Reden und Texte der SPD-Fraktionsmitglieder innerhalb der Ratsversammlung zu ausgewählten Themen

Redner: Axel Dyck, Vorsitzenden der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
werte Gäste!

Um von vorn herein klarzustellen – die SPD-Fraktion steht für wirtschaftlich starke und selbstständige Unternehmen unter dem Dach einer deutlich gestärkten LVV.
Wir stehen damit für unternehmerische Tätigkeit kommunaler Unternehmen am Markt.

Seit mehr als zwei Jahren streiten wir mit wechselnder Intensität um den besten Weg hin zu einer Managementholding. Eine Managementholding, die im Auftrag des Gesellschafters, dessen Interessen, nämlich die Interessen der Kommune, also der Stadt Leipzig und damit möglichst aller ihrer Bürger gegenüber den großen städtischen Beteiligungsunternehmen umsetzen soll. Die Unternehmen, in deren Mittelpunkt die Kerngeschäfte der sog. Daseinsvorsorge stehen, also Energie, Wasser, ÖPNV befinden sich mit der Stadt in einer Art Symbiose: geht es der Stadt gut, geht es den Unternehmen gut.
Daraus folgt: Gesellschafterverantwortung ist auch politische Verantwortung.

Natürlich ist das ein Paradigmenwechsel und dieser ist auch so gewollt. Mit diesem Wechsel, weg von einem Modell in dessen Mittelpunkt über viele Jahre vor allem der steuerliche Querverbund zur Finanzierung des ÖPNV stand, sollen in keinster Weise die Erfolge der Unternehmen der vergangenen 10 Jahre geschmälert werden. Aber alles hat eben seine Zeit – und die Instrumente der Vergangenheit sind nicht 1:1 in die Zukunft fortschreibbar.

Es gibt aber auch immer wieder Interessenslagen, die keine grundsätzlichen Änderungen wollen, sondern die alte Kräftejustierung beibehalten wollen. Also im Klartext: starke und autarke Tochterunternehmen und eine weniger starke Mutter. Das geht nicht, und geht nicht mit uns.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie empfindlich und wie anfällig ehrgeizige Unternehmensplanungen und damit die zugrunde liegenden Investitionen sein können – nicht sein müssen. Aus dem Blickfeld darf deshalb in Zukunft nie geraten, dass jede neue Zukunftsinvestition und hier stehen alle drei Unternehmen vor immensen Herausforderungen, aber auch jede strukturelle Beharrlichkeit durch die LVV im Risiko abgesichert werden muss.
Deshalb vor allem auf dieser Ebene unser Ansatz im Änderungsantrag. Jedes Risiko, welches die LVV im Interesse des Gesamtkonzerns tragen muss und soll, muss durch sie selbst überprüft werden und in die Gesamtkonzernplanung eingeordnet werden. Im Mittelpunkt stehen also nicht die Töchter, sondern die Familie und damit die Stadt, denn die Stadt steht im Rückfallrisiko.

Noch etwas zur Klarstellung. Die LVV soll eben nicht in die operativen Geschäftsprozesse der Unternehmen eingreifen und auch nicht über Umwege die Verantwortung der Geschäftsführungen schmälern. Aber Fragen sind allemal erlaubt.

Fragen, die, wenn es nach mir gehen würde, hier im Rat über eine lange Zeit aber nicht mehr gestellt werden sollten. Fragen, die der Gesellschaftervertreter zu klären hat. Nicht für jedes operative Geschäft oder Geschäftsvorfall ist der Stadtrat zuständig. Die Unternehmen brauchen mal wieder eine Phase schöpferischer Ruhe.

Mäßigung sollten wir uns auferlegen und Respekt den Leistungen und den Ideen der Mitarbeiter einschließlich der Geschäftsführungen gegenüber an den Tag legen.

Mit der heutigen Beschlussfassung müssen wir die Unternehmensgruppe in die Lage versetzen, die durch uns formulierten Unternehmensziele mit neuen Ideen auch umsetzen zu können.

