Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Claus Müller, Sprecher der SPD-Fraktion für Umwelt/Ordnung

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste!

Unserer Meinung nach müssen die Kompetenzen bezüglich Ordnung und Sicherheit auch auf kommunaler Seite gestärkt und verbessert werden. Deshalb haben wir gemeinsam mit der CDU-Fraktion eine Neufassung des Antrages „Aufwertung des Stadtordnungsdienstes als Polizeibehörde zum wirksamen Schutz der öffentlichen Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit“  erarbeitet. Der SPD-Fraktion liegt eine Verbesserung der Situation schon lange am Herzen. Erinnert sei nur an unseren Haushaltsantrag einer Fahrradstaffel für den Stadtordnungsdienst und den Antrag Einführung eines Pilotprojektes den Kommunalpräventiven Rat auch auf Stadtbezirksebene einzuführen.

Wie wir alle wissen, ist die Polizei auf Grund der derzeitigen Personallage, an ihre Grenzen gestoßen, jeden, also auch sogenannte Bagatellfälle, zügig zu lösen.  Hier könnte der Stadtordnungsdienst aktiv unterstützen und  die Polizei bei verschiedenen Aufgaben entlasten. Beispielhaft seien  genannt:  Ahndung von nächtlichen Ruhestörungen, Überprüfung des Fahrradverkehrs, Dokumentation von Blechschäden bei Unfällen.

Detailliert kann man dies im Antrag nachlesen und nachempfinden. Um diese Aufgaben zu bewältigen ist es natürlich notwendig, dass  die Dienstzeiten der Mitarbeiter des Stadtordnungsdienstes auch auf die Abend- bzw. Nachstunden und das Wochenende ausgedehnt werden und dass eine personelle Aufstockung erfolgt.

Die kriminalpräventive Wirkung durch die erweiterte Präsenz des Stadtordnungsdienstes als Polizeibehörde in der Stadt Leipzig ist uns wichtig.

Nun ist der Freistaat Sachsen an der Reihe, endlich mehr Polizisten in den Dienst zu stellen und die öffentliche Sicherheit in unserer Stadt weiter nachhaltig zu stärken.

Stimmen Sie deshalb diesem Antrag im Sinne des Verwaltungsstandpunktes bitte zu.

Redner: Heiko Bär, Stadtrat der SPD-Fraktion und Vorsitzender des Fachausschusses Wirtschaft und Arbeit

Es gilt das gesprochene Wort!

Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,

unsere Wirtschaftsförderung verfügt über ein umfangreiches Angebot. Neben der heute thematisierten Bestandspflege zählen z.B. auch Ansiedlungsförderung oder Unterstützung von Neugründungen auf dem Programm.

Aber was müssen die strategischen Schwerpunkte sein, die im Tagesgeschäft oft vergessen werden? Worauf müssen wir die knappen Ressourcen unserer Wirtschaftsförderung konzentrieren, um die nach wie vor ungenügende wirtschaftliche Stärke unserer Stadt deutlich zu verbessern.

Aus  sozialdemokratischer Sicht bedeutet der Terminus „wirtschaftlich“ oder „wirtschaftsfreundlich“, dass alle Beteiligten im Wirtschaftsprozess und im Unternehmen davon profitieren. Nicht allein die Unternehmer, Selbständigen und Gewerbetreibenden. Nicht allein die angestellten Arbeitnehmer. Nicht allein die Verbraucher. Und auch nicht allein die öffentliche Hand als Steuerbegünstigter oder Zahler von Sozialleistungen. Nein, alle gemeinsam, Unternehmer, Arbeitnehmer, Verbraucher und öffentliche Hand dürfen und müssen von den wirtschaftlichen Prozessen profitieren.

Was bedeutet das konkret? Unternehmen, die hier am Standort verwurzelt sind, weil sie hier aufgebaut wurden und/oder gewachsen sind, weil sie sich in die regionalen Wertschöpfungsketten einbinden, weil sie hier Kooperationspartner haben oder weil sie sich hier für das gesellschaftliche Leben engagieren, müssen im Zentrum unserer Wirtschaftsförderung stehen.

Wenn ein Unternehmen wie Siemens dagegen den Leipziger Standort eventuell nur als Finanzinvestition und austauschbaren Standort sieht, entspricht dies nicht unseren Vorstellungen vom gemeinsamen Profitieren aller Beteiligten im Wirtschaftsprozess und ist deshalb zurecht zu kritisieren.

