Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: SPD-Stadtrat Christopher ZenkerChristopher_Zenker2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadtratskolleginnen und –kollegen,
werte Gäste!

Die Diskussionen, mit diversen Sondersitzungen verschiedener Ausschüsse, um die beiden Vorlagen für Flüchtlingsunterkünfte in der Diezmannstraße und auf dem Prager Dreieck haben zumindest eines sehr deutlich gemacht: Es muss Schluss sein mit Eilvorlagen, die ein solches Finanzvolumen haben und eine Entscheidung mit langfristiger Bindung darstellen. Wir reden hier immerhin über ein Gesamtvolumen von bis zu 15,7 Mio. Euro.

Zudem hatte man den Eindruck, dass unter dem Druck der Eilbedürftigkeit auch nur eilig und ungenau gearbeitet wurde. Vier Fassungen haben wir für die beiden Standorte vorgelegt bekommen, das spricht eindeutig nicht für die Qualität der ersten Vorlagen.

Es war daher gut, dass wir uns die Zeit genommen haben, intensiv diese zwei Vorlagen zu diskutieren und auch, dass dadurch die Bauträger die Projekte in Ausschüssen vorstellen mussten. So konnten viele Fragen geklärt werden und bei dem einen oder anderen hat sich die Meinung zu den Vorhaben geändert.

Neben den hohen Kosten reden wir bei beiden Standorten über eine faktisch unbegrenzte Nutzungsdauer, denn wenn wir mehr als 15 Mio. Euro in die Hand nehmen, kann es nicht nur um eine Nutzung der Objekte von fünf oder noch weniger Jahren als Flüchtlingsunterkunft gehen. Wenn sich heute eine Mehrheit findet, fassen wir damit unter Umständen auch einen Beschluss für Sozialwohnungen, Studentenwohnungen, Handwerkerunterkünfte, Ausbildungswohnheime oder Obdachlosenunterkünfte. Deswegen ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass mit den überarbeiteten Vorlagen nun Konzepte vorliegen, die auf eine langfristige Nutzung abzielen. Da es nicht nur um eine Nutzung von fünf Jahren als Flüchtlingsunterkunft gehen kann, sondern eben um eine Langfristigkeit, dürfen wir auch nicht am falschen Ende sparen und sollten, wenn wir uns für einen oder beide Standorte entscheiden, eine Bauweise beschließen, die lange Bestand hat und ggf. mit geringen Aufwand für andere Nutzungsarten umgebaut werden kann. Schiffscontainer, die vielleicht billiger sind, sind für mich keine langfristige Lösung.

Auch wenn die Platzkosten am Standort Prager Dreieck höher sind als in der Diezmannstraße, ist uns als Fraktion die Entscheidung hier einfacher gefallen. Denn der Standort liegt verkehrsgünstig, relativ zentral und ist sozialräumlich gut angebunden. Zudem ist das Grundstück zwar als Gewerbegrundstück ausgewiesen, befindet aber nicht in einem Gewerbegebiet und der vorhandene B-Plan lässt problemlos eine Umnutzung als Studenten- bzw. Sozialwohnungen zu. Auch durch die Lage, angrenzend an vorhandene Wohnbebauung, ist es für eine Nachnutzung prädestiniert, zum Beispiel für Sozial- oder Studentenwohnungen.

Deutlich kontroverser haben wir die Diskussion zur Vorlage zum Standort Diezmannstraße geführt. Denn dieser Standort liegt in einem Gewerbegebiet und weist dadurch eine wesentlich schlechtere sozialräumliche Anbindung auf. Zudem erschwert die Lage im Gewerbegebiet die Nachnutzungsmöglichkeiten. Denn um unterschiedlichste Wohnformen an diesem Standort zu realisieren, müsste das Gewerbegebiet aufgegeben werden. Tut man das nicht, fallen studentisches Wohnen oder Sozialwohnungen an diesem Standort weg. Ausbildungswohnheime oder Handwerkerwohnungen wären dagegen weiter möglich.

