Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte, werte Gäste!

Seit der Zuschaltung dieses Portals gab es einige Kinderkrankheiten des Systems, ein paar mehr Träger, die sich nicht einbringen und jede Menge unzufriedene Eltern.
Aber ein paar Dinge funktionieren auch schon erfolgreich:
– es gibt endlich eine Informationsplattform  mit der Gesamtübersicht des Angebots der Einrichtungen
– eine Platzreservierungsmöglichkeit
– die verwaltungstechnische Vereinfachung (das Jugendamt kann auf aktuelle Zahlen der Belegung, Veränderung von Verträgen und anderer verwaltungsinterner Dinge zugreifen)

Es gibt zahlreiche Vorschläge zur weiteren Verbesserung des Systems, wie z. B. die Verlängerung der Anmeldefrist. Eines wird das System jedoch nie können: ausreichend Plätze schaffen.

Wir haben uns in den Fachausschüssen, in Fraktionen und mit betroffenen Eltern oft mit Vor- und Nachteilen beschäftigt. Für meine Fraktion bleibt das wichtigste Ziel dieses Systems die gerechte, einheitliche und verbindliche Vergabe von Betreuungsplätzen.
Vielen Eltern, aber auch so manchen Kita-Leitern ist die Funktion des Systems immer noch nicht klar.

Für die Stadt ist KIVAN ein zusätzliches, ergänzendes Angebot für die Recherche nach und ggf. die Reservierung von Tagesbetreuungsplätzen.
Das heißt, Eltern sollten noch immer von Einrichtung zu Einrichtung laufen und nach freien Plätzen fragen. Es ist nicht eindeutig geregelt, dass alle freien Plätze ins Portal gestellt werden müssen.
Eine gerechte Vergabe der Plätze kann es aber nur geben, wenn alle Eltern freiwerdende Plätze einsehen können.

Mir ist klar, dass sich an dieser Situation so lange nichts ändern wird, bis alle Träger alle Plätze einstellen oder bis es ein Überangebot an Plätzen gibt.
Meine Fraktion nimmt die Evaluation mit verbleibender Unzufriedenheit zur Kenntnis und stimmt den Punkten 2 und 3 zu.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste,

die SPD-Fraktion begrüßt die Vorlage zum Kriminalpräventiven Rat ausdrücklich. Mit einer Beschlussfassung im Stadtrat wird der kriminalpräventive Rat legitimiert und wir holen ihn aus einer gewissen Unverbindlichkeit heraus.

Gleichzeitig verleihen wir damit dem Präventionsgedanken einen höheren Stellenwert. Diese Aufwertung ist notwendig, da der Gedanke von Prävention durch Repression häufig noch immer vorherrscht. Dieser Gedanke kommt teilweise auch in den „Leitlinien zur Zusammenarbeit der Stadt Leipzig, der Polizeidirektion Leipzig und der Landesdirektion Leipzig – Sicherheit und Ordnung“ zum Ausdruck. Als Stadträte sollten wir daher darauf achten, dass auch bei der Arbeit des Kriminalpräventiven Rates Prävention noch größer geschrieben wird.

Die Vorlage führt dazu, dass wir uns wesentlich regelmäßiger als bisher in den Fachausschüssen mit Fragen von Prävention, auch in Verbindung mit Intervention und Repression auseinanderzusetzen. So ist eine quartalsweise Berichterstattung im Fachausschuss Umwelt und Ordnung in dieser Vorlage fest verankert. Zusätzlich sollten auch die anderen Fachausschüsse themenbezogen eingebunden werden, denn Prävention muss ressortübergreifend, interdisziplinär und interinstitutionell stattfinden.

Wichtig ist auch, dass der Stadtrat besser in die Entscheidungsfindung eingebunden wird, da die Sicherheitskonferenz zum beschließenden Organ wird und Stadträte an der Vorbereitung der Sicherheitskonferenz beteiligt werden. Bisher hatte die Sicherheitskonferenz für die Stadträte lediglich einen informatorischen Charakter. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der verschiedenen Gremien des Kriminalpräventiven Rates fand daher nicht statt.
Eine Mitarbeit von Stadträten im Lenkungsgremium des KPR, was von einigen Stadträten gefordert wird, halten wir aber für kontraproduktiv, da es die Möglichkeit geben muss, dass Polizei und Verwaltung offene und ehrliche Manöverkritik üben können, ohne das der Stadtrat dabei involviert werden muss.

