Redner: Christian Schulze, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste!

Ich vertrete heute hier unseren Fraktionsvorsitzenden Axel Dyck, der wegen eines Trauerfalls im engsten Familienkreis nicht anwesend sein kann.

In unserer Haushaltsrede vom letzten Jahr haben wir auf den neuen Schwierigkeitsgrad beim Verstehen des Haushaltes durch die Einführung der Doppik hingewiesen. Viele der damals hohen Hürden haben in diesem Jahr sicherlich etwas an Schrecken verloren, auch wenn die Welt der PSP-Elemente, Schlüsselprodukte und teilweise merkwürdig zusammengesetzten Teilhaushalte noch immer kein sonderlich vertrautes Terrain ist. Auch die angeblich besseren Controlling-Möglichkeiten, die sich uns im letzten Jahr noch nicht erschlossen haben, kann ich bis heute nicht erkennen. Mein Kollege Dyck hatte 2011 schon darauf hingewiesen, dass nicht das haushalterische Kleinklein allein das Maß der Dinge unserer Arbeit sein sollte, sondern es vor allem unsere Aufgabe sein muss, grundsätzliche Entwicklungsstrategien und -szenarien zu diskutieren und zu beschließen. Dennoch steckt der Teufel oft im Detail und den muss man erkennen können, um die große Linie zu verfolgen. Nehmen wir das Beispiel des dezentralen Gebäudemanagements. Die notwendigen Zahlen hierfür verstecken sich in zusammengefassten Produkten und sind nicht ohne Weiteres zu ersehen. Um jedoch die Gesamtstrategie des Zentralen Gebäudemanagements besser kontrollieren und im besten Fall befördern zu können, darf auch der Blick auf das dezentrale Gebäudemanagement nicht verstellt werden. Hierzu haben wir im Übrigen auch auf Nachfrage keine befriedigenden Antworten bekommen.
Vielleicht liegt es daran, dass das Neue Kommunale Finanzsystem auch innerhalb der Verwaltung noch immer so manch eine Hürde bereit hält.

Hinzu kommt, dass der Freistaat den Rahmen der Haushaltsbestimmungen in Teilen verändert hat, sodass wir auch mit dem Haushalt 2013 nicht in jedem Fall einen Vergleich zum vorangegangenen Gesamtbudget haben. Damit ist die Ankündigung vom letzten Jahr, dass mit dem Haushalt 2013 alles besser zu durchschauen wäre, auch nicht wirklich wahr geworden. Das ist nicht erfreulich und ich hoffe, dass hier kein System dahintersteckt. Oder soll Stadträten auf Ewigkeit erschwert werden, die Haushalte miteinander in Gänze zu vergleichen, um mögliche Ressourcen zu erschließen?

In diesem Jahr habe ich erfreulicherweise den Eindruck, dass wir den Haushalt „rund“ bekommen, auch ohne allzu große Verrenkungen machen zu müssen. Gründe dafür sind die positive Entwicklung bei den Steuereinnahmen und die bisher guten Arbeitsmarktzahlen in Leipzig. Dennoch ist die finanzielle Lage unserer Stadt alles andere als rosig. Wir kennen es nicht anders, aber es ist wichtig, dass wir uns das immer wieder vergegenwärtigen – besonders in den Haushaltsverhandlungen, wo so manch ein Wunschprojekt durch die Hintertür realisiert werden soll. Ich will da für die Vergangenheit auch meine Fraktion nicht ausnehmen.