Demgegenüber steht, dass die Platzkosten pro Flüchtling gegenüber dem Prager Dreieck um 3.000 Euro günstiger sind, dennoch reden wir über, inkl. Grundstückserwerb, fast 9 Millionen Euro. Nach etwa 17 Jahren, wenn man einen Quadratmeterpreis von 7,50 Euro als Mietkosten gegenüberstellt, wäre das Objekt refinanziert. Die verkehrliche Anbindung ist auch in Ordnung. Hinzu kommt, dass wir zwar nicht wissen, wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln werden, wir wissen jedoch, dass kurzfristig bis März nächsten Jahres knapp 2.000 Plätze nicht mehr zur Verfügung stehen, da zum Beispiel in ehemaligen Schulgebäuden Sanierungsmaßnahmen beginnen, damit diese wieder als Schulen genutzt werden können. Darüber hinaus sind etwa 1.500 Flüchtlinge in kommunalen Notunterkünften wie Zeltstädten, Messehallen oder ehemaligen Baumärkten untergebracht. Diese Unterbringungsform ist nicht nur unmenschlich, sie kosten uns in der Betreibung deutlich mehr, da mehr Personal im Bereich Sicherheitsdienst und Brandwachen notwendig ist. Wir sind hier schnell bei einem sechsstelligen Betrag pro Unterkunft und Jahr, die Energiekosten sind dabei noch nicht einmal erfasst. So lange wir solche eigentlich unmenschlichen und in der Betreibung teuren Objekte betreiben müssen, in den es faktisch keine Privatsphäre gibt, sollten wir weitere Kapazitäten schaffen um diese Unterkünfte abzulösen. Auch die Umstände der Unterbringung bedingen die Integrationschancen.

In Abwägung der Pro- und Contra-Argumente wird die SPD-Fraktion bei der Diezmannstraße mehrheitlich, aber nicht geschlossen für die Vorlage stimmen, weil die Argumente von jedem unterschiedlich gewichtet werden.

Dem Antrag der Linken dagegen werden wir zustimmen, da dieser nicht nur versucht die Kosten zu senken, sondern indirekt auch die Verkaufs- und Ankaufspolitik des Liegenschaftsamtes kritisiert. Denn während wir uns bei Grundstückskäufen vom Liegenschaftsamt immer wieder anhören müssen, dass der Marktpreis leider über dem Verkehrswert bzw. Bodenwert liegt und wir daher diesen Preis schlucken müssen, erfolgen Verkäufe oft zum Verkehrswert bzw. Bodenwert. Diese Doppelmoral muss ein Ende haben! Deswegen stimmen wir für den Änderungsantrag der Linken.

Unabhängig davon, wie die Abstimmungen heute ausgehen, hoffen wir, dass uns Vorlagen dieser Größenordnung und Tragweite zukünftig nicht mehr als Eilvorlagen erreichen und qualitativ besser vorbereitet sind.

Zudem erwarten wir, dass die Erfahrungen, die wir mit dem Bau einer oder beider Unterkünfte sammeln auch auf andere Bereiche, wo wir schneller werden müssen, übertragen werden. Warum nicht auch Schulen oder Sozialwohnungen in Modulbauweise errichten, bei einer Kita hat es ja auch schon geklappt. Modulbauweise ist inzwischen auch soweit aus den Kinderschuhen, dass auf individuelle Wünsche eingegangen werden kann und die Qualität vergleichbar ist mit konventioneller Bauweise.

Redner: Heiko Oßwald, Stellv. Vorsitzender der SPD-FraktionHeiko_Osswald2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste!

