SPD-Fraktion fordert kleinteilige Ausschreibung

Die SPD-Stadtratsfraktion fordert, bei den Auftragsvergaben zum City-Tunnel regionale Unternehmen besonders zu berücksichtigen. „Durch kleinteilige Lose bei der Ausschreibung müssen lokale klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) zum Zuge kommen“ erklärt Ingrid Glöckner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Dabei sollten die Unternehmen Bietergemeinschaften bilden, um ihre Chancen im Wettbewerb zu erhöhen. Bei der gegenwärtigen Baufeldvorbereitung, die ein Gesamtvolumen von ca. 10 Millionen Euro umfasst, wurden beispielsweise 80 Prozent der Aufträge an KMU aus der Region vergeben. Genauso muss es bei späteren Arbeiten, beispielsweise beim Ausbau der vier Haltepunkte laufen. Dafür ist eine separate Ausschreibung für jede Haltestelle wünschenswert.

Das derzeit größte Bauvorhaben in Leipzig hat ein Gesamtvolumen von ca. 572 Millionen Euro und wurde in drei Lose gesplittet. Im Moment läuft die europaweite Ausschreibung für die so genannte Südrampe von der Semmelweisstraße bis zum Bayerischen Bahnhof.

Die Zusammenarbeit zwischen der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), die im Auftrag des Freistaates die Projektsteuerung für den Tunnelbau übernommen hat und den Kammern verläuft bisher gut. So hat die DEGES der Industrie- und Handelskammer bzw. der Handwerkskammer frühzeitig die Leistungsverzeichnisse zur Verfügung gestellt und über die einzelnen Baumaßnahmen mehrfach informiert. Dies begrüßt die SPD-Fraktion ausdrücklich.Auch die Initiative des SPD-Bundestagsabgeordneten Rainer Fornahl hatte bewirkt, dass die DEGES-Geschäftsführung mit dem Sächsischen Bauindustrieverband, sowie mit den Kammern von Anfang an in ständigen Kontakt ist.

Die SPD-Stadtratsfraktion begrüßt die Informationsoffensive der Bundesregierung zur Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. „Die zahlreichen Demonstrationen und Proteste der letzten Tage sind vor allem Ausdruck tiefer Verunsicherung“ erklärt Ingrid Glöckner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. „Der Aufklärungsbedarf über die Änderungen ab dem kommenden Jahr infolge von Hartz IV ist riesig.“

Statt Emotionen sollten jedoch Fakten die öffentliche Diskussion bestimmen. Viele jetzige Sozialhilfeempfänger werden durch das Arbeitslosengeld (ALG) II finanziell besser gestellt, zum Beispiel Alleinerziehende mit Kindern. Außerdem gibt es erstmals für diese Menschen einen Versicherungsschutz der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung.
Dass ALG II aus reinen Steuermitteln finanziert wird und somit auch von Arbeitnehmern, Arbeitern und Handwerkern, die ein kleines Einkommen beziehen und häufig auch auf jeden Euro gucken müssen, sollte bei der Diskussion ebenfalls beachtet werden.

Das allerwichtigste ist, dass den Langzeitarbeitslosen und jungen Menschen unter 25 Jahren ausreichend und vernünftige Angebote unterbreitet werden. Hier müssen Bundes- und Landesregierung gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung, den Kommunen, den Unternehmen und Verbänden aktiv werden.Wir erhoffen uns baldige Aussagen, wo und wie die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger künftig in Leipzig betreut werden sollen. Die angestrebte gemeinsame Behörde von Arbeitsagentur und städtischen Sozialamt sollte zeitnah ihre Arbeit aufnehmen, damit die ca. 25 000 Betroffenen einen Ansprechpartner bekommen. Die derzeit offenen Fragen, wie Anzahl der Mitarbeiter, Sitz der Arbeitsgemeinschaft, rechtlicher Status, sowie technische Ausstattung müssen schnellstmöglich geklärt werden.

Attraktiven Nahverkehr gewährleisten

Die SPD-Stadtratsfraktion fordert Bund und Freistaat auf, Fördermittel und Zuschüsse für den öffentlichen Personennahverkehr nicht weiter zu senken. „Infolge sinkender Fördermittel und ausbleibender Zuschüsse stehen zum einen wichtige Zukunftsinvestitionen auf der Kippe und zum anderen ist ein schmerzlicher Rückgang der Bilanzsummen der Nahverkehrsunternehmen zu verzeichnen“ erklärt Axel Dyck, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Aufsichtsrat der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).

Wenn die Mittel der öffentlichen Hand nicht wieder erhöht werden, drohen Fahrpreiserhöhungen und Investitionsverschiebungen. So muss die LVB in den nächsten acht Jahren ca. 110 Millionen Euro zusätzlich erwirtschaften, um notwendige und geplante Investitionen durchführen zu können.
Die derzeit steigenden Energiepreise bringen die Leipziger Verkehrsbetriebe zusätzlich unter Druck, da allein in diesem Jahr Mehrkosten von über 300 000 Euro beim Kraftstoffeinkauf entstehen.

