Gemeinsamer Haushaltsantrag mit der Fraktion Die Linke

Beschlussvorschlag:

Für die Sanierung des Alfred-Kunze-Sportparks werden 2017 180.000 und 2018 170.000€ an Planungsmitteln im Investitionshaushalt eingestellt.

Begründung:
Die Sportstätte Alfred-Kunze-Sportpark ist eine der größten Anlagen, die sich im Eigentum der Stadt Leipzig befindet. An dieser Anlage müssen erhebliche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Dabei ist es unerheblich, dass diese Anlage verpachtet ist. Über die investive Sportförderung ist eine Sanierung nach unserer Auffassung nicht umsetzbar.
Eine Sanierung ist auch deshalb zeitnah erforderlich, da sonst eine bauordnungsrechtliche erhebliche Beschränkung oder gar Sperrung erfolgen könnte.

 

Christopher Zenker

Christopher Zenker

Beschlussvorschlag:

Die Stadt Leipzig richtet drei Lern- und Spielgruppen mit je acht Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren und deren Familien ein. Dafür sind in den Haushalten 2017 und 2018 jeweils 45.000 Euro zusätzlich einzustellen. Ziel ist es, Familien mit Migrationshintergrund zu erreichen, deren 3-6 jährigen Kinder noch nicht einen Kindergarten besuchen. Darüber hinaus stehen die Förderung der Erziehungskompetenz in der Familie, Förderung des Spracherwerbs beziehungsweise der Anwendung der deutschen Sprache und der Kontakt mit anderen Familien im Vordergrund.

Begründung:
Bei den drei- bis sechs Jahre alten Kindern mit Migrationshintergrund gehen nur zirka 70 Prozent in eine Kindertageseinrichtung (zum Vergleich: bei Kindern ohne Migrationshintergrund sind dies 98,5 Prozent). Die Gründe hierfür sind vielfältig. Mit dem Einrichten von Lern- und Spielgruppen wollen wir ein niedrigschwelliges Familienangebot in Stadtteilen mit einer besonders niedrigen Quote an 3 – 6 jährigen Kindern, die in Kindertagesstätten gehen, aufbauen. Die Gruppen sollten in einer Kita oder im direkten Umfeld einer Kita angesiedelt werden und jeweils von zwei pädagogischen Fachkräften á 200 Stunden und zwei Hilfskräften á 150 Stunden pro Jahr und Gruppe betreut werden. Zielgruppe sind 3 – 6 jährige Kinder und deren Familien, die bislang keinen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen.

Beschlussvorschlag:

  1. Zum 01.04.2017 wird eine zusätzliche VzÄ im Pflegekinderdienst geschaffen.
  2. Wenn zum 30.09.2017 noch für mehr als 50 Kinder und Jugendliche Vermittlungsanfragen in ein Pflegeverhältnis vorliegen, ist eine weitere zusätzliche VzÄ zum 01.01.2018 im Pflegekinderdienst zu schaffen.
  3. Ein/e Mitarbeiter/in betreut maximal 40 Pflegekinder oder 25 Pflegefamilien. Bei einer anzunehmenden längerfristigen Überschreitung der Betreuungsfälle wird eine Stellenanpassung vorgenommen. Die genaue Fallzahl Pflegekinder je Mitarbeiter wird dem Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule einmal jährlich vorgelegt.

 

 

Begründung:
In Leipzig besteht ein hoher Bedarf an Pflegestellen, insbesondere zur Unterbringung von Kindern der Altersgruppe 0-6 Jahre. 206 Leipziger Kinder dieser Altersgruppe befinden sich in einer stationären Unterbringung (§ 34 SGB VIII) oder einer Inobhutnahmeeinrichtung, bzw. einer Bereitschaftspflege (§ 42 SGB VIII). Ebenso besteht ein hoher Bedarf an Pflegestellen (Gastfamilien) für unbegleitete minderjährige Ausländer (umA). 266 umA leben aktuell in stationäre Einrichtungen oder Inobhutnahmeeinrichtungen.