Um es gleich vorweg zu nehmen, nein wir Sozialdemokraten wollen nicht wieder mehr Schulden machen. Ja, wir bekennen uns zum nachhaltigen Schuldenabbau in unserer Stadt, nur nicht mehr in diesem Tempo. In einer Zeit, in der Leipzig rasant wächst und gezwungen ist, die kommunale Infrastruktur nicht nur zu erneuern, sondern auch auszubauen. Angesichts der immensen Investitionsbedarfe ist ein Umsteuern in der städtischen Finanzpolitik bitter nötig. Es geht einfach um die richtige Balance. Leipzig ist die am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands. Durch zunehmende Wirtschaftskraft, neue Arbeitsplätze, noch vorhandenen preiswerten Wohnraum sowie ein reichhaltiges Kulturleben wird dieser Ansturm auf Leipzig auch noch die kommenden Jahre anhalten. Daher muss die Entschuldungskonzeption an die Realität angepasst werden und die durch das Wachstum ausgelösten Investitionsmehrbedarfe müssen finanziell abgesichert werden.

Wie groß die finanzielle Herausforderung alleine im Schulneubau ist, zeigt uns die jetzt aktuell vorliegende Schulentwicklungsplanung – Fortschreibung 2016. Darin wird ausgeführt: „Nach heutigem Stand bringen die finanziellen Bedarfe die Stadt Leipzig an die Grenzen der Leistungsfähigkeit und die Unterstützung des Freistaates Sachsen mit Fördermitteln für den Schulbau wird dringend benötigt. Mit unserem Antrag wollen wir genau hier ein Stück weit gegensteuern. Dieser sieht vor, in den nächsten vier Jahren die Nettokredittilgung um maximal 100 Millionen Euro abzusenken. Unter Nutzung von Fördermitteln aus dem erst kürzlich beschlossenen Kommunalfinanzpaket “Brücken in die Zukunft“ würden dann ca. 200 Millionen Euro für den Schulneubau und Schulsanierungsmaßnahmen zusätzlich zur Verfügung stehen und somit den Investitionshaushalt spürbar entlasten.

Wir wissen aber auch, dass angesichts der großen Investitionsbedarfe auf anderen Gebieten, wie Straßen und Brückenbau, öffentlicher Nahverkehr und Hochwasserschutz, um nur einige zu nennen, noch viele weitere Kraftanstrengungen nötig sind, um dies in den nächsten Doppelhaushalten auch annähernd abzubilden. Jedem muss klar sein: Nicht alles, was wünschenswert und nötig ist, ist auch bezahlbar und kann umgesetzt werden. Einiges muss warten, anderes wird gar nicht kommen. Denn eine erneute Nettoneuverschuldung wie in den neunziger Jahren wird es mit uns nicht geben. Das haben wir auch im Antrag festgeschrieben.

Leider mussten wir noch einen Passus in unseren Antrag aufnehmen, auf den wir gern verzichtet hätten. Die Beschlüsse dieses Antrages stehen vorbehaltlich des Ausganges des KWL-Prozesses in London, da das Berufungsverfahren im Oktober letzten Jahres zugelassen wurde. Aber wir sind hier zuversichtlich, dass wir zügig zu einem positiven Ausgang kommen.

Abschließend sei noch folgendes angemerkt. Es ist nicht viel besser, der nächsten Generation statt Kreditverbindlichkeiten kaputte Straßen oder marode Schulgebäude zu hinterlassen. Mit einem Euro an Eigenmitteln insgesamt zwei Euro zu investieren ist wirtschaftlicher, als mit einem Euro in der Schuldentilgung zwei Cent Zinsen zu sparen. Gerade weil wir der nachfolgenden Generation eine lebenswerte prosperierende Stadt übergeben wollen, müssen wir in Leipzigs Zukunft investieren. Nur so bleibt Leipzig attraktiv und wird von steigenden Steuereinnahmen profitieren.

Redner: SPD-Stadtrat Christopher ZenkerChristopher_Zenker2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen,
werte Gäste!

Rein sachlich betrachtet hat der Antrag der CDU zwei Aspekte. Beide Beschlusspunkte greifen aktuelle Diskussionen auf. Zum Einen führen wir in den letzten Monaten in Grundstücksfragen grundsätzlich die Diskussion, dass wir als Stadt eigene Grundstücke halten müssen, sei es weil Grundstücke das Einzige sind, was nicht vermehrbar ist oder weil wir diese als strategische Flächen für Gewerbe, Wohnen oder soziale Infrastruktur benötigen könnten. Zum Anderen führen wir eine intensive Diskussion über Schulneubauten und deren Standorte.

