Das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Bautzen vom 23.01.2003, dass die geplanten Baumfällungen auf den Leipziger Deichen gestoppt hat, wird von der SPD-Stadtratsfraktion einerseits begrüßt, bringt aber andererseits Probleme mit sich. Die geplante Abholzung von ca. 10 000 Bäumen aus Gründen des Hochwasserschutzes wird auch von vielen Mitgliedern der SPD-Fraktion kritisch gesehen. Das von den Richtern für erforderlich befundene Planfeststellungsverfahren bietet die Möglichkeit, sinnvolle und notwendige Maßnahmen genau abzuwägen. Die Talsperrenmeisterei und das Regierungspräsidium sind dabei insbesondere gefragt. Ein Problem ist jedoch die Dauer eines solchen Planfeststellungsverfahrens, gegen das rein rechtlich nichts einzuwenden ist. Das Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes nun bis zu einem Jahr aufgehalten werden, bedeutet viel Zeit, möglicherweise zu viel Zeit. Wir haben die Befürchtung, dass ein Hochwasser uns diese Zeit nicht läßt. Die hohen Niederschläge und ansteigenden Flußpegel von Pleiße und Weißer Elster zu Beginn dieses Jahres haben gezeigt, dass auch Leipzig durch Hochwasser gefährdet ist.

Die SPD-Fraktion hatte in der Ratsversammlung im September einen Antrag zum Hochwasserschutz eingebracht, der eine Analyse für die Stadt Leipzig bis zum 31.12.2002 forderte. Der zuständige Beigeordnete für Umwelt, Ordnung und Sport hatte erfreulicherweise bereits im November des vergangenen Jahres einen Verfahrensstand zum Maßnahmekatalog Hochwasserschutz erarbeitet und veröffentlicht. Für die Analyse wird derzeit die endgültige Fassung erstellt. Wir SPD-Stadträte fordern, ein Konzept auf Grundlage der Hochwasserschutzanalyse nun zügig zu erarbeiten, damit eine rasche Umsetzung der notwendigen Maßnahmen beginnen kann. Dieses Konzept sollte eine klare gesetzliche Handlungsanweisung enthalten, welche Maßnahmen erforderlich und umsetzbar sind und welche eben nicht.

Die SPD-Fraktion fordert eine schnelle und unbürokratische Verteilung der Sperrmüllmarken an die Bürger, die bisher keine Marken erhalten haben. Die zahlreichen Beschwerden von Bürgern bzgl. der fehlenden Zustellung der neuen Sperrmüllmarken in den vergangenen Tagen zeigt einen dringenden Handlungsbedarf.

Die vorübergehende Einrichtung einer zweiten Telefonnummer für das Abfalltelefon beim Eigenbetrieb Stadtreinigung ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Die Stadtreinigung hat sicherzustellen, dass durch die zuständige Verteilerfirma „Walter-Werbung“ die fehlenden Marken umgehend an die Bürger zugestellt werden. Für die Probleme bei der Zustellung ist diese Firma verantwortlich und sollte mindestens für die nun anfallenden zusätzlichen Kosten herangezogen werden. Schnelle und unbürokratische Verteilung darf jedoch nicht heißen, dass Mißbrauch Tür und Tor geöffnet wird. Die ersten Mißbräuche sind leider schon bekannt.

Die Öffentlichkeitsarbeit des Eigenbetriebes Stadtreinigung ist nach Meinung der SPD-Stadträte grundsätzlich zu verbessern. Neben der Ankündigung im Amtsblatt der Stadt Leipzig ist eine verstärkte Presseveröffentlichung sicherzustellen, damit die Bürger sich ausreichend informieren können.

Die sich im 1. Quartal 2003 zu konstituierende Arbeitsgruppe, bestehend aus Stadtreinigung, Vertretern der Stadtratsfraktionen, des Ökolöwen und anderen Organisation, sollte bei der Überarbeitung der Abfallwirtschaftssatzung gründlich diskutieren, wie die Probleme bei der Verteilung der Marken zukünftig verhindert werden können. Die SPD-Fraktion wird dazu geeignete Vorschläge unterbreiten. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, dass Bürger, die Sperrmüllmarken benötigen, diese bei den Bürgerbüros abholen können.

