Christopher_Zenker2Redner: Stadtrat Christopher Zenker, Sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste!

Wir haben uns unsere heutige Entscheidung nicht einfach gemacht, da auch wir uns noch Ende 2013 Jahren noch für die Schließung eingesetzt haben. Auch heute würden wir uns wünschen, diese große Unterkunft könnte geschlossen oder verkleinert werden. Die weltpolitische Lage lässt dies jedoch nicht zu und daher sollten wir die Unterkunft in einen Zustand versetzen, dass sie nicht mehr zu den schlechtesten Flüchtlingsunterkünften Sachsen gehört, sondern auch dort eine menschenwürdige Unterbringung möglich ist.

Hierzu gehört für uns auch eine Freiflächengestaltung inkl. der Installation von Spiel- und Sportgeräten. Für diese Freiflächengestaltung sollten zusätzliche Mittel bereitgestellt oder eingeworben werden. Laut Aussage der Verwaltung dürfte es sich um etwa 40.000 Euro zusätzlich handeln. In einer Sofortmaßnahme sollte auch der Stacheldraht entfernt werden, um den Charakter eines Gefängnisses zu beenden. Ich bitte noch einmal alle, die heute überlegen, die Vorlage ablehnen zu wollen, die Konsequenzen zu beachten. Wenn die Vorlage heute abgelehnt wird, wird der Zustand, wie er jetzt ist, zementiert und die Unterkunft wird mit geringsten Mitteln am Leben erhalten werden. Für die dort lebenden Flüchtlinge bedeutet das, dass sich die Situation dort nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. In einem Gespräch mit einem der Unterzeichner des offenen Briefes an Burkhard Jung konnte ich daher auch Verständnis für die Position der SPD-Fraktion erreichen, da es uns ebenso wie den Flüchtlingen auch um eine deutliche Verbesserung der Situation vor Ort geht.

Wir halten die dezentrale Unterbringung im selbstbestimmten Wohnraum weiterhin für die beste Unterbringungsform und unterstützen diese. Flüchtlinge, die das wünschen, sollten möglichst schnell in einer eigenen Wohnung untergebracht werden. Obwohl seit dem Beschluss 2012 hunderte neue Wohnungen für dezentrales Wohnen hinzu gekommen sind, benötigt die Stadt weiterhin Wohnungen, um eine hohe Quote dezentraler Unterbringung zu gewährleisten. Im letzten Jahr waren in Leipzig immerhin 57 Prozent der Flüchtlinge dezentral untergebracht. Dass wir jede Wohnung gebrauchen können und durch die Immobilienwirtschaft trotz x-maliger Aufrufe bisher eben nicht genügend Wohnungen bereit gestellt werden, zeigt auch der Umstand, dass aktuell sofort 200 Flüchtlinge aus den Gemeinschaftsunterkünften ausziehen könnten, wenn entsprechend Wohnungen bereit stünden. Wir freuen uns auch deshalb über jedes ernst gemeinte Angebot für dezentrales Wohnen von Flüchtlingen. Die Genossenschaften, die zuletzt große Töne gespuckt haben, sollten jetzt liefern.

Wichtig ist mir auch, deutlich zu machen, dass dezentrale Unterbringung nicht gleich dezentrale Unterbringung ist. Der reine Vergleich der prozentualen Anteile dezentraler Unterbringung sagt nichts darüber aus, ob dieses Wohnen auch tatsächlich selbstbestimmt ist. Aktuell bedeutet dezentrale Unterbringung z.B. in Dresden vor allem, dass die Flüchtling, die aus den zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen kommen, in einem Bus zu Gewährleistungswohnungen gefahren werden, einen Schlüssel in die Hand gedrückt bekommen und in großen Zwangs-WGs, oft mit fremden Personen, untergebracht werden. Teilweise ganze Aufgänge in Großwohnsiedlungen am Rande der Stadt werden hierfür genutzt. Selbstbestimmt ist daran nichts, weder die Auswahl der Wohnung, noch die Personen, mit denen die Flüchtlinge dort zusammen leben. Das Ganze mit einem Sozialarbeiter-Betreuungschlüssel von 1:133. Sie wissen sicher alle, welche Standards im Vergleich dazu das Leipziger Unterbringungskonzept aufweist. Zudem bedeutet dezentral bei uns auch tatsächlich selbstbestimmt. Damit die Flüchtlinge in Leipzig gut ankommen, benötigen sie eine gute soziale Betreuung und Unterkünfte, in denen man sich wohlfühlen kann. Schließlich sind sie alle neu in Leipzig und nicht selten sind sie traumatisiert. Eine gute Unterkunft muss auch die Torgauer Straße werden. Hier gibt es viel zu tun, auch bei der sozialen Betreuung