Sicher, die Gewerbesteuereinnahmen haben sich positiv entwickelt, dennoch ist klar – und damit berufe ich mich auf die Rede meines Fraktionsvorsitzenden zum diesjährigen Haushalt – dass die Ertragskraft vieler Unternehmen noch immer nicht ausreicht, um signifikante Gewinne zu generieren.
Auch die Struktur  der Gewerbesteuer zahlenden Unternehmen ist noch immer nicht so, wie es für eine Stadt dieser Größe gut wäre. Dabei komme ich auch unweigerlich auf die Verbundnetz Gas, einen unserer großen Gewerbesteuerzahler. Die VNG gerät zurzeit, aufgrund von Anteilsverkaufsgelüsten unserer Landeshauptstadt m.E. in schwieriges Fahrwasser. Was passiert, wenn die kommunalen Anteilseigner nicht mehr über die notwendige Sperrminorität verfügen? Bleibt das Unternehmen der Stadt erhalten oder bricht uns eine wichtige Säule bei den Gewerbesteuerzahlern und Arbeitgebern weg? Unser Problem ist hierbei, dass wir natürlich nicht das finanzielle Leistungsvermögen haben, auch noch die Anteile Dresdens oder anderer Kommunen, die noch weiter vom Standort der VNG weg liegen und dann möglicherweise nachziehen werden, zu kaufen. Das kann auch nicht Sinn der Sache sein. Wir müssen aber darüber reden, welche Strategie wir fahren wollen, wenn möglicherweise Dresden oder andere kommunale Partner aus der VUB ausscheiden möchten. Aber den Anstoß hierfür gibt Dresden.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir befinden uns aktuell im OBM-Wahlkampf und da wird erfahrungsgemäß gemäkelt und gemeckert, ohne dass die Mäkler und Meckerer dabei eine Gesamtschau aufzeigen, die die eigentliche Entwicklung einer Stadt zeigen.
Geradezu absurd wird es, wenn die kommunalpolitische Vereinigung der CDU indirekt den derzeitigen Umgang mit Finanzen in dieser Stadt folgendermaßen beschreibt: „Die Haushaltslage der Stadt wird künftig nicht mehr verschleiert … Ehrlichkeit währt länger – Entschuldungskonzepte in gerade Bahnen lenken.“ und das alles nur, um von hinten durch die Brust ins Auge den OBM zu treffen. Herr Bonew, haben Sie uns etwas verschleiert? Wenn nicht, dann erklären Sie bitte ihren Kollegen die Entschuldungskonzeption der Stadt Leipzig. Herr Bonew, lassen Sie sich nicht zum „Horst“ machen!
Also Augen auf, nicht alle schnellen und kurzen Parolen in Wahlkampfzeiten haben auch Substanz. Entweder liegt es daran, dass es am notwendigen Durchblick hapert oder es passt schlicht nicht zu den einfachen „Wahrheiten“, die verkündet werden. Deshalb: Leipzig ist keineswegs schlecht und die Verwaltung nicht in jeder Faser untätig, ineffizient und langsam, wie immer gern verbreitet wird, wenn Wahlkampf ist.
Denn die Entwicklung unserer Stadt zeigt, dass hier erfolgreich gearbeitet wurde, auch wenn es natürlich zahlreiche Punkte gibt, an denen einem die Verbesserungsmöglichkeiten regelrecht ins Auge springen.

Wer kann zerreden, dass unsere Stadt wächst – und zwar nachhaltig, meine Damen und Herren? Die Geburtenzahlen steigen seit Jahren und haben ein erfreuliches Niveau von knapp 5.600 Geburten im vergangenen Jahr erreicht. Ein Ende dieser Entwicklung ist glücklicherweise momentan nicht in Sicht. Außerdem hat sich unsere Stadt zu einem Anziehungspunkt für viele Menschen entwickelt, denn es sind 2011 über 9.000 Menschen mehr nach Leipzig gezogen als unsere Stadt verlassen haben. Diese Attraktivität kommt nicht von ungefähr, sondern hat mit harter und schlussendlich auch erfolgreicher Arbeit zu tun. Wer hat diese Arbeit geleistet? Natürlich sind wir als Stadtrat an dieser Arbeit intensiv  beteiligt, aber eben auch die von drei sozialdemokratischen Oberbürgermeistern seit 1990 geführte Verwaltung.
Ohne dieses Zusammenspiel und ohne die Visionen und Strategien, die verfolgt wurden, hätte sich unsere Stadt noch lange nicht von einer schrumpfenden in eine wachsende Stadt gewandelt. Das ist sogar dem Kandidaten der Grünen aufgefallen, der in einer großen Tageszeitung, die an den vier Buchstaben leicht zu erkennen ist, über die Vorzüge Leipzigs gesprochen hat und damit natürlich dokumentiert, dass unsere Stadt ohne Frage eine positive Entwicklung seit der Friedlichen Revolution genommen hat.

