Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Claus Müller, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Vorsitzender des Kleingartenbeirates

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Durch die Stadträtin Opitz der CDU-Fraktion wurde der Antrag „Start in ein Pilotprojekt: Sportliche Aktivitäten im Wandel – die demografische Entwicklung fordert uns heraus“ eingebracht.

Das Wesentliche wurde von der Antragstellerin bereits erläutert. Auch unsere Fraktion ist sich bewusst, dass für die älteren Menschen mehr getan werden muss. Darauf hat mein Fraktionskollege Jürgen Wesser bereits am 16.04.2008 in seiner Rede zum Umsetzungsbericht über die Seniorenarbeit hingewiesen.
Die älteren Mitbürger sind Teil unserer Gesellschaft und wollen sie aktiv mitbestimmen. Es sei nur an das Schlagwort „Junge Alte“ erinnert.

Deshalb ist der eingebrachte Antrag eine sinnvolle Ergänzung anderer Maßnahmen. Geplant war er als Prüfauftrag.
Nun geht die Verwaltung sogar einen Schritt weiter. Sie schlägt bereits ein Pilotprojekt vor. In Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Stadtverband Leipzig der Kleingärtner soll ein Verein gesucht und gefunden werden, um dies umzusetzen. Auf den öffentlichen Flächen, so die Idee, sollen vorhandene Möglichkeiten genutzt und durch zusätzliche Angebote in Form von Sport- und Bewegungsmöglichkeiten erweitert werden. An Kleingärtnervereinen, die dies umsetzen können, wird es, so meine Überzeugung, nicht mangeln. Beweisen doch die vielen ehrenamtlichen Helfer tagtäglich, dass sie kreative Ideen haben.
Davon konnte man sich zum Beispiel zum 17. Tag des Gartens am 21.06.2008 überzeugen, der unter dem Motto „Kleingärten für eine familienfreundliche Stadt“ stand.

Unsere Fraktion wird dem Antrag im Sinne des Verwaltungsstandpunktes zustimmen.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
werte Gäste!

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten zeigen, wie heute schon mehrfach angesprochen, einen leicht positiven Trend. Vom Tiefpunkt 2005/2006 zu heute sind es in absoluten Zahlen betrachtet bei den arbeitslos gemeldeten Erwerbspersonen immerhin 20 %. Aber immer noch fast 40.000 Menschen suchen in Leipzig einen Job, darunter fast 18.000 Langzeitarbeitslose.
Wer nun glaubt, dass das uns vorgelegte umfangreiche Paket von bereits wirksamen Einzelmaßnahmen dafür verantwortlich ist, der irrt an dieser Stelle. Das alles sind wichtige unterstützende Funktionen, die den deutschland- und sachsenweiten Trend in der Arbeitsmarktentwicklung aufnehmen, ja aufnehmen müssen um nicht von der überregionalen Entwicklung abgehangen zu werden.
Wir liegen also mit den Arbeitsmarktdaten nur im Deutschlandtrend.

Wie schwer es ist, mit dem Maßnahmepaket wirksam zu werden, zeigt uns leider die Vorlage nicht, da eine Evaluierung als zwingende Voraussetzung für weiterführende Überlegungen noch aussteht. Hierbei muss auch eine ehrliche Betrachtung der Wirksamkeit bereitgestellter finanzieller Mittel und personeller Ressourcen stehen. Viel hilft nicht immer viel.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Informationsvorlage zu den Aktivitäten 2007 die schon die Schwierigkeit erkennen lassen. Allein beim Ersten Arbeitsmarkt u. a. „Chance U 25“ konnten bei 3.712 persönlichen Betriebskontakten nur 108 Stellen neu besetzt werden. Das ist eine Erfolgsquote von 3 %. Bei der PUUL sieht es ähnlich aus.

Deshalb sollte parallel dazu ebenso eine Wirksamkeitsanalyse für das Amt für Wirtschaftsförderung mit aufgestellt werden.

  • Wissen wir denn immer was Unternehmen benötigen?
  • Können wir diese Informationen bieten?
  • Wissen wir, welche Bedürfnisse Internetgründer haben?
  • Wissen wir, in welchen Gewerberaumkategorien wir zwar eine Nachfrage aber kein Angebot haben?
  • Wissen wir, welche Mitarbeiter gesucht werden und wo hier der Engpass besteht? Können wir diesen Engpass beheben helfen?

