Die SPD-Fraktion fordert den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt auf, die Position der Staatsregierung zum Universitätsneubau am Leipziger Augustusplatz ein für alle Mal klar zu stellen. Sein Wissenschaftsminister Matthias Rößler scheint in dieser Angelegenheit vollkommen überfordert zu sein. Die Ende Januar vom Freistaat getroffene Entscheidung, den Wiederaufbau der Paulinerkirche zu unterstützen, konnte bekanntlich am vergangenen Dienstag in einem Kompromissvorschlag zwischen Staatsregierung, Universität und der Stadt Leipzig revidiert werden. Danach wird ein moderner Erinnerungsbau, der sowohl als Aula wie auch als Kirche genutzt wird, favorisiert. Nun streitet Minister Rößler diese Einigung wieder ab und verleugnet den Kompromiss.

Dass sich Herr Rößler als ehrlicher Makler zwischen den verschiedenen Positionen sieht, entbehrt jeder Grundlage. Viel mehr verhält er sich wie ein Händler auf einem Basar: jeden Tag ein neues Angebot zu verkünden, hat nun wirklich nichts mehr mit seriöser, glaubwürdiger und berechenbarer Politik zu tun. Wir SPD-Stadträte fragen uns besorgt, ob Minister Rößler noch im Sinne der Staatsregierung handelt. Der Ministerpräsident muss dazu schnell eine umfassende Antwort geben!

Die SPD-Fraktion hatte sich mit der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen im Vorfeld des Gesprächs zwischen Vertretern der Staatsregierung, der Universität und der Stadt darauf verständigt, eine Neufassung des gemeinsamen Antrages „Umbau des Universitätsgeländes am Augustusplatz“ ins Verfahren zu bringen. Danach wird der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig beauftragt, sich bei der Sächsischen Staatsregierung für einen baldmöglichen Start des Umbaus des Universitätsgeländes am Augustusplatz einzusetzen, der eine Fertigstellung der Gesamtbaumaßnahmen bis zum Universitätsjubiläum im Jahr 2009 gewährleistet. Maßgebend für den zu realisierenden Entwurf sind aus Sicht des Stadtrates die funktionalen Anforderungen der Leipziger Universität und die städtebauliche Einbindung des Campus in die Leipziger Innenstadt. Der Nachbau der gesprengten Universitätskirche ist in diesem Rahmen nicht enthalten. Stattdessen soll in einer würdigen und angemessenen Form an die Sprengung erinnert werden. Da sich die CDU nicht an die im Ältestenrat einvernehmlich getroffene Entscheidung hielt, den Antrag in 1. und 2. Lesung in der Ratsversammlung am 19.02.2003 zu votieren, wurde der Antrag lediglich in 1. Lesung behandelt und steht im März erneut auf der Tagesordnung des Stadtrates.

Die SPD-Stadtratsfraktion hat Verständnis für die heutige Demonstration von sächsischen Handwerkern in Leipzig. Die sozialdemokratischen Stadträte haben die Belange der klein- und mittelständischen Betriebe bei ihren politischen Entscheidungen immer berücksichtigt. So hat sich unsere Fraktion für die Beibehaltung der derzeitigen Steuerersätze im Haushalt der Stadt Leipzig ausgesprochen.

Die SPD-Fraktion hat maßgeblichen Anteil, dass der städtische Haushalt für 2003 pünktlich im Dezember des vergangenen Jahres verabschiedet wurde. Dies schafft insbesondere Planungssicherheit für diesjährige Investitionen. Außerdem haben wir uns dafür eingesetzt, dass die Stadt Leipzig trotz einer angespannten finanziellen Situation in ihrem Haushalt genügend Gelder für Investitionen einstellt. Um wichtige Investitionsvorhaben in Leipzig auch in den kommenden Jahren voranzubringen, fordert die SPD-Fraktion in einem Antrag zum Haushaltsplan 2003 die Reduzierung städtischer Beteiligungen an Wirtschaftsunternehmen. Die erzielten Veräußerungserlöse sollen dabei vorrangig zur Finanzierung von Zukunftsinvestitionen beitragen.

„Bei der Vergabe der Bauaufträge haben wir stets darauf geachtet, dass auch kleine und mittlere Unternehmen adäquat beteiligen werden und zwar als Auftragnehmer und nicht als Subunternehmer“, erklärt Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des Fachausschusses für Stadtentwicklung und Bau im Stadtrat Leipzig. Die SPD-Fraktion befürwortet daher die Beibehaltung der derzeitigen Losgrößen.