Die Hilfe zur Erziehung in einer Pflegefamilie/Gastfamilie stellt für viele dieser Kinder und Jugendlichen eine Alternative dar. Die familiäre Betreuung bietet gegenüber der stationären Unterbringung intensivere Zuwendung und individuellere Förderung, infolge dessen bessere Entwicklungs- und Integrationschancen. Auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Unterbringung von Minderjährigen in der Vollzeitpflege günstiger als die Unterbringung in stationärer Hilfe.

Eine Umlenkung von 40 Minderjährigen aus stationärer Hilfe zur Erziehung in Vollzeitpflege führt, nach Abzug der Personalkosten von 55.000 €/VZÄ PKD, zu einer jährlichen Einsparung von 1.648.000 €.

Das Potential zur Erhöhung der Zahl der Pflegeverhältnisse ist vorhanden.
Dem Pflegekinderdienst (PKD) liegen aktuell
– 74 Vermittlungsanfragen für Kinder der Altersgruppe 0-6 Jahre
– 20 Vermittlungsanfragen für Kinder der Altersgruppe > 6 Jahre
– 36 Prüfaufträge für Kinder vor, die als Pflegekind Aufnahme bei Verwandten finden sollen,
– 22 Vermittlungsanfragen für umA vor,
152 Kinder und Jugendliche warten auf Aufnahme in ein Pflegeverhältnis.

Demgegenüber stehen aktuell
– 28 Bewerber, deren Eignung durch den Pflegekinderdienst bestätigt wurde,
– 41 Bewerber, die noch zu prüfen sind,
– 36 verwandte Pflegebewerber, die noch zu prüfen sind.
105 potentielle Pflegestellen.

Erfahrungsgemäß werden nicht alle der 105 potentiellen Bewerber als geeignet festgestellt und Einzelne ziehen ihre Bewerbung zurück. Es ist jedoch realistisch einzuschätzen, dass mindestens 50% dieser potentiellen Pflegepersonen ihre Bewerbung aufrecht erhalten und als geeignete Pflegepersonen bestätigt werden, zu denen nachfolgend eine Pflegekind vermittelt werden kann. Weitere Bewerbungen werden im Jahresverlauf eingehen, denn durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit kann die Bewerberzahl weiter erhöht werden. Insbesondere im Bereich der Gastfamilien für umA wird seitens des PKD davon ausgegangen, dass die seit Anfang des Jahres geleistete Aufbauarbeit und die Erfahrung aus den positiv verlaufenden Vermittlungen genutzt werden kann, um weitere Bewerber zu gewinnen.

Im Fazit ist festzustellen, dass
• die Erhöhung der Zahl der Pflegeverhältnisse sowohl aus sozialpädagogischen als auch wirtschaftlichen Gründen anzustreben ist;
• das Potential zur Erhöhung der Zahl der Pflegeverhältnisse vorhanden ist, mindestens 152 Minderjährige warten auf eine Vermittlung, über 50 potentielle Pflegepersonen sind aktuell vorhanden, weitere Pflegepersonen können gewonnen werden;
• die Erhöhung der Zahl der Pflegeverhältnisse auch von den personellen Ressourcen im PKD abhängig ist, denn ab einer Fallzahlbelastung von 40 Fällen/Mitarbeiter stagniert die Zahl der Pflegeverhältnisse;
• die Fallzahlbelastung von 40 Fällen/Mitarbeiter aufgrund der aktuellen Fallzahlbelastung von 38 Fällen je Mitarbeiter (31.05.16) und der bestehenden Vermittlungsanfragen und Bewerberlage spätestens im dritten Quartal 2016 wieder erreicht wird.
Die Fallzahl je Mitarbeiter/-in lag weit über der „Empfehlung zur Ausgestaltung der Hilfe zur Erziehung in einer anderen Familie – § 33 SGB VIII (Vollzeitplfege)“ des Landesjugendamtes Sachsen vom 06.09.2007, derzufolge ein/e Mitarbeiter/-in maximal 40 Pflegekinder oder 25 Pflegefamilien betreuen soll.

Beschlussvorschlag:
Die Stadt Leipzig erhöht ihren Zuschuss beim Fanprojekt Leipzig um 19.100 Euro auf insgesamt 104.100 Euro für die Jahre 2017 und 2018.

