Schlagwortarchiv für: Leipzig

Redner: Heiko Oßwald, Beteiligungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Erst im August 2011 hat die Ratsversammlung die Eigentümerziele für die LWB beschlossen. Jetzt, 30 Monate später, soll bereits eine Anpassung erfolgen. Warum?

Der Wohnungsmarkt in Leipzig ist in Bewegung geraten. Dass lässt sich nicht mehr verleugnen, obwohl die aktuellen Daten sehr widersprüchlich sind und teilweise stark voneinander abweichen. Hier hat das Amt für Statistik und Wahlen einiges aufzuarbeiten. Fakt ist aber, dass ein Einwohnerzuwachs von fast 40.000 Menschen in den letzten 5 Jahren, bedingt durch steigende Geburtenraten und positive Zuwanderungssalden, zu einer drastischen Verringerung des Wohnungsleerstands geführt hat. Standen noch im Jahr 2000 69.000 Wohnungen leer, waren es im Jahr 2010 34.000. Aktuell dürfte der Leerstand an Wohnungen auf unter 25.000 gesunken sein und dass trotz steigender Bautätigkeit. Bei weiter steigenden Einwohnerzahlen in den nächsten Jahren dürfte dieser Leerstand bald abgeschmolzen sein. Und natürlich führt dies zu steigenden Mieten und kann in einzelnen Stadtteilen eine soziale Segregation zur Folge haben.

Laut dem inoffiziellen Mietspiegel der Wohnungsinfobörse haben sich die durchschnittlichen Angebotsmieten in den letzten 3 Jahren um 20 Prozent erhöht, auf jetzt 5,67 Euro/qm. Die hiesige Immobilienwirtschaft geht von einer durchschnittlichen Kaltmiete von 5,30 Euro aus. Andere Großstädte, wie Berlin, sind ein warnendes Beispiel. Waren in Berlin vor 5 Jahren die Mieten auch noch moderat bei 5,80 Euro/qm so liegen diese jetzt durchschnittlich bei 7,10 Euro/qm. Hier gilt es langfristig gegenzusteuern. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass die Möglichkeiten einer Kommune begrenzt sind. Doch diese begrenzten Möglichkeiten, z. B. über das kommunale Wohnungsbauunternehmen gegenzusteuern, sollten genutzt werden.

In diese Richtung geht unser Antrag. Wir wollen einen Mindestbestand an Wohnungen für die LWB auf 36.000 Wohneinheiten dauerhaft festschreiben. Wir wollen, dass bei dem Verkauf von Objekten ab 8 Wohneinheiten mit dem neuen Eigentümer eine Sozialcharta vereinbart wird. Und wir wollen, dass Mieter bei geplanten Verkäufen zuerst gefragt werden. Somit können wir das Risiko größerer Mietpreissprünge für die Mieter verringern.

Auch wird dies zu einer Sensibilisierung des Themas Wohnungsverkäufe bei der LWB selbst führen. Wichtig ist uns weiterhin, dass die LWB vorrangig ihren Wohnungsbestand erweitert, wo diese unterrepräsentiert ist, um somit neue Steuerungs- und Einflussmöglichkeiten zurückzuerlangen. Modernisierungsmaßnahmen sollen im mietpreisgünstigen Segment mit Augenmaß durchgeführt werden, um diese Wohnungen weiterhin mit günstigen Mieten am Wohnungsmarkt anbieten zu können. Über die Verkaufs- und Ankaufstätigkeit der LWB sollte der zuständige Fachausschuss intensiver informiert werden, damit es hier auch zu einer besseren Abstimmung mit städtischen Interessenslagen kommt.

Wir sind uns des Spannungsfeldes durchaus bewusst, indem sich die LWB gerade befinden. Seit 2006 erfolgreich finanziell konsolidiert (Abbau der Verschuldung von über 900 Mio. Euro auf jetzt ca. noch 617 Mio. Euro) sieht sich das Unternehmen jetzt wachsenden Ansprüchen der Gesellschafterin Stadt ausgesetzt. Erfolg macht sexy meinte neulich unser Kämmerer und brachte eine Vorlage zur Erhöhung der Bürgschaftsentgelte ein. Und auch der neu eingeschlagene Weg in Richtung Wohnungsneubau, Fondsrückkäufe und Aufwertung des Wohnungsbestandes durch Verkürzung des Instandhaltungszykluses birgt finanzielle Herausforderungen.