Aber: Wo viel Licht ist, ist eben auch Schatten. Deshalb sind mit dem Wachsen Leipzigs auch Probleme verbunden, die in dieser Tragweite nicht schon vor 10 Jahren hätten erkannt und gebannt werden können.
Wir müssen die Infrastruktur in verschiedenen Bereichen schaffen bzw. reaktivieren, um auf dieses Bevölkerungswachstum auch entsprechend reagieren zu können. Neben den verkehrlichen Anlagen, die auf mehr Nutzer und auch ein verändertes Nutzungsverhalten angepasst werden müssen, ist es vor allem die soziale Infrastruktur, die uns momentan sehr beschäftigt.
Für meine Fraktion ist es deshalb wichtig, die Themen Schule und Kita weiterhin auf der Prioritätenliste ganz weit oben zu haben. Schließlich gehen dort, wo viele Kinder geboren werden auch irgendwann viele Kinder in die Kitas und Schulen. Die Zahl der Kindertagesstätten hat sich in einer Fünfjahresperspektive um 16 Kitas auf jetzt 213 erhöht und auch bei den Schulen sind  zwischen 2010 und 2012 zwei Schulen hinzugekommen. Das reicht jedoch noch lange nicht, deshalb müssen wir dran bleiben und auch die Schlagzahl weiter erhöhen. Im Kita-Bereich soll der kommende Rechtsanspruch auf eine Kinderbetreuung bei unter Dreijährigen, auch erfüllt werden können. Bisher können wir dort noch nicht genügend Plätze zur Verfügung stellen. Ich sehe aber, dass sowohl der Stadtrat als auch die Verwaltung die Zeichen der Zeit erkannt haben. Dennoch mache ich mir Sorgen, dass wir zum Stichtag 01.08.13 eben nicht genügend Kapazitäten haben werden und mit Klagen rechnen müssen.
Mir ist klar, dass ein Ratsbeschluss allein nicht ausreicht, um Engpässe zu beseitigen, vielmehr müssen Ausschreibungen gemacht und schließlich die entsprechenden Einrichtungen auch zum Termin gebaut werden. Das ist immer mit gewissen Risiken verbunden. Mir ist allerdings in letzter Zeit negativ aufgefallen, dass sich immer wieder Besserwisser – auch hier im Rat – zu Wort melden, die der Meinung sind, dass sie es schon immer gewusst hätten, dass man Kitas und Schulen niemals hätte schließen dürfen, weil man dann eben nicht vor den Problemen stehen würde, die wir nun zu bewältigen haben. Stimmt – aber eben nur teilweise:
Hätten wir zu den Zeiten, wo die Zahl der Kinder in den Kitas und Schulen rapide sank, keine dieser in der Tat unpopulären und schmerzlichen Schritte gemacht, hätten wir in den vergangenen Jahren vor noch größeren finanziellen Problemen gestanden. Der Freistaat entzieht seine Mitwirkung an der Unterhaltung der Schulen, die die Mindestschülerzahl nicht erreichen. Das heißt, für diese Schulen hätte die Stadt alleine aufkommen müssen und das hätte uns für viele andere Projekte einfach noch engere Ketten angelegt.
Natürlich ist es wohlfeil, zu erklären, dass keine Schule und keine Kita geschlossen werden dürfe – niemand im Rat und auch kein Bürgermeister hat so etwas gern getan –, als Stadtrat, der hier seit 1990 aktiv ist, weiß ich wovon ich rede. Insofern ist es eben nicht aufrichtig, so zu tun, als könne man solche Entscheidungen einfach durch die Vogel-Strauß-Methode umgehen.