Begründung:
Das Fanprojekt Leipzig betreut die Fanszenen von drei Leipziger Fußballclubs, RB Leipzig, 1. FC Lok Leipzig, BSG Chemie Leipzig mit Roter Stern. Durch den Aufstieg von RB Leipzig ist es auch zu einem Anstieg der Fanzahlen, inklusive der jungen Fußballfans gekommen. Folglich werden durch das Fanprojekt auch mehr Fans betreut . Die Finanzierung des Fanprojekts wird zu 50 Prozent von DFL und DFB übernommen. Stadt und Land übernehmen den Rest der Finanzierung. Fanprojekte sind eine besondere Form der Jugend- und Sozialarbeit. Sie sind unabhängige Einrichtungen der Jugendhilfe, Zielgruppe sind alle Fußballfans zwischen 12 und 27 Jahren. Durch die Vorgaben von DFL/DFB müssten pro betreuter Fanszene zwei Sozialarbeiter in Vollzeit im Fanprojekt arbeiten. Momentan hat das Fanprojekt inklusive Leitung nur 4,5 VzÄ. Durch die zugesagt Erhöhung des DFL/DFB und des Freistaates Sachsen und die beantragte Erhöhung bei der Stadt können insgesamt 6,5 VzÄ für das Fanprojekt arbeiten. Das Fanprojekt erreicht viele Jugendliche, die sonst nur schwer von der Jugendhilfe erreicht werden. Sowohl die Anzahl der Kontakte im Rahmen der aufsuchenden Arbeit, Anzahl der Einzelfallhilfen, Anzahl der Kontakte in der Kontaktstelle als auch die Anzahl der Kontakte „Medial“ sind in den letzten zwei Jahren stark angestiegen.

Rednerin: Ingrid Glöckner, Sprecherin der SPD-Fraktion für Stadtentwicklung und Bau

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,Ingrid_Gloeckner2

werte Stadtratskolleginnen und –kollegen,

werte Gäste!

Uns liegt ein Beschlussvorschlag für einen Verhandlungsauftrag an den Oberbürgermeister vor, eine Teilfläche des Areals Wilhelm-Leuschner-Platz zur Ansiedlung des Leibnizinstitutes an den Freistaat zu veräußern.

Zum Zeitpunkt des Beschlusses der Leitlinien zum Wilhelm-Leuschner-Platz (WLP) war uns nicht bekannt, dass eine Anfrage des Freistaates zum Kauf der Fläche an der Grünewald-/ Windmühlenstraße erfolgten wird.

Für mich stellt sich die Frage, ab wann die Verwaltung von den Kaufabsichten des Freistaates Kenntnis hatte.

Die Ansiedlung des weltweit bedeutenden Leibnizinstitutes ist ein Gewinn für den Wissenschaftsstandort Leipzig und das wird keiner ernsthaft verhindern wollen. Wir müssen uns entscheiden, ob die Ansiedlung an diesem Platz, in der Nähe der Universität und des Stadtzentrums die für die städtische Entwicklung von großer Bedeutung sein wird, erfolgen soll. Allerdings sollten wir auch unsere Bedingungen stellen und dieses Sahnestück nicht ohne weiteres abgeben.

Wir haben lange in den verschiedensten  Gremien um die künftige Bebauung des Leuschnerplatzes diskutiert und gestritten. Ist es doch die letzte große Fläche im städtischen Eigentum, die innenstadtnah bebaut werden kann.

Das Grundstück ist ein Filetstück, von denen wir kaum noch weitere im kommunalen Besitz haben und es soll nun zum Verkehrswert veräußert werden. Also ist es aus meiner Sicht legitim den Verkauf mit Forderungen zu verbinden, die Leipzig in seiner Entwicklung voran bringen.

Auch für die jetzt zu veräußernde Fläche sind die beschlossenen Leitlinien relevant.

Wir müssen uns, und das ist Inhalt unseres Änderungsantrages, für die Nutzungsstruktur des Areals eindeutig positionieren. Der geänderte Beschlusspunkt 2 der Neufassung nimmt  im Wesentlichen den Inhalt unseres Änderungsantrages auf. Wir sollten deshalb den Beschluss so fassen, wie jetzt im geänderten Beschlusspunkt 2 formuliert.