Auf diese Fragen kann ich selbst keine Antwort geben. Ich hoffe viele werden mit „ja“ beantwortet.Aber wenn wir im Wettbewerb der Regionen bestehen wollen, dann müssen wir uns um diese Informationen kümmern. Andere Regionen in Europa sind uns dabei teilweise um mehr als 10 Jahre voraus. Ich erwähne hier als Beispiel nur die Öresundregion, die sich im Medizincluster um ein Vielfaches besser schlägt als unsere Region.
Die absolut dominierende Ressource ist also Information, und diese zu beschaffen und zu benutzen ist Verwaltungspflicht.

Sehr geehrte Damen und Herren,
ein Aktionsplan Beschäftigung ist also wertlos, wenn er sich nicht intensiv mit dem ersten Arbeitsmarkt auseinandersetzt.
Der Schlüssel für wirtschaftliche Prosperität in dieser Stadt kann  somit nur in der Stabilisierung und im Wachstum bestehender Unternehmen und hierbei schließe ich ausdrücklich unsere städtischen Unternehmungen mit ein, und in einer erfolgreichen Ansiedlungspolitik liegen.
Erstklassige Voraussetzungen für Gründer und erstklassige Voraussetzungen für Unternehmenswachstum sind gegenüber geförderten Beschäftigungsprogrammen immer den Vorrang einzuräumen.

In diesem Zusammenhang muss auch die Clusterstrategie immer wieder hinterfragt und ausjustiert werden.
Wenn wir vor kurzem über die erfolgreiche „Games Convention“ sprachen und deren Fortzug bedauern, müssen wir gleichzeitig hinterfragen, warum kein nennenswertes Unternehmen dieser Branche sich in Leipzig angesiedelt hat. Wo lagen und liegen hier die Marktchancen?
Orientieren wir uns immer am Weltmarkt oder nur innerhalb der lokalen Metropolregion zwischen Dessau, Jena und Zwickau.
Es gehört weiter dazu, dass wir Unternehmertum und Unternehmerpersönlichkeiten achten und anerkennen, die oft in ihrem Umfeld in kaum wahrgenommener sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung agieren.

Wir hier im Rat müssen uns aber auch politisch und zwar öffentlich, heute und hier, zum Wirtschaftsstandort bekennen. Zum noch ausbaubedürftigen produzierenden Gewerbe und immer wieder auch zum Logistikstandort Flughafen. Beide sind nicht zum Nulltarif zu bekommen.
Wir müssen den Menschen deutlich sagen, dass materieller und sozialer Wohlstand für jeden Einzelnen als auch für das Gemeinwesen mit Belastungen und Einschränkungen verbunden sind. Es kommt dabei immer auf die Balance der Interessen an.

Meine Fraktion wird bis zur Beschlussfassung entsprechende Aktivitäten initiieren. Ich danke Ihnen.

Stadtrat Gunter Müller spricht in Anwesenheit von Staatsminister Thomas Jurk in der Sonder-Ratsversammlung zum Thema Beschäftigungspolitik

Redner: Gunter Müller, Sprecher der Fraktion für den Bereich Wirtschaft und Arbeit

Stadtrat Gunter Müller spricht in Anwesenheit von Staatsminister Thomas Jurk in der Sonder-Ratsversammlung zum Thema Beschäftigungspolitik

Stadtrat Gunter Müller spricht in Anwesenheit von Staatsminister Thomas Jurk in der Sonder-Ratsversammlung zum Thema Beschäftigungspolitik

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Herr Staatsminister,
sehr geehrte Damen und Herren!

Beschäftigungspolitik ist ein strategisches Ziel der Stadt Leipzig. Ich meine sogar, dass es sich hierbei um das wichtigste strategische Ziel handeln muss.
Entsprechend dem Trend konnte die Arbeitslosigkeit auch in Leipzig reduziert werden. Der weiterhin hohe Anteil an so genannten Bedarfgemeinschaften (noch immer über 47.000) zwingt uns aber zum Handeln. Deshalb hatte der Stadtrat gefordert, im Rahmen eines Aktionsplanes die konkret abrechenbaren Beschäftigungsmaßnahmen der Stadt Leipzig darzustellen. Diesen Anforderungen genügt der vorliegende Aktionsplan nur sehr unzureichend.