Aber zum Glück brauchen wir über Schulschließungen in den nächsten Jahren nicht mehr reden, sondern vielmehr über den Bau neuer Schulen und die Reaktivierung alter Bildungseinrichtungen. Das sind Probleme bzw. – wie man oder frau neudeutsch sagt – Herausforderungen, die viele Kommunen gerade im Osten Deutschlands gerne hätten.

Weitere Themen, die wir in diesem Jahr aufgegriffen haben, sind die Bürger- und Servicefreundlichkeit der Stadtverwaltung. Hier sehen wir Nachholbedarf unter anderem in den Bereichen Standesamt, Elterngeld und Vaterschaftsanerkennungen. Gerade vor dem schon erwähnten positiven Umstand, dass wir zahlreiche Zuzüge und eine hohe Geburtenrate verzeichnen können, sind dort die Bearbeitungszeiten einfach zu lang.
Als Stadt, die sich die Familienfreundlichkeit auf die Fahnen geschrieben hat, sollten wir Bearbeitungszeiten von bis zu einem Vierteljahr keinesfalls akzeptieren.
Aber es ist eben nicht so einfach, wie sich das so manch einer vorstellt und auch öffentlich verkündet: Effektivität, Effizienz und Bürgerfreundlichkeit können nicht einfach angewiesen oder über den bloßen Einsatz von mehr Informationstechnik erreicht werden. Wer so etwas fordert, hat das Problem im Kern nicht erkannt. Viel mehr müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine zügige Antragsabwicklung ermöglichen. Personalabbau ist den letzten beiden Jahrzehnten immer ein Dauerbrenner im Rat gewesen, um Einsparungen erzielen zu können. Wir müssen uns nun aber auch fragen, ob das immer der richtige Weg war und ob wir in den letzten Jahren dabei immer ein glückliches Händchen hatten. Ich halte nichts von den gebetsmühlenartig vorgetragenen Forderungen nach Verwaltungsstrukturreformen und einem damit verbundenen Personalabbau. Denn hinter solchen Forderungen steckt auch immer wieder das Vorurteil, die Verwaltung wäre in jeder Faser träge, überborden und nicht effektiv. So einfach kann man es sich aber eben nicht machen. Ich denke nicht, dass die Verteilung von mehr Aufgaben auf weniger Mitarbeiter tatsächlich für ein Mehr an Effektivität, Effizienz und Bürgerfreundlichkeit sorgen wird.
Verwaltungen wie Unternehmen stehen immer stärker vor dem Problem, auf den Fachkräftemangel reagieren zu müssen. Ja, auch Verwaltungen brauchen Fachkräfte, um die steigenden und komplexer werdenden Aufgaben bewältigen zu können. Und tatsächlich, zwischen 2008 und 2011 stieg die Zahl der Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung um 180 Personen auf 6.588 Mitarbeiter an.