Auf der Sicherheitskonferenz vom 2. August 2010 erklärte Wiebke Steffens vom bayrischen Landeskriminalamt und vom Deutschen Präventionstag, dass sich die Einsicht durchsetzen muss, dass Prävention Chefsache, also Bürgermeisterpflicht ist. Eingang in die uns vorliegende Beschlussvorlage hat dieser Vorschlag nicht gefunden. Dies hätte nämlich bedeutet, dass der Kriminalpräventive Rat mindestens direkt dem Dezernentenbereich Umwelt, Ordnung und Sport zugeordnet wird oder darüber hinaus sogar eine Angliederung der Geschäftsstelle des Kriminalpräventiven Rates an ein mögliches Referat „Prävention“ stattfindet. Ersteres ist beispielweise in Düsseldorf der Fall, letzteres in Dresden. In beiden Fällen würde der Stellenwert der Prävention bei der Kriminalitätsbekämpfung gesteigert und die bereichsübergreifende Kooperation könnte enger sowie effizienter gestaltet werden.

Mit unserem Ergänzungsantrag beauftragen wir daher die Stadtverwaltung kurzfristig, eine Angliederung direkt im Dezernentenbereich Umwelt, Ordnung und Sport zu überprüfen und in der Langfristperspektive ein mögliches Referat „Prävention“ zu untersuchen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe auf eine breite Unterstützung für unseren Ergänzungsantrag.

 

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte, werte Gäste,

Deutschland hat – neben der Flüchtlingsanerkennung selbst eingereister Asylbewerber – wiederholt seine Bereitschaft gezeigt, Menschen in akuten, existenziellen Krisensituationen vorübergehenden Schutz zu gewähren.
So fanden unter anderem 30.000 vietnamesische Bootsflüchtlinge in den siebziger und frühen achtziger Jahren oder 1992 knapp 350.000 bosnische Kriegsflüchtlinge Schutz in Deutschland und in jüngster Zeit hat die Bundesrepublik durch Aufnahme einer kleinen Gruppe usbekischer Flüchtlinge die weltweite Suche nach einer dauerhaften Lösung für diese besonders schutzbedürftigen Menschen beendet.

Ein Großteil dieser Personen ist inzwischen in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt, andere hingegen haben sich mittlerweile in unsere Gesellschaft integriert und teilweise die deutsche Staatsbürgerschaft erworben.
In Deutschland existiert allerdings bislang kein standardisiertes Verfahren für eine systematische Aufnahme und dauerhafte Integration von Flüchtlingen aus Erstaufnahmeländern, denen weder in ihren Herkunfts-, noch in ihren jeweiligen Zufluchtsstaaten eine zufriedenstellende dauerhafte Lösung in Aussicht steht.

Resettlement bezeichnet eine dauerhafte Neuansiedlung besonders gefährdeter Flüchtlinge in einem zur Aufnahme bereiten Drittstaat, der ihnen vollumfänglichen Flüchtlingsschutz gewährt und eine fundierte Integrationsperspektive eröffnet.
Die heute zur Abstimmung stehende Vorlage „Save me! – Leipzig sagt JA zur Aufnahme von Flüchtlingen“ möchte vor diesem Hintergrund für die Einrichtung eines regulären, standardisierten Resettlement-Verfahrens in der Bundesrepublik werben. Die Stadt Leipzig erklärt mit dieser Vorlage ihre grundsätzliche Bereitschaft, Flüchtlinge im Rahmen eines Resettlement-Programms der Bundesregierung aufzunehmen und bestmöglich zu integrieren.

Die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem vermeintlich sicheren Erstaufnahmeland ist ein wichtiger Baustein einer humanitären und modernen Flüchtlingspolitik. Darüber hinaus leistet Resettlement einen wichtigen Beitrag zur internationalen Solidarität und Lastenteilung.

Wir werden der Vorlage zustimmen und hoffen auf eine breite Mehrheit in diesem Hause.


Redner: Christopher Zenker, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste,

auch die SPD Fraktion unterstützt das Anliegen des Antrages ausdrücklich. Auch wir sehen die Notwendigkeit die Trainings- und Ausbildungsbedingungen, gerade für die Sportmittelschule, zu verbessern.

Den Punkten eins und zwei des Antrages stimmen wir daher auch ohne Wenn und Aber zu. Wir befürworten also auch, dass die im Haushalt 2010 eingestellten Mittel für den Zweck der Kostenermittlung sowie für einen Architektenwettbewerb genutzt werden.Einen Vorgriff auf den Haushalt 2011, und nicht anderes bedeutet Beschlusspunkt drei, lehnen wir jedoch ab!

