Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Sprecherin der SPD-Fraktion für den Bereich Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Diese Vorlage soll eine Planung zur Sicherstellung des Versorgungsauftrages im Bereich Kinderbetreuung sein.
Mit dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab dem ersten Lebensjahr ab August 2013 steht die Stadt Leipzig vor grundlegenden Veränderungen, um die Infrastruktur bedarfsgerecht zu entwickeln.
Grundlage der Vorlage sind statistische Daten aus dem Jahr 2009. Die Geburtenzahlen steigen weiter, auch in diesem Jahr ist mit einem neuen Rekord zu rechnen. In der jährlichen Bedarfsplanung werden die Kapazitäten für das Folgejahr ermittelt, eine Überarbeitung dieser Entwicklungskonzeption muss erfolgen, sobald eine neue statistische Prognose feststeht, denn zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten haben wir nur ein Jahr Zeit.

Deshalb muss sich die Stadt Leipzig deutlicher beim Bau von neuen Einrichtungen einbringen. Die in unserem Haushaltsantrag geforderten Planungsmittel wurden für die beiden vorgeschlagenen kommunalen Neubauten für 2013 bereits aufgebraucht. Wir fragen uns, wie die Finanzierung ohne unseren Haushaltsantrag realisiert werden würde.
Der Freistaat hält sich bei der Bereitstellung von Investitionsfördermitteln für die Kinderbetreuung im Rahmen des Fachförderprogramms mal wieder zurück. Dieses Programm wurde mit dem Doppelhaushalt 2011/2012 eingestellt. Nur der Bund beteiligt sich noch bis einschließlich 2013 mit 2,365 Millionen Euro pro Jahr für die Stadt Leipzig.
Ab 2013 stehen derzeit keine Förderverfahren zur Verfügung und die Kommunen können dann sehen, wie sie Betreuungsplätze schaffen.
An dieser Stelle muss schon wieder mal die Forderung an den Bund und das Land Sachsen ergehen, dass man solche wichtigen Aufgaben nicht allein den Kommunen aufdrücken kann, sondern neben politischen Willensbekundungen und Forderungen auch mal über weitere Förderprogramme nachdenken muss.

In dieser Vorlage gibt es nach der Meinung meiner Fraktion einige Sachverhalte, die wir in den nächsten Bedarfsplanungen und Entwicklungskonzepten genauer beobachten müssen.

In der Vorlage steht, dass neue Einrichtungen in der Regel von Freien Trägern geschaffen werden sollen. Nun ist „in der Regel“ ein sehr dehnbarer Begriff. Die SPD-Fraktion vertritt die Meinung, dass sich die Stadt deutlicher beim Bau von Einrichtungen einbringen muss, um diese zügiger Fertigzustellen. In der Vorlage ist ja schon wenigstens von zwei Einrichtungen die Rede.

Auch das Verhältnis von Einrichtungen in kommunaler und freier Trägerschaft werden wir kritisch beobachten. In der Vorlage geht die Verwaltung von einem kommunalen Anteil von 25 Prozent aus. Die SPD-Fraktion wünscht sich diesen Anteil zumindest stabil zu halten für Kitas, um deutlicher sozialpolitisch steuern zu können. Auch bei der Erwirtschaftung von Eigenanteilen muss die Kommune die  gleichen Bedingungen erfüllen, wie die Freien Träger, auch deshalb brauchen wir eigene Einrichtungen, um zu erproben, was wir fordern.

Bei der Bedarfsentwicklung der Hortplätze werden wir auch weiterhin darauf achten, dass mindestens 50 Prozent eigene Horträume zur Verfügen stehen sollten, nicht wie die in der Vorlage formulierte Zielstellung maximal 50 Prozent.

Insgesamt zeigt uns die Vorlage auf, welche enormen finanziellen und stadtplanerischen Aufgaben in den nächsten Jahren anstehen. Darauf muss sich vor allem die Finanzplanung einrichten.
Die SPD- Fraktion stimmt dieser Vorlage zu.

 

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Die SPD Fraktion begrüßt die geplanten Sanierungsmaßnahmen an der Lößniger Lene-Voigt-Schule, zumal wir bereits in den Haushaltsverhandlungen 2008 beantragt hatten, Planungsmittel zur Sanierung der Mittelschule im Leipziger Süden einzusetzen.
Die Lene-Voigt-Schule war vor einigen Jahren ein unsicherer Schulstandort. Glücklicherweise wächst Leipzig, sodass auch die Lene-Voigt-Schule wieder als gesicherter Schulstandort gilt. Dies gibt der Stadt die notwendige Handhabe, die Schule zu sanieren, was eben auch dringend nötig ist. Auch wenn die Sanierung Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern einiges abverlangen wird, da sie im laufenden Betrieb stattfinden soll, werden sicher alle zufrieden sein, wenn Fenster nicht mehr zugenagelt sind, man sich vor den sanitären Anlagen nicht mehr ekeln muss und die Raumaufteilung praktikabler gestaltet wird.

Die Sanierung ist aus umweltpolitischen Gründen sehr sinnvoll, denn die CO2-Emissionen sollen nach der Sanierung nur noch etwa ein Drittel so hoch sein wie davor. Die Sanierung ist jedoch auch – und das ist vielleicht noch viel wichtiger –  sozialpolitisch sehr sinnvoll. Durch die unmittelbare Nähe zum bestens sanierten Wilhelm-Ostwald-Gymnasium könnte nämlich der Eindruck entstehen, dass sich die Stadt nur um die sogenannten Eliteschulen kümmere und Mittelschulen verfallen ließe. Die Sanierung ist daher auch ein Signal an die gesamte Stadt, dass wir keinen zurücklassen wollen.

