Der Leipziger Stadtrat hat in seiner gestrigen Sitzung einstimmig beschlossen, dass  sich die Stadt Leipzig ab 2019 am neuen Förderprogrammen des Bundes zur Integration von Landzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt (Teilhabechancengesetz) beteiligt. Durch die Nutzung der Programme  „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen (§ 16 e SGB II)“ und „Teilhabe am Arbeitsmarkt (§ 16 i SGB II)“ sollen mindestens 150 Stellen beim Kommunalen Eigenbetrieb Engelsdorf geschaffen und bis zu 250 Stellen bei Unternehmen, Vereinen und Verbänden finanziell gefördert werden. Dazu erklären Christopher Zenker, Leipziger SPD-Fraktionschef, Heiko Bär, wirtschafts- und beschäftigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, und Daniela Kolbe, Leipziger SPD-Bundestagsabgeordnete:

Bär: „Wir begrüßen das Vorhaben ganz ausdrücklich. Die Entwicklung des Leipziger Arbeitsmarktes war zwar in den letzten Jahren sehr positiv. Auch Langzeitarbeitslose haben von der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes profitiert. Dennoch gibt es weiterhin den Bedarf nach systematischer Heranführung an den Arbeitsmarkt.“

 

Für die Kommune und die künftigen Arbeitgeber, besteht der wichtigste Vorteil darin, dass diese Programme eine längere Laufzeit als sonst üblich haben. Insgesamt 5 Jahre, also bis 2023 kann so langzeitarbeitlosen Menschen der Weg in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis ermöglicht werden.

 

Zenker: „Ziel muss es sein, dass diese geförderten Beschäftigungsverhältnisse dann auch in feste, sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse münden. Am Beispiel der Hallenwarte, die die Stadt Leipzig beschäftigt, zeigt sich, dass das durchaus möglich ist, denn von den 20 Stellen, die 2019 für Schulhausmeister und Hallenwarte geschaffen werden sollen, wird knapp die Hälfte durch die Übernahme von Mitarbeitern aus Beschäftigungsfördermaßnahmen in reguläre Arbeitsverhältnisse realisiert. Das ist aus meiner Sicht ein Erfolg. Ferner wird es durch die neuen Förderprogramme möglich, dass Stellen bei Vereinen und Verbänden in der Kinder- und Jugendarbeit oder beispielsweise für die Betreuung von Schulbibliotheken oder auch in verschiedenen Bereichen der Verwaltung dadurch längerfristig gesichert werden können. Für uns ist hierbei ein wichtiger Aspekt, dass es möglich ist, Menschen über diese Programme für die Betreuung von Sporthallen und -plätzen oder im Bereich Sauberkeit und Ordnung einzusetzen. Damit werden wichtige Beiträge geleistet, um unsere Stadt noch attraktiver und lebenswerter zu machen.“

 

Kolbe: „Mit dem Sozialen Arbeitsmarkt schaffen wir für Leipziger Langzeitarbeitslose neue und vor allem langfristige Chancen auf eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung – und damit auch das Dabeisein mitten in der Stadtgesellschaft.

Das Jobcenter Leipzig erhält 2019 im Zuge des Teilhabechancengesetzes fast sechs Mio. Euro zusätzlich im Vergleich zum Vorjahr, beim Jobcenter Nordsachsen steigen die Mittelzuweisungen um knapp 1,5 Mio. Euro, beim Jobcenter im Landkreis Leipziger Land sind es 1,9 Mio. Euro mehr. Das sind insgesamt etwa 55 Mio. Euro für Leipzig bis 2021, rund 12,85 Mio. Euro für Nordsachsen und rund 13,85 Mio Euro für das Leipziger Land.

