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Christina März

Rednerin: Christina März, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Dezernentinnen und Dezernenten,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
werte Gäste,

der Energieberg Seehausen – ein schwieriges und wie wir sicherlich alle bemerkt haben, ein höchst emotionales Thema.

Ich möchte gerne meine Zeit heute dafür nutzen, nicht nur ein paar Worte zu unserem Antrag zu verlieren, sondern um nochmal ein paar Dinge zu verdeutlichen.

Wir als SPD Fraktion bekennen uns zum Projekt Energieberg. Wir halten es für notwendig, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Richtigerweise wurde im Laufe der Diskussion mehrfach darauf hingewiesen, dass derzeit zu wenige Dächer mit Photovoltaikanlagen versehen sind und auch andere Ideen verfolgt werden müssen, wie beispielweise eine Überdachung der Parkplätze an der Messe mit PV-Anlagen. Dies ist zutreffend. Aber: Diese Ideen sind keine Alternative, sondern wir müssen sie kumulativ verfolgen. Der Energiebedarf ist hoch. Wir benötigen daher alle Maßnahmen! Sowohl die Photovoltaikanlagen über Parkplätzen, Solarthermieanlagen, Windräder und ja, auch die PV-Anlage auf einer Mülldeponie.

Gedanklich möchte ich Sie nun mit auf den Energieberg Seehausen nehmen. Eine ehemalige Deponie, die unter Abfallrecht steht und welche daher weder derzeit, noch in den nächsten 15-25 Jahren für die Allgemeinheit geöffnet werden kann, da dort auch jetzt noch biochemische und thermische Prozesse ablaufen, die überwacht werden müssen.

Es ist folglich kein Naherholungsgebiet, das zum Schlendern einlädt. Auch die teilweise hochgelobte Flora und Fauna ist nur auf den ersten Blick besonders. Wir haben es hier mit kleinen Bäumen und Sträuchern zu tun, die beispielsweise auch nur eine gewisse Tiefe erreichen können, da unter der Erde eine Plane liegt, die den Abfall vergangener Zeiten von der Umwelt abschirmt.

Eine Nutzung, solange Abfallrecht gilt, mit der wir gleichzeitig auch etwas für die Energieversorgung tun können, ist daher sinnvoll.

Festzuhalten ist aber auch, dass der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung im Leipziger Norden stattgefunden hat und stattfindet. Diese Entwicklungen gingen auch zu Lasten der Umwelt und der Menschen, die dort leben.

Und ja, wir müssen uns als Stadtrat, wir konkret als SPD, und auch der Oberbürgermeister, den Vorwurf annehmen, dass wir dem Leipziger Norden zu wenig Aufmerksamkeit entgegenbringen. Dies zeigt sich bei Investitionen im Sozial- und Kulturbereich und auch bei Erhalt und Verbesserung der umweltpolitischen und verkehrspolitischen Situation.   

Und genau dieser Spagat war ein Aspekt, der uns dazu motiviert hat, diesen Antrag ins Verfahren zu bringen. Wir möchten, dass ein Ausgleich vor Ort stattfindet. Um es platt zu sagen: Bäume, die in dieser Stadt, in dieser Ortschaft gefällt werden, sollen in dieser Stadt bzw. dieser Ortschaft auch wieder errichtet werden.

Und ich bin auch ganz ehrlich, wir werden auch ganz unabhängig von diesem Antrag und diesem Vorhaben, genauer in Zukunft hinschauen müssen, wie wir im Leipziger Norden, Nordwesten und Nordosten besser berechtigte Erwartungen erfüllen können, wie beispielsweise eine bessere ÖPNV Anbindung, mehr Freizeitmöglichkeiten und ja auch mehr Grün.

Aber was ich mir in dieser Debatte um den Energieberg wünsche, ist, dass wir aufhören den Umweltschutz gegen den Klimaschutz auszuspielen. Da erwarte ich auch vom NABU mehr Seriosität in der Debatte vor Ort. Denn es kann bei der Entwicklung von PV-Anlagen doch nicht die Alternative sein, dass wir anstatt auf einer Deponie PV-Module aufzustellen, anfangen darüber zu diskutieren, ob wir Ackerflächen dafür opfern wollen.