Entgegen den Darlegungen in der Vorlage müssen wir als Vertreter der Stadt Leipzig selbstbewusst kommunizieren, dass wir der wichtigste Akteur der Leipziger Beschäftigungspolitik werden wollen. Es ist daher nicht hilfreich, lediglich darzulegen, dass die Handlungsspielräume der Kommune eingeschränkt sind und die Kommune nur in Kooperation mit anderen Partnern aktiv Beschäftigungspolitik gestalten kann.
Das Beispiel des früheren BfB zeigt, ohne dass ich mir diesen Beschäftigungsbetrieb wieder wünsche würde, dass es möglich ist, bundesweit beachtete kommunale Beschäftigungspolitik zu gestalten. Dies sollte unser gemeinsamer Anspruch sein!

Eine weitere Reduzierung der Arbeitslosigkeit wird uns nur gelingen, wenn wir dazu beitragen, das Arbeitsplatzangebot zu erhöhen. Hier zeigt die Vorlage, was in der Vergangenheit bereits unternommen wurde.
Dringend ergänzt werden muss der Aktionsplan hinsichtlich der von uns definierten Cluster. Hier ist zu entwickeln, welche eigenen Initiativen die Stadt Leipzig unternimmt, um die zu den Clustern gehörenden Unternehmen weiter zu unterstützen. Deshalb ist der zukünftige Arbeitskräftebedarf dieser Unternehmen zu definieren. Darauf aufbauend ist insbesondere darzulegen, mit welchen speziellen Maßnahmen Langzeitarbeitslose gezielt für die Bedürfnisse der Clusterunternehmen aus- bzw. fortgebildet werden können. Mit unserer eigenen Personalentwicklungsgesellschaft PUUL wären wir in der Lage, entsprechende Maßnahmen durchzuführen.

Ich möchte noch ein weiteres Thema hervorheben. Im Aktionsplan werden Humanressourcen als Entwicklungspotential gesehen. Es fehlt aber eine Darlegung über konkrete Maßnahmen der Förderung dieser Ressourcen, um für unseren Standort einen Wettbewerbsvorteil zu erreichen.
Dem vorliegenden Plan fehlt gänzlich eine kritische Auseinandersetzung mit unserem ungenügenden Schulsystem. Dieses produziert nämlich auch bei uns in Leipzig in einem nicht hinnehmbaren Umfang Schulverweigerung und unzureichende Bildungsabschlüsse. Als Gegensteuerungsmaßnahme reicht hier nicht ein erfolgreiches Projekt gegen Schulverweigerung, das nur wenige Jugendliche erfasst. Wir müssen die positiven Erfahrungen des Projektes, die der Verein Plan L e.V. gewonnen hat, in einer stadtweiten Kampagne aufnehmen. Dabei sollte professionelle mit ehrenamtlicher Tätigkeit ergänzt werden, um eine wesentliche Verbesserung des Ausbildungsniveaus der Schulabgänger zu erreichen. Ohne solch umfangreiche und auch kostenintensive Maßnahmen werden wir nicht in der Lage sein, den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der Region zu erfüllen. Der Aktionsplan muss insoweit dringend nachgebessert werden.

Die SPD-Fraktion bekennt sich weiterhin zu Beschäftigungsmaßnahmen auf dem so genannten Zweiten Arbeitsmarkt. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass in Leipzig auch in 2008 umfangreiche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (über 2000, davon über 600 bei der Stadt) und erstmals Kommunal-Kombi-Arbeitsverträge (1334, hälftig Stadt/Vereine und Verbände) angeboten werden. Diese Anstrengungen müssen zukünftig fortgeführt werden.

Der zukünftig vom Stadtrat zu beschließende Aktionsplan muss neu strukturiert werden. Hierzu sind grundsätzliche Aussagen, wie z. B.

  • die Priorisierung bestimmter Maßnahmen (einige habe ich angeführt),
  • die Abrechenbarkeit der Maßnahmen,
  • der Einsatz von finanziellen Mitteln und
  • der konkrete Clusterbezug des Aktionsplans zu treffen.

