Stadträte von SPD und Grünen kritisieren Rolle von Ex-Kämmerin Bettina Kudla

 

Die Stadträte Heiko Oßwald (SPD) und Wolfram Leuze (Bündnis 90/Die Grünen) befürworten die von Finanzbürgermeister Torsten Bonew geplanten Umstrukturierungen beim Projekt Neues Kommunales Finanzmanagement (NKF).
„Die NKF-Projektgruppe wird nun direkt in der Stadtverwaltung verankert und der Stadtfinanzkasse angegliedert. Das ist der richtige Schritt. Nicht nur, weil Beate Morjan, die künftig die Verantwortung für NKF übernehmen soll, eine erfahrene Amtsleiterin ist, sondern weil das Projekt damit wieder vom Kopf auf die Füße gestellt wird“, erklärt Stadtrat Heiko Oßwald.

Von Anfang an gab es massive Kommunikationsprobleme zwischen der Projektgruppe und den betroffenen Stellen der Stadtverwaltung, die zu Zeitverzögerungen und Akzeptanzproblemen führte. „Das Handeln vom inzwischen beurlaubten Leiter der Projektgruppe war von tiefen Misstrauen gegenüber der Verwaltung geprägt. Hier wurde nicht miteinander sondern gegeneinander gearbeitet. Auch haben wir schon seit Anfang 2008 die mangelnde Transparenz des Projektes sowie die hohen externen Gutachterkosten kritisiert“, so Wolfram Leuze.

Beide Fraktionen hatten in den Haushaltsberatungen der letzten zwei Jahre wiederholt Einsparungen beim Projekt NKF gefordert. „Wir kritisieren schon seit Längerem, dass bisher weder eine detaillierten Gesamtfinanzplanung noch regelmäßig aussagekräftige Sachstandsberichte zum Projekt vorgelegt wurden. Kurz gesagt: Der Stadtrat wurde unzureichend eingebunden“, beklagt Leuze.

„Fakt ist auch“, so Oßwald ergänzend, „dass ohne Duldung und Beförderung durch die unmittelbar Verantwortliche und Vorgesetzte, Ex-Kämmerin Bettina Kudla, diese Schieflage nicht entstanden wäre. Es gab kein internes Controlling und nur eine unzureichende Abstimmung mit den betroffenen Ämtern.“ Bereits seit Frühjahr 2009 gab es massive Hinweise auf Probleme und Zeitverzögerungen, die  mutmaßlich verschwiegen wurden. Für Oßwald und Leuze entsteht so der Verdacht, dass hier wohl jemand mit einer reinen Weste in den letzten Bundestagswahlkampf gehen wollte.

Derzeit arbeiten 27 Personen am Projekt. Das Gesamtvolumen beträgt 27 Millionen Euro. Damit handelt es sich um das bedeutendste finanzielle Projekt der Stadt Leipzig in den letzten Jahren, welches Frau Kudla massiv gefährdet hat“ erklären beide Stadträte abschließend.

Artikel von Heiko Oßwald für Amtsblatt vom 07.08.2010

 

Die Stadt Leipzig hält eine Vielzahl von Beteiligungen an Unternehmen. Diese sind in ihrer Summe die bedeutendsten Arbeitgeber in der Region und wichtiger Auftraggeber für den Mittelstand. Auch für die zukünftige finanzielle Handlungsfähigkeit Leipzigs kommt einer starken Kommunalwirtschaft angesichts sinkender Steuereinnahmen und Zuweisungen des Freistaates Sachsen eine immer größere Rolle zu. Wir bekennen uns daher zu einer regen wirtschaftlichen Beteiligung von Kommunen ohne wenn und aber.
Angesichts aktueller Privatisierungsdebatten durch verschiedene Handlungsträger, die isoliert geführt wenig hilfreich sind, ist aus unserer Sicht zunächst eine politische Diskussion zu folgenden grundsätzlichen Fragen notwendig: Wie definieren wir öffentliche Daseinsvorsorge? In welchem Raum und mit welcher Intensität und Ausrichtung soll sich eine Kommune wirtschaftlich betätigen? Mit welchen Standards und finanziellen Ressourcen sollen öffentliche Dienstleistungen erbracht werden? Sind  Unternehmenskäufe und –verkäufe Teil einer normalen wirtschaftlichen Betätigung der Kommune?
Als SPD-Fraktion fordern wir alle Handlungsträger, Beteiligte und Interessierte auf, sich an diesem Meinungsfindungsprozess, der sehr wichtig für Leipzig ist, aktiv zu beteiligen.

