Redner: Christian Schulze, Stadtrat

Christian Schulze

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren Beigeordnete,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste,

der Parkdruck nimmt auch in Leipzig von Jahr zu Jahr zu, insbesondere in den dichtbesiedelten Stadtteilen der Kernstadt. Handwerker, Pflegekräfte, Hebammen, Therapeuten und andere Berufsgruppen kommen immer schwieriger zu ihren Kunden bzw. Patienten. Die Problematik wurde auch schon mehrfach im Stadtrat und seinen Gremien erörtert. Die Stadtverwaltung steht dem Anliegen ablehnend gegenüber mit Verweis auf die Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmer und des Gemeingebrauchs, sprich dem öffentlichen Charakter von Straßen.

Im Frühjahr dieses Jahres sind wir nun aber auf eine Regelung aus Chemnitz aufmerksam geworden, wo mit Zustimmung der Liga der freien Wohlfahrtsverbände ab diesem Jahr Pflegedienste in der Innenstadt während des Ausführens von Pflegeleistungen von Gebühren an Parkuhren und Parkscheinautomaten befreit sind. Die motorisierten Pflegekräfte dürfen dort bis zu einer Stunde kostenlos parken, indem die Unternehmen je Fahrzeug eine Ausnahmegenehmigung einschließlich einer Parkkarte erhalten, gültig jeweils für ein Jahr. Für das Erteilen werden jährlich 72 Euro Verwaltungsgebühren erhoben.

Unser Anliegen ist daher, dass die Leipziger Stadtverwaltung prüfen soll, wie Parkerleichterungen für ambulante Pflegekräfte auch im Leipziger Stadtgebiet realisiert werden können, insbesondere, wie kostenfreie Parkmöglichkeiten in Gebieten, in denen Parkgebühren erhoben werden, gewährt werden können. Konkret für die Berufsgruppe der ambulanten Pflegedienste analog der Regelung in Chemnitz.

Unsere Befürchtung ist, wenn wir jetzt andere Berufsgruppen und Handwerker – die unbestritten genauso einen Bedarf haben -, gleich mit in den Antrag aufnehmen, wie das in den Ausschüssen diskutiert wurde und wie in einem Änderungsantrag der CDU-Fraktion formuliert, würde eine positive Prüfung höchstwahrscheinlich schwierig. Lassen Sie uns daher bitte jetzt mit diesem Antrag zunächst erst einmal ein positives Zeichen für eine Regelung für ambulante Pflegekräfte setzen. Letzte Anmerkung: Diese Pflegekräfte übernehmen eine immer wichtigere Arbeit für viele Menschen und sind in der aktuellen Corona-Krise als systemrelevant eingeordnet worden. Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag. Und abschließend möchte ich sagen: Klatschen für die Pflegekräfte allein nicht reicht!

Vielen Dank!

Redner: Christopher Zenker, Fraktionsvorsitzender

Christopher Zenker

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Beigeordnete,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
meine Damen und Herren,

ja, wir können über Gebührenerhöhungen diskutieren – und ja, auch Parkgebührenerhöhungen.

Wir können diese sogar politisch-ideell aufladen und überhöhen: Lassen Sie uns gern die Parkgebühren und die Parkraumbewirtschaftung als Maßnahme zur Erreichung der von uns gesetzten Klima- und Lärmschutz- sowie der Luftreinhaltungsziele diskutieren.

Ja, wir können gern darüber diskutieren. Und gern auch in dieser Lesart.

Wir können aber gerne auch kurz innehalten, zwei bis drei Schritte zurückgehen und uns fragen, ob wir dieses Thema, das Thema Parkgebühren, ob wir es zur richtigen Zeit debattieren.

Ist es wirklich der richtige Zeitpunkt, die Erhöhung von Parkgebühren zu beschließen, wenn Einzelhandel und Gewerbetreiben in der Innenstadt mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben?

Ist es wirklich der richtige Zeitpunkt, wenn vor dem Hintergrund von Betreuungsausfällen in der Kita und einem deutlichen Mehr an Springer-Diensten bei Krankheitsausfällen in vielen Unternehmen für viele Bürgerinnen und Bürger die Nutzung des eigenen PKW zwingend wird?