Als Schlussfolgerungen ergibt sich für die Bestandspflege in Leipzig:

  1. Ich möchte an unsere Initiative zur mittelstandsfreundlichen Kommunalverwaltung erinnern. Trotz der Beantwortung unserer diesbezüglichen Anfrage vor der Sommerpause ist nicht zu erkennen, dass die Beschlusslage des Stadtrates hier umgesetzt wird. Herr Bürgermeister Albrecht, gibt es denn inzwischen Kriterien, die zukünftig für eine Mittelstandsfreundlichkeit herangezogen werden können, z.B. Bearbeitungszeiten von Anträgen, Umgang mit Anfragen oder Beschwerden, Rechtssicherheit von Bescheiden, Verwaltungswegweiser, kurzfristige Vor-Ort-Besuche et cetera? Sind sie mal auf die Idee gekommen, dass Kriterien der Mittelstandsfreundlichkeit, dort wo es passt, auch in den Kennzahlen der Schlüsselprodukte, die gerade erarbeitet werden, verankert werden könnten? Und an die Gesamtverwaltung: Wie hoch ist denn die Bereitschaft aller Ämter der Stadt, die mit mittelständischen Unternehmen zu tun haben, solche Anforderungen in den eigenen Leistungen auch für sich gelten zu lassen.
  2. Bereits mit dem Beschluss der Clusterförderstrategie haben wir als SPD-Fraktion die Verwaltung und hier insbesondere Sie, Herr Bürgermeister Albrecht, beauftragt, zeitnah ein Konzept zur Bestandspflege in Leipzig vorzulegen. Sieben Jahre ist dies bereits her. Es liegt nichts vor. In den zwischenzeitlich immer wieder von uns initiierten Anfragen hierzu haben sie regelmäßig geantwortet, dass sich dies mit dem Mittelstandsförderprogramm, der Arbeit ihrer Betriebsberater und der Umsetzung der Clusterförderstrategie erledigt habe. Wir sehen dies weiterhin anders und sie können Stadtratsbeschlüsse nicht so interpretieren, wie es Ihnen in den Kram passt. Denn dass Mittelstandsförderprogramm kann keine umfassende Bestandspflege ersetzen. Auch Clusterförderung deckt nur einen Teilaspekt ab. Und was Ihre Betriebsberater betrifft, geht es ja genau darum, die Schwerpunkte und Ziele deren Arbeit konzeptionell herzuleiten, festzulegen und mit nachprüfbaren Erfolgskontrollen zu versehen. Natürlich ist es ihr Wunsch, die Arbeit unserer Betriebsberater zu verstärken. Sie werden dies verwaltungsintern und im Stadtrat aber nur durchsetzen können, wenn jeder versteht, was damit erreicht werden kann und soll. Herr Bürgermeister Albrecht, kümmern Sie sich um die Vorlage der schon seit Jahren beschlossenen und immer wieder eingeforderten Strategie zu Bestandspflege. Wenn sich daraus ergibt, dass Ressourcen zur Verbesserung der Arbeit in der Bestandspflege notwendig sind, und davon gehe ich aus, können Sie auch mit der Unterstützung der SPD-Fraktion rechnen, wenn es um die Umsetzung der Programme und dafür notwendigen Mittel geht.

Ich möchte daran erinnern, dass Sie im aktuellen Doppelhaushalt auf Initiative der Fraktionen von CDU und SPD Mittel bereitgestellt bekommen haben, zur konzeptionellen Arbeit unter anderem für neue Finanzierungsinstrumente für Unternehmen am Standort – übrigens auch eine gute Maßnahme zur Bestandspflege. Auch dieser Beschluss wurde dahingehend konkretisiert, die zur Verfügung gestellten Mittel auch für die lange angemahnte Strategie zur Bestandspflege zu verwenden. Sie werden über kurz oder lang ohnehin über den Einsatz dieser Mittel und Umsetzung dieses erneuten Beschlusses Rechenschaft ablegen müssen.