Der Antrag der CDU wurde jedoch zu einem Zeitpunkt gestellt, zu dem in Medien intensiv über Wagenplätze diskutiert wurde. Es drängt sich dadurch, ob nun berechtigt oder unberechtigt, der Verdacht auf, dass es der CDU eigentlich nicht um die Schule ging, sondern darum geht, den Wagenplatz Focke 80 zu schließen, der seit 1999 durch das zur Verfügungsstellen des Grundstückes seitens der Stadtverwaltung existiert.

Letztendlich hilft uns diese Diskussion aber nicht weiter und immerhin haben wir einige Gemeinsamkeiten. Wir sind uns weitestgehend darin einig, das Grundstück nicht zu verkaufen. In den letzten Monaten haben wir mehrere derartige Beschlüsse gefasst und sollten es auch in diesem Punkt nicht anders handhaben. Auch in dem Punkt, dass wir Standorte für Schulen, vor allem in den stark wachsen Stadtbezirken, benötigen, dürfte Einigkeit bestehen. Weniger Einigkeit besteht dagegen darüber, ob der Standort in der Fockestraße 80 geeignet ist und ob Wagenplätze eine experimentelle Wohnform sind, die man unterstützen bzw. dulden möchte. Für mich persönlich steht fest: Ja, Wagenplätze gehören zu einer vielfältigen und bunten Stadt, auch wenn mir persönlich ein Wagen als Wohnraum zu klein und beengt wäre.

Nach intensiver Diskussion, auch in meiner eigenen Fraktion, habe ich mich dazu entschlossen, einen Änderungsantrag einzubringen, der zum einen den Verwaltungsstandpunkt aufgreift und so das Grundstück als kommunales Grundstück sowie als potentiellen Schulstandort sichert.

Gegenüber einem Schulstandort Fockestraße gibt es viel Skepsis, die aus meiner Sicht nicht ungerechtfertigt ist, denn das Grundstück befindet sich direkt an einer als Autobahnzubringer angelegten Bundesstraße, die dadurch sehr stark befahrenen ist. Das Gelände liegt zudem verkehrsungünstig in einer Randlage im Stadtteil bzw. Stadtbezirk und das Grundstück ist hochwassergefährdet. Auch die Stadtverwaltung schreibt in ihrer Stellungnahme, dass es für eine endgültige Eignung weitere Untersuchungen bedürfe. Es ist daher fraglich ob das Grundstück tatsächlich als Schulstandort genutzt werden kann. Für den aktuellen Schulentwicklungsplan wurden zudem Alternativen gefunden. Dies bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass dies auch für die Fortschreibung gelingt. Daher sollte man sich die Option offen halten.

Dass die Nutzerinnen und Nutzer des Wagenplatzes, obwohl ihnen das Grundstück durch die Stadt Leipzig zur Verfügung gestellt wurde, nach über 16 Jahren Nutzung keinen Vertrag erhalten haben, ist ein klares Versäumnis des Liegenschaftsamtes. Denn ein Vertrag regelt Rechte, aber eben auch Pflichten. Mit einem Änderungsantrag möchte ich erreichen, dass das zügig nachgeholt wird. In einem langfristigen Vertrag sollte aber eine Ausstiegsklausel verankert werden, die sicherstellt, dass, falls das Grundstück als Schulstandort genutzt werden muss bzw. kann, es auch für diesen Zweck zur Verfügung steht.

Ich hoffe daher, dass der Änderungsantrag einen Kompromiss darstellt, den eine Mehrheit hier im Rat unterstützen kann.

Redner: Heiko Oßwald, Stellv. Vorsitzender der SPD-FraktionHeiko_Osswald2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste!

