Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt zu prüfen, inwiefern in allen städtischen Einrichtungen und bei den Sportbädern Leipzig Ermäßigungen auch für Freiwilligendienstleistende (Bundesfreiwilligendienst, Freiwilliges Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr und Freiwilligen Politisches Jahr usw.) gewährt bzw. veraltete Regelungen angepasst werden können. Über das Prüfergebnis und die daraus resultierenden Anpassungen bei den Eintrittspreisen der Einrichtungen wird der Stadtrat bis Ende des 2. Quartals 2020 informiert.

Sachverhalt:

Freiwilligendienstleistende übernehmen eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft und erhalten dafür nur eine geringe Aufwandsentschädigung. Anders als Schülern und Studenten, wird ihnen häufig bei kommunalen Einrichtung keine Ermäßigungen bei Eintritten oder Ähnlichem gewährt. Vor diesem Hintergrund ist es angebracht, zu prüfen, wie sich die Lage bei Einrichtungen der Stadt und bei den Sportbädern darstellt und wie auch für Freiwilligendienstleistende dort Ermäßigungen angeboten werden können. In Leipzig bieten von den städtischen Kultureinrichtungen beispielsweise die Oper und das Schauspiel entsprechende Ermäßigungen an. Beim Grassi-Museum zum Beispiel wird bei den Ermäßigungsberechtigten noch auf Wehr- und Zivildienstleistende abgestellt, was auch in den Formulierungen an die heutigen Gegebenheiten angepasst werden sollte. Auch in anderen Städten erhalten Freiwilligendienstleistende häufig, wie auch Schüler und Studenten, ermäßigten Eintritt bei Kultureinrichtungen.


Rednerin: Anja Feichtinger, stellv. Fraktionsvorsitzende

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Beigeordnete,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
meine Damen und Herren,

vor mittlerweile fast acht Jahren hat der Stadtrat das Konzept zur Integration von Migrantinnen und Migranten beschlossen hat, mit dessen Fortschreibung wir uns heute befassen.

Warum wir das Konzept fortschreiben müssen, liegt im Grunde auf der Hand:

Der Anteil der Leipzigerinnen und Leipziger, die einen Migrationshintergrund haben, ist in den letzten Jahren, auch unabhängig von der Flüchtlingssituation ab 2015, kontinuierlich gestiegen.

Das Wachstum unserer Stadt basiert zu einem großen Teil darauf, dass Menschen aus verschiedenen Ländern nach Leipzig kommen. Sei es der Arbeit oder des Studiums wegen oder weil sie aus ihrer Heimat flüchten mussten. Im Jahr 2018 machten sie, neben den hohen Geburtenzahlen, über 70 Prozent der neu hinzugekommenen Einwohner der Stadt aus (2018: 6180 Neu-Leipziger, darunter 4.483 Menschen mit Migrationshintergrund). Ende 2018 hatten etwas über 17 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger einen Migrationshintergrund.

Darüber hinaus haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die das ursprüngliche Konzept tangieren, geändert, genauso wie die Anforderungen an die Stadtgesellschaft und die Stadtverwaltung.

Die Vorlage selbst beschreibt es sehr gut: „Es geht darum, gute Lösungen für einen konfliktfreien und produktiven Umgang mit Vielfalt zu entwickeln, der die freie persönliche Entfaltung eines Jeden fördert und gleichzeitig den gesellschaftlichen Zusammenhalt bewahrt.“

Integration ist deshalb eine kontinuierliche Aufgabe und kein Thema, das einmal geregelt wird und dann läuft es. Es geht vielmehr darum, eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen und die Chancengerechtigkeit für alle Bewohner unserer Stadt zu sichern.