Ich möchte die Vorlage zur Sanierung der Lene-Voigt-Schule jedoch auch dazu nutzen eine generelle Kritik an der Förderpolitik der schwarz-gelben Landesregierung loszuwerden.
Wie dringend die Kommunen auf die Kooperation und Unterstützung des Landes bei der Sanierung angewiesen sind zeigt der Umstand, dass, obwohl die Landesregierung die Förderquoten 2011 von 60 Prozent für Mittelschulen und Gymnasien, sowie 50 Prozent für Grundschulen auf einheitliche 40 Prozent gesenkt hat, die Förderprogramme dennoch mehrfach überzeichnet sind. Die aktuellen Steuerschätzungen von Ende November zeigen, dass das notwendige Geld zur stärkeren Unterstützung der Kommunen bei Investitionen in die Bildungsinfrastruktur vorhanden wäre. Doch von den Steuermehreinnahmen kommt bei den Kommunen kaum was an, obwohl sie die Hauptlast der landespolitischen Kürzungen aus dem Jahr 2010 tragen mussten. Nicht einmal sieben Prozent der zusätzlichen Haushaltsmittel werden an die Kommunen ausgereicht.

Auch zusätzliche Mittel für kommunale Investitionen reicht die Landesregierung noch nicht einmal dann weiter, wenn diese Gelder den Kommunen im Rahmen des kommunalen Finanzausgleiches zustehen. Insgesamt enthält der Freistatt den Kommunen 442 Millionen Euro – 177 Millionen Euro 2011 und 265 Millionen Euro 2012 – vor.  Diese 442 Millionen Euro werden in eine so genannte FAG-Rücklage gesteckt. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, dass das Wahlkampfkonto der Landesregierung mit 442 Millionen Euro gefüllt wird, um 2013 Wahlgeschenke zu verteilen. Eine solche Politik schadet nicht nur den Kommunen und den in ihnen lebenden Bürgerinnen und Bürgern, sie ist zudem auch billig und durchschaubar.
Das Land Sachsen verwehrt damit den Kommunen Geld was dringend für Investitionen benötigt wird und verursacht durch seine Politik höhere Kosten in der Unterhaltung und noch höhere Sanierungskosten in der Zukunft, da weiter auf Verschleiß gefahren werden muss.
Legt man zu Grunde, dass in Leipzig etwa 12,5 Prozent der sächsischen Bevölkerung leben und dass die Gelder gerecht verteilt werden, hält das Land 55,25 Mio. Euro zurück, die dringend in Leipziger Schulen und Kindertagesstätten investiert werden könnten.

Bleibt zu hoffen, dass wenigstens der Förderbescheid bzw. die Genehmigung zum vorfristigen Maßnahmebeginn durch das Land Sachsen für die Lene-Voigt-Schule zügig erfolgt, denn davon ist die Realisierung der Sanierung letztendlich abhängig.

Axel DyckRedner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

es ist nur augenscheinlich ein Zufall, dass der Beschluss zur „Sicherung der finanziellen Handlungs- und Investitionstätigkeit der KWL“ in Form der Bestätigung der Kapitalausstattungsvereinbarung durch uns Stadträte am 25. Februar 2010 just an dem Tag vollzogen wurde, an dem der Haushalt 2010 beschlossen wurde. Es war vor knapp zwei Jahren der Beginn eines Prozesses. Mit dem damals übrigens einstimmig gefassten Beschluss war ein mehr als deutliches „starkes“ Votum des Rates zu den kommunalen Unternehmen in der LVV verbunden. Und zwar in Wort und Tat. Das wird nur all zu oft vergessen.
Auch heute tagen wir zum gleichen Sachverhalt in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Haushalsbeschlussfassung 2012 in zwei Wochen – nunmehr am vorläufigen Ende dieses Weges. Dazwischen lag das Beihilfeverfahren in Brüssel. Mit positiven Ausgang für das Unternehmen LVV.

Warum bringe ich auch heute wieder beide Ebenen, den Haushalt der Stadt und die Finanzierungskraft der LVV in einen sachlichen und zeitlichen Zusammenhang? Weil beide, die Stadt und die LVV, nicht wie Mutter und Tochter sondern vielleicht wie siamesische Zwillinge, miteinander verwachsen sind. Nicht an den Gliedmaßen, sondern über Lebensstränge – Kupferkabel, Rohrsysteme und Straßenbahnschienen – aber eben auch über Finanzströme.

Und diesen Zusammenhang hat uns erneut die „oberste“ Hüterin aller Kommunalfinanzen – die Landesdirektion fein säuberlich in 13 Auflagen aufgeschrieben und das nicht zum ersten Mal.

Es ist müßig darüber zu sprechen, durch welche semantische Nuancen zum einen Interpretationsspielräume innerhalb des Genehmigungsbescheides eröffnet werden – das sollten wir heute tunlichst unterlassen um nicht vom rechten Weg abzukommen – oder, an welcher Stelle die richtigerweise hochgelobte kommunale Selbstverwaltung – allerdings hin und wieder verbunden mit einer gehörigen Portion Augenwischerei  – vermeintlich ausgehebelt wird.

Zur Erinnerung: Die kommunale Selbstverwaltung endet vor allem dann, wenn ein Kommissar oder ein Verweser eben durch diese Landesdirektion eingesetzt werden muss. Glücklicherweise wird dieser Tag für unsere Stadt aus meiner Sicht nicht kommen, weil ich überzeugt bin, dass es in diesem Rat einschließlich des Oberbürgermeisters immer eine große Mehrheit für die Bereitschaft zur Übernahme der uns auferlegten Verantwortung, jenseits parteipolitisch motivierter Zwänge geben wird.