Wir sehen das kritisch und fordern mit unserem Änderungsantrag den Zeitpunkt der Inkraftsetzung der Verordnung auf den 1. Juli des kommenden Jahres zu verschieben.

Die Krankenhäuser in der Stadt sind wichtige öffentliche Einrichtungen für die Patientenversorgung. Bürgerinnen und Bürger aus Leipzig und Umgebung suchen diese Bereiche meist in gesundheitlichen Notfällen auf. Die Einordnung des Universitätsklinikums sowie seiner angrenzenden Straßen in die Parkzone 2 kann hier helfen – die Begrenzung der Parkdauer ist denkbar.

Die Entlastung der Car-Sharing-Unternehmen mit einer Jahresgebühr von 60,00 Euro reicht aus Sicht der SPD-Fraktion als Förderung aus.

Und noch ein Wort zur Verwendung der Mittel:

Wir stehen dafür, dass die Mehreinnahmen aus der Gebührenerhebung vordergründig in den Ausbau des ÖPNV fließen. Vor allem in den Stadtrandlagen.

Dort leben diejenigen, denen es bisher oft nicht möglich ist, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt zu gelangen. Folglich greifen sie aufs Auto zurück, weil sie es müssen.

Lassen Sie uns deshalb die Parkgebührenerhöhung gemeinsam einige Zentimeter weiterdenken und in unsere verkehrspolitische Entwicklung einmünden: Begreifen wir den heutigen Beschluss auch als ein bewusstes weiteres Forcieren des ÖPNV-Ausbaus in unserer Stadt.

Unseren Änderungsantrag halten wir in Satz 1 nicht mehr aufrecht. Deshalb wurde eine Neufassung eingereicht.

Den Änderungsanträgen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen werden wir zustimmen, ebenfalls dem Antrag von Stadtrat Köhler, da beide eine ähnliche Intention verfolgen.

Und noch eine klare Anmerkung zum Schluss: Für die Arbeit des Stadtrats erweist es sich durchaus als hilfreich, von so sensiblen und aufgeladenen Themen wie Gebührenerhöhungen nicht zuerst aus der Presse zu erfahren, sondern in den zuständigen Ausschüssen. Das gilt nicht nur während, sondern auch nach Corona. Vielen Dank!

Beschlussvorschlag:

1. Die Stadt wird beauftragt bis zum Beginn des 2. Schulhalbjahres 2020/2021 eine geeignete technische Möglichkeit (Lernrobotor / Lernavatare) anzuschaffen, um Kindern und Jugendlichen die Teilnahme am Regelunterricht zu ermöglichen, welche aufgrund von Erkrankungen keine regelmäßige bzw. kontinuierliche oder dauerhafte Teilnahme am Unterricht möglich ist. Dies kann beispielsweise bei chronischen oder akut verlaufenden Krankheiten der Fall sein. Ein möglicher Partner wäre die Lecos GmbH oder das Medienpädagogische Zentrum Leipzig. Diese werden beauftragt zu prüfen:

a. Welche weiteren Partner*innen zur Umsetzung notwendig sind

(bspw. der Leibniz-WissenschaftsCampus – Postdigitale Partizipation)

b. an welchen Schulen die technischen Voraussetzungen erfüllt sind und Lehrer*innen entsprechend für das Projekt gewonnen und fortgebildet werden können

c. zu eruieren an welchen Stellen in Land und Bund die Stadt Fördermittel für das Projekt erhalten kann

2. Nach einem Jahr wird der pilothafte Einsatz evaluiert, weitere Nutzungsszenarien geprüft und ggf. ausgeweitet. Der Fachausschuss Bildung und Schule ist geeigneter Weise über die Fortschritte des Projektes und die Auswertung zu informieren.