Leipzig verzeichnet mittlerweile ein so immenses Bevölkerungswachstum, dass eine Prognose nach der anderen nach oben korrigiert werden muss. Die Schülerzahlen werden in den nächsten sechs Jahren um weitere 10.000 auf dann 60.000 steigen, welches den Neubau von ca. weiteren 13 Schulen erforderlich macht.
Der Stadtrat hat in den letzten beschlossenen Haushalten fraktionsübergreifend dem Schulhausneubau und der Sanierung und Erweiterung von Schulgebäuden oberste Priorität eingeräumt und dafür die finanziellen Weichenstellungen eingeleitet. Doch neben dieser finanziellen Herausforderung, der wir zunehmend Rechnung tragen, stoßen wir auf personelle und organisatorische Grenzen in der Verwaltung. Wenn von den für 2015 im Doppelhaushalt geplanten Mitteln für Schulinvestitionen nur ca. 30 Prozent umgesetzt werden konnten, dann ist dies nicht nur daher gesagt, sondern bittere Realität. Die Verwaltung bekommt das vom Stadtrat beschlossene Geld nicht mehr in diesem Umfang auf die „Straße“. Und damit haben wir mittlerweile auch ein immenses Zeitproblem.
Aus unserer Sicht sind daher alle Optionen ideologiefrei zu prüfen, wie sich Investitionen im Schulbereich beschleunigen lassen. Die verstärkte Einbindung unserer stadteigenen Projetentwicklungsfirma LESG ist für uns hier die nahe liegende Option. Zunächst war unser ursprünglicher Antrag nur als Prüfauftrag an die Verwaltung gedacht. Doch nachdem der Verwaltungsstandpunkt bereits diese Prüfergebnisse liefert, haben wir uns zu der jetzt vorliegenden Neufassung entschlossen. Die Prüfergebnisse lauten verkürzt wie folgt: Eine verstärkte Einbindung macht Sinn, soweit die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der LESG dies zulässt. Diese reicht aber nicht aus, um nennenswerte zusätzliche Projekte zu realisieren. Also soll alles beim alten bleiben. Daher unsere Neufassung, die darauf zielt, die LESG wirtschaftlich in die Lage zu versetzen, in größerem Umfang Schulbauprojekte anzugehen. Die LESG hat bereits zahlreiche Projekte realisiert z.B. die Grundschule in Böhlitz-Ehrenberg. Die können das also und zwar zuverlässig und im Kostenrahmen. Natürlich ist auch die LESG an die üblichen Fristen im Planungs- und Bauprozess gebunden. Aber sie kann parallel zur Verwaltung zusätzliche Vorhaben umsetzten. Und natürlich ist es ausdrücklich gewollt und auch notwendig, dass im Rahmen des Investoren- und Dienstleistungsmodells mehr Personal eingestellt werden muss und mehr Verbindlichkeiten aufgenommen werden müssen. Nur so lassen sich mehr Projekte umsetzten, dafür braucht es die Unterstützung der Stadt.
Auch die Einbindung von privaten Investoren im Einzelfall kann eine weitere Lösung sein, den Schulneubau zu beschleunigen. Deshalb befürworten wir auch den diesbezüglichen CDU- Antrag.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Stadträtinnen und Stadträte, werte Gäste,
auch meiner Fraktion wäre es lieber, wenn die Stadtverwaltung selber alle notwendigen Schulvorhaben zeitgerecht umsetzen könnte. Aber mittlerweile sind wir eben in einer Situation, wo wir neue Partner brauchen, auch wenn wir damit nicht immer den finanziell nachhaltigsten Weg einschlagen. Bei Investorenmodellen mit der LESG verbleibt die Rendite wenigstens in der kommunalen Familie. Der Zeitdruck ist groß, die Schulpflicht lässt sich nicht abschaffen, deshalb ist unser Handeln gefragt. Bitte stimmen Sie unserem Antrag in der Neufassung zu.