  1. Ein Punkt dieser Strategie muss z.B. der Erhalt von mittelständischen Unternehmen durch Betriebsnachfolgen sein. Dazu gehört aber die Bereitschaft und Fähigkeit von Menschen in unserer Stadt und Region, sich der Herausforderung einer Selbständigkeit, z.B. durch eine Betriebsübernahme zu stellen. Dazu gehört auch die Bereitschaft und Fähigkeit von mittelständischen Bestandsunternehmen wachsen zu wollen und zu können, ebenfalls bspw. durch eine Betriebsübernahme.
  1. Wesentlicher Teil der Bestandspflege ist auch das Angebot an gut ausgebildeten Fachkräften in der Region. Wir möchten als SPD-Fraktion das Wirtschaftsdezernat hier ausdrücklich ermutigen, über den Tellerrand hinauszublicken und sich stärker Themen wie dem Übergang von Schule in Beruf, Berufsschulangeboten in der Region oder deren Erreichbarkeit für Auszubildende zu widmen. Im Sinne des am Anfang genannten Verständnisses von „wirtschaftlich“ im Sinne von profitabel für alle Beteiligten geht es hier nämlich nicht nur um das Interesse der Unternehmer an gut gebildeten Arbeitskräften sondern auch um das Interesse der jungen Menschen unserer Region nach gut bezahlter und herausfordernder Beschäftigung.
  1. Bestandsunternehmen brauchen auch räumlichen Platz zum Wachsen. Gerade in einer bevölkerungsmäßig wachsenden Stadt wie Leipzig wird der Platz allerdings immer knapper. Sie haben uns als SPD-Fraktion jedoch immer an ihrer Seite, wenn es um die Sicherung von Flächenreserven für wirtschaftliche Aktivitäten geht. Neben der Bestandspflege ist dies ja obendrein auch für Ansiedlungen wichtig. An dieser Stelle möchte ich deshalb noch einmal auf die Notwendigkeit der Flächensicherung für clusterspezifische wirtschaftliche Entwicklungen auf dem Gelände der Alten Messe hinweisen und die dazu durch das Baudezernat noch ausstehende Neufassung der Eigentümerziele.

Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,

in vielen Gebietskörperschaften treten die Aktivitäten der Bestandspflege leider in den Hintergrund gegenüber der Ansiedlungspolitik. Leipzig kann man diesen Vorwurf nicht machen. Dennoch sind wir noch einiges davon entfernt, mit unserer Bestandspflege zufrieden sein zu dürfen. Mehrere Punkte wurden gerade angemahnt. Ich lade Sie ein, mit uns als SPD-Fraktion diese benannten Punkte weiter systematisch anzugehen für eine zukünftig bessere Bestandspflege in unserer Stadt.

Vielen Dank.

Redner: Christopher Zenker, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste,

wir werden heute über eine städtische Förderung für die Wohngemeinschaft Connewitz abstimmen. Aus Sicht meiner Fraktion ist das ein sehr wichtiges und innovatives Projekt, um Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen. Schon mit der Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzepts wurde auch die Leitlinie 3 beschlossen, die festlegt, dass Pilot- und Modellprojekte von Wohngemeinschaften für Behinderte unterstützt werden sollen, um vor allem junge Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen zu fördern. Genau das ist es, was der Verein schaffen möchte, und dabei soll er auch unterstützt werden.

Im Verein Wohngemeinschaft Connewitz e.V. haben sich Eltern engagiert, die ihren behinderten Kinder ambulantes Wohnen ermöglichen wollten. Diese Eltern haben enorme Anstrengungen unternommen, Mittel für dieses Projekt zu akquirieren. Zu dem Zeitpunkt, als wir unseren eigenen Antrag gestellt haben, war noch unklar, ob für das Projekt von der Aktion Mensch kommen würden. Nachdem nun klar ist, dass diese Mittel zur Verfügung stehen und die Realisierung dieser Wohngruppe nun vor allem von städtischen Mittel abhängt, haben wir eine gemeinsame Neufassung eines Antrag zur Wohngemeinschaft Connewitz mit Linken und Grünen erarbeitet, zu dem ich Sie um Ihre Zustimmung bitte.

Rednerin: Nicole Wohlfarth, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Kollegen,
werte Gäste,

 

die Debatten um Dr. Helmut Kohl befassen viele Städte unseres Landes. Die kommunalen Vertreter der Stadt Ludwigshafen habe eine Benennung nach Helmut Kohl abgelehnt. Die Städte Bernburg, Rostock, Halle, Magdeburg und Erfurt streiten heftigst über eine Würdigung im öffentlichen Raum. Zum Teil seit Monaten ohne eine Einigung. Das wollen wir nicht. Helmut Kohls großer Verdienst ist das beherzte und mutige Handeln, als sich mit der Friedlichen Revolution die Möglichkeit zur Wiedervereinigung auftat. Das wollen wir würdigen. Aber wir wollen einen breiten gesellschaftlichen Konsens dafür, den sehen wir im Moment noch nicht.