Begründung:

Krankheitsbedingte Veränderungen sind immer eine große Herausforderung für Kinder- und Jugendliche, ihre Familien und das gesellschaftliche Umfeld. Nicht nur durch Corona, aber besonders vor diesem Hintergrund. Aufgrund von Erkrankungen ist die Teilnahme am Unterricht für viele Kinder- und Jugendliche nicht immer und nicht kontinuierlich oder gar dauerhaft möglich (bspw. bei Nierenerkrankungen, Krebs etc.). Nicht selten können diese Kinder- und Jugendliche durch den Genesungsprozess mehre Schuljahre nicht- oder nicht vollständig teilnehmen. Aus Sicht der betroffenen Schulkinder stellen sich viele Fragen: Werde ich mit meinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden mithalten können, wenn ich weiter zu Hause lerne? Wie kann ich den Unterrichtsstoff nachholen? Werde ich in der nächsten Klassenstufe zurechtkommen? Werde ich in die nächste Klassenstufe versetzt? Wann kann ich meine Schulfreunde wiedersehen?

Nach bspw. Transplantationen, bei Krankenhausaufenthalten oder in der aktuellen Pandemie gehört Isolation von Freunden und Abwesenheit in der Schule zum Alltag der erkrankten Kinder- und Jugendlichen. Die Klinikschulen an den Krankenhäusern halten bei stationären Aufenthalten den Kontakt zur „Heimatschule“ und versuchen den Ausfall bestmöglich zu kompensieren. Für eine gute Gesamtgesundheit der Schülerinnen und Schüler braucht es soziale Kontakte, ein aktives Teilnehmen an Aktivitäten sowie Sicherheit und ein gutes Gefühl die Anforderungen des Lebens zu meistern. Isolation fördert dies nicht und ist dennoch für die Genesung wichtig.

Es ist daher wichtig, die Teilhabe an Schulen – trotz Distanz zu ermöglichen. Hierfür soll die Stadt ein geeignetes technologisches System, was möglichst wartungsfrei, einfach in den „normalen“ Schulalltag integrierbar (bspw. Fragen stellen, zuhören, mitlesen, Mitnahme des Geräts durch Lehrkräfte in andere Unterrichtsräume), eine einfache Verteilung an die Schülerinnen und Schüler ermöglicht, Datenschutzkonform ist, anschaffen. Ein Projekt wurden bspw. durch den Förderkreis Kinderdialyse Leipzig e.V. bereits gestartet (SchlauMe) und sollte durch die Stadt Leipzig in der Form unterstützt werden, in dem die Stadtverwaltung eigene technologische „Lernroboter“ vorhält, um möglichst viele Kinder- und Jugendliche mit den unterschiedlichen Krankheitsbildern zu unterstützen.

Geeignete Technologien sind bereits am Markt verfügbar (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Virtuelles-Klassenzimmer-Roboter-helfen-kranken-Kindern-bei-Unterrichtsteilnahme-3990705.html) und sollten schnellst möglich, auch für Leipziger Kinder- und Jugendliche zugänglich gemacht werden. Neben der Teilhabe der Kinder am „normalen“ Unterricht ist dies auch ein wichtiges Signal zur Digitalisierung der Schulen.

  1. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, im Rahmen des weiteren Bebauungsplanverfahrens zu prüfen, wie eine erlebbare Grünfläche mit generations-, milieuübergreifendem, barrierefreiem Bewegungs- und Gesundheitspark inkl. Spielplatz auf dem W.-Leuschner-Platz geschaffen werden kann, um so den Leipzigern innenstadtnah zusammenwachsend beitragende Möglichkeiten zu bieten, nicht-kommerziell sportlichen Aktivitäten nachzugehen und dafür auch entsprechende Infrastruktur vorzuhalten.
  2. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, Regelungen zu schaffen, um das Viertel auf dem Leuschner-Platz grün zu gestalten. Hierbei sollen insbesondere Möglichkeiten für vertikales Grün an den Gebäuden (vertikale Wälder oder hängende Gärten) im Vordergrund stehen.
  3. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, im Rahmen des weiteren Bebauungsplanverfahrens zu klären, wie zusätzliche Fahrradstellplätze geschaffen werden können. In diesem Zusammenhang ist auch die Errichtung einer Fahrradgarage zu prüfen.