Die SPD-Stadtratsfraktion Leipzig unterstützt die gemeinsame Erklärung von Sozialdemokraten und Grünen gegen den drohenden Irak-Krieg. Der Fraktionsvorsitzende Dr. Joachim Fischer äußerte seine Meinung zum Irak-Konflikt wie folgt: „Die Bundesregierung sollte alles dafür tun, dass es nicht zu einem Krieg kommt. Ich möchte die Bundesregierung in ihrer Haltung bestärken, Deutschland nicht an einem Krieg, wenn er trotzdem nicht zu verhindern ist, zu beteiligen.“ Alle SPD-Stadträte haben folgende „Hamburger Erklärung“ unterzeichnet.

Gemeinsame Erklärung von Sozialdemokraten und Grünen gegen den Irak-Krieg – „Hamburger Erklärung“

SPD und Bündnis90/Grüne haben die Bundestagswahlen auch durch die eindeutige Festlegung auf eine Position gegen einen Irak-Krieg gewonnen. Die Mehrheit der Bevölkerung steht in dieser Frage hinter der Regierung. Wir wollen, dass dieses Wahlversprechen konsequent eingehalten wird. In den letzten Monaten hat die Bundesregierung, insbesondere Gerhard Schröder und Joschka Fischer, mit ihrer Haltung friedenspolitisch viel bewegt und für diese Politik Unterstützung in der ganzen Welt gefunden. Wegen des Widerstands der Mehrzahl der Verbündeten hat die Bush-Regierung die eigene Politik korrigieren müssen: Im Irak sind jetzt wieder UN-Inspektoren im Einsatz. Dazu hat die deutsche Haltung maßgeblich beigetragen. Und das ist gut so. Wir fordern die Bush-Regierung auf, sich an das in der UN-Charta verankerte Verbot eines An-griffskrieges zu halten. Wir gehen davon aus, dass die Bundesregierung ihr Handeln an der Rechtsauffassung ausrichtet, dass die UN-Resolution in keiner Weise zu Kampfeinsätzen nach Kap. VII der UN-Charta gegen den Irak ermächtigt, sondern dafür ein weiterer Beschluss des Sicherheitsrats notwendig wäre. Als Mitglied des Sicherheitsrates sollte Deutschland seinen politischen Einfluss nutzen, um andere Sicherheitsratsmitglieder für eine Ablehnung des drohenden Irak-Krieges zu gewinnen, insbesondere die Veto-Mächte Frankreich und Russland. Wir, Mitglieder der Regierungsparteien SPD und Bündnis 90/Grüne, appellieren deshalb an die Bundesregierung, den deutschen Vertreter im UN-Sicherheitsrat anzuweisen, alles zu tun, um eine Ermächtigung zum Krieg gegen den Irak zu verhindern: Sollten entsprechende Beschlussvorlagen eingebracht werden, erwarten wir, dass Deutschland mit Nein stimmt.

Die SPD-Fraktion begrüßt die Entscheidung der sächsischen Staatsregierung, den Baustopp für den Leipziger City-Tunnel aufzuheben. Der Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Fachausschusses für Stadtentwicklung und Bau, Dr. Joachim Fischer, ist optimistisch, „dass die bestehenden Probleme mit der Deutschen Bahn nun geklärt und der noch ausstehende Projektvertrag bis Ende Januar unterzeichnet werden kann“. Der Baustart muss anschließend zeitnah erfolgen, da die EU-Mittel bekanntlich nur bis 2006 abrufbar sind.

Der Bau des City-Tunnels bedeutet einen Meilenstein im Bahnverkehr der gesamten mitteldeutschen Region. Damit wird sich Leipzig endgültig zum Eisenbahnkreuz entwickeln. Wenn wir Olympia 2012 nach Sachsen holen wollen, muss eine wettbewerbsfähige Infrastruktur geschaffen werden, wozu der City-Tunnel maßgeblich beiträgt. Außerdem hat der Bau des City-Tunnels eine besondere Bedeutung für die regionale Wirtschaft, schafft er doch Aufträge in Millionenhöhe und sichert viele Arbeitsplätze.