Vor allem dürfen wir nicht mehr aus Gründen kurzfristiger Etatverschönerung selbst die von uns aufgestellten Regeln im Verhältnis LVV – Teilunternehmen aushebeln. Ein wie auch immer gearteter Substanzverzehr durch einmalige Kapitalentnahme darf nicht zugelassen werden.
Aber wir wissen auch, alles geht nicht gleichzeitig. In den Prioritäten bedeutet das: ÖPNV – Refinanzierung der Investitionen innerhalb der Unternehmen – Rückzahlung des Gesellschafterdarlehns – alles andere später.

Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Unternehmen stellen nicht per se einen Unternehmenswert dar. Sondern nur in dem Maße wie die politisch formulierten Ziele in Gänze für die gesamte Kommune von Vorteil gereichen und realisiert werden. Sonst kommt der Strom eben doch nur aus der Steckdose.
Das ein Bürgerverein zu Stromwechselparties aufruft, obwohl er selbst vorher vehement gegen einen Anteilsverkauf war, irritiert schon und zeigt einmal mehr, dass kommunale Unternehmen eben nicht ohne Unternehmensphilosophie verbunden mit einer abgestimmten Kommunikationsstrategie im öffentlichen Raum agieren können. Auch hier ist unsere politische Unterstützung gefragt.

Wir geben heute einen neuen Takt vor und ich hoffe, dass damit die Taktzeiten der Straßenbahn nicht irgendwann erhöht werden müssen.

Redner: Christopher Zenker, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen des Stadtrates,
werte Gäste,

Informationsvorlagen, die sich fast immer am Ende der Tagesordnung der Ratsversammlung befinden, werden von uns in der Regel einfach zur Kenntnis genommen, ohne dabei ihre teilweise enorme Wichtigkeit entsprechend zu würdigen.
Die Informationsvorlage zum 1. Förderzeitraum des „Lokalen Aktionsplans“ beinhaltet jedoch soviel bürgerschaftliches Engagement, dass ich Sie nicht so einfach abheften möchte. Vielmehr möchte ich allen Beteiligten danken, die die Umsetzung des Programms in Leipzig möglich gemacht haben.

Da Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gesellschaftliche Probleme sind, welche uns alle angehen, sind alle Initiativen wichtig, die sich für Toleranz und Vielfalt einsetzen. Diese Initiativen sollten daher auch die Unterstützung von Politik und Verwaltung bekommen.
Der Lokale Aktionsplan verfolgt das Ziel, Vielfalt und Toleranz zu stärken und Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus entgegenzutreten. Das Programm machte und macht es möglich, Projekte, die sich diesen Zielen widmen, zu fördern und zu unterstützen. Im ersten Förderzeitraum immerhin mit 205.000 €. Insgesamt wurden und werden für den Zeitraum Oktober 2007 bis Dezember 2008 23 Projekte gefördert, die bereits mehrere Tausend Leipzigerinnen und Leipziger erreicht haben.

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die die Umsetzung der 23 Projekte möglich gemacht haben, denn ohne den hohen persönlichen Einsatz der Initiatoren der verschiedenen Projekte wäre sicher keines dieser Projekte möglich gewesen. Mein Dank geht auch an die Stadtverwaltung, durch deren Koordinations- und Öffentlichkeitsarbeit das Programm in seiner Vielfalt erst umgesetzt werden konnte.
Wir hoffen, der 2. Förderzeitraum wird ähnlich erfolgreich wie der erste und wir hoffen, dass durch dieses Programm auch die Offenheit und Vielfalt der Stadt Leipzig nach außen getragen wird.

Redner: Dr. Joachim Fischer, Stadtrat und Vorsitzenden des FA Stadtentwicklung u. Bau

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Der Stadtrat wird mit diesem Tagungsordnungspunkt zum Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 45.5 „Höfe am Brühl“ gebeten. Das Vorhaben näher zu erläutern erübrigt sich. An dieser Stelle ist zu einer Vielzahl von Anlässen alles Wissenswerte bereits gesagt worden. Für mich ist das Bauvorhaben eines der wichtigsten der letzten Jahre für die Leipziger Innenstadt.