SPD-Fraktion: Lärmschutzwand an der B 2 realisieren

 

„Die SPD-Fraktion hält an einer neuen Lärmschutzwand entlang der Bundesstraße 2 im Leipziger Süden fest. Das Projekt ist nach Jahre langer Diskussion endlich auf den Weg gebracht und muss nun auch umgesetzt werden“ fordert Stadtrat Christopher Zenker.

Zenker, Mitglied im Fachausschuss Umwelt und Ordnung: „Es ist ärgerlich, dass sich die Baugenehmigung offensichtlich verzögert und dass damit die Ausschreibungen für die Bauleistungen wahrscheinlich nicht wie geplant in diesem Jahr erfolgen können. Da die bisherige Lärmschutzwand einsturzgefährdet war und inzwischen abgerissen wurde, darf die vom Verkehrsamt geplante Geschwindigkeitsreduzierung in Höhe der Mühlholzgasse nur für einen überschaubaren Zeitraum gelten.“

„Wir stehen weiterhin zu der im Haushalt eingestellten Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 1,3 Millionen Euro mit finanzieller Wirksamkeit in 2011 für dieses Vorhaben“ erklärt Zenker abschließend.

Christian Schulze: Notwendige Sanierungen müssen fortgeführt werden

 

Die SPD-Fraktion im Stadtrat Leipzig fordert die Landesregierung auf, eine kommunale Investitionspauschale einzurichten. „Nach derzeitigem Stand enthält der Vermögenshaushalt 2011 der Stadt ca. 40 Prozent weniger Investitionen“ erklärt Christian Schulze, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Schulze weiter: „Auch wenn zahlreiche Vorhaben des Konjunkturpaketes II bis ins nächste Jahr reichen, geht das Investitionsvolumen insgesamt deutlich zurück. Selbst Fortsetzungsprojekte, also in diesem Jahr begonnene Maßnahmen,  müssten gestoppt werden.“

Eine kommunale Investitionspauschale mit einem Volumen von jährlich 100 Millionen Euro für das kommende Jahr, gibt den Städten und Gemeinden die Möglichkeit, auch weiterhin notwendige Sanierungen von Schulen, Kindertagesstätten, Straßen und Brücken, sowie Fuß- und Radwegen vorzunehmen. „Die momentan zur Verfügung stehenden Förderprogramme des Bundes und der EU könnten nicht in Anspruch genommen werden, wenn die Eigenmittel der Stadt zur Kofinanzierung fehlen“ warnt Christian Schulze, Vorsitzender des Fachausschusses Finanzen.
Die Pauschale soll nicht zweckgebunden, sondern frei verwendbar zur Verfügung gestellt werden.

Die notwendigen Mittel müssen nicht über eine Neuverschuldung des Freistaates an die Kommunen fließen. Der sächsische Finanzminister soll dagegen die Risikovorsorge und die übervorsichtige Bildung von Rücklagen der realen Entwicklung anpassen.
Durch die erfreulicherweise gute Entwicklung der Wirtschaft ist auch die pessimistische Haushaltsplanung vom Frühjahr inzwischen überholt. Vor kurzem hat bereist der Bundesfinanzminister die Haushaltszahlen in Milliardenhöhe korrigiert.
Der Kompromiss des Freistaates mit dem Sächsischen Städte- und Gemeindetag (SSG) aus dem Frühjahr wird mit einer kommunalen Investitionspauschale nicht angegriffen.

Kosten für Antragstellung und Genehmigung sollen im wirtschaftlichen Rahmen bleiben

 

Die SPD-Fraktion ist mit dem in dieser Woche vorgestellten Ausnahmekatalog bei Einführung der Umweltzone in Leipzig nach einer ersten Einschätzung im Großen und Ganzen zufrieden.
„Besonders positiv ist die frühzeitige Information und Möglichkeit der Antragstellung. In Verbindung mit der verschobenen Einführung der Umweltzone stellt dies für Unternehmen und Privatpersonen einen akzeptablen Planungsvorlauf dar“ erklärt Heiko Bär, Vorsitzender des Fachausschusses Wirtschaft und Arbeit.

