Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Christopher Zenker

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

ein erster Teil dieses Antrags wurde bereits im Rahmen der Haushaltsverhandlungen beschlossen. Erstmals seit Jahren wurde durch diesen Beschluss ein gewisser Ausgleich für die Kostensteigerungen unter anderem in den Bereichen Treibstoff, Energie und Dünger geschafft. Wenn man sich die Preisentwicklung anschaut, war dies auch bitter nötig. Der Preis für Diesel hat sich seit Januar 2000 von etwa 0,65 Euro je Liter auf etwa 1,40 Euro je Liter mehr als verdoppelt. Ebenso haben sich der Strom- und Düngemittelpreise  im selben Zeitraum verdoppelt.

Aktuell gibt die Stadt Leipzig etwa 1,43 Mio. Euro jährlich an Pachtzuschüssen aus. Dies entspricht im Durchschnitt, bei 113 Pachtvereinen, ungefähr 12.700  Euro je Pachtverein.  Demgegenüber stehen 180 Stellen, die bei der Stadt durch die Verpachtung an Sportvereine eingespart wurden. Selbstverständlich ist die Verpachtung an Sportvereine insgesamt eine Erfolgsbilanz, da ein Pachtvertrag den Vereinen auch weitreichende Freiheiten gibt. Wir laufen aber Gefahr, dass zahlreiche Vereine, insbesondere die mit großen gepachteten Anlagen, die Pflege der Anlagen nicht mehr gestemmt bekommen bzw. notwendige Investitionen in die Anlagen nicht mehr getätigt werden können, da die Vereine alle Hände voll zu tun haben, die Pflege der  Anlagen sicherzustellen. Das heißt, diese Sportanlagen werden fast zangsläufig auf Verschließ gefahren.

Für die Vereine kam in den letzten Jahren erschwerend hinzu, dass beschäftigungspolitische Maßnahmen immer weiter reduziert wurden. Nach der Lösung für die Schulsporthallen, für die bei der Stadt neue Hausmeister angestellt wurden, brauchen wir jetzt eine Lösung für die Sportvereine. Unser Ziel sind dabei nicht neue beschäftigungspolitische Maßnahmen, da wir froh sein sollten über jeden, der den Weg in den ersten Arbeitsmarkt findet. Die SPD-Fraktion erwartet von der Stadtverwaltung einen Vorschlag, der die Sportvereine in die Lage versetzt, entweder Platzwärterinnen und Platzwarte fest einzustellen bzw. Leistungen, die sie nicht selber durch das Ehrenamt erbringen können am freien Markt einzukaufen. Dies wird auch bedeuten, dass im Haushalt 2014 zusätzliches Geld für Pachtzuschüsse einstellt werden muss. Die Kosten dafür liegen jedoch auch weiterhin deutlich unter denen, die entstehen würden, wenn die Stadtverwaltung selber die Betreuung der Sportanlagen übernähme. Allein das ehrenamtliche Engagement der Sportvereine dürfte unsere jährlichen Zuschüsse überschreiten.

Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag und hoffen, dass die Stadtverwaltung einen Vorschlag unterbreitet, der die Sportvereine als Pächter der Anlagen in die Lage versetzt ihren Pflichten nachzukommen, denn allein mit ehrenamtlichem Engagement ist dies nicht zu realisieren!

 

Redner: Christopher Zenker

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

das Sportprogramm 2015 sieht vor, das Areal rings um die Radrennbahn zur Kernsportanlage weiterzuentwickeln. Mit dem Bau der Sporthalle wurde ein wichtiger,  wenn nicht der wichtigste Baustein realisiert. Zudem wurde das Dach der Radrennbahn saniert, womit diese Anlage langfristig gesichert wurde. Ich war übrigens zum Zeitpunkt des Beschlusses kein großer Fan der Sanierung des Daches, da wir damit auch eine Entscheidung getroffen haben, langfristig keine Radrennbahn zu bauen, die internationalen Ansprüchen genügt. Im Stadtrat wurde jedoch der Sanierung zugestimmt, die Konsequenz daraus muss für uns sein, dass wir auch die weiteren Schritte zur Sicherung und Weiterentwicklung der Sportanlage gehen.