Mit dem Teilhabechancengesetz führt die Bundesregierung einen flächendeckenden Sozialen Arbeitsmarkt ein und setzt ein zentrales SPD-Herzensanliegen des Koalitionsvertrags um. Für uns ist klar: Wir wollen Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren – denn Arbeit bedeutet nicht nur Lohnerwerb, sondern auch soziale Teilhabe. Wir wenden uns Menschen und Familien zu, die sonst keine Chance auf Teilhabe hätten. Insgesamt vier Milliarden Euro zusätzlich nehmen wir für dieses neue Instrument in die Hand. Damit werden unter anderem ein beschäftigungsbegleitendes Coaching für Arbeitgeber und Teilnehmende sowie Lohnkostenzuschüsse an Arbeitgeber ermöglicht.“

Redner: Christopher Zenker, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,

liebe Gäste,

 

Leipzig macht Spaß, Leipzig ist Lebensfreude, Leipzig ist Vielfalt, Leipzig ist international und die Leipzigerinnen und Leipziger leben gerne in ihrer Stadt. Täglich kommen Neue hinzu, die gern hier leben wollen.

Unsere Stadt wächst – und zwar schneller als andere deutsche Städte, wenn auch zuletzt, nicht ganz zum Unglück, etwas langsamer. Dies zeigt, unsere Stadt ist attraktiv und die Menschen leben und arbeiten gerne hier. Das ist auch Erfolg sozialdemokratischer Politik an der Verwaltungsspitze und im Rat. Doch durch das Wachstum wird es enger, es gibt mehr Reibungen, mehr Konflikte. Es wachsen nicht nur die positiven Herausforderungen wie Schul- oder Kitabau, es wachsen auch Herausforderungen im sozialen Bereich, seien es Hilfen zur Erziehung, Aufgaben im Bereich Obdachlosigkeit, oder auch bei der Integration von Geflüchteten. Mit dem Wachstum einher geht mehr Verkehr und eine zunehmende Umweltbelastung. Nicht zuletzt ist das Sicherheitsempfinden der Leipzigerinnen und Leipziger gesunken.

Zuletzt ging es darum, das Personal bei der städtischen Polizeibehörde aufzustocken, damit diese ihre Präsenz erhöhen und die Polizei zum Beispiel bei Lärmbelästigungen entlasten kann, damit diese wiederum ihre wichtigeren Aufgaben besser erfüllen können. Grundsätzlich ist Sicherheit ein hohes Gut und für eine funktionierende Gesellschaft unabdingbar. Aber bei Sicherheit geht es um mehr als nur die Sicherheitsinfrastruktur: Es geht auch und vor allem um das Schaffen von Lebenssicherheit in einer Gesellschaft, die sozialen Aufstieg für alle ermöglichen soll. Der Schutz vor dem Abstieg in Existenznot ist dabei ebenso dringlich und prioritär wie der Schutz davor, Opfer eines Verbrechens zu werden.

Dieser Intention folgend wollen wir das Thema „Sicherheit“ weiter denken. Zur Lebenssicherheit gehört in einer wachsenden Stadt mit hoher Priorität  bezahlbarer Wohnraum, denn die Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich drastisch verändert. Wir haben nicht ohne Grund das wohnungspolitische Konzept fortgeschrieben und Instrumente wie Milieuschutzsatzungen, Kappungsgrenzen oder Zweckentfremdungsverbote vereinbart bzw. gefordert. Das allein wird jedoch nicht reichen. Wir benötigen Wohnungsbau und hier sollte die Stadt zusammen mit ihren Gesellschaften und weiteren Partnern gestalten statt nur zuschauen.

Wir haben deshalb die Gründung einer Projektgesellschaft zur Entwicklung der Fläche „Kiebitzmarkt bzw. Paundorf 2“ vorgeschlagen. Wir wollen, dass nach dem Beschluss von 2017 zu diesem Areal nun Nägel mit Köpfen machen und erreichen, dass aktiv an der Entwicklung der Fläche gearbeitet wird. Das betreffende Gelände ist rund 30 Hektar groß und bietet die Möglichkeit, dass dort ein neuer Stadtteil mit mehreren Tausend neuen Wohnungen entsteht. Wie das Viertel strukturiert werden soll, haben wir in unserem Antrag skizziert. Vor allem aber soll dort der soziale Wohnungsbau eine Quote von 40 Prozent erreichen, um einerseits in größerem Maße erschwinglichen Wohnraum auf den Markt bringen zu können, andererseits aber auch eine gute soziale Durchmischung nicht zu vernachlässigen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Menschen, die in Not geraten, brauchen unsere Hilfe. Sozialarbeit trägt dazu bei, Existenznöte zu lindern und abzubauen. Darüber hinaus versucht Sozialarbeit, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu sichern.  Wir wollen daher, dass Sozialarbeit vor Ort, sei es als Straßensozialarbeit für Jung und Alt, als Schulsozialarbeit oder Sozialarbeit in Freizeittreffs gestärkt wird.