Selbst wenn es uns gelingen würde, die Planungsmittel in den städtischen Haushalt einzustellen, ist eine Realisierung nahezu ausgeschlossen, so lange die Landesregierung insbesondere bei den Großstädten spart und die notwendigen Fördertöpfe drastisch zusammenstreicht. So werden die Mittel für Investitionen in die Schulinfrastruktur von 2010 von 96,2 Millionen Euro auf 27 Millionen Euro im Jahr 2012 für ganz Sachsen gekürzt. Im Bereich der Sportinvestitionen sind nahezu gar keine Mittel mehr eingestellt. Darüber hinaus liegen bereits 17 Förderanträge für Schulhausbauvorhaben beim Land Sachsen und sind noch nicht beschieden. Ähnlich sieht es beim Sporthallenbau aus. Solange die Landesregierung ihre Haushaltspolitik im Bereich Bildung – hierzu zählt auch die Bildungsinfrastruktur – nicht überdenkt ist es fast ausgeschlossen, dass die Halle zeitnah gebaut wird.

Angesichts der Haushaltslage der Stadt Leipzig wäre es nicht seriös, wenn wir heute den Punkt drei des Antrages beschließen würden, da er suggeriert die Halle wird 2013 fertig gestellt. Ohne Fördermittel des Landes wird die Stadt Leipzig die Halle nicht bauen können. Sollte der Doppelhaushalt 2011/12 des Landes so beschlossen werden wie er momentan in Grundzügen bekannt ist, könnte mit dem Neubau einer Dreifeldersporthalle nicht vor 2013 begonnen werden.

Die SPD-Fraktion beantragt daher die getrennte Abstimmung der Punkte 1,2 und 3! Sollte die Landesregierung im Zuge der Haushaltverhandlungen doch noch zur Vernunft kommen, besteht für den Stadtrat immer noch die Möglichkeit die entsprechenden Planungsmittel im Haushalt 2011 einstellen.

Redner: SPD-Stadtrat Heiko Oßwald

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

werte Gäste,

 

die deutschen Städte und Gemeinden stehen unverschuldet vor massiven Finanzproblemen. Dies unterstreicht insbesondere der Umstand, dass dem finanzwirtschaftlich zweitbesten Jahr 2008 das zweitschlechteste in der Geschichte der Bundesrepublik gefolgt ist. Ursache hierfür sind nicht nur weiterhin steigende Ausgaben, besonders im Sozialbereich, sondern vor allem Einbrüche bei der Gewerbesteuer und sinkende Zuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich. Deshalb kann ich mich der Forderung von Oberbürgermeister Jung und Finanzbürgermeister Bonew nach einer umfassenden Gemeindefinanzreform nur anschließen, die die Aushöhlung der kommunalen Selbstverwaltung durch chronische Unterfinanzierung endlich beendet.

 

Nur darauf zu warten bringt uns in der konkreten Finanzsituation nicht weiter. Gerade im Kulturbereich drohen aufgrund des freiwilligen Aufgabencharakters überproportionale Kürzungen. Wir alle sind gefordert, eine notwendige Diskussion über Standards, Effizienzsteigerungen und Einsparungen im Kulturbereich zu führen. Die Einführung einer Kulturförderabgabe wird und soll diese Diskussion nicht abwürgen. Aber sie ist ein legitimer Ansatz, zusätzliche Einnahmequellen zur Sicherung einer vielfältigen kulturellen Infrastruktur zu erschließen, um somit finanzielle Handlungsspielräume zurückzugewinnen, die den Kommunen aufgrund von Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene genommen wurden sind. Die Einführung einer Kulturförderabgabe sollte auf möglichst rechtssicherem und unbürokratischem Wege erfolgen. Für die Ausgestaltung der Kulturförderabgabe als kommunale Aufwandsteuer, wie im Antrag der Linken gefordert, existieren momentan noch rechtliche Risiken hinsichtlich der Besteuerung beruflich bedingter Übernachtungen. Ein Ausschluss dieser Übernachtungen würde zu Problemen hinsichtlich der Erhebungsgerechtigkeit der Steuer führen und das Volumen der Abgabe drastisch schmälern.