Begründung:

Zu 1.    Die Schaffung einer erlebbaren Grünfläche mit einem Bewegungs- und Gesundheitspark ist ein einmaliges Angebot auf einem sicheren innenstädtischen Raum, der generations-, milieuübergreifend, barrierefrei gestaltet werden soll, und dazu beiträgt, den Stadtraum aufzuwerten. Eine solche Arealentwicklung ergänzt hervorragend die Innenstadt und dient als Schnittstelle für Handel (Markt, Brühl, Hauptbahnhof, Petersstr.), Gastronomie/Tourismus, dichte Wohnbebauung, Kultur (Oper, Gewandhaus, Theater, Museen, Bibliothek), die Stadtverwaltung, Kitas, Schulen, Universität/Hochschulen, Kirchen, Sicherheit (Polizei, Feuerwehr), usw. Dieser gut erreichbare zentrale Ort soll so entwickelt werden, dass ihn alle Leipziger rund um die Uhr nutzen können. Damit bleibt der Wilhelm-Leuschner-Platz den Namen „Sportstadt“ und „Grüne Stadt“ Leipzig treu. Die Integration eines Spielplatzes erhöht die Aufenthaltsattraktivität des Parks. Im Leipziger Zentrum gibt es derzeit nur den Spielplatz Labyrinth in der Reichsstraße und den Spielplatz „An der Moritzbastei“.  Ein größerer Spielplatz für große und kleine Kinder fehlt ganz. Daher sollte im Zuge der Freiflächenplanung auch die Möglichkeit für einen Spielplatz auf dem W.-Leuschner-Platz geprüft werden.

Zu 2. Mehr Grün in den Innenstädten ist insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt den Klimanotstand ausgerufen hat, ein besonders aktuelles Thema. Die Bebauung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz bietet die Möglichkeit, hier neue Konzept auszuprobieren und die Innenstadt durch vertikales Grün besser an die sich wandelnden klimatischen Bedingungen anzupassen. Beispiele für solche Arten der Stadtbegrünung gibt es in Singapore, wo grüne Hochhäuser bereits Realität sind, oder auch in Mailand, denn mit ihren Bosco Verticale ist die Stadt Vorreiter beim vertikalen Wald.

Zu 3. Im Zuge der vom Stadtrat beschlossenen Stärkung des Radverkehrs sollen zusätzliche Radabstellmöglichkeiten, z.B. in Form einer Fahrradgarage, für Beschäftigte, Besucher und Gäste des künftigen Areals Wilhelm-Leuschner-Platz geschaffen werden.

Redner: Christopher Zenker, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Christopher Zenker

Sehr geehrte Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Beigeordnete,
liebe Stadträtinnen und Stadträte,
liebe Gäste,

Menschen fliehen vor Krieg, Verfolgung oder Hunger. Europa, Deutschland und auch Leipzig sind dabei Zufluchtsorte für viele Menschen, egal welcher Herkunft, Religion oder sexuellen Orientierung. Leipzig wirbt und steht für seine Offenheit, Toleranz und Neugierde auf Zukunft. Leipzig ist die Stadt mit einer politisch-aktiven Bürgerinnen- und Bürgerschaft in Sachsen.

Daher ist der Beitritt der Stadt zum Bündnis „Sicherer Häfen“ für uns eine Selbstverständlichkeit und eine sinnhafte Fortbeschreibung des Beschlusses vom März letztens Jahres. In welcher sich die Stadt dazu bereiterklärt aus Seenot gerettete Menschen aufzunehmen.

Leipzig steht damit nicht alleine da. In Deutschland haben bereits 194 Städte, Gemeinden und Kreise erklärt, sichere Häfen zu sein und über 60 sind dem Bündnis schon beigetreten. Auch über Deutschland hinaus haben sich in Europa Städte zu sicheren Häfen erklärt, darunter Wien, Palermo, Barcelona oder Neapel.