Bildung bleibt weiterhin der Schlüssel zur sozialen Sicherheit. Das schulische Bildungssystem ist allerdings Landessache, wir als Kommune müssen jedoch dafür sorgen, dass ausreichend Kita und Schulplätze vorhanden sind, damit gute Bildung stattfinden kann. Mit den umfangreichen Investitionsprogrammen in Schulen und Kitas hat die Stadt zunächst genug zu tun und wenn sie diese umsetzt ist in Leipzig wirklich viel erreicht. Wir haben daher im Bereich der Investitionen auf eigene Anträge verzichtet. Womit wir uns nicht abfinden, ist die Tatsache, dass es in manchen Toilettenanlagen in Leipziger Schulen noch immer zum Himmel stinkt und Schönheitsmaßnahmen sowie das Renovieren von Klassenzimmer immer wieder hinten angestellt werden. Wir fordern für diese beiden Bereiche daher nicht nur mehr Geld, sondern zum Beispiel für Renovierungsarbeiten und kleine Reparaturen einen kommunalen Handwerkerpool.

Neben Bildung ist Arbeit ein Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Der Arbeitsmarkt hat sich wie die Wirtschaft insgesamt in Leipzig in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Aktuell haben wir eine Arbeitslosenquote von rund 6 Prozent – der beste Wert seit der Wiedervereinigung – und das auch in Anbetracht des starken Zuzugs. Dennoch sehen wir auch hier Handlungsbedarf und wollen die Leipziger Wirtschaft stärken und aktive Bestandspflege betreiben. Wir wollen, dass die Clusterstrategie weiterentwickelt und die Mittelstandsfreundlichkeit der Verwaltung auch in die Praxis umgesetzt wird. Nur so können wir das Wachstum der Wirtschaft und damit auch die Steuereinnahmen realisieren, die Investitionen in Schulen, Kitas, Verkehr, Wohnen und Bildung sichern.

Meine Damen und Herren,

Studien zeigen, dass das persönliche Sicherheitsempfinden auch von der Sauberkeit des öffentlichen Raumes abhängt. Durch das Bevölkerungswachstum in der Stadt steigt natürlich auch das Abfallaufkommen und das nicht nur zu Hause, sondern auch im öffentlichen Raum. Wir wollen deshalb, dass das Papierkorbkonzept der Stadtreinigung schneller umgesetzt wird, um dadurch mehr Abfallbehälter an Straßen und in Parks aufstellen zu können. Damit landet dann auch weniger Müll in der Umwelt, weil es leider nicht jedem bewusst zu sein scheint, dass leere Pappbecher oder Pizzakartons nicht ins Gebüsch gehören, sondern auch mit nach Hause genommen werden können.

Unserer Umwelt und damit dem Gesundheitsschutz macht jedoch nicht nur Müll zu schaffen. Das Verschwinden von Bäumen aufgrund von Baumaßnahmen, zunehmende Versiegelung und mehr Emissionen durch zum Beispiel Verkehr wirken sich auch auf unser Stadtklima aus. Wir sollten dagegen halten und insbesondere für das Straßenbegleitgrün mehr Geld bereitstellen, denn Bäume sind wahre Wunderwaffen für ein besseres Stadtklima. Sie reduzieren bzw. binden Feinstaub, Stickoxide und Kohlendioxid, können damit helfen Fahrverbote in Leipzig zu verhindern und im Sommer sorgen sie für Abkühlung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Der Stadtverkehr ist neben Kitas, Schulen und Wohnen die größte Herausforderung unserer Stadt und auch der hat etwas mit Sicherheit zu tun. Im vergangen Jahr gab es in Leipzig Verkehrsunfälle mit neun Toten, 425 Schwer- und über 2060 Leichtverletzten. Davon waren vor allem Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen betroffen, die gleichzeitig unterproportional Verursacher waren. Wir wollen die Entschärfung der größten Unfallschwerpunkte. Darüber hinaus sollen, wenn es nach uns geht, zusätzliche Querungshilfen zum gefahrlosen Queren von Straßen entstehen. Zudem möchten wir zusätzliche Mittel um den Beschluss „Tempo-30-Zonen vor Schulen, Kitas und Horten“ zügig umzusetzen, um die Sicherheit gerade der jüngsten Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr zu erhöhen.