Jedoch möchten wir die Handwerkskammern warnen, die derzeit schwierige Lage des Mittelstandes parteipolitisch einseitig zu betrachten. Den Vorwurf, die SPD geführte Bundesregierung betreibe eine mittelstandsfeindliche Politik, weisen wir entschieden zurück. So hat der SPD-Parteivorstand vor wenigen Wochen die Wiesbadener Erklärung „Offensive für den Mittelstand – Mehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland“ verabschiedet. Die Eckpunkte dieser Offensive sind die Förderung von Existenzgründern, die Sicherung der Finanzierung des Mittelstandes, ein Masterplan Bürokratieabbau, die Modernisierung der Berufsausbildung und die Förderung von Ausbildungsplätzen, eine Innovationsinitiative Mittelstand, sowie eine Außenwirtschaftskampagne, in deren Mittelpunkt der Mittelstand steht.

Sehr geehrte Frau Ministerin Bulmahn,

mit Unverständnis haben wir Ihre ablehnende Entscheidung zur Förderung des Projektes Europäische Spallations-Neutronenquelle in unserer Region zur Kenntnis genommen. Eine solche Einrichtung hätte eine hohe wissenschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung für unsere Region. Der Verzicht auf das Projekt stellt aus unserer Sicht auch eine wissenschafts- und industriepolitisch falsche Entscheidung dar. Für eine Spallations-Neutronenquelle mit der geplanten Leistungsfähigkeit besteht ein in der Zukunft stark anwachsendes Nutzerpotential auch im Bereich der Industrie. Die Industrieforschung in Deutschland insgesamt, insbesondere in Ostdeutschland, benötigt aber dringend Impulse. Hier dürfen unseres Erachtens keine Kürzungen aus fiskalpolitischen Gründen vorgenommen werden.

Wir appellieren an Sie, verehrte Frau Bundesministerin, Ihre Entscheidung zu überdenken. Sorgen Sie für eine wichtige Zukunftsinvestition für Deutschland und unsere Region!

gez. Thomas Jurk Vorsitzender SPD-Landtagsfraktion des Landes Sachsen

gez. Dr. Joachim Fischer Vorsitzender SPD-Stadtratsfraktion der Stadt Leipzig

gez. Knut Lehmann Vorsitzender SPD-Stadtratsfraktion der Stadt Halle (Saale)

gez. Michael Geithe Vorsitzender SPD-Kreistagsfraktion des Saalkreises

Die Vorsitzenden der SPD-Fraktion, Herr Dr. Joachim Fischer und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Herr Michael Weichert, informierten heute in einem Pressegespräch über den gemeinsamen Antrag beider Fraktionen „Neuer Wettbewerb für Umbau des Universitätsgeländes am Augustusplatz“. Nach der umstrittenen Entscheidung der sächsischen Staatsregierung, eine Fläche am Augustusplatz für einen möglichen Wiederaufbau der Paulinerkirche freizuhalten und dem damit verbundenen Bruch der außergerichtlichen Einigung mit der Universität, nach der allein die Hochschule für die Flächen innerhalb der Innenstadt zuständig ist und dem Rücktritt der Universitätsleitung, sind die Positionen zwischen beiden Seiten festgefahren.

„Der Antrag soll diese Fronten wieder aufbrechen, damit eine Lösung möglich wird, dass bis zum 600-jährigen Jubiläum der Universität im Jahre 2009 ein moderner Campus am Augustusplatz entsteht“, erläuterte Dr. Joachim Fischer, Fraktionsvorsitzender der SPD das Anliegen des Antrages. Es soll ein kurzfristiger Wettbewerb initiiert werden, der erste Ergebnisse bereits im Herbst dieses Jahres präsentiert. Dazu muss die Ausschreibung im Vergleich zum letzten Wettbewerb überarbeitet und die Gestaltungsvorgaben aufgelockert werden. So betonen Dr. Fischer und Herr Weichert, dass zum Beispiel das Hauptgebäude der Universität nicht zu Teilen erhalten werden kann, wie es die derzeitigen Pläne der Staatsregierung vorsehen. Neben den Preisträgern des letzten Wettbewerbs „Universitätsgelände am Augustusplatz“ sollen damit auch hochkarätige Architekten für den neuen Wettbewerb gewonnen werden.

Beide Fraktionsvorsitzende sind sich einig, dass in einer würdigen Form an die gesprengte Unikirche erinnert werden muss. Ein originalgetreuer Wiederaufbau könne jedoch nicht dem Gedenken an die Sprengung im Jahre 1968 gerecht werden. In der aktuellen Umfrage des Instituts für Marktforschung sprechen sich bekanntlich eine deutliche Mehrheit, nämlich zwei Drittel der Leipziger Bürger für ein neues Universitätsgelände, mit dem architektonisch an die Kirche erinnert wird und gegen den Aufbau der Unikirche im Original aus. „Diese Meinung der Bevölkerung, deren gewählte Vertreter wir Stadträte sind, soll mit diesem Antrag entsprochen werden“ erklärte Dr. Fischer abschließend. Der Antrag soll in 1. und 2. Lesung in der kommenden Ratsversammlung am 19. Februar 2003 behandelt werden.