Wir können verstehen, dass die Aufstockung auf bis zu 500 Personen für diese Unterkunft mit großer Skepsis gesehen wird. Wir sehen jedoch auch die Entwicklung der Flüchtlingszahlen, die sich seit 2011 von 285 auf 1.221 im Jahr 2014 mehr als verfünffacht haben. Im Höchstfall erwarten uns, laut Prognosen des Freistaates, in diesem Jahr 2.700, was dann fast eine Verzehnfachung gegenüber 2011 bedeuten würde. Dieser Entwicklung sollten wir mit diesem Beschluss Rechnung tragen, auch wenn wir es uns anders wünschen würden. Wohnungen und zusätzliche Gemeinschaftsunterkünfte werden nicht alternativ zur Torgauer Straße benötigt sondern zusätzlich! Wir unterstützen es, dass Flüchtlinge so schnell wie möglich, sofern sie es wünschen, im selbstbestimmten Wohnraum untergebracht werden. Wir begrüßen daher das Anliegen der Grünen, die Aufenthaltszeit gerade in Leipzigs größter Unterkunft auf maximal sechs Monate zu begrenzen.

Sollte es die Situation zulassen, erwarten wir, dass die Belegungsdichte zuerst in der Torgauer Straße reduziert wird und gegebenenfalls auch Aufgänge oder ein ganzer Block wieder geschlossen werden. Sollte uns vorgeworfen werden, dass unser Antrag ein Placebo sei, möchte ich daran erinnern, dass geringere Belegungen in Vergangenheit bereits realisiert wurden. So waren sowohl die Torgauer Straße als auch die Liliensteinstraße lange Zeit nur zur Hälfte belegt. Eine Bitte zu Schluss: Zunehmend haben wir eine Diskussion, die geprägt ist von Dämonisierung oder Romantisierung. Auf der einen Seite wird dämonisiert, indem von einer Flüchtlingsflut gesprochen wird und Schreckensbilder an die Wand gemalt werden. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es uns in einer Stadt mit 550.000 Personen gelingen wird, für die zusätzlichen 2.700 Flüchtlinge menschenwürdige Unterbringungen zu schaffen ebenso wie eine Kultur des Willkommens für diese. Wir dürfen aber auch nicht romantisieren, denn die menschenwürdige Unterbringung stellt uns vor Herausforderungen und dann müssen wir auch mal in den sauren Apfel beißen und auch große Unterkünfte in Kauf nehmen. Zudem gibt es Ängste in Teilen der Bevölkerung, diesen müssen wir mit behutsamer und ernsthafter Aufklärung begegnen.

Die SPD Fraktion wird der Vorlage zustimmen und bittet um Zustimmung zu unserem Änderungsantrag. Dem Antrag der Fraktion der Linken werden wir zustimmen ebenso wie dem Punkt 10 der Grünen. Dem Punkt 9 des Grünen Antrags können wir zustimmen wenn die Ungenauigkeiten in der Formulierung behoben sind, daher habe ich zusammen mit meiner Fraktionskollegin Katharina Schenk hierzu einen Änderungsantrag eingereicht.

Christopher_Zenker2Redner: Stadtrat Christopher Zenker, Sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
werte Gäste!

