Leipzig geredet. Ohne Zweifel ist der Schuldenstand mit fast 1.900 € je Einwohner zu hoch.  Durch die Aufwendungen für Zinsen und Tilgung wird die Handlungsfähigkeit der Stadt eingeschränkt, da diese vor allem nicht durch auskömmliche Einnahmen zu finanzieren sind.

Den Schulden stehen allerdings erhebliche Werte gegenüber, die seit der politischen Wende in Leipzig geschaffen wurden. Ich erinnere nur an umfangreichen Infrastrukturvorhaben, Neue Messe, Stadion, Arena, Bildermuseum, sanierte Schulen und, und, und. Jedes private Unternehmen würde diese Werte stolz als Aktiva in seine Bilanz aufnehmen und sich damit rühmen. In einem städtischen Haushalt sind Schulden offenbar ausschließlich eine Last und ihnen haftet der Geruch der Unanständigkeit an. Wenn Schulden gemacht werden, die der Stadt langfristigen Nutzen bringen, wie das z.B. bei Infrastrukturmaßnahmen der Fall ist, sind sie jedoch vor unserer nachfolgenden Generation zu vertreten.

Die Vorlage stellt rein formal betrachtet lediglich einen Verfahrensvorschlag dar.  Das Verfahren betrifft jedoch besonders wichtige Inhalte der Stadtpolitik.

Mit dem ersten Teil der Vorlage wird die Eröffnung des Verfahrens  zum Verkauf von maximal 49,9 % Anteile der Stadtwerke Leipzig  beschlossen. Neu in der Vorlage ist ein Kriterienkatalog, der bei der Auswahl des möglichen Partners und beim Verkauf der Anteile Berücksichtigung finden muss. Dadurch wird u.a. geregelt, dass nicht nur der zu erzielende  Preis ausschlaggebend für eine mögliche Verkaufsentscheidung sein kann.
Für die SPD-Fraktion sind die Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, die regionale Wertschöpfung, die Quersubventionierung des ÖPNV und eine weitere Stärkung des Wirtschaftsstandortes Leipzig von ganz besonderer Bedeutung.
Weiterhin wird im ersten Teil des Beschlusses die Verwendung des möglichen Verkaufserlöses überwiegend zur Schuldentilgung aber auch zur Kofinanzierung wichtiger Investitionsvorhaben geregelt.

Im Teil II der Beschlussvorlage wird die notwendige Entschuldung der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft und die Reduzierung der städtischen Bürgschaften auf unter 300 Mill. € festgelegt. Dadurch würde eine Risikoposition unseres Haushaltes erheblich abgebaut. Dazu soll das Unternehmen Umschuldungsmaßnahem vornehmen, und auch der Verkauf von Teilbeständen kann genutzt werden. Das Dezernat VI erarbeitet als Grundlage ein Wohnungsbedarfskonzept, damit nicht an den Interessen der Stadt vorbei veräußert werden kann.
Für die SPD-Fraktion ist mit dieser Regelung der Verkauf der LWB oder auch von Geschäftsanteilen des Wohnungsbauunternehmens endgültig vom Tisch.

Der Verkauf des Eigenbetriebes Stadtreinigung bzw. dessen Integration in die LVV kann nach Ansicht meiner Fraktion nur erfolgen, wenn das Problem der Mehrwertsteuerumlage auf die Bürger verhindert werden kann. Andererseits werden wir einer Lohnreduzierung bei den Mitarbeitern in dieser Höhe zur Verhinderung der Mehrbelastung der Bürger ebenfalls nicht akzeptieren.