Das ist nicht in allen deutschen Städten so, es gibt eine ganze Reihe Städte in Nordrheinwestfalen, die mit der Fremdbestimmung bereits konfrontiert sind. 138 Kommunen arbeiten dort mit einem Nothaushalt. Und einer ersten Kommune werden Kommunalkredite verweigert. Soweit darf es hier niemals kommen.

Und mit Bezug auf den Genehmigungsbescheid sage ich: Wir tun gut daran, zumindest das Wort „Vorsorge“ in unseren Wortschatz weiter vorn zu platzieren.

Interessant ist nochmals der Blick in den vom Rat am 25. Februar letzten Jahres einstimmig votierten Beschlusstext. Darin steht unter anderem neben den Ausführungen zu den Eigenbeiträgen, die LVV und KWL zum etwaigen Verlustausgleich selbst zu erbringen haben, folgendes: „… In diesem Zusammenhang sind insbesondere die bereits in der „Konzeption zur strategischen Neuausrichtung der LVV“ verankerten Maßnahmen stringent und zielorientiert weiter zu verfolgen.“
Das war der Blick in das Jahr 2008. Ich muss konstatieren, sehr weit sind wir mit dem vor fast zwei Jahren, damals wie gesagt einstimmig gefassten Beschluss noch nicht gekommen.

Letztendlich wird mit dem Genehmigungsbescheid nichts anderes beschrieben, als dass Bürgschaften etwas kosten. Für den Geber und für den Nehmer – auch in Familien. Und je Höher die Risikosummen theoretisch anwachsen können, je höher ist die zu zahlende Prämie. Das kann man bedauern, das kann man kritisieren – akzeptieren müssen wir es alle mal.

Den Gedanken, in einen Widerspruch zu gehen, lehne ich ab – weil wir uns selbst schwächen würden und die LVV zusätzlich in eine nicht kalkulierbare Finanzklemme bringen würden. Ich will nicht für ein schlechteres Rating der LVV verantwortlich sein.

Mir passt das alles ehrlich gesagt so richtig auch nicht. Aber wir sind mit unseren Bilanzen und da meine ich den Konzern Stadt, also nicht nur die LVV eben noch nicht dort, wo wir hinwollen und das seit nunmehr fast vier Jahren.

Den nächsten Aufschlag haben wir im Januar. Mal sehen, ob es in eine weitere Hängepartie geht oder ob wir ein Ass schlagen können?

Das Ärgerliche daran ist, wir nehmen heute indirekt, das heißt ohne Beschlussvorlage, den Genehmigungsbescheid quasi „zur Kenntnis“. Das hat das entsprechende Quorum zur Einberufung der heutigen Sitzung so gewollt. Das ist in Ordnung so. Das Thema ist damit dort, wo es hingehört, nämlich in der Ratsversammlung. Auch das ist gut so, vielleicht aber nicht von allen so gewollt. Gut deshalb, weil damit die Verantwortung aus der Ratsversammlung nicht an den Oberbürgermeister weg geschoben werden kann. Wir haben es an uns gezogen – mit allen Konsequenzen, auch über den heutigen Tag hinaus.

Ärgerlich bin ich aber nicht deshalb – sondern ich bin unzufrieden, weil ich heute noch nicht erkennen kann, was wir im Januar entscheiden sollen und entscheiden müssen.

Bis Mitte Januar ist verdammt wenig Zeit, das Fest der Freude und die Zeit zwischen den Jahren verlangsamen gemeinhin unser Denken und Handeln.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

legen Sie uns bitte schnellstens das Entscheidungspapier zu den Finanzbeziehungen zwischen Stadt und LVV vor, mit allen darin aufzuzeigenden Konsequenzen für die Stadt und für die LVV. Sie werden darin die aus der Verantwortungsebene, für die Sie stehen, Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender, resultierenden Konsequenzen formulieren – ja formulieren müssen.

Die politische Wertung und sorgsame Beschlussfassung liegen dann wieder im Rat. Ich für meine Person bin bereit auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Damit die Entscheidungen nicht irgendwann ein Dritter für uns trifft.

Redner: Axel Dyck, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
sehr geehrte Gäste!

Wie in jedem Jahr haben wir einen Marathon bei der Befassung mit dem vorgelegten Haushaltsplanentwurf hinter uns gebracht. Mit einem Unterschied, in diesem Jahr war es ein Mittelstreckenlauf unter erschwerten Bedingungen. Die Hürden für unsere Arbeit waren diesmal deutlich höher gelegt.
Das hat Gründe:

Erstens sorgte die Einführung der Doppik für Verunsicherung und stellte die Stadträte vor die Aufgabe, einen Haushaltsplan neuer Systematik zu durchschauen. Es ging darum, sich zunächst einmal in einem Dschungel aus PSP-Elementen, Schlüsselprodukten und bisweilen merkwürdig zusammengesetzten Teilhaushalten zu orientieren. Von besseren Controlling-Möglichkeiten war bei diesem ersten Anlauf noch nichts zu erkennen. Das kommt erst in den nächsten Jahren.
Auch die schleppend in Gang gekommene Beantwortung der zahlreichen Fragen aus dem Stadtrat sorgte in meiner Fraktion nicht für Freude. Dennoch – und das muss auch erwähnt werden – war es natürlich ein respektabler Kraftakt, den die Verwaltung im letzten Jahr geleistet hat, nachdem das Projekt unter der Ägide von Frau Kudla zunächst auf ein totes Gleis gelangt war und erst durch Herrn Bonew wieder auf die richtige Schiene gesetzt wurde.
Ich sehe ein, es musste schnell gehen. Das ging zu Lasten der Verständigung zwischen Verwaltung und Stadtrat, denn die angebotenen Doppik-Schulungen waren zwar informativ, aber trugen eben nicht zur Verständlichkeit des Haushaltes 2012 bei.
Anzumerken wäre sicherlich auch, dass bei uns Stadträten nach wie vor der Eindruck verfestigt ist, dass auch in der Verwaltungs-spitze der völlige Durchblick durch den doppischen Haushalt noch nicht gelingt.

