Artikel von Heiko Bär für Amtsblatt vom 25.10.2014heiko_baer

Leipzigs Besucherzahlen steigen. Mit den zukünftigen Mehrausgaben für Tourismusförderung können wir dem wachsenden Bedarf in der Touristeninformation, im Kongressgeschäft oder der Vermarktung in den neuen Medien genauso nachkommen, wie der überfälligen Gehaltsanpassung der Mitarbeiter. ABER: Die strategischen Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Leipzig liegen woanders: höhere Gewerbesteuereinnahmen durch höhere Wirtschaftskraft, mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, sowie höheres Einkommen und Beschäftigung. Dazu brauchen wir Wachstum unserer mittelständischen Unternehmen, eine mittelstandsfreundliche Verwaltung, Technologietransfer, Ansiedlung von Industrie und verarbeitendem Gewerbe oder Weiterentwicklung unserer Wirtschaftscluster.

Hier sind stärkeres konzeptionelles Arbeiten sowie personelle und finanzielle Umsetzung bedeutend dringender nötig. Die dagegen von der Verwaltung gewollte noch größere Ausgabensteigerung, allein bei der Tourismusförderung, konnte der Stadtrat deshalb auf Initiative der SPD-Fraktion nicht mittragen. Auch sollten vor einer weiteren Mittelerhöhung in der Tourismuswerbung erst einmal die strategischen Konzepte für die touristische Infrastruktur in der Stadt Leipzig und die touristische Gesamtstrategie der Region auf den Tisch!

Mathias Weber

In der September-Ratsversammlung stand der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen „Keine Autos auf Straßen und Wegen im Clara- und Johannapark sowie der Nonne“ zur Beschlussfassung auf der Tagesordnung. Wer den Antrag liest, denkt im ersten Moment, oh weh, jetzt sollen wohl zukünftig Autos durch den Park fahren dürfen. Mitnichten!

SPD-Stadtrat Mathias Weber erläutert: Stein des Anstoßes war die Kfz-Umleitungsstrecke für den Zeitraum des Leipzig-Marathons im April dieses Jahres. Dieser Umleitungsverkehr wurde erstmalig – auf Grund der Bauarbeiten am Kreisverkehr Karl-Tauchnitz-Str. – über die Max-Reger-Allee geführt. Dies stellte eine Ausnahme dar, denn das Verkehrszeichen 260 verbietet das Befahren der Parkanlagen mit „Krafträdern und mehrspurigen Kraftfahrzeugen“. Zusätzlich sind die asphaltierten Bereiche mit Pollern abgesperrt. Im Gegensatz zu vielen anderen Verkehrsanweisungen wirkt das Kfz Fahrverbot im Clara-Park.
Es bleibt die Frage, ob klare Anordnungen einen zusätzlichen Beschluss brauchen. Auch die Stadtverwaltung – in Person des Oberbürgermeisters – haben für den Antrag der Grünen gestimmt. Welches Signal geht davon aus? Sind andere Anordnungen jetzt weniger wert, können gar ignoriert werden?

Welchen Stellenrang der Clara-Park bei den Stadträtinnen und Stadträten hat, konnte man beim Baubeschluss zur Könneritzstraße beobachten, als sich einhellig gegen eine Befahrung des Nonnenweges als Umleitungsstrecke ausgesprochen wurde.
Der Mehrwert des Antrages der Grünen ist und bleibt unklar.

