Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Rednerin: Stadträtin Ute Köhler-Siegel

Obwohl es in Leipzig im Bundesdurchschnitt viele Kita-Plätze gibt, ist es in vielen Stadtteilen schwierig, einen Platz zu finden.
Besonders Krippenplätze sind knapp.
Zur Zeit ist es so, dass Eltern in die Einrichtung gehen und sich dort anmelden. Die Leiterin führt zu diesem Anlass durch das Haus und erläutert das Konzept. Bei meinen Anmeldungen dauerten die Gespräche mindestens eine Stunde.
In manchen Einrichtungen wird dann ein Anmeldebogen ausgefüllt.
Wenn man Glück hat, bekommt man eine Kopie. In anderen Einrichtungen wird man in ein bedeutungsschweres Buch eingetragen, meistens mit Bleistift. In der Regel melden die Eltern ihre Kinder in  mehreren Einrichtungen an. Mein Sohn ist auch schon in einigen Kitas registriert.
Nun müssen sich die Eltern in gewissen Abständen in den Einrichtungen melden. Manchmal führen die Leiterinnen eine Strichliste.
Um die Chancen auf einen Krippenplatz zu erhöhen, hilft es gelegentlich, wenn man der Leiterin nicht widerspricht, wenn sie die pädagogische Notwendigkeit von 45-Stunden-Verträgen erläutert.
Durch die Mehrfachanmeldungen kann der tatsächliche Bedarf nicht ermittelt werden.
Viele Eltern, die dann einen Platz gefunden haben, ziehen ihre Voranmeldungen in den anderen Einrichtungen nicht zurück.
Dadurch entstehen Verzögerungen in der Vergabe von Plätzen, die Leiterinnen investieren Zeit, um die Eltern zu kontaktieren und es entstehen Portokosten.

Durch einen zentralen Vermittlungsservice haben alle Seiten Vorteile:

  1. Die Stadt Leipzig kennt den tatsächlichen Bedarf und kann darauf reagieren.
  2. Den Eltern, die dringend einen Platz suchen, können in Einrichtungen vermittelt werden und somit wird der berufliche Wiedereinstieg besser planbar.  Außerdem würden die Wartelisten besonders gefragter Kitas transparenter.
  3. Die Kita- Leiterinnen müssen nicht mehr so viele Einzelgespräche führen. Ein Tag der offenen Tür würde sich lohnen. Damit bliebe mehr Zeit für die Umsetzung des neuen Bildungsauftrages.

Wichtig ist uns bei diesem Antrag:
Wir wollen keine Zuweisung, die Eltern haben weiterhin die freie Wahl der Einrichtung.
Wir wollen keine Einführung von Zugangskriterien.
Wir bitten um Zustimmung zum vorliegenden Prüfauftrag.

Redner: Peter Geiling, sportpolitischer Sprecher

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,     
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste,

Der Beschluss zur Vorlage ist – wie von Bürgermeister Tschense genannt – notwendig, damit die von der FIFA geforderten zusätzlichen Maßnahmen am und im Stadion zügig fortgesetzt werden können.
Das Zentralstadion muss zum Confederations-Cup im Juni diesen Jahres voll spielfähig sein, also allen für ein WM-taugliches Stadion notwendigen Anforderungen genügen. Ansonsten freuen sich die Düsseldorfer oder Mönchengladbacher über dieses Großereignis, ebenso wie über die Fußball-WM und die ganze Nation lacht über Leipzig.

Die nun anstehenden Mehrkosten, insbesondere für gestiegene Sicherheitsauflagen, waren aus unserer Sicht nicht vorhersehbar, als die ursprüngliche Konzeption des Stadions beschlossen wurde.
Der städtische Anteil beim Stadionbau von knapp zwölf Millionen Euro soll einmalig um neun Millionen Euro steigen und liegt damit insgesamt bei ca. 20 Millionen Euro.
20 Millionen Euro sind natürlich eine stolze Summe. Angesichts der Gesamtkosten von ca. 116 Millionen Euro halten wir diesen Betrag aber für vertretbar. Durch die zahlreichen Fußballanhänger, Bürgerinnen und Bürger, sowie Touristen, die zu Veranstaltungen das Stadion besuchen und hoffentlich fleißig Geld ausgeben, werden die Baukosten amortisiert.