Mit dem Satzungsbeschluss wird uns ein Dokument zur Abstimmung vorgelegt, das eine Regelungsdichte für das Vorhaben festlegt, die zumindest für uns in Leipzig neu ist. Als ich die Vorlage durchgearbeitet habe, hat sich mir die Frage aufgedrängt, wie man in früheren Zeiten ohne solche Regelwerke große Vorhaben, wie Kirchen oder unsere Messepaläste, vorbereiten und bauen konnte. Das konnte doch eigentlich nicht gut gehen!

Wir wurden zu diesem umfangreichen Werk an Festsetzungen gezwungen, da in der Zwischenzeit juristische Schlaumeier festgestellt haben, das für ein solches Objekt ein Vorhabenbezogener Bebauungsplan, zu dem immer ein Durchführungsvertrag mit einer Vielzahl privatrechtlicher Regelungen gehörte, nicht mehr anwendbar sei. Also mussten nun alle städtischen Forderungen, sofern sie städtebaulicher Art waren, in einen „normalen“ Bebauungsplan gepresst werden. Das Ergebnis sollen wir heute beschließen. Ich empfehle dies zu tun.

Ergänzend zur vorliegenden Satzung wurde mit dem Investor ein Vertrag erarbeitet, in dem sichergestellt werden sollte, dass weitere Forderungen der Stadt, die nicht städtebaulich begründbar waren, durchgesetzt werden konnten. Da sind z.B. Wünsche der Stadt bezüglich der Gestaltung der äußeren Hülle, der Fassade, Festlegungen zur Erschließung des Vorhabens und Kostenübernahmevereinbarungen.

Dieser Vertrag liegt vor. Er wurde nach Ansicht einer Mehrheit des Fachausschusses zu unserer Zufriedenheit ausgehandelt.
Ausschussmitglieder aber auch Mitarbeiter der Verwaltung sagen hinter vorgehaltener Hand, dass so noch kein Investor an die Kandare genommen wurde.

Leider ist nun vor Unterzeichnung des Vertrages durch den Investor ein neues Problem aufgetreten. Der Finanzinvestor hat lediglich einer Paraphierung des Vertrages zugestimmt. Kurz gesagt: Die internationale Finanzkrise hat uns bei diesem Vorhaben eingeholt.
Als Kompromiss hat die Verwaltung eine zusätzliche Vereinbarung mit dem Investor vereinbart, die es der Stadt gestattet, das mit dem heutigen Satzungsbeschluss geschaffene Baurecht entschädigungsfrei aufzuheben, wenn der Vertrag bis zum Jahresende nicht unterzeichnet ist. Diese Lösung ist nicht schön, nach Auffassung der städtischen Juristen jedoch rechtssicher. Zur Vermeidung eines Zeitverlustes bei der Realisierung des Vorhabens wird die SPD-Fraktion diesen Weg mitgehen und der Satzung zustimmen.

 

Redner: Manfred Rauer, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste!

Verantwortung übernehmen
Aufarbeiten verstärken
Gedenken vertiefen –
so überschreibt die Bundesregierung ihr Gedenkstättenkonzept.

Wir haben heute eine Vorlage des Oberbürgermeisters und einen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, welche sich diesem Thema zuwenden
Einer Sache, einer Person oder eines Ereignisses zu gedenken heißt den Versuch zu unternehmen, sie nicht dem Vergessen anheim zu geben und für die Nachwelt zu bewahren.

Der 9.Oktober 1989 ist so ein herausragendes Ereignis. An diesem Tag wurde Demokratiegeschichte geschrieben und ein politisches System begann zu wanken und war wenige Monate später in weiten Teilen von der politischen Landkarte verschwunden. Dazu bedurfte es zweifellos mehrerer Ursachen, aber auch des Mutes von einigen zehntausend Frauen und Männern an diesem Tag.
Solche Tage sind selten in der Geschichte, wir können sagen, wir haben einen erlebt.