Erst vor wenigen Tagen wurden im Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) die Tarife angehoben. Vor allem, weil die Ticket-Zuschüsse für Schüler, Lehrlinge und Studenten in diesem Jahr um vier und in den beiden Folgejahren um acht bzw. zwölf Prozent sinken sollen. Da die Verkehrsunternehmen die Mittelkürzungen nicht allein durch drastisch verteuerte Schülertickets kompensieren wollten, wurden die Tarife im Schnitt um ca. 5 Prozent angehoben. Wir befürchten, dass weitere Preissteigerungen für Busse und Bahnen Teile der Kundschaft verprellen könnten.

Erstklassige Bedingungen am Flughafen

Die SPD-Stadtratsfraktion hofft, dass der Vorstand der Deutschen Post AG sich entscheidet, das geplante Luftdrehkreuz der Express-Tochter DHL auf dem Flughafen Leipzig/Halle anzusiedeln. „Dies wäre ein wichtiges Signal für die wirtschaftliche Entwicklung der Region Leipzig“ erklärt Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender der SPD.

Die Investitionen in das Logistikzentrum sollen 250 Millionen Euro betragen und bis zu 3000 neue Jobs schaffen. Dies wäre angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ein weiterer Meilenstein nach der BMW-Ansiedlung und würde einen positiven Schub für die wirtschaftliche Entwicklung der Region bringen.

Die Prämissen für den hiesigen Standort sind so überzeugend, dass die Entscheidung für Leipzig vernünftig und sinnvoll ist. Die Infrastruktur des Flughafens wurde in den vergangenen Jahren ausgebaut und optimiert. So bietet der Flughafen erstklassige Anbindungen an das Straßen- und Schienennetz. Hinzu kommt das qualifizierte Arbeitskräftepotential, sowie als wichtiges Kriterium die direkte Nähe zu den wachsenden Märkten in Osteuropa. Der geplante Ausbau der zweiten Start- und Landebahn, den die SPD-Fraktion unterstützt, wird die jetzt schon guten Bedingungen für ein Fracht-Drehkreuz weiter verbessern. Der Flughafen erfüllt nach seinem vollständigen Ausbau alle notwendigen Anforderungen.

Die EU-Kommission hat angekündigt, eine Beihilfe von über 70 Millionen Euro für den Aufbau eines Logistikzentrums am Flughafen Leipzig/Halle zu bewilligen. An anderen Standorten ist eine solche Förderung nicht zu erwarten. Auch die Bundesregierung hat sich für die Ansiedlung am hiesigen Standort mehrfach stark gemacht.

Die SPD-Stadtratsfraktion fordert den Freistaat Sachsen auf, Bundeszuweisungen und Zuschüsse des Bundes zu den Unterhaltskosten infolge des Hartz IV-Gesetzes vollständig an die sächsischen Kommunen weiter zu reichen. „Der Haushalt der Stadt Leipzig muss im kommenden Jahr spürbar entlastet werden“ erklärt Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender der SPD.

Laut Berechnungen der Stadtverwaltung benötigt Leipzig jährlich einen finanziellen Ausgleich von 57 Millionen Euro, um ohne zusätzliche Belastungen Hartz IV umsetzen zu können. Nach dem Kompromiss zwischen Bundestag und Bundesrat erhält der Freistaat vom Bund Sonderbedarfszuweisungen in Höhe von 319 Millionen Euro, die die finanziellen Belastungen der sächsischen Städte und Gemeinden aus dem Hartz IV-Gesetz kompensieren sollen. Diese Zuweisungen müssen 1:1 an die Kommunen durchgereicht werden, ebenso die Gelder, die der Freistaat beim Wohngeld spart. Für die Stadt Leipzig geht es hierbei um ca. 18 Millionen Euro ab dem kommenden Jahr.
Der Bund stellt insgesamt 3,2 Milliarden Euro zur finanziellen Entlastung der Kommunen zur Verfügung, da diese höhere Kosten, vor allem für das Wohngeld von Langzeitarbeitslosen, übernehmen sollen. Die allseits versprochene Entlastung der Kommunen kommt jedoch nur dann zum Tragen, wenn auch die Bundesländer ihren Beitrag leisten.

Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe für Erwerbstätige ist richtig, die Auswirkungen für die neuen Bundesländer und insbesondere für die Bezieher von Arbeitslosengeld II (ALG II) sehen wir jedoch kritisch und fordern Änderungen an der Umsetzung des Gesetzes. Nach ersten Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit werden in Leipzig ca. 40 000 Menschen ALG II beziehen. Vor allem der drohende Kaufkraftverlust und daraus resultierende negative Folgen für die Wirtschaft Leipzigs müssen verhindert werden.Vom sächsischen Ministerpräsidenten erwarten wir deshalb klare Aussagen in Form von Gesetzesinitiativen, wie soziale Härten vermieden werden können. Ansonsten muss sein öffentlichkeitswirksames Nein im Bundesrat zu den Hartz IV-Gesetzen als durchsichtiges Wahlkampf-Manöver gesehen werden. Die sich im jetzigen Gesetz wieder findenden verschärften Zumutbarkeitsbedingungen bei Arbeitsangeboten sind beispielsweise CDU-Forderungen, die im Vermittlungsausschuss im Dezember des vergangenen Jahres auf Druck der CDU – mit Zustimmung der sächsischen Staatsregierung – vereinbart wurden.