Das geschah nicht, damit mehr Mitarbeiter zu Fortbildungen oder Kuren fahren können, sondern weil mehr Erzieher eingestellt wurden und weil Aufgaben aus der Verantwortung des Freistaates auf die Kommunen übergegangen sind, Stichwort Elterngeldstellen.
Wenn Sie jetzt noch genauer gucken, fällt auf, dass im gleichen Zeitraum auch die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 184 Personen gestiegen ist. Das relativiert das Ganze noch mehr. Bei der ganzen Diskussion um Personalzahlen dürfen wir im Übrigen den Bevölkerungszuwachs – der im gleichen Zeitraum bei rund 5 Prozent (ca. 25.000 Menschen) lag – nicht ganz unter den Tisch fallen lassen.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Es muss es uns darum gehen, die Standards in unserer Stadt möglichst hoch zu halten, um als Stadt auch weiterhin attraktiv zu bleiben. Das betrifft die Attraktivität für Unternehmen ebenso wie die Attraktivität für die Menschen.
Wer von einer attraktiven Stadt spricht, muss natürlich auch über die Verwaltung hinausschauen. Mir fällt dabei natürlich gleich unsere reichhaltige Kulturlandschaft ein. In den letzten Wochen und Monaten waren es vor allem die Kultureigenbetriebe der Stadt, die immer wieder für Diskussionen gesorgt haben.
Keine Angst, ich möchte diese Debatten an dieser Stelle nicht umfänglich aufgreifen. Ein Satz sei mir als Lindenauer allerdings gestattet: Lassen Sie uns endlich aufhören immer wieder unser Operettentheater zur Disposition zu stellen. Klare Ansage meinerseits: Die Muko muss in der Dreilindenstraße bleiben! Sie gehört untrennbar zu unserem Kulturschatz der aus städtischen Eigenbetrieben und facettenreichen Einrichtungen der Freien Szene besteht. 
Diesen Schatz müssen wir erhalten, aber viel mehr müssen wir ihn weiter entwickeln, um auch für die nachkommenden Generationen ein anziehendes Angebot bereithalten zu können. Hierzu bedarf es eben der kulturellen Bildung und dabei ist es wichtig, die Schwellen möglichst niedrig zu halten. Dabei ist es erfreulich, dass die Nutzung der Städtischen Bibliotheken für Kinder und Jugendliche bereits kostenlos – aber eben nicht umsonst – angeboten wird. Vergessen möchte ich dabei natürlich nicht, dass wir zur nächsten Ratsversammlung eine Vorlage auf der Tagesordnung haben, die auf Initiative meiner Fraktion unter 19-Jährigen den freien Eintritt in die städtischen Museen ermöglichen soll. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung! Da passt natürlich auch der Vorschlag des Intendanten des Theater der jungen Welt ins Bild, der den Besuch seines Hauses für unter 19-Jährige kostenlos ermöglichen möchte. Dieser Idee stehe wir durchaus positiv gegenüber – nun folgt allerdings das Aber: Wann wir diesen Schritt gehen können, kann ich nicht sagen, solange wir bei den Kultureigenbetrieben nicht die aktuellen Vorhaben zur Zusammenarbeit zum Abschluss gebracht haben.

Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich mich bei den Kolleginnen und Kollegen aus der Kämmerei ganz herzlich für die mühevolle Kleinarbeit bei der Erstellung des Haushaltes bedanken.
Uns allen möchte ich noch ein Zitat von Peter Bofinger, einem der „fünf Wirtschaftsweisen“, mit auf den Weg geben, das bei verschiedenen Diskussionen, die wir in den nächsten Wochen führen werden, sicherlich passend ist: 
„Wer glaubt, die Leistung eines Fünf-Sterne-Hotels zum Preis eines Zwei-Sterne-Hotels erhalten zu können, wird schnell feststellen, dass auch der Standard sinkt.“

Vielen Dank!

Rednerin: Ingrid Glöckner, Stellv. Fraktionsvorsitzende

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Stadträte,
werte Gäste!

Der vorliegende Antrag wurde zu einem Zeitpunkt in das Verfahren gebracht, als es zur städtebaulichen Entwicklung des Wilhelm-Leuschner-Platzes noch viele Fragezeichen gab und ein  Bebauungsplanentwurf noch nicht im Verfahren war.
Es gab allerdings bereits Beschlüsse des Stadtrates, die die weitere Entwicklung und Gestaltung des Platzes wesentlich beeinflussen. So den Beschluss zum Erhalt des Bowlingcenters, die Errichtung einer Markthalle und den Standort für das Freiheits- und Einheitsdenkmal. Der Haltepunkt des Citytunnels, der ganz neue Fußgängerbeziehungen zur Innenstadt entstehen lässt, war festgelegt.
Wir wollten mit unserem Antrag die Bedeutung der Platzentwicklung noch mal in den Fokus rücken. Unsere Sorge galt insbesondere der Einzelhandelsentwicklung, die für die Innenstadt  nicht unerhebliche Auswirkung haben wird. Deshalb wollten wir, dass  vor der Ausschreibung der Teilflächen ein Einzelhandelsgutachten erstellt wird. Sollte  der Wilhelm-Leuschner-Platz  im Zusammenhang mit der Überarbeitung des STEP Zentren als A-Zentrum ausgewiesen werden, wäre diese Forderung für mich erfüllt.