Alle übrigen Maßnahmen zur Belebung dieser potentiellen Kernsportanlage wurden jedoch nicht in Angriff genommen.  Selbstverständlich soll der Radsport auch zukünftig Hauptnutzer der Radsportanlage sein. Darüber hinaus bietet das Areal jedoch ein enormes Entwicklungspotential. Das Sportprogramm benennt dabei nur einige Punkte: Die Überlegungen für den Außenbereich reichen dabei von einem Trimm-Dich-Pfad, über einen Bewegungs-Spielplatz bis hin zu einer Mountainbike- bzw. BMX-Strecke. Auch für den Innenbereich sind weitere Nutzungen denkbar, so können Teile der Bahn evtl. für Inline-Skater oder als Laufbahn verwendet werden. Das größte Potential bietet jedoch eben jener Innenbereich, denn hier liegt fast ganzjährig eine Wiese in der Größe eines Fußballfeldes brach bzw. ist ungenutzt. Mögliche Nutzungen wären neben Fußball auch Beachvolleyball, Rugby oder American Football.  Für Letzteres gab es vor einiger Zeit bereits einmal einen Anlauf, der ist jedoch, so wie ich es gehört habe, an Widerständen gescheitert.

Die momentane Trennung der Anlage in einen städtischen und einen per Nutzungsvertrag an den sächsischen Radfahrerbund abgegebenen Bereich verhindert bzw. erschwert die ganzheitliche Entwicklung des Areals. Wir begrüßen daher den Schritt der Stadtverwaltung die Anlage durch Kündigung des Nutzungsvertrags wieder in einer Hand zusammenzuführen.

Wir begrüßen auch, dass zunächst der Radsport sein Konzept vorlegen soll, da dieser auch weiterhin Hauptnutzer der Radsportanlage sein soll. Ausgehend von diesem Konzept, welches mit entsprechenden Bedarfen unterlegt sein muss , können andere Nutzungsmöglichkeiten geprüft und festgeschrieben werden. Wir erwarten jedoch, dass das radsportliche Nutzungskonzept Ende 1. Quartal 2014 vorliegt, damit anschließend das Gesamtkonzept erarbeitet werden kann. Ziel muss sein, die Weiterentwicklung des Areals zur Kernsportanlage ab 2015 sukzessive umzusetzen. 

Die Diskussion, der Revitalisierung von Brachen bzw. ungenutzten Flächen innerhalb von Sportanlagen werden wir auch an anderer Stelle noch führen müssen, da wir unsere bestehenden Sportanlagen optimal auslasten müssen, um der immer weiter wachsenden Sportbegeisterung in unserer Stadt Rechnung zu tragen. Das ist nicht nur notwendig, weil das Geld zum Bau neuer Sportanlagen knapp ist, sondern auch, weil die notwendigen Flächen gar nicht zur Verfügung stehen.

Die SPD wird so wohl dem Antrag „Weiterentwicklung des Areals der Radrennbahn zur Kernsportanlage“ im Sinne des Verwaltungsvorschlags, als auch dem Antrag „Planungsmittel Weiterentwicklung Radrennbahn zustimmen“.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Meine Fraktion wird dem Punkt 2 des Antrages nicht zustimmen.

Ja – die alljährlich stattfindenden Tarifsteigerungen, mit dem Anschein einer Naturkostante in relativer Höhe von etwa 4 Prozent zu einem Fixdatum im Kalenderjahr nähern sich in der subjektiven Wahrnehmung einer kritischen Größe. Ursprünglich wurde mal angenommen, dass diese bereits bei 2 Euro im Einzelfahrschein erreicht war.

Aber – der Antragspunkt 2 ist nicht die Lösung des scheinbaren Problems – ja, er ist sogar hochgradig populistisch und mit Blick auf die ohne Zweifel angespannte wirtschaftliche Situation der LVB auch gefährlich. Es geht um mehrere Millionen Euro Einnahmeverluste pro Jahr.

Interessant ist, dass im Beschlussvorschlag überhaupt nicht auf die Überschrift eingegangen wird und dieser sogar im Widerspruch dazu steht.
Moratorium bezeichnet in Wirtschaftsfragen und um die geht es hier, im Allgemeinen die Übereinkunft zwischen Gläubiger und Schuldner, eine fällige Leistung aufzuschieben oder vorläufig zu unterlassen – auf der Ebene eines Vergleiches.
Aber im Beschlusstext steht übersetzt: Kündigung ohne den Partner zu fragen. Hier soll einseitig zu Lasten der LVB, eine bestellte Leistung nicht bezahlt werden.
Nicht ganz fair, nicht ganz fein.