Grundsätzlich unterstützen wir eine Erweiterung bzw. vor allem Verlängerung der Öffnungszeiten für öffentliches Baden in Schwimmhallen. Dies darf aber nicht auf einer Basis passieren, in der die Nutzergruppen öffentliches Schwimmen, Vereinsschwimmen und Schulschwimmen gegeneinander ausgespielt werden. Die im Antrag geforderte Realisierung verlängerter Öffnungszeiten kann nicht nur zu größeren Umstrukturierungen bei der Hallennutzung zwischen Schulschwimmen, Vereinsschwimmen und öffentlichen Schwimmen führen, sondern verursacht auch höhere Kosten. Diese sind im erst kürzlich beschlossenen Bäderleistungsfinanzierungsvertrag nicht berücksichtigt. Eine kurzfristige Umsetzung ist daher, wie im Antrag gefordert, nicht möglich.

Eine kurzfristige Möglichkeit um zusätzliche Zeiten für öffentliches Baden zu bekommen, wäre wenn die Universität Leipzig Leipziger Vereinen Zeiten in der nicht ausgelasteten Universitätsschwimmhalle anbietet. Die Zeiten, die dadurch frei werden, könnten für öffentliches Schwimmen genutzt werden. Die Stadtverwaltung ist daher aufgefordert mit der Uni-Leitung bzw. dem zuständigen Ministerium in Verhandlung bzgl einer Mitnutzung zu treten.

Aufgrund der Badegästeentwicklung, des Bevölkerungswachstums und der Notwendigkeit der Absicherung des Schulschwimmens muss jedoch auch eine neue Schwimmhalle gebaut werden und das möglichst schnell. Wir haben daher unseren Antrag mit dem von den Grünen zusammengefasst und fordern die Stadtverwaltung auf, bis Jahresende einen Neubau zu prüfen und diesen im Doppelhaushalt 2017/2018 erstmalig zu verankern. Zielstellung sollte eine Fertigstellung bis Ende 2019 sein. Herr Bonew wird sicher, wie er es bei jeder Gelegenheit betont, sicherstellen, dass es am Geld für den gegebenenfalls notwendigen strategischen Kauf eines 6000 m² großen Grundstücks nicht scheitern wird.

Sebastian_Walther2Redner: Stadtrat Sebastian Walther, Mitglied im Fachausschuss Allgemeine Verwaltung

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

verehrte Bürgermeister und Frau Bürgermeisterin,

meine Damen und Herren Stadträte,

liebe Gäste,

die meisten von Ihnen haben neben ihrem beruflichen und politischen durchaus auch einen ehrenamtlichen Hintergrund. Darum stehe ich nicht vor Ihnen, um eine Lanze für die Leipziger Vereine und Initiativen zu brechen, oder gar für das Ehrenamt an sich, denn wir alle wissen, wie wichtig es ist und wie sehr es unsere Stadtgesellschaft bereichert. Dafür sprechen nicht zuletzt Millionen von Euro, die in jedem Jahr aus der Stadtkasse direkt oder mittelbar an Vereine und Verbände fließen sowie zahllose Anträge, die in verschiedenster Art und Weise Erhöhungen der Mittelzuweisungen fordern – in jedem Jahr.

Dieses uns allen wohl bekannte Verfahren erhält mit dem vorliegenden Antrag von Linksfraktion und Bündnis 90/Die Grünen eine neue Qualität. Den Beschlusspunkt 1 setzt der Oberbürgermeister bereits um. Jede Fraktion in diesem Hause ist um Stellungnahmen zur Vorlage “ Grundbekenntnis zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements in der Stadt Leipzig “ gebeten worden, bevor diese in einem breiten Beteiligungsverfahren diskutiert werden soll. Wir hätten uns gewünscht, dass die Diskussion, die wir jetzt führen, im Rahmen dieser Vorlage geführt werden würde und nicht zerstückelt durch zahlreiche Änderungsanträge, die letztlich mehr Verwirrung stiften als Klarheit schaffen.

Dennoch haben wir Sozialdemokraten einen Änderungsantrag erarbeitet, für welchen ich ganz ausdrücklich werben möchte! Er geht in Teilen in eine ähnliche Richtung wie der Antrag der CDU und intendiert ebenso die Erweiterung der wichtigen Aufgaben der Freiwilligenagentur, deren Angebote zwar vom gesamten Vereinsspektrum der Stadt genutzt werden, die aber von städtischer Seite ausschließlich aus dem Fördertopf des Sozialamtes finanziert wird.Ohnehin ist es bemerkenswert, dass die Möglichkeit der Mischförderung eines Projektes durch verschiedene Ämter der Stadtverwaltung scheinbar nur sehr selten genutzt wird. Meine Fraktion wird zu diesem Thema eine Anfrage für die nächste Ratsversammlung stellen.