Zu den Vorlagen „Privatrechtliche Entgeltordnung der Stadt Leipzig für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst, für das Stadtgeschichtliche Museum und das Museum der bildenden Künste“ erklärt die Stadträtin der SPD-Fraktion, Katharina Schenk:Katharina_Schenk2

„Zahle so viel du willst“ – „Pay as you wish“ – ist ein interessantes Konzept, Bürgerinnen und Bürgern einen sehr kostengünstigen Besuch von kulturellen Einrichtungen zu ermöglichen, gleichzeitig aber auch an den Wert von Kultur zu erinnern. Meine Fraktion freut sich, dass unsere Anregung aufgenommen wurde. Die mögliche Ausgestaltung des „Zahle so viel du willst Tags“ sollen die städtischen Museen zusammen mit der Stadtverwaltung dem Stadtrat darstellen. Bei unseren ersten Gesprächen mit einigen Museen gab es bereits ein positives Feedback. Wir sind gespannt, welche Form sich am Ende anbietet.
Zudem haben wir uns für eine intensive Befassung mit den Besucherinnen und Besuchern stark gemacht. Besucher/-innenforschung hilft dabei, Veränderungen in der Struktur des Museumspublikums und Aussagen zu der Wirkung bestimmter Angebote zu erhalten. Trendanalysen, direkte Befragungen, Erhebungen zur Wirksamkeit von Werbung, Forschungen zu museumspädagogischen Angeboten und zur Nutzung neuer Medien im Museum – es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Wir erhoffen uns daraus Anregungen für die weitere Ausgestaltung der für Leipzig so wichtigen Museumslandschaft.“

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-FraktionAxel_Dyck2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
liebe Gäste!

Nahezu jede Erzählung vom 9. Oktober 1989 beginnt mit dem Aufruf der Sechs „Aus gemeinsamer Sorge und Verantwortung für unsere Stadt“ und endet mit dem Narrativ „Keine Gewalt“. Das müssen wir als Stadträte heute und auch in Zukunft beherzigen und von uns selbst aber auch von anderen einfordern.
Natürlich ist die gesellschaftliche Komplexität aus der heraus wir uns heute mit dem Thema Gewalt beschäftigen müssen eine andere als damals. Und trotzdem, Gewalt ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, sehr facettenreich und im Täter- und Opferbild unterschiedlich determiniert. Das Schlimme ist, dass Gewalt offensichtlich offen wie versteckt eine nicht zu leugnende Akzeptanz auch in Teilen unserer Stadtgesellschaft besitzt.

Heute müssen wir im Rat über politische Gewalt und kriminellen politischen Extremismus sprechen.
Es beginnt mit Worten und einer Verrohung der Sprache auf öffentlichen Plätzen, in geschlossenen Räumen, in Briefen und Internetforen.
Auf meinen Einwurf vor wenigen Tagen in der LVZ, dass ich im letzen Jahr einen raueren Umgangston auch gegenüber uns ehrenamtlichen Stadträten verspüre, antwortet mir ein Akademiker „Das müssen Sie aushalten“.

Meine Damen und Herren, weder ich noch Sie, weder der Oberbürgermeister noch der Polizeipräsident – Niemand soll und muss das aushalten. Wir dürfen nicht so abstumpfen, dass uns das eines Tages egal ist.
Mit der Gewalt in der Sprache, sowohl im Gesprochenen als auch im Geschriebenen beginnt die Gewalt auf der Straße gegen Menschen und gegen Sachen. Hierzu darf es keine Akzeptanz und Toleranz geben.