Aus der Vielzahl der aufgeführten Maßnahmen des Integrationskonzepts möchte ich einen Punkt herausgreifen, den ich besonders wichtig finde: Sprachförderung. Sprache ist das Bindeglied in der Gesellschaft, denn Sprachkenntnisse ermöglichen Kommunikation, Integration, fördern die Chancengleichheit und eröffnen Bildungsperspektiven. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, dass in Kitas und Schulen, wo der Anteil der Kinder steigt, in deren Elternhäusern Deutsch nicht die erste Sprache ist, gezielt auf Sprachförderung gesetzt wird. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass diese Kinder später am gesellschaftlichen Leben teilhaben und ihre Chancen auch nutzen können. Der weitere Ausbau unseres Kitanetzes, der Einsatz von Sprachmittlern und die Schaffung weiterer Familienzentren haben also auch in dieser Hinsicht positive Effekte.

Die SPD-Fraktion wird dieser Vorlage zustimmen.

Uns ist es wichtig, dass mit den in der Vorlage dargestellten Maßnahmen die Integration „vor Ort“ zielgruppengerichtet gestärkt und gefördert wird. Für uns ist Integration keine Einbahnstraße. Mit dem Konzept ermöglichen wir auch der Mehrheitsgesellschaft Integration zu leben, zu agieren und nicht nur zu reagieren. Kurzum, das Konzept geht uns alle an. Lassen Sie es uns weiter mit Leben füllen.

Redner: Andreas Geisler, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
liebe Gäste,

ein autofreier Tag für Leipzig kann dann ein wirksames Mittel sein, wenn er über die pure Symbolpolitik hinausgeht und Botschaften aussendet.

Ich stehe jetzt hier als überzeugter Autofahrer und als Verfechter von Wirtschaftsinteressen – und trotzdem rede ich zu diesem Thema.

Verstehen Sie mich nicht falsch, wir möchten das eben nicht als einen Baustein sehen, um Autoverkehr zu verdrängen, sondern es muss als positiver Anreiz verstanden werden. Deshalb möchten wir anregen, freiwillig an einem Tag von 8 bis 24 Uhr das gesamte Stadtgebiet, die komplette Innenstadt plus der inneren Fahrbahnen des Innenstadtringes und vor dem Bahnhof komplett autofrei zu gestalten und ich glaube, dass kann eigentlich nur ein Samstag sein.

Erstens wollen wir nicht nur von der Verkehrswende reden, sondern positiv zeigen, wie komfortabel eine Alternative zum Auto sein kann. Deshalb soll an dem gesamten Tag die Fahrt in Bussen und Bahnen für einen Euro möglich sein –  oder für das billigste Ticket was die Automaten auswerfen, um Kosten für die LVB zu sparen – mit Blick auf das 365 Euro Ticket. Und wir könnten testen, ob der äußere Innenstadtring als eine Art großer Kreisverkehr oder Omega – Gerberstrasse rein immer rechts rum und am Wintergartenhochhaus wieder vom Ring – funktionieren könnte. Damit würden wir an diesen Tag sogar den Platz vor dem Bahnhof autofrei bekommen. Man kann das natürlich als Stresstest für unseren ÖPNV verstehen mit einem Takt wie in den Stoßzeiten werktags.

Das kann uns Handlungsbedarf oder Lösungsansätze aufzeigen, aber auch helfen, Fehler zu vermeiden. Dazu muss man auch für diesen Samstag werben und Park-and-Ride-Lösungen am Stadtrand für unsere Gäste anbieten. Dort kann man Konzepte testen, wie man evtl. mit einer App die Anfahrten optimieren kann, wie z.B. Nunav. Auf den inneren Fahrbahnen des Ringes könnten wir an dem Tag den Fahrradverkehr unterbringen, um das Zentrum nur den Fußgängern zu überlassen und um eine Flaniermeile zu schaffen. Marktstände rund um die Innenstadt wären dafür eine  Option, gewissermaßen ein Marktfest auf den inneren Spuren des Ringes.

Zweitens wird sich zeigen, wie attraktiv eine Innenstadt mit weniger Autos und weniger Parksuchverkehr aber auch weniger Radverkehr, denn den lenken wir über dem Ring, für uns alle ist.          Wir erzeugen ein Bild von einem stressfreien Einkaufserlebnis ohne Stau auf der Strasse, in den Parkhäuser und mit Platz für Menschen auf Flaniermeilen.