Lassen Sie uns konstruktiv im Rahmen der Energiewende weitere Möglichkeiten finden, wie wir einen guten Mix für die Energiegewinnung finden können und gleichzeitig Umwelt und Landwirtschaft schützen können.

Die SPD-Stadtratsfraktion hat einen Antrag ins Verfahren gegeben, der den Weg für die energetische Nutzung der früheren Deponie in Seehausen als „Solarberg“ ebnen soll.

Andreas Geisler

„Wie wichtig es ist, Energie dezentral hier vor Ort zu produzieren, zeigen nicht zuletzt die durch den Krieg in der Ukraine steigenden Energiepreise. Denn nachhaltig selbst produzierte Energie macht uns unabhängiger“, erklärt SPD-Stadrat Andreas Geisler, der seine Fraktion im Fachausschuss für Umwelt, Klima und Ordnung vertritt. „Aber auch aus Gründen des Klimaschutzes führt kein Weg an erneuerbaren Energien vorbei. Wir müssen auf Dauer weder Gas noch Kohle verbrennen, um Strom zu erzeugen. Das geht auch hier vor Ort auf saubere Weise, allerdings nur über einen Interessenausgleich mit den Bewohnern der umliegenden Ortschaften.“

Die Nutzung der Flächen der ehemaligen Deponie in Seehausen für Sonnenkollektoren sorgt vor Ort für Unmut, denn den Menschen, die in den Ortschaften rund um die frühere Deponie leben, wurde über Jahre hinweg die Renaturierung des Areals zugesagt. Dadurch sollten sich neben der Lebensqualität vor Ort auch die Möglichkeiten der Naherholung im Nordraum verbessern.

Christina März

„Mit unseren Vorschlägen wollen wir dem Ausgleich zwischen den Interessen der Anwohner und der Notwendigkeit, erneuerbare Energien auszubauen, Vorschub geben“, erklärt SPD-Stadträtin Christina März, zu deren Wahlkreis Seehausen gehört. „Wir machen deshalb den Vorschlag, dass Stadt, Stadtwerke und der Abfallzweckverband eine Maßnahmenliste erarbeiten, die binnen der nächsten drei Jahre realisiert werden soll, um die Lebensqualität im Nordraum auch trotz der energetischen Nutzung des Deponiegeländes zu erhalten und zu steigern.“

Es geht darum, Ausgleichsmaßnahmen, die durch die Eingriffe in die Natur notwendig werden, zum großen Teil direkt vor Ort zu realisieren. Dazu gehören Grün- oder Baumstreifen an Straßen und Radwegen sowie die Prüfung und gegebenenfalls auch Realisierung eines Grünstreifens an der Autobahn A 14. Ferner sollen so viel Grün wie möglich auf dem Berg zu erhalten bleiben und Lücken zwischen der PV-Anlage mit geeigneten Pflanzen begrünt sowie alle Wege rund um die Deponie, soweit möglich, saniert, begrünt und nutzbar gemacht werden.

„Da die Gebiete Teil der Frischluftschneisen der Stadt Leipzig sind und im Rahmen des Wasserkonzepts beispielsweise die Nördliche Rietzschke oder der Mühlgraben renaturiert werden sollen, ist es notwendig, hier nachhaltige Lösungen zu finden. Eine wasserführende Rietzschke könnte, verbunden mit der entsprechenden Bepflanzung, die Frischluftgewinnung für die Stadt Leipzig unterstützen“, ergänzt Geisler.

Die Bürger der Seehausener Ortsteile haben sich mit einer Maßnahmeliste an der Diskussion beteiligt. Auf dieser Basis möchte die SPD-Fraktion erreichen, dass darin aufgeführte Gebäude, Flächen und Einrichtungen für eine Vereinsnutzung optimiert werden und gemeinsam mit dem Ortschaftsrat eine Art Arbeitsprogramm erstellt wird, das binnen drei Jahren realisiert werden soll.