Als ich am 12. Dezember gegen 13:00 Uhr, noch in der Hoffnung mich einem friedlichen Protest anschließen zu können, zur Paul-Gerhard-Kirche ging, hörte ich vor der Kirche Reden voller Hass auf die Polizei und Diffamierungen gegenüber den Polizeipräsidenten. Die Spirale der Gewalt begann mittags mit Worten und endete am Nachmittag in Straßenschlachten. Bereits vor 14:00 gab es am Südplatz Zerstörungen und bereitliegende Kleinpflasterhaufen. Die organisierte Gewalt war sichtbar.
Und ich sage es deutlich – das Jahr 2015 und der Beginn des Jahres 2016 war in unserer Stadt geprägt von einer Kette krimineller Anschläge gegen unseren demokratischen und freiheitlichen Staat – und zwar aus politisch extremistischen Positionen heraus.
Aus dem rechtspopulistisch verbrämten Nazismus mit unerträglichen Reden auf den Legida–Kundgebungen, die zur Gewalt aufrufen, heraus.
Aber auch aus dem Linksextremismus und Anarchismus heraus. Wer im Kontext mit Anschlägen von „militantem Antifaschimus“ (falscher Begriff, aber mit Vorsatz gewählt) spricht, darf sich nicht wundern, wenn folgerichtig auch die politische Zurechnung nach Links vorgenommen wird.

Nach dem vorläufigen Höhepunkt im Dezember waren praktisch die Scheunentore offen für den Beginn einer Gewalteskalation mit dem Zeug zu einer Gewaltspirale. Auch hier begleitet von Worten – der Landtagsabgeordnete Pohle forderte den Einsatz von Gummi-geschossen und nach der rechtsextremistischen Hooliganoffensive vom Montag letzter Woche führt die Landtagsabgeordnete Nagel eine Demonstration unter dem Motto „fight back – rechte Strukturen zerschlagen“ an. All das führt nicht zur Mäßigung – im Gegenteil.

Leipzig hatte vor allem in den 90er Jahren ein Gewaltproblem in Connewitz, aber auch in den 2000er Jahren rund um die rechtsextremen Worch – Demonstrationen.
Jede Gewalt war im gesellschaftlichen Umfeld aber anders eingebettet. Und deshalb darf es auch heute nicht auf die sehr komplexen politischen Zusammenhänge einfache Antworten geben, wie bspw. die reflexartige Infragestellung der soziokulturellen Zentren. Hier sind wir vielmehr auf eine fundierte Analyse, möglichst wissenschaftlich fundiert, angewiesen um in einer eben nicht im luftleeren Raum schwebenden Kommune angemessene und dann auch wirksame Lösungen anbieten zu können. Wohl wissend, dass das auf gewaltbereite und hassende Menschen keinen Eindruck hinterlassen wird.
Ich erwarte auch, dass sich der zuständige Fachausschuss intensiver als bisher, vielleicht auch in einer Unterarbeitsgruppe, mit den Sachverhalten kritisch auseinandersetzt und dem Rat entsprechende Handlungsvorschläge unterbreitet.

Was müssen wir gegenüber der Bevölkerung garantieren? Es darf in dieser Stadt keinen rechtsfreien Raum geben! Weder „national befreit“, nicht in islamischen oder anderen ethnischen Parallelgesellschaften und auch nicht in links-autonomen Stadtvierteln. Connewitz gehört nicht allein der autonomen Szene. Und an dieser Stelle sage ich aber auch deutlich: „Links autonome Lebensmodelle“ sind trotz gefühlter Nähe nicht per se mit einem „extremistischen Gewaltpotential“ gleichzusetzen.

Eine freie, offene, bunte, bürgerliche, tolerante, ja auch liberale Stadtgesellschaft von der dörflichen Idylle am Stadtrand bis zur Wagenburg braucht jedoch ein sicheres Umfeld und dafür den Schutz des Staates.
Daher brauchen wir eine Sicherheitsstruktur, in der vor allem die Polizei personell, materiell und strategisch für die jeweiligen Lagen ausreichend ausgestattet ist, aber sich auch nicht permanent in einem moralischen Rechtfertigungsdruck befindet. Wenn nach jedem Polizeieinsatz die üblichen Verdächtigungen gegen die Polizei ausgesprochen werden, bedeutet das nichts anderes, als eine Relativierung der Ursachen für den Einsatz.