Und drittens wird es für den innerstädtischen Einzelhandel ein Segen sein. Er benötigt solche Impulse, er benötigt solche Bilder vom entspannten Einkäufen um gegen den Internethandel zu bestehen, ja um an Attraktivität zu gewinnen und um geschützt zu werden.

Deshalb wäre ein Werktag, vorzugsweise ein Samstag genau geeignet, nicht nur um über eine Verkehrswende zu reden und zu beweisen, das es funktionieren kann, sondern in Abstimmung mit den Kammern, mit LTM und City Management auch dafür Bilder zu erzeugen von einer entspannten modernen City wo einkaufen auch ohne Auto Spaß machen kann.

Und wenn wir zu der Erkenntnis kommen, es braucht 2 Tage, um das wirtschaftlich sinnvoll und wirkungsvoll zu machen, dann bitte eben Samstag und Sonntag entweder verkaufsoffen oder am zweiten Tag nur die Märkte. Wir müssen natürlich Lösungen suchen für den Lieferverkehr und die Gäste in den Hotels. Das Ganze braucht auch einen gewissen planerischen Vorlauf.

Lassen Sie uns ein Bild von entspannten Menschen erzeugen, die auf der größten Einkaufsmeile der Stadt sorgenfrei bummeln können. Hannover hat genau dieses Bild an einem Samstag im Weihnachtsgeschäft erfolgreich erzeugt, das bekommen wir Leipziger doch locker auch hin! Lassen Sie es uns anpacken und heute einen Fußgänger-Tag und einen lebendigen Ring für das Leipziger Zentrum beschließen statt einen autofreien Sonntag mit reinem Selbstzweck.

Stimmen Sie bitte für unseren Änderungsantrag, denn es gilt natürlich der Wortlaut unseres Antrags. Der Rest war eine Vision, wie wir das Thema erfolgreich angehen könnte.

Redner: Heiko Bär, Stadtrat

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
liebe Gäste,

 

als SPD-Fraktion sehen wir viele Chancen für unsere Stadt bei der Bewerbung für ein „Reallabor Fernwärme“ bei den zuständigen Bundesministerien.

Als erstes sehen wir Chancen bei unseren Stadtwerken bezüglich der Entwicklung und Umsetzung von Innovationen im Fernwärmenetz. Wir freuen uns deshalb, im Verwaltungsstandpunkt zu lesen, dass die Stadtwerke selber eine entsprechende Bewerbung positiv sehen, z.B. um ihre betriebswirtschaftlichen Ziele mit der Entwicklung der Fernwärmenetze zu erreichen.

Wir sehen auch Chancen darin, mit den Ergebnissen eines „Reallabors Fernwärme“ einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der Energiewende leisten zu können. Es ist für uns eine positive Vorstellung, wenn es gelingt, mit vorzeigbaren Ergebnissen, z.B. zur Nutzung noch unerschlossener Abwärmequellen oder neuer regenerativer Wärmequellen praktikable und wirtschaftliche Beispiele für das ganze Land zur Entwicklung der Fernwärmenetze der Zukunft aufzuzeigen.

Wir sehen mit der vor Ort vorhandenen Infrastruktur an Forschungseinrichtungen, Energieunternehmen und allgemein dem Wirtschaftscluster Energie und Umwelt gute Möglichkeiten, die mit dem Förderprogramm verbundenen Ziele aus dem Klimapaket der Bundesregierung unterstützen zu können. Ebenso bietet die Bewerbung weitere Chancen für die Attraktivität unserer Stadt als F&E-Standort. Wir bitten deshalb um Ihre Zustimmung.

Den Änderungsantrag sehen wir durch unsere Neufassung als aufgenommen, nur ohne die Fixierung auf das BMWi, da die Förderprogramme über mehrere Bundesministerien laufen.