Wie gehen wir aber mit dem Gedenken um an dieses Ereignis, worin besteht unsere Verantwortung späteren Generationen gegenüber bei der Aufarbeitung, um die richtigen Lehren daraus zu ziehen?

In der zitierten Konzeption werden drei Institutionen aus Leipzig beispielhaft aufgeführt, die sich explizit dieser Aufgabe widmen: Das Zeitgeschichtliche Forum, das Museum an der „Runden Ecke“ und das Archiv Bürgerbewegung. Darin kommt eine große Anerkennung für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und dieser Region zum Ausdruck! Das ist eines der oft zitierten Alleinstellungsmerkmale die es zu nutzen gilt.

Gedenken braucht aber auch Symbole. Eine Demokratie, zumal die deutsche, tut sich damit schwer, sie setzt auf Vernunft und Überzeugung. Die Gefühle werden dabei schnell vernachlässigt und dann von politisch extremen Richtungen ausgenutzt. Lassen wir das nicht zu!
Ein Denkmal in Leipzig zur Erinnerung an diesen historischen Tag  soll den Nachgeborenen von diesem Ereignis künden.

Der Bundestag hat mit seinem Beschluss, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin zu errichten, den Weg dazu geebnet. Es soll an die friedliche Revolution, die Wiedergewinnung der deutschen Einheit, aber auch an die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte erinnern. In diesem historischen Kontext steht Leipzig. Geplant sind dabei auch Hinweise auf andere Orte der friedlichen Revolution, wobei Leipzig wegen seiner herausragenden Rolle im Herbst 1989 eine besondere Bedeutung zukommt.

Ein Denkmal nur in Berlin würde dazu führen, dass man in kurzer Zeit nur noch an den Fall der Mauer und die Herstellung der Einheit denkt und die Ereignisse im Vorfeld, die aber für die Identifikation der Ostdeutschen so wichtig sind, vernachlässigt. Diesen Geschichtsverlust sollten wir nicht hinnehmen!

Das geschieht aber nicht im Selbstlauf und kann auch nicht von einzelnen Personen geschafft werden. Bundestagsabgeordnete wie Rainer Fornahl, ehemals Mitglied dieses Hauses, und Gunter Weißgerber haben gemeinsam mit anderen ostdeutschen Abgeordneten anderer Parteien so manches dicke Brett in Berlin gebohrt. Professor Reiner Eckert hat seinen Einfluss als Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums und als Mitglied anderer Gremien geltend gemacht.

Jetzt ist aber der Stadtrat gefordert. Es gilt ein Bekenntnis abzugeben zu einem Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig in Trägerschaft des Bundes, damit die Zusagen von Bundesseite, die bestehen, auch eingelöst werden können.
Stehen wir zu unserer Geschichte und zeigen wir den Willen das auch äußerlich deutlich zu machen.

Berlin präsentiert sich 2009 als nationales Symbol und ist mit seinen Vorbereitungen weit fortgeschritten. Es gilt für Leipzig diesen Abstand nicht größer werden zu lassen.
Dazu bedarf es zügig der Erarbeitung einer Konzeption für das Jubiläumsjahr 2009 und darüber hinaus.
Es gilt die vielfältigen Veranstaltungen verschiedener Gruppen zu koordinieren und zu einem Gesamtkonzept zu vereinigen.

Die Bürgerinnen und Bürger haben im Herbst 1989 weit über die Stadtgrenzen hinaus gewirkt und deshalb schaut man auch heute noch mit besonderem Interesse auf uns, erweisen wir uns dessen würdig!
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

Redner: Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des FA Stadtentwicklung und Bau

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Die SPD-Fraktion begrüßt die Bildung eines Gestaltungsforums für die Stadt Leipzig. Wir finden es richtig und erachten es für notwendig, die vorhandene hohe gestalterische Tradition in Zukunft nicht quasi dem Zufall zu überlassen. Zumindest bei städtebaulich bedeutsamen Vorhaben kann ein solches unabhängiges Gremium zur Qualitätssteigerung beitragen. Vielleicht hätte ein solches Gremium in den neunziger Jahren die eine oder andere Keksrolle verhindern können.    