Für die Stadträte ist mit der Einführung der Doppik auch der über die Jahre lieb gewonnene Weg, über einzelne Haushaltsstellen, quasi durch die Hintertür, doch so manch einem Lieblingsprojekt auf die Sprünge zu helfen, erschwert.

Das kann man bedauern, aber man kann daraus auch den Schluss ziehen, dass nicht allein das haushälterische Detail die politische Arbeit bestimmen sollte. Vielmehr ist jetzt fast zwangsweise der Raum für größer angelegte politische Strategien geöffnet worden. Meine Damen und Herren, diese Möglichkeiten sollten und müssen wir nutzen.
Was meine ich damit? Lassen Sie uns am Ende von Grundsatzdiskussionen, initiiert durch Verwaltungsvorlagen oder durch Anträge der Fraktionen, durchaus Beschlüsse fassen, die für kommende Haushaltsjahre Relevanz besitzen und diese nicht mit dem Argument, sie seien ein Vorgriff auf zukünftige Haushalte, gänzlich vom Tisch wischen oder bis zur Unkenntlichkeit verwässern. Was hätte das für Vorteile?
1. Wir, als Verantwortungsträger für die Stadt, hätten mehr Zeit, durch alle Entscheidungsebenen einen Beschluss bis zur Finanzierungsebene mit all ihren Abhängigkeiten zu bringen. Und 2. Die Verwaltung müsste uns dann quasi als Zusatzband zum Haushaltsentwurf nachvollziehbar darlegen, warum Beschlusslagen nicht vollzogen werden können. Weil das eben unterschiedliche Ursachen haben kann.

Das hilft allen bei der Prioritätensetzung.
Unsere Aufgabe ist es – und das betone ich immer und immer wieder – vor allem grundsätzliche Entwicklungsstrategien und -szenarien zu diskutieren und zu beschließen und uns eben nicht im Klein-Klein selbst abzulenken und zu beschränken.

Ein zweiter Grund für die problembehafteten Randbedingungen rund um die Haushaltsdiskussion:

Die finanzielle Basis unserer Stadt ist weiterhin sehr brüchig.
Ich sehe mehr Risiken als Chancen. Diesen Umstand kennen wir eigentlich nicht anders, aber dennoch ist es hilfreich, sich dessen immer wieder auf’s Neue zu vergewissern.

Die Gewerbesteuereinnahmen stagnieren. Das ist ein Ausdruck dafür, dass zum einen die Ertragskraft vieler Unternehmen noch nicht ausreicht, um signifikante Gewinne zu generieren. Diese sind aber notwendig, nicht nur um unsere Erwartungen zu befriedigen. Wir sollten uns da etwas zurücknehmen. Unternehmensgewinne sind vor allem erforderlich, um die Unternehmen selbst in ihrer Kapitalausstattung zu stabilisieren und damit mittel- und langfristig auch den hiesigen Arbeitsmarkt prosperieren zu lassen.
Auch hier und nicht nur in der Finanzgalaxis „EUROPA“ könnte man von Hebelwirkungen sprechen.
Aber es ist auch ein Ausdruck dafür, dass die Diversität der Gewerbesteuer zahlenden Unternehmen immer noch nicht ausreichend strukturiert ist.
Sorge bereitet meiner Fraktion aber daneben vor allem die aktuelle und zukünftige Finanzierungsstabilität der LVV in ihrem Innenverhältnis und in ihrer komplexen Beziehungsvielfalt zur Stadt als deren Gesellschafterin.
Als Merkpunkte mit gegenseitiger Hebelwirkung seien ohne Wertung meinerseits nur genannt: Eine Finanzierungslücke von 123 Millionen Euro bis 2014. Zum Mitschreiben für all die, die es hier im Raum und in der Öffentlichkeit immer noch nicht wahrhaben wollen: 123 Millionen Euro! Daran schließen sich Fragen an: Beteiligungsverkäufe, ja oder nein? Umbau zu einer echten Managementholding, ja oder nein? Wir müssen auch die Frage klären, ob es im Konzern weitere zu hebende Synergiepotentiale in Verbindung mit einem harten internen und externen Benchmarking gibt. Hinzu kommen noch die Problemlagen: Konzessionsvergabe, Realisierung des Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrages, Gesellschafterdarlehen sowie, ganz neu und zwar mit einem politischen Hebel ungeahnten Ausmaßes ausgestattet, der Genehmigungsbescheid der Landesdirektion zur Kapitalausstattungsvereinbarung.

Und wer einzelne Beziehungsebenen zwischen Stadt und LVV, wie am Beispiel der VNG, einseitig interpretiert, der begibt sich auf dünnes Eis, weil eben Ursachen und Wirkungen nicht eindimensional zu betrachten sind.

Ich empfehle auch hier die Gesamtsicht auf unsere Stadt. Dass sich da im Beziehungsgeflecht nicht immer alles optimal, auch über den Tag der Entscheidung hinaus als dauerhaft tragfähig darstellt, ist so. Verantwortung zeigt aber der, der Lösungen für die Zukunft anbietet und nicht permanent in Rechthaberei oder Rechtfertigungsdebatten versinkt!