Unserer  Forderung zur frühzeitigen und aktiven Bürgerbeteiligung  hat die Verwaltung mit einer öffentlichen Veranstaltung zum Entwurf des B-Planes einen ersten Schritt getan. Im weiteren Verfahren ist die Öffentlichkeit weiter aktiv zu beteiligen.
Für das Sondergebiet Markthalle wird ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt. Damit  wird der Bedeutung dieser Maßnahme  aus meiner Sicht Rechnung getragen. Die einzelnen Festlegungen des B-Planes werden wir in den jeweiligen beteiligten Ausschüssen noch zu diskutieren haben. Eine aktuelle Befragung der Händler von Frischwaren zu Ihrem Interesse an einem Verkaufsstand  in der Markthalle ist nochmals vorzunehmen. Handelt es sich doch hierbei um das Kerngeschäft einer Markthalle.
Wir stehen bei der städtebaulichen Neuordnung des Areals Wilhelm-Leuschner-Platz noch am Anfang des Verfahrens. Wir  werden die weiteren Schritte im Planungsverfahren und der Umsetzung kritisch begleiten.
Da unser Antrag bereits seit Mai im Verfahren ist, hatte die Verwaltung viel Zeit, sich bezüglich der Forderungen des Antrages zu positionieren.
Für mich sind der Punkt 2 und 3 unseres Antrages noch nicht erfüllt und sollten deshalb zur Abstimmung gestellt werden.

Redner: Claus Müller, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Eigentlich ist der Antrag selbsterklärend. Trotzdem einige Worte dazu.
Aus eigenem Erleben mit meiner jetzt bald 88-jährigen Mutter musste ich feststellen, dass es schwierig war, unser Wahllokal aufzusuchen, denn dies war nicht ohne Treppensteigen zu erreichen. Sie wollte aber wählen gehen und nicht an der Briefwahl teilnehmen.

Im Laufe der letzten Jahre bekam ich in Diskussionen und bei Gesprächen mit, dass es vielen Bürgerinnen und Bürgern in unserer Stadt ähnlich geht. Deshalb dieser Antrag.

Nun liegt der Verwaltungsstandpunkt vor.
Dieser Alternativvorschlag, und das finden wir sehr positiv, geht in einigen Punkten sogar weiter als unser Ursprungsantrag.
Besonders die Punkte 2 bis 4 seien hier genannt.

So finden wir es begrüßenswert,
1. dass für Menschen mit Lernschwierigkeiten Broschüren oder Flyer in „leichter“ Sprache entworfen werden sollen.
2. dass für Blinde und Sehschwache gemeinsam mit dem Blinden- und Sehschwachenverband Wahlschablonen entwickelt werden sollen.
3. dass es wiederum Schulungen für Wahlhelfer zur Problematik Barrierefreiheit geben wird.

Wir bitten Sie, im Sinne des Verwaltungsstandpunktes zu votieren.

Redner: Claus Müller, seniorenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Heute soll das  Förderprogramm zur Neuausrichtung der offenen Altenhilfe beraten und beschlossen werden.
Damit wird nun ein wesentlicher Bestandteil des 3. Altenhilfeplans umgesetzt. Da die SPD-Fraktion diese Entwicklung durch einen Antrag zur Erarbeitung seniorenpolitischer Leitlinien mit initiiert hat, sind wir  natürlich besonders froh über dessen Umsetzung. Schließlich kann niemand den demografischen Wandel leugnen und das ist auch der Grund, weshalb wir die ältere Generation stärker ins Bewusstsein rücken müssen und wollen.