 

Diese Risiken existieren bei der Ausgestaltung als gemeindliche Sonderabgabe nicht, hierzu wird auch auf die Begründung zu unserem Antrag verwiesen. Insbesondere verschwinden die Mittel hier nicht irgendwo im Verwaltungshaushalt, da bei einer Abgabe, im Gegensatz zur Steuer, die Mittel zweckgebunden für die Kultur verwendet werden müssen. Die Intention unseres Antrages ist es, den OBM zu beauftragen, sich für eine gesetzliche Ermächtigungsgrundlage beim Freistaat Sachsen zur Einführung der Kulturförderabgabe als kommunale Sonderabgabe einzusetzen. Der Freistaat sollte dann einen entsprechenden rechtlichen Rahmen vorgeben. Wie die sächsischen Kommunen diese Ermächtigung dann nutzen, bleibt den Entscheidungen der einzelnen Kommunalparlamente vorbehalten. Dies wäre aber in jedem Fall eine Maßnahme, die kommunale Finanzhoheit und damit die kommunale Selbstverwaltung zu stärken. Nur darum geht es heute im Antrag.

 

Abschließend möchte ich noch auf die Argumentation der Kritiker dieser Abgabe eingehen, wonach massive Standortnachteile drohen: Genau so wenig wie die steuerliche Entlastung durch Senkung des Mehrwertsteuersatzes (allein 8 Millionen Euro Entlastung in Leipzig) zu Preissenkungen oder Investitionen im Beherbergungsgewerbe geführt hat, genau so wenig würde eine Abgabe (geschätztes Volumen 4 Millionen Euro) zu massiven Preiserhöhungen oder Insolvenzen führen. Denn bei einer jährlichen Steuerentlastung von einer Milliarde Euro sind Investitionen von 800.000 Euro nicht einmal 0,1Prozent. Auch stellt sich die Frage, warum nur die Leipziger Bürger für die Finanzierung der Kulturbetriebe aufkommen sollen, wenn diese gerade auch für Besucher, wie Touristen und Geschäftsleute, vorgehalten und von diesen auch gerne angenommen werden. Politisch zu diskutieren ist, ob eine Abgabe von vielleicht 2 Euro pro Übernachtung für die Hotelbetriebe und Gäste eher hinnehmbar ist, als harte Einschnitte in die kulturelle Infrastruktur, wie z.B. die Schließung von Museen, Zuschusskürzungen an den Zoo oder die Ausdünnung von Spielplänen in Theater und Gewandhaus.

 

Abkassieren will hier keiner, aber Haushaltskonsolidierung bedeutet letztendlich auch immer den Bürger zur Kasse zu bitten. Nicht nur bei Einnahmeerhöhungen sondern auch bei Ausgabekürzungen. Bei Schließung von Einrichtungen fallen Angebote für die Bürger weg, werden also kassiert. Personalabbau kann zu Leistungseinschränkungen und längere Wartezeiten führen und kostet den Bürger zwar finanziell nichts aber jede Menge Zeit und Nerven. Politik kann nur glaubwürdig bleiben, wenn sie diese Wahrheiten auch offen benennt!

 

Unterstützen Sie daher unseren Vorschlag, den Weg einer rechtssicheren Einführung einer Kulturförderabgabe zu forcieren und nehmen Sie damit den Freistaat Sachsen in die Pflicht, die kommunale Finanzhoheit zu stärken.

Redner: Axel Dyck, Vorsitzender der SPD-Fraktion

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste!

Mit unserem Antrag wollen wir eine Lücke in der Erinnerungskultur unserer Stadt

schließen. Nicht die Rote Armee hat – wie es uns zu DDR-Zeiten durch geschicktes Weglassen der historischen Zusammenhänge nachhaltig suggeriert wurde – unsere Stadt befreit, ich denke nur daran, dass der russische Kommandant Trufanow Ehrenbürger der Stadt ist, sondern es waren die Amerikaner. Allerdings mangelt es noch immer an einem öffentlichen Gedenkort für diese und ihren Einsatz auch für unsere Stadt.

Am 18. April 1945 haben die 2. und die 69. Infanteriedivision das Zentrum Leipzigs erreicht. Am 19. April erzwangen sie die Kapitulation der Stadt. Einer der letzten Kriegstoten in Leipzig war ein amerikanischer GI. Er starb am 18. April am Straßenbahnhof Angerbrücke. Sein Foto ging um die Welt, denn der Kriegsreporter Robert Capa hielt den Tod des Soldaten mit seiner Kamera fest. Dieses Fotos erschien neben zahlreichen anderen Fotos vom Einmarsch der Amerikaner in Leipzig in der Victory-Ausgabe des Life-Magazine. Die Amerikaner begannen mit der Proklamation Nr. 1 umgehend mit dem Neuaufbau der demokratischen Strukturen in Leipzig. Sie setzten am 23. April den Rechtsanwalt Vierling als Oberbürgermeister ein und reaktivierten den bis 1933 amtierenden Polizeipräsidenten, den Sozialdemokraten Heinrich Fleißner.