Als Stadträtin bin ich sehr sensibel geworden, was Formulierungen von Beschlusstexten betrifft. Deshalb hatte ich schon im Grundstücksverkehrsausschuss den alten Beschlusspunkt 2 als zu unpräzise abgelehnt.

Die Verwaltung ist mit der Bearbeitung des Masterplanes für den WLP befasst. Wir erwarten von der Verwaltung Vorschläge, wie der vorgesehene Anteil an Wohnungen, der  eventuell auf diesem Grundstück nicht mehr realisiert wird, in der  Gesamtplanung für den Wilhelm-Leuschner-Platz berücksichtigt wird. Dabei sollten wir auch überlegen, ob wir die Nutzung der großen Platzfläche nochmal kritisch hinterfragen. Meine Fraktion hatte ja die künftige Bebauung dieser Fläche nicht ausschließen wollen und dazu einen Änderungsantrag gestellt.

Einer Forderung, die Wohnbebauung auf dem zu veräußernden Grundstück als K.O.-Kriterium in die Kaufverhandlungen aufzunehmen, halten wir nicht für zielführend.  Hier sollten wir dem Oberbürgermeister vertrauen, dass er die Interessen der Stadt konsequent vertritt.

Wir wollen, dass Leipzig die Chance bekommt, einen neuen Wissenschaftsstandort  in exponierter Lage zu etablieren.

Gerade Leibniz ist so wichtig für unsere Stadt.

Er zählt zu den berühmtesten Wissenschaftlern der Stadt Leipzig. 2016 jährt sich sein Geburtstag zum 370. und sein Todestag zum 300. Mal. Die Stadt hat offiziell für 2016 ein Leibniz-Jahr ausgerufen! Schon alleine das ist ein Grund, dem Institut mit seinem Namen einen würdigen Platz in unserer Stadt einzuräumen.

Unser Änderungsantrag hat sich mit dem geänderten Beschlusspunkt 2 der Vorlage erledigt.

Redner: Sebastian Walther, Stadtrat der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,Sebastian_Walther2

sehr geehrte Stadtratskolleginnen und –kollegen,

sehr geehrte Gäste!

Wir begrüßen den Bau einer Schwimmhalle im Leipziger Osten ausdrücklich. Bereits zu Beginn des vergangenen Jahres haben wir uns gemeinsam mit den Kollegen der Grünen dafür eingesetzt. Schließlich fehlt seit der Schließung des früheren Marienbads, an dessen Stelle nun die Sporthalle am Rabet steht, im Leipziger Osten eine Schwimmhalle.

Wir halten den Otto-Runki-Platz für eine gute Wahl, um im Leipziger Osten eine Schwimmhalle zu errichten, weil der Standort gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen ist und er zudem noch nahe genug am Stadtzentrum liegt, um den Einzugsbereich der Halle nicht allein auf den Leipziger Osten zu beschränken. Der Leipziger Osten ist gerade bei Neuleipzigern sehr beliebt, sodass der Vorschlag dieses Standortes auch mit viel Weitblick gemacht wurde. Nicht zuletzt würde mit der Entscheidung für den Runki-Platz auch ein großes Areal wieder von der Öffentlichkeit in Form von Badegästen in Besitz genommen und der Stadtteil noch belebter.

Wir sehen allerdings dennoch Änderungs- bzw. Prüfungsbedarf. Vor dem Hintergrund, dass freie Bauflächen in Leipzig, wegen der sehr erfreulichen Entwicklung unserer Stadt, immer knapper werden, möchten wir gemeinsam mit der Linksfraktion daraufhin wirken, dass die Schwimmhalle möglichst in einem mehrgeschossigen und multifunktionalen Gebäude entstehen soll. Dabei ist eine Schwimmhalle in Kombination mit einem Einkaufsmarkt, gastronomischer Nutzung oder einem Spielplatz aus unserer Sicht denkbar.