Neu in der Vorlage sind die im Teil III festgelegte Erarbeitung einer Konzeption zur Stärkung der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft und die Verkaufsabsicht von Minderheitsanteilen an der LVV.
Für die SPD-Fraktion stellt die beabsichtigte Stärkung der LVV, also der Leipziger kommunalen Versorgungsunternehmen insgesamt, einen ganz zentralen Punkt dieser heute zur Abstimmung eingebrachten Vorlage dar. Ich kann nur dafür werben, dass der Stadtrat mit einer qualifizierten Mehrheit der Erarbeitung einer Konzeption zur Stärkung der LVV zustimmt. Das sind eine sehr wichtige Entscheidung zum Umgang mit den großen städtischen Beteiligungen und ein klares Bekenntnis zur Zukunft der kommunalen Wirtschaftstätigkeit in der Stadt Leipzig.
Unser Ziel ist, dass die städtischen Unternehmen durch die geplante Stärkung der LVV noch besser aufgestellt werden, um eine höhere Renditeerwirtschaftung auch außerhalb der Gemeindegrenzen erreichen zu können.

Erst wenn die neue Struktur und die Aufgabenverteilung mit den Konzernbetrieben geklärt und weitgehend umgesetzt sind, wird als nächster Schritt der Verkauf einer Minderheit der Gesellschafteranteile erfolgen. Nach meiner Ansicht kann auch die Einbeziehung eines Privaten und seiner Kompetenzen in die LVV zur Stärkung der LVV führen. Dabei geht meine Fraktion ganz eindeutig von einer Minderheitsbeteiligung mit dem Ziel aus, dass die Mehrheit an den Betrieben unterhalb der LVV-Ebene im Besitz der Stadt verbleiben.

Der vorliegende Verfahrensvorschlag bedarf im Laufe der Abarbeitung weiterer sehr wichtiger Beschlüsse des Stadtrates. Diese sind:

  • Verkaufsbeschluss für den Anteilsverkauf der Stadtwerke mit Festlegung zur Mittelverwendung
  • Konzept zur Stärkung der LVV
  • Beauftragung zur Ausschreibung von Anteilen der LVV
  • Verkaufsbeschluss  für Anteile der LVV
  • Konzept zur Reduzierung der Bürgschaften der LWB

Zuvor muss zur Begleitung des Verfahrens ein Gremium unter maßgeblicher Beteiligung des Stadtrates geschaffen werden. Nur so wird der Einfluss des Stadtrates und seine ständige Information über den laufenden Stand des Verfahrens gesichert werden.

Ich verstehe die Ängste der Mitarbeiter der betroffenen Unternehmen, die sie heute und zuvor in Diskussionsrunden mit uns ganz nachdrücklich zum Ausdruck gebracht haben. Durch die vorliegende Vorlage wird verständlicherweise Unruhe in die Unternehmen hineingetragen.
Auch in meiner Fraktion hat es ausgiebige und teilweise kontroverse Diskussionen im Vorfeld der heutigen Verabschiedung der Vorlage gegeben. Glauben Sie mir, gerade uns Sozialdemokraten fällt es schwer, städtisches Eigentum besonders in Hinblick auf die dort Beschäftigten und die nachhaltige Entwicklung unserer Stadt zu veräußern.
Wir haben es uns in dem Prozess, der schon fast zwei Jahre andauert, nicht leicht gemacht. Wir werden dennoch heute nicht alle, jedoch mit sehr großer Mehrheit der Vorlage zustimmen.
Meine Fraktion ist sich einig, dass wir daneben ein langfristiges Konzept zur dauerhaften Verhinderung struktureller Defizite benötigen, damit solche Verkaufsvorlagen nicht zur jährlichen Gewohnheit werden und auch die Begehrlichkeiten von Freistaat und Bund auf die städtischen Vermögenswerte im Zaum gehalten werden können.

Die Vorlage stellt, wenn sie beschlossen und umgesetzt wird, die Weichen für die Entschuldung und bringt damit die Handlungsfähigkeit der Stadt  zurück. Ich hoffe deshalb auf eine breite Mehrheit in diesem Haus und damit den Nachweis, dass der Stadtrat in Leipzig handlungsfähig ist.