Die Herausforderungen im Bereich Verkehr sind jedoch weit größer: Der Beschluss des Stadtrates, unsere Mobilität mit den Zielen des Nachhaltigkeitsszenarios neu zu strukturieren, war wegweisend. Wenn wir unsere Mobilität nicht neu organisieren, was in den nächsten Jahren mit enormen Investitionen verbunden sein wird, stehen künftig alle nur noch im Stau, denn neben über 65.000 Menschen sind auch über 45.000 Autos in den letzten 10 Jahren zusätzlich in unsere Stadt gekommen. Vor allem muss in den ÖPNV investiert werden. Allerdings wurde das durch den Beschluss hier im Rat zur Rückzahlung des Gesellschafterdarlehens ohne Zweckbindung für Verkehrsinvestitionen erschwert. Hier wollen wir nachsteuern.

Wir stehen an der Seite unserer kommunalen Unternehmen und wollen, dass diese die Herausforderungen der Zukunft meistern können. Wir brauchen einen nachhaltigen Verkehr mit einem starken ÖPNV, wir benötigen eine erweiterte, moderne Kläranlage, die Energiewende mit Ausbau der regenerativen Energien und wir wollen die Wärmewende, die mit dem Ausstieg aus dem Bezug von mittels Braunkohle erzeugter Fernwärme verbunden ist. Wir wollen, dass die L-Gruppe ein attraktiver Arbeitgeber bleibt, der fair und gerecht entlohnt und Arbeitsplatzsicherheit bietet. Doch das alles gibt es nicht zum Nulltarif. Deshalb wollen wir mittelfristig, dass das Gesellschafterdarlehen der Stadt an die LVV in Eigenkapital umgewandelt wird. Damit würden für die LVV zukünftig die Tilgungsbeiträge entfallen, die dann für die beschriebenen Zukunftsinvestitionen genutzt werden könnten. Kurzfristig wollen wir diese Situation mit unserem Haushaltsantrag zur Kapitaleinlage in die LVV überbrücken. Dabei sollen jährlich 5 Millionen Euro zur finanziellen Vorsorge für größere Infrastrukturmaßnahmen bereitgestellt werden sollen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

aktuell erleben wir in vielen Ländern eine Art Erosion demokratischer Werte und ein Aushöhlen der Demokratie. Unter dem Deckmäntelchen, Anwalt des Volkes oder Volkes Stimme zu sein, gibt es in vielen Regionen der Welt, auch in Europa, Versuche, die Freiheit der Menschen zu beschränken und eine Spaltung der Gesellschaft herbeizuführen, indem unterschiedliche Gruppen gegeneinander ausgespielt werden. Ich bin der Auffassung, dass wir von kommunaler Ebene aus, also hier vor Ort, dafür sorgen müssen, dass die Demokratie gestärkt wird. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass sich Demokratie auf regelmäßig stattfindende Wahlen beschränkt. Vielmehr muss deutlich werden, dass die Bürgerinnen und Bürger mitgestalten und mitreden können und sollen. Dafür wollen wir auch die Potenziale im Bereich der Stadtbezirksbeiräte und Ortschaftsräte heben.