Statt der von den Antragstellern geforderten Leitstelle „Bürgerschaftliches Engagement“ halten wir, den Anforderungen entsprechend, unser Stadtbüro als Kontaktstelle für Vereine und Verbände für gut geeignet, sodass es seinem Namen künftig noch gerechter werden kann und Vereine und Verbände auch hier die richtigen Ansprechpartner finden können. Die Erarbeitung von Strategien ist unserer Meinung nach jedoch eine Aufgabe der gesamten Stadtverwaltung, welche im Rahmen der genannten Ratsvorlage gelöst werden sollte und, schon auf Grund ihrer weitreichenden Auswirkungen, nicht an eine einzelne Stelle gebunden werden. Gerade um alle Interessen, jene der Stadtverwaltung, der Politik und der Vereinslandschaft um die es doch im Kern geht, abzubilden, unterstützt meine Fraktion die Einrichtung eines Begleitgremiums, gegebenenfalls eines Beirates.

Ich persönlich hoffe sehr, dass bei der Besetzung desselben niemandem vor den Kopf gestoßen wird, wenngleich ich mich nach wie vor frage, wie man hunderte von Vereinen und damit tausende von Ehrenamtlern in unserer Stadt in diesem Gremium angemessen vertreten wissen will und wie, unabhängig von der jeweiligen Größe und den Einzelinteressen, Arbeitsergebnisse erzielt werden sollen, die einen Anspruch auf Objektivität erheben können. Manchen der Vorschläge der Antragsteller teilt auch meine Fraktion. Wie Sie wissen entstammt der Antrag nicht allein der Feder von Grünen und Linken, sondern ist gleichermaßen unter Beteiligung von SPD und CDU erarbeitet worden. Dass es zu einem gemeinsamen Antrag nicht gekommen ist, finden wir schade.

Wir fordern darum eine Darstellung der veränderten Herausforderungen an die Vereine und Verbände, insbesondere im Hinblick auf den Wegfall von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und die Weiterentwicklung der Anerkennungskultur für bürgerschaftliches Engagement. Auch die Rahmenrichtlinie und die Fachförderrichtlinien der Stadt müssen erneut betrachtet und ggf. den veränderten Bedingungen angepasst werden, wenn man das bürgerschaftliche Engagement in unserer Stadt künftig angemessen fördern will.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend sagen: Ich hoffe sehr, dass es uns gelingen wird, die lange Geschichte bürgerschaftlichen Engagements in Leipzig weiter zu schreiben und die Unterstützung für die Zukunft auf feste Fundamente zu stellen. Ich möchte allerdings auch sagen, dass es in den vielen Jahrhunderten vor uns nie die Norm war, dass Vereine um des bloßen Daseins willen existiert oder allein von der öffentlichen Hand gelebt haben. Mittelzuweisungen allein sind es nicht, die das bürgerschaftliche Engagement stärken, sondern die Menschen, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich an der höheren Sache mit schaffen. Ihnen gilt unser Dank, unsere Wertschätzung und unsere Anerkennung!

In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zu unserem Änderungsantrag und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

Änderungsvorschlag:

Der Beschlussvorschlag wird im Punkt 2 – Die Planungsgrundsätze des Stadtentwicklungsplanes (Kapitel 1) – Abschnitt 3 „Stadt- und umweltverträgliche Organisation des Verkehrs fördern“ im 2. Absatz mit folgender Änderung beschlossen:

Die Stadt Leipzig hält an den Zielen für die Entwicklung der stadtverträglichen und umweltfreundlichen Verkehrsarten fest. Ebenso kommt der Sicherung des Wirtschaftsverkehr besondere Beachtung zu. Der Anteil des Umweltverbundes an den privat zurück gelegten Wegen der Leipziger in der Stadt (Modal Split) soll bis 2025 auf mindestens 70 % steigen (davon 27 % Fußverkehr, 20 % Radverkehr, 23 % ÖPNV), langfristig wird eine weitere Steigerung angestrebt.