Kurz noch ein paar Worte zu der generellen Diskussion, ob sich Leipzig solche Großprojekte leisten kann und soll: Wir sagen ja, denn was wäre denn aus der alten Stadionschüssel geworden, wenn wir den Bau des neuen Stadions nicht beschlossen hätten. Dass sich Tausende Leipziger als freiwillige Helfer melden und wie in den 50er Jahren ein neues Stadion – das kostengünstiger und WM-tauglich ist – gebaut hätten, ist wohl mehr als unwahrscheinlich. Die Alternative wäre eine baufälliges Betonwerk und somit ein Schandfleck gewesen und dies wollten wir nicht. Das hat nichts mit vorauseilenden Gehorsam zu tun, wie ein engagierter Journalist der LVZ-Sportseite gleich mehrfach schreibt.

Die SPD-Fraktion wird daher der heutigen Vorlage zustimmen.

Redner: Prof. Dr. Thomas Fabian, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste,
was ist der Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft?
Menschen aus verschiedenen Ländern sollten sich besser kennen und verstehen lernen, das war die ursprüngliche Idee für Städtepartnerschaften, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa entstand. Das klassische Ziel einer Städtepartnerschaft, die Völkerverständigung, sollte durch Kulturaustausch und Kooperation in Wirtschaft und Wissenschaft erreicht werden. Während unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg der Wunsch nach Versöhnung im Vordergrund stand, liegt heute der Sinn der Städtepartnerschaften darin, auf kommunaler Ebene einen Beitrag zum Zusammenwachsen von Europa zu leisten. Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft kann auch die praktische Hilfe für eine andere Stadt sein. Aus diesem Grunde wurden später auch Partnerschaften mit Städten in Entwicklungsländern eingegangen. Heute gewinnt die internationale Vernetzung mit Städten in verschiedenen Kontinenten in der globalisierten Welt zunehmend an Bedeutung. Schon allein aus diesem Grund ist es für Leipzig wichtig, auch mit einer Stadt in Afrika eine Städtepartnerschaft einzugehen und zu pflegen.
Welche Gesichtspunkte können bei der Wahl einer zukünftigen Partnerstadt eine Rolle spielen? Städte ähnlicher Größenordnung mit vergleichbaren wirtschaftlichen Gegebenheiten und historischen Entwicklungen kommen üblicherweise in Europa für eine Partnerschaft in Frage. Während es schon in Europa nicht leicht ist, einfach eine Partnerstadt auszuwählen und die Partnerschaft mit Leben zu füllen, so ist es deutlich schwieriger, eine solche Beziehung mit einer Stadt auf einem anderen Kontinent herzustellen. Aus diesem Grunde bietet es sich an, eine Städtepartnerschaft mit einer Stadt einzugehen, zu der schon Beziehungen auf verschiedenen Ebenen bestehen. Dies ist bei Addis Abeba eindeutig der Fall. Abgesehen von den zahlreichen Studenten aus Äthiopien, die in Leipzig studiert haben, besteht seit genau zwei Jahren in Leipzig ein Verein Städtepartnerschaft Leipzig – Addis Abeba, der bereits etliche Aktivitäten entfaltet hat. Insofern können wir sicher sein, dass diese Städtepartnerschaft nicht nur aus offiziellen Begegnungen und Austauschprogrammen bestehen wird, sondern auch von ehrenamtlichem Engagement Leipziger Bürgerinnen und Bürger getragen wird. Auch das ausdrückliche Interesse der Stadtverwaltung von Addis Abeba, von der ja die Initiative ausgeht, lässt erwarten, dass diese Städtepartnerschaft mit Leben gefüllt werden kann.
Es gibt allerdings auch Gesichtspunkte, die gegen einen Städtepartnerschaft mit einer bestimmten Stadt sprechen können. Abgesehen von den Kosten, wurden in der Diskussion um eine Städtepartnerschaft mit Addis Abeba, Menschenrechtsverletzungen in Äthiopien als Gegenargumente angeführt. Nun besteht jedoch gerade im Rahmen einer Städtepartnerschaft eher die Chance, auf die Einhaltung der Menschenrechte zu drängen.
Eine Städtepartnerschaft mit Addis Abeba würde nicht nur dem kulturellen Austausch, sondern auch wirtschaftlichen Interessen in Leipzig dienen. Auf jeden Fall würde Leipzig mit dem Eingehen einer Städtepartnerschaft mit der afrikanischen Stadt Addis Abeba ein deutliches Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und für Weltoffenheit setzen.
Leipzig hätte damit insgesamt 13 Städtepartnerschaften, was angesichts der internationalen Orientierung dieser Stadt eine angemessene Anzahl wäre.
Die SPD Fraktion wird der Vorlage zustimmen.