In diesem Zusammenhang fordern wir auch die Stärkung der Förderung von Vereinen, Initiativen und Verbänden, denn ihre Aufgaben sind dem Bevölkerungswachstum auch gestiegen. Mit ihrer Arbeit in der Jugendhilfe, der Seniorenarbeit, der Gesundheitsprävention, im Umweltschutz, bei der Integration, der Gleichstellung, im Sport oder in der Kultur leisten sie eine wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft . Diese Vereine mit ihrem hohen ehrenamtlichen Engagement fördern bzw. sind eine Voraussetzung für unseren sozialen Zusammenhalt, unsere kulturellen Vielfalt und unsere Freiheit. Sie bringen Leben in die Stadt, sie sorgen für Freizeitangebote, sie machen unsere Stadt bunt, vielfältig und liebenswert. Sie stärken unsere Demokratie, da sie aufrütteln, zum Nachdenken anregen, auf Missstände hinweisen und aufpassen, dass wir die Schwächsten unserer Gesellschaft nicht zurücklassen. Wir müssen daher die Grundlage schaffen, dass sie arbeiten können und ihr Hauptamt fair und gerecht entlohnen können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Mit heutigem Datum haben die Fraktion DIE LINKE und die SPD-Fraktion einen Antrag in den Leipziger Stadtrat eingebracht, der den Stadtrat auffordert, sich nachdrücklich für den Erhalt der LVZ-Druckerei in Stahmeln, der letzten großen Druckerei in der Medienstadt Leipzig, einzusetzen. Zum 31. Dezember 2019 droht diesem Unternehmen die Schließung und die Entlassung von 260 Beschäftigten. Der vor 25 Jahren eröffnete Standort wurde auch mit umfangreichen öffentlichen Mitteln gefördert.

Leipzig war einmal die „Welthauptstadt der Polygraphie“. In den letzten Jahren kam es bereits zum Totalverlust der entsprechenden Maschinenbauer in diesem Bereich. Nunmehr droht mit der Schließung der letzten großen Druckerei die faktische Auslöschung des Polygraphie-Zentrums Leipzig und damit ein schwerer, kaum zu kompensierender Schlag gegen die gesamte Medienstadt. Ein derart tiefgreifender regionalwirtschaftlicher Absturz darf nicht widerstandslos hingenommen werden.

Maßnahmen zur Abfederung von Arbeitsplatzverlusten sind für uns immer nur die schlechtere Lösung im Vergleich mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen und lokaler Wertschöpfung. Sollte die Schließung der Druckerei aber am Ende nicht zu verhindern sein, muss es eine sozialverträgliche Lösung geben, die eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zwingend einschließt.

Wie gestern bekannt wurde, planen Bund und Land, sich mit jeweils 10,5 Millionen Euro am Bau eines Filmkunsthauses auf dem Feinkostgelände zu beteiligen. Die Leipziger SPD-Stadtratsfraktion begleitet dieses Projekt schon längere Zeit und deshalb erklärt Fraktionschef Christopher Zenker: „Das sind gute und vor allem sehr wichtige Signale, die hier aus Berlin und Dresden kommen. Dadurch, dass sich sowohl der Bund als auch das Land großzügig beteiligen wollen, kommen wir nicht nur mit dem Filmkunsthaus an sich einen Riesenschritt voran, sondern können auch die Entwicklung des Feinkostgeländes insgesamt in Gang bringen. Damit kann dieser kulturell wertvolle Raum als Tor zum Süden langfristig gesichert und weiterentwickelt werden. Es zeigt sich, dass es sich für Leipzig lohnt, Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in verantwortlichen Positionen zu haben, denn beispielsweise ohne den Einsatz unseres Landtagsabgeordneten Dirk Panter wäre hier vieles nicht möglich gewesen.“

Die Leipziger SPD-Fraktion hatte bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Ratskollegen von Linken und Grünen für das Filmkunsthaus die Initiative ergriffen und erreicht, dass sich die Stadt zu einem Filmkunsthaus in Leipzig bekennt, bei der Standortsuche hilft, in Förderangelegenheiten unterstützt und selbst auch Haushaltmittel zur Verfügung zu stellt. In der aktuellen Haushaltsdiskussion haben die drei Fraktionen, einen Antrag gestellt, der auch 600.000 Euro kommunale Mittel für das Filmkunsthaus fordert. „Das soll nicht nur das städtische Bekenntnis zum Cinémathèque-Projekt unterstreichen sondern auch zeigen, dass die Stadt bereit ist, dafür Kosten zu übernehmen, die bei Bund und Land nicht förderfähig sind, um dem Filmkunsthaus zum Erfolg zu verhelfen“, so Zenker weiter.