Ich möchte es ausnahmenweise mal dramatisieren: Wenn wir hier im Rat spätestens im Januar zu keinen Entscheidungen kommen, ist der Haushalt 2012 Makulatur und wir stehen mit dem Rücken an der Wand.

Vor diesem Hintergrund werden wir künftig wohl nicht mehr um das Verteilen von virtuellen Mehreinnahmen streiten, sondern um das Verteilen bzw. Neuverteilen dessen, was da ist. Damit ist aus meiner Sicht verbunden, dass wir uns künftig noch intensiver fragen müssen:

Was wollen wir?
Was können wir uns überhaupt noch leisten?
Auf was wollen und müssen wir dafür notfalls verzichten?

Für meine Fraktion gibt es natürlich Dinge, bei denen wir auf jeden Fall sagen: Das wollen wir!

Dazu gehören für uns insbesondere intakte Schulen. Intakte Schulen gibt es in unserer Stadt, aber es gibt sie nicht flächendeckend. Zugenagelte Fenster und desolate Sanitäreinrichtungen sind einfach nur peinlich. Jeder Schulplatz sollte Rahmenbedingungen haben, die wir unseren Kindern zumuten können. Die Stadtverwaltung selbst hat den Bedarf für die bauliche Unterhaltung der Schulen in diesem Frühjahr auf 10,4 Millionen Euro beziffert und dies auch in eine entsprechende Vorlage geschrieben. Im Haushaltsplan sind wir von diesem Wert hingegen weit entfernt. Meine Fraktion möchte die Stadtverwaltung beim Wort nehmen und setzt sich deshalb dafür ein, dass die notwendigen Mittel für die bauliche Unterhaltung der Schulen auch zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang muss auch über die Standards von Neubauten bei Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden gesprochen werden – verschiedene Haushaltsanträge, die im Verfahren sind, gehen darauf ein. Allerdings müssen wir hier genau prüfen, welche Standards sinnvoll gesenkt werden können, um die Investitions- und Betriebskosten  zu senken. Das betrifft auch die energetischen Standards.

Doch nicht allein die Schulen und deren Zustand treiben uns um, auch die Kindertagesstätten sind nach wie vor ein Dauerbrenner für uns. Ab 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Was uns fehlt, sind die notwendigen Betreuungsplätze. Um diese schaffen zu können, müssen wir einerseits zusätzliche Kapazitäten realisieren sowie die knappen Mittel hierfür anders verteilen. Beim Bau von Einrichtungen möchten wir die Stadt künftig wieder stärker in die Verantwortung nehmen. Noch stecken Investitionsvorhaben für fünf Kindertageseinrichtungen fest, weil deren Bauherren zahlreiche Klippen, von der Fördermittelakquise  bis zum Grundstückserwerb, noch nicht umschiffen konnten. Die Stadt sollte aus unserer Sicht verstärkt den Bau von Kitas übernehmen und zudem darüber nachdenken, wieder mehr Kitas unter eigener Regie zu führen.
In den letzten Tagen und Wochen haben wir eine Kampagne erlebt, die von einigen Freien Trägern gesteuert wurde. Sie soll erreichen, eine Neuregelung der Kitafinanzierung zu kippen. Alternativ, so wird gesagt, solle die Stadt zusätzlich „läppische“ sechs Millionen Euro aufbringen. Zur Erinnerung: Der städtische Etat für Kindertagesstätten steigt im kommenden Jahr um acht auf dann insgesamt 182 Millionen Euro und ist damit der größte Ausgabeposten im Haushalt.
Ich kann die aufgebrachten Eltern und auch die Freien Trägern mit ihren Anliegen verstehen, aber die Stadt ist da, bei Lichte betrachtet, der falsche Adressat! Richten Sie sich an den Freistaat, denn dort ist die Kitapauschale seit 2004 nicht angepasst worden! Dort wurde das beitragsfreie Vorschuljahr durch die schwarz-gelbe Landesregierung wieder abgeschafft! Dort bleiben jährlich Millionen Euro im Haushalt hängen, die der Bund für die Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen zur Verfügung stellt.
Den Druck auf die Stadt zu erhöhen ist aus meiner Sicht nicht der richtige Weg. Wenn man sich das komplexe und zugleich sehr fragile Gebilde „Stadt Leipzig“ genau anschaut, muss auffallen, dass es eigentlich kaum einen Bereich gibt, in dem diese Mittel freigesetzt werden können, ohne an anderer Stelle größere Kürzungen zu bewirken.