Redner: Claus Müller, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

über die Vorlage „Entscheidung zur Stadtgärtnerei“ haben wir in unserer Fraktion mehrmals diskutiert und sind zu keiner einheitlichen Meinung gekommen. Wir werden also unterschiedlich dazu abstimmen.

Wie ist die derzeitige Situation?
Seit 1877 existierend und seit 1911 im Besitz der Stadt wurde die Stadtgärtnerei zwischen 1993 und 1999 in mehreren Stufen modernisiert (Umformer für Fernwärme, neues Gewächshaus, neue Heizleitung). Die Gärtnerei ist Ausbildungsbetrieb mit Schulungsräumen.
Die wichtigsten Leistungen sind die Produktion (Anzucht) von ca. 440.000 Blumen, die Betreuung der Pflanzkübel in der Innenstadt, Dekorationsarbeiten für städtische Veranstaltungen, Tagungen und Messen sowie die Innenraumbepflanzungen in den verschiedenen Ämtern und städtischen Eigenbetrieben. Die erwirtschafteten Erlöse stehen in keinem Verhältnis zu den Aufwendungen, wobei der Vorlage entnommen werden kann, „dass die erbrachten Leistungen der Stadtgärtnerei gegenüber den Auftraggebern ohne vollständige Kostenerstattung vorgenommen werden“. Das heißt im Klartext: Die in der Vorlage angegebenen Erlöse in Höhe von 55.000 Euro entsprechen in keinem Fall der Realität, sondern müssten bedeutend höher liegen.

Welche Auswirkungen werden sich bei einer Schließung ergeben?
Eine moderne Einrichtung wird stillgelegt. Die Beschäftigten werden zwar über neu angebotene Arbeitsverträge innerhalb der Stadtreinigung eine neue Tätigkeit aufnehmen können, aber es kann für den einzelnen Mitarbeiter zu finanziellen Einbußen kommen. Die Lehrausbildung zum Gärtner für Zierpflanzenbau ist an diesem Standort nicht mehr möglich.
Die Vielzahl der erbrachten Leistungen für die Stadt fallen weg bzw. werden eingeschränkt. Der geplante Zukauf von Pflanzen zu marktüblichen Preisen in Höhe von 200.000 Euro wird bei weitem nicht den Bedarf decken. Das bedeutet – und darüber muss sich jeder im Klaren sein – weniger städtisches „Bunt“. Dies betrifft vor allem die Ämter, die Veranstaltungen und Messen, aber auch die Bepflanzung von Beeten außerhalb der City.