Das Filmkunsthaus wird keine Konkurrenz für kommerzielle Kinos sein, sondern ein Ort der kulturellen Bildung und ein Platz für Start-up-Unternehmen aus der Kreativwirtschaft. „Ich freue mich, dass nun in Leipzig die Weichen für eine solche Einrichtung gestellt sind, schließlich sind Film und Fernsehen, insbesondere durch den MDR und die zahlreichen Produktionsfirmen aus der Region, die mit dem Sender verbunden sind, ein nicht unbedeutender Bestandteil der Leipziger Wirtschaftsstruktur. Und da macht es Sinn, auch einen Ort zu haben, der es ermöglicht, über den reinen Konsum des Mediums Film hinauszugehen und sich auch wissenschaftlich fundiert mit der Thematik auseinanderzusetzen“, so Zenker abschließend.

Unseren Haushaltsantrag zum Filmkunsthaus finden Sie hier.

Artikel von Sebastian Walther für das Amtsblatt vom 10.11.2018

Straßen verbinden Menschen. Straßen verbinden Freunde, Partner und Kulturen – seit Jahrhunderten. Die SPD-Fraktion setzt sich deshalb dafür ein, dass die Stadt Leipzig dem Netzwerk VIA REGIA – Kulturroute des Europarates beitritt. Und wir wollen den internationalen Kongress „VIA REGIA – Kulturroute des Europarates“ im Jahr 2019 nach Leipzig holen.

Leipzig liegt im Herzen Europas an dem zentralen wirtschaftlichen Knotenpunkt seit dem Mittelalter – der Kreuzung von Via Regia und Via Imperii, den alten großen Handelsstraßen. Durch unsere Lage an dieser Kreuzung wurden wir Handels- und Messestadt. Sie verbindet uns bis heute mit anderen Kulturen und unseren Partnerstädten Frankfurt a.M., Krakau und Kiew.

Leipzig steht wie wenige andere Städte für blühende Kultur, prosperierende Wirtschaft und Weltoffenheit. All dies hat seine Ursprünge in unserer Stadtgeschichte, von der die Via Regia ein wichtiger Teil ist. Noch heute kommen Touristen und Pilger über diese Straße in unsere Stadt. Überall finden wir die Spuren der alten Handelsstraße in der Innenstadt, etwa am Richard-Wagner-Platz. Darum ist ein Beitritt der Stadt Leipzig zum Netzwerk Via Regia nur folgerichtig und zugleich ein Bekenntnis zu Eigenschaften, die Leipzig heute auszeichnen: Prosperität, Kultur und Weltoffenheit.

 

Vor 80 Jahren brannten in Deutschland Synagogen – auch in Leipzig. Das war der Auftakt zur systematischen Verfolgung der Juden im Deutschen Reich und das Ganze endete mit sechs Millionen toten Juden in den Gaskammern von Auschwitz und anderen Vernichtungslagern. Der Antisemitismus erlebt aktuell leider eine Renaissance in Europa und auch in Deutschland. Beispiele dafür sind politische Akteure, die die NS-Zeit als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte bezeichnen oder gar eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur fordern. Das ist ein Umstand, der so nicht hingenommen werden darf! Die Erinnerung an den Holocaust ist fester Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur und wir – die heute lebenden Generationen – haben die Aufgabe und die Verpflichtung, zu verhindern, dass Menschenfeindlichkeit wieder salonfähig wird.

Im Stadtrat haben deshalb die Fraktionen von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen die Initiative ergriffen und einen Antrag ins Verfahren gebracht, durch den sich der Stadtrat gegen jede Form des Antisemitismus wenden und gleichzeitig die Stadtverwaltung auffordern soll, die Präventionsarbeit auf diesem Gebiet zu verstärken.