Hoffen wir, dass sich keine Gewaltspirale entwickelt – sprechen wir eine deutliche, aber sachlich faire Sprache. Handeln wir konsequent dann, wenn wir uns Handlungsoptionen erarbeitet haben.
Aber bleiben wir bitte bei einem friedlichen Protest gegenüber jeder Form von Gewalt, vielleicht im neuen Jahr mit neuen Protestformaten, um auch hier keine Gewöhnungen eintreten zu lassen.
Vielleicht ist die Distanz des Protestes im öffentlichen Raum wirksamer als die Flugparabel von Pflastersteinen.

Rednerin: Katharina Schenk, Stadträtin der SPD-FraktionKatharina_Schenk2

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste, liebe Zuschauer/innen am von mir geschätzten Live-Stream,

heute passiert etwas, was ich – und wohl die Mehrheit hier im Haus – nicht in dieser Form erwartet hätten. Wir sprechen über das Naturkundemuseum an neuem Standort – über die Zukunft eines Museum, das lange – unterstützt von vielen ehrenamtlichen Engagierten und seinen verbliebenen Mitarbeiter/innen – am Leben gehalten wurde und doch nie richtig leben konnte. Der Platz viel zu klein für große Sonderausstellungen, die Mitte viel zu knapp, um überhaupt einmal den riesigen Fundus durcharbeiten zu können, Fachmitarbeiterinnen und Fachmitarbeiter für bestimmte Disziplinen schon lange vermisst und trotzdem kamen Kinder- und Schüler/innengruppen, Interessierte, Liebhaber.

Es wurde immer deutlicher: Dieses Museum will leben – es hat sich ganz in der musealen Tradition gehalten. Befürworterinnen und Befürworter haben sich gesammelt, um es zu bewahren – ein Museum ist eben mehr als bloße Ausstellungspräsentation.

Für all die Engagierten, aber auch für uns kann es nun ein Tag der guten Nachricht werden. Wir haben die Chance – und natürlich birgt sie als solche auch immer gewisse Risiken – ja zu sagen, zu einer greifbaren Zukunft des Naturkundemuseums.
Doch nicht nur das: Wir haben die Chance, diesen Tag gleich mit zwei guten Nachrichten zu schmücken.
Die Geschichte des Theaterhauses ist lang – fast möchte man von einer Geschichte des Wartens sprechen. Sehnsüchtig wird eine Lösung erwartet und eingefordert. Ich will nicht verhehlen, dass die mögliche Integration des Naturkundemuseum zunächst wie eine Gefahr schien. Umso erleichterter waren wir, die Vorlagen schließlich in den Händen zu halten – zwei Sorgenkinder können heute zu Attraktionen – nicht nur für Kinder – werden.

Unsere Zustimmung zum Theaterhaus ist vollkommen klar und unzweifelhaft. Auf einige Bedenken in der Debatte rund um das Naturkundemuseum will ich hier aber knapp eingehen.
In den vergangenen Wochen – als die Konturen des Naturkundemuseums immer klarer wurden – gab es auch in meiner Fraktion viele Fragen. Manche sind immer noch nicht überzeugt. Wird das Museum gut erreichbar sein, gerade auch für kurze Kinderbeine? Wird das Museum eine geeignete Direktorin oder einen geeigneten Direktor finden? Wie kann sich das Museum so attraktiv präsentieren, dass neue Besucherinnen und Besucher gewonnen werden?

Für die Mehrheit meiner Fraktion kann ich nach der Lektüre der abermaligen Neufassung sowie mit dem steten Blick auf einige angedachte Änderungen „Ja“ sagen.
Ja zum zugänglich machen der vorhandenen Sammlungen,
ja zum Bewahren der Geschichte und Zukunft des Museums und
ja zur Chance, endlich wieder Ausstellungen für ein breites Publikum zeigen zu können.
Die Neufassung zeigt uns das feste Bemühen der Verwaltung, ein gut erreichbares, modernes und trotzdem finanzierbares Museum zu schaffen. Dieser Dreiklang ist erstmals so greifbar.

Die Chancen für diese beiden so entschiedenen Projekte für die kulturelle Landschaft Leipzigs kamen unverhofft – wir wollen sie ergreifen, um beide Projekte nun endlich und ein für allemal auf den Weg zu bringen.