Der Antrag geht in keinster Weise auf die wirtschaftlichen Folgen für das Unternehmen ein – er suggeriert sogar, dass diese nicht immanent sind und keiner Kompensation bedürfen. 
Nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“.
Der aufmerksamen Öffentlichkeit wird wieder besseren Wissens vorgegaukelt, dass Einnahmeerhöhungen gegenwärtig – wörtlich im Text „ausschließlich durch Fahrpreiserhöhungen“ stattfinden. Sie wissen, dass das falsch ist.
Und – warum Arbeitnehmervertreter für Ihren Antrag sind, erschließt sich mir nicht, da eine Annahme vor allem zu Lasten der Beschäftigten gehen würde. Details erspar ich mir, aber bereits die laufenden Strukturierungsprozesse im LVB – LVV – Verbund setzen die bekannten Beharrungskräfte frei.

Weiter wird mit Ihrem Antrag eine nicht einlösbare Hoffnung in den Raum gestellt, dass es für die Nutzer und Nutznießer des ÖPNV kostenfreie „alternative“ Finanzierungsformen gibt, die quasi an dem Tag, wo die eingeforderte Untersuchung und Analyse zur Thematik vorliegt, einfach umgesetzt werden können und dann auch für die LVB sofort kassenwirksam werden. Es sind auch keine Bedingungen im Antrag aufgezeigt, welchen Alternativen Sie und wann zustimmen könnten. Also dauerhaftes Moratorium zum wirtschaftlichen Schaden des Unternehmens.
Sprechen Sie es doch bitte aus: Alternativ heißt nicht höhere Beiträge in den  Systembausteinen, sondern neue Bausteine wie bspw. höhere Kommunalsteuern in Form einer Nahverkehrsabgabe oder einer Citymaut. Das bedarf Akzeptanz und entsprechende gesellschaftliche Denkprozesse – also lange Zeiträume. In diesem Zeitraum entziehen Sie der LVB Finanzmittel, die zu Lasten der Qualität des ÖPNV gehen.
Oder Sie sagen deutlich, dass das Defizit aus dem städtischen Ergebnishaushalt gedeckt werden soll, aber bitte bei gleichzeitiger Ansage, von wo aus umverteilt wird. Denn es geht bei Querfinanzierungen immer um Umverteilung.

In Summe ein gefährlicher und verantwortungsloser Antrag – weil er einfache Lösungen verspricht und in seiner Überschrift so unschuldig daherkommt.

Seien wir aber auch ehrlich – es wird noch über viele Jahre zu Tariferhöhungen kommen müssen. Die sind aber nur akzeptabel, wenn die erbrachte Leistung einen entsprechenden Gegenwert rechtfertigt.

Und darüber wird in diesem Jahr in den entsprechenden Gremien verantwortungsvoll zu diskutieren sein.

Redner: Claus Müller, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr  Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Gäste!

Viele Jahre lag die Georg-Schumann-Straße in einem Dornröschenschlaf und man konnte beobachten, wie Straße und Umfeld immer mehr verfiel.
Glücklicherweise konnte dies „Fünf vor Zwölf“ gestoppt werden und es kommt langsam zu einer Wiederbelebung dieser für Leipzigs Norden wichtigen Magistrale. Punktuell war dies bei den Neubauten von Kaufland in Möckern und Gohlis, sowie der jetzt erfolgten Revitalisierung der Hans- und Hilde-Coppi-Schule zu beobachten.

Ein weiterer Schritt ist die Umgestaltung des sogenannten Huygensplatzes, der Fläche zwischen Georg-Schumann-Straße – Huygens- und Seelenbinderstraße. Wie jeder dieser Vorlage entnehmen kann, war hier von Anfang an eine breite Mehrheit der Bevölkerung aktiv mit einbezogen. Es gab Workshops und Foren mit vielen interessierten Anwohnern, aber auch Gewerbetreibenden. Ein großes Lob gilt hierbei dem Team des Infozentrums Georg-Schumann-Straße, das die vielfältigsten Veranstaltungen durchführte und die Aktivitäten bündelte. Hier ist zu hoffen, dass es nach einer sicherlich notwendigen Neuausschreibung übergangslos zügig weiter geht.