Helmut Kohls Verbindung zu Leipzig ist eben nicht so stark, wie die Kurt Masurs. Daher sind Sie, Frau Niermann, in ihrer Rede auch nicht auf diesen Vergleich eingegangen. Wahrscheinlich weil Sie wussten, dass Helmut Kohl diesem nicht standhalten würde. Aber nicht nur das hat uns bewogen, unseren Antrag zu stellen. Helmut Kohls Rolle in der Parteispendenaffäre ist unrühmlich und hat dazu geführt, dass er Vertrauen bei der Bevölkerung verloren hat. Auch die Enttäuschung manchen Bürgers über die blühenden Landschaften, die dann doch nicht so kamen wie erhofft, mag zu einem Vertrauensverlust geführt haben. Was nutzen uns schön sanierte Häuserfassaden und Gehwege, wenn bei den Menschen davon kaum etwas ankommt?

Unserer Meinung nach braucht es Zeit. Manche historischen Persönlichkeiten bedürfen einfach eines längeren zeitlichen Abstands, um entsprechende Würdigung zu erfahren. Bitte verstehen Sie unseren Antrag daher als eine Brücke, Helmut Kohl eine angemessene Würdigung zukommen zu lassen. Allerdings nicht binnen so kurzer Zeit nach seinem Ableben. Seine Bedeutung für diese Stadt rechtfertigt das so nicht. Seine Anbindung an Leipzig ist überwiegend politischer Natur, wenn es auch über seine Ehefrau private Verbindungen gab. Seine Frau Hannelore verbracht ihre ersten Lebensjahre in Leipzig, er verbrachte einige Urlaube – rein privat – in unserer Stadt und seine Reden im Kontext der Friedlichen Revolution sind politischer Natur gewesen. Eine besondere Bindung Helmut Kohls an die Stadt Leipzig, die eine so zügige Benennung eines Platzes oder einer Straße im öffentlichen Raum sinnvoll machen würde, können wir vor dem Hintergrund das Genannten nicht erkennen.

Redner: Claus Müller, Sprecher der SPD-Fraktion für Umwelt/Ordnung

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

werte Gäste!

Johannapark und Clara-Zetkin-Park gehören zu den beliebtesten und am meisten besuchten Parkanlagen unserer Stadt.

Mit der heutigen Vorlage beschließen wir das Entwicklungskonzept für den Clara-Zetkin-Park und den Johannapark. Der Prozess startete im Jahr 2013, initiiert vom Amt für Stadtgrün und Gewässer mit einer Informationsvorlage. Es ging um solche Themen wie Erhaltung der Attraktivität, Nutzungsvielfalt, Veranstaltungen und Gastronomie, aber auch Umwelt- und Naturschutz sowie Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit. Deshalb wurde unter großer Bürgerbeteiligung in mehreren Workshops über die zukünftige Gestaltung diskutiert.

Seit dieser Zeit ist sehr viel passiert:

Die Sanierung der großen Inselterrasse wurde abgeschlossen, deren Zugang nun barrierefrei ist, der Teich wurde entschlammt, neue Bänke aufgestellt, Abfallgroßbehälter aufgestellt und vieles mehr.  Am 17.08. 2016 fand auf der Sachsenbrücke ein Pressetermin statt zu dem die Initiative „Unser Park“ und deren Akteure der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

Dort wurden folgende Aussagen kommuniziert:

o          Ein Park für Freizeit, Erholung und Sport

o          Ein Park für alle – mit Ruhezonen und Aktivbereichen

o          Ein gut erreichbarer und autofreier Park

o          Ein gepflegter und intakter Park

o          Unser Park – ein Ort der Identifikation durch Attraktivität, Information und Kommunikation

Bei der jetzigen Vorlage geht es um die Umsetzung von Teilkomplexen sowie ein dazu notwendiges Instandsetzungs- und Investitionsprogramm, das in die Haushaltsplanung  für die Jahre ab 2019 mit eingearbeitet werden muss.  Die Teilkomplexe beinhalten:

  • Wege und Verkehr
  • Anlagenbestandteile
  • Ausstattungen
  • Bäume und Sträucher
  • Vorrangsbereiche und Nutzungsrahmen
  • Nachhaltiges Parkmanagement

An der Vielfalt der Themen ist zu erkennen, dass es sich um ein ehrgeiziges und nachhaltiges Vorhaben handelt.