Begründung:
Der Änderungsantrag beinhaltet die Werte für den Ziel Modal Split aus dem Entwurf des STEP Verkehr und öffentlicher Raum vom Januar 2014. Die Vorlage mit den o.g. Zahlen war das Ergebnis einer mehrjährigen Diskussion des Runden Tisches und eines der größten Bürgerbeteiligungsverfahren in Leipzig überhaupt.

Beschluss:

Die Stadtverwaltung baut auf dem Grundstück Windscheidstraße 45/47 (Flurstück 298/1, Gemarkung Connewitz) eine kommunale Kindertagesstätte. Mit den notwendigen Planungen wird umgehend begonnen.

Begründung

Das Grundstück Windscheidstraße 45/47, Flurstück 298/1 in der Gemarkung Connewitz, wurde vor 4,5 Jahren vom Liegenschaftsamt im Auftrag des Kulturamtes angekauft, um darauf eine Feuerwehrzufahrt für das Werk II zu realisieren. Für die Feuerwehrauffahrt wurde jedoch nur der hintere Teil des Grundstücks benötigt. Der vordere Teil mit einer Größe von 4.000 m² liegt seitdem brach. Da aufgrund der weiter steigenden Geburtenraten und des vorhanden Nachholbedarfs weiterhin neue Kindertagesstätten errichtet werden müssen, sollte auf dem Grundstück eine Kita gebaut werden. Zudem ist das Grundstück aufgrund seiner Nähe zum Werk II und den dadurch gelegentlich entstehenden Lärmemissionen nicht geeignet für eine Wohnbebauung. Hinzu kommt, dass das Grundstück im kinderreichen Leipziger Süden liegt und eine sehr gute Verkehrsanbindung (inkl. ÖPNV-Anschluss) besitzt. Da es sich bei dem Grundstück in der Windscheidstraße um eine der wenigen städtischen Liegenschaften handelt, die geeignet sein könnten, eine Kita darauf zu errichten, sollte dieses Grundstück dafür auch genutzt werden. Dadurch würde zudem das Verhältnis von 20-25% kommunaler Einrichtungen bei der Kindertagesbetreuung erhalten bleiben.

Redner: Stadtrat Heiko Bär, Vorsitzender FA Wirtschaft und Arbeit

Es gilt das gesprochene Wort!Heiko_Baer2

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Herr Prof. Ragnitz,
sehr geehrter Herr Tollert,
meine Damen und Herren,

Leipzig bietet für Investoren – egal ob Bestandserweiterungen, Neuansiedlungen oder Existenzgründungen – sehr viele Vorteile und Möglichkeiten. Dazu zählen
– eine gute Infrastruktur,
– ein aktuell gutes Angebot an Gewerbeflächen,
– ein aktuell gutes Angebot an qualifizierten und ausgebildeten Menschen sowie
– ein gutes Verhältnis von Arbeitslöhnen und Produktivität.

Wir müssen aber aufpassen, für unsere eigene Analyse und politischen Entscheidungen nicht die Werbebotschaften der Standortwerbung und die Erfolgsmeldungen der Standortentwicklung mit einem vollständigen Bild über unsere Wirtschaft gleichzusetzen. Denn in großen Teilen müssen wir mit unserer wirtschaftlichen Situation unzufrieden sein:
a) Wir haben im bundesweiten Vergleich der Großstädte mit die niedrigste Steuerkraft je Einwohner.
b) Bereits im mitteldeutschen Vergleich haben wir eine der niedrigsten Industriequoten für Ballungszentren. Dies gilt erst recht im westdeutschen und westeuropäischen Vergleich.
c) Die Region Leipzig weist die niedrigsten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Vergleich der sächsischen Regionen auf.
d) Dazu passt, dass wir beim Abruf von EFRE-Mitteln zwar reichlich Infrastrukturmittel verbauen aber die regionalen Unternehmen verhältnismäßig wenig an Forschungs- und Technologieförderung akquirieren.
e) Unsere Gewerbesteuereinnahmen sind stark von einzelnen großen Unternehmen aus wenigen Branchen abhängig. Der Finanzbürgermeister weiß ja als ehemaliger Banker was ein Klumpenrisiko ist.
f) Unser wirtschaftlicher Aufholprozess zum westdeutschen Durchschnitt stagniert.