Durch die Besetzung des Forums mit Fachleuten, die unanhängig von der Stadt Leipzig tätig sind, also in der Regel von außerhalb kommen, kommen neue Ideen nach Leipzig, und es wird der Gefahr vorgebeugt, dass nicht über den Tellerrand geschaut wird.  

Ganz wichtig ist die Auswahl der fünf stimmberechtigten Forumsmitglieder und seines Vorsitzenden. Sie müssen durchsetzungsfähig sein und eine gewisse Vielfalt sicherstellen. Bei deren Benennung sollte der Stadtrat ganz genau hinschauen.

Nicht ganz so wichtig ist die Zahl der mitarbeitenden Stadträte. Wenn die Fraktionen angeschlossen sind, ist das sicher gut. Es besteht aber auch die Gefahr, dass durch die Vergrößerung des Kreises das Verfahren verlängert wird, ohne einen inhaltlichen Zugewinn zu erhalten.

Allerdings besteht durch die Einrichtung eines Gestaltungsforums die Gefahr, dass das Bauantragsverfahren für betroffene Vorhaben sich erheblich verlängert. Auch deshalb sollte nach einem Jahr eine Evaluation des Verfahrens und des Gremiums erfolgen. Notfalls könnte dann auch die personelle Zusammensetzung verändert werden.

Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des FA Stadtentwicklung und Bau

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Vor etwa einem halben Jahr wurden auf der Nordwestseite des Brühls in der Leipziger Innenstadt einige mehrgeschossige Wohnhäuser abgebrochen, die am Ende ihrer Lebenszeit leer standen und nur noch einen traurigen Anblick boten. Nun hat man vom Brühl einen ungewohnten Blick zu den Gebäuden am Tröndlinring – städtebaulich für die eng bebaute Leipziger Innenstadt eine widernatürliche Situation. Ehe sich dort auf der entstandenen Freifläche wichtige, erhaltenswerte Biotope ausbilden können, sollten wir im Stadtrat schleunigst die Voraussetzungen für Baurecht an diesem Standort schaffen. Und genau darum geht es bei der uns heute vorgelegten Vorlage. Wir sind aufgefordert, einen Billigungs- und Auslegungsbeschluss für die „Höfe am Brühl“ zu fassen.

Das Dezernat VI hat unter der Leitung von Herrn zur Nedden gemeinsam mit dem Investor in sehr kurzer Zeit im Anschluss an den Wettbewerb einen tragfähigen Kompromiss für einen Satzungsentwurf vorgelegt. Begleitet wurde das Verhandlungsverfahren zwischen Stadt und Investor von einem Gremium aus Vertretern der Verwaltung, dem Investor, der Leipziger Architektenschaft und nicht zuletzt des Stadtbezirksbeirates Mitte und den Fraktionen des Stadtrates.

Trotz des engen Zeitrahmens und der nicht immer einfachen Verhandlungen wurde aus Sicht der SPD-Fraktion ein guter Kompromiss erreicht. Bei einem solchen Kompromiss müssen alle Seiten Zugeständnisse machen. Für die SPD-Fraktion bestand das Hauptziel in der Umsetzung des sehr interessanten Ergebnisses des Architekturwettbewerbes. Und das ist erreicht worden. Insbesondere die Form der Höfe und Gassen wurde freigehalten von störenden Elementen. Die Höfe können nun durchgängig bis zu ihrer Überdachung ohne störende Einbauten wirken.
Sicherlich wurde die für den Brühl unbedingt erforderliche Gebäudehöhe von 22 bis 24 m durch die oberirdische Einordnung der Stellplätze erkauft. Ich bin mir aber sicher, dass das Büro Grüntuch/Ernst in der Lage ist, mit dieser Aufgabe an diesem Standort gestalterisch sorgsam umzugehen. Das begleitende Gremium wird die Gestaltung der Fassaden auch weiterhin mit großer Aufmerksamkeit verfolgen.