Schließlich sind Anstrengungen auch außerhalb des Bildungsbereichs in unserer Stadt dringend notwendig. Leipzig gehört zu den Phasing-Out-Regionen in Deutschland, so dass wir nach 2013 keine Mittel aus dem EU-Strukturfonds mehr erhalten werden. Unser Ziel muss es bis dahin sein, so viele Vorhaben wie möglich mit der hohen EU-Förderquote in Angriff zu nehmen. Das trifft vor allem den Bereich des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, das bis 2013 wichtige Projekte, vor allem im Osten, Westen und Norden unserer Stadt in Gang bringen und abschließen könnte. Genannt seien beispielsweise die Georg-Schwarz-Straße, Grünau und insbesondere der Leipziger Osten. Hierbei verweise ich auch auf die Vorlage zur Strategiewerkstatt Leipziger Osten, die wir heute noch auf der Tagesordnung haben. Daraus geht hervor, dass der Leipziger Osten der Testfall dafür ist, wie sich der soziale Zusammenhalt in einer vielfältig strukturierten Stadtgesellschaft organisieren lässt, um einem möglichen Aufdröseln der Sozialstruktur in Leipzig keinen Vorschub zu leisten. Da besteht ebenfalls Handlungsbedarf! Hierbei muss auch – aber eben nicht nur auf den Leipziger Osten bezogen – die Frage gestellt werden, wie künftig die Arbeit der zahlreichen Vereine und Verbände unterstützt wird, die vor Ort die Kernerarbeit leisten. Die Möglichkeiten der Stadt sind in diesem Bereich weitestgehend ausgeschöpft. Das wissen wir seit Jahren, denn die Debatten um die Förderungen von Vereinen und Verbänden ist ein alljährlicher Wiedergänger in den Haushaltsdiskussionen. Ich sehe hier, vor allem wenn es um die personelle Absicherung dieser Arbeit durch Arbeitsgelegenheiten usw. geht, das Jobcenter als entscheidenden Partner. Hier sollte die Stadt ihren Einfluss als Gesellschafter noch mehr geltend machen, um über das Jobcenter die entsprechenden Bundesmittel einzuwerben.

Ich möchte an dieser Stelle deutlich hervorheben, dass der soziale Ausgleich und Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen für die SPD Fraktion höchste Priorität besitzt!

Ebenfalls streiten wir alle Jahre bei den Haushaltsverhandlungen auch über die Höhe von Investitionsmitteln für Baumaßnahmen an Brücken, Straßen und vielem mehr. Demnächst haben wir eine Vorlage zur Umsetzung des Vermögenshaushaltes 2010 auf der Tagesordnung und wer dort einen Blick hineinwirft, wird sich fragen: Warum streiten wir eigentlich um die Höhe der Investitionsmittel? Die werden ja oft nicht in voller Höhe verbaut!
Mit Erschrecken habe ich festgestellt, dass wir teilweise nur 33 Prozent der im Haushalt zur Verfügung gestellten Mittel im laufenden Haushaltsjahr tatsächlich einsetzen konnten. Dies hat verschiedene Ursachen, auch rathausinterne, aber vor allem ist es der unbefriedigende Fördermittelzufluss. Hier stellen sich Fragen. Vielleicht sollten wir mal einen Haushalt ohne Fördermittel aufstellen – es würde sich Ernüchterung breit machen.

Bereits vor einiger Zeit hatte Baubürgermeister zur Nedden hier Vorschläge unterbreitet, wie die Abläufe bei Investitionen gestrafft werden können. Nachdem er damals nicht genügend Gehör fand, bin ich nun froh, dass er – auch vor dem Hintergrund der Evaluation des KP II – gemeinsam mit dem Finanzbürgermeister einen neuen Anlauf nimmt. Lieber Herr zur Nedden, lieber Herr Bonew, ich nehme Sie beide hier gern beim Wort!

Ein großes und wichtiges Projekt, das wir in den nächsten Jahren realisieren sollten, ist der Lindenauer Hafen. Der Lindenauer Hafen wird ein städtebaulicher Brückenschluss zwischen Lindenau und Grünau. Dadurch wird ein Gebiet entwickelt, das momentan brachliegt. Das erhöht nicht nur die Attraktivität des betreffenden Areals sondern eröffnet auch für die gesamte Stadt städtebauliche, gewerbliche und touristische Potenziale. Die Entwicklung des Lindenauer Hafens ist ein wichtiger Impuls für den Leipziger Westen.
Weitere Potenziale lassen sich im Bereich des Bayrischen Bahnhofs erkennen, denn auch dort können mit der Südvorstadt und dem Bereich um die Messemagistrale Stadtteile miteinander verbunden werden.

Die daran aber anschließende Frage ist: Wie viele Investitionen können wir uns eigentlich noch leisten, wenn dafür in den Folgejahren die Abschreibungen verdient werden müssen? Ich habe den Eindruck, dass uns irgendwann das Verdienen der Abschreibungen so sehr knebelt, dass wir uns gar nicht mehr trauen, neue Investitionsprojekte anzugehen.
Herr Bonew – hier müssen wir uns nochmals über die Hebelwirkung der Doppik unterhalten. Nebenbei aber auch noch über einen intelligenteren Schuldenabbau in Gegenüberstellung zu einer sinnvollen Investitionskreditierung.

Im Stadtrat haben wir kürzlich auch die Umsetzung der Clusterstrategie beschlossen. Allerdings driften bislang Beschlusslage und notwendige Haushaltsmittel noch auseinander. Wir sehen in der Clusterförderung und der Umsetzung der Clusterstrategie wichtige Bausteine, um die wirtschaftliche Zukunft unserer Stadt besser voranbringen zu können. Als SPD-Fraktion fordern wir die Verwaltung deshalb auf, dem Stadtratsbeschluss Rechnung zu tragen und die Umsetzung der Beschlusslage des Stadtrates auch im Haushalt abzubilden.
Herr Albrecht, das ist ihr Bereich, machen Sie bitte Ihren Job so, dass wir auch merken, dass wir einen Wirtschaftsbürgermeister haben.

 Noch eine klare Ansage meiner Fraktion zur beginnenden Kulturdebatte: Seit Kurzem liegt ein Gutachten vor, dass jenen Vorstellungen eine Absage erteilt, die das Heil der Leipziger Kulturbetriebe in einem strukturellen Zusammenschluss der Häuser sehen. Mögliche Synergien sind bereits weitestgehend ausgeschöpft. Viel mehr geht es jetzt darum, dass wir uns bekennen müssen, was unser Anspruch sein soll und wie wir die Standards auch hier möglicherweise verändern wollen. Aber die Sparten Oper, Operette, Schauspiel und Ballett wird es aus Sicht meiner Fraktion weiter geben müssen.