Die SPD-Fraktion wird dieser wichtigen Vorlage zustimmen.

Redner: Axel Dyck, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Kollegen Stadträtinnen und Stadträte,

werte Gäste,

 

es ist bedauerlich, dass zwei solch wichtige Themen für unsere Stadtgesellschaft in eine Vorlage gepackt wurden. Und es ist bezeichnend, dass das zuständige Dezernat, auch in Person der Bürgermeisterin offensichtlich erst nach Einreichung von zwei Änderungsanträgen die Sensibilität des Stadtraumes – Matthäikirchhof erkannt hat.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die SPD-Fraktion begrüßt die optionale Entwicklungsperspektive für ein „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ im Umfeld der Runden Ecke und im Umfeld des ehemaligen Matthäikirchhofs.

Der Ort ruft geradezu danach. Nach Totalzerstörung im Dezember 1943 als Folge des durch die Nazidiktatur zu verantwortenden Weltkrieges mauerte die folgende sozialistische Diktatur den Matthäikirchof mit einer Brachialarchitektur ein und errichtete dort, bildlich gesprochen auf den Grundmauern der frühmittelalterlichen Burg eine Trutzburg für die vermeintlich System garantierende Staatssicherheit. Bekanntlich fiel diese Burg im Dezember 1989.

Bis heute wirkt diese Banalarchitektur weiter, denn seien wir ehrlich, bis auf gelegentliche Ausnahmen ist dieser städtische Raum bis heute nahezu aus dem Gedächtnis der Leipziger verschwunden. Man läuft vorbei und sieht ihn nicht.

Und gerade deshalb müssen wir uns aus meiner Sicht bei der Gestaltung dieses städtischen Raumes vordringlicher mit unserer jüngeren Geschichte auseinandersetzen, als in unbedingter Reflektion auf die Zeit vor der Zerstörung.

Sehr geehrte Damen und Herren,

an welcher Stelle in dieser Stadt sonst, kann die dringendst erforderliche Auseinandersetzung mit den Themen Freiheit – Demokratie – Bürgerrechte – Bürgerbeteiligung denn sonst gelingen, wenn nicht im Dunstkreis der Stasiakten? In einer Zeit wie heute, wo in  Europa, Deutschland und auch Leipzig autoritäre Gedanken, die den Freiheitsbegriff, so differenziert dieser auch zu behandeln ist, konterkarieren. Der Ort „Matthäikirchhof“ wurde durch Diktaturen zerstört – er kann deshalb der Bildungs- und Diskussionsort werden, der unseren, quasi den Leipziger Beitrag liefert, damit eines Tages die Demokratie und damit die Freiheit nicht in Frage gestellt werden müssen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

damit dieses Vorhaben aber gelingt und nicht schon wieder am Anfang der Überlegungen zerredet wird, braucht es Akzeptanz in der Stadtgesellschaft. Diese kann nur durch Offenheit für das materielle (bauliche) und immaterielle (konzeptionelle) Projekt, welches in einen größeren städtischen Raum, mit anderen Nutzungen eingebettet ist, erlangt werden. Den Aufschlag hierfür kann eine Städtebauliche Werkstatt der Ideenfindung bewirken.

Ich wünsche der bestechenden Idee (hier noch umschrieben mit Option) gutes Gelingen.

Rendner: Christopher Zenker, SPD-Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kollegen Stadträtinnen und Stadträte,
werte Gäste,

die Vorlage über die wir heute entscheiden ist ein großer Wurf und ich möchte daher zu Beginn meiner Rede den beteiligten Dezernaten meinen Dank aussprechen. Allen voran, Ihnen, Herr Fabian, aber auch Frau Dubrau, Herrn Albrecht und Herrn Rosenthal. Und natürlich auch Ihnen, Herr Bonew, da sie erkannt haben, dass langfristig selber bauen günstiger ist als mieten. Die Zusammenarbeit zeigt, dass erkannt wurde, dass die Schaffung von Kitaplätzen als gemeinsame Aufgabe erkannt wurde. Ein Dank geht auch an die städtische LESG, die die Steuerung des Baus der Kitas übernimmt.