Daher halten wir eine mittelfristige Festschreibung des Wohnungsbestandes auf 40.000 Wohneinheiten, wie von der Fraktion die Linke gefordert zwar für richtig, aber für verfrüht. Hier gilt es unter Abwägung der betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten die neue strategische Unternehmensplanung noch abzuwarten, wenn auch aus unserer Sicht die LWB einen Marktanteil von 10 Prozent weiter halten muss. Mit Blick auf den Sektor Schulen und Kindertagesstätten, wo die Stadt noch immer der rasanten demografischen Entwicklung hinterherhinkt, müssen wir hier langfristig die richtigen Weichen stellen, um auch künftig Einfluss auf die Mietentwicklung in unserer Stadt nehmen zu können. Perspektivisch wird die LWB mehr Wohnraum schaffen müssen, als bereits in der mittelfristigen Wirtschaftsplanung des Unternehmens vorgesehen ist. Allerdings brauchen wir hierzu endlich ein entsprechendes Förderprogramm des Freistaates Sachsen für sozialen Wohnungsbau. Der Bund gibt den Ländern dafür jährlich 518 Millionen Euro in die Hand, aber wie so oft kommt das Geld dafür bei den Kommunen nicht an. Alleine kann die Stadt mit der LWB dies nicht schultern. Höchste Zeit also, dass der Freistaat Sachsen, gemeinsam mit seinen beiden großen Städten Leipzig und Dresden, sich dem Thema sozialer Wohnungsbau stellt.

Alles in allem genug gute Gründe für eine notwendige Anpassung der Eigentümerziele für die LWB. Ich bitte Sie daher unserem Antrag zuzustimmen.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Sprecherin der SPD-Fraktion für den Bereich Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Im Rahmen des Schulentwicklungsplanes der Stadt Leipzig wird der Bau eines weiteren Gymnasiums vorbereitet. Diesmal dürfte es um den Standort weniger Diskussionen geben, denn dieses Gebäude hat eine optimale Lage – im Leipziger Südwesten, fast noch in Mitte – also genau dort, wo auch die meisten Schüler leben. Gebäude und Grundstück gehören der Stadt und sind äußerst attraktiv.

Genau aus diesen Gründen halten wir es für besonders wichtig, dass diese Schule zeitnah fertig wird. Auf der letzten Seite der Vorlage entnehmen wir den Zeitplan. Die momentane Umsetzung hängt aber schon jetzt diesem Fristenplan hinterher. Ich kann nicht wirklich verstehen, warum diese Info-Vorlage mit fünf Monaten Verspätung bei uns ankommt.

Deshalb hat meine Fraktion einen Änderungsantrag formuliert.
Wir wollen den Zeitplan beschleunigen: Der Baubeschluss muss noch in diesem Jahr erfolgen, damit der Zeitplan einigermaßen eingehalten wird.

Um ein neues Schulgebäude bereits bei der Eröffnung mit Schülern zu beleben, werden im Vorfeld in einem andern Gebäude Klassen gebildet. Da wohnortnahe Gymnasien in diesem Bereich besonders rar sind, ist für die Eltern bereits das Vorinterim besonders interessant.
Wir fordern die Verwaltung auf, die Eltern darüber ausführlich und zeitnah zu informieren. Entscheidungen über weiterführende Schulen treffen die Eltern nicht einfach so. Die Information über das Vorinterim Gymnasium Gorki-Straße kam sehr spät, es wird auch Zeit, ausführlich über den Vorinterimsstandort für die Telemannstraße zu informieren.

Außerdem schlagen wir vor, dass das Gymnasium in der Karl-Heine-Straße eine Schule mit dem Schwerpunkt Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik wird. Mancher wird sich fragen, warum das jetzt schon eine Rolle spielen muss. Besonders bei einer naturwissenschaftlich-technischen Ausrichtung müssen entsprechende Fachkabinette geplant werden und es macht Sinn, dies bereits bei der Planung zu berücksichtigen.
Die Profile der bestehenden Leipziger Gymnasien sind sehr vielfältig, aber ein Gymnasium mit einer MINT–Ausrichtung fehlt.
Die Wirtschaft sieht seit einigen Jahren Gefahren für den Standort Sachsen, weil es möglicherweise nicht genügend Nachwuchs für Ingenieur- und Naturwissenschaften gibt.
Außerdem könnte die Schule dann mit dem nahegelegenen Technologiezentrum GaraGe kooperieren.