Dr. Joachim Fischer wieder Vorsitzender

Die neu gewählte SPD-Fraktion im Stadtrat Leipzig hat sich am 8. Juli 2004 konstituiert. Im Beisein des Leipziger Oberbürgermeisters, Wolfgang Tiefensee, und des Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Leipzig-Borna, Gunter Weißgerber, wählte die neue Fraktion ihren Vorstand und steckte die politischen Ziele für die kommende Wahlperiode ab.

Dr. Joachim Fischer, der seit 1990 für die SPD im Stadtrat sitzt, wurde einstimmig als Fraktionsvorsitzender wiedergewählt.
Als Stellvertreter wurden erneut Axel Dyck und Ingrid Glöckner gewählt. Beide sind seit fünf Jahren Mitglieder des Stadtrates und amtierten bereits in der alten Fraktion als stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Den Vorstand komplettieren als Beisitzer die neuen Stadträtinnen Dr. Anke Kästner und Anja Pohl, sowie der langjährige Vorsitzende des städtischen Finanzausschusses, Christian Schulze, der ebenfalls seit 1990 Stadtrat ist.
„Ich freue mich natürlich sehr, dass mir die neue Fraktion einstimmig das Vertrauen ausgesprochen hat. Ich bin sicher, dass wir ein starkes Team zusammen haben, mit dem wir die Herausforderungen der nächsten Jahre meistern werden“ kommentiert Dr. Joachim Fischer die gestrige Wahl.
Mit dieser Mischung aus alten und jungen, erfahrenen und neuen, männlichen und weiblichen Stadträten spiegelt der neue Fraktionsvorstand die Zusammensetzung der Fraktion optimal wieder.

Sach- statt Parteipolitik wird in der kommenden Wahlperiode erneut das Markenzeichen der SPD-Fraktion sein. Wir werden in den nächsten Wochen mit allen Fraktionen im Leipziger Stadtrat sprechen und ausloten, mit wem die größten inhaltlichen Übereinkünfte bestehen und mit wem eine Zusammenarbeit im Stadtrat anzustreben ist.
Unsere Schwerpunkte sind dabei Haushaltskonsolidierung, Investitionen in Infrastruktur und wirtschaftliche Rahmenbedingungen als Voraussetzung für die Schaffung neuer Arbeitsplätze, sowie der größtmögliche Erhalt des reichhaltigen Angebotes im Sozial-, Sport- und Kulturbereich.

Schließung des Stadtbades unvermeidbar

Die SPD-Stadtratsfraktion befürwortet die Eckpunkte des städtischen Bäderentwicklungskonzeptes. „Nach anderthalbjährigen Verhandlungen ist ein tragfähiges Ergebnis zwischen Stadt und den Kommunalen Wasserwerken Leipzig (KWL) erzielt worden“ erklärt Peter Geiling, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Es ist erfreulich, dass der Neubau einer Schwimmhalle mit 50-Meter-Bahn in der Antonienstraße im kommenden Jahr realisiert werden soll. Eine solche Halle fordern die Leipziger Schwimmvereine seit Jahren. Es ist jedoch zu prüfen, ob die Schwimmhalle bereits zum 15. Juli 2004 geschlossen werden muss. Die SPD-Fraktion wird deshalb einen Ergänzungsantrag zur Ratsversammlung stellen. Ziel ist, dass in der Zeit bis zum Abriss der Schwimmhalle in der Antonienstraße diese von den dort trainierenden Vereinen in Eigenregie weiter genutzt werden kann.

Wir hoffen, dass sich für die Schwimmhalle in der Arno-Nitzsche-Straße ein privater Betreiber findet, der ein tragfähiges Konzept präsentiert, damit die Halle in anderer Funktion (Fitness oder Rehabilitation) wieder geïffnet werden kann. Die vorläufige Schließung des Stadtbades ist eine schmerzhafte Entscheidung, jedoch unvermeidbar, da 13 Millionen Euro für die komplette Sanierung aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt werden müssten. Parallel ist die Suche nach einem privaten Investor mit einem tragfähigen Sanierungskonzept voranzutreiben.

Falls die Vorlage im Stadtrat keine Mehrheit findet, droht das schrittweise Aus für die Mehrzahl der Hallen und Bäder, da diese mit Ausnahme der „Grünauer Welle“ alle älter als 30 Jahre und dringend sanierungsbedürftig sind. Die Stadt kann momentan angesichts der schwierigen Finanzsituation Leipzigs keine Mittel für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen vorhalten. Die SPD-Fraktion wirbt deshalb für die Übertragung der Hallen und Bäder an eine Gesellschaft, die als hundertprozentige Tochter der KWL zum 01.09.2004 gegründet werden soll. Dadurch wird auch die schrittweise Sanierung von acht Schwimmhallen und fünf Freibädern bis 2010 garantiert.