Wir müssen so ehrlich sein und konstatieren, dass unser Ziel, einer selbsttragenden Wirtschaftsstruktur bis 2020 praktisch nicht mehr erreichbar ist. Dies bedeutet konkret ein weiterhin bestehender Wohlstandsrückstand gegenüber dem westdeutschem Durchschnitt bezogen auf Produktivität, Einkommen, Kaufkraft und Steuereinnahmen. Der Grund dafür ist, dass wir in den letzten zehn Jahren (aber auch in den letzten fünf Jahren) viel zu wenig zugunsten unserer wirtschaftlichen Entwicklung getan haben. Verantwortung dafür tragen wir alle, der Stadtrat, die Verwaltungsspitze und selbstverständlich auch der Wirtschaftsbürgermeister.

Aber was kann kommunale Wirtschaftsförderung überhaupt leisten? Wir vermögen es auf kommunaler Ebene zwar nicht, uns gegen übergeordnete konjunkturelle Entwicklungen zu stemmen, aber es ist nachweisbar, dass strategisches Herangehen auf regionaler Ebene an strukturelle Probleme zu einer langfristigen Überperformance gegenüber anderen Regionen führt. Der Zeithorizont ist dafür mit wenigstens 10 bis 15 Jahren anzusetzen. Strategisches Herangehen heißt aber auch, dass kommunale Wirtschaftsförderung deutlich mehr ist als Standortwerbung, kommunale Investitionen und Vergaben oder GA-Förderung, wie Sie, Herr Oberbürgermeister, zum Abschluss der Diskussion um die Erhöhung der LTM-Förderung betont haben.

Im Folgenden werde ich Ihnen sagen, was wir als SPD-Fraktion strategisch für notwendig halten. Generell fehlt es an der konsequenten Weiterentwicklng unserer übergreifenden Wirtschaftsförderstrategie, wie sie eigentlich im Beschluss zur Clusterförderung vom Stadtrat festgelegt wurde.

Unsere Clusterförderung ist der einzige Baustein daraus, der konzeptionell ausgearbeitet ist und einer regelmäßigen Beobachtung und Weiterentwicklung unterliegt. Es fehlt jedoch an der personellen und finanziellen Ausstattung zur konsequenten und intensiven Umsetzung. Die Verwaltung selbst nutzte in den letzten Jahren sogar jeden Haushalt dafür, die Clusterförderung zu verringern. Ich bitte deshalb schon heute darum, unseren Haushaltsantrag zur personellen Stärkung der Clusterförderung zu berücksichtigen.

Die Umsetzung der Clusterförderung ist außerdem ein wesentlicher Ansatzpunkt für die Gewinnung von EFRE-Mitteln für Forschung und Entwicklung, Technologietransfer, Markterschließung usw. Über 2000 Millionen Euro werden bis 2020 in Sachsen hierfür verteilt. Bereits die damalige Vorlage zur Clusterförderung hat darauf hingewiesen, wie wichtig es für die zukünftigen (also inzwischen aktuellen) Förderverfahren ist, dass sich die Unternehmen im Verbund gemeinsame, förderbare Entwicklungsziele setzen, um derartige Förderungen zu erhalten. Die Erwartung der Cluster an die Stadt Leipzig richtet sich daher auf eine kommunale Unterstützung bei der Verwirklichung der von den jeweiligen Clustern selbst gesetzten Zielen und Strategien. Bisher ist nicht wahrnehmbar, dass sich der Mittelabruf verbessert, oder das Wirtschaftsdezernat mitsamt Amt für Wirtschaftsförderung dieser wesentlichen strategischen Herausforderung stellt. Da muss mehr kommen, und das werden wir von Ihnen verlangen!