Wie auch in den vergangenen Jahren stehen wir vor der Aufgabe, in Kürze einen Haushalt zu beschließen, der Risiken hat und ich hoffe die Chancen werden auch noch sichtbar. Vor allem die schwierige Lage bei der LVV und die sich daraus ergebenen Handlungsnotwendigkeiten sollten uns nachdenklich stimmen.

Auch meine Fraktion bringt Anträge ein, die zusätzliches Geld erfordern, besonders die bauliche Unterhaltung von Schulen ist hierbei ein großer Posten. Dennoch galt bei meiner Fraktion die Divise: Wir tun was notwendig, sinnvoll und finanzierbar ist, nicht mehr und nicht weniger! Ich bin der Überzeugung, dass das ein Band sein sollte, das den Stadtrat eint. Mit dem Blick auf verschiede Vorschläge aus den Reihen des Stadtrates erscheint es mir jedoch oft immer noch so zu sein, dass diese Botschaft bisher nicht überall angekommen ist.

Was „gutes“ finanzielles Wirtschaften sein sollte, damit haben sich große Köpfe seit Jahrhunderten auseinandergesetzt. Von Cicero, der in der Sparsamkeit eine große Einnahmequelle sah, bis Francis Bacon. Der sagte: „Wer gut wirtschaften will, sollte nur die Hälfte seiner Einnahmen ausgeben, wenn er reich werden will, sogar nur ein Drittel.“ Da die Stadt kein Girokonto besitzt und der Besitzstandwahrung immer noch das Wort geredet wird, bleibt für uns mal wieder nur das Durchmogeln.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!    

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

über 98 Millionen Euro gibt die Stadt Leipzig für die Betreuung der Kinder aus. Trotzdem müssen die Elternbeiträge erhöht werden.
Ein Betreuungsplatz wird von drei Seiten bezahlt: von den Eltern, der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen.

Ein Krippenplatz kostet im Monat 879,07 Euro.
Die Eltern zahlen davon ab 2012 202,19 Euro.
Der Freistaat Sachsen beteiligt sich doch immerhin mit 156,25 Euro.
Den Rest, also 520,63 Euro, zahlt die Stadt Leipzig.
Können die Eltern den Eigenanteil nicht aufbringen, übernimmt die Kommune auch noch den Elternanteil, für das zweite Kind reduziert die Stadt Leipzig den Elternbetrag, für das dritte Kind zahlen die Eltern keine Betreuungskosten.

Ein Kindergartenplatz kostet 405,73 Euro.
Die Eltern zahlen ab 2012 109,55 Euro, das Land Sachsen 156,25 Euro und der Anteil der Stadt beträgt 139,93 Euro.

Hortplätze sind für die Stadt am günstigsten, für einen Platz muss die Stadt lediglich 9,90 Euro bezahlen, es sei denn, die Eltern sind von der Bezahlung befreit.

Immerhin wird für ca. 30 Prozent der Plätze eine Absenkung  oder vollständige Ermäßigung der Elternbeiträge vorgenommen. Dafür plant die Stadt Leipzig 21,38 Millionen Euro für das Jahr 2012 ein.

Die Stadt Leipzig muss für immer mehr Kinder Betreuungsplätze schaffen. Dieser Aufgabe kommt sie auch nach, dafür sorgt schon der Stadtrat. In Leipzig gibt es keine Zugangsbeschränkungen – das muss nach Meinung meiner Fraktion auch so bleiben – und es gibt umfangreiche Maßnahmen der Absenkung der Elternbeiträge.
Durch die Verantwortung, die die Stadt übernimmt, entstehen also in jedem Jahr erheblich Mehrkosten und die Kommune muss sich Gedanken darüber machen, wie das Betreuungs-netz finanziert wird.

Das Land Sachsen fordert zwar die Betreuung, die Absenkung der Elternbeiträge und wünscht sich keine Zugangsbeschränkungen – jedoch werden diese Forderungen nicht in Taten umgesetzt. Seit Jahren bleibt die Kostenpauschale gleich, der Betreuungsschlüssel wird den Erfordernissen des Bildungsplanes nicht angepasst und das kostenfreie Vor-schuljahr wurde auch wieder abgeschafft.
Die Kommunen können ja sehen, wie sie die Kinderbetreuung finanzieren und die Qualität der Betreuung steigern. Wir Stadträte müssen für die verfehlte Politik des Landes unseren Kopf hinhalten, um den Stadthaushalt nicht mit explodierenden Kosten für die Kinderbetreuung zu belasten.
Ich fordere alle Mitstreiter- Eltern, Freie Träger und alle Stadträte – auf, sich auf Landesebene für die Erhöhung der Kostenpauschale und für die Anpassung des Betreuungsschlüssels einzusetzen.

Meine Fraktion ist sich bewusst, dass die Erhöhung der Elternbeiträge für viele Familien eine hohe Belastung darstellt. Trotzdem werden wir dieser Vorlage zustimmen müssen. Die SPD-Fraktion hat einen Haushaltsantrag eingereicht, der die Qualität der Kinderbetreuung weiter erhöhen soll, damit die Erhöhung auch bei den Kindern ankommt.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!    

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste,

die Anzahl der Betreuungsplätze steigt im kommenden Jahr um 2099. Somit können alle Eltern, die das wollen, einen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen. Das ist auch gesetzlich vorgeschrieben. Aber die Versorgung mit Hortplätzen ist es nicht, trotzdem stehen für alle Kinder solche zur Verfügung.