Zunächst ist der heutige Beschluss ein Bekenntnis ohne unmittelbare Auswirkung. Das aber aus Bekenntnissen konkrete Hilfe entstehen kann, hat beispielweise die Initiative aus dem März gezeigt, an der sich fast alle Fraktionen im Rat beteiligt haben. Dabei ging es um die Bereitschaft zur Aufnahme von 20 minderjährigen Geflüchteten von den griechischen Inseln. Durch diese Resolution, die in ähnlicher Form auch in vielen anderen Städten verabschiedet wurde, gab es auf Vermittlung von Deutschland im April 2020 die Zusage europäischer Mitgliedsstaaten 1500  Minderjährige aus Moria aufnehmen und durch die konkreten Zusagen aus Leipzig und Dresden hat auch der Freistaat Sachsen sich bereit erklärt einige der 300-500 Minderjährigen, die nach Deutschland kommen sollten, aufzunehmen.

Ich möchte daher besonders den Punkt „Aufforderung an die Bundesregierung und das Bundesinnenministerium, einen an rechtsstaatlichen Grundsätzen ausgerichteten Verteilungsschlüssel für die aus Seenot geretteten Personen einzurichten“ hervorheben. Diese Aufforderung gilt es nicht nur gegenüber dem Bund zu verdeutlichen, sondern auch gegenüber dem sächsischen Freistaat. Unser Ziel kann es nur sein, zu den bereits laufenden Maßnahmen ein Landesaufnahme-Programm zu initiieren. Und damit Kommunen, die dazu bereit sind, auch zu ermöglichen, Menschen zu helfen!

Wir alle haben sicherlich noch die Bilder von Moria vor Augen: Abgebrannte Zelte, keine gesicherte Wasser- oder medizinische Versorgung und Sicherheitskräfte, die auf Kinder und Frauen mit Tränengas schießen. Moria ist kein Einzelfall an der europäischen Außengrenze, sondern die bittere Realität, trotz unserer europäischen Werte.

Aktuell sind es die Kommunen, zum Beispiel die 194, die sich zu sicheren Häfen erklärt haben, die die europäischen Werte hochhalten und das Signal aussenden, dass man Griechenland und Italien mit der Unterbringung und Integration geflüchteter nicht alleine lässt. Darüber hinaus ist der heutige Beschluss ein Zeichen, dass wir es nicht hinnehmen wollen, dass weitere Menschen im Mittelmeer ertrinken. Laut UNHCR waren es in den letzten sieben Jahren rund 20.400 Menschen.

Auch wenn wir mit dem heutigen Beschluss nicht die großen Veränderungen, wie die Bekämpfung der Fluchtursachen einleiten, so senden wir doch Zeichen der Solidarität.

Lassen Sie uns heute dem Bündnis „Sicherer Häfen“ beitreten. Als Zeichen einer innereuropäischen Solidarität und für eine gerechte Verteilung der Geflüchteten in Europa, als Zeichen unserer Solidarität gegenüber der zivilen Seenotrettung und, wenn es darauf ankommt und Geflüchtete in Leipzig aufgenommen werden müssen, als Zeichen gelebter Solidarität.

Christina März

Rednerin: Christina März

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Beigeordnete,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste

Das Naturkundemuseum eine wirklich langwierige Geschichte hier im Stadtrat:

Nach verschiedenen Anläufen, einen neuen und/oder vergrößerten Standort für das Naturkundemuseum zu finden, die sich alle zerschlagen haben, halte ich den aktuellen Vorschlag, das Naturkundemuseum auf dem Leuschner-Platz unterzubringen, für eine gute und vor allem sinnvolle Lösung. Über die wir im Übrigen auch nicht zum ersten Mal diskutieren.

Halten wir eines fest: Seit Jahren ist klar, dass das Naturkundemuseum am derzeitigen Standort räumlich so sehr limitiert ist, dass die Sammlungen – ja, es gibt dort nicht nur ausgestopfte Hamster – gar nicht so präsentiert werden können, wie es sinnvoll und notwendig ist, um den Reichtum des Museums zeigen und die Potenziale, die es ohne Frage hat, nutzen zu können. Insbesondere eine Präsentation, die auch den Standards und Bedürfnissen von Museumsbesucher*innen im 21. Jahrhundert gerecht wird, gibt es dort nicht.