„Zur Lebensqualität im Nordraum zählt auch, dass Straßen, Rad- und Fußwege, deren Sanierung zwar vorgesehen ist, die aber bislang eine niedrige Priorität haben, möglichst vorgezogen werden, um auch so zügig einen Ausgleich herzustellen“, so Christina März und hebt abschließend hervor: „Uns geht es zudem darum, dass bei der Anbindung der Gewerbegebiete rund um Seehausen eine verbesserte ÖPNV-Anbindung der Ortslagen geprüft werden soll, weil das dazu beitragen kann, den Verkehr zu reduzieren und damit die Luftqualität zu verbessern. Wir versprechen uns von unseren Vorschlägen eine Win-Win-Situation für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort sowie die Stadtgesellschaft.“

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, zusammen mit den Stadtwerken Leipzig und dem Abfallzweckverband als Betreiber der Deponie in Seehausen Vorschläge vorzulegen, die in Form einer in den nächsten 3 Jahren abzuarbeitenden Liste von Maßnahmen erstellt wird. Die darin enthaltenen Maßnahmen sind personell und finanziell zu untersetzen, um, trotz der Nutzung der Deponie Seehausen als Solarberg, im Umfeld und vor allem in den Ortsteilen von Seehausen Lebensqualität zu erhalten und zu steigern.

Mindestens sollen folgende Maßnahmen enthalten sein:

1. Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in die Natur sollen zu einem großen Teil direkt vor Ort realisiert werden. Dazu sind auch kleinteilige Maßnahmen wie Grün- oder Baumstreifen an Straßen und Radwegen sowie das Anlegen eines Grünstreifens an der Autobahn A 14, als Beitrag des Zweckverbandes auch im B-Plan-Gebiet vor Ort zu prüfen und ggf. zu realisieren. Da die Gebiete Teile der Frischluftschneise der Stadt Leipzig sind und im Rahmen des Wasserkonzeptes z.B. die Nördliche Rietzschke oder Mühlgraben renaturiert werden sollen, könnte eine wasserführende Rietzschke, verbunden mit der entsprechenden Bepflanzung mit geeigneten Bäumen, die Frischluftgewinnung unterstützen.

2. Es soll so viel Grün wie möglich auf dem Berg zu erhalten bleiben und Lücken zwischen der PV-Anlage mit geeigneten Pflanzen begrünt sowie alle Wege rund um die Deponie, so weit möglich, saniert, begrünt und nutzbar gemacht werden (Bsp.: Podelwitzer Weg und Bergweg).
 

3. Orientiert an der Maßnahmenliste der Bürger der Seehausener Ortsteile, werden Gebäude, Flächen und Einrichtungen für eine Vereinsnutzung optimiert und dazu eine gemeinsame Liste geeigneter Maßnahmen für die 3 Jahre in Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat erstellt und abgearbeitet.
 

4. Geplante Baumaßnahmen an Straßen, Rad- und Fußwegen, die bereits vorgesehen sind, aber bislang eine niedrigere Priorität haben, werden geprüft und ggf. vorgezogen, um zügig einen Ausgleich herzustellen. (Beispiele: Fuß- und Radweg von Göbschelwitz nach Hohenheida, Göbschelwitz zur B2, Gottscheina nach Merkwitz inkl. Radweg, Hohenheida zu BMW inkl. Radweg)
 

5. Im Zuge der Anbindung der Gewerbegebiete rund um Seehausen wird geprüft, wie dabei der ÖPNV auch für die Ortslagen verbessert werden kann und dazu ein Vorschlag vorgelegt.

Begründung:

Gerade die Ortsteile im Norden der Stadt tragen erhebliche Lasten der wirtschaftlichen Entwicklung, von der die Gesamtstadt profitiert. Deshalb muss ein Anliegen der Stadtverwaltung sein, hier zügig entsprechende Ausgleichsmaßnahmen vorzunehmen, um die Lebensqualität im Norden der Stadt zu erhalten und zu steigern. Das geht auch mit kleineren, zügig umsetzbaren Maßnahmen.