Zudem regen wir an, beim jetzt anstehenden Schwimmhallenneubau eine kleine Zuschauertribüne zu integrieren, denn insbesondere bei Schulwettkämpfen wollen Eltern, Großeltern und Bekannte oft ihre Schützlinge vor Ort unterstützen. Derzeit verfügt keine der von der Sportbäder Leipzig GmbH betriebenen Schwimmhallen über entsprechende Zuschauerplätze.

Auch die im Zusammenhang mit dieser Standortentscheidung vorgeschlagene Entwicklung einer öffentlichen Parkanlage an der Schulze-Delitzsch-Straße können wir als Ausgleich der durch den Bau der Schwimmhalle verschwindenden Grünfläche nur begrüßen. Allerdings – und das ist uns wichtig – müssen die dafür notwendigen Mittel für Planung, Personal und Realisierung in der städtischen Finanzplanungen für den Doppelhaushalt 2019/2020 Berücksichtigung finden, um das Projekt nicht auf die lange Bank zu schieben.

Noch kurz zum Änderungsantrag der Grünen: Im Grunde genommen unterscheidet sich die darin vorgeschlagene Variante 1 von unseren Antrag dadurch, dass hier verschiedene Prüfkriterien konkretisiert worden sind. Die Variante 2, eine Tieferlegung der Halle ist aus unserer Sicht nicht zielführend und würde auch unsere Zustimmung nicht bekommen. Auch ein Architekturwettbewerb dürfte bei einem solchen Bau, wenn er denn multifunktional und mehrgeschossig ist, zum Standardprozedere der Verwaltung gehören.

Ich bitte Sie folglich um Zustimmung zum Änderungsantrag, den wir zusammen mit der Linksfraktion ins Verfahren gebracht haben.

Christopher_Zenker2Redner: Christopher Zenker, Fraktionsvorsitzender

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
sehr geehrte Damen und Herren,
die SPD Fraktion stand dem Antrag zunächst sehr skeptisch gegenüber, weil es nicht unser Ziel sein kann, für ein Jahr ein Feuerwerk zu zünden, das alle bestaunen und danach war es das dann wieder. Die Zielstellung, dass sich die Menschen wieder mehr mit unserer Demokratie und dem eng damit verbundenen Freiheiten, aber auch mit den Schwächen einer Demokratie auseinander setzen, teilen wir jedoch.
In der SPD-Fraktion haben wir uns daher intensiv mit dem Antrag und mit der aus der Diskussion vor allem mit Grünen und Linken hervorgegangen Neufassung beschäftigt. Die Neufassung verschiebt das Jahr „Demokratie leben – Demokratie lebt“ auf 2018, denn 2017 wäre nicht mehr vernünftig realisierbar, wenn man auch die bestehenden Fördertöpfe aus den unterschiedlichsten Bereichen einbeziehen will, um damit eine umfassende Beschäftigung von Kultur bis Sport mit dem Thema zu erreichen. Zudem bleibt auch der Stadt Zeit, um gezielt Fördermittel für das Projekt einzuwerben.
Das Jahr 2018 hat auch den Charme, dass eben kein Wahljahr ist und damit ein Vorwurf, dass man indirekte Wahlwerbung betreiben möchte, eben nicht greift. Außerdem bietet das Jahr 2018, als Vorjahr zum 30. Jubiläum der Friedlichen Revolution, die Chance, dass in dem Jahr Ideen und Konzepte entwickelt werden, die fließend in das Jubiläumsjahr überleiten. Damit es kein Feuerwerk der Demokratie bleibt, steht in der Neufassung auch eine Verstetigung über das Jahr 2018 hinaus.