Bei der Festlegung der Struktur der Verkaufsflächen wurde viel genauer hingesehen, als das bei anderen innerstädtischen Vorhaben, etwa den großen Kaufhäusern, geschehen ist. Vielfach wurde dabei vergessen, dass die „Blechbüchse“ mit etwa 10.000 m² Verkaufsfläche ebenso Bestandsschutz beanspruchen kann, wie das beim Um- und Neubau anderer Kaufeinrichtungen geschehen ist. Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass die Nutzung der Handelseinrichtungen ständigen Veränderungen unterliegt. Der Stadtrat wird dort, wie auch in der übrigen Innenstadt, kaum eingreifen können. Eine nachträgliche völlige Umwandlung der Ziele aus dem städtebaulichen Vertrag, wie ihn die Linken bezüglich des großflächigen Einzelhandels fordern, wird die SPD Fraktion nicht zustimmen. Der Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau hat dagegen eine sehr moderate Veränderung von 70 auf 60 % gefordert.   

Zum Ergänzungsantrag der Fraktion der Linken kann ich nur sagen, man muss einfach nicht Alles und Jedes regulieren. Investoren sind in der Regel von sich aus darauf bedacht, kostengünstig und nutzungseffizient zu bauen. Im Übrigen hat die Stadt nur das Recht, städtebauliche Belange mit Hilfe von Bebauungsplänen zu regeln. Und nicht jeder noch so scheinbar geniale Einfall hat auch städtebaulichen Belang!
Man muss sich die Frage stellen, ob sich in der Fraktion die Linken jemand die Mühe gemacht hat, die Größe eines solchen vorgeschlagenen Regenrückhaltebeckens auszurechnen und dessen möglich Einordnung am Standort zu überlegen.
Auch Ihr Vorschlag, das Gebäude zum Brühl mit Photovoltaikelementen anstelle von Fenstern zu bestücken, ist nicht gerade bestechend. Ein Stadtbummel mit Sicht auf diese Elemente statt auf Schaufenster wäre für die Leipziger und ihre Gäste ohne Zweifel einmalig.   
Bei aller verständlichen Eile, die den Fraktionen das sehr kurze Verfahren abnötigt, so etwas kann man nicht zustimmen.

Insgesamt wird die SPD-Fraktion dem Billigungs- und Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan „Höfe am Brühl“ zustimmen.

Rednerin: Ute Köhler-Siegel, Stadträtin

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Stadträte,
verehrte Gäste!

Bald beginnt wieder das neue Schuljahr und in vielen Familien wird Schulanfang gefeiert.
Damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Der Tagesablauf des Schulanfängers wird umstrukturiert und die Eltern müssen die Entscheidung treffen, ob ihr Kind an der Schulspeisung teilnimmt oder nicht. Der Entschluss, das Kind nicht daran teilnehmen zu lassen, hat zumeist finanzielle Gründe.

Mit dem Informationsflyer haben die Eltern die Möglichkeit, sich in Ruhe über die Bedeutung des Schulessens und die Fördermöglichkeiten durch die Stadt Leipzig zu informieren, ohne sich in der Schule gleich als Anspruchsberechtigte, als arm zu outen.

Natürlich ist es deshalb auch sinnvoll, den Flyer in mehreren Sprachen zu verfassen, da auch Menschen, die unsere Sprache nicht oder nur schlecht sprechen, selbständig wichtige Informationen entnehmen können.

Ich bitte Sie, diesem Antrag zuzustimmen, damit das Informationsmaterial zu Beginn des nächsten Schuljahres vorliegt.
Vielen Dank!