Dienstag, den 04. Februar 2003, um 14:15 Uhr

in die Fraktionsgeschäftsstelle der SPD-Fraktion, Raum 106, I. Etage, Neues Rathaus ein.

Thema

Gemeinsamer Antrag der SPD-Fraktion und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Neuer Wettbewerb für Umbau des Universitätsgeländes am Augustusplatz“

Die SPD-Stadtratsfraktion unterstützt aktiv die derzeitigen Aktionen in Leipzig gegen den drohenden Irak-Krieg und ruft alle Bürger unserer Stadt ebenso zur Teilnahme auf. So werden SPD-Stadträte am kommenden Montag, wie in den letzten Wochen, wieder am Friedensgebet in der Nikolaikirche und der anschließenden Friedensdemonstration durch die Leipziger Innenstadt teilnehmen.

Auch an der Unterschriftensammlung der Leipziger SPD gegen einen Irak-Krieg am Freitag, dem 7. Februar 2003, 15 bis 18 Uhr in der Petersstraße / Ecke Hugendubel, werden sich sozialdemokratische Stadträte beteiligen.

Wir wollen dabei mit den Bürgern Leipzigs ins Gespräch kommen und zeigen, dass die SPD Militäraktionen gegen den Irak ablehnt. Wir befürworten und unterstützen die derzeitigen Bemühungen der Bundesregierung, den Irak mit friedlichen Mitteln zu entwaffnen, wenn er nachweislich Massenvernichtungswaffen besitzt. Dr. Joachim Fischer, SPD-Fraktionsvorsitzender: „Ein Krieg kostet wahrscheinlich Tausenden Menschen das Leben, sprengt die weltweite Anti-Terror-Allianz, destabilisiert den Nahen Osten, der, wenn man an die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern denkt, sowieso schon ein Pulverfass ist und verschlechtert die schon schwierige Lage der Weltwirtschaft.“ Die UN-Waffeninspekteure sollten mehr Zeit bekommen, um ihre Arbeit im Irak fortsetzen zu können und zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Die irakische Regierung muss dabei die derzeit noch offenen Fragen überzeugend klären.

Die SPD-Stadtratsfraktion bedauert außerordentlich die Entscheidung des Rektors der Leipziger Universität, sein Amt niederzulegen, die wir jedoch verstehen. Wir zollen Herrn Prof. Volker Bigl Respekt für seine konsequente Haltung, die Entscheidung der sächsischen Staatsregierung zum möglichen Wiederaufbau der Paulinerkirche gegen den ausdrücklichen Willen der Universitätsleitung, wie von ihm angekündigt, nicht zu tolerieren.

Herr Bigl hat sich als Rektor seit seiner Wahl im Jahre 1997 stets um das Wohl der Universität verdient gemacht, was seine heutige Entscheidung nur bestätigt. Wir sind uns sicher, dass die Mehrheit der Leipziger und insbesondere die Studierenden ihn als hochangesehene Persönlichkeit in der Funktion als Rektor vermissen werden. Herr Professor Bigl ist ein Mann der Universität Leipzig – hat er doch nahezu alle Stationen durchlaufen, die das Repertoire der Hochschule anbietet. Angefangen als Assistent in der neurochemischen Abteilung, dann als Dozent und Professor, schließlich als Direktor des Paul-Flechsig-Instituts für Hirnforschung. 1995 wurde er zum Dekan gewählt, zwei Jahre später zum Rektor der Universität.

Während Professor Bigl mit seiner Entscheidung ausschließlich die Interessen der Universität wahren wollte, hat die Staatsregierung allein parteipolitisch und rechtlich zweifelhaft gehandelt. Der vom Freistaat begangene Vertragsbruch, die außergerichtliche Vereinbarung mit der Universität aus dem Jahr 2000 zu missachten, ist einmalig in der Geschichte der Selbstverwaltung der Uni Leipzig. Diese Vereinbarung hatte bekannterweise zum Inhalt, dass ausschließlich die Hochschule für die Flächen in der Innenstadt und somit die Gestaltung des Uni-Komplexes am Augustusplatz zuständig ist.

Die SPD-Fraktion erneuert ihre Forderung, dass sich die Verantwortungsträger schnell an einen Tisch setzen und intensiv nach einer Lösung suchen, die einen nachhaltigen Schaden von der Universität und unserer Stadt abwenden. Das Ziel ist eindeutig definiert: Umbau in eine Universität des 21. Jahrhunderts im Zentrum von Leipzig.