Vielen Dank.

Redner: Christian Schulze, Stadtrat

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

Liebe Gäste,

 

die Radachse aus dem Leipziger Altwesten in die Leipziger Innenstadt wird gefühlt in den letzten Jahren genauso stark mit Radfahrern genutzt, wie zum Beispiel die KarLi in den Leipziger Süden. Immer mehr radfahraffine Menschen ziehen in den Leipziger Westen und nutzen das Fahrrad für ihre Mobilitätsbedürfnisse. Genaue Zahlen erhoffen wir uns von der Radzählstelle.

Leider gab es auch im vergangenen Jahr schwere Unfälle mit Radfahrenden insbesondere in der inneren Jahnallee, aber auch am Cottaweg/Kleinmessegelände. Sicherheit im Radverkehr hat die höchste Priorität. Jeder Verkehrstote bzw. jeder Verletzte ist einer zu viel. Für Engstellen, gefährliche Kreuzungen und konfliktträchtige Straßen gilt es daher, neue Lösungen zu finden, die die Sicherheit für Radfahrende deutlich erhöhen. Durch einen sicheren und leistungsfähigen Radschnellweg von Lindenau bis zum Hauptbahnhof kann unserer Meinung nach die Situation insbesondere in der inneren Jahnallee bzw. im Bereich der Zeppelinbrücke und am Kleinmesseplatz entschärft werden.

Wir möchten uns für die Hinweise und Konkretisierungen im Änderungsantrag des Stadtbezirksbeirates Altwest bedanken, die wir gern übernehmen. Da wir unseren Antrag im Sinne des Verwaltungsstandpunktes zur Abstimmung stellen möchten, haben wir eine Neufassung des Antrages ins Verfahren gegeben, die zum einen den VSP und zum anderen den ÄA des SBBr beinhaltet.

Wir bitten um Ihre Zustimmung.

Rednerin: Anja Feichtinger, stellv. Fraktionsvorsitzende

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

Liebe Frau Opitz,

Liebe Gäste,

 

auch an den Stadtrandlagen und Ortschaften macht das Wachstum der Stadt Leipzig keinen Halt. Jahrelanger prognostizierter Bevölkerungsrückgang und Überalterung haben sich nicht bewahrheitet. Seit vielen Jahren wachsen die Anmeldezahlen in den Kindertagesstätten von Engelsdorf. Als meine Kinder im Jahr 2009 in die Grundschule in Engelsdorf eingeschult worden sind, war diese bereits an ihrer Kapazitätsgrenze. Der dann hinzugefügte Anbau war schon bei der Einweihung zu klein. Die Grundschule ist in weniger als zehn Jahren von einer 3-Zügigkeit auf eine 5-Zügigkeit gewachsen. Ein weiteres Wachstum auf eine 6-Zügigkeit ist im Schulentwicklungsplan festgeschrieben.

Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler besucht ab Klasse 5 das Gymnasium in Engelsdorf. Auch das Gymnasium läuft seit einiger Zeit am räumlichen Limit, was die von Frau Opitz benannten Folgen wie Unterrichtsverlegung in die späten Nachmittagsstunden sowie Wegfall von Räumen für Inklusion, Sozialarbeit und Gemeinschaft hat.

Im Haus II des Gymnasiums stehen neben den Räumen im 1. und 2. Obergeschoss weitere Räume im Erdgeschoss frei. Diese befinden sich in einem sehr schlechten Zustand und bedürfen einer Sanierung. Alle Stadträte konnten sich ein Bild vor Ort machen.

Herr Lunebach vom zuständigen Amt hat einen konstruktiven Verwaltungsstandpunkt erarbeitet. Planungsmittel für den Ausbau werden für den neuen Haushalt eingestellt.

Ich möchte dafür werben, dass Mittel und Wege gesucht werden, um – sofern das möglich ist – Restmittel des Haushalts 2019/20 für einen schnelleren Beginn der Planungen zur Verfügung zu stellen, um bei der Sanierung der Unterrichtsräume im Haus II zügiger voranzukommen.