Wir erwarten daher von unserem Wirtschaftsbeigeordneten, dass er schnellstmöglich den vorliegenden Aktionsplan unter den dargestellten Prämissen umschreibt. Die SPD Fraktion sagt bereits jetzt die konstruktive Unterstützung zu.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Redner: Gerhard Pötzsch, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Meine Fraktion wird diesem Antrag der Fraktion Die Linke nicht zustimmen.
Es ist völlig unstrittig, dass die Hinrichtung des Marinus van der Lubbe ein barbarischer Akt eines Unrechtregimes war.
Jedes Todesurteil ist Unrecht.
In diesem Fall übrigens erst ermöglicht durch die Rechtsbeugung des ehemaligen Leipziger Ehrenbürgers und damaligen Reichspräsidenten, Paul von Hindenburg, im trauten Zusammenspiel mit dem gerade ins Amt eingeführten Reichskanzler Adolf Hitler.
Jeder an Geschichte Interessierte weiß um die Geschehnisse in der Folge.
Dass das Urteil am 10. Januar 2008 durch die Bundesanwaltschaft aufgehoben wurde, war natürlich überfällig.

Wenn aber die Formulierung des letzten Satzes des Antrages nahelegt, ohne die Signalwirkung der Umbenennung einer Straße, bestünde Gefahr, die Welt hinter Leipzig könne meinen, die Bürger dieser Stadt hätten aus der Geschichte nicht die richtigen Lehren gezogen, scheint mir das, gelinde gesagt, fahrlässig.
Der Beleg ist längst geliefert. Die mündigen Bürger dieser Stadt haben eindrucksvoll und vor der ganzen Welt bewiesen, wie man Diktaturen gewaltlos beseitigt.
Das Tagesgeschäft heißt seit fast zwanzig Jahren: Demokratie.

Gestatten Sie mir ein persönliches Wort: Ich finde es schwer erträglich, wenn solch tragische Personen, wie sie Marinus van der Lubbe zweifelsohne eine war, vielleicht, weil so jung zu Tode Gekommene zur Mythenbildung geradezu prädestiniert erscheinen, immer wieder dazu herhalten müssen, dass auf ihrem Rücken unendliche Historikerstreite ausgefochten werden und sich Ideologen, Sektierer und andere gläubige „Welterklärer“ mit ihnen und durch sie zu profilieren versuchen, um einer läppischen Tagesmeldung wegen.

Obwohl wir den Antrag ablehnen werden, und ich es für falsch gefunden habe, ihn nicht zurückzuziehen, bin ich den Antragstellern auch dankbar. Ich bin bei der Beschäftigung mit dem Thema auf etwas für mich Unerwartetes gestoßen. Auf ein Gedicht, welches mich berührt hat und welches der vierundzwanzigjährige Marinus van der Lubbe im März 1933 im deutschen Gefängnis geschrieben hat. Die Polizei hat es übersetzt. Es liegt in den Akten. Es geht so:
Schönheit, Schönheit, was jemals war.
Größer
Dichten einmal.
Ich glaube ein Gedicht. Ich glaube
Über, Schönheit was jemals
Und ich denke, dass so etwas sein wird
Arbeit.
Eine Einheit.
Durch Dich allein
Ist alles, was ist.
Schönheit, Schönheit, was jemals war.
Dann nirgends hin,
Bleib davon, bleib davon.
‚S‘ ist alles Kristall und Pracht.
Auch Leben selber.
Wo jetzt doch hin.
Aber, o, alles ist Arbeit,
Es darf, es darf.
Dann nicht mehr hoch
Dann nicht mehr niedrig.
Kein Schlechtes.
Kein Gutes.
Kein Übel.
Alles ist schön, und kämpft dafür.
In allem und mit allem.

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des FA Stadtentwicklung und Bau

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

In der Kirschbergsiedlung und der Siedlung Grünau muss die schmutzwasserseitige Erschließung, die z.Z. dezentral über Kleinkläranlagen realisiert wird, bis 2015 auf biologische Kleinkläranlagen oder durch den Anschluss an die zentrale Kläranlage der Stadt Leipzig umgestellt werden. Beide Varianten erfordern für die Grundstückseigentümer erhebliche finanzielle Aufwendungen. Eine Mehrheit der betroffenen Bürger hat sich für den Anschluss an die zentrale Kläranlage ausgesprochen, da die Kosten langfristig gesehen dafür geringer sind.