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste,
zum ersten Mal seit 1990, als nach fast fünf Jahrzehnten erstmals wieder ein freigewähltes Stadtparlament zusammentrat, liegt uns ein Haushaltplanentwurf mit einer so großen Lücke vor, dass ihre Deckung im gleichen Jahr nicht erfolgen kann. Für über 100 Mill. € fehlt jede Finanzierungsmöglichkeit in 2005.
Wenn wir ehrlich sind, war das in den letzten Jahren auch schon der Fall Allein 2003 wurde die Jahresrechnung mit einem Fehlbetrag von über 80 Mill. € abgeschlossen, d.h. der Haushaltsansatz für 2003 war unrealistisch, die getroffenen Prognosen haben sich nicht erfüllt oder waren etwa die Zahlen von der Kämmerei geschönt?
Die SPD-Fraktion findet den jetzt gewählten Weg, einen weitgehend realistischen Haushaltsansatz vorzulegen, wesentlich transparenter. Nur so kann auch den Bürgern der Stadt die wirklich dramatische Haushaltsituation und das unbedingte Erfordernis zum Sparen in allen Bereichen – ich betone nochmals in allen Bereichen – deutlich gemacht werden.
Der amtierende Leiter des Dezernates Finanzen, Herr Auerhammer, hat bei der Einbringung des Haushaltsplanentwurfes im Stadtrat geäußert, dass Leipzig in der Normalität der deutschen Städte angekommen wäre. Ich meine, dass er besser von einer Nicht-Normalität hätte sprechen sollen. Normal wäre es, wenn eine Stadt wie Leipzig ihren Leistungen entsprechend Einnahmen erzielen würde und einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen könnte. Die grundgesetzlich garantierte kommunale Selbstverwaltung ist längst nicht mehr gegeben.
Die Probleme haben strukturelle Ursachen und eine grundlegende Besserung ist nicht absehbar. Diese Erkenntnis ist bitter und wird uns im kommenden Jahr schwierige und unangenehme Entscheidungen abverlangen. Dies fängt bei der Schließung der Schulzahnklinik an und hört bei der Schließung der städtischen Schwangerschaftskonflikt- und Familienberatungsstelle längst nicht auf. Wenn der frei verfügbare Anteil im Haushalt, insbesondere im Vermögensbereich, immer weiter sinkt, wird der Spielraum für uns Stadträte logischerweise geringer. In den kommenden Jahren wird es daher zunehmend darum gehen, Einschränkungen und Sparpotenziale zu benennen und nicht mehr darum, Wohltaten und Geschenke zu verteilen.
Die Stadt schiebt wie eine Bugwelle zahlreiche ungedeckte Schecks vor sich her. Wir müssen aufpassen, dass die Bugwelle nicht zu groß wird, über uns zusammenschlägt und wir somit handlungsunfähig werden. Was können wir Stadträte tun? Auf bessere Zeiten mit höheren Einnahmen warten wir, solange ich zurückdenken kann. Also müssen wir selbst die Initiative ergreifen, um das Haushaltsdefizit zu reduzieren. Die Stadtverwaltung hat dazu ein Haushaltssicherungskonzept vorgelegt.
Leider kam das Konzept aus Sicht meiner Fraktion viel zu spät. Nach unserer Auffassung müssen Haushalt und Sicherungskonzept zwingend gemeinsam beraten und verabschiedet werden. Zur Beratung der in diesem Konzept der Verwaltung enthaltenen Vorschläge bleiben den Fraktionen maximal fünf Wochen Zeit.
Gleichzeitig wiederholen wir an dieser Stelle unsere Forderung nach einem langfristigen Investitions- und Finanzierungskonzept. Ein solches Arbeitsmittel hätte bei der Erstellung eines Haushaltssicherungskonzeptes erheblich geholfen. Der Antrag der SPD-Fraktion liegt immer noch unbearbeitet in der Warteschleife.
Meine Damen und Herren! Ein weiteres offenes Problem für die Haushaltsverabschiedung ist die Frage, ob in 2005 440 Stellen der Stadtverwaltung gestrichen werden müssen oder ob eine Kürzung der Arbeitszeit auf 36 Wochenstunden möglich sein wird. Erst am 24.11. entscheiden die Gewerkschaftsmitglieder in der Verwaltung, ob überhaupt Tarifverhandlungen aufgenommen werden. Zur Verabschiedung des Haushaltes muss diese Entscheidung aber zwingend vorliegen. Wie gehen wir damit um, wenn am 17.12. zur geplanten Haushaltsverabschiedung noch verhandelt wird? Muss die Verabschiedung dann nicht in den Januar verlegt werden?
An dieser Stelle erwarten wir eine klare Aussage von den Verhandlungsparteien bei den möglichen Tarifverhandlungen. Die SPD-Fraktion hat sich klar und eindeutig für eine Einsparung im Personalbereich durch die Kürzung der Arbeitszeit auf 36 Wochenstunden ausgesprochen. Kommen die Tarifparteien zu keiner Einigung, werden wir aber auch einer ganz erheblichen Personalkürzung zustimmen müssen. Die Haushaltssituation zwingt uns einfach dazu! Der Fraktion ist aber bewusst, dass diese Entscheidung eindeutig unsolidarischer und damit die schlechtere Lösung wäre. Durch die notwendige Sozialauswahl würden die Entlassungen zu Lasten der jüngeren Mitarbeiter vorgenommen werden. Schon heute liegt das Durchschnittsalter innerhalb der Verwaltung bei ca. 47 Jahren. Gerade die jungen Mitarbeiter in der Verwaltung sollten das den Personalräten und Gewerkschaftsvertretern spätestens am 24.11. in geeigneter Form klar machen!
In Hinblick auf eine mögliche Verschiebung der Beschlussfassung zum Haushalt möchte ich der Personalvertretung und der Gewerkschaft mitteilen, dass das Gesagte im Januar genauso wie im Dezember gilt. Wir kommen um grundlegende Einschnitte im Personalbereich nicht herum.
Anders als bei der CDU vertreten wir jedoch die Auffassung, dass weitere Kürzungen nur noch durch grundsätzliche, strukturelle Änderungen im Verwaltungsaufbau möglich sind. Eine Möglichkeit wäre die Übergabe aller Kindertagesstätten an freie Träger, eine andere die Zusammenlegung und anschließende Privatisierung von Hochbauamt und Liegenschaftsamt. Voraussetzung dafür ist eine Budgetierung in der Verwaltung. Im Zuge der Budgetierung und einer wirtschaftlichen Haushaltrechnung könnten auch die Kostentreiber im Rathaus ermittelt werden.