Sehr geehrte Stadträte,
mit der Zustimmung zu unserem Antrag geben Sie der Stadtverwaltung ein deutliches Zeichen, die Planungsabläufe zu beschleunigen. Viele Dinge brauchen ihre Zeit, aber wir müssen die Kapazitäten an Schulen schnellstmöglich erweitern, die Gymnasien sind bereits jetzt vollständig gefüllt und jedes Jahr kommen mehr Kinder in die Schule.
Bitte stimmen Sie diesem Antrag zu.

Redner: Claus Müller, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Gäste!

An sich ist dieser Antrag selbsterklärend. Trotzdem ein paar Worte zum Thema.

Illegale Graffiti, darüber sind wir uns sicherlich alle im Klaren, sind kriminelle Straftaten, die verfolgt werden müssen und die unser Stadtbild leider allzu häufig prägen.
Neben der konsequenten Erfassung und Aufklärung durch die Polizei sind präventive Projekte ein wichtiger Baustein, um die Anzahl der illegalen Schmierereien zu begrenzen.

Uns geht es in unserem Antrag darum, Kindern und Jugendlichen weiterhin die Möglichkeit zu geben, an legalen Graffitiprojekten teilzunehmen. Dass dies notwendig ist, hat auch die Stadtverwaltung erkannt. In diesem Zusammenhang möchte ich an die Vorlage „Umsetzung des Programms zur Bekämpfung illegaler Graffiti in Leipzig im Jahr 2012 sowie weitere Schwerpunkte für das Jahr 2013“ erinnern. Auch der Kriminalpräventive Rat der Stadt Leipzig hat sich in seiner letzten Sicherheitskonferenz intensiv mit diesem Thema beschäftigt.

Zur Geschichte unseres Antrages:
Die SPD-Fraktion informierte sich im Rahmen ihrer Sommertour 2013 bei der Polizeidirektion Leipzig, in der seit drei Jahren eine eigene Präventionssachbearbeiterin das Themengebiet „Graffiti“ betreut. Durch sie werden regelmäßige Informationsveranstaltungen in Leipziger Schulen angeboten, aber auch ein legales Graffitiprojekt in Zusammenarbeit mit acht Leipziger Jugendclubs durchgeführt. Das Projekt bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich einerseits mit dem Thema Graffiti direkt auseinander zu setzen und andererseits die Jugendclubs selber kreativ zu gestalten.

Graffiti ist hier gewünscht und respektiert. Ziel muss es sein, dass dieses und andere präventive Projekte dauerhaft finanziell gesichert sind und dass nach Möglichkeit weitere legale Graffitiflächen im Stadtgebiet zur Verfügung stehen. Deshalb wollten wir mit unserem Antrag erreichen, dass die Graffitiprojekte „Mein Bild von der Stadt“ und „spray today – respect community“ weiter finanziell gesichert bleiben. Die Stadtverwaltung geht nun im Verwaltungsstandpunkt sogar noch einen Schritt weiter, was wir sehr begrüßen, „Es ist notwendig, sich nicht nur auf diese beiden Projekte zu beschränken, sondern neue Wege zu entwickeln und die Projekte auf eine breitere Basis zu stellen“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich bitte Sie, unserem Antrag – dem die Verwaltung ohne Einschränkung zustimmt – positiv zu votieren.

Beschlussvorschlag:

Die Eigentümerziele für die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) werden um die folgenden Punkte ergänzt:

1. Im Falle der Veräußerung bewohnter Gebäude ist immer dann eine Sozialcharta mit dem neuen Eigentümer zu vereinbaren, wenn es sich um Objekte mit einem Wohnbestand ab 8 Wohneinheiten handelt.
2. Sollte die Geschäftsführung bzw. der Aufsichtsrat der LWB den Verkauf eines oder mehrerer Mehrfamilienhäuser mit bestehenden Mietverhältnissen beschließen, so werden die Mieter sofort schriftlich gebeten, binnen eines halben Jahres ein gemeinsames Kaufangebot zu unterbreiten. In einem solchen Schreiben ist auf Beratungsangebote hinzuweisen.
3. Für die LWB wird ein Kernbestand von mindestens 36.000 Wohneinheiten (WE) in der Stadt Leipzig dauerhaft festgeschrieben. Es ist anzustreben, dass die Erweiterung des Wohnungsbestandes vorrangig in jenen Stadtbezirken erfolgt, in denen der Anteil der LWB-Wohnungen unter 5 Prozent liegt.
4. Modernisierungsmaßnahmen der LWB sind im mietpreisgünstigen oder mittelpreisigen Bestand nur in dem Maße durchzuführen, dass die Bestände auch nach der Sanierung im gleichen Marktsegment gehalten werden können.
5. Die Stadtverwaltung legt dem Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau – beginnend im 2. Halbjahr 2014 – einmal im Jahr eine Vorlage mit allen Abgängen (Verkauf, Abriss) sowie den Zugängen (Neubau und Ankäufe) von unbebauten Grundstücken und Wohneinheiten der LWB vor.
Begründung:

Mit Beschluss RBV-900/11 hat die Ratsversammlung im August 2011 die Eigentümerziele für die LWB beschlossen. Seitdem ist der Wohnungsmarkt in Leipzig von deutlichen Veränderungen geprägt (siehe Kurzbericht Monitoring Wohnen 2012), auf die der Stadtrat reagieren soll.
Ein Kernbestand an kommunalen Wohneinheiten soll nunmehr sichergestellt werden, wobei eine mögliche Erweiterung des Bestands vorrangig in Stadtteilen geschehen soll, in denen die LWB als Vermieterin bisher unterrepräsentiert ist. Dadurch sollen auch zukünftig die Einflussmöglichkeiten der Stadt in den Quartieren durch kommunales Wohneigentum erhalten bzw. unter anderem in den Stadtbezirken Nord, Nordwest, Südwest und Altwest erweitert werden.
Sanierungen vor allem im günstigen und mittelpreisigen Segment sollen so erfolgen, dass die Wohnungen auch nach Abschluss der Arbeiten im selben Preissegment angeboten werden können.
Sollte die LWB bewohnte Mehrfamilienhäuser veräußern wollen, sollen die Mieter unverzüglich darüber informiert werden und die Möglichkeit bekommen, das Gebäude als Eigentümergemeinschaft selbst von der LWB zu erwerben. Andernfalls wird die LWB damit beauftragt, mit dem künftigen Eigentümer eine Sozialcharta zu vereinbaren, wenn das zu veräußernde Gebäude mindestens acht Wohneinheiten umfasst.

Änderungsvorschlag:

Der Sachstand zur baulichen Herrichtung des zukünftigen Gymnasiums der Stadt Leipzig in der Karl-Heine-Straße 22b wird mit folgenden Änderungen bestätigt.

Änderung Fristenplan

  • Planungsbeschluss    09/2012
  • Ergebnis Architektenwettbewerb  03/2014
  • Planung, LP 2   06/2014
  • LP 3 FÖMI    10/2014
  • Baubeschluss   11/2014
  • Planung, LP 4-7   06/2015
  • Interim    Beginn Schuljahr 2015/2016
  • Stadt prüft Interim-Standorte und legt die Ergebnisse dem UA Schulnetzplanung bis 05/2014 vor.
  • Die Stadtverwaltung informiert die Öffentlichkeit zum zukünftigen Gymnasium in der Karl-Heine-Straße 22b und Interim ab 09/2014 ausführlich.

Die Informationsvorlage wird um folgenden Punkt ergänzt:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit der Sächsischen Bildungsagentur Leipzig zu prüfen, ob das Gymnasium den Schwerpunkt MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) haben wird. Die Stadt Leipzig berücksichtigt dies dann bei der Planung der Fachkabinette.

Begründung:

Leipzig muss in den nächsten Jahren auf Grund wachsender Schülerzahlen einige neue Gymnasien eröffnen. Vor allem in den Stadtteilen Schleußig, Plagwitz, Lindenau und Zentrum West sind zurzeit nicht ausreichend gymnasiale Plätze vorhanden. In den umliegenden Grundschulen ist ein deutlicher Zuwachs an Schülern zu verzeichnen und es erhalten durchschnittlich mehr Schüler die Bildungsempfehlung für ein Gymnasium.
Die neue Bevölkerungsschätzung geht von einer weiteren Steigerung der Schülerzahlen aus.
Ein zügiger Ausbau ermöglicht eine wohnortnahe Ausbildung, die Schulwege werden erheblich verkürzt.

Die Profile der bestehenden Leipziger Gymnasien sind sehr vielfältig, aber ein Gymnasium mit einer MINT – Ausrichtung fehlt.
Die Wirtschaft sieht seit einigen Jahren Gefahren für den Standort Sachsen, weil es nicht genügend Nachwuchs für Ingenieur- und Naturwissenschaften gibt.
Außerdem könnte die Schule dann mit dem nahegelegenen Technologiezentrum GaraGe kooperieren.