Das Tiefbauamt hatte vorgeschlagen, die notwenigen Baumaßnahmen für die Leitungsverlegung mit der Sanierung der Straßen zu kombinieren. Dazu wurde eine umfangreiche Bürgerbeteiligung durchgeführt. Im Ergebnis werden nur wenige Straßen gleichzeitig mit der Verlegung der Abwasserleitungen saniert, da den meisten Grundstückseigentümern die gleichzeitige Umsetzung von Leitungsverlegung und Straßenbau nicht finanzierbar erschien. Das ist zu akzeptieren.

An dieser Stelle muss aber auch nochmals darauf hingewiesen werden, dass sowohl die Kommunalen Wasserwerke als auch das Tiefbauamt darauf verwiesen haben, dass kein Eigentümer sein Grundstück verlassen muss, wenn er die Anliegerbeteiligungen infolge einer persönlichen finanziellen Notlage nicht sofort zahlen kann. Gemeinsam mit den Eigentümern wird dann nach Wegen für eine langfristige Begleichung der Schuld gesucht werden. Das ist für die SPD-Fraktion ein überaus wichtiger Faktor, der bei der Realisierung des Vorhabens von uns überprüft werden wird.

Die Alte Salzstraße stellt bei dem Thema Freiwilligkeit der grundhaften Straßensanierung eine Ausnahme dar. Nach Ansicht des Tiefbauamtes ist die Verkehrssicherungspflicht wegen des vorhandenen Straßenzustandes nicht mehr gegeben. Das sagen im Übrigen auch Kenner der örtlichen Situation aus. Zumindest bei Starkregen ist dort „Land unter“. Die Stadt Leipzig als Straßenbaulastträger ist verpflichtet, die Verkehrssicherheit in solchen Fällen wieder herzustellen. Tut sie das nicht, hat sie für die Folgen auch finanziell einzustehen.

Man kann sicherlich lang über den Begriff „Verkehrssicherheit“ streiten. Ich muss mich als Stadtrat an dieser Stelle ganz einfach auf die Fachleute des Tiefbauamtes verlassen. In der Vergangenheit haben sie mich in solchen Fragen immer richtig beraten. Auf jeden Fall möchte ich dem Stadtrat abraten, die Verkehrssicherungspflicht von Straßen und Brücken zu seiner Angelegenheit zu machen. Ganz abgesehen vom Umfang der Aufgabe und der dazu notwendigen fachlichen Qualifikation müsste der Stadtrat dann auch die Folgen von falschen Entscheidungen übernehmen.

Für die Eigentümer der Alten Salzstraße führt die heute zu treffende Entscheidung zweifellos zu finanziellen Härten. Die Stadtverwaltung hat sich bereit erklärt, den Straßenausbau so kostengünstig wie möglich ausführen zu lassen. Entsprechend der in der Stadt Leipzig geltenden Regelungen wird die Stadtverwaltung nach der Erarbeitung der endgültig vorzuschlagenden Ausbauvariante eine erneute Betroffenenbeteiligung durchführen. Danach hat letztlich der Stadtrat über einen Bau- und Finanzierungsbeschluss zum Ausbau der Straße zu entscheiden
Meine Fraktion wird das bei der Umsetzung verfolgen und überprüfen. Aber auch dort gilt das von mir zum Thema sozialverträgliche Finanzierung Gesagte.        

Meine Fraktion wird den beiden vorliegenden Anträgen zur Vorlage nicht zustimmen. Der Antrag der Linken bedeutet eben genau, dass der Stadtrat über die Verkehrssicherungspflicht abstimmen will. Ich bin der Auffassung, wir sollten dagegen beim uns vorzulegenden Bau- und Finanzierungsbeschluss ganz genau hinschauen und bei Bedarf Nachbesserungen oder Veränderungen beantragen. Ich kann nur empfehlen, den Antrag nicht abstimmen zu lassen.
Der CDU-Antrag gipfelt in der Forderung, das Befragungsergebnis nach der Grundstücksgröße zu gewichten. So etwas ist mit der SPD-Fraktion nicht zu machen!