Schon Jahr für Jahr beklagen wir, dass den Kommunen immer neue Aufgaben aufgebürdet werden, diese aber nicht die Mittel erhalten, die zur Aufgabenerfüllung notwendig sind. Die Städte und Gemeinden müssen mitreden können, wenn sie selber von Landes- oder Bundesgesetzen betroffen sind. Die SPD-Fraktion befürwortet und unterstützt die Forderung des Deutschen Städtetages, eine entsprechende Änderung des Grundgesetzes herbeizuführen. Darin soll künftig ein Anhörungsrecht der Kommunen für Bundesgesetze verankert werden.
Wir begrüßen, dass im sächsischen Koalitionsvertrag auf Initiative der SPD festgeschriebenen wurde, den Kommunen eine zusätzliche Investpauschale in Höhe von 50 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Dies ist ein erster Schritt, um die Finanzsituation der sächsischen Städte und Gemeinden zu verbessern. Ein weiterer Schritt ist, die Ausgleichsmittel des Bundes im Zuge von Hartz IV eins zu eins durch den Freistaat an die Kommunen weiterzugeben. Auch das steht im Koalitionsvertrag.
Der erstmals ungedeckte Haushalt erfordert unpopuläre Maßnahmen zur Haushaltssicherung. Die SPD-Fraktion möchte dieser schwierigen Situation Rechnung tragen und stellt daher einen Grundsatzantrag mit dem Ziel, städtische Beteiligungen an Wirtschaftsunternehmen in einer Größenordnung von mindestens fünf Mill. € zu veräußern bzw. zu privatisieren. Die eine Hälfte der Verkaufserlöse soll zur Schuldentilgung verwendet werden, die andere Hälfte zur Finanzierung von Zukunftsinvestitionen. Nach der Durchsicht des Haushaltsicherungskonzeptes wissen wir, dass der genannte Betrag viel zu gering ist. Meine Fraktion prüft zur Zeit, ob es vernünftige Alternativen zu Steuererhöhungen gibt. Wenn wir die Steuererhöhungen vermeiden wollen – und das möchte meine Fraktion – müssen wir Beteiligungen in einer Größenordnung von über 25 Mill. € verkaufen. Das sollten Beteiligungen sein, die der Stadt keine oder nur geringe Erträge bringen. Auch der Verkauf von Anteilen unter der 50 %-Grenze könnte angedacht werden. Das hätte den zusätzlichen Vorteil, dass externer Sachverstand ins jeweilige Boot käme. Die gewonnenen Mittel sollen zwingend zur Schuldenreduzierung eingesetzt werden.
Außerdem müssen wir weitere Einsparungen finden, die nachhaltig sind. Dazu zählen Kürzungen im Personalbereich oder der Wegfall von städtischen Leistungen.
Korrekturen am Haushaltsplan sieht die SPD-Fraktion bei den Themen Stadtumbau und Stadterneuerung, bei Zuschüssen an Vereine und Verbände im Jugendhilfebereich, bei Grünpflanzungen und der Weiterführung des Grünen Bogens Paunsdorf, bei der Umsetzung der Kleingartenkonzeption, bei einer laut Brandschutzbedarfsplan notwendigen Investition der Freiwilligen Feuerwehr Böhlitz-Ehrenberg und im Bereich Schulwegsicherheit. Beim Thema „Zuschüsse an Sportvereine für Bauinvestitionen“ ist ein Änderungsantrag unserer Fraktion inzwischen zur Tradition geworden. Wir hoffen, dass die Umsetzung der vom Stadtrat nach intensiver Diskussion beschlossene Bibliotheksentwicklungskonzeption diese Tradition nicht aufnimmt und das Kulturdezernat erkennt, dass die große Mehrzahl der Stadträte in diesem Bereich keine weiteren Einschnitte zulässt.
Lassen Sie mich noch eine kritische Bemerkung zum Thema Stadtumbau und Stadterneuerung machen. Obwohl wir vorschlagen in diesen Bereich mehr Investitionsmittel einzusetzen, fordern wir von der Verwaltung, dass die bereits eingestellten Mittel auf ihre Nachhaltigkeit überprüft werden. Außerdem sollten alle Projekte auf ihren Einsatz in die Schwerpunktgebiete unserer Stadt kontrolliert werden. Gohlis und das Waldstraßenviertel zum Beispiel sind inzwischen Selbstläufer und brauchen durch uns keine Förderung mehr.
Die steigenden Zuschüsse für die Eigenbetriebe Kultur, insbesondere für die Oper, werden in meiner Fraktion kritisch gesehen. Es kann einfach nicht sein, dass uns einerseits die Entlassung von weit über 400 Mitarbeitern der Verwaltung vorgeschlagen wird und gleichzeitig der Zuschuss für die Oper um 3 Mill. € ansteigt. Das Dezernat Kultur fordern wir energisch auf, mehrheitsfähige grundlegende Strukturänderungen im Bereich der Eigenbetriebe Kultur vorzuschlagen. Der von meiner Fraktion ins Verfahren gebrachte und vom Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossene Antrag bezüglich einer Rechtsformänderung steht immer noch zur Umsetzung an. An die Kulturschaffenden in Leipzig appellieren wir, besonnen und tatkräftig neue Wege mitzugehen, damit die Kulturvielfalt als ein überaus wichtiger Standortfaktor in Leipzig erhalten bleibt. Das kulturelle Angebot muss aber auch für eine Stadt, die nun mal keine Millionen-Stadt ist, finanzierbar bleiben. Rücktrittsdrohungen von Intendanten, wie erfolgreich sie auch arbeiten, bringen uns der Lösung des Problems keinen Schritt näher.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich komme nun zu einem für meine Fraktion äußerst wichtigen Eckpunkt des städtischen Haushaltes. Ein positives Echo fand bei uns die Ankündigung der Verwaltung, dass der Kinderbetreuung und der Sanierung von Kindertagesstätten ein besonderes Augenmerk geschenkt wird. Es ist erfreulich, dass Leipzig im kommenden Jahr sechs Mill. € zusätzlich für die Kinderbetreuung ausgibt und die Sanierung von Kindertagesstätten ein Schwerpunkt im städtischen Investitionsprogramm ist. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an einen Haushaltsantrag der SPD-Fraktion aus dem vergangenen Jahr, wonach die Mittel für dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen – angesichts des Investitionsstaus in Höhe von ca. 60 Mill. € – deutlich zu erhöhen sind.
Das für das kommende Jahr aufgelegte Bauprogramm für Kitas und Schulen mit einem Umfang von mindestens 6,5 Mill. € hilft zum einen, den Investitionsstau ein gutes Stück abzubauen und zum anderen, die regionale Bauwirtschaft mit Aufträgen zu versehen.
Positiv ist dabei auch der Rückenwind aus Dresden durch die neue Landesregierung:

  1. Im Landeshaushalt werden in den beiden kommenden Jahren jeweils 15 Mio. € für ein Investitionsprogramm in Kitas bereit gestellt
  2. Die Pauschale für Kindertageseinrichtungen wird um ca. 8 Prozent auf 1.800 Euro pro Kind erhöht.

Dadurch ist weiterhin eine qualifizierte Betreuung, Erziehung und Bildung der Kinder möglich.
Diese Schwerpunktsetzung im städtischen Haushalt – über 50 Millionen Euro Zuschuss der Stadt für die Kinderbetreuung – ist aber nur finanzierbar, wenn wir in anderen Bereichen Abstriche machen. Auch das muss hier ganz eindeutig gesagt werden. Die SPD-Fraktion befürwortet diese Schwerpunktsetzung.
Ein schwierigeres Thema ist das stark reduzierte Volumen des Vermögenshaushaltes. Die Handlungsfähigkeit der Stadt ist dadurch stark eingeschränkt. Es fehlen insbesondere Planungsmittel, um den immer notwendigen Vorlauf schaffen zu können. Genau das hat uns in den letzten Jahren gegenüber anderen Kommunen ausgezeichnet.
Einen Ausweg sehen wir in der Beteiligung Privater am Investgeschehen, kurz PPP-Modellen. Das fordert die SPD-Fraktion seit zwei Jahren. Das Ziel ist, den Investitionshaushalt der Stadt von Maßnahmen zu entlasten und dennoch in städtische Immobilien – zum Beispiel Kitas und Schulen – zu investieren. Bis zum heutigen Tage blockiert die Stadt jedoch die Umsetzung solcher Projekte. Die nach wie vor zu hohe Arbeitslosigkeit in Leipzig fordert eigentlich viele öffentliche Aufträge. Wenn die Stadt dazu aus den bekannten Gründen nicht in der Lage ist, muss man andere Wege suchen. Bisher wurde das von der Verwaltung sehr konsequent verhindert.
Ich wünsche uns in den kommenden Wochen eine sachliche, fruchtbare Diskussion und hoffe auf ein von der großen Mehrheit des Stadtrates getragenes Ergebnis bei der Abstimmung zum Haushalt .
Wie immer an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kämmerei und allen an der Haushaltserstellung Beteiligten für die in diesem Jahr besonders schwierige Arbeit unseren Dank.
Und Ihnen danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste,
Seit Februar diesen Jahres ist der Kämmerer der Stadt Leipzig, Herr Kaminski, beurlaubt. Der amtierende Vertreter, Herr Auerhammer, arbeitet ohne Legitimation durch den Stadtrat. Dies sagt nichts über seine Qualitäten, sondern ist lediglich die Feststellung der fehlenden politischen Legitimierung.
Die Länge der Beurlaubung von Herrn Kaminski ist von niemanden abschätzbar. Es gab und gibt weder von der Staatsanwaltschaft, noch vom Regierungspräsidium (RP) eine Aussage zum jeweiligen Verfahrensabschluss.
Bei der dramatischen Haushaltssituation braucht die Stadt aber einen Kämmerer, der mit allen Rechten und Pflichten ausgestattet ist. Deshalb befürworten wir das Abwahlverfahren. Diese Abwahl ist keine Wertung der Arbeit von Herrn Kaminski in den letzten 14 Jahren.
Herr Kaminski hat beim Bau des neuen Zentralstadions und beim Umbau des Alten Rathauses nach meinem Kenntnisstand am Stadtrat vorbei Entscheidungen getroffen. Das kann der Stadtrat nicht gut finden.
Andererseits war Herr Kaminski in den vielen Jahren im Stadtrat und in der Öffentlichkeit als Kämmerer sehr geschätzt. Die SPD-Fraktion hat mit ihm insgesamt gut zusammen gearbeitet.
Ich gehe im Gegensatz zu der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen davon aus, dass die Verfahren bei Staatsanwaltschaft und beim RP weiter laufen und möchte betonen, dass durch die Abwahl nichts unter den Tisch gekehrt werden soll.
Die SPD-Fraktion wird der Abwahl von Herrn Kaminski als Kämmerer der Stadt Leipzig zustimmen.