Bedenken haben wir SPD-Stadträte jedoch weiterhin bezüglich der Pläne, die südliche Tunnellänge zu verkürzen. Die damit verbundene Kosteneinsparung steht in keinem Verhältnis zu den absehbaren Nachteilen dieser Lösung.

Des Weiteren fordert die SPD-Stadtratsfraktion die sächsische Staatsregierung auf, die nach Aussage der Wirtschaftsstaatssekretärin vorhandenen Spielräume im Landesetat für den Straßenbau schnellstmöglich für weitere Infrastrukturprojekte freizugeben.

Die SPD-Fraktion ist erleichtert, dass in letzter Minute ein Streik im öffentlichen Dienst abgewendet werden konnte. Neben der derzeitigen angespannten Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage wäre der Schrecken eines Arbeitskampfes, Chaos im öffentlichen Nahverkehr, bei der Müllabfuhr, beim Winterdienst, in Krankenhäusern und anderswo, Gift für den konjunkturellen Aufschwung in diesem Jahr gewesen.

Für die Tarifeinigung spricht, dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, immerhin ca. 4,8 Millionen Menschen in Deutschland, nun deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben. Es ist zu erwarten, dass die Konsumausgaben dadurch ansteigen, was vor allem den Einzelhandel nach seiner negativen Bilanz im vergangenen Jahr voran bringt. Die ungewöhnlich lange Laufzeit von 27 Monaten stellt eine Kompensationsmöglichkeit zur Entlastung der öffentlichen Haushalte dar. Die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sind sicherlich nicht für die schlechte Finanzsituation von Bund, Ländern und Kommunen verantwortlich.

Für die Kommunen bedeutet der Tarifkompromiss jedoch eine unverhältnismäßig hohe finanzielle Belastung. So droht der Stadt Leipzig eine Erhöhung bei den Personalausgaben in Millionenhöhe. Diese Mehrbelastung wird ohne eine Verschlechterung der Arbeitsplatzsituation nicht kompensiert werden können. Die SPD-Stadtratsfraktion fordert deshalb eine baldige Verbesserung der Finanzzuweisungen durch Bund und Länder. Insbesondere die Gemeindefinanzreform muss zügig voran gebracht werden und die Kommunen müssen von Aufgaben entlastet werden, die ihnen in der Vergangenheit ohne finanziellen Ausgleich aufgebürdet wurden.

Wir SPD-Stadträte schließen uns der Forderung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes an, die Rolle der Kommunen bei zukünftigen Tarifverhandlungen zu stärken. Sie haben den größten Anteil der öffentlich Beschäftigten und müssen dafür bis zu 40 Prozent ihrer Ausgaben verwenden, während es beim Bund z.B. nur knapp 11 Prozent sind.

Auch die soziale Komponente ist aus Sicht der SPD-Fraktion bei der gefundenen Tarifeinigung nicht deutlich genug beachtet wurden. So hätten niedrige Tarifgruppen einen besseren Abschluss verdient als höhere. Diese Problematik sollte bei kommenden Verhandlungen noch stärker beachtet werden.

Die SPD-Fraktion bringt einen Ergänzungsantrag und einen Änderungsantrag zu Haushaltsänderungsanträgen anderer Stadtratsfraktionen zur Ratsversammlung am 18. Dezember 2002 ins Verfahren.