Christopher ZenkerStadtrat Christopher Zenker, Mitglied im Fachausschuss Sport, lehnt eine Schließung der Freibäder in Schönefeld, Südost und Kleinzschocher, wie sie von der FDP gefordert wird, ab.
Christopher Zenker, Mitglied im Fachausschuss Sport: „Vor etwas mehr als drei Jahren wurde der Bäderleistungsfinanzierungsvertrag im Stadtrat beraten und beschlossen. Bereits damals wurde die Schließung des Sommerbads Südost diskutiert und von einer breiten Mehrheit im Stadtrat abgelehnt. Um das Freibad nicht schließen zu müssen, wurde im Freibad Schönefeld die Wasserfläche verkleinert und das Bad gleichzeitig familienfreundlich umgestaltet. Durch diese Maßnahmen werden Betriebskosten gespart und die Schließung des Freibades Südost konnte verhindert werden. Das Sommerbad Schönefeld wurde erst im Mai dieses Jahres wiedereröffnet. Dass die FDP nun ausgerechnet diese Bäder schließen will, zeigt, welchen Wert für die FDP Stadtratsbeschlüsse haben und zeigt, dass ihr Planungssicherheit und Verlässlichkeit von Kommunalpolitik egal sind.“
Eine Privatisierung von Bädern wurde im Zuge der Diskussion um den Bäderleistungsfinanzierungsvertrag auch diskutiert. Hier hat sich jedoch gezeigt, dass es für eine Betreibung von Bädern ohne städtische Zuschüsse keine Interessenten gibt.
„Bekanntlich sind die Besucherzahlen leider auch wetterabhängig. Der insgesamt kühle August hat leider zum Einbruch der Besucherzahlen und damit zu weniger Einnahmen geführt. Das verhagelt selbstverständlich die Saisonbilanz. Wir hoffen, dass die FDP nicht als nächstes eine Schließung bzw. Privatisierung des Zoos fordert, wenn dort wetterbedingt mal weniger Besucher kommen sollten“, so Zenker weiter.
Unabhängig davon muss der Bäderleistungsfinanzierungsvertrag weiter umgesetzt. Dazu gehört auch die Diskussion um das Ökobad Lindenthal. Die Lösungsfindung obliegt jedoch der Stadtverwaltung und dem Ortschaftsrat Lindenthal, da das Bad Teil des Eingemeindungsvertrages ist.

Tino BuckschNach dem Jobcenter muss nun die Stadt eine funktionierende Jugendberatung garantieren

Tino Bucksch, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, äußert große Unzufriedenheit mit der Umsetzung des „Haus der Jugend“ durch die Verwaltung.

„Zum 1. August sollte das Projekt der Jugendberatung in einer gemeinsamen Einrichtung mit dem Jobcenter und der Bundesagentur für Arbeit, im sogenannten „Haus der Jugend“, anlaufen. Doch nun ist die Rede davon, dass nur eine Beratungsstelle als Übergangslösung von Seiten der Stadt in der Axis Passage eingerichtet werden soll. Die beteiligten Akteure rechnen nicht vor 2015 mit einer endgültigen Realisierung des Projektes. Hier wird eindeutig der Wille des Stadtrats missachtet. Probleme in der Kommunikation mit dem Jobcenter als Grund für das schleppende Anlaufen des gemeinsamen Projektes anzuführen ist in meinen Augen eine billige Ausrede, schließlich liegt seit Sommer 2013 eine gemeinsame Absichtserklärung vor. Ebenso gehe ich davon aus, dass die Verwaltung ein Konzept in der Schublade hatte, bevor sie dem Stadtrat die Schließung der bisherigen Jugendberatungsstellen vorgeschlagen hat. Alles andere wäre unverantwortlich“, so Tino Bucksch.

Neuer Träger der einzig verbliebenen Jugendberatungsstelle ist der Verein Jugendhaus Leipzig. Dieser befindet sich momentan in der Windmühlenstraße 41.

Bucksch abschließend: „Laut stadteigener Statistik sind 50 Prozent der Jugendlichen in der Jugendberatung gar nicht arbeits- oder ausbildungssuchend. Somit kann die Stadt ihre Ver-antwortung für die Jugendlichen nicht ausschließlich an das Jobcenter abgeben. In meinen Augen ist es schon absurd, wenn die Stadt es nicht geregelt bekommt, die maximal 25 Stellen für die Jugendberatung sowie die Beratung fürs Bafög und Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepakets im „Haus der Jugend“ konzeptionell unterzubringen, während das Jobcenter dies mit 250 Stellen ohne Probleme geschafft hat. Hier scheint es sowohl konzeptionell als auch organisatorisch große Defizite zu geben. Was in meinen Augen umso fataler ist, als das die Verwaltung dem Stadtrat eine solche Entscheidung abverlangt, ohne die Realisierung ab-sichern zu können.“

Christopher Zenker

Christopher Zenker

Der von der AfD geforderte Bürgerentscheid zum Bau einer Moschee in Leipzig-Gohlis offenbart erneut den Rechtspopulismus dieser Partei.