Auch unsere weiteren Technologieförderangebote und -beratungen haben das Problem, dass sie auf viele Einzelakteure stark zergliedert und unübersichtlich sind. „Wir haben zu viele Heiratsvermittler und zu wenige Bräute“ stellte Prof. Lenk, Prorektor für Entwicklung und Transfer der Universität Leipzig treffend fest.

Unser Gewerbeflächenangebot ist wie vorher benannt aktuell gut, aber das muss auch in Zukunft so bleiben. Leider wurde der vom Wirtschaftsdezernat angekündigte revolvierende Fonds für Gewerbegrundstücke bisher nicht umgesetzt. Hier verweise ich stattdessen auf unseren Haushaltsantrag, die Erlöse aus Grundstücksverkäufen direkt für den strategischen Grunderwerb einzusetzen.

Weiterhin hat das Wirtschaftsdezernat bereits durch Stadtratsbeschluss die Aufgabe bekommen, ein Konzept für die Bestandspflege vorzulegen. Auch dies ist bisher unerledigt. Es sind zwar gute Einzelaspekte vorhanden, wie die Betriebsberater, die Lotsen, oder Teile des Mittelstandsförderprogramms, aber es fehlt der konzeptionelle Zusammenhang, die zielgerichtete Ausrichtung aller Angebote auf strategische Herausforderungen wie Unternehmenswachstum, Finanzierung, Unternehmensnachfolgen usw. Hinzu kommt, dass die Leistungsfähigkeit der Bestandspflege mit nur noch 2 Betriebsberatern für die ganze Stadt nicht mehr gegeben ist. Die Unternehmensbefragung im letzten Jahr hat uns aber eine Unmenge an Rückmeldungen, Anfragen und Bedarfen aufgezeigt. Auch deshalb verweise ich hier auf unseren Haushaltsantrag zur Stärkung der Betriebsberatung.

Hierzu gehört auch der ebenfalls noch nicht umgesetzte Beschluss zur Mittelstandsfreundlichen Kommunalverwaltung, von welcher wir immer noch weit weg sind. Ich kann nur jedem empfehlen sich mal das gute Beispiel des Dienstleistungszentrums der Stadt Dortmund anzuschauen, in welchem Unternehmen fast alle Behördenangelegenheiten über eine Stelle abwickeln können, in welcher sich auch die fachliche Kompetenz aller beteiligen Fachämter bündelt. Hier zeigt sich, das Wirtschaftsförderung eben eine Querschnittsaufgabe der gesamten Verwaltung ist, was im Verwaltungsablauf oft in Vergessenheit gerät. Auch hier drängen wir zur Umsetzung der vorhandenen Beschlusslage.

Die Bedingungen für Existenzgründer sind durch die Angebote des Unternehmensgründungsbüros gut. Aber, wie wir erfahren mussten, ist durch veränderten Förderhintergrund eine Neukonzeptionierung und -implementierung unserers Mikrokreditprogramms erforderlich. Wir vernehmen gerne, dass es hierzu noch vor der Sommerpause eine Lösung geben soll und werden was genau beobachten.

In der regionalen Zusammenarbeit gab es mit der Wirtschaftsfördergesellschaft und der Metropolregion Mitteldeutschland zwei ganz wichtige neue Grundlagen. Dennoch ist es notwendig Stück für Stück weitere regionale Partner und weiteres Vertrauen in der Zusammenarbeit zu gewinnen. Hier sind wir auf gutem Weg, der aber konsequent weitergegangen werden muss.

Zuletzt jedoch noch ein Punkt, an dem es wieder mehr offene Baustellen als Fortschritte gibt. Ich spreche von der Fachkräfteentwicklung und dem Fachkräftenachwuchs. Gerade letzterer gibt uns zu denken. Weit über 10%, in manchen Jahrgängen bis 14% der Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss, 8% schieben wir in Leipzig schon in der 1. Klasse in Förderschulen, jeder vierte bricht die Lehre oder das Studium ab. Auch wenn wir hier viele Ansätze und Instrumente die letzten Jahre begleitet haben mahnen uns die Zahlen, nicht nachzulassen und weiter nach Lösungen zu suchen, seien es regionale Mobilität für Praktika, Schnuppertage, Messen, Ferienjobs oder passgenauere Vermittlung und Vorbereitung auf die Berufswelt.