Noch eine Anmerkung zur näheren Umgebung. Vor einiger Zeit hat die SPD-Fraktion einen Antrag zum barrierefreien Umbau der stark frequentierten Straßenbahnhaltestelle Agentur für Arbeit/Jobcenter eingebracht. Auch hier hoffen wir, dass bald eine Umsetzung erfolgt.
Die SPD-Fraktion wird der Vorlage Umgestaltung des Platzes zwischen Georg-Schumann-Straße, Huygensstraße und Seelenbinderstraße zustimmen.

Redner: Gerhard Pötzsch, Stellv. Vorsitzender der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Bevor ich zu Vorlage komme, gestatten Sie mir eine kurze Replik auf das vergangene Wochenende. Ich meine, beides hat tatsächlich miteinander zu tun.
Für das höchste Amt, welches in der Stadt zu vergeben ist, stand ein 2. Wahlgang an. Es gab einen Sieger, dem zu gratulieren ist. Es gab Unterlegene. So geht das. Anschließend wurde reihum gefeiert. Niemand schien vom Ausgang wirklich überrascht. Alles war eigentlich wie immer nach solchen Anlässen.

Fakt ist:
Dirk Feiertag wählten 98,2 %  der Wahlberechtigten nicht. Felix Ekardt wurde von 97,6 % der Wahlberechtigten nicht gewählt. Dr. Barbara Höll erhielt von 95,2 % der Wahlberechtigten keine Stimme. Horst Wawrzynski verweigerten 90,2 % der Wahlberechtigten ihre Stimme. Burkhard Jung wurde ohne die Zustimmung von 84,7 % der Wahlberechtigten im Amt bestätigt.
Ich rede hier von der OBM-Wahl in Leipzig. Jener Stadt, in der vor einem knappen Vierteljahrhundert zehntausende Menschen mutig für freie Wahlen um den Ring  gezogen sind. Und ich frage ganz ernsthaft: Was haben wir alle miteinander nicht richtig gemacht?

Zur Vorlage: Zielstellung ist, den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu bieten, sich direkt über die Debatten im Stadtrat sowohl live als auch im Nachgang von Ratsversammlungen zu informieren. Das Zauberwort heißt: Transparenz. Und scheinbar bietet die moderne Technik dazu endlich auch die herbeigesehnten und immer perfekter werdenden Möglichkeiten. Die Antragsteller, das will ich ihnen zu Gute halten, verbinden damit wahrscheinlich die ehrliche Hoffnung, durch solcherart intime Einblicke in die Kommunalpolitik für alle und jeden, das öffentliche Interesse an ihr zu befördern und zu stärken.
Das Vertrauen in die – das betone ich ausdrücklich – demokratisch legitimierten Akteure von Politik, und sei es auf  Stadtratsebene, scheint den Initiatoren dieser Anträge mittlerweile jedoch so schwer beschädigt zu sein, dass sie in ihrer Hilflosigkeit und Not mit derartigen Ideen  reagieren.
Begegnet man schwindendem Vertrauen mit einer Bestärkung des Misstrauens?
Keine Mauscheleien, keine Machenschaften, keine Mogeleien, keine stillen Absprachen, keine geheimen Netzwerke mehr! Offenheit ist angesagt – Transparenz… kurzum: die Kontrolle der Macht!