Aus Sicht der SPD-Fraktion dürfen die Schulen der Stadtrandlagen und Ortschaften nicht vergessen werden. Denn auch diese leisten einen erheblichen Beitrag für nachhaltiges und umweltschonendes Wachstum unserer Stadt.

Vielen Dank!

Redner: Andreas Geisler, Stadtrat

Es gilt das gesprochene Wort!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Sehr geehrte Damen und Herren Dezernenten,

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

 

  • Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen im Eigentum der Stadt Leipzig und ihrer Beteiligungen,
  • Anlage von Wildblumen- bzw. Feldheckenstreifen,
  • Landverpachtungen nur noch ohne „Pflanzenschutzmittel,
  • Förderung der Bio-Landwirtschaft,
  • Ausweisung und längere Vergabe langfristig verfügbarer Ackerflächen,
  • Neuverpachtung an Biobauern: Pachtbefreiung während der Umstellungsphase und
  • Gezielte Sicherung und Erweiterung der Wassereinzugsgebiete Leipzig durch Ankauf und ökologische Bewirtschaftung.

 

Ich bin sehr verwundert und irritiert. Man kann dies als Gesichte erzählen, denn alle Themenbereiche haben wir bereits in den letzten Jahren in diesem Hause behandelt und mehrmals als Antrag oder Anfrage gestellt. Damals hat die Verwaltung – wie in der Info-Vorlage VI DS 01159 niedergeschrieben – Fragen beantwortet und Lösung angeboten. Inhaltlich haben sich die heutigen Anträge gegenüber denen von damals kaum geändert. Es ist aber auch von Seiten der Verwaltung herzlich wenig passiert.

Vielleicht fehlt den Antragstellern die reale Verbindung zur Landwirtschaft sowie zu landwirtschaftlichen Produkten und Wertschöpfungsketten, weshalb sie ohne Weiteres den Verwaltungsstandpunkt übernehmen. Es tut aber weh, weil wir dadurch wieder unnötig unser Steuergeld verbraten.

Im Ernst: 18 Jahre nach Anträgen der SPD, die Pachtverträge der landwirtschaftlichen Flächen mal transparent zu machen und im Bereich der Stadt ökologische Landwirtschaft zu fördern (RB III-831/01 ), ist immer noch keinerlei oder kaum Vorleistung vorhanden. Man könnte sagen, 50.000 Euro für einen Anfang ist besser als nichts und das sollen wir heute so beschließen.

In der Vorlage – VI-DS-01159 aus dem Jahr 2015 „Fortschreibung der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung für das erweiterte Stadtgebiet Leipzig“ wurden Daten erhoben und für viel Geld zu Papier gebracht. Zu den Jahren 2011 bis 2013 steht viel, vor allem auch Handlungsschwerpunkte, aber so gut wie nichts wurde umgesetzt, seit dem Beschluss im Jahr 2015 und ich befürchte das passiert jetzt wieder. Es ist also unsinnig, jetzt wieder Mittel dafür zur Verfügung zu stellen, wenn es verpufft, weil viele Fragen offen sind und keine Richtung vorgegeben wird.

Was hat Leipzig? Aktuell besitzt die Stadt ca.1.800 ha an landwirtschaftlichen Nutzflächen (früher waren es einmal über 2.200 ha), aber eben kein großes Gut sondern viele kleine Flächen, Splitterflächen, Flächen zwischen Ortsteilen die schwer zu bewirtschaften sind, Flächen die mit anderen Flächen zu einem Feld vereint sind, auch Flächen die sich für eine Ansiedlung besser eignen als zum Anbau von Lebensmitteln. Das jemanden von außen zusammentragen zu lassen, um das dann als Grundlagen für ein Konzept zu nehmen, scheint es mir am Ziel vorbei zu gehen.