Ich bin keine Museumsfachfrau und auch keine Bauingenieurin oder Stadtplanerin, aber aus meiner Sicht sprechen mehrere Gründe für den Bowlingtreff als Museumsstandort:

  1. Der Wilhelm-Leuschner-Platz wird in den nächsten Jahren zu einem modernen Viertel entwickelt und das Naturkundemuseum rundet den Nutzungsmix ab.
  2. Das auffallende und auch stadtbildprägende Gebäude des Bowlingtreffs wird endlich aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und wird wieder genutzt.
  3. Die Lage ist sehr zentral und das Museum wird deshalb wunderbar mit Bus, Bahn und S-Bahn zu erreichen sein.
  4. Das unterirdische Gebäude muss nicht künstlich verdunkelt werden, um die Ausstellungsobjekte in Szene zu setzen. Für die Museumsdidaktik ein echter Vorteil.
  5. Es ergeben sich ganz neue und zeitgemäße Möglichkeiten bei der Präsentation der Ausstellungsobjekte durch dieses sehr spezielle Gebäude.

Der Bowlingtreff wurde in großem Einvernehmen mit dem Museumsdirektor ausgewählt und der Untergrund ist so abgedichtet, dass die Bedenken hinsichtlich Wasserschäden hinfällig sind. Der Bowlingteff wurde in 1980er-Jahren in ein unterirdisches Umspannwerk der Verkehrsbetriebe eingebaut und schon damals haben sich Transformatoren und andere elektrotechnische Geräte schlecht mit Nässe vertragen. Um in dem Zusammenhang kurz auf den CDU-Änderungsantrag einzugehen: Ich gehe davon aus, dass die Dichtigkeit des unterirdischen Mauerwerks nicht erst aufgrund des Änderungsantrags der Union geprüft wird, sondern das Ganze vielmehr schon von vornherein auf der Agenda stand oder vielleicht sogar schon geschehen ist. Sie haben aber Recht, in den unterirdischen Räumen des früheren Bowlingtreffs mag es mitunter feucht sein, aber diese Feuchtigkeit kam durch Schadstellen von oben ins Gebäude.

Langes kurz: Ich freue mich, dass wir eine solche Lösung für das Naturkundemuseum gefunden haben und hoffe, dass das alles gut funktioniert.

Redner: Christopher Zenker, Fraktionsvorsitzender

Christopher Zenker

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste,

der Vorschlag, den uns die Verwaltung zur Einrichtung des Migrantenbeirats vorgelegt hat, ist gut und es ist vor allem kein fauler Kompromiss, denn er greift Anliegen des Stadtrates von vor sechs Jahren genauso auf, wie einen Teil der Diskussionen der jüngeren Vergangenheit.

Ich selbst habe aus den Diskussionen viel mitgenommen und auch meine eigenen Positionen überdacht und neu justiert. So muss das auch sein. Ich musste zum Beispiel lernen, was wir alles nicht statistisch erfassen, dass Migration beispielsweise nicht explizit im Melderegister erfasst wird. Das ist im Grunde auch gut so, denn eigentlich finde ich Listen, die sich daraus erstellen ließen, durchaus problematisch.

Für mich sind Leipzigerinnen und Leipziger Menschen, die in Leipzig leben, insbesondere dann, wenn ihr Hauptwohnsitz hier bei uns ist. Dasselbe ließe sich vielleicht auch für Deutschland sagen, aber im Gegensatz zu kommunalen Ebene, wo es das nicht gibt, haben wir ein Staatsbürgerschaftsrecht. Sobald jemand die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, ist er oder sie definitiv Deutsche oder Deutscher. Da möchte ich auch keine Deutschen 1. und 2. Klasse und ich möchte auch keine Unterscheidung in Deutsche mit oder ohne Migrationshintergrund.