Änderungsvorschlag

  1. Beschlusspunkt 2 wird in Abweichung zum vorgelegten Strategiepapier um folgenden Satz ergänzt: Für die Entwicklung von strategisch wichtigen Wirtschaftsinvestitionen (insbesondere im Rahmen des Cluster Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie) kann die Gesellschaft auf ihr Eigenkapital zurückgreifen.
  2. Das Strategiepapier wird mit der Maßgabe beschlossen, zur Beförderung des Life Sciences Clusters Erweiterungsflächen in der Größe von 60.000 qm bereit zu stellen.

Begründung:

Die Alte Messe ist eine der wichtigsten Flächen- und Standortreserven der Stadt. Insbesondere das weiterhin notwendige wirtschaftliche Aufholen der Stadt macht eine Reservierung von Flächen für diese Herausforderung notwendig. Entsprechend der vom Stadtrat bereits beschlossenen Clusterförderstrategie ist das Cluster Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie ein wesentlicher strategischer Pfeiler für das wirtschaftliche Aufholen. Der Standort Alte Messe bietet aufgrund der Nähe zur BioCity, dem MPI und dem Frauenhofer-Institut hierfür sehr hohe Synnergieeffekte und eine hohe Attraktivität für die Entwicklung des Clusters. Die Potentiale bereits heute zu beschränken, wird den Zielen unserer eigenen Clusterförderstrategie nicht gerecht. Auch der rein fiskalische Blickpunkt ist hierbei zu kurzfristig gedacht, denn er verliert das Potential zukünftiger Gewerbesteuerzahler aus den Augen.

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, mit der Grundstückseigentümerin des Kontorhäuschens auf dem ehemaligen Güterbahnhof Plagwitz unter Einbezug von Vertreter-/innen der Leipziger Denkmalstiftung in Kontakt zu treten. Ziel ist der Erwerb des Baudenkmals durch Dritte, die das denkmalgeschützte Objekt sanieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen.

Begründung:

Auszug aus dem Brief der Leipziger Denkmalstiftung vom Januar 2014:

„Das Kontorhäuschen ist ein historisches Baudenkmal mit einer herausragenden Bedeutung.
Es befindet sich ungeachtet aller Bauschäden weitgehend noch im Zustand seiner
Erbauung. Es ist ein reizvoller Bau mit offen liegendem Holzfachwerk und aufwändiger
Dachgestaltung mit Türmchen.
Das unter Denkmalschutz stehende Kontorhäuschen (Transport-Comptoir) ist das erste
Gebäude auf der Gesamtanlage des Bahnhofs Plagwitz-Lindenau (ursprünglich Zeitzer
Bahnhof, dann Bahnhof Plagwitz). 1873 wurde die Eisenbahnlinie von Leipzig über Plagwitz
nach Zeitz eröffnet. Der Industriepionier Dr. Karl Heine baute dann im Laufe des folgenden
Jahres auf eigenes Risiko und Kosten ein Areal, auf dem sich in kürzester Zeit 57 Fabriken
ansiedelten, die über drei Industriegleise Anschluss an das bestehende Eisenbahnnetz
fanden. Die Eisenbahn begann und endete jedoch ihre Transportaufgabe auf dem Bahnhof.
Aus diesem Grund gründete Heine ein spezielles „Transport-Comptoir“, in dem die
Abwicklung und Abrechnung der Transporte zwischen dem Bahnhof und den Fabriken
erfolgte. Die Gesamtanlage ist in „Dr. Heine`s Bebauungs-Plan der Flurren Schleussig,
Plagwitz und Lindenau, Vororte von Leipzig, mit Anlage von nach den Fabrik-Etablissements
führenden Privat-Eisenbahn-Geleisen“ (CG Neumann, Leipzig) dargestellt. Das
Kontorhäuschen diente dann später als Zollhäuschen für Transporte zwischen dem
preußischen (Thüringische Eisenbahn Leipzig-Zeitz) und dem sächsischen Teil (Kgl.
Sächsische Staatseisenbahn).
Karl Heine‘s Unternehmersinn ist es zu verdanken, dass das ursprünglich feuchte und
sumpfige Gebiet um das Dorf Plagwitz zu einem der wichtigsten Industriestandorte des
19./20. Jh. wurde und das Leben in dem jetzigen Stadtteil Plagwitz nach wie vor prägt. Er
sorgte für die Aufbereitung des Geländes und die Anlage der Infrastruktur. Eine selbst zu
damaliger Zeit über die Grenzen Leipzigs hinaus viel beachtete Neuerung war die
gleistechnische Anbindung der Industriegrundstücke, die den Transport von Rohstoffen und
Gütern erleichterte und beschleunigte. So wurde Plagwitz im Jahr 1899 mit einem
Jahresumschlag von 739.665 Tonnen der größte Güterbahnhof in Leipzig. Wesentlich über
diesen Bahnhof strömte damit der Wohlstand nach Leipzig, der es in diesen Jahren zur
viertgrößten Stadt des Deutschen Reiches aufsteigen ließ.
Vom Ende des 19. Jh. bis 1959 nutzte die Straßenbahngesellschaft das Kontorhäuschen als
Dienstgebäude für die dort liegende Kuppelendstelle. Nach Verkauf und jahrelangem
Leerstand verfiel das Gebäude jedoch zusehends.

