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Für eine lebendige Erinnerungskultur im Alltag

Auf dem Gelände der alten Jute-Spinnerei soll ein neues Wohnviertel entstehen. Die SPD-Fraktion hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass dabei auch an die Geschichte der Zwangsarbeit auf dem Areal angemessen erinnert wird.

„Bereits letztes Jahr ist die SPD-Fraktion durch einen Hamburger Sozialdemokraten darauf aufmerksam gemacht worden, dass in der Jute-Spinnerei in Leipzig während des Zweiten Weltkriegs mindestens 125 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt worden sind.“, führt Stadträtin Pia Heine in die Thematik ein. Und weiter: „Wir erhielten eine ausführliche Dokumentation mit Namenslisten und Kartenmaterial – wohlgemerkt von Nachfahren des ehemaligen technischen Direktors, also einem Täter –, die sich kritisch mit der eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt haben.“

Hintergrund ist, dass die Verwaltung und Stadtrat der LEWO für das Gebiet mit einem städtebaulichen Vertrag und einem Bebauungsplan grünes Licht zur Entwicklung des Areals geben wollen.

Pia Heine

„Wir wollten erreichen, dass dabei in angemessener Form auch an dieses ‚dunkle Kapitel‘ erinnert wird. Leider hat die LEWO auf mehrfache Kontaktversuche unsererseits bis heute nicht geantwortet. Daher haben wir es als notwendig erachtet, dies per Änderungsantrag zum städtebaulichen Vertrag zu erwirken.“ In der Folge wurde dieser Antrag durch Oberbürgermeister Burkhard Jung übernommen und einstimmig beschlossen.

Dazu sagt Pia Heine abschließend: „Es ist Teil unserer historischen Verantwortung, eine lebendige Erinnerungskultur im Alltag zu pflegen. Wir hoffen, dass auch dieses Kapitel der Fabrikgeschichte bei der Arealerschließung angemessen sichtbar gemacht wird. Denn frei nach August Bebel: ‚Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.‘