Mir ist allerdings wichtig, dass wir bei diesem Thema endlich zu einem Ende kommen und einen Kompromiss finden, mit dem alle – oder zumindest die meisten – leben können. Deshalb haben wir Fraktionsvorsitzende, die den gemeinsamen Änderungsantrag gestellt haben – vielen Dank dafür an die Kollegen Tornau, Morlok und Pellmann – versucht, einen gangbaren Weg zu finden und deshalb schlagen wir die Ergänzung der Wahlberechtigung für Eingebürgerte und Spätaussiedler vor, weil dies auch mit entsprechenden Dokumenten die in Behörden vorliegen nachgewiesen werden kann.

Dennoch wird dies auch innerhalb meiner Fraktion kritisch gesehen, denn mein Fraktionskollege Getu Abraham, der selbst eine Migrationsgeschichte hat, hätte mit dem Verwaltungsstandpunkt gut leben können, weil er als Deutscher nun passives und aktives Wahlrecht hat und somit seine Interessen vertreten kann. Andererseits hat sich ein anderer Bekannter von mir, der schon vor Jahren eingebürgert wurde, deutlich für eine Weiterfassung der Wahlberechtigten ausgesprochen, weil er der Ansicht ist, dass die Eingebürgerten wichtige Erfahrungen haben, die im Migrantenbeirat vielleicht hilfreich wären. Beide Ansichten haben ihre Berechtigung und sind nachvollziehbar.

Mit der Regelung, dass diejenigen, die selbst eingebürgert wurden oder als Spätaussiedler in die Bundesrepublik kamen, ein Wahlrecht für den Migrantenbeirat bekommen sollen, verhindern wir zugleich, dass das Wahlrecht für den Migrantenbeirat interpretierbar wird, wenn die Wahlberechtigung keinen klaren Kriterien unterliegt. Wir machen klar, dass wir in diesem Zusammenhang die Menschen inkludieren, die selbst nach Deutschland gekommen sind und nicht noch deren Kinder, die zwar einen Migrationshintergrund, aber eben keine eigene Migrationsgeschichte haben.

Damit bin ich dann auch bei den Änderungsanträgen:

Wir lehnen aus genannten Gründen ab, dass auch die Kinder von Eingebürgerten das Wahlrecht für den Migrantenbeirat erhalten, weil wir eben nicht in Deutsche 1. und 2. Klasse unterscheiden wollen. Auch in der zweiten Säule neben dem Regionalproporz auch eine Geschlechterquote zu installieren, halten wir für nicht umsetzbar und lehnen das deshalb ab. Der Änderungsantrag der Linken wird durch den gemeinsamen Antrag der vier Fraktionsvorsitzenden hoffentlich überflüssig, hier haben wir zudem die Problematik, dass der Begriff „1. Generation“ unterschiedlich definiert werden kann. Jetzt zum Änderungsvorschlag der Grünen: Ich will ehrlich sein, aber dieser Antrag lässt mich nach fünf Jahren Diskussion zum Thema fassungslos zurück. Warum? Es werden Punkte beantragt, die in der Diskussion im Migrantenbeirat schnell verworfen wurden und das schon vor Jahren und der Regionalproporz, der aus meiner Sicht ein wichtiger Baustein ist, wird über den Haufen geworfen. Was mich tatsächlich aber fast sprachlos macht, ist die im Grünen-Antrag enthaltene „Demokratieklausel“. Bei Vereinen haben Sie immer dagegen gekämpft, aber Bewerber für den Migrantenbeirat müssen ihre Verfassungstreue vorab versichern. Da stellt sich mir die Frage, liebe Grüne: Stellen Sie Migrantinnen und Migranten unter Generalverdacht? Ich kann mich nicht erinnern, dass wir das als Stadtratskandidaten vorab unterschreiben mussten, auch für eine Bundestags- bzw. Landtagskandidatur ist mir das nicht bekannt.

Ich hoffe sehr, dass wir heute zu einer Lösung, zu einem guten Kompromiss finden. Die Karten liegen auf dem Tisch. Nach fünf Jahren wird es nun wirklich Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen. Weitere fünf Jahre möchte ich diese Diskussionen auch nicht führen wollen.

Vielen Dank!