Im Jahr 2012 erfolgte eine Notsicherungsmaßnahme durch Ehrenamtliche der Initiative
Bürgerbahnhof Plagwitz, der Stiftung Ecken Wecken und der Leipziger Denkmalstiftung, um
das Kontorhäuschen vor der Witterung zu schützen, den Verfall zu verlangsamen und eine
Restaurierung vorzubereiten. Eingebunden in den Bürgerbahnhof Plagwitz sollte das
Kontorhäuschen Zeitzeuge der Industriegeschichte Leipzigs bleiben, Ausgangspunkt für
Geschichtserkundungen und vor allem der Öffentlichkeit für verschiedene Nutzungen
zugänglich gemacht werden und damit ein lebendiger Teil des Projekts Bürgerbahnhof
werden.
Die Leipziger Denkmalstiftung hat der Main Asset Management GmbH 2012 zunächst den
Erwerb des Objekts zur Sanierung angeboten. Das wurde von der Main Asset Management
GmbH abgelehnt, aber dafür der Vorschlag unterbreitet, dass die Leipziger Denkmalstiftung
das Objekt mieten könnten und als Mieter die Sicherung und Sanierung übernehmen könnte.
Dazu wurde bis zum 30. Januar 2013 ein entsprechender Mietvertrag fertig ausgehandelt
(siehe Anlage).
Unter Vorgriff auf dessen Unterzeichnung wurde in Absprache mit Main Asset am 14.
Februar 2013 ein Antrag auf öffentliche Fördermittel an den Verfügungsfonds des
Quartiersmanagements Leipziger Westen gestellt (siehe Anlage), der auch bewilligt wurde.
Überraschend wurde dann aber die Unterzeichnung des Mietvertrages durch die Main Asset
Management GmbH abgelehnt. Der Förderantrag musste darauf zurückgezogen werden.
Nun erfolgte überraschend seitens der Main Asset der Vorschlag, dass die Leipziger
Denkmalstiftung das Objekt besser kaufen sollte. Ein entsprechendes Kaufangebot 2013
zum realen Wert des Objekts wurde dann aber wieder abgelehnt, mit dem Hinweis, dass
Main Asset Management GmbH mindestens einen Kaufpreis von 5.000,- € erwarte. Darauf
erfolgte ein Kaufangebot durch eine private Person, Frau Anja Sterze, das Objekt zum
Wunschpreis zu erwerben und dann den fertig mit der Denkmalstiftung ausgehandelten
Mietvertrag anstelle der Main Asset abzuschließen. Dieses Kaufangebot wurde dann am 27.
August 2013 erneut überraschend durch Main Asset abgelehnt. Nachfolgende Bemühungen
der Stiftung auch über Dritte blieben sämtlich ergebnislos.
Die Leipziger Denkmalstiftung ist daher gezwungen, ihre Bemühungen um Erhalt und
Sanierung endgültig zu beenden und verbindet diesen Schritt mit der dringlichen
Aufforderung an die Stadt Leipzig als Untere Denkmalschutzbehörde, Erhalt und Sanierung
nun vom Eigentümer mit allen verfügbaren rechtlichen Mitteln zu erzwingen. Da jederzeit mit
einem Abgang des Gebäudes zu rechnen ist, ist unverzügliches Handeln geboten.“

Beitrag Leipzig-Fernsehen: http://www.leipzig-fernsehen.de/default.aspx?ID=5846&showNews=1099536