Ziel ist es, je Stadtbezirk ein Seniorenbüro einzurichten. Bisher gab es hierfür nur einen Modellstandort in Grünau. Grundlage dafür und auch für die jetzige Vorlage war, und darauf muss unbedingt hingewiesen werden, ein Antrag, den der Seniorenbeirat unserer Stadt vor einiger Zeit eingebracht hatte und der in der Ratsversammlung mit großer Mehrheit positiv votiert wurde.
Wie in der aktuellen Vorlage beschrieben, sollen nun in jedem der zehn Leipziger Stadtbezirke Seniorenbüros eröffnet werden.

Darüber hinaus werden Mittel für die Förderung der Seniorenarbeit um rund 275.000 Euro auf  930.000 Euro pro Jahr erhöht. Mit den Seniorenbüros stehen künftig in der ganzen Stadt wohnortnahe Anlaufstellen für ältere Menschen mit und ohne Behinderungen sowie für deren Angehörige und den verschiedenen Akteuren der Seniorenarbeit bereit. Hervorzuheben ist hierbei die Aufgabe der Seniorenbüros, die die Selbstbestimmtheit und Selbständigkeit von Seniorinnen und Senioren fördern sollen. Schließlich wird es in Leipzig immer mehr ältere Menschen geben, die ihr Leben selbstbestimmt bis ins hohe Alter führen möchten.

Dies kann nur ein Anfang der Angebote der offenen Seniorenarbeit sein.
Deshalb unterstützt die SPD-Fraktion den Ergänzungsantrag des Seniorenbeirates. So ist es wichtig, das Jahr 2013 als Pilotphase zu beginnen und in den Folgejahren beständig die finanzielle Ausstattung zu evaluieren. Bei der steigenden Zahl älterer Menschen muss hierbei auch erwogen werden, ob das Netz der Anlaufstellen in den nächsten Jahren nicht noch engmaschiger geknüpft werden kann.

Die SPD-Fraktion wird der Vorlage und dem Ergänzungsantrag zustimmen.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Gäste,

bereits in der Septembersitzung hat sich der Stadtrat durch die Diskussion des Antrags der Fraktion Bündnis 90/die Grünen intensiv mit dem Thema Fachkräftemangel im Bereich Erzieherinnen und Erzieher beschäftigt. Aus diesem Grund kann ich mich heute kürzer fassen, da in die Thematik ausreichend eingeführt wurde.

Der Antrag der Grünen appellierte jedoch vorrangig an den Freistaat Sachsen,
insbesondere mit der Aufforderung ausreichend Ausbildungskapazitäten zuschaffen. Der vorliegende Antrag dagegen richtet sich ausdrücklich an die Stadtverwaltung. Die SPD-Fraktion hat die Befürchtung, dass es auch in Leipzig zukünftig immer schwerer werden wird, geeignete Fachkräfte für Kindertagesstätten zu finden. Dass es auch momentan nicht einfach ist Erzieherinnen und Erzieher zu finden zeigt der Umstand, dass die Stellenausschreibung der Stadt auf der Homepage quasi eine dauerhafte Ausschreibung ist. In den nächsten Jahren müssen zudem, wie die Stadtverwaltung im Verwaltungsstandpunkt ausführt, ca. 250 Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten und Horten eingestellt werden. Hinzu kommen ca. 750 Erzieherinnen und Erzieher bei freien Trägern. Ingesamt bedeutet das, dass innerhalb von 5-6 Jahren 1000 Erzieherinnen und Erzieher neu eingestellt werden müssen.