Sollte die Vorlage heute ganz oder zumindest zu sehr großen Teilen beschlossen werden, können zu den bereits geplanten etwa 1.500 Kitaplätzenden weitere
mehr als 1.500  Plätze in den nächsten 1 ½ Jahren hinzukommen. Angesichts von aktuell über 1.000 fehlenden Betreuungsplätzen wäre das ein sehr großer Schritt zur
Entspannung im Bereich Kinderbetreuung.

Hinter diesen 1.000 fehlenden Betreuungsplätzen stehen Eltern, Familien, für die ein Betreuungsplatz für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von zentraler Bedeutung ist oder für die ein Betreuungsplatz wichtig ist, damit das Kind die Unterstützung bekommt, die es benötigt, um gut auf die Einschulung vorbereitet zu werden.

Die eingeplanten 45 Millionen Euro sind viel Geld, dafür aber sehr gut investiert. Es ist auch richtig, dass die Kommune auf kommunalen Grundstücken selber baut und nicht durch private bauen lässt, da eine Investition in eigene Objekte für die Stadt günstiger ist, als langfristig Miete zu zahlen.

Dennoch werden auch private Partner weiterhin wichtig sein, denn in den Gebieten, in denen die Stadt nicht über eigene geeignete Grundstücke verfügt, ist die Stadt auf private Investoren angewiesen und das wird in den nächsten Jahren noch sehr häufig der Fall sein. Nach den aktuellen Bevölkerungsprognosen benötigen wir in Leipzig neben den Kitas aus dieser Vorlage noch weitere mindestens 70 Kitas bis 2030. Wir sind daher auch mit dieser Vorlage noch lange nicht am Ende der Diskussion.

Wie das bei großen wichtigen Vorlagen oft der Fall ist, findet man das berühmt berüchtigte „Haar in der Suppe“. Da ich am Samstag nicht konnte, habe ich mir den Standort in der Eigenheimstraße, der gerade zu heftigen Diskussionen führt, am Sonntag angeschaut.

Da bis heute jedoch kein direkter Kontakt zwischen Anwohner/-innen und Stadtverwaltung stattgefunden hat und wir nicht wollen, dass die Gesamtvorlage heute deshalb zerredet wird, werden wir uns dem Grünen-Antrag anschließen, die Kita in Dölitz herauszulösen, damit darüber separat abgestimmt werden kann. Allerdings mit der Ergänzung, dass wir über den Standort dann in einem Monat abstimmen. In dieser Zeit sollte auch eine Bürgerversammlung durchgeführt werden, auf der auf Fragen und Anregungen eingegangen werden kann. Dann sollten wir auch schnell eine Entscheidung treffen, in die eine oder die andere Richtung.

Wir werden in den nächsten Jahren noch, sehr viele Baumaßnahmen im sozialen Bereich auf den Weg bringen müssen. Dabei rede ich nicht nur von den über 70 Kitas. Wir benötigen nämlich unter anderem insgesamt fast 70 Neubauten bzw. Erweiterungen von Förderschulen, Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien oft inklusive Sporthallen. Hinzu kommen aber auch soziale Einrichtungen wie Wohngruppen für Jugendliche oder Objekte für Wohnungslose.

Abschließend noch mal zur vorliegenden Vorlage: Das Sonderprogramms ist ein Meilenstein, den wir früher benötigt hätten, der aber auch noch zu diesem Zeitpunkt wichtig und richtig ist. Mit einem Beschluss, selbst ohne die Kita in der Eigenheimstraße schaffen wir 1.640 zusätzliche Betreuungsplätze, Betreuungsplätze auf die Eltern in Leipzig dringend warten.

Unseren Änderungsantrag, der durch eine Öffnung des Schulhofs der 8. Schule zumindest eine teilweise Kompensation für die durch den Bau der Kita in der Eigenheimstraße wegfallende Grünfläche erreichen sollte, werden wir vertagen und ggf. wieder im Zusammenhang mit der Abstimmung zur Kita in der Eigenheimstaße auf die Tagesordnung bringen.

Wir werden der Vorlage mit der Änderung heute zustimmen.