Redner: Claus Müller, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Die CDU-Fraktion hat den Antrag „Erstellung eines Sicherheitskonzeptes – Ausweitung der Videoüberwachung“ eingebracht. Wir sind der Meinung, dass man dem Antrag nicht und dem Verwaltungsvorschlag nur bedingt folgen kann.
Die SPD-Fraktion trägt den Alternativ-Vorschlag der Verwaltung zum Punkt 1 mehrheitlich mit. Es ist notwendig zu den Schwerpunkten

  • Fußball und Sicherheit
  • Sauberkeit und Ordnung

Konzepte vorzulegen.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist die uns heute vorgelegte Informationsvorlage „Sicherheit und Ordnung in Leipzig – Teilsicherheitskonzept Fußball und Sicherheit“. Die Ergebnisse müssen in eine zu überarbeitende Polizeiverordnung der Stadt einfließen. Es ist nicht mehr hinzunehmen, dass im Umfeld von Fußballspielen, zu leider genehmigten Demonstrationen rechtsextremistischer Gruppierungen, aber auch zu Silvester in bestimmten Stadtteilen ein nicht mehr zu überbietender Aufwand getrieben werden muss, um die Sicherheit unbeteiligter Bürger zu gewährleisten. Trotzdem kommt es immer wieder zur Eskalation.
Das kann nicht im Sinne der Bürger und nicht im Sinne unserer Stadt sein. Vom Image-Schaden nicht zu reden, denn mit solchen Bildern bundesweit in der Tagesschau „Thema“ zu sein, hat Leipzig nicht verdient.

Zum Punkt 2 des Antrages. Wir können hier auch den Alternativvorschlag der Verwaltung nicht akzeptieren. Wir finden Videoüberwachungen an bestimmten Schwerpunkten leider notwendig (z.B. in den Straßenbahnen der LVB), aber es ist und bleibt Aufgabe solche Überwachungen nur durch den Betreiber oder Eigentümer durchführen zu lassen, bzw. in und auf öffentlichen Straßen und Plätzen nur durch die Polizei. Daran soll sich und darf sich nichts ändern.
Wir finden es außerdem absurd, dass die Stadtverwaltung nach möglichen Standorten suchen soll, um Plätze mit hohem Gewaltpotenzial „zu finden“. Dies ist und bleibt, und hier wiederhole ich mich, Aufgabe der Polizei.
Die SPD-Fraktion hat zum Punkt 2 einen klaren Standpunkt – dieser Punkt muss abgelehnt werden.

Redner: Jürgen Wesser, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Alles ist relativ“. Dieser Satz stammt gewiss nicht von mir, passt aber sehr gut zu dem Bericht über Reichtum und Armut in Leipzig. Die Armutsquote hat abgenommen.
Lag sie Ende 2005 bei 16 %, so liegt sie Ende 2006 bei 14,9 %. In Dresden lag sie bei 20 %.
Sind die Dresdner deshalb ärmer als die Leipziger?
Eher nicht. Das Durchschnittseinkommen der Dresdner ist höher.

Die Armutsquote berechnet sich nach dem Durchschnittseinkommen. Wer weniger als 60% dieses Durchschnittes hat, gilt als arm.
Wenn also alle wenig haben, ist keiner arm.

Ich möchte also keinesfalls den Eindruck erwecken, den Leipzigern geht es schlecht. Es geht ihnen gut, sie fühlen sich in ihrer Stadt wohl.
Nicht relativ, sondern absolut. Auch das kann man aus dem Bericht lesen.

Nach Erwerbseinkommen, nach Alter, nach Bildung und nach Geschlecht unterschiedlich. Unterschiedlich auch nach Problemlagen in den Stadtteilen.
Der Anteil an Ausländern, das Einkommen, der Zugang zu Bildung, das Lebensalter, die Größe der Familien, die Kriminalität u.s.w. Alles hängt mit allem zusammen, die Probleme korrelieren.
Zu beobachten ist, dass eine Segregation von Problemlagen in Stadtteilen begonnen hat. Unsere Aufgabe ist, zum einen zu verhindern, dass diese Segregation zu problematischen Stadtteilen führt und zum anderen darauf zu achten, dass sich die Stadt gleichmäßig entwickelt.

Wo muss mehr, wo kann weniger investiert werden? Wo brauchen wir Kindergärten, wo Schulen, wo Begegnungsstätten für junge Menschen, wo für Senioren? Wo muss die Infrastruktur wie als Ganzes strukturiert werden?
Für all diese Entscheidungen kann der Sozialreport eine wertvolle Hilfe sein. Diese Informationsvorlage ist mehr als eine Information. Sie ist ein wertvolles Nachschlagwerk, das vom vielen Gebrauch bald abgegriffen sein sollte und für das wir den Autoren danken müssen.