„Eine aktuelle Studie der Uni Leipzig zu autoritären und rechtsextremen Einstellungen zeigt, dass neben Ausländerfeindlichkeit und der Ablehnung von Andersdenkenden auch Antisemitismus in Deutschland weit verbreitet sind. Der Angriff auf das jüdische Restaurant Schalom in Chemnitz, aber auch antisemitische Schmierereien und weitere Vorfälle in Leipzig machen das deutlich. Die meisten antisemitischen Straftaten haben einen rechtsextremen Hintergrund, darüber hinaus gibt es aber auch religiös- bzw. linksmotivierten Antisemitismus. Wir lehnen jede Form des Antisemitismus ab und fordern vor allem die Stärkung präventiver Arbeit inkl. einer aktiven Erinnerungskultur. Wir benötigen aber auch eine Sensibilisierung, um das Meldeverhalten von Betroffenen zu verbessern“, erläutert SPD-Fraktionschef Christopher Zenker.

„Uns geht es bei unserer Initiative auch darum, die politische Bildungsarbeit an dieser Stelle zu verstärken, denn das Thema Antisemitismus ist in den letzten Jahren ein wenig aus dem Fokus gerückt“, so Norman Volger, Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Wir fordern die Stadtverwaltung deshalb auf, die aktuelle Gesamtstrategie ,Leipzig – Ort der Vielfalt‘ weiterzuentwickeln, um damit neben den anderen wichtigen Themen, die diese Strategie umfasst, auch die Auseinandersetzung mit allen, vor allem auch den aktuellen Formen des Antisemitismus zu stärken und die Wirksamkeit bestehender Projekte zu prüfen.“

„Für uns steht in dem Gesamtkontext außer Frage, dass die Stadtverwaltung keine Organisationen, also Vereine oder Verbände, fördern sollte, die den Staat Israel delegitimieren wollen oder anderweitig antisemitisch aktiv sind“, macht CDU-Fraktionschef Frank Tornau klar. „Das heißt eben nicht nur, dass dafür keine finanziellen Zuwendungen und Zuschüsse zur Verfügung gestellt werden, sondern auch, dass die Stadt für Veranstaltungen, die diese Ziele verfolgen, keine Räumlichkeiten oder Flächen überlässt. Unserer Auffassung nach soll das nicht allein für die Stadtverwaltung gelten, sondern auch für die kommunalen Beteiligungsgesellschaften und Eigenbetriebe.“

Dies umfasst aus Sicht der Antragsteller auch die BDS-Kampagne, die unter dem Denkmantel sogenannter „Israel-Kritik“ den Staat Israel infrage stellt, wie zahlreiche Aussagen von Unterstützern der BDS-Kampagne belegen. Zudem setzt die BDS-Bewegung im Rahmen ihrer Kampagnen immer wieder auf Falschmeldungen und schreckt auch vor Drohungen gegen Personen nicht zurück.

Die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat hat einen Änderungsantrag zum kommenden Doppel-Haushalt für weitere Baumpflanzungen eingereicht. Danach sollen für notwendige (Ersatz)pflanzungen von Bäumen jeweils 500.000 Euro in den Haushalt 2019 und den Haushalt 2020 zusätzlich eingestellt werden.

„Der Luftreinhalteplan der Stadt Leipzig, der nach unserer Information noch in diesem Jahr fortgeschrieben werden soll, sieht eine verstärkte Begrünung von Straßenraum und Straßenrand vor. Dazu sollen jährlich 1000 Baumpflanzungen neu vorgenommen werden. Hinzu kommen für den Bestandserhalt beim Straßenbegleitgrün 375 Bäume, die jährlich neu gepflanzt werden sollen“, erklärt Claus Müller, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Müller weiter: „Mit Hilfe unseres Antrages soll diesem Ziel zumindest ein gutes Stück entsprochen werden. Weitere Baumpflanzungen, wie aktuell auch vom Ökolöwen gefordert, sind ein wichtiger Baustein zur Luftreinhaltung und steigert Leipzigs Lebensqualität.  Auch angesichts der aktuellen Androhung von Fahrverboten zur Umsetzung des Luftreinhalteplanes sollen Baumpflanzungen verstärkt vorgenommen werden.“