Bär weiter: „Auch die erneute Beteiligung der Kammern und zahlreicher Sozialverbände ist positiv herauszustellen, um die Möglichkeit zu Detailverbesserungen bis Ende August noch zu geben.
Einzige Sorge sehe ich darin, wie im Antragsprozess nachgewiesen werden soll, dass etwas ’wirtschaftlich nicht zumutbar’ ist? Je bürokratischer das wird, desto aufwändiger und teurer für Bürger, Unternehmen und Verwaltung.“

Wir möchten unbedingt betonen, dass die Kosten für eine Antragstellung und Genehmigung im wirtschaftlichen Rahmen bleiben müssen. Die Aussage der zuständigen Bürgermeister, den tatsächlichen Aufwand und den wirtschaftlichen Nutzen zugrunde zu legen überzeugt wenig.
„Die Verwaltung ist gegenwärtig offensichtlich noch nicht in der Lage, den Aufwand für einzelne Verwaltungsabläufe kostenrechnerisch zu erfassen. Der wirtschaftliche Nutzen ist daher nicht einschätzbar und für den einzelnen höchst unterschiedlich“ sagt Bär abschließend.

Die zuständige Arbeitsgruppe der SPD-Fraktion wird sich noch in der Sommerpause mit den geplanten Ausnahmeregelungen ausführlich beschäftigen.

Artikel von Heiko Bär für Amtsblatt vom 26.06.2010

 

Leipzig bewirbt sich um das Modellprojekt „Bürgerarbeit“. Aus Sicht der SPD-Fraktion ist das eine Chance für viele Langzeitarbeitslose. In den ersten sechs Monaten der Betreuung liegt der Schwerpunkt auf besonders intensiver Beratung und Qualifizierung für den 1. Arbeitsmarkt. Sofern das in dieser Zeit nicht gelingt, schließt sich die bis zu dreijährige Bürgerarbeit in Vereinen und teils auch in Unternehmen an, wobei nachhaltige Betreuung und Förderung bestehen bleiben. Somit bietet sich vielen Menschen wieder eine Perspektive der gesellschaftlichen Teilhabe. Wir sind sicher, dass viele Betroffene diese Möglichkeit nutzen wollen.

Das Projekt darf jedoch nicht vergessen lassen, dass eine gute Wirtschaftspolitik langfristig die beste Arbeitsmarktpolitik ist und alle Konzentration auf dem 1. Arbeitsmarkt und der wirtschaftlichen Wertschöpfung in Leipzig liegen müssen. Der konsequente Einsatz für Rahmenbedingungen zugunsten von Unternehmenswachstum und -finanzierung, Markterschließung,  Einbindung von Forschungsinfrastruktur, Konzentration auf Standortstärken sowie Erfüllung des Fachkräftebedarfs stehen hier beispielhaft als Schlüssel. Es ist und bleibt Aufgabe des Stadtrates, dies immer wieder als politische Priorität zu benennen, und Aufgabe der Verwaltung, dazu in Vorlage zu gehen.

Die Leipziger SPD-Fraktion sieht zum jetzigen Zeitpunkt keine Alternative zur gestern verhängten Haushaltssperre. SPD-Stadtrat und Finanzausschussvorsitzender Christian Schulze dazu: „Wir werden diesen ganzen Prozess kritisch begleiten, denn durch die Haushaltssperre soll es nicht dazu kommen, dass Zusagen für dringend notwendige Investitionsmittel und wichtige Ratsbeschlüsse durch die Hintertür rückgängig gemacht werden.“

In der aktuellen Situation ist es für die SPD-Fraktion nachvollziehbar, dass die kommunalen Ausgaben einer genaueren Prüfung unterzogen werden. Die mit einer solchen Haushaltssperre verbundenen Einzelbeantragungen und Kontrollen sind wohl unumgänglich. „Dennoch“, hebt Schulze hervor, „muss betont werden, dass einer der entscheidenden Gründe für unsere finanzielle Schieflage in der mangelhaften Finanzierung der Kommunen zu suchen ist. Immer wieder wurden Ausgaben, die Bund und Länder hätten finanzieren müssen, auf die Kommunen abgewälzt.“

Eine Folge dessen ist auch die diesjährige Haushaltssperre. „Wenn ich mir die bisher bekannten Sparvorschläge der Landesregierung im kommenden Doppelhaushalt ansehe, weiß ich, dass uns diese Probleme auch künftig in verstärkter Form erhalten bleiben“, resümiert Christian Schulze.