Die Zeit titelte vor wenigen Wochen „Der Kampf um die Demokratie hat begonnen“. Das  werben, argumentieren oder anders gesagt kämpfen um unsere Demokratie und unsere Freiheit ist auch dringend notwendig, auch wenn ich die Situation in der Weimarer Republik mit unserer heutigen wehrhaften Demokratie nicht gleichsetzen möchte, so gibt es Parallelen.
Beispiel Rhetorik: „Volksverräter“ wird heute wieder verwendet, um Repräsentanten der Politik zu schmähen. Dieses Wort hat Adolf Hitler in der Sprache der Politik heimisch gemacht. Unablässig bezeichnete der Politiker von Sozialdemokratie bis zur christlichen Zentrumspartei als „Volksverräter und Novemberbrecher“. Auch wenn die heutigen Schreihälse die Hintergründe vielleicht nicht kennen, macht es das nicht besser. Was früher im „völkischer Beobachter“ stattgefunden hat, der sich nicht um Fakten geschert hat und einen Gesinnungsauftrag hatte, findet heute in sozialen Medien statt: Dort werden zu Hauf Verschwörungstheorien und Falschinformationen verbreitet und diesen trauen Teile der Gesellschaft mehr als den Nachrichten von professionellen demokratischen Medien. Auch Einschüchterungen von Medienvertretern, wie es sie heute bei PEGIDA oder LEGIDA gibt, gab es in den 1920er-Jahren bei Versammlungen der NSDAP. So fasste es die „Welt“ kürzlich zusammen. Das sind Parallelen, die uns durchaus nachdenklich stimmen sollten.
Es beschränkt sich jedoch nicht auf Worte. Angriffe auf Abgeordnetenbüros. Die schärfere Konfrontation zwischen rechts und links und die Angriffe auf Abgeordnetenbüros sprechen hier eine deutliche Sprache. Hinzu kommen Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und Büros von Medien.

Angriffe auf Menschen die fremd aussehen, sind auch Folge verbaler Angriffe. Wenn Politiker wie Björn Höcke, wie der Spiegel jüngst berichtete, Menschen mit Migrationshintergrund nicht als Teil unsere Volkes ansehen und in dem Zusammenhang fragt, ob „Multikulturalisierung“ eines „gewachsenen Volks“ „Völkermord“ sei, ist klar, was er unter „völkisch“ versteht. Das sind verbale Brandsätzen, welchen Schaden die realen  Brandsätze, die eine Folge der verbalen Brandsätze sein können, verursachen können brauch ich hier nicht zu sagen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Bundesrepublik ist dennoch noch weit entfernt von den Zuständen der Weimarer Republik. Doch allein, das unsere freiheitlich demokratische Grundordnung im Grundgesetz – unserer Verfassung – verankert ist, garantiert nicht, dass sich die Situation nicht noch weiter verschärft. Wir Demokratinnen und Demokraten müssen Demokratie- und Staatsverächtern entgegentreten, um dem Wert eines demokratischen Gemeinwesen deutlich zu artikulieren. Diesbezüglich haben die Demokratinnen und Demokraten der Weimarer Republik versagt. Seit fast 30 Jahren in den neuen und seit über 60 Jahren in den alten Bundesländern genießen wir demokratische Freiheitsrechte und nehmen sie als selbstverständlich wahr. Die oben erwähnte „Zeit“ schrieb dazu: „Über Jahrzehnte hielten wir unsere Freiheit für etwas Selbstverständliches. Plötzlich aber bedrohen autoritäre Populisten weltweit die liberalen Gesellschaften. Zeit aufzuwachen.“

2018 ist die Machtergreifung der Nationalsozialisten 85 Jahre her. Lassen sie uns mit dem Jahr 2018, vielleicht auch gerade vor diesem historischen Kontext, einen Beitrag zum Aufwachen leisten. Machen wir es zum Jahr der Demokratie. Mit den eingesetzten Geldern sollten wir Projekte fördern, unabhängig ob von Vereinen, Verbänden oder anderen Institutionen, die den Wert von Demokratie an sich wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken. Dabei müssen wir auch versuchen, die Menschen wieder einzubinden, die glauben, dass wir sie nicht ernst nehmen würden. Und wir müssen diejenigen stärken und argumentativ aufbauen, denen der Wert der Demokratie bewusst ist und die bereit sind, diese im Freundeskreis und an Stammtischen zu verteidigen.
Was wir allerdings nicht tun sollten, ist, dass jeder versucht sein Klientel zu bedienen. Es geht hierbei eben nicht um das Kleinklein in der eigenen politischen Weltsicht, es geht um das große Ganze. Ich bin aber optimistisch, dass uns das in der Umsetzung gelingt, und bitte daher um Zustimmung zur Neufassung.

 

Die Neufassung des Antrags finden Sie hier.