Redner: Jürgen Wesser, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste,
Der Staat ist im Umbruch, die Bürger haben Mühe zu folgen, haben Probleme zu verstehen, was da passiert, haben Angst. Von strikter Ablehnung über „na sehen wir mal“ und Einsicht in die Notwendigkeit bis Zustimmung und „war schon lange nötig“ reicht die Palette der Meinungen.
Es war Thema in allen Wahlkämpfen mit mitunter nicht nachvollziehbaren Wendungen in den Äußerungen von Politikern. Was bleibt ist die Einsicht, dass ein Umbau der Sozialsysteme unumgänglich ist und was damit auch bleibt, ist die Angst vor diesem Umbau.
Das Grundübel fehlende Arbeitsplätze wird nach meiner Meinung damit nicht gelöst. Was gefördert, um nicht zu sagen erzwungen wird, ist die Bereitschaft der Betroffenen eine Arbeit anzunehmen, die unter Ihrem Niveau und unter ihren Fähigkeiten liegen kann. Womit ich nicht sagen will – dass das falsch ist. Warum soll z. B. eine Verkäuferin, eine Friseuse, eine Serviererin mit ihrem geringen Gehalt über ihre Steuerabgaben den Lebensstandard von Hilfeempfängern unterstützen, der oft über ihrem eigenen liegt. Die Existenz muss gesichert werden.
Die grundsätzlichen politischen Entscheidungen sind getroffen. Wir können sie beklagen oder für richtig halten. Wir können sie als Kommunalpolitiker nicht beeinflussen oder ändern.
Wir können und müssen unseren Beitrag leisten, den Betroffenen bei dem Einstieg in diese neuen Systeme jede mögliche Unterstützung zu geben.
Dazu gehört:

  • Eine Spitzenberatung
  • Kurze Wege
  • Eine unbürokratische Bearbeitung (soweit das System das zulässt)
  • Menschliches Miteinander
  • Verständnis für die Sorgen der Betroffenen
  • Zügige Bearbeitung von Anträgen

Der Gesetzgeber hat dafür mehrere Möglichkeiten angeboten. Eine ist die „ARGE“, wie in der Vorlage vorgeschlagen. Die Kompetenzen und Erfahrungen, von Sozialamt und Arbeitsamt werden zusammengeführt.
Bei der Unsicherheit, die allen möglichen Modellen anhaftet, bietet dieses Konstrukt die für alle Seiten größtmögliche Sicherheit, auch Rechtssicherheit. Die Mitarbeiter sind erfahren und mit den Problemen vertraut. Die Kooperation von AA und Kommune findet auf einer Basis der Gleichberechtigung statt. Die Zuständigkeit und Verantwortlichkeit für Kommunen und für die Agentur sind klar umrissen und werden zusammengeführt. Es gilt ein einheitliches Leistungsrecht in geteilter Verantwortung. Die Hilfe erfolgt aus einer Hand und ortsnah. Auch wenn, wie bei jeder neuen Sache ein Restrisiko bleibt.
Die Betroffenen müssen ihr Geld bekommen, ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Wir sind in der Pflicht, zügig zu handeln. Bei allen berechtigten Einwänden. Das Risiko ist soweit wie möglich minimiert.
Die ARGE bietet von allen möglichen Modellen die aus unserer Sicht besten Voraussetzungen. Details, deren ferne Auswirkungen jetzt noch keiner einzuschätzen vermag, dürfen nicht zum Scheitern führen.
Im Interesse der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger. Die SPD-Fraktion wird der Vorlage zustimmen.