Haben wir nicht im Liegenschaftsamt, in der Saatzucht oder im Bereich der Wasserwerke und deren Ökolandgutes kompetente Menschen, die die Situation vor Ort viel besser kennen? Wäre es nicht sinnvoller eine Stelle zu schaffen oder anzusiedeln, die langfristig das Thema Landwirtschaft bei der Stadtverwaltung weiter begleitet, also gewissermaßen eine In-house Lösung nach vorne gedacht?

Müssten wir nicht eigentlich selbst einen Agrarbetrieb gründen oder ein Stadtgut wiederbeleben, um als Akteur auf dem Markt aufzutreten, um aus unseren Flächen bewirtschaftbare Einheiten zu schaffen und diese ggf. tauschen und handeln zu können? Wir müssen wegen des Wirrwarrs um die Pachtverträge im Sinne der Stadt einen Ansprechpartner schaffen. Und das mit dem ganz klaren Ziel, jede landwirtschaftliche Fläche die auf den Markt kommt zu erwerben und dafür die erforderlichen Mittel bereit zu stellen. Ein Ansprechpartner, der bei der Umstellung auf regionale Biolandwirtschaft genauso eine zentrale Rolle spielen könnte, wie bei der Verpachtung von kleinen Flächen an Gemüseproduzenten oder beim Zusammensammeln von Flächen für eine Ansiedlung, wäre sinnvoll. Ebenso wie für Flächen in den Wasserschutzgebieten, für Umwandlung, Tausch oder auch nur für eine gezielte Bewirtschaftung im Sinne des Wasserschutzes. Statt eines anonymen Marktes haben wir dann eine klare Anbindung an die Verwaltung und an den Stadtrat.

Durch eine Sicherung und die mögliche Ausweitung der Flächen in städtischem Besitz können wir eine Vorbildfunktion und Preisdämpfungsrolle beim agrarwirtschaftlichen Flächenmanagement einnehmen. Wir könnten entweder eine aktive Rolle in der Landwirtschaft spielen und selber zeigen, wie es geht, wie wir Wertschöpfungsketten verlängern, regionale hochwertige Produkte erzeugen, und wir könnten auch bei Ausschreibung wie Kita- und Schulessen dafür sorgen, dass solche hochwertigen regionalen Produkte hier einen Markt finden. Wir könnten in einer Art Konzeptvergabe direkt darüber entscheiden, wie unsere Flächen bewirtschaftet werden.

Ich glaube, die Zeiten, in der die industriellen Landwirtschaft das einzig richtige Mittel war, die Menschen satt zu bekommen, sind vorbei, wir brauchen klare Gegenpole für mehr Flexibilität, mehr Fortschrittsdynamik und für andere Formen der Landwirtschaft, für mehr Vielfalt, mehr Qualität und ja, auch gerne für mehr Bio.

Wir brauchen eine klare Transparenz bei Flächen und Pachtverträgen, einen federführender Ausschuss, der das begleitet und Landwirtschaft in sein Programm aufnimmt, einen Ansprechpartner, ein Konzept, Mittel für Zukäufe und eine Diskussion über eine Konzeptvergabe in der Landwirtschaft.

Und, liebe Verwaltung, hier besonders das Dezernat wo Landwirtschaft angesiedelt ist, es braucht den klaren Willen, anzufangen, den klaren Willen, alte Zöpfe abzuschneiden, anzuerkennen, dass die Zeiten sich ändern und, dass die Stadt mit diesen Flächen eine wahrnehmbare Vorreiterrolle einnehmen muss. Leider habe ich davon in den beiden Ausschüssen, in denen wir gelegentlich über Landwirtschaft reden, wenig bis gar nichts gehört. Dort müssen wir besser werden.

Wir halten den VSP nicht für zielführend, auch weil er falschspielt und sagt: „Wir haben nichts.“ Wir denken, eine Fortschreibung des Vorhandenen wäre die ehrlichere Lösung gewesen, aber wir möchten die Vorlage auch nicht stoppen, weil das Thema zu wichtig ist.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!