Mit der Bestätigung der Bauvoranfrage der Ahmadiyya-Gemeinde handelt das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege gemäß dem geltenden Baurecht. Einer Bauvoranfrage eines Grundstückseigentümers nicht nachzukommen, weil es sich um eine Moschee handelt, würde rechtswidriges Verwaltungshandeln darstellen.

Christopher Zenker, Stadtrat und stellvertretender Vorsitzender der SPD: „Auch wenn es die AfD nicht verstehen will: Deutschland ist ein Rechtsstaat und vor dem Gesetz sind alle gleich. Die AfD zeigt erneut, dass es ihr um billige rechtspopulistische Effekthascherei auf den Rücken aller Menschen muslimischen Glaubens geht. Dabei spielt sie bewusst mit den Ängsten einiger Leipzigerinnen und Leipziger. Sie schadet mit dieser Haltung der Gesamtstadt Leipzig, sei es als Wirtschafts- bzw. Tourismusstandort oder auch hinsichtlich des sozialen Zusammenhalts. Die SPD-Fraktion setzt auf einen Dialog, der aufklärt, um Ängste abzubauen. Partner sind für uns dabei auch die Religionsgemeinschaften, die für ein friedliches Miteinander stehen und die auf dem Boden des Grundgesetzes stehen.“

Ingrid GlöcknerZur aktuellen Diskussion der Verlagerung des offenen Freizeittreffs 50° Nordost erklärt die SPD-Stadträtin aus Nordost, Ingrid Glöckner:

 

„Der internationale Bund ist im Leipziger Nordosten sehr engagiert und leistet eine gute Arbeit im OFT. Hiervon konnte ich mich vor Ort selber überzeugen. Um diese Arbeit, in dieser gewohnten Qualität fortsetzen zu können, benötigt der Träger aber eine Planungssicherheit zum Standort. Entweder muss in den jetzigen Standort in der Klingenthaler Straße baulich investiert werden oder das Jugendamt und der IB finden gemeinsam einen neuen geeigneten Standort. Das Erstere ist aber aus meiner Sicht die bessere Lösung“, so Ingrid Glöckner.

 

Der OFT 50° Nordost ist der einzige offene Freizeittreff für Kinder und Jugendliche im Planungsraum Nordost. Seit 2011 befindet er sich am Standort Klingenthaler Straße 14.

 

Ingrid Glöckner abschließend: „Als Ziel für die nächsten Jahre sehe ich die Etablierung eines generationsübergreifenden-soziokulturellen Zentrums im Leipziger Nordosten. Hierfür wäre auch das städtische Objekt in der Klingenthaler Straße geeignet. Ich erwarte, dass die Verwaltung hierzu dem Rat einen Vorschlag unterbreitet“.

Christopher ZenkerSPD-Stadtrat Christopher Zenker ist etwas verwundert, dass gerade der CDU-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Rost sowie sein Fraktionskollege Rothkegel nicht wissen, dass die Zuständigkeit für Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge bei der Landesregierung liegt.
„Natürlich hat die Stadt Leipzig die Staatsregierung bei der Standortsuche und der Umsetzung dieser Flüchtlingsunterkunft unterstützt und wird dies sicher auch weiterhin tun, schließlich geht es darum, den Flüchtlingen eine menschenwürdige Unterbringung zu ermöglichen“, so Zenker. „Allerdings handelt es sich hier eben um ein Projekt der Landesregierung, weshalb auch ihr die Informationspolitik obliegt. Die Herren Rost und Rothkegel täten also gut daran, ihre Parteifreunde in Dresden zu befragen.“

Christopher Zenker verweist allerdings auch auf die zeitgemäße und menschenwürdige Unterbringungsstrategie der Stadt Leipzig, die vor allem auf kleine Flüchtlingsunterkünfte, eine dezentrale Unterbringung im eigenen Wohnraum und eine gute soziale Betreuung setzt: „Hier hinkt der Freistaat doch sehr hinterher und die Landesregierung könnte durchaus von den Erfahrungen der Stadt Leipzig in diesem Bereich profitieren, um die Unterbringung von Flüchtlingen besser zu regeln und für die Kommunen kostendeckend zu finanzieren“, erklärt Zenker abschließend.