Rednerin: Dr. Anke Kästner, Stadträtin der SPD-Fraktion

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jung,

werte Damen und Herren Bürgermeister,
Kollegen und Kolleginnen des Stadtrates,
liebe Gäste!
Ich möchte es mir nicht nehmen lassen, zu dieser sehr umfangreichen und informativen Drucksache, für die ich der Verwaltung an dieser Stelle ausdrücklich meinen Dank aussprechen möchte, einige Anmerkungen zu machen. Aus Sicht vieler Experten und Expertinnen  wird eine gelungene Integration für Deutschland und damit auch für Leipzig ein entscheidender Faktor sein, um auch in Zukunft im globalen Wettbewerb bestehen zu können.

Die vorliegende Informationsvorlage wurde erstellt auf Grundlage eines Antrages der SPD-Fraktion vom 14.09.2005 zum Thema: „Bericht des Ausländerbeauftragten“, mit dem Verwaltungsstandpunkt um einige Fragestellungen erweitert und schließlich in der Ratsversammlung am 08.06.2006 beschlossen.
Ziel unseres Antrages war es, verwertbare Aussagen über konkrete Ansätze einer Integrationspolitik bzw. über deren konzeptionelle Grundlagen zu erhalten, um einschätzen zu können, ob der bisher eingeschlagene Weg so weitergeführt werden kann, oder ob es notwendig ist, neue bzw. andere Schritte einzuleiten, um auch in Leipzig zu einer dauerhaft erfolgreichen Integration zwischen Einwanderern und aufnehmender Bevölkerung zu gelangen.

So haben andere Großstädte, wie z.B. Stuttgart schon lange erkannt, dass sie eine integrationspolitische Gesamtstrategie benötigen, um die Integration und Partizipation ihrer Einwanderer erfolgreich gestalten zu können.
Denn, Zitat aus dem jüngst erschienenen Buch von Rita Süssmuth mit dem Titel: Migration und Integration: Testfall für unsere Gesellschaft!
„Integration ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Gemeinden. … Entscheidend für das gelingen ist die kommunale Ebene, sind die Menschen vor Ort, weil dort Integration praktiziert wird oder nicht stattfindet.“
Umso mehr freut es mich und meine Fraktion festzustellen, dass aus dieser Informationsvorlage mehrere zukunftsweisende Handlungsempfehlungen für Leipzig abgeleitet werden können, als da sind:

1. Entwicklung eines Integrationskonzeptes

Insgesamt wird eingeschätzt, dass in Leipzig zwar recht gute Integrationsansätze existieren, die Erarbeitung eines städtischen integrationspolitischen Gesamtkonzeptes jedoch notwendig ist.

2. Integration als Querschnittsaufgabe verankern

Während das Referat Ausländerbeauftragter von Anfang an den Anspruch hatte, ämterübergreifend zu arbeiten, scheint dieses bis heute in vielen Ämtern und Ressorts noch nicht wirklich angekommen zu sein.
Durch eine Verankerung als Querschnittsaufgabe, sollte Integrationspolitik zu einem Faktor werden, der bei allen Planungen der Stadt Leipzig beachtet und einbezogen wird.

3. Schaffung eines „Migrantenbeirats“

–    als Plattform für eine direkte Kommunikation zwischen Migranten und Kommunalpolitikern
–    zur besseren Beteiligung von Migranten und Migrantinnen an kommunalen Entscheidungsprozessen
Aus dem zuvor gesagten ergibt sich die Notwendigkeit einer Neubewertung bzw. Aufwertung des Referats Ausländerbeauftragter durch die Anerkennung als strategisch wichtige Organisationseinheit und einer breiteren inhaltlichen Ausrichtung des Referates durch Umbenennung z.B. in „Beauftragter für Integration und Migration“.
Ich denke es gibt hier für die nächsten Jahre noch einiges zu tun.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin

Sehr geehrter Her Oberbürgermeister,

werte Damen und Herren Stadträte,
verehrte Gäste,
Meine Fraktion begrüßt den Antrag „Schaffung von Kindertagesstätten durch die LWB“ von Die Linke.PDS-Fraktion.
Noch erfreuter sind wir von dem weiterreichenden Verwaltungsstandpunkt.
Die bereits laufenden Abstimmungen zwischen Jugendamt und Liegenschaftsamt lassen uns auf ein baldiges Ergebnis des Prüfauftrags hoffen, denn wohnortnahe Kindergarten- und Krippenplätze werden schon jetzt dringend benötigt.
In der Untersuchung sollten jedoch alle Ortsteile mit einer Unterversorgung betrachtet werden, z. B. auch Schleußig, Wiederitzsch, Eutritzsch, Böhlitz- Ehrenberg und das Waldstraßenviertel.
Wir bitten um schnellstmögliche Vorlage des Prüfberichts noch vor der Sommerpause, damit die Ergebnisse in die Kindergarten- Bedarfsplanung für 2008 einfließen können.
Meine Fraktion stimmt dem Verwaltungsstandpunkt zum Antrag zu.

Redner: Heiko Oßwald, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,
fast 18 Monate nach den Urteilen des Bundesverwaltungsgerichtes, welche eine Satzungsänderung zwingend notwendig machten, liegt uns nun eine neue Vergnügungssteuersatzung vor.

Nach der alten Satzung wurden im Wesentlichen Tanzveranstaltungen, erotische Darbietungen und Spielgeräte mit und ohne Gewinnmöglichkeit besteuert. Nach aktueller Rechtsprechung musste für Spielgeräte mit Gewinnmöglichkeit ein neuer Steuermaßstab gefunden werden, da die pauschale Besteuerung nach der Stückzahl der Geräte nicht mehr zulässig war.
Das war nicht einfach. Bei den Sitzungen im Finanzausschuss mit zum Teil hitzigen Diskussionen um Stückzahlmaßstab, Bruttokasse, Spieleinsatz und Geldeinwurf handelte es sich wahrlich nicht um vergnügungssteuerpflichtige Veranstaltungen.

Mit dieser neuen Satzung sind leider nicht alle Probleme vom Tisch.
Der neu gewählte Steuermaßstab Spieleinsatz, der eine wirklichkeitsnähere Besteuerung gewährleisten soll, ist mit rechtlichen Restrisiken behaftet und wird das Rechtsamt beschäftigen.
Weiterhin wird der Kontrollaufwand steigen, da der Spieleinsatz durch Auslesebelege nachzuweisen ist. Diese Überprüfung erfordert zwangsläufig mehr Personal und Vor-Ort Kontrollen, weil ansonsten eine gesetz- und gleichmäßige Besteuerungspraxis nicht gewährleistet ist. Neue Steuererklärungsvordrucke müssen ebenfalls beschafft werden.
Wie hoch bei diesem Aufwand das Nettosteueraufkommen liegen wird, ist nicht absehbar.
Fiskalpolitisch macht daher die Erhebung der Vergnügungssteuer generell wenig Sinn. Bayern hat diese Steuer bereits 1976 flächendeckend abgeschafft, viele weitere Kommunen verzichten bewusst auf die Erhebung dieser Bagatellsteuer.
Alleine ordnungs- und sozialpolitische Gründe sprechen noch für die Erhebung der Steuer, so um z.B. auf die Errichtung und den Betrieb von Spielhallen Einfluss zu nehmen.

Für die Besteuerung von Tanzveranstaltungen gibt es aber keine ordnungs- oder sozialpolitischen Gründe. Tanzveranstaltungen sind Teil der kulturellen Vielfalt Leipzigs und viele Bürger bedauern, dass es zu wenige Angebote gibt. Warum soll man das Tanzvergnügen besteuern, wenn man das Vergnügen eines Opernbesuches hoch subventioniert?
Mit dem Verzicht auf die Besteuerung von Tanzveranstaltungen, wie von unserer Fraktion gefordert, wird diese Satzung ein Stück weit der Realität der heutigen Lebensverhältnisse angepasst und trägt dazu bei, dass Leipzig eine lebendige und gerade für junge Menschen attraktive Stadt bleibt.