In Leipzig darf nicht eine Situation wie in Dresden eintreten, wo aufgrund von unbesetzten Stellen auch Kita-Plätze frei bleiben müssen. Daher fordert die SPD-Fraktion zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme und aufbauend darauf eine Bedarfsanalyse, welche auch die Bedarfe der Freien Träger mit erfassen sollte.
Aufbauend auf einer Bestandsaufname und Bedarfsanalyse, welche zu großen Teilen sicher vorliegt, muss die Stadtverwaltung eine Personalkonzeption entwickeln, mit der langfristig sichergestellt werden kann, dass es nicht zu einem Fachkräftemangel in städtischen Kindertageseinrichtungen kommt. Ob dabei zukünftig ein Praxispartner, wie im Verwaltungsstandpunkt beschrieben, ausreicht, zweifelt die SPD-Fraktion an. Zudem kann das Ziel der Stadt nicht nur sein, ihren eigenen Personalbedarf zu decken. Wird dieser auf Kosten der freien Träger gedeckt, kann es nämlich auch dazu kommen, dass durch zu wenig Personal Plätze in Kitas frei bleiben müssen. Zudem sollte das Konzept auch darlegen, welche Auswirkungen eine Absenkung des Betreuungsschlüssels hätte und wie darauf reagiert werden müsste.

Die SPD-Fraktion begrüßt den positiven Verwaltungsstandpunkt.
Dieser ersetzt für uns jedoch noch nicht die umfassende Analyse und das Personalkonzept. Vielmehr ist der Verwaltungsstandpunkt für uns ein erster Aufschlag. Eine umfassende Analyse und das Personalkonzept erwarten wir im Herbst 2013 im Zuge der Diskussion um die Kita-Bedarfsplanung 2014.

Abschließend möchte ich noch zum Ausdruck bringen, dass ich mich sehr über die Aussage im Verwaltungsstandpunkt gefreut habe, dass die Stadt in den nächsten Jahren den Bau von sechs neuen städtischen Kitas plant. Lassen Sie uns bereits im Jahr 2013 damit anfangen.

Anfrage der SPD-Fraktion

Seit dem 1. Januar 2011 stehen bedürftigen Kindern und Jugendlichen Leistungen für Bildung und Teilhabe zu.

Folgende Fragen haben wir zu diesem Thema:

1. Wie viele Personen hatten in Leipzig Anrecht auf die Leistungen für Bildung und Teilhabe in 2011 und  im 1. Halbjahr 2012?
2. Wie viele Anträge auf Leistungen für Bildung und Teilhabe wurden in Leipzig gestellt, wie viele Anträge wurden davon genehmigt und wie viele Personen sind dies insgesamt in 2011 und im 1. Halbjahr 2012?
3.  Welche Anstrengungen unternimmt die Stadt, damit möglichst viele leistungsberechtigte Personen Leistungen für Bildung und Teilhabe beantragen?

Anfrage der SPD-Fraktion

Im Rahmen der Neuordnung von Kopierkosten des Unterrichtsmaterials in Schulen (nach dem Urteil des OVG Bautzen) hat der Schulträger keinen Anspruch auf die Erstattung von Kopierkosten durch die Eltern mehr. Im Haushalt sind für das Kopiergeld Mittel in Höhe von 154.060 Euro eingestellt wurden.

Folgende Fragen haben wir zu diesem Thema:

1. Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten je Schüler in Euro für Kopien für die Stadt Leipzig?
2. Wie viele Kopien können pro Schüler von den eingestellten Mittel durchschnittlich pro Schuljahr gemacht werden?
3. Wie viel kostet eine einseitig schwarz-weiß bedruckte A4-Seite an den kommunalen Schulen? (bitte für alle kommunalen Schulen auflisten und durchschnittliche Kosten)
4. Wie viel kostet eine beidseitig schwarz-weiß bedruckte A4-Seite an den kommunalen Schulen? (bitte für alle kommunalen Schulen auflisten und durchschnittliche Kosten)
5. Wie hoch sind die Leasing-Gebühren für die Kopierer pro Jahr? (bitte für alle kommunalen Schulen Gebühren und Anzahl der Geräte auflisten und durchschnittliche Kosten)
6. Sind in den Kopierkosten auch die Kosten für Kopierpapier und Toner enthalten? Wenn nein, wie hoch sind hierfür durchschnittlich die Kosten und aus welchen Mitteln werden die Anschaffung von Kopierpapier und Toner beschritten?

Wir bitten um die schriftliche Beantwortung der Anfrage.