  1. Ergänzungsantrag zum Antrag Nr. A 031 HHPl 2003 der CDU-Fraktion „Wiederherrichtung des Blindenparks“ Ergänzungsvorschlag: Die Stadtverwaltung prüft die Möglichkeiten einer Standortverlagerung des Blindenparks. Begründung: Nach unseren Informationen wird die Lebensdauer eines Parks mit ca. 10, maximal 15 Jahren veranschlagt. Da der Blindenpark im Rosental bereits 16 Jahre existiert, verschlissen ist und durch Vandalismus mehrfach zerstört wurde, erscheint es sinnvoll, den Blindenpark an einen anderen zentralen und sicheren Standort zu verlegen. 
  2. Änderungsantrag zum Antrag Nr. A 073 HHPl 2003 der Fraktion B‘90/Die Grünen „Unterstützung der Gedenkstätte „Museum in der Runden Ecke“ und des „Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V.“ Änderungsvorschlag: Der 2. Satz des Beschlussvorschlages wird wie folgt geändert:
    1. Die Stadtverwaltung unterbreitet dem Stadtrat bis zum 30.06.2003 Vorschläge, die eine mittelfristige Sicherung der Arbeit des Museums ermöglichen.
    2. Die zukünftigen Zuschüsse sind von der Vorlage eines Konzeptes abhängig, das eine möglichst rationelle Arbeit und die Ausschöpfung aller Reserven sichert, z. B. Erhebung von Eintrittsgebühren, Kooperation mit dem Archiv Bürgerbewegung e. V.

    Begründung: Dem mutigen Eintreten des Leipziger Bürgerkomitees ist es zu verdanken, dass unersetzliche Beweisstücke aus der Hinterlassenschaft des MfS der DDR gesichert worden sind und der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Die ständig steigende Besucherzahl – vor allem auch aus den westlichen Bundesländern und dem Ausland – sind ein Beweis, dass ein zunehmendes Informationsbedürfnis vorhanden ist. Das Museum in der Runden Ecke leistet somit einen wichtigen Beitrag bezüglich der Aufarbeitung und Dokumentation der Historie der DDR-Epoche und Wendezeit sowohl für die Leipziger Bürger als auch für die Besucher Leipzigs.

Die SPD-Stadtratsfraktion unterstützt die Position der Stadtverwaltung in der Frage der Ladenöffnungszeiten. Danach sind, infolge der Allgemeinverfügung vom 16.11.2002, die Öffnungszeiten an den Werktagen, also Montag bis einschließlich Samstag, rund um die Uhr im Gebiet der Stadt Leipzig bis Weihnachten gerechtfertigt. Wir appellieren an das Regierungspräsidium, aber auch an die zuständigen Gewerkschaften, sich dieser Auffassung anzuschließen. Die SPD-Fraktion geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert, auch an den beiden kommenden Adventssonntagen eine Lösung im Interesse der Kunden und der zur Öffnung bereiten Geschäfte zu finden. Wir sind uns bewusst, dass dies für die Verkäufer und Verkäuferinnen eine Mehrbelastung darstellt. Die derzeitige Unsicherheit, ob eine Öffnung im Sinne der angefochtenen Ausnahmeregelung noch gerechtfertigt ist oder nicht, zeigt, wie realitätsfern die Diskussion geführt und wie dringend eine Neuregelung des Ladenschlussgesetzes benötigt wird.

Der riesige Zuspruch an den vergangenen Wochenenden hat bewiesen, dass Leipzig als Einkaufsziel für viele Menschen attraktiv ist. Die zahlreichen geöffneten Geschäfte konnten gute Umsätze erzielen, die sowohl die Kassen der Ladeninhaber füllen, aber auch Arbeitsplätze sichern bzw. sogar neue schaffen. Es ist niemandem plausibel zu erklären, dass die Bundesregierung die Weichen für den verlängerten Wochenendeinkauf stellt und gleichzeitig die Geschäfte in Leipzig geschlossen bleiben müssen.

Die Bundesregierung hat bekanntlich am gestrigen Tage einen Gesetzentwurf für eine Lockerung des Ladenschlussgesetzes beschlossen, der so schnell wie möglich das parlamentarische Verfahren durchlaufen soll. Ziel ist, dass die Geschäfte ab Frühjahr 2003 auch an Sonnabenden bis 20.00 Uhr geöffnet bleiben können. Die SPD-Fraktion begrüßt diesen Entwurf und hofft, dass er, wie geplant, zeitnah umgesetzt werden kann.