Das klingt erst einmal gut.                                                                                         
Ironischerweise sind es oft die gleichen Personen, die so etwas einfordern, welche ansonsten keineswegs leichtfertig etwa einem Überwachungsstaat das Wort reden würden. Einer Beobachtung und Informationserhebung der Art: Wir fordern noch mehr Kameras zur Verbrechensprävention im öffentlichen Raum! Datensammlung und Datenspeicherung über Bürger forcieren! Kontrollen des Internets verschärfen!
Nur, den demokratisch legitimierten Vertretern der Bürgerschaft muten sie dies  – zumindest für die Zeit ihrer Arbeit im Interesse derselben – als völlig selbstverständlich zu! Auf welcher sicheren Rechtsgrundlage? Und: Wer kontrolliert die Kontrolleure?                                                      
Lähmt ein dann solchermaßen gläsern gewordener Rat nicht die Risikobereitschaft hier am Pult neue Ideen anzusprechen, und ihr Pro und Contra eventuell sogar gemeinsam zu wägen?
Muss man dann wirklich nicht befürchten, sich, mit aus dem Zusammenhang gerissenen Sätzen, umgehend in der Web-Welt verantworten zu müssen?
Erleben wir hier fürderhin nur noch politisch korrektes Politiker Blabla? Gerichtet an die Besucher der dann in die unendliche Netzwelt erweiterten Balustrade? Und, vor irgendwie ja ständig anstehenden Wahlen, natürlich auch immer gern angehübscht mit flockigen Unterhaltungselementen für die Gildenglieder der Netzgemeinde….                                                                   
Welche, wie übrigens heute schon, wahrscheinlich auch in der Zukunft  mehrheitlich aus gut gebildeten, mittelalterlichen und sozial abgesicherten Wutbürgern bestehen werden…

Was für kulturelle Veränderungen bewirken wir eigentlich mit dem sukzessiven Wandel von der heutigen repräsentativen Demokratie hin zu Elementen netzgestützter direkter Demokratie?
Überschauen wir schon diese Dimension?
Was treten wir denn gegebenenfalls heute wirklich los, wenn wir mit dieser unscheinbaren Vorlage einen ersten Schritt in diese Richtung tun, und einfach mal so zustimmen? Haben wir darüber schon gründlich genug nachgedacht?
Ich höre jetzt förmlich die Vorwürfe: das ist doch Unsinn, aufgebauschte Bedenken, Mutlosigkeit, störrisches Verharren bei Althergebrachten…
Sei‘s drum!

Vielleicht haben wir in der Vergangenheit zu oft den Eindruck zu erwecken versucht: Wir hier wissen wie‘s geht! Wir hier kennen die Lösung!
Vielleicht hat uns genau das so viel Vertrauen gekostet?
Wir sollten, und ich denke wir müssen den Bürgern ab sofort noch viel öfter sagen, dass sie selbst die verfluchte Pflicht und Schuldigkeit haben, aufzustehen, das Maul aufzureißen und gefälligst  mitzumachen  in der Demokratie!
Für mich ist mein heutiges Leben in dieser politischen Ordnung immer noch erstaunlich und neu. Es ist das freieste, was ich bisher gelebt habe!
Aber ich weiß auch: Demokratie wird nie perfekt funktionieren. Sie wird von Menschen gemacht.
Die Vorlage lehne ich ab.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Sprecherin der SPD-Fraktion für den Bereich Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

in Umsetzung der Schulnetzplanung eröffnet die Stadt Leipzig ab dem nächsten Schuljahr zwei neue Mittelschulen. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen nun in den weiterführenden Schulen an und durch die veränderten Zugangskriterien für Gymnasien erhöht sich die Zahl der Mittelschüler auch.

Mit der Eröffnung der ehemaligen 57. Mittelschule und der ehemaligen Christian-Felix-Weiße–Schule werden zwei Bestandsgebäude wieder genutzt.

Die 57. Schule ist in einem recht guten baulichen Zustand, der Brandschutz wird noch vor der Wiedereröffnung verbessert, sodass die zukünftigen Schüler und Lehrer vernünftige Bedingungen vorfinden.
Diese Schule als Außenstelle der Helmholtz- Mittelschule einzurichten traf im Fachausschuss auf wenig Verständnis, da diese Schule seit vielen Jahren nur wenige Anmeldungen aufweist und immer wieder durch die Bildungsagentur Umlenkungen vorgenommen werden mussten.

Der bauliche Zustand der Schule am Weißeplatz ist deutlich schlechter. Die Stadtverwaltung hat drei Millionen Euro für eine „Aufhübschung“ im Zeitraum 2013 bis 2015 eingestellt. Da diese Schule aus zwei Gebäuden besteht, können die Baumaßnahmen schrittweise erfolgen. Die Kapazitätsengpässe im Bereich Innerer Osten und Ost erfordern eine schnelle Lösung.