Als Fazit ist festzuhalten, dass eine ganze Reihe an Handlungsansätzen besteht, um auch über 2020 hinaus so schnell wie möglich den wirtschaftlichen Aufholprozess zum westdeutschen bzw. westeuropäischen Wirtschaftsniveau weiterzugehen. Dies ist kein Automatismus, sondern kann nur Folge von zielgerichtetem strategischem und konzeptionellem Handeln sein. Der Wirtschaftsbürgermeister hat hier bisher in vielen Bereichen viel zu wenig getan. Wir haben als SPD-Fraktion die klare Erwartung, Umsetzungsvorschläge zu allen von uns hier benannten Handlungsansätzen zu erhalten und werden diese penetrant weiter einfordern. Auf unsere Unterstützung beim Herbeiführen und Umsetzen der dann notwendigen Beschlüsse können Sie dann aber auch vertrauen.

Vielen Dank!

Rednerin: Stadträtin Katharina Schenk

Es gilt das gesprochene Wort!Katharina_Schenk2

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte, sehr geehrte Gäste!

man braucht kein Graecum um zu wissen, aus welchen Worten sich das Wort ‚Demokratie‘ zusammen setzt. Viel schwerer wird es allerdings, wenn es darum geht demokratische Prozesse anzustoßen und demokratische Werte zu fördern.
Demokratie ist oft ein Wort für Sonntagsreden. Junge Menschen sollen Demokratinnen und Demokraten sein, das freiheitliche System schätzen lernen. Das sagt sich schön. Doch was soll man da tun?

Eine mögliche Antwort auf diese Frage formuliert die Demokratiekonferenz. Zum vierten Mal soll sie in diesem Jahr statt finden. Sie gab bereits hunderten Jugendlichen eine Plattform.
Demokratie ist kein Zustand, sie ist ein Prozess. Moderne Demokratie bedeutet, dass jede und jeder teilhaben kann, dass es unbequem wird und man auch das Rederecht derjenigen verteidigen muss, die eine andere Meinung haben. Demokratie bedeutet aber auch – und das ist wohl gerade heute wichtig – dass es einen demokratischen Grundkonsens gibt. Es bedeutet eben nicht anything goes. Demokratie ist ein schwieriger Balanceakt auf der Basis gemeinsamer Werte.

Meine Fraktion hat sich die Frage gestellt, wie wir noch mehr Jugendliche als bisher für diesen Balanceakt begeistern können?
Unser Ziel ist es, möglichst viele Kinder und Jugendliche einzubinden und mit möglichst vielfältigen Projekten nicht nur wenige Tage im Jahr, sondern während des gesamten Jahres auf demokratische Prozesse neugierig machen.

Die Demokratiekonferenz möchten wir weiter denken, auch für die öffnen, die bisher noch keinen Zugang gefunden haben. Gerade im Sinne der Demokratie können wir es uns nicht leisten, wenn nur Jugendliche mit einem bestimmten Elternhaus den Weg zur Konferenz finden. Wir wollen die Jugendlichen deswegen dort abholen wo sie stehen – auf dem Pausenhof, im offenen Treff, in der Turnhalle. Die Demokratiekonferenz soll kleinteiliger, zugänglicher und vielfältiger werden und damit dem Prozess Rechnung tragen, den sie lehren will.

Ab dem Schuljahr 2015/16 soll das neue Konzept seinen Fokus vorrangig auf kleinere und vielfältigere Projekte legen. Zur detaillierten Erstellung des Konzepts soll die Stadt mit der Sächsischen Bildungsagentur, Akteurinnen und Akteuren der Zivilgesellschaft, wie dem Stadtjugendring, dem Stadtschülerrat, der jungen Volkshochschule sowie Einrichtungen der Jugendhilfe, wie dem Jugendparlament oder offenen Freizeittreffs zusammenarbeiten. Für die Entstehung des Konzepts sowie die Umsetzung sollen im kommenden Doppelhaushalt zusätzliche Mittel eingestellt werden.

Lassen Sie uns noch ein wenig mehr Demokratie wagen. Ich bitte Sie um Zustimmung zum Änderungsantrag.