Diese demokratische Neuordnung unserer Stadt fand mit der Übergabe Leipzigs an die

Rote Armee am 2. Juli bereits ihr Ende. Es war eigentlich der Beginn einer neuen Diktatur. Wir haben den Amerikanern im Rahmen des Neuanfangs in den ersten zweieinhalb Monaten nach dem Krieg zu danken, wenn auch erst sehr spät. Vor diesem Hintergrund stellt sich das Fehlen eines offiziellen Gedenkortes für die gefallenen US-Soldaten sowie das Wirken der Amerikaner in den ersten Nachkriegswochen als großes Defizit dar. Das wollen wir mit unserem Antrag ändern!

 

Ich möchte noch kurz auf den Ergänzungsantrag der Linksfraktion eingehen. Ich freue mich, dass Sie, werte Kollegen, dieses Ansinnen unterstützen möchten, auch der Vorschlag, einen Gedenkort am Straßenbahnhof Angerbrücke zu errichten, ist aufgrund der historischen Begebenheitennicht verkehrt. Aber dennoch: Meine Fraktion favorisiert eine innerstädtische, zentral erreichbare Gedenktafel, bspw. an der Runden Ecke, so wie wir es in unserer Antragsbegründung formuliert haben.

Sollte das authentische Gebäude an der Angerbrücke einmal in einem würdigen Zustand sein, sollte auch dort eine Erinnerungstafel für den gefallenen jungen amerikanischen Soldaten angebracht werden.

Ich bitte Sie um Zustimmung zum Verwaltungsstandpunkt, obwohl gerade auch bei diesem Thema der Leipziger Geschichtsverein offensichtlich Defizite in seinem Wirken aufweist

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

im und um den – in den 30er Jahren angelegten und in Folge des Braunkohleabbaus stark verkleinerten – Elsterstausee haben zahlreiche Leipzigerinnen und Leipziger ihre Kindheit bzw. Freizeit verbracht. Mit dem Elsterstausee verbinden viele Bürger schöne und wohl auch unvergessliche Erinnerungen. Aus diesem Grund können wir leicht nachvollziehen, dass sich viele den Stausee zurückwünschen.

Wir müssen jedoch feststellen, dass sich die Naherholungssituation in Leipzig im Allgemeinen und im Leipziger Südwesten im Speziellen erheblich verändert hat. Unmittelbar angrenzend an den Elsterstausee wurde der Cospudener See geflutet und momentan entsteht auch der Zwenkauer See. Darüber hinaus sind weitere ehemalige Tagebaurestlöcher rings um Leipzig geflutet worden und bereichern das Naherholungsangebot für die hier lebende Bevölkerung.

Eine nachhaltige Wiederherstellung, bei der der Untergrund des ehemaligen Elsterstausees abgedichtet wird, würde mehr als 4 Mio. Euro kosten und darüber hinaus würden in den meisten Fällen jährliche Betriebskosten anfallen.

Aufgrund der veränderten Naherholungssituation vor Ort, der Haushaltsituation und des Investitionsstaus in Milliardenhöhe – sei es in Schulen, Kitas, Kultureinrichtungen oder bei der Verkehrsinfrastruktur – sind wir der Auffassung, dass es unredlich wäre den Leipzigerinnen und Leipzigern vorzugaukeln, dass der Stausee irgendwann sein altes Gesicht zurückbekommt.

Lassen Sie uns ehrlich sein, dies wäre weder finanziell vernünftig, noch ökologisch sinnvoll. Lassen Sie uns heute den Weg frei machen für einen naturnahen Wald, lassen Sie uns der Natur ein Stück freien Lauf geben und lassen sie uns damit ein kleines Naherholungsgebiet zum wandern und spazierengehen abseits der Seen schaffen.

Die SPD-Fraktion wird den Antrag folglich ablehnen und würde sich freuen, wenn die Stadtverwaltung ein wasserrechtliches Verfahren einleitet, um den bereits trockenliegenden Elsterstausee zu entwidmen. Das einzige was wir sonst auf Jahre hin schaffen, ist eine eingezäunte Weidefläche für Schafe.