Wie in jedem Jahr ist die Schaffung von Krippenplätzen der entscheidende Punkt. 403 Plätze sollen neu geschaffen werden.
Die zur Berechnung der Platzkapazität zugrunde gelegte Nutzungsquote von 47 Prozent für das Jahr 2012 muss in den nächsten Jahren weiter angepasst werden, um eine bedarfsgerechte Entwicklung der Plätze zu gewähren. Schon heute wollen deutlich mehr als 47 Prozent der Eltern für ihr Kind einen Krippenplatz.

Auch die Tatsache, dass Kinder im Laufe eines Betreuungsjahres Geburtstag haben macht die Sache noch schwieriger. Ist das Kind dann drei Jahre alt, wird es zu einem Kindergartenkind. Die Eltern bezahlen die Kindergartenbeiträge (die Betreuung wird günstiger) und das Kind müsste einen Kindergartenplatz bekommen. Diese sind aber meistens schon alle belegt und werden erst mit Beginn des neuen Schuljahres wieder frei.
Diese Tatsache ist für die Eltern kaum von Bedeutung, für die Träger der Einrichtung schon, denn ein Kindergartenkind unterliegt einem anderen Betreuungsschlüssel.

Der Jugendhilfeausschuss hat nun einen Antrag gestellt, der absichern soll, dass im Laufe des Jahres Plätze umgewandelt werden können, da sonst viel weniger Personal benötigt werden würde. Dabei befürchten die Freien Träger, dass die Erzieher/-innen in Teilzeit arbeiten müssen oder gar entlassen werden. Die SPD-Fraktion unterstützt ausdrücklich den Antrag des Jugendhilfeausschusses.
Im Sozialausschuss wurde von der Verwaltung zugesichert, dass wie in jedem Jahr die Plätze umgewandelt werden können.

Durch die Kündigung der Leistungsvereinbarungen kam es zu großen Verunsicherungen bei den Freien Trägern. Bei Gesprächen wurde immer wieder auf eine fehlende Zeitschiene zum Abschluss neuer Vereinbarungen hingewiesen, auch Kommunikationsdefizite erschwerten den Vorgang.

Die SPD-Fraktion wird der Bedarfsplanung zustimmen. Wir sehen das Hauptproblem darin, dass in jedem Jahr neue Einrichtungen geplant werden, diese aber oft nicht pünktlich fertig gestellt werden können. Für kleinere Träger ist es sehr problematisch, solch Neubauprojekte zu realisieren. Deshalb schlägt meine Fraktion vor, im nächsten Haushalt Planungsmittel für Neubauten einzustellen, damit die Stadt selbst solche Projekte reali-siert und diese dann Freien Trägern übergeben kann.

Vielen Dank!

Rednerin: Ingrid Glöckner, Stellv. Fraktionsvorsitzende

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Stadträte,

wieder einmal steht eine Vorlage zur Abstimmung, die die Entwicklungen im Leipziger Osten weiter befördern soll. Sicher geben mir die meisten Stadtratskollegen recht, dass nach wie vor dieser Stadtteil zu den Problembezirken gehört. Viel Geld wurde in den Jahren nach der Wende bereits in die Bausubstanz und die Infrastruktur investiert. Dies ist in der Stadtstruktur sichtbar, der Osten hat sich verändert. 

Trotzdem bleibt das Image des „Schmuddelkindes“ in den Köpfen der Leipziger zementiert. 
Liest man die Statistiken der Strategiewerkstadt, dann wird die gesamte Problematik sichtbar. Der Osten ist noch weit davon entfernt, sich mit der Gesamtstadt auf einem Niveau zu befinden.
Die Vergleiche der sozialen Indikatoren des Leipziger Ostens zur Gesamtstadt sind er-schreckend:

  • Im EFRE-Gebiet erhalten mehr als doppelt so viele Menschen Transferleistungen als im Durchschnitt der Gesamtstadt
  • Rund 70% der Kinder leben von sozialen Transferleistungen
  • Die Arbeitslosigkeit ist fast doppelt so hoch wie im städtischen Durchschnitt
  • Der Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund ist mehr als dreimal so hoch wie im städtischen Durchschnitt
  • Der Migrationsanteil an den Schulen in diesem Gebiet ist rund sechsmal so hoch wie in der Gesamtstadt
  • Bei Schuleingangsuntersuchungen werden Sprachauffälligkeiten rund 60% häufi-ger diagnostiziert

Die Leistungen der Akteure vor Ort, die sich engagieren und entsprechend ihrer Möglichkeiten bereits viel bewegt haben sind hoch anzuerkennen. Erbringen sie doch Leistungen für die Gesamtstadt. Gelingt die Integration von sozial benachteiligten Gruppen, dann hat das Auswirkung auf das gesamte Stadtgefüge und den sozialen Zusammenhalt in der Stadt.
Die weitere Entwicklung des Stadtteils ist davon abhängig, inwieweit die strategischen und fachlichen Kernaussagen, die im Ergebnis der Strategiewerksstatt formuliert worden sind, auch praktisch umgesetzt werden.

Wir können schon damit beginnen, wenn wir künftig Entscheidungen treffen, die dies befördern. Die Ansiedlung eines Gymnasiums sollte deshalb nicht nur geprüft, sondern auch umgesetzt werden.
Es ist nicht unbedingt förderlich, wenn im Osten nur Förderschulen eingerichtet werden sollen. Zumindest für die Riwa ist diese Nutzung wieder im Gespräch.
Deshalb bitte ich dringend um die Zustimmung zur Vorlage und zu unserem Änderungsantrag.