Die Eröffnung dieser beiden Schulen erweitert die Kapazitäten an Mittelschulen planmäßig. Wir wünschen den Schulen, dass sie trotz der nicht immer ganz optimalen Bedingungen zu einer Schulgemeinschaft wachsen und eine breite Akzeptanz in ihrem stadträumlichen Umfeld erfahren.

An dieser Stelle muss ich jedoch auf die Kapazitätsengpässe in vielen Bereichen von Grundschulen und von Gymnasien hinweisen.
Der Neubau einiger Grundschulen nimmt Gestalt an, es fehlen jedoch immer noch passende Grundstücke für andere Projekte.

Besonders dramatisch schätze ich die Entwicklung der Schülerzahlen an den Gymnasien der Stadt ein. Ab dem Schuljahr 2014/15 werden die Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Auch hier muss die Verwaltung zeitnah Lösungsvorschläge vorlegen.

Der Eröffnung der beiden Mittelschulen wird meine Fraktion zustimmen und die zügige Kapazitätserweiterung der Grundschulen und Gymnasien weiterhin mit Nachdruck einfordern.

Vielen Dank!

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Sprecherin der SPD-Fraktion für den Bereich Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

eigentlich war diese Vorlage gar nicht für eine Beratung im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule vorgesehen, die Vorlage haben wir uns auf die Tagesordnung gesetzt, weil dieses Projekt auf breites Interesse stieß.

Das Modellprojekt „Kernkompetenz Technische Bildung“ zielt auf Mittelschüler ab.
Das Fach Technik ist im Freistaat Sachsen kein eigenständiges Unterrichtsfach mehr- es ist in der 5. und 6. Klasse Bestandsteil von TC (Technik und Computer), ab der 7. Klasse Bestandteil von WTH (Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft und Sozialkunde), lediglich in Klasse 10 als Vertiefungskurs wählbar.

Technische Bildung ist aber eine Grundlage für viele Ausbildungsberufe, ein Umgang mit Technik interessiert viele junge Menschen, besonders Mittelschüler schätzen den praxisorientierten Bezug.

Dieses Projekt ermöglicht Mittelschülern aus 6 verschiedenen Schulen im Technologiezentrum GaraGe eine praxisnahe Technikausbildung im Rahmen des WTH- Unterrichts. Leider ist dies zurzeit nur für Schüler, die einen Realschulabschluss anstreben, vorgesehen.

Vorteile haben nicht nur die Schüler, sondern auch die Unternehmen, die gut vorbereitete Auszubildende übernehmen können aber auch die Schulen, die oft nicht über technische und räumliche Ressourcen verfügen. Außerdem haben nicht alle Schulen ausgebildeten Techniklehrer, denn der Freistaat hat die Ausbildung solcher vergessen.

Wir sehen in diesem Projekt noch mehr Potential:
Mit der Einbindung von Hautschülern und Förderschülern könnte die Motivation diese jungen Menschen durch den starken Praxisbezug und dem außerschulischem Lernort GaraGe wachsen, einen Schulabschluss zu erreichen. Immerhin verlassen fast 15% der Schüler eines Jahrgangs die Schule ohne Abschluss, davon sind größtenteils Lernförderschüler betroffen. Der Vorteil für die Stadt liegt auf der Hand: es spart Geld.

Die Investition der 312.000 Euro ist vernünftig, die Weiterführung des Projekts fast zwingend erforderlich. Um mehr Jugendliche einzubinden, ist ein größerer finanzieller Aufwand notwendig, dazu sollten aber auch unbedingt mehr Unternehmen eingebunden werden, denn diese sind die Nutznießer dieser Maßnahme zur Sicherung des Fachkräftebedarfs.
Die aufgeführten Maßnahmen zur Überprüfung der Nachhaltigkeit und Evaluation sollten von den entsprechenden Dezernaten (Herr Albrecht, Herr Prof. Fabian) sehr ernst genommen werden, denn schon jetzt muss an der Verstetigung, Ausweitung und vor allem an der Finanzierung gearbeitet werden.
Stimmen Sie diesem Modellprojekt zu, begleiten Sie es und fragen Sie nach. Wenn es so gut ist, wie in dieser